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Die Martinianischen Konstitutionen lat Constitutiones Martini oder Constitutiones Martinianae stellen den Versuch eines Kompromisses zwischen unterschiedlichen Zweigen des Franziskanerordens im Armutsstreit dar Dieser Konsens blieb jedoch nur oberflachlich Letztlich wurde 1517 eine Trennung zwischen beiden Linien vollzogen Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Martinianer 3 Literatur 4 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenIn den franziskanischen Orden war es schon bald zu zwei unterschiedlichen Auspragungen gekommen Neben den Konventualen deren Kloster durch Zustiftungen immer reicher wurden und damit gegen die Regel des Franz von Assisi verstiessen bildete sich die strengere Richtung der Observanten die unter anderem von Bernhardin von Siena besonders gefordert wurde Im Jahre 1415 erhielten die franzosischen Observanten die Erlaubnis einen eigenen commissarius zu wahlen der zwar dem Generalminister unterstellt blieb faktisch aber ein selbststandiger Oberer war Auch in anderen Landern erhielten sie eigene Rechte 1 Diese Selbstandigkeit fuhrte zu einer sich raumlich uberlagernden Doppelstruktur von observanten und konventual ausgerichteten Konventen die eine Gefahrdung der Einheit des Ordens darstellte und in der Folge zu Rivalitaten und Streitigkeiten innerhalb der verschiedenen Gruppen im Gesamtorden fuhrte Regional kam es zu Kampfen um jeden Konvent teilweise wie 1493 in Wismar brachten die konventual ausgerichteten Bruder Wertgegenstande vor den observanten in Sicherheit 2 Papst Martin V beauftragte daher 1430 Johannes Capistranus als Vermittlungsvorschlag die dann nach ihm so genannten Martinianischen Konstitutionen zu verfassen Hauptpunkte waren der Verzicht auf papstliche Dispense von den Armutsgelubden fur die Konventualen und ein Verzicht auf die Oberen ihrer Parallelstruktur bei den Observanten Zumeist waren die Constitutiones Ordensgesetz das von zahlreichen Provinzen des Ordens ubernommen jedoch nicht angewandt oder allmahlich abgeschwacht wurde Bereits sechs Wochen nach dem Abschluss der Verhandlungen erwirkte der Generalminister Guillermo Robazoglio da Casale 1430 1442 32 Generalminister den Dispens von den Armutsgelubden durch das Breve Ad Statum 3 Die Trennung des Franziskanerordens in die Konventualen seitdem im Deutschen als Minoriten bezeichnet und die Observanten war unausweichlich und wurde am 19 Mai 1517 durch Papst Leo X mit der Bulle Ite et vos in vineam meam Geht auch ihr in meinen Weinberg Mt 20 4 EU vollzogen Martinianer BearbeitenAn manchen Orten bildeten sich gegen Ende des 15 Jahrhunderts unter den observanten Franziskanern Gruppen von Martinianern 4 die einen Mittelweg zwischen einer strengen Observanz und den Konventualen zu beschreiten versuchten Dazu gehorte der Verzicht auf Liegenschaftsbesitz der Kloster der Pachteinnahmen abwarf und auf Dauereinnahmen durch Seelgeratstiftungen und Jahrzeitgedachtnisse wie sie im Laufe des 14 Jahrhunderts ublich geworden waren Auch Renten zugunsten eines einzelnen Franziskaners sollten verboten sein Die Kloster sollten weiter Geld als Almosen zum Erhalt ihrer Baulichkeiten beziehen durfen das aber formal Eigentum des Apostolischen Stuhls war und vor Ort von weltlichen Schaffnern Tutoren oder Prokuratoren verwaltet wurde die in Deutschland haufig Mitglieder der Stadtrate oder vom Stadtrat beauftragte Personen waren 5 Auch nachdem die Konventualen ab 1517 einen eigenen Orden bildeten gelang es nicht die streng observant ausgerichteten Konvente und die nach den Martinianischen Statuten lebenden zusammenzufuhren die ortlichen Situationen waren sehr uneinheitlich Stadtrate und Landesherren nahmen Einfluss Auch die von Papst Julius II 1508 publizierten Reformstatuten die Statuta Julii brachten keinen dauerhaften Ausgleich Die Sachsische Franziskanerprovinz Saxonia hatte beispielsweise 1509 die Statuta Julii ubernommen musste aber bereits 1518 von der Ordensleitung in zwei Provinzen aufgeteilt werden die observante Provinz vom hl Kreuz mit zunachst 37 spater 41 Klostern und die nach den Martinianischen Konstitutionen lebende Provinz vom hl Johannes dem Taufer mit 78 Klostern Die bald einsetzende Reformation fuhrte jedoch zur Schliessung fast aller dieser Kloster und machte die Trennung gegenstandslos Literatur BearbeitenAnnette von Boetticher Orden und Kloster im Zeitalter von Reformation und katholischer Reform 1500 1700 Katholisches Leben und Kirchenreform im Zeitalter der Glaubensspaltung Vereinsschriften der Gesellschaft zur Herausgabe des Corpus Catholicorum Band 65 66 Band 3 Aschendorff Munster 2007 ISBN 978 3 402 11085 0 S 149 Ferdinand Doelle Die martinianische Reformbewegung in der sachsischen Franziskanerprovinz im 15 und 16 Jahrhundert Munster 1921 Susanne Drexhage Leisebein Reformer Engagement stadtischer Obrigkeit in der 2 Halfte des 15 Jahrhunderts Die franziskanischen Reformbewegungen in der stadtischen Kirchen und Klosterpolitik am Beispiel ausgewahlter Stadte im Gebiet der Sachsischen Ordensprovinz In Dieter Berg Bettelorden und Stadt Bettelorden und stadtisches Leben im Mittelalter und in der Neuzeit Werl 1992 S 209 234 Karel Halla Die Reform des Konvents des Franziskanerordens von Eger und der Einzug der Observanten In Das Bistum Bamberg in der Welt des Mittelalters Vortrage der Ringvorlesung des Zentrums fur Mittelalterstudien der Otto Friedrich Universitat Bamberg im Sommersemester 2007 S 151 163 Onlineausgabe Katharina Ulrike Mersch Soziale Dimensionen visueller Kommunikation in hoch und spatmittelalterlichen Frauenkommunitaten Stifte Chorfrauenstifte und Kloster im Vergleich Nova Mediaevalia Series Band 10 V amp R unipress 2012 ISBN 978 3 89971 930 7 S 358 f John Richard Humpidge Moorman History of the Franciscan Order From Its Origins to the Year 1517 Oxford 1968 englisch Bernhard Neidiger Die Martianischen Konstitutionen von 1430 als Reformprogramm der Franziskanerkonventualen Ein Beitrag zur Geschichte des Kolner Minoritenklosters und der Kolner Ordensprovinz im 15 Jahrhundert In Zeitschrift fur Kirchengeschichte 95 1984 S 337 381 Bernhard Neidiger Die Observanzbewegungen der Bettelorden in Sudwestdeutschland In Rottenburger Jahrbuch fur Kirchengeschichte 11 1992 S 175 Manfred Schulze Fursten und Reformation Geistliche Reformpolitik weltlicher Fursten vor der Reformation Neue Reihe Spatmittelalter und Reformation Band 1 Band 2 Mohr Siebeck 1991 ISBN 3 16 145738 2 S 179 ff Einzelnachweise Bearbeiten Bernhard Neidiger Die Martianischen Konstitutionen von 1430 als Reformprogramm der Franziskanerkonventualen In Zeitschrift fur Kirchengeschichte 95 1984 S 337 Ingo Ulpts Die Bettelorden in Mecklenburg Ein Beitrag zur Geschichte der Franziskaner Klarissen Dominikaner und Augustiner Eremiten im Mittelalter Saxonia Franciscana 6 Dietrich Coelde Verlag Werl 1995 ISBN 3 87163 216 3 S 316 320 John Richard Humpidge Moorman History of the Franciscan Order Oxford 1968 S 448 Katharina Ulrike Mersch Soziale Dimensionen visueller Kommunikation in hoch und spatmittelalterlichen Frauenkommunitaten Stifte Chorfrauenstifte und Kloster im Vergleich 2012 S 368 Ingo Ulpts Die Bettelorden in Mecklenburg Ein Beitrag zur Geschichte der Franziskaner Klarissen Dominikaner und Augustiner Eremiten im Mittelalter Saxonia Franciscana 6 Dietrich Coelde Verlag Werl 1995 ISBN 3 87163 216 3 S 317 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Martinianische Konstitutionen amp oldid 222818719