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Saponine lateinisch sapo Seife sind Glycoside von Steroiden Steroidalkaloiden stickstoffhaltige Steroide oder Triterpenen Man spricht daher auch von Steroidsaponinen Steroidalkaloidsaponinen und Triterpensaponinen wobei allerdings beachtet werden sollte dass die Klassifizierung von Steroidalkaloidsaponinen als Saponine umstritten ist und im Zweifelsfall die Terminologie Steroidale Glykoalkaloide zu bevorzugen ist Aufgrund der Vielzahl moglicher Kohlenhydratstrukturen und der grossen strukturellen Variabilitat der Aglycone weist diese Stoffgruppe eine entsprechend grosse Strukturvielfalt und damit eine grosse Variabilitat in den biologischen Eigenschaften auf Digitonin das giftige Steroidsaponin aus dem Fingerhut Digitalis purpureaa Solanin das giftige Steroidalkaloid saponin aus Tomaten und Kartoffeln wird bei der Reifung zum ungiftigen Steroidsaponin denitrifiziert Grundstruktur der Ballonblumen Saponine mit R1 verschiedene Zuckerreste und R2 verschiedene AlkylresteDie Bezeichnung Saponinglykosid ist ein Pleonasmus und daher nicht korrekt Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Eigenschaften 3 Vorkommen 4 Chemische Strukturen 5 Biologische Funktion 6 Biosynthese 7 Analyse 8 Anwendungen 9 Literatur 10 Weblinks 11 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenSeifen als solches sind schon seit dem Altertum bekannt Jedoch definierte erst Leopold Gmelin den Begriff Saponine 1 Johann Friedrich Zittmann stellte aus den Wurzeln von verschiedenen Smilax Arten ein Decoct her das 1795 von Johann Christian Anton Theden als Decoctum Zittmanni bezeichnet wird und gegen Syphilis verwendet wird 1 Tennet begann 1736 die Senega Wurzel als Expektorans zu verwenden W von Schulz konnte 1896 dann das enthaltene Saponin Senegin isolieren Wahrend der Weltkriege wurde die Droge sehr selten und teuer sodass man sie durch Radix Saponariae albae oder Primelwurzeln und bluten ersetzte welche noch heute als Expektorans verwendet werden 2 Eigenschaften BearbeitenSaponine werden so bezeichnet da sie beim Schutteln mit Wasser oft einen seifenartigen Schaum ergeben Demgemass steht auch eine allgemeine Wirkungsweise dieser Verbindungsklasse im Vordergrund die mit der Detergenzeigenschaft zusammenhangt Saponine bilden im Allgemeinen stabile Schaume zeigen haufig hamolytische Aktivitat beeinflussen die Membranpermeabilitat komplexieren Cholesterin haben mitunter einen bitteren Geschmack Ausnahmen Glycyrrhizin das den sussen Geschmack der Lakritze ausmacht sowie die sehr sussen Mogroside aus der chinesischen Pflanze Siraitia grosvenori und sind piscizid giftig fur Fische Vorkommen BearbeitenSaponine sind in hoheren Pflanzen weit verbreitet besonders in nahrstoffreichem Gewebe wie Wurzeln Knollen Blattern Bluten und Samen Saponine wurden in uber 90 Pflanzenfamilien beschrieben 3 In einer Untersuchung von 1730 zentralasiatischen Pflanzenarten wurden in 76 der Familien Saponine gefunden 3 Man findet Saponine in Gemusepflanzen wie Sojabohnen Kichererbsen Erdnussen Mungobohnen Saubohnen Linsen Erbsen Quinoa Spinat Hafer Auberginen Spargel Fenchel Knoblauch Zuckerruben Tomaten grune Paprika Kartoffeln Solanin Zwiebeln Cassava und Yams 3 Sie sind daruber hinaus Bestandteile von Tee 3 Ginseng oder Jiaogulan Saponine sind Sekundare Pflanzenstoffe nbsp Seifenrindenbaum Quillaja saponaria Der Saft aus den Rhizomen des Echten Seifenkrauts wurde schon fruh als Waschmittel verwendet daher auch der botanische Gattungsname Saponaria In hoher Konzentration treten Saponine in Kastanien und in der Rinde des sudamerikanischen Seifenrindenbaumes Quillaja saponaria auf letzteres auch Panamarinde genannt Aus okologischen Grunden haben die indischen Waschnusse deren Waschwirkung auf die hohe Konzentration an Saponinen zuruckgeht in jungster Zeit ein breiteres Interesse geweckt Ferner findet man Saponine in marinen Kleinstlebewesen und Seewalzen Holothurine Verschiedene weitere Pflanzen enthalten Saponine z B Alpenveilchen Cyclamen spp Barringtonia asiatica Bittersusser Nachtschatten Cestrum auriculatum Efeu Guajacum Gypsophila struthium Jiaogulan Gynostemma pentaphyllum Kornrade Agrostemma githago Lungenkraut Luzerne Polygala senega Primeln Quinoa Chenopodium quinoa Seifenwurzel Hundsnelke Vogelmiere Stellaria media Waschnussbaum und Ginseng Chemische Strukturen BearbeitenDie strukturelle Klassifikation der Saponine erfolgt zunachst anhand der Aglycone den sogenannten Sapogeninen da der Saccharidteil selbst in ein und derselben naturlichen Quelle mitunter recht stark variiert und ublicherweise mehrere verschiedene Glykosylierungsmuster nebeneinander zu finden sind Bei den Sapogeninen findet man hingegen meist eine sehr viel begrenztere Strukturvielfalt in einer Quelle In beiden Fallen ist die Variabilitat meist auf verwandte Stoffwechselwege und deren Zwischenschritte zuruckzufuhren so dass regelmassig eine ganze Reihe ahnlicher Verbindungen mit zum Teil ahnlichen aber in ihrer biologischen Wirkung abgestuften Eigenschaften zu finden sind Monodesmosidische Saponine haben eine Zuckerkette bisdesmosidische Saponine zwei Zuckerketten die an unterschiedlichen Positionen des Aglykons gebunden sind Steroidsapogenine mit C 27 Grundgerust Spirostane bei denen die Seitenkette ein an den D Ring anelliertes bicyclisches Spiroketal E und F Ring bildet z B Digitogenin Furostane bei denen ein Teil der Seitenkette einen an den D Ring anellierten Furanring E Ring formt im Vergleich zum Cholestan umgelagerte C 27 Grundgeruste Steroidalkaloidsapogenine mit C 27 Grundgerust und Stickstoffatom meist in der Seitenkette auch hier findet man ahnliche Varianten wie bei den Steroidsapogeninen nbsp Holothurin BTriterpensapogenine mit C 30 Grundgerust u a Cycloartane Tetracyclisches Cholestan Grundgerust und einem zusatzlichen anellierten Cyclopropanring Dammarane Tirucallane und Cucurbitane drei anellierte Sechsringe A C und ein an den C Ring anellierter Funfring D Holothurinogenine die sich vom Holostan 20S 20 Hydroxy 5a lanostan 18 saurelacton bzw Lanostan ableiten Die Gruppe besitzt drei anellierte Sechsringe A C und einen an den C Ring anellierten doppelten Funfring D E der aussere davon ist ein Lacton dieser Ring tragt zusatzlich einen nicht anellierten Tetrahydrofuran Ring Die Glycoside bilden die Gruppe der Holothurine 4 Lupane Stoffgruppe vier anellierte Sechsringe A D und ein an den D Ring anellierter Funfring E Oleanane siehe Strukturformel des Ballonblumensaponins Ursane und Taraxasterane funf anellierte Sechsringe A E haufig ist die Methylgruppe C 28 bei diesen Saponinen zur Saure oxidiert z B in Saponinen die sich vom Aglykon Gypsogenin ableiten Biologische Funktion BearbeitenSaponine dienen den Pflanzen wahrscheinlich als Defensivstoffe beispielsweise gegen Pilzbefall 5 und Insektenfrass 6 Da Pflanzen kein aktives Immunsystem wie die Wirbeltiere haben werden Schadorganismen oft chemisch bekampft Bei der Reifung von Nachtschattengewachsen wie der Tomate und der Kartoffel werden die giftigen Steroidalkaloidsaponine durch Denitrifikation enzymatische Entfernung des Stickstoffs in ungiftige Steroidsaponine umgewandelt Biosynthese BearbeitenSaponine entstammen dem Phytosterolanabolismus 7 Uber den cytosolischen Mevalonatweg gebildetes DMAPP und IPP bildet dabei die Grundlage zur Bildung von 2 3 Oxidosqualen das als letztes gemeinsames Vorlaufermolekul den Scheidepunkt von Phytosterolen Steroidsaponinen und Steroidalkaloidsaponinen auf der einen Seite und Triterpensaponinen auf der anderen Seite markiert Sogenannte Oxidosqualencyclasen auch Triterpensynthasen katalysieren Cyclisierungskaskaden von Oxidosqualen die in der Formierung von Cycloartenol im Falle ersterer oder verschiedener Triterpene wie bspw Dammaran Lupeol und b Amyrin in der weiteren Biosynthese letzterer resultieren An welchem Schritt sich Steroidsaponine bzw Steroidalkaloidsaponine von der weiteren Phytosterolbiosynthese abspalten ist nicht bekannt Die Bildung des initialen Sapogeningrundgerustes ist oftmals gefolgt von der Modifizierung einzelner Positionen Zumeist handelt es sich dabei in erster Instanz um die Einfuhrung von Hydroxy Keto oder Carboxygruppen Die Mehrzahl dieser Oxidierungen wird dabei vermutlich von Cytochrom P450 Enzymen katalysiert Hydroxy und Carboxygruppen konnen im Anschluss als Angriffspunkt fur die Verknupfung mit Seitengruppen unterschiedlichster chemischer Herkunft wie bspw kleineren aliphatischen und aromatischen Sauren ober eben auch Zuckerresten dienen Die Glykosylierung des Aglycons also die Verknupfung mit Zuckerresten ist in der Regel notwendig um die biologische Aktivitat von Saponinen zu gewahrleisten Typische Saponinzuckerseitenketten bestehen aus 2 5 Monosaccharideinheiten und sind mit der C3 Hydroxygruppe und oder sofern vorhanden C28 Carboxygruppe des Sapogenins via Ether bzw Esterbindung verknupft Am haufigsten vorgefundene Zuckerreste in Saponinglykosylierungsmustern sind Glucosyl Galactosyl Glucuronyl Rhamnosyl Xylosyl und Arabinosyl Einheiten Bisher identifizierte Enzyme die an der Synthese von Saponinzuckerseitenketten beteiligt sind gehoren alle zur Klasse der Familie 1 UDP Glykosyltransferasen und katalysieren jeweils die Verknupfung eines einzelnen Monosaccharidrestes mit dem Sapogenin oder der wachsenden Saponinzuckerseitenkette Analyse BearbeitenDie Analyse von Saponinen erfolgt ublicherweise per LC MS HPLC Gaschromatografie teilweise auch per Dunnschichtchromatographie 3 Ein Vorhandensein von Saponinen kann durch Aufschutteln gepruft werden wobei sich ein Schaum bildet der langer als 10 Minuten steht Als Positivkontrolle dient dabei die Rinde von Entada phaseoloides Anwendungen BearbeitenSaponine sind wirksame Bestandteile des Adjuvans QS 21 Sie verstarken die zellulare Immunantwort 8 In Kosmetikprodukten wird es in der Liste der Inhaltsstoffe als SAPONINS INCI 9 angegeben Literatur BearbeitenD E Fenwick D Oakenfull Saponin content of food plants and some prepared foods In Journal of the science of food and agriculture Band 34 Nummer 2 Februar 1983 S 186 191 PMID 6855202 Lawrence A Johnson Soybeans Elsevier 2015 ISBN 978 0 12 804352 3 S 312 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Saponine Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Giftklassen u a Saponine Saponine bei PflanzenEinzelnachweise Bearbeiten a b Wolf Dieter Muller Jahncke Christoph Friedrich Ulrich Meyer Arzneimittelgeschichte 2 uberarb und erw Auflage Wiss Verl Ges Stuttgart 2005 ISBN 978 3 8047 2113 5 S 183 Wolf Dieter Muller Jahncke Christoph Friedrich Ulrich Meyer Arzneimittelgeschichte 2 uberarb und erw Auflage Wiss Verl Ges Stuttgart 2005 ISBN 978 3 8047 2113 5 S 184 a b c d e K Hostettmann Saponins Cambridge University Press 2005 ISBN 978 0 521 02017 6 S 18 Eintrag zu Holothurine In Rompp Online Georg Thieme Verlag abgerufen am 26 April 2012 K Papadopoulou R E Melton M Leggett M J Daniels A E Osbourn Compromised disease resistance in saponin deficient plants In Proceedings of the National Academy of Sciences 96 1999 S 12923 12928 doi 10 1073 pnas 96 22 12923 Tetsuro Shinoda Tsuneatsu Nagao Masayoshi Nakayama Hiroaki Serizawa Masaji Koshioka Hikaru Okabe Akira Kawai Identification of a Triterpenoid Saponin from a Crucifer Barbarea vulgaris as a Feeding Deterrent to the Diamondback Moth Plutella xylostella In Journal of Chemical Ecology 28 3 S 587 599 doi 10 1023 A 1014500330510 Jorg M Augustin Vera Kuzina Sven B Andersen Soren Bak Molecular activities biosynthesis and evolution of triterpenoid saponins In Phytochemistry Vol 72 Issue 6 April 2011 S 435 457 doi 10 1016 j phytochem 2011 01 015 H X Sun Y Xie Y P Ye Advances in saponin based adjuvants In Vaccine Band 27 Nummer 12 Marz 2009 S 1787 1796 doi 10 1016 j vaccine 2009 01 091 PMID 19208455 Eintrag zu SAPONINS in der CosIng Datenbank der EU Kommission abgerufen am 26 Marz 2022 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Saponine amp oldid 238181819