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Das Franziskanerkloster in Greifswald das nach der Farbe des Ordenshabits der Franziskaner auch als Graues Kloster bezeichnet wurde bestand vom 13 Jahrhundert bis zum 16 Jahrhundert Es befand sich sudostlich des Greifswalder Marktplatzes und erstreckte sich bis zur Stadtmauer Auf dem Areal des fruheren Klosters befindet sich unter anderem das Pommersche Landesmuseum Von der mittelalterlichen Bausubstanz blieb das sogenannte Guardianshaus erhalten Das Franziskanerkloster in der Mitte des Ausschnitts aus einer Ansicht Greifswalds 1552 von Gottlieb Giese Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Grundung 1 2 Entwicklung bis zur Sakularisation 2 Bibliothek 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenGrundung Bearbeiten nbsp Das Graw Closter in einer Stadtansicht von Matthaus Merian 1652 Das Kloster des 1210 entstandenen Franziskanerordens in Greifswald wurde am 29 Juni 1262 gegrundet Die Grafen von Gutzkow hatten dazu eine ihnen gehorige Hausstelle in Greifswald fur die Anlage des Klosters gestiftet Ein wichtiges Ziel der Stifter war die Anlage einer standesgemassen Grablege fur die Gutzkower Grafenfamilie Die in der Literatur weit verbreitete Stiftung des Klosters im Jahr 1242 durch den Gutzkower Herren Jaczo von Salzwedel und dessen Frau Dobroslawa wurde bereits in den 1930er Jahren angezweifelt Augustin Balthasar hatte eine Inschrift aus dem Monchsgestuhl der Klosterkirche uberliefert die an die Stiftung des Klosters erinnerte Die Inschrift selbst war spatestens seit 1743 nicht mehr vorhanden In ihr hiess es laut dem Pommerschen Urkundenbuch PUB Nr 403 Anno 1262 in die apostolorum Petri et Pauli fratres Minores primo intrauerunt hanc ciuitatem sc Gripeswaldensem ad obtinendum vocati a domino Jackecen comite generoso de Gutzkou nec non nobili domina Dob ruzlau ejus uxore quorum corpora hic in choro requiescunt Nota quod generosus comes Jachecen de Gutzkou hanc aream dedit fratribus in honorem sanctorum Petri et Pauli ac omnium aliorum apostolorum Die Jahreszahl war in romischen Ziffern geschnitzt die in Klammern gesetzten Teile waren bereits bei der Uberlieferung herausgebrochen Robert Klempin identifizierte die Stifter als Jaczo I und dessen Frau Dobroslawa Da die beiden vor 1249 gestorben waren korrigierte Klempin bei der ersten Edition des Pommerschen Urkundenbuchs die Jahresangabe von 1262 auf 1242 Adolf Hofmeister vermutete 1937 dass es sich bei dem Ehepaar tatsachlich um Jaczo II einen Enkel Jaczos I sowie um dessen Frau Cecislawa von Putbus handelte Damit fand die Grundung des Franziskanerklosters vermutlich zwolf Jahre nach der Verleihung des Lubischen Rechts an Greifswald durch Herzog Wartislaw III statt Die mit dem fruheren Datum in Zusammenhang gebrachte starkere Einflussnahme auf die Stadt gilt somit als unwahrscheinlich denn die zunehmende stadtische Autonomie zeigte sich 1262 im Auftreten Greifswalds als Vertragspartner neben dem Herzog mit dem norwegischen Konig Andererseits fuhrte die Klostergrundung innerhalb der Stadt zu einer Schwachung der kirchlichen Stellung des Klosters Eldena das das Kirchenpatronat uber die drei Greifswalder Pfarrkirchen innehatte Entwicklung bis zur Sakularisation Bearbeiten nbsp Idealisierte Darstellung des Klosters von Caspar MerianDas Kloster gehorte zur Kustodie Stettin der Sachsischen Franziskanerprovinz Saxonia In den Jahren 1264 und 1265 traten der Kustos der Stettiner Kustodie und der Guardian des Greifswalder Konvents erstmals an hervorgehobener Position als Zeugen in Urkunden Wartislaws III auf Ende des 13 und vor allem ab Anfang des 14 Jahrhunderts bezeugte der Franziskanerkonvent haufiger Urkunden und Privilegien fur den Greifswalder Rat Die Stadt war mindestens ab Beginn des 14 Jahrhunderts bemuht durch dem Rat angehorende Kirchenrate den Grunderwerb aller ortlichen Kloster und damit deren Ausdehnung im Stadtgebiet zu kontrollieren Ein Grunderwerb der Franziskaner ausserhalb ihres Klostergrundstucks kann jedoch nicht nachgewiesen werden Fur einen Turm mit Kloake der 1305 dem Kloster an der sudlichen Stadtmauer genehmigt wurde behielt sich der Stadtrat die Jurisdiktion vor Der umgebende Raum an der Mauer blieb im Besitz der Stadt weil im Verteidigungsfall unbedingt zuganglich sein musste Werner Hilgemann war um 1330 der erste namentlich fassbare Guardian der einer der fuhrenden Ratsfamilien Greifswalds angehorte Die Familie Hilgemann stiftete 1348 den Neubau des Chores der Klosterkirche in dem sie gleichzeitig ihre Grablege anlegen liess In der Klosterkirche die dem Markt am nachsten lag hatte der Rat ebenso wie in den Pfarrkirchen ein eigenes Gestuhl Vor der Wahl eines neuen Burgermeisters musste sich der gesamte Rat zur Messe in der Klosterkirche versammeln wie Heinrich Rubenow 1451 in der Verfassung der Stadt niederschrieb Bei der Grundung der Universitat Greifswald 1456 hielt der Franziskaner Nikolaus Vermann der auch als Professor der Theologie an ihr lehrte die Weiherede Verschiedene Angehorige des Franziskanerkonvents waren an der Universitat immatrikuliert Die erhaltenen Aufzeichnungen lassen keine Ruckschlusse auf die Grosse des Konvents zu Bekannt sind die Namen einzelner Bruder uberwiegend in Zusammenhang mit Geldzahlungen zugunsten dieser Personen Da der Besitz von personlichem Vermogen nicht dem Armutsideal des Franz von Assisi entsprach kam es im 15 Jahrhundert im gesamten Orden zu Reformbestrebungen der Observanzbewegung 1461 ordneten der Brandenburger Bischof und der Magdeburger Erzbischof eine Visitation des Greifswalder Klosters an Die Einfuhrung der Reform die eine strengere Ordnung und den Verzicht auf personlichen Besitz bedeutete stiess zunachst auf Widerstand Die um Rechtshilfe angerufene juristische Fakultat der 1456 gegrundeten Universitat Greifswald sah sich nicht in der Lage ein kompetentes Gutachten zu erstellen Die Reform des Klosters im Sinne der gemassigt strengen Martinianischen Konstitutionen wurde schliesslich 1480 unter Aufsicht des Provinzials Eberhard Hille r mann des Guardians Nikolaus von Buge und des Greifswalder Rates durchgefuhrt 1518 teilte die Leitung des Franziskanerordens die Saxonia Greifswald bildete mit uber 70 anderen Klostern die martinianisch ausgerichtete Provinz vom hl Johannes dem Taufer Bis auf Greifswald und Halberstadt ginge alle diese Kloster in der Reformation bald unter so dass sich Greifswald 1550 der observanten Ordensprovinz vom hl Kreuz anschloss Nach der Einfuhrung der Reformation in Pommern wurde das Kloster zunachst weiter geduldet Es durfte keine neuen Mitglieder aufnehmen und die pommersche Kirchenordnung nicht unterlaufen Den Franziskanern war gestattet bis zu ihrem Lebensende im Kloster zu bleiben Im Herbst 1556 wurde das Kloster auf Anordnung des Provinzials der Saxonia vom hl Kreuz dem Rat der Stadt ubergeben Die Franziskaner behielten die Grundungsurkunden und Teile der Einrichtung Die Stadt liess in den Gebauden des Klosters eine Stadtschule und eine Armenanstalt einrichten Bibliothek Bearbeiten nbsp Ehemalige Klosterbibliothek auch als Guardianshaus bezeichnetEine Inventarisierung der Bibliothek Liberey ergab 1545 einen Bestand von ungefahr 406 Buchern Bei der Aufhebung des Klosters 1556 wurde die Bibliothek mit der des Dominikanerklosters im Dom St Nikolai zusammengefasst Nach einem Verzeichnis von 1599 handelte es sich um 174 gedruckte Werke und 44 handschriftliche Bande Es handelte sich uberwiegend um theologische im geringeren Umfang auch um juristische und philosophische Schriften Ein dreibandiger Bibelkommentar des Nikolaus von Lyra dem Kloster 1484 durch Katharina Rubenow geschenkt der Witwe des ermordeten Burgermeisters Heinrich Rubenow gehort zu den wertvollsten Inkunabeln 1 2 Bis 1602 wurden die Bucher in den Greifswalder Dom gebracht Sie bildeten den Grundstock der Bibliothek des Geistlichen Ministeriums 2 Literatur BearbeitenKarsten Igel Zur Geschichte des Greifswalder Franziskanerklosters Anlasslich des 750 Jahrestages der Klostergrundung am 29 Juni 1262 In Greifswalder Beitrage zu Stadtgeschichte Denkmalpflege Stadtsanierung 6 Jahrgang Hansestadt Greifswald Stadtbauamt Greifswald 2012 S 4 15 Weblinks BearbeitenLiteratur uber Franziskanerkloster Greifswald in der Landesbibliographie MVEinzelnachweise Bearbeiten Theodor Pyl Geschichte des Franziskaner und Dominikaner Klosters des Hl Geist und Georg Hospitals der Gertrudenkirche u der Greifswalder Convente nebst Personen Orts und Sach Reg Geschichte der Greifswalder Kirchen und Kloster sowie ihrer Denkmaler nebst einer Einleitung vom Ursprunge der Stadt Greifswald 3 Teil Greifswald 1887 S 1106 1122 a b Guntram Wilks Die Bibliothek des Geistlichen Ministeriums im Dom St Nikolai zu Greifswald Geschichte und Bedeutung In Felix Biermann Manfred Schneider Thomas Terberger Hrsg Pfarrkirchen in den Stadten des Hanseraums Verlag Marie Leidorf Rahden Westfalen 2006 ISBN 3 89646 461 2 S 183 192 Archaologie und Geschichte im Ostseeraum Bd 1 ISSN 1863 0855 54 095004 13 382897 Koordinaten 54 5 42 N 13 22 58 4 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Franziskanerkloster Greifswald amp oldid 231366793