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Als Sorbisches Siedlungsgebiet in Brandenburg amtlich Siedlungsgebiet der Sorben Wenden niedersorbisch Serbski sedlenski rum obersorbisch Serbski sydlenski rum wird allgemein jener Raum im Osten Sachsens und Suden Brandenburgs bezeichnet in dem das westslawische Volk der Sorben in Brandenburg auch als Wenden bezeichnet autochthon ist Umgangssprachlich wird das Siedlungsgebiet der Sorben auch als Sorbenland bezeichnet vor 1945 war teils abwertend auch der Begriff Wendei in Gebrauch 1 Das amtlich anerkannte Siedlungsgebiet der SorbenDieses Gebiet ist in den vergangenen Jahrhunderten infolge von Assimilation Germanisierung und Inanspruchnahme durch Braunkohletagebau bestandig geschrumpft Zudem ist das Bekenntnis zum sorbischen Volk nach Bundes und Landesgesetzen frei und darf nicht nachgepruft werden zum Beispiel durch Volkszahlungen Daher gibt es sehr verschiedene Ansatze zur Abgrenzung Bekennende Sorben oder Sorbischsprachige stellen in den meisten Gemeinden dieses Gebietes nicht die Bevolkerungsmehrheit sondern eine teils sehr kleine Minderheit Inhaltsverzeichnis 1 Offiziell anerkanntes Siedlungsgebiet 2 Historisches Siedlungsgebiet 3 Kernsiedlungsgebiet 4 Literatur 5 Siehe auch 6 EinzelnachweiseOffiziell anerkanntes Siedlungsgebiet BearbeitenDas offiziell anerkannte sogenannte angestammte Siedlungsgebiet ist in Landesgesetzen bzw verordnungen der Lander Sachsen und Brandenburg definiert Fur den Freistaat ist das Gebiet durch das Gesetz uber die Rechte der Sorben im Freistaat Sachsen kurz Sachsisches Sorbengesetz dauerhaft festgelegt Die Grenzziehung basiert zum Grossteil noch auf den Statistiken Arnost Mukas aus den 1880er Jahren Diese Praxis entspricht dem Anspruch das Siedlungsgebiet bewahren und schutzen zu wollen obwohl sich gerade im ostlichen Teil Landkreis Gorlitz Orte innerhalb des Siedlungsgebietes befinden in denen die sorbische Sprache im Alltag de facto kaum noch prasent ist Im Gegensatz dazu forderte das brandenburgische Gesetz uber die Ausgestaltung der Rechte der Sorben Wenden im Land Brandenburg kurz Sorben Wenden Gesetz bis zur Novellierung 2014 von jenen Gemeinden die sich zum Siedlungsgebiet gehorig fuhlen den Nachweis einer kontinuierlichen sprachlichen und kulturellen sorbischen wendischen Tradition bis zur Gegenwart Diese Regelung wurde von sorbischen Vertretern und Minderheitenrechtlern unter anderem deswegen kritisiert weil sie einerseits das Wohlwollen der Gemeinde also den politischen Willen zur Forderung des Sorbischen voraussetzt und sich andererseits der Nachweis vor allem einer kontinuierlichen sprachlichen Tradition aufgrund der in der Vergangenheit in Preussen sehr viel strikter durchgefuhrten Assimilierungspolitik und Unterdruckung der Sorben Wenden in vielen Fallen schwierig gestaltet Nunmehr genugt der Nachweis sprachlicher oder kultureller Tradition den Beitritt zum Siedlungsgebiet kann auch der Rat fur sorbische wendische Angelegenheiten beantragen Zweisprachiges Ortsschild Sorbisch unten und Strassenschild Sorbisch oben Die Gemeinden und Vereine des Siedlungsgebietes sind zustandig fur die Forderung und Entwicklung sorbischer Sprache und Kultur zum Beispiel durch zweisprachige Strassenbeschilderungen Gebaudebeschilderungen und die Prasenz des Sorbischen in der Offentlichkeit Zweisprachige Internetseiten sollten folgen Zweisprachige Ortsschilder und Wegweiser sind bereits vorgeschrieben Allerdings werden in der Praxis diese Vorgaben abgesehen vom Kernsiedlungsgebiet siehe unten nicht konsequent umgesetzt In Brandenburg tragen Gemeinden im Siedlungsgebiet seit Inkrafttreten des neuen Sorben Wenden Gesetzes 2014 offiziell einen deutsch niedersorbischen Doppelnamen als einzige amtlich zulassige Bezeichnung 2 Das Gebiet umfasst derzeit folgende Gemeinden und Gemeindeteile im Freistaat Sachsen Landkreis Bautzen 28 von 59 Gemeinden Bautzen Budysin Burkau nur Neuhof Nowy Dwor Crostwitz Chroscicy Doberschau Gaussig Dobrusa Huska ausser Cossern und Naundorf Elsterheide Halstrowska Hola Elstra nur Kriepitz Krepjecy Goda Hodzij Grossdubrau Wulka Dubrawa Grosspostwitz Budestecy ausser Eulowitz Hochkirch Bukecy ausser Breitendorf Hoyerswerda Wojerecy Kamenz Kamjenc Deutschbaselitz Nemske Pazlicy Jesau Jezow Kamenz Kamjenc Thonberg Hlinowc Wiesa Breznja Konigswartha Rakecy Kubschutz Kubsicy Lohsa Laz Malschwitz Malesecy Nebelschutz Njebjelcicy Neschwitz Njeswacidlo Obergurig Hornja Horka Ossling nur Milstrich Jitro Panschwitz Kuckau Pancicy Kukow Puschwitz Bosicy Rackelwitz Worklecy Radibor Radwor Ralbitz Rosenthal Ralbicy Rozant Spreetal Sprjewiny Dol Weissenberg Wospork und Wittichenau Kulow Landkreis Gorlitz 14 von 53 Gemeinden Bad Muskau Muzakow Boxberg Hamor Gablenz Jablonc Gross Duben Dzewin Hohendubrau Wysoka Dubrawa ausser Gross Radisch Jerchwitz Thrana Krauschwitz Kruswica Kreba Neudorf Chrjebja Nowa Wjes Mucka Mikow Quitzdorf am See nur Horscha Horsow und Petershain Hoznica Rietschen Recicy Schleife Slepo Trebendorf Trjebin Weisskeissel Wuskidz und Weisswasser Bela Woda 3 im Land Brandenburg 4 Stadt Cottbus Chosebuz Landkreis Spree Neisse 23 von 29 Gemeinden Burg Borkowy Briesen Brjazyna Dissen Striesow Desno Strjazow Drachhausen Hochoza Drebkau Drjowk Drehnow Drjenow Felixsee Feliksowy Jazor Ortsteil Bloischdorf Blobosojce Forst Barsc Guhrow Gory Heinersbruck Most Janschwalde Jansojce Kolkwitz Golkojce Neuhausen Kopance Ortsteile Haasow Hazow und Gross Dobbern Wjelike Dobrynje Peitz Picnjo Schenkendobern Derbno Ortsteile Grano Granow Kerkwitz Keŕkojce Gross Gastrose Wjeliki Gosceraz Taubendorf Dubojce Schmogrow Fehrow Smogorjow Prjawoz Spremberg Grodk Tauer Turjej Teichland Gatojce Turnow Preilack Turnow Psiluk Welzow Wjelcej Werben Wjerbno und Wiesengrund Lukojce Landkreis Dahme Spreewald 7 von 37 Gemeinden Byhleguhre Byhlen Bela Gora Belin Lubben Lubin Markische Heide Markojska Gola Ortsteile Dollgen Dolgi Gross Leuthen Lutol Klein Leine Male Linje Pretschen Mrocna Neu Zauche Nowa Niwa Schlepzig Slopisca Spreewaldheide Blosanska Gola und Straupitz Tsupc Landkreis Oberspreewald Lausitz 6 von 25 Gemeinden Calau Kalawa Lubbenau Lubnjow Neupetershain Nowe Wiki Neu Seeland Nowa Jazorina Senftenberg Zly Komorow 5 Vetschau Wetosow 6 Folgende Gemeinden bzw Ortsteile im Land Brandenburg zahlen nach Auffassung von Landtag und Landesregierung seit 2016 zum amtlichen Siedlungsgebiet haben jedoch gegen ihre Aufnahme geklagt Alt Zauche Wusswerk Stara Niwa Wozwjerch Dobern Derbno Felixsee Feliksowy Jazor restliche Ortsteile Grossraschen Ran Markische Heide Markojska Gola restliche Ortsteile Neisse Malxetal Dolina Nyse a Malkse Ortsteile Gross Kolzig Wjeliki Kolsk und Klein Kolzig Maly Kolsk Neuhausen Kopance restliche Ortsteile Schenkendobern Derbno Ortsteile Barenklau Barklawa Grabko Grabkow Pinnow Pynow und Schenkendobern Derbno Schwielochsee Gojacki Jazor Tschernitz Cersk 6 Historisches Siedlungsgebiet Bearbeiten Dieser Artikel scheint mehr als ein Lemma zu behandeln geht auf einen Teilaspekt des Themas zu ausfuhrlich ein oder ist unuberschaubar lang Es wird darum eine Auslagerung eines Teils des Textes in einen anderen oder in einen neuen Artikel vorgeschlagen Begrundung und Diskussion hier Bitte beachte dabei die Hinweise auf der Seite Hilfe Artikelinhalte auslagern und entferne diesen Baustein erst nach vollstandiger Abarbeitung des Vorschlags Auslagerung auf das Lemma Sorbenland erscheint sinnvoll Siedlungsgebiet nach Smoler 1843 Muka ermittelt in detaillierterer Recherche 40 Jahre spater eine grossere Ausdehnung Ausschnitt aus der Karte der deutschen Mundarten Brockhaus Konversations Lexikon 1894 Die sorbische Sprachinsel war vom restlichen slawischen Sprachgebiet getrennt nur in den Stadten Bautzen Spremberg und Cottbus entlang der Spree sowie Hoyerswerda und Wittichenau westlich davon war das Deutsche vorherrschend Je nachdem welche historischen westslawischen Volker man zur sorbischen Gruppe zahlt und welches Jahrhundert man betrachtet gibt es unterschiedliche Moglichkeiten das historische Siedlungsgebiet zu beschreiben Bekannt ist dass sich Martin Luther im fruhen 16 Jahrhundert abwertend uber die sorbische Bevolkerung in den Dorfern rund um Wittenberg ausserte Ein weiterer Anhaltspunkt sind Sprachverbote in einzelnen Stadten so z B 1327 in Leipzig 1377 in Altenburg Zwickau und Chemnitz welche die Existenz des Sorbischen in diesen Orten bezeugen Im Nordosten grenzte das Gebiet nahtlos an das Siedlungsgebiet der Polen bei Crossen und Sorau Auch in einigen Dorfern am rechten Ufer von Bober und Oder wurde bis ins 17 Jahrhundert noch Sorbisch gesprochen 7 Jedenfalls sind Ortsnamen wie Dresden Leipzig Meissen Chemnitz oder Torgau allesamt sorbischer Herkunft 8 Die ersten systematischen Untersuchungen uber die Grosse des sorbischen Siedlungsgebietes wurden im 19 Jahrhundert von Jan Arnost Smoler 1843 und detaillierter von Arnost Muka 1884 85 durchgefuhrt Wahrend Smolers Interesse vor allem auf der Sammlung von Folklore lag durchwanderte Muka die Dorfer der Ober und Niederlausitz um sich uber den Stand der Sprache in den einzelnen Orten zu informieren Neben einer detaillierten Statistik liegen auch umfangreiche Berichte von Gesprachen mit den Einwohnern der besuchten Orte vor Insgesamt kam Muka auf eine Zahl von etwa 166 000 Sorben gleichzeitig beschrieb er jedoch auch die rasante Germanisierung sorbischer Orte insbesondere in der Niederlausitz Kernsiedlungsgebiet Bearbeiten Hauptartikel Obersorbisches Kernsiedlungsgebiet Als sorbisches Kernland wird heute meist jenes Gebiet gesehen in dem die sorbische Sprache bis heute Alltagssprache und fest in der Bevolkerung verankert ist Das ist in der Oberlausitz das vorwiegend katholische Dreieck zwischen den Stadten Bautzen Kamenz und Hoyerswerda im engeren Sinne die funf Gemeinden am Klosterwasser sowie die Gemeinde Radibor In diesen Gebieten sprechen uber die Halfte der Einwohner Obersorbisch Auch Teile der Gemeinden Goda Neschwitz Puschwitz und der Stadt Wittichenau gehoren zum obersorbischen Kernsiedlungsgebiet in diesen Gemeinden finden sich etwa ein Drittel Sorben In der Niederlausitz liesse sich der Begriff am ehesten auf die Gemeinden nordlich von Cottbus anwenden z B Drachhausen Dissen Striesow Janschwalde Allerdings ist die dort vorzufindende niedersorbische Sprache im Alltag weit weniger prasent und die Gemeinden mit den hochsten Anteilen niedersorbischsprachiger Bevolkerung weisen lediglich 15 bis 30 Prozent Sorben auf Literatur BearbeitenPeter Kunze Andreas Bensch Die Sorben Wenden in der Niederlausitz Ein geschichtlicher Uberblick In Wobrazki ze Serbow 2 durchgesehene Auflage Domowina Bautzen 2000 Erstausgabe 1996 ISBN 3 7420 1668 7 Gertraud Eva Schrage Die Oberlausitz bis zum Jahr 1346 In Joachim Bahlke Hrsg Geschichte der Oberlausitz 2 durchgesehene Auflage Leipziger Universitatsverlag Leipzig 2004 Erstauflage 2001 ISBN 978 3 935693 46 2 S 55 97 Arnost Muka Statistika luziskich Serbow Statistik der Lausitzer Sorben Selbstverlag Budysin Bautzen 1884 1886 5 Auflage unter dem Titel Serbski zemjepisny slownick Sorbisches geographisches Worterbuch Budysin 1927 Neudruck Domowina Bautzen 1979 Siehe auch BearbeitenKategorie Ort im sorbischen Siedlungsgebiet Liste der Gemeinden nach Anteil der sorbischsprachigen BevolkerungEinzelnachweise Bearbeiten Zu Sorbenland vgl Miriam Schonbach Im Sorbenland droht Lehrermangel In Sachsische Zeitung 8 August 2016 abgerufen am 15 Mai 2017 18 45 DPA Fruhe Fotografien aus dem Sorbenland In berlin de 22 Oktober 2016 abgerufen am 12 Dezember 2021 Torsten Richter Mit der Kamera unterwegs im katholischen Sorbenland In Lausitzer Rundschau 20 Juli 2012 abgerufen am 15 Mai 2017 18 50 Karl Christian Kanis Gretschel Geschichte des sachsischen Volkes und Staates Band 1 Verlag von Reinhold Beyer Leipzig 1841 S 17ff Cathrin Carmin Alisch HochZeit unterm Abendrot der Sorben in der Lausitz Musik Magie und Minderheit im Spiegel der Kultursemiotik LIT Verlag Munster 2003 S 18 u 49 Reetta Toivanen Minderheitenrechte als Identitatsressource Die Sorben in Deutschland und die Saamen in Finnland LIT Verlag Hamburg 2001 S 11 Martin Kasper Die Lausitzer Sorben in der Wende 1989 1990 Domowina Verlag 2000 S 125 Zur Wendei vgl Karl Andree Hrsg Globus Illustrierte Zeitschrift fur Lander und Volkerkunde Zweiter Band Verlag vom Bibliographischen Institut Bildburghausen 1862 S 245 ff Th Campe Aus der Wendei In Die Gartenlaube Nr 51 1891 S 864 867 Kommunalverfassung des Landes Brandenburg Paragraph 9 Absatz 4 Abgerufen am 7 Januar 2017 vgl Anhang zum Gesetz in Sachsisches Gesetz und Verordnungsblatt Nr 7 1999 Gesetz uber die Ausgestaltung der Rechte der Sorben Wenden im Land Brandenburg Landesregierung Brandenburg abgerufen am 21 Januar 2015 siehe 14 SWG Verkundung Sorben Wenden auf senftenberg de abgerufen am 17 Januar 2022 a b Ministerium fur Wissenschaft Forschung und Kultur Siedlungsgebiet sedlenski rum Abgerufen am 6 Juli 2020 Frido Metsk Serbsko polska recna hranica w 16 a 17 letstotku Die sorbisch polnische Sprachgrenze im 16 und 17 Jahrhundert In Letopis Reihe B Band III 1958 Ludowe nakladnistwo Domowina Budysin 1958 S 4 25 Dietmar Urmes Handbuch der geographischen Namen Marix Verlag Wiesbaden 2004 ISBN 3 937715 70 3 51 5 14 25 Koordinaten 51 30 N 14 15 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Sorbisches Siedlungsgebiet amp oldid 235951563