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Der Gewohnliche Andorn Marrubium vulgare auch Weisser Andorn Gemeiner Andorn kurz Andorn Helfkraut Weisser Dorant Mariennessel oder Berghopfen genannt 1 ist eine Pflanzenart aus der Gattung Andorn Marrubium in der Familie der Lippenblutler Lamiaceae Die Art wurde fruher haufig als Heilpflanze kultiviert Von Wissenschaftlern der Universitat Wurzburg wurde Andorn zur Arzneipflanze des Jahres 2018 ausgerufen 2 Gewohnlicher AndornGewohnlicher Andorn Marrubium vulgare SystematikEuasteriden IOrdnung Lippenblutlerartige Lamiales Familie Lippenblutler Lamiaceae Unterfamilie LamioideaeGattung MarrubiumArt Gewohnlicher AndornWissenschaftlicher NameMarrubium vulgareL Inhaltsverzeichnis 1 Beschreibung 2 Verbreitung 3 Taxonomie 4 Verwendung in der Medizin 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseBeschreibung BearbeitenDer Gewohnliche Andorn ist eine ausdauernde bis halbstrauchige krautige Pflanze die Wuchshohen von 30 bis 80 cm erreicht Die Stangel sind aufrecht und vor allem in dem unteren Teil weissfilzig behaart 3 Der Blattstiel ist auch bei den unteren Blattern kurzer als die Blattspreite Die Blatter sind breit eiformig bis kreisformig der Grund gerundet bis fast herzformig der Rand tief und unregelmassig gezahnt Die Blatter sind mit Sternhaaren bedeckt sie sind auf der Unterseite dichter filzig behaart als auf der verkahlenden Oberseite Das Nervennetz ist in die Blattoberseite tief eingesenkt 4 nbsp Scheinquirl des Gewohnlichen Andorns Marrubium vulgare nbsp Blute nbsp FruchteDie Scheinquirle stehen voneinander entfernt und sind vielblutig und kugelig Die Vorblatter sind mindestens so lang wie die Kelchrohre pfriemlich und zottig federig behaart Die Kelchrohre ist 3 bis 4 mm lang undeutlich 10 nervig und zottig weichhaarig die die Art kennzeichnenden Kelchzahne sind meist zu zehnt fast gleich abstehend zur Fruchtzeit hakig gekrummt Die Krone uberragt mit 6 bis 7 mm den Kelch sie ist weiss und aussen dicht sternhaarig 3 Die Klausen sind 1 5 bis 2 mm lang und haben eine glatte grau bis hellbraune Oberflache 4 Die Blutezeit reicht von Mai bis August Die Chromosomenzahl betragt 2n 34 5 Verbreitung BearbeitenDer Gewohnliche Andorn griechisch lateinisch fruher prassium 6 7 und marrubium 8 genannt ist im Mittelmeergebiet weit verbreitet und in weite Teile Nord und Sudamerikas sowie Australiens 9 verschleppt worden 4 10 In Mitteleuropa ist die Art ein Archaophyt der aus dem fruher verbreiteten Heilpflanzen Anbau verwilderte und sich in warmeren Gegenden auch einburgerte Solche stabilen Vorkommen reichen bis nach Sudschweden und ins sudliche Schottland Alteste archaologische Nachweise in Mitteleuropa stammen aus der Jungsteinzeit 4000 v Chr 3 Der Gewohnliche Andorn kommt in Mitteleuropa meist in der Umgebung von Dorfern vor und besiedelt dort wie auch im Mittelmeergebiet Ruderalstandorte und Weiden auf trockenen Ton und Lehmboden Er ist in Mitteleuropa eine Charakterart des Verbands Onopordion acanthii kommt aber auch im Arction lappae Verband vor 5 Er steigt in Graubunden im Schams bis 1020 Meter im Kanton Wallis vereinzelt bis 1450 Meter Meereshohe auf 4 Die okologischen Zeigerwerte nach Landolt et al 2010 sind in der Schweiz Feuchtezahl F 2 massig trocken Lichtzahl L 4 hell Reaktionszahl R 4 neutral bis basisch Temperaturzahl T 4 warm kollin Nahrstoffzahl N 5 sehr nahrstoffreich oder uberdungt Kontinentalitatszahl K 4 subkontinental 11 Taxonomie BearbeitenDer wissenschaftliche Name Marrubium vulgare wurde 1753 von Carl von Linne in Species Plantarum erstveroffentlicht 12 nbsp Gewohnlicher Andorn Marrubium vulgare Verwendung in der Medizin BearbeitenDer Andorn enthalt den Bitterstoff Marrubiin ein Furanolabdan Diterpen sowie atherische Ole Schleim Harze Wachse und Gerbstoffe Als Droge dient das sogenannte Andornkraut das sind die getrockneten Blatter und oberen Stangelteile Marrubii herba Andornextrakte wirken leicht schleimlosend und fordern den Auswurf von Sekret aus den Bronchien Daher kommt Andorn traditionell bei Atemwegserkrankungen zum Einsatz Die Substanz Marrubiin bewirkt zudem dass vermehrt Gallensafte ausgeschuttet werden sie regt die Magensaurebildung an und kurbelt die Magen Darm Tatigkeit an Deshalb kann Andorn als pflanzliches Mittel bei Gallenbeschwerden helfen aber auch Blahungen Vollegefuhl und Appetitlosigkeit lindern Avril Rodway schreibt in einem Krauterbuch aus dem Jahre 1692 heisst es Sirup aus den frischen grunen Blattern von Andorn und Zucker ist eine unubertreffliche Medizin gegen Husten und Lungenpfeifen Ausserdem wurde es als Mittel gegen Wurmer und Vergiftungen geschatzt Als Abfuhrmittel ist es ebenfalls wirksam Aufgrund seiner herausragenden historischen Bedeutung sowie der umfangreichen Dokumentation seiner Wirkungen wurde der Andorn von Wissenschaftlern der Universitat Wurzburg Studienkreis Entwicklungsgeschichte der Arzneipflanzenkunde zur Arzneipflanze des Jahres 2018 gewahlt Der Einsatz der krautigen Pflanze bei Katarrhen der Atemwege insbesondere Bronchitis sowie bei Verdauungsbeschwerden ist bereits seit uber 2000 Jahren dokumentiert 2 Heute wird Andornkraut in Deutschland zur Schleimlosung bei Husten im Rahmen von Erkaltungen angewendet Als Fertigarzneimittel stehen ein Extrakt in Form von Bronchialtropfen und Frischpflanzenpresssafte zur Verfugung Andorn wirkt schleimlosend 13 bei festsitzendem Schleim antientzundlich 14 15 und krampflosend 16 17 Literatur BearbeitenJ Cullen Marrubium L In T G Tutin V H Heywood N A Burges D M Moore D H Valentine S M Walters D A Webb Hrsg Flora Europaea Volume 3 Diapensiaceae to Myoporaceae Cambridge University Press Cambridge 1972 ISBN 0 521 08489 X S 138 englisch eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Manfred A Fischer Wolfgang Adler Karl Oswald Exkursionsflora fur Osterreich Liechtenstein und Sudtirol 2 verbesserte und erweiterte Auflage Land Oberosterreich Biologiezentrum der Oberosterreichischen Landesmuseen Linz 2005 ISBN 3 85474 140 5 Mannfried Pahlow Das Grosse Buch der Heilkrauter Bechtermunz Augsburg 2002 ISBN 3 8289 1839 5 Eckehart J Jager Klaus Werner Hrsg Exkursionsflora von Deutschland Begrundet von Werner Rothmaler 10 bearbeitete Auflage Band 4 Gefasspflanzen Kritischer Band Elsevier Spektrum Akademischer Verlag Munchen Heidelberg 2005 ISBN 3 8274 1496 2 Jurke Grau Reinhard Jung Bertram Munker Beeren Wildgemuse Heilkrauter Steinbachs Naturfuhrer Mosaik Munchen 1996 ISBN 3 576 10696 0 Hans Dieter Stoffler Der Hortulus des Walafrid Strabo Aus dem Krautergarten des Klosters Reichenau Thorbecke Stuttgart 2000 ISBN 3 7995 3506 3 Walter Wurzer Die grosse Enzyklopadie der Heilpflanzen Ihre Anwendung und Ihre naturliche Heilkraft Kaiser Klagenfurt 1994 ISBN 3 7043 9002 X Ingrid Schonfelder Peter Schonfelder Das neue Handbuch der Heilpflanzen Franckh Kosmos Stuttgart 2004 ISBN 3 440 09387 5 Karl Hiller Matthias F Melzig Lexikon der Arzneipflanzen und Drogen 2 Auflage Spektrum Akademischer Verlag Heidelberg 2010 ISBN 978 3 8274 2053 4 Avril Rodway Krauter und Gewurze Die nutzlichsten Pflanzen der Natur Kultur und Verwendung Tessloff Hamburg 1980 ISBN 3 7886 9910 8 Weblinks Bearbeiten nbsp Wiktionary Andorn Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen nbsp Commons Gewohnlicher Andorn Album mit Bildern Videos und Audiodateien Verbreitungskarte fur Deutschland In Floraweb Gewohnlicher Andorn In BiolFlor der Datenbank biologisch okologischer Merkmale der Flora von Deutschland Thomas Meyer Andorn Datenblatt mit Bestimmungsschlussel und Fotos bei Flora de Flora von Deutschland alter Name der Webseite Blumen in Schwaben Vielseitige Informationen zur Art Gerhard Madaus Gewohnlicher Andorn im Madaus Memento vom 7 Oktober 2007 im Internet Archive https www apotheken umschau de medikamente heilpflanzen andorn 732957 htmlEinzelnachweise Bearbeiten Marrubium In Meyers Grosses Konversations Lexikon Band 13 Leipzig 1908 S 346 a b Arzneipflanze des Jahres 2018 Andorn Marrubium vulgare Welterbe Klostermedizin 21 September 2017 a b c Andreas Kleinsteuber Lamiaceae Labiatae In Oskar Sebald Siegmund Seybold Georg Philippi Arno Worz Hrsg Die Farn und Blutenpflanzen Baden Wurttembergs Band 5 Spezieller Teil Spermatophyta Unterklasse Asteridae Buddlejaceae bis Caprifoliaceae Eugen Ulmer Stuttgart Hohenheim 1996 ISBN 3 8001 3342 3 S 153 154 a b c d Gustav Hegi Illustrierte Flora von Mitteleuropa Pteridophyta Spermatophyta 2 Auflage Band V Teil 4 Angiospermae Dicotyledones 3 4 Labiatae Solanaceae Carl Hanser bzw Paul Parey Munchen bzw Berlin Hamburg 1964 ISBN 3 489 78021 3 S 2393 2399 unveranderter Nachdruck von 1927 mit Nachtrag a b Erich Oberdorfer Pflanzensoziologische Exkursionsflora Unter Mitarbeit von Theo Muller 6 uberarbeitete und erganzte Auflage Eugen Ulmer Stuttgart Hohenheim 1990 ISBN 3 8001 3454 3 Wouter S van den Berg Hrsg Eene Middelnederlandsche vertaling van het Antidotarium Nicolai Ms 15624 15641 Kon Bibl te Brussel met den latijnschen tekst der eerste gedrukte uitgave van het Antidotarium Nicolai Hrsg von Sophie J van den Berg N V Boekhandel en Drukkerij E J Brill Leiden 1917 S 255 Otto Zekert Hrsg Dispensatorium pro pharmacopoeis Viennensibus in Austria 1570 Hrsg vom osterreichischen Apothekerverein und der Gesellschaft fur Geschichte der Pharmazie Deutscher Apotheker Verlag Hans Hosel Berlin 1938 S 152 Otto Zekert Hrsg Dispensatorium pro pharmacopoeis Viennensibus in Austria 1570 Hrsg vom osterreichischen Apothekerverein und der Gesellschaft fur Geschichte der Pharmazie Deutscher Apotheker Verlag Hans Hosel Berlin 1938 S 146 Amanda Spooner Marrubium vulgare In Western Australian Herbarium Hrsg FloraBase The Western Australian Flora Department of Environment and Conservation 2007 online Memento des Originals vom 20 Marz 2011 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot florabase calm wa gov au Marrubium vulgare In Plants of the World Online Bereitgestellt durch die Royal Botanic Gardens Kew abgerufen am 11 September 2019 Marrubium vulgareL In Info Flora dem nationalen Daten und Informationszentrum der Schweizer Flora Abgerufen am 18 Januar 2023 Carl von Linne Species Plantarum Band 2 Lars Salvius Stockholm 1753 S 583 Digitalisat http vorlage digitalisat test 1 3Dhttp 3A 2F 2Fwww biodiversitylibrary org 2Fopenurl 3Fpid 3Dtitle 3A669 26volume 3D2 26issue 3D 26spage 3D583 26date 3D1753 GB 3D IA 3D MDZ 3D 0A SZ 3D doppelseitig 3D LT 3D PUR 3D Ausschuss fur pflanzliche Arzneimittel Community herbal monograph and assessment report on Marrubium vulgare L herba European Medicines Agency EMA 604273 2012 2012 Yousefi K et al Marrubium vulgare L methanolic extract inhibits inflammatory response and prevents cardiomyocyte fibrosis in isoproterenol induced acute myocardial infarction in rats In BioImpacts BI 4 1 2014 Kanyonga PM et al Assessment of methanolic extract of Marrubium vulgare for antiinflammatory analgesic and anti microbiologic activities In J Chem Pharm Res 3 1 199 204 2011 Jorge VG et al Vasorelaxant effect of ethanolic extracts from M vulgare Mexican medicinal plant as potential source for bioactive molecules isolation In Indo Global Journal of Pharmaceutical Sciences 2013 Schlemper V et al Antispasmodic effects of hydroalcoolic extract of Marrubium vulgare on isolated tissues In Phytomedicine 3 2 211 216 1996 Arzneipflanze des Jahres in Deutschland Echte Kamille 1987 Zitronenmelisse 1988 Knoblauch 1989 Echter Buchweizen 1999 Echte Arnika 2001 Stechender Mausedorn 2002 Artischocke 2003 Pfefferminze 2004 Gartenkurbis 2005 Echter Thymian 2006 Echter Hopfen 2007 Gewohnliche Rosskastanie 2008 Fenchel 2009 Gemeiner Efeu 2010 Passionsblume 2011 Sussholzer 2012 Grosse Kapuzinerkresse 2013 Spitzwegerich 2014 Echtes Johanniskraut 2015 Echter Kummel 2016 Saat Hafer 2017 Gewohnlicher Andorn 2018 Weissdorn 2019 Echter Lavendel 2020 Myrrhenbaum 2021 Monchspfeffer 2022 Echter Salbei 2023 Normdaten Sachbegriff GND 4142391 4 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Gewohnlicher Andorn amp oldid 229977134