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Die Revierwasserlaufanstalt Freiberg RWA zuvor Revier Wasserlaufs Anstalt oder Revierwasserlaufsanstalt ist sowohl eine montanhistorische denkmalgeschutzte Sachgesamtheit als auch eine Staumeisterei der Landestalsperrenverwaltung Sachsen Uber ein etwa 70 Kilometer langes System aus Kunstgraben und Roschen mit elf Kunstteichen versorgt sie heute den Freiberger Chemnitzer und Dresdner Raum mit Trink und Brauchwasser Uberdies dienen die grosseren Teiche dem Hochwasserschutz Angelegt wurde das System jedoch zur Versorgung des Freiberger Bergbaus mit Aufschlagwasser und wurde seit 1684 als Kurfurstliche Stolln und Roschen Administration staatlich organisiert Der starke Ausbau begann im Wesentlichen 1558 und erstreckte sich uber drei Jahrhunderte bis 1882 Revierwasserlaufanstalt Freiberg Mundloch der II Cammerswalder RoscheDie als technisches Denkmal geschutzte Revierwasserlaufanstalt Freiberg ist Teil des UNESCO Welterbes Montanregion Erzgebirge die Einzeldenkmale sind in der Liste der Kulturdenkmale der Revierwasserlaufanstalt Freiberg aufgefuhrt Inhaltsverzeichnis 1 Zweck und Aufgaben 2 Lage und Beschreibung 3 Geschichte 3 1 Vorgeschichte 3 2 1558 1851 3 3 1851 1913 3 4 1913 heute 4 Anlagen 4 1 Stauanlagen 4 2 Kunstgraben 5 Siehe auch 6 Einzelnachweise 7 Literatur 8 WeblinksZweck und Aufgaben BearbeitenHauptzweck der RWA ist die Versorgung der Industrie des Freiberger Raumes mit Brauchwasser Uberleitungen aus der Oberen Wasserversorgung liefern daruber hinaus Rohwasser zur Trinkwassergewinnung in die Grossraume Chemnitz und Dresden Sechs Teiche tragen zum Hochwasserschutz in der Region von Freiberger Mulde und Zschopau bei Einige Teiche werden fischereiwirtschaftlich genutzt und in zwei Teichen bestehen Bademoglichkeiten Die Bergwerksteiche und ihre Randsaume entwickelten im Laufe der Jahrhunderte eine spezielle Flora und Fauna und tragen als FFH Freiberger Bergwerksteiche zur Erhaltung seltener Arten bei Ursprunglich dienten die Anlagen jedoch vor allem der Wasserversorgung des Bergbaus bei Brand Erbisdorf Sie lieferten Aufschlagwasser fur die Wasserrader die eindringendes Wasser uber Wasserkunste aus den Bergwerken hoben Durch Mehrfachnutzung wurde das Wasser nicht nur in mehreren Gruben genutzt sondern auch in Pochwerken Erzwaschen und Huttenwerken Die Teiche hatten hierbei vor allem eine regulierende Funktion um Perioden des Wassermangels und uberflusses auszugleichen und fur gleichbleibenden Zufluss zu sorgen Mit Beendigung des Bergbaus dienten die Anlagen schliesslich noch der Energiegewinnung im untertagigen Kavernenkraftwerk Drei Bruder Schacht Lage und Beschreibung BearbeitenDas Einzugsgebiet der RWA erstreckt sich im Suden Freibergs von der Floha an der tschechischen Grenze bis zum Munzbach in Freiberg Das Gesamtsystem unterteilt sich in eine Obere und eine Untere Wasserversorgung Die Obere Wasserversorgung hat eine Lange von etwa 47 km und fallt von 585 auf 505 m u NN Zu ihr gehoren funf Teiche Sie beginnt an der Rauschenbachtalsperre die die Floha aufstaut Bis 1968 war der Beginn am Neuwernsdorfer Wasserteiler einer Einrichtung die erst ab einer bestimmten Durchflussmenge Wasser in die RWA abliess Er ist mittlerweile uberstaut Stattdessen entstand ein neuer Ableitungsschacht am Hemmberg bei Cammerswalde der sein Wasser auf das System der Oberen Wasserversorgung uberleitet 1 Das Wasser fliesst erst in sudwestlicher und dann in nordwestlicher Richtung uberwiegend unterirdisch in Roschen in den Dittmannsdorfer Teich und weiter in den Dornthaler Teich Wichtige Zuflusse in diesem Abschnitt sind der Cammerswalder Dorfbach der Mortelbach der Bierwiesenbach der im Nebenschluss den Bergwerksteich aufstaut und der Haselbach Am Dornthaler Teich existiert ein Abfluss zur Saidenbachtalsperre die den Chemnitzer Raum versorgt Im flacher werdenden Gelande uberwiegen Kunstgrabenabschnitte die das Wasser an dem ebenfalls im Nebenschluss liegenden Obersaidaer Teich vorbei fuhren der jedoch vom Saidenbach aufgestaut wird sowie zum Oberen Grosshartmannsdorfer Teich Von hier kann Wasser uber eine Druckrohrleitung in die Lichtenbergtalsperre abgegeben werden die den Dresdner Raum versorgt Den Abschluss bildet der Kohlbach Kunstgraben von dem die Moglichkeit besteht uber den Mittleren Grosshartmannsdorfer Teich sowie einen weiteren Schutz Wasser in die Untere Wasserversorgung abzuschlagen Die Untere Wasserversorgung hat eine Lange von etwa 23 km und fallt von 530 auf 470 m u NN Zu ihr gehoren gegenwartig sechs Teiche Sie beginnt am Zethaubach und verlauft zum grossten Objekt der RWA dem Unteren Grosshartmannsdorfer Teich der ausserdem mehrere Bache und das Wasser des Mittleren Grosshartmannsdorfer Teiches aufnimmt Uber den Mudisdorfer Kunstgraben fliesst das Wasser entweder in den Rothbacher Teich oder direkt in den Hohbirker Kunstgraben Dieser passiert den Konstantinteich der fruher mit dem Kavernenkraftwerk Drei Bruder Schacht sowie dem Rothschonberger Stolln in Verbindung stand Das Wasser fliesst schliesslich in den Munzbach ab Auch Erzengler Teich und Huttenteich sind uber den Munzbach sowie uber Kunstgraben mit der Unteren Wasserversorgung verbunden Historisch existierte als dritte Abteilung die Muldenwasserversorgung die zwei nicht zusammenhangende Grabensysteme bewirtschaftete den Roten Graben im Norden bei Halsbrucke und den Wernergraben im Osten Freibergs bei Muldenhutten Geschichte BearbeitenVorgeschichte Bearbeiten Die Grundlagen fur die Entstehung der spateren Revierwasserlaufsanstalt liegen in dem 1168 beginnenden Freiberger Silberbergbau Wurden im ersten Berggeschrey nur die oberflachennahen Silbererzvorkommen der Zementationszone abgebaut mussten ab dem 15 16 Jahrhundert grossere Teufen aufgeschlossen werden Dadurch kam es zu einem verstarkten Grund und Kluftwasserzufluss Um ein Absaufen der Grubenbaue zu verhindern musste die Wasserhaltung intensiviert und technisch ausgebaut werden Ausserdem hatten Erzaufbereitungsanlagen wie Poch und Huttenwerke einen kontinuierlichen Wasserbedarf von denen einige mit dem Kuhschachter Kunstgraben versorgt wurden Mit der Ausweitung des Silberbergbaus nahm deren Anzahl zu Hieraus resultierte die abschnittsweise voranschreitende Errichtung kunstlicher Graben und Teiche zunachst nur durch die Bergwerksbetreiber 1558 1851 Bearbeiten Der systematische Ausbau der wasserwirtschaftlichen Anlagen erfolgte auf kurfurstlichen Befehl vom 23 Januar 1558 und wurde durch Martin Planer geleitet In den nachsten Jahrzehnten wurden bestehende Anlagen wie der Untere Grosshartmannsdorfer Teich erweitert sowie u a der Obere Grosshartmannsdorfer Teich der Rotvorwerksteich der Zethauer der Mudisdorfer der Hohbirker und der Obersaidaer Kunstgraben und Rosche angelegt und hiermit die Wasserscheide zwischen Floha und Freiberger Mulde durchortert Der Rote Graben wurde 1614 15 geschaffen Nach dem durch den Dreissigjahrigen Krieg bedingten Niedergang des Bergbaus wurde am Ende des 17 Jahrhunderts der weitere Ausbau der Wasserversorgungsanlagen fortgefuhrt Hierfur war die 1684 von Kurfurst Johann Georg III eingerichtete Kurfurstliche Stolln und Roschen Administration zu Freiberg unter der Aufsicht des Sachsischen Oberbergamtes fur die Anlagen der Wasserversorgung zustandig 2 Der Ausbau der Anlagen erfolgte vor allem mit dem Ziel des Anschlusses der Floha um deren Wasser fur den Freiberger Bergbau zu nutzen Dazu wurden u a der Obersaidaer Teich der Dornthaler Teich und als letzter Wasserspeicher der Dittmannsdorfer Teich geschaffen Die Verbindung untereinander besteht durch nacheinander abwechselnd angeordnete Kunstgrabenabschnitte und Roschen Von 1827 bis ca 1863 wurden die restlichen 11 km bis zur Floha fertiggestellt und hierbei u a die Mortelbacher Rosche die Purschensteiner Roschen und die Cammerswalder Roschen angelegt 1851 1913 Bearbeiten Mit der Novellierung des sachsischen Bergrechts wurden der Kurfurst Johann Georg Stolln der Tiefe Furstenstolln der Thelersberger Stolln der Alte tiefe Furstenstolln die Dornthaler Wasserleitung spater Obere Wasserversorgung die Junger Furst zu Sachsen Mudisdorfer Rosche spater Untere Wasserversorgung die Mortelbacher Rosche die Muldenwasser Versorgung mit all ihrem Zubehor an Huthausern Muhlen Wasserlaufen Teichen Roschen und Stollnflugeln deren Rechten und Rutzungen und uberhaupt deren gesammtem Vermogen aus dem Staatseigentum in das Gesammteigenthum des Freiberger Reviers ubergeben 3 Verantwortlich fur die Verwaltung war der Revierausschuss Freiberg der sie ab ca 1853 unter der Bezeichnung Revier Wasserlaufs Anstalt fuhrte 4 In den folgenden Jahrzehnten erfuhr die RWA umfangreiche Erweiterungen wie z B 1872 durch den revierseitigen Teil des Rothschonberger Stollns oder auch nicht unmittelbar mit der Wasserversorgung zusammenhangende Anlagen wie 1873 die Pulverfabrik Freiberg heute WECO Pyrotechnische Fabrik Trotz des Anschlusses der Floha konnte das letzte Teilstuck der Oberen Wasserversorgung jedoch erst nach zwei Jahrzehnten Rechtsstreitigkeiten durch den Bau des Neuwernsdorfer Wasserteilers 1882 mit deutlich verringerte Menge in Betrieb genommen werden Uberdies sank der Silberpreis im Ergebnis der Einfuhrung der Goldmark immer starker so dass der Freiberger Bergbau zwischen 1899 und 1913 eingestellt wurde 1913 heute Bearbeiten Nach dem Ende des Silberbergbaus fand man eine neue Nutzungsmoglichkeit in der Energiegewinnung und baute Kavernenkraftwerke im Drei Bruder Schacht und im Konstantinschacht die zwischen 1915 und 1972 Strom lieferten Mit Inbetriebnahme der Talsperre Rauschenbach die den Neuwernsdorfer Wasserteiler uberstaute und etwa gleichzeitiger Ausserdienststellung der Kavernenkraftwerke diente die RWA nur der Wasserversorgung Uber Ableitungen wurden Verbindungen zur Chemnitzer und Dresdner Wasserversorgung hergestellt in die bei Bedarf Wasser eingespeist werden kann Anlagen BearbeitenStauanlagen Bearbeiten Zur RWA zahlen heute 11 Teiche die von der Landestalsperrenverwaltung Sachsen betrieben werden Hauptartikel Liste der Teiche der Revierwasserlaufanstalt Freiberg Die Staudamme sind Erdschuttdamme oder homogene Damme mit Lehmdichtung im Kern oder an der Wasserseite Die Damme sind sehr breit und haben steile Boschungen Die luftseitige mit Gras bewachsene Boschung wird teilweise durch liegende Steinbogen gestutzt Wasserseitig haben die Damme eine Steinmauer sogenannte Tarrasmauer zum Schutz vor Wellen Zum Ablassen des Wassers gibt es einen Schieber den sog Striegel der vom Striegelhaus mit einer Winde und Stange bedient wird Kunstgraben Bearbeiten nbsp Holz Schwarten Abdeckungen wie auf dem Mudisdorfer Kunstgraben schutzten fruher weite Teile der Kunstgraben Heute sind sie oft durch Betonplatten ersetzt nbsp Trockenmauerung des Zethauer KunstgrabensDie Graben weisen eine obere Breite von bis zu 2 2 m auf und verjungen sich nach unten auf ca 1 5 m Ihre Tiefe betragt uber 1 m Roter Graben und Wernergraben sind etwas breiter Die Seitenwande bestehen aus Trockenmauerwerk d h Bruchstein mit Lehm ohne Kalkmortel Der Boden besteht aus verfestigtem Lehm Ursprunglich waren grosse Teile der Graben mit Holz Schwarten abgedeckt Diese verhindern das Vereisen das Hineinfallen von Laub und Gegenstanden Viehunfalle und halten Verdunstungsverluste gering Heute ist die Schwartenabdeckung nur noch an einigen touristisch erschlossenen Stellen zu sehen sonst aber durch Betonplatten ersetzt Ein moglichst konstanter Wasserdurchfluss wird durch verschiedene Wasserbauanlagen erreicht Wasserteiler wie der Neuwernsdorfer Wasserteiler regeln die Menge des Zuflusses der zahlreichen aufgenommenen Bache Schutze oft mit aufgesetzten Schutzhausern regeln den Wasserdurchlauf Uber Fluter kann uberflussiges Wasser abgelassen werden Hauptartikel Liste der Kunstgraben und Roschen der Revierwasserlaufanstalt FreibergSiehe auch BearbeitenListe der Gewasser in SachsenEinzelnachweise Bearbeiten Otfried Wagenbreth Eberhard Wachtler Hrsg A Becke et al Der Freiberger Bergbau Technische Denkmale und Geschichte Deutscher Verlag fur Grundstoffindustrie Leipzig 1986 S 63 70 Revierwasserlaufanstalt Freiberg PDF 457 kB Abgerufen am 12 Oktober 2012 Gesetz uber den Regalbergbau im Konigreich Sachsen vom 22 Mai 1851 283 Regulativ fur die Verwaltung der Revierwasserlaufs Anstalt zu Freiberg in Jahrbuch fur den Berg und Hutten Mann auf das Jahr 1854 S 86Literatur BearbeitenHerbert Pforr Das erzgebirgische Kunstgrabensystem und die Wasserkraftmaschinen fur Wasserhaltung und Schachtforderung im historischen Freiberger Silberbergbau In Ring Deutscher Bergingenieure Hrsg bergbau Nr 11 Makossa Gelsenkirchen November 2007 S 502 505 rdb ev de Memento vom 24 Marz 2012 im Internet Archive PDF 646 kB abgerufen am 25 April 2011 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Revierwasserlaufanstalt Freiberg Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Bestand 40089 Revierwasserlaufsanstalt des Freiberger Reviers mit Vorgangern im Bergarchiv Freiberg Die Revierwasserlaufanstalt Freiberg YouTube Abgerufen am 29 Januar 2012 Revierwasserlaufsanstalt des Freiberger Bergreviers Archiv vom 4 August 2003 Nicht mehr online verfugbar Archiviert vom Original am 14 Mai 2007 abgerufen am 12 Marz 2014 Montanregion Erzgebirge Krusnohori Deutschland nbsp Deutschland Montanlandschaft Altenberg Zinnwald mit Aschergraben Montanlandschaft Annaberg Frohnau mit Altstadt von Annaberg Frohnauer Hammer Bergbaulandschaft Buchholz Mittelalterliche Silberbergwerke Dippoldiswalde Bergbaulandschaft Ehrenfriedersdorf Bergbaulandschaft Eibenstock Montanlandschaft Freiberg mit Alter Mordgrube Drei Bruder Schacht Erzkanal Huttenkomplex Halsbrucke Huttenkomplex Muldenhutten Revierwasserlaufanstalt Rotem Graben Rothschonberger Stolln Saigerhuttenkomplex Grunthal Bergbaulandschaft Hoher Forst Verwaltungssitz Lauenstein Bergbaulandschaft Lauta Bergstadt Marienberg Bergbaulandschaft Pohlberg Bergbaulandschaft Roter Berg mit Erlahammer Schindlersches Blaufarbenwerk Montanlandschaft Schneeberg mit Filzteich Altstadt von Schneeberg 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