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Die Zitronenmelisse oder Melisse Melissa officinalis ist eine Pflanzenart aus der Gattung der Melissen Melissa innerhalb der Familie der Lippenblutler Lamiaceae Sie stammt aus dem ostlichen Mittelmeerraum Als pharmazeutische Droge werden die Laubblatter Melissae folium verwendet Sie wurde zur Arzneipflanze des Jahres 1988 gekurt ZitronenmelisseZitronenmelisse Melissa officinalis IllustrationSystematikFamilie Lippenblutler Lamiaceae Unterfamilie NepetoideaeTribus MentheaeUntertribus SalviinaeGattung Melissen Melissa Art ZitronenmelisseWissenschaftlicher NameMelissa officinalisL Inhaltsverzeichnis 1 Beschreibung 1 1 Vegetative Merkmale 1 2 Blutenstand Blute und Frucht 1 3 Chromosomensatz 2 Okologie 3 Inhaltsstoffe 4 Namensherkunft 5 Vorkommen 6 Systematik 7 Anbau 8 Nutzung 9 Siehe auch 10 Literatur 11 Weblinks 12 EinzelnachweiseBeschreibung Bearbeiten nbsp Gegenstandige einfache Laubblatter nbsp Ausschnitt eines BlutenstandesVegetative Merkmale Bearbeiten Die Zitronenmelisse ist eine ausdauernde krautige Pflanze die 25 bis 30 Jahre alt 1 werden kann und Wuchshohen von 20 bis 90 selten 120 Zentimetern erreicht Sie bildet ein Rhizom von dem kurze unterirdische Auslaufer abgehen Sie duftet mehr oder weniger stark nach Zitronen Die Behaarung ist meist sparlich die Pflanzen konnen auch fast kahl sein Indument Die selbstandig aufrechten bis aufsteigenden Stangel sind verzweigt und mit 0 5 Millimeter langen Drusenhaaren und 1 bis 2 Millimeter langen abstehenden drusenlosen Haaren besetzt Die gegenstandig angeordneten Laubblatter sind in Blattstiel und Blattspreite gegliedert Der Blattstiel ist 1 5 bis 3 5 Zentimeter lang Die einfache Blattspreite ist bei einer Lange von 2 bis 6 selten 9 Zentimetern sowie einer Breite von 1 5 bis 5 selten 7 Zentimetern breit eiformig bis rhombisch oder langlich mit gestutztem oder keilformigem Spreitengrund und stumpfem oder kurz zugespitztem oberen Ende Der Blattrand ist grob und ziemlich regelmassig kerbig gesagt Blutenstand Blute und Frucht Bearbeiten nbsp EinzelbluteDie Blutezeit reicht von Juni bis August Drei bis sieben Bluten stehen in Halbquirlen zusammen in den Achseln der oberen Laubblatter Der Blutenstiel ist 2 bis 6 Millimeter lang Die Vorblatter sind 2 bis 5 Millimeter lang ganzrandig und eiformig lanzettlich Die zwittrigen Bluten sind zygomorph und funfzahlig mit doppelter Blutenhulle Der 7 bis 9 Millimeter lange Kelch ist mit abstehenden weichen Haaren sowie kurzen Drusenhaaren besetzt und zweilippig Er ist rohrig glockig zur Blutezeit 7 bis 8 zur Fruchtzeit 8 bis 9 Millimeter lang 1 Seine Oberlippe hat kleine Zahne die Unterlippe lanzettlich dreieckige begrannte Zahne die fast doppelt so lang wie die der Oberlippe sind 1 Die Krone ist 8 bis 15 Millimeter lang zu Beginn der Anthese blassgelb spater weiss bis rotlich Die Kronrohre ist 8 bis 12 Millimeter lang stark aufwarts gekrummt allmahlich trichterformig erweitert und innen locker behaart 1 Die Antheren liegen unter der Kronoberlippe Die Narbenaste sind fast gleich lang und liegen unter der Kronoberlippe 1 Die Klausen sind 1 5 bis 2 Millimeter lang kastanienbraun und verschleimen wenn sie feucht werden 1 Sie sind 2 bis 3 Jahre lang keimfahig Das Tausendkorngewicht betragt 0 6 g 2 Chromosomensatz Bearbeiten Die Chromosomenzahl betragt 2n 32 nbsp Mannliche Bombus argillaceus beim BlutenbesuchOkologie BearbeitenDie Bluten fuhren Nektar Die Bestaubung erfolgt vorwiegend durch Apis mellifera und Bombus Arten aber auch durch Schwebfliegen 1 Die Bluten sind proterandrisch bis homogam Inhaltsstoffe BearbeitenMelissenblatter enthalten 4 bis 7 Hydroxyzimtsaure Derivate vor allem Rosmarinsaure die sogenannten Labiatengerbstoffe aber auch Chlorogensaure Kaffeesaure und atherisches Ol ist zu 0 05 bis 0 3 in Zuchtsorten bis zu 0 8 enthalten Die wichtigsten Komponenten sind Citral mit 40 bis 70 als Gemisch aus Geranial und Neral Citronellal 1 bis 20 und b Caryophyllen 5 bis 15 Weitere Bestandteile sind Linalool Geraniol Caryophyllenepoxid Germacren D Methylcitronellal 6 Methyl 5 hepten 2 on Geranylacetat a Copaen und Nerol Die Zusammensetzung des atherischen Ols ist von der Herkunft und den Klimabedingungen vom Erntezeitpunkt und dem Alter der Pflanze abhangig Des Weiteren sind Bitterstoffe Harz Schleimstoffe Glykoside Saponine und Thymol enthalten Der Vitamin C Gehalt der frischen Pflanze pro 100 Gramm Frischgewicht betragt 253 0 Milligramm Namensherkunft BearbeitenDer Gattungsname Melissa der erstmals im Krauterbuch des Pedanios Dioskurides und in der Naturalis historia von Plinius dem Alteren 3 als melissophyllon beschriebenen Pflanze leitet sich vom griechischen meliteion Zitronenmelisse ab das mit meli Honig Genitiv melitos zusammenhangt Er bezieht sich auf die Nutzung als Bienenweide Das Art Epitheton officinalis bedeutet offizinell als Arznei verwendet Vorkommen BearbeitenDie Zitronenmelisse ist im ostlichen Mittelmeerraum und in Westasien beheimatet Das naturliche Areal reicht von Anatolien uber den Kaukasusraum Irak und Iran bis Pakistan Sie kommt in Gesellschaften des Verbands Orno Ostryon vor 4 Sie wird weltweit in den gemassigten und warmen Gebieten kultiviert und verwildert regelmassig In Mitteleuropa kommt sie verwildert vor allem auf Waldschlagen und an Forststrassen vor 5 Sie wachst bevorzugt auf nahrstoffreichen warmen und trockenen Standorten mit humusreichen sandigen Lehm oder lehmigen Sandboden Im Kanton Wallis kommt sie bis 990 Meter Meereshohe vor 1 Die okologischen Zeigerwerte nach Landolt et al 2010 sind in der Schweiz Feuchtezahl F 3 massig feucht Lichtzahl L 3 halbschattig Reaktionszahl R 4 neutral bis basisch Temperaturzahl T 4 warm kollin Nahrstoffzahl N 4 nahrstoffreich Kontinentalitatszahl K 2 subozeanisch 6 nbsp Melissa officinalis subsp inodoraSystematik BearbeitenDie Erstveroffentlichung von Melissa officinalis erfolgte 1753 durch Carl von Linne in Species Plantarum Tomus 2 S 592 Von Melissa officinalis gibt es etwa zwei Unterarten 7 Melissa officinalis subsp inodora Bornm Syn Melissa inodora Bornm non Hassk Sie kommt vom ostlichen Mittelmeerraum bis zum nordlichen Irak vor 7 Melissa officinalis L subsp officinalis Sie kommt ursprunglich von Nordwestafrika und Sudeuropa bis Zentralasien vor 7 Anbau BearbeitenZur gezielten Nutzung wird Zitronenmelisse als zwei bis dreijahrige Kultur angebaut Angebaut wird entweder durch Pflanzung von ab Marz vorgezogenen Jungpflanzen im Mai oder September oder durch Aussaat an Ort und Stelle im Mai da zur Keimung meist Temperaturen um 20 C erforderlich sind Eine Vermehrung durch Stecklinge ist moglich Die Zitronenmelisse kann drei bis viermal jahrlich kurz vor der Blute geerntet werden zum Beispiel durch Mahd mit einem Balkenmaher oder einem Mahlader Pro Hektar Anbauflache lasst sich eine Blattmasse von 15 bis 30 t ernten 2 Nutzung BearbeitenDie Zitronenmelisse wird als Gewurz oder Arzneipflanze und als Bienenweide angebaut Die Blatter werden als Kuchengewurz verwendet Extrakte aus den Blattern werden zu Krauterlikoren verarbeitet Zum Aromatisieren von kalten Getranken Salaten und Saucen sowie Kompotten wird Melisse verwendet Tee und Wein kann man aus ihr herstellen Melissentee soll beruhigend wirken und verdauungsfordernd sein Am aromatischsten ist Zitronenmelisse vor der Blute Als Droge werden die Blatter Melissae folium verwendet Die traditionelle Verwendung erfolgt zur Unterstutzung der Magenfunktion und bei nervlicher Belastung Praparate wie Teeaufgusse Flussig oder Trockenextrakte aus der Melisse wirken beruhigend und krampflosend Sie werden bei Einschlafstorungen und Magen Darm Beschwerden eingesetzt Haufig werden sie in Teemischungen mit anderen beruhigend wirkenden Drogen eingesetzt Bader werden bei Entzundungen der Haut und der Genitalorgane eingesetzt aber auch als Entspannungsbader Weitere Anwendungsgebiete sind Gallenleiden und hypertone Dyskinesie 8 Aufgrund des Gehaltes an Phenolcarbonsauren Derivaten vor allem Rosmarinsaure haben Melissenblatter eine antimikrobielle und antivirale Wirkung Dies wird in Salben zur Behandlung von Herpes simplex eingesetzt 8 In der Volksmedizin wird die Zitronenmelisse auch gegen Erkaltungskrankheiten und Kreislaufschwache eingesetzt 8 Im Handel ist reines Melissenol aufgrund des hohen Preises rund 6000 Euro pro kg selten erhaltlich meist sind es Ersatzole wie Citronellaol Zitronengrasol oder Verfalschungen Indisches Melissenol 9 Als sogenannte Klostermelisse wird sie dem hochprozentigen 79 Vol Alkohol Klosterfrau Melissengeist zugesetzt 10 11 Siehe auch BearbeitenListe der Kuchenkrauter und GewurzpflanzenLiteratur BearbeitenKlaus Ulrich Heyland Herbert Hanus Ernst Robert Keller Olfruchte Faserpflanzen Arzneipflanzen und Sonderkulturen Handbuch des Pflanzenbaus Band 4 Eugen Ulmer Stuttgart 2006 ISBN 3 8001 3203 6 S 460 465 Thomas Richter Melissa officinalis L Ein Leitmotiv fur 2000 Jahre Wissenschaftsgeschichte Dissertation Wurzburg 1997 Konigshausen amp Neumann Wurzburg 1998 Wurzburger medizinhistorische Forschungen 64 448 Seiten ISBN 3 8260 1645 9 Avril Rodway Krauter und Gewurze Die nutzlichsten Pflanzen der Natur Kultur und Verwendung Tessloff Hamburg 1980 ISBN 3 7886 9910 8 Siegmund Seybold Hrsg Schmeil Fitschen interaktiv CD ROM Version 1 1 Quelle amp Meyer Wiebelsheim 2002 ISBN 3 494 01327 6 Elisabeth Stahl Biskup Melissa In Rudolf Hansel K Keller H Rimpler und G Schneider Hrsg Hagers Handbuch der Pharmazeutischen Praxis 5 Auflage Springer Band 5 Drogen E O Berlin etc 1993 ISBN 3 540 52638 2 S 810 821 Max Wichtl Hrsg Teedrogen und Phytopharmaka 4 Auflage Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart 2002 ISBN 3 8047 1854 X S 382 386 Inhaltsstoffe Nutzung Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Zitronenmelisse Melissa officinalis Album mit Bildern Videos und Audiodateien Zitronenmelisse FloraWeb de Zitronenmelisse In BiolFlor der Datenbank biologisch okologischer Merkmale der Flora von Deutschland Thomas Meyer Melisse Datenblatt mit Bestimmungsschlussel und Fotos bei Flora de Flora von Deutschland alter Name der Webseite Blumen in Schwaben Anbau und ZubereitungEinzelnachweise Bearbeiten a b c d e f g h Gustav Hegi Illustrierte Flora von Mitteleuropa 1 Auflage unveranderter Textnachdruck Band V Teil 4 Verlag Carl Hanser Munchen 1964 S 2302 2306 a b Klaus Ulrich Heyland Herausgeber Spezieller Pflanzenbau 7 Auflage Eugen Ulmer Stuttgart Hohenheim 1952 1996 ISBN 3 8001 1080 6 S 321 Thomas Richter Melissa officinalis L Ein Leitmotiv fur 2000 Jahre Wissenschaftsgeschichte Wurzburger medizinhistorische Forschungen Band 64 Konigshausen amp Neumann Wurzburg 1998 ISBN 3 8260 1645 9 Dissertation Wurzburg 1997 S 24 28 Erich Oberdorfer Pflanzensoziologische Exkursionsflora fur Deutschland und angrenzende Gebiete Unter Mitarbeit von Angelika Schwabe und Theo Muller 8 stark uberarbeitete und erganzte Auflage Eugen Ulmer Stuttgart Hohenheim 2001 ISBN 3 8001 3131 5 S 810 Manfred A Fischer Karl Oswald Wolfgang Adler Exkursionsflora fur Osterreich Liechtenstein und Sudtirol 3 verbesserte Auflage Land Oberosterreich Biologiezentrum der Oberosterreichischen Landesmuseen Linz 2008 ISBN 978 3 85474 187 9 Melissa officinalisL In Info Flora dem nationalen Daten und Informationszentrum der Schweizer Flora Abgerufen am 12 Januar 2023 a b c Melissa officinalis In Plants of the World Online Bereitgestellt durch die Royal Botanic Gardens Kew abgerufen am 15 Januar 2018 a b c Max Wichtl Hrsg Teedrogen und Phytopharmaka 4 Auflage Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart 2002 ISBN 3 8047 1854 X S 382 386 Klaus Ulrich Heyland Herbert Hanus Ernst Robert Keller Olfruchte Faserpflanzen Arzneipflanzen und Sonderkulturen Handbuch des Pflanzenbaus Band 4 Eugen Ulmer Stuttgart 2006 ISBN 3 8001 3203 6 S 461 ARD feuert Gesundheits Guru Bankhofer 24 Juli 2008 abgerufen am 24 November 2023 Badische Zeitung UNTERM STRICH Wohl bekomm s 30 Marz 2012 abgerufen am 24 November 2023 Arzneipflanze des Jahres in Deutschland Echte Kamille 1987 Zitronenmelisse 1988 Knoblauch 1989 Echter Buchweizen 1999 Echte Arnika 2001 Stechender Mausedorn 2002 Artischocke 2003 Pfefferminze 2004 Gartenkurbis 2005 Echter Thymian 2006 Echter Hopfen 2007 Gewohnliche Rosskastanie 2008 Fenchel 2009 Gemeiner Efeu 2010 Passionsblume 2011 Sussholzer 2012 Grosse Kapuzinerkresse 2013 Spitzwegerich 2014 Echtes Johanniskraut 2015 Echter Kummel 2016 Saat Hafer 2017 Gewohnlicher Andorn 2018 Weissdorn 2019 Echter Lavendel 2020 Myrrhenbaum 2021 Monchspfeffer 2022 Echter Salbei 2023 Heilpflanze des Jahres in Deutschland Weissdorn 1990 Spitzwegerich 1993 Huflattich 1994 Echtes Johanniskraut 1995 Grosse Brennnessel 1996 Acker Schachtelhalm 1997 Salbei 1998 Konigskerze 1999 Rosmarin 2000 Thymian 2001 Echte Kamille 2002 Mistel Salbei 2003 Gemeine Schafgarbe Tausendguldenkraut 2004 Lein 2005 Zitronenmelisse 2006 Duftveilchen 2007 Echter Lavendel 2008 Ringelblume 2009 Gewurznelkenbaum 2010 Rosmarin 2011 Koloquinte 2012 Damaszener Rose 2013 Anis 2014 Zwiebel 2015 Kubeben Pfeffer 2016 Ganseblumchen 2017 Ingwer 2018 Echtes 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