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Der Monchspfeffer Vitex agnus castus ist eine Pflanzenart aus der Gattung Vitex in der Familie der Lippenblutler Lamiaceae MonchspfefferMonchspfeffer Vitex agnus castus SystematikEuasteriden IOrdnung Lippenblutlerartige Lamiales Familie Lippenblutler Lamiaceae Unterfamilie ViticoideaeGattung VitexArt MonchspfefferWissenschaftlicher NameVitex agnus castusL Er wird in der Umgangssprache auch Keuschbaum Keuschlamm Ubersetzung von lateinisch Agnus castus 1 oder Liebfrauenbettstroh genannt weil er angeblich den Geschlechtstrieb abschwacht Weitere Namen sind Abrahamstrauch Athenbaum Pfeffersalz und Tanis Das spiegelt sich auch im wissenschaftlichen Namen wider lateinisch agnus bzw altgriechisch ἁgnos Lamm und lateinisch castus keusch Der Monchspfeffer wird heute in der Naturheilkunde vor allem beim pramenstruellen Syndrom bei Zyklusstorungen und unerfulltem Kinderwunsch eingesetzt Inhaltsverzeichnis 1 Beschreibung 2 Vorkommen 3 Geschichte 4 Verwendung 4 1 Wirkungsmechanismus 4 2 Medizinische Verwendung 4 3 Kontraindikationen 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseBeschreibung Bearbeiten nbsp Habitus des Monchspfeffers nbsp Blutenstand nbsp BlatterDer laubabwerfende Strauch oder Baum kann eine Hohe von uber 5 Metern erreichen und hat hellbraune vierkantige und fein behaarte Zweige Die aromatischen gestielten Blatter stehen kreuzgegenstandig und sind handformig drei funf bis sieben neun zahlig gefingert Der Blattstiel ist bis 7 Zentimeter lang Die eilanzettlichen bis lanzettlichen und spitzen bis zugespitzten meistens ganzrandigen bis zu 11 Zentimeter langen Fingerblattchen sind kurz gestielt und unterseits heller sowie kurz filzig behaart Die duftenden Bluten stehen in dichten Scheinquirlen in endstandigen fein behaarten Blutenstanden und haben eine violette blaue rosa oder weisse Farbe Die kleinen kurz gestielten Bluten sind zwittrig mit doppelter Blutenhulle Der kleine becherformige Kelch mit kurzen Zipfeln ist aussen fein graulich behaart Die aussen fein graulich behaarte Krone ist zweilippig der mittlere Unterlappen ist vergrossert Die 4 didynamischen Staubblatter sind vorstehend Der Fruchtknoten ist oberstandig mit langem schlankem Griffel und zweilappiger Narbe Es ist ein Diskus vorhanden Optisch ist der Monchspfeffer wegen der Blatter dem Hanf und in der Blute dem Schmetterlingsflieder Buddleja davidii ahnlich weshalb es leicht zu Verwechselungen kommen kann Die rundliche dunkelbraune Frucht ist eine etwa 2 3 mm grosse bis viersamige und glatte harte Steinfrucht mit einem haltbaren hellbraunlichen Kelch Der becherformige Kelch bedeckt die Frucht bis etwa zur Halfte bis zwei Drittel Die Chromosomenzahl betragt 2n 32 2 Blutezeit ist Juli bis August Die Treibzeit ist je nach Ortsbedingungen unterschiedlich meist von April bis Juni Die bevorzugten Standorte sind feuchte Platze und Flussufer Vorkommen BearbeitenDer ursprungliche Verbreitungsraum des Monchspfeffers erstreckt sich vom Mittelmeerraum uber Sudwestasien bis zur Krim und bis Pakistan 3 nbsp Blutenstand der weissbluhenden Form alba nbsp Fruchte des MonchspfeffersGeschichte BearbeitenDie griechische Gottin Hera war der Legende nach auf Samos unter einem Keuschbaum Lygos geboren worden 4 Einmal im Jahr vereinigte sie sich auf Samos mit ihrem Gatten Zeus unter einem Keuschbaum Ein Bad im Imbrasos erneuerte danach ihre Jungfraulichkeit Die Feiern der Tonaia twnaia bei denen das Kultbild der Gottin mit Keuschbaumzweigen umwunden wurde erinnerten an dieses Ereignis Dieser Baum fruher auch Athenbaum 5 6 genannt stand am Altar in Heraion auf Samos und wurde unter anderem von Pausanias beschrieben 7 Den Griechen galt Monchspfeffer damit als Symbol der keuschen Ehe Dioscurides beschreibt den Keuschbaum als Anaphrodisiakum Agnos Keuschlammstrauch bei den Romern als wilder Pfeffer bekannt ist ein baumartiger Strauch welcher an Flussen und Felskusten wachst Er wird Agnos genannt weil ihn bei den Thesmophorien die Weiber welche ihre Keuschheit bewahren als Lager nutzten oder weil er getrunken den Drang zum Beischlaf massigt Die fleischigen rotschwarzen Fruchte wurden als Gewurz und Anaphrodisiakum verwendet In den Klostergarten des Mittelalters wuchsen neben Gewurz und Heilpflanzen auch Pflanzenarten die der Abkehr von weltlicher Liebe dienten Die Monche konnten die scharf schmeckenden Samen als Gewurz fur ihre Speisen nehmen und hatten einen willkommenen Nebeneffekt Im Mittelalter wurde der Monchspfeffer zum Symbol des enthaltsamen Monchslebens Auch im Antidotarium Nicolai kommt Agnus castus dessen Bluten flos agni dort Verwendung finden 8 vor Franz von Sales 1567 1622 erwahnt die Anwendung von Agnus Castus Monchspfeffer in seinem Buchlein Philothea im 13 Kapitel Ratschlage zur Bewahrung der Keuschheit Wer sich auf das Kraut Agnus castus bettet wird selbst keusch und schamhaft So wird auch dein Herz von jeder Makel und boser Lust gereinigt wenn es im Heiland ruht dem wahrhaft reinen und makellosen Lamm Der pflanzenkundige Pietro Andrea Mattioli schreibt in seinem Kreuterbuch in der Ausgabe von 1626 Er nimmt die Begierde zum Venushandel und solches tut nicht allein der Samen sondern auch die Blatter und Blumen nicht aber nur so man sie esset sondern auch wenn man sie im Bett verstreut Verwendung BearbeitenWirkungsmechanismus Bearbeiten Es wird angenommen dass einige Stoffe die in der Pflanze gefunden wurden Einfluss auf die Hypophyse haben Das konnte den Effekt auf den Hormonhaushalt erklaren Eine Studie hat gezeigt dass Inhaltsstoffe des Monchspfeffers am Opioidrezeptor binden Diese Tatsache konnte dafur verantwortlich sein dass Monchspfeffer Beschwerden des Pramenstruellen Syndroms lindert 9 Der Wirkungsmechanismus ist noch nicht zur Ganze verstanden 10 In geringeren Dosen wie sie in vergangenen Jahrhunderten zur Unterdruckung des sexuellen Verlangens eingesetzt wurden hemmt Monchspfeffer die Aktivierung der Dopamin 2 Rezeptoren uber kompetitive Bindung was zu einem leichten Anstieg der Prolaktinfreisetzung fuhrt In hoheren Konzentrationen ist die Bindungsaktivitat ausreichend um die Freisetzung von Prolaktin zu verringern Eine Studie hat herausgefunden dass die Behandlung 20 gesunder Manner mit hoheren Monchspfeffer Dosen mit einem leicht gesenkten Prolaktinspiegel einherging niedrigere Dosen aber im Vergleich zum Placebo einen leichten Anstieg induzierten 11 Die wirksamen Substanzen sind vermutlich Diterpene mit Dopamin analoger Wirkung 12 mit hemmender Wirkung auf das Hormon Prolaktin Eine Senkung des Prolaktins beeinflusst den FSH Follikelstimulierendes Hormon und Ostrogenspiegel im weiblichen Korper Uber die Wirkung auf den Prolaktinspiegel ist eine Senkung des Testosteron Spiegels bei Mannern als Wirkung plausibel die sich auf Libido und Spermienproduktion auswirken kann 13 Uber diesen Wirkungsweg ist die seit der Antike berichtete Wirkung als Anaphrodisiakum erklarbar Medizinische Verwendung Bearbeiten Monchspfeffer ist eine Heilpflanze deren Frucht Agni casti fructus zur Behandlung des Pramenstruellen Syndroms eingesetzt werden kann Wirksamkeitsbestimmende Inhaltsstoffe sind bizyklische Diterpene Iridoidglykoside lipophile Flavonoide Triglyceride Ol und Linolsaure sowie atherisches Ol 14 Monchspfeffer fordert die Hormonregulation bei unregelmassigem Zyklus Getestet wurde u a die Wirkung bei Mastodynie Hierbei zeigte sich unter Behandlung mit Agnus Castus Praparaten eine Besserung der pramenstruellen Mastodynie die wahrscheinlich dem Ansteigen des Progesteronspiegels geschuldet ist Da Monchspfeffer die Bildung des Gelbkorperhormons fordert werden die entsprechenden Arzneimittel mit zum Teil belegbaren Erfolgen auch bei Unfruchtbarkeit infolge von Gelbkorperschwache oder erhohten Gelbkorperspiegeln angewendet Eingesetzt wird industriell hergestellter und standardisierter Extrakt der kontinuierlich wahrend des gesamten Menstruationszyklus eingenommen wird Als Nebenwirkung kann es zu Juckreiz kommen Durch die gestagenartige Wirkung verlangert sich haufig die Follikularphase sodass der Nutzen bei verlangerten Zyklen fraglich ist Ausserdem wurde eine vertreibende Wirkung als Repellent gegen Zecken und andere blutsaugende Arthropoden nachgewiesen 15 Kontraindikationen Bearbeiten In der Schwangerschaft sollte Monchspfeffer aufgrund moglicher Komplikationen nicht eingenommen werden 16 17 Madchen und stillende Frauen sollten ebenfalls keinen Monchspfefferextrakt einnehmen Frauen mit Krankheiten deren Verlauf von Geschlechtshormonen beeinflusst werden kann wie Brustkrebs und Tumoren der Hirnanhangdruse durfen Monchspfefferextrakt nicht einnehmen Literatur BearbeitenPaul Wagler Agnos In Paulys Realencyclopadie der classischen Altertumswissenschaft RE Band I 1 Stuttgart 1893 Sp 832 834 Norbert M Borengasser Agnus castus Ein Kraut fur alle Falle In F S Chartulae W Speyer Hrsg Jahrbuch fur Antike und Christentum Erg Band 28 Munster 1998 S 4 13 mit Literatur Norbert M Borengasser Keuschlamm In Reallexikon fur Antike und Christentum Band XX 2004 S 800 803 mit Literatur Bettina Rahfeld Mikroskopischer Farbatlas pflanzlicher Drogen Band 3 2017 S 250 Marilena Idzojtic Dendrology Academic Press 2019 ISBN 978 0 444 64175 5 S 707 Henri Alain Liogier Descriptive Flora of Puerto Rico and Adjacent Islands Volume IV UPR 1995 ISBN 0 8477 2337 2 S 387 f A Pulle Flora of Suriname Vol IV Part 2 Bussy 1938 S 304 307 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Monchspfeffer Vitex agnus castus Album mit Bildern Videos und Audiodateien Ausschuss fur pflanzliche Arzneimittel Agni casti fructus European Medicines Agency 7 Mai 2020 Kooperation Phytopharmaka Monchspfeffer Kulturhistorisches Portrat der Forschergruppe Klostermedizin Monchspfeffer im Heilpflanzenlexikon awl ch abgerufen am 3 Juni 2018 Kommission fur Phytotherapie Kommission E des ehemaligen Bundesgesundheitsamtes BGA heute Bundesinstitut fur Arzneimittel und Medizinprodukte BfArM Monographie Agni casti fructus Keuschlammfruchte Bundesanzeiger 226 2 12 1992 www heilpflanzen welt de Einzelnachweise Bearbeiten Vgl auch Ute Obhof Rezeptionszeugnisse des Gart der Gesundheit von Johann Wonnecke in der Martinus Bibliothek in Mainz ein wegweisender Druck von Peter Schoffer In Medizinhistorische Mitteilungen Zeitschrift fur Wissenschaftsgeschichte und Fachprosaforschung Band 36 37 2017 2018 S 25 38 hier S 34 Agnus castus schapfmulle Vitex pseudo negundo bei Tropicos org In IPCN Chromosome Reports Missouri Botanical Garden St Louis Rafael Govaerts Hrsg Vitex World Checklist of Selected Plant Families des Royal Botanic Gardens Kew abgerufen am 21 Januar 2018 Marielouise Cremer Hieros gamos im Orient und in Griechenland In Zeitschrift fur Papyrologie und Epigraphik Band 48 1982 S 283 290 Petrus Hotton Thesaurus Phytologicus Das ist Neu eroffneter und reichlich versehener Krauter Schatz Worinnen Alle in der Artzney Kunst gebrauchliche Gewachse welche in allen 4 Theilen der Welt sonderlich aber in Europa herfurkommen Johann Leonhard Buggel und Johann Andreas Seitz 1738 S 541 Heinrich Marzell Worterbuch der deutschen Pflanzennamen 5 Bande Leipzig ab Band 3 Stuttgart Wiesbaden Band 4 S 1207 Pausanias VII 4 4 Wouter S van den Berg Hrsg Eene Middelnederlandsche vertaling van het Antidotarium Nicolai Ms 15624 15641 Kon Bibl te Brussel met den latijnschen tekst der eerste gedrukte uitgave van het Antidotarium Nicolai Hrsg von Sophie J van den Berg N V Boekhandel en Drukkerij E J Brill Leiden 1917 S 196 D E Webster J Lu S N Chen N R Farnsworth Z Jim Wang Activation of the m opiate receptor by Vitex agnus castus methanol extracts Implication for its use in PMS In Journal of Ethnopharmacology Band 106 Nr 2 2006 S 216 221 doi 10 1016 j jep 2005 12 025 PMID 16439081 D E Webster Y He S N Chen G F Pauli N R Farnsworth Z J Wang Opioidergic mechanisms underlying the actions of Vitex agnus castus L In Biochemical Pharmacology Band 81 Nr 1 1 Januar 2011 S 170 177 Zsuzsanna Hajdu Judit Hohmann u a Diterpenoids and flavonoids from the fruits of Vitex agnus castus and antioxidant activity of the fruit extracts and their constituents In Phytotherapy Research Band 21 2007 S 391 doi 10 1002 ptr 2021 W Wuttke H Jarry V Christoffel B Spengler D Seidlova Wuttke Chaste tree Vitex agnus castus Pharmacology and clinical indications In Phytomedicine Band 10 2003 S 348 357 Paul Grant Shamin Ramasamy An Update on Plant Derived Anti Androgens In International Journal of Endocrinology and Metabolism Band 10 Nr 2 2012 S 497 502 doi 10 5812 ijem 3644 Heinz Schilcher Leitfaden Phytotherapie Urban amp Fischer Munchen 2007 ISBN 978 3 437 55348 6 S 147 f Heinz Mehlhorn Gunter Schmahl Jurgen Schmidt Extract of the seeds of the plant Vitex agnus castus proven to be highly efficacious as a repellent against ticks fleas mosquitoes and biting flies In Parasitology Research Band 95 Nr 5 2005 S 363 365 C Daniele J Thompson Coon M H Pittler E Ernst Vitex agnus castus a systematic review of adverse events In Drug Safety Band 28 Nr 4 2005 S 319 332 doi 10 2165 00002018 200528040 00004 PMID 15783241 Chaste Tree Drugs com abgerufen am 22 April 2015 Arzneipflanze des Jahres in Deutschland Echte Kamille 1987 Zitronenmelisse 1988 Knoblauch 1989 Echter Buchweizen 1999 Echte Arnika 2001 Stechender Mausedorn 2002 Artischocke 2003 Pfefferminze 2004 Gartenkurbis 2005 Echter Thymian 2006 Echter Hopfen 2007 Gewohnliche Rosskastanie 2008 Fenchel 2009 Gemeiner Efeu 2010 Passionsblume 2011 Sussholzer 2012 Grosse Kapuzinerkresse 2013 Spitzwegerich 2014 Echtes Johanniskraut 2015 Echter Kummel 2016 Saat Hafer 2017 Gewohnlicher Andorn 2018 Weissdorn 2019 Echter Lavendel 2020 Myrrhenbaum 2021 Monchspfeffer 2022 Echter Salbei 2023 Dieser Artikel behandelt ein Gesundheitsthema Er dient nicht der Selbstdiagnose und ersetzt nicht eine Diagnose durch einen Arzt Bitte hierzu den Hinweis zu Gesundheitsthemen beachten Normdaten Sachbegriff GND 4488606 8 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Monchspfeffer amp oldid 235882112