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Dieser Artikel beschaftigt sich mit der chemischen Verbindung fur den gleichnamigen Manga siehe Solanin Manga Solanin genauer a Solanin ist eine giftige chemische Verbindung die vor allem in Nachtschattengewachsen wie Kartoffeln und Tomaten enthalten ist Chemisch ist Solanin das Saponin des Steroidalkaloids Solanidin mit dem Trisaccharid Solatriose das aus Glucose Galactose und Rhamnose besteht Solanin wurde erstmals 1820 vom franzosischen Apotheker Desfosses aus den Beeren des Schwarzen Nachtschattens Solanum nigrum isoliert nach dem es benannt wurde 5 Es wird falschlich auch als Tomatin bezeichnet StrukturformelAllgemeinesName SolaninAndere Namen Solanid 5 en 3b yl O a L rhamnopyranosyl 1 2 O b D glucopyranosyl 1 3 b D galactopyranosidSummenformel C45H73NO15Kurzbeschreibung farb und geruchloser Feststoff 1 Externe Identifikatoren DatenbankenCAS Nummer 20562 02 1EG Nummer 243 879 8ECHA InfoCard 100 039 875PubChem 6537493ChemSpider 28033Wikidata Q373791EigenschaftenMolare Masse 868 06 g mol 1Aggregatzustand festSchmelzpunkt 285 C 1 Loslichkeit schwer loslich in Wasser 1 mg l 1 bei 25 C 1 SicherheitshinweiseGHS Gefahrstoffkennzeichnung 2 AchtungH und P Satze H 302P keine P Satze 2 Toxikologische Daten 590 mg kg 1 LD50 Ratte oral 3 gt 1000 mg kg 1 LD50 Maus oral 3 75 mg kg 1 LD50 Ratte i p 3 42 mg kg 1 LD50 Maus i p 3 3 6 mg kg 1 extrapoliert LD50 Mensch oral 4 Soweit moglich und gebrauchlich werden SI Einheiten verwendet Wenn nicht anders vermerkt gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen Inhaltsverzeichnis 1 Vorkommen 2 Wirkung 3 Solaninvergiftung 3 1 Toxizitat 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseVorkommen BearbeitenSolanin ist vor allem in Nachtschattengewachsen Solanaceae wie Kartoffeln enthalten nbsp Der grune Anteil von Kartoffeln enthalt viel Solanin Die hochsten Werte erreichen Fruhkartoffeln Werden Kartoffeln lange Zeit dem Licht ausgesetzt steigt vor allem in den Trieben der Solaningehalt an 6 Auch in geschalten rohen oder mechanisch verletzten Kartoffeln Druckstellen Frostschaden steigt der Gehalt ein wenig weil weiteres Solanin zur Bekampfung von Faulniserregern produziert wird Lagertemperatur und Lagerdauer haben Einfluss auf die Erhohung des Alkaloidgehaltes die ideale Lagertemperatur ist 10 C Der Solaningehalt von Kartoffeln war fruher wesentlich hoher als heute Noch in einer Studie vom Mai 1943 wurde der Solaningehalt Gesamtgehalt von Kartoffeln der Sorte Voran mit 32 5 mg 100 g angegeben wobei kleine grune Kartoffeln bis zu 55 7 mg 100 g erreichten Hingegen konnte der Gehalt durch sehr starke Belichtung und Ergrunen nur unwesentlich gesteigert werden 7 Heute uberwiegend angebaute neuere Kartoffelsorten weisen einen Gesamt Glykoalkaloidgehalt von 3 bis 7 mg 100 g 2013 8 bzw 2 bis 10 mg 100 g WHO 1994 9 sowie 1996 10 auf Das Bundesinstitut fur Risikobewertung empfahl im Jahre 2018 eine Absenkung des bis dahin als unbedenklich angesehenen Gehaltes von maximal 20 mg 100 g auf 10 mg 100 g Rohware Man bezog sich auf einen Vergiftungsfall aus dem Jahre 2015 der nach dem Verzehr von Kartoffeln die einen Glykoalkaloidgehalt von 23 6 mg 100 g hatten aufgetreten war 9 Wirkung BearbeitenEs wird momentan davon ausgegangen dass Solanin eine Depolarisation der Mitochondrienmembranen bewirkt wobei sich der Calciumgehalt des Cytoplasmas erhoht Zumindest ein Teil des Calciums stammt aus den geschadigten Mitochondrien da in intakten die Calciumkonzentration wesentlich hoher ist als im Cytoplasma Die Erhohung der Calciumkonzentration im Cytoplasma leitet den Zelltod durch Apoptose ein 11 Solaninvergiftung BearbeitenDie Solaninvergiftung kam fruher sehr haufig vor vor allem in Form eines schweren Magens und in Form von Ubelkeit auch Todesfalle wurden beschrieben Sie ist heute durch die geringen Konzentrationen in modernen Zuchtgemusen praktisch verschwunden Erste Vergiftungserscheinungen des Alkaloids wie Benommenheit Beruhrungsuberempfindlichkeit Hyperasthesie und erschwerte Atemtatigkeit Dyspnoe treten beim Erwachsenen nach der Aufnahme von ca 200 mg auf bei fortgesetzter Solaninaufnahme Ubelkeit und Erbrechen diese Symptome werden auch als Solanismus beschrieben 3 Weitere Symptome sind Brennen und Kratzen im Hals Magenbeschwerden Darmentzundungen Nierenentzundungen mit blutigem Harn Gliederschmerzen Fieber Nierenreizungen Durchfall und in schlimmen Fallen sogar die Auflosung der roten Blutkorperchen Herzrhythmusstorungen Storungen der Kreislauf und Atemtatigkeit sowie Schadigungen des zentralen Nervensystems Krampfe Lahmungen Als todlich gilt eine Dosis von 400 mg 12 Solanin zerfallt beim Kochen nicht sondern geht in das zum Kochen verwendete Wasser uber da es bei hohen Temperaturen wasserloslich ist Deshalb sollte das Kochwasser nicht weiterverwendet werden Da Solanin hitzebestandig und fettunloslich ist wird es beim Frittieren oder Braten ebenfalls nicht zerstort 13 14 15 Der Solaningehalt kann bei Kartoffeln durch Abschneiden gruner Stellen und von Keimen verringert werden Da die grune Farbe vom Chlorophyll stammt und dessen Bildung erst nach der Biosynthese des Solanins erfolgt konnen auch unverfarbte Kartoffeln eine erhohte Solaninkonzentration aufweisen Toxizitat Bearbeiten Die mittlere Dosis von 200 mg bei der erste Vergiftungserscheinungen auftreten konnen entspricht dem Genuss von mehr als 2 8 Kilogramm roher und ungeschalter Kartoffeln von neuen Sorten mit 7 mg Solanin 100 g 30 80 des Solanins befinden sich in oder direkt unterhalb der Schale 16 Die Dosis ist von der Korpermasse abhangig und individuell stark unterschiedlich Die WHO gibt Dosen von 3 bis 6 mg Glykoalkaloiden pro kg Korpergewicht als letale Dosis fur den Menschen an Dosen von uber 1 bis 3 mg pro kg Korpergewicht werden als toxisch angesehen 9 Durch die Zubereitung wird der Gehalt an Solanin reduziert indem die Kartoffeln ublicherweise geschalt und geputzt werden Ein Teil geht in das Kochwasser uber Derzeit am Markt ubliche Kartoffelsorten verursachen unter diesen Bedingungen keine gesundheitlichen Risiken 17 Das gilt jedoch nicht unbedingt fur altere Sorten Vergrunte teilweise an der Oberflache gelegene Kartoffeln oder bestimmte Sorten konnen unzulassig hohe Gehalte von 20 bis 40 mg 100 g aufweisen 8 Der vom Bundesinstitut fur Risikobewertung im Jahre 2018 empfohlene Grenzwert von 10 mg 100 g Kartoffel Rohware ist damit begrundet worden dass ein NOAEL der Summe der Glycoalkaloide von 0 5 mg kg Korpergewicht und Tag nicht uberschritten werden sollte 9 Solanin macht etwa 50 des Glycoalkaloid Gehaltes von Kartoffeln aus Das Maximum der Glycoalkaloid Konzentration im Blutserum wurde mit 4 bis 8 Stunden nach dem Verzehr von Kartoffeln mit 20 mg 100 g Glycoalkaloiden bestimmt Die Halbwertszeit des Abbaues im Korper betrug im Mittel 21 Stunden 9 Wegen des langsamen Abbaues wird eine mogliche Akkumulation bei taglicher Aufnahme erwahnt Das Aglycon Solanidin ist der Haupt Metabolit der Kartoffel Glycoalkaloide Es wird in der Leber angereichert und hat eine hohe Verweilzeit im Korper So wurde 1992 festgestellt dass der nach 4 Stunden angestiegene Serumwert selbst nach 25 Stunden nicht wieder fiel 18 Weblinks BearbeitenLebensmittelchemisches Institut Alkaloide der Kartoffel Einzelnachweise Bearbeiten a b c Datenblatt a Solanin PDF bei Carl Roth abgerufen am 25 September 2023 a b Datenblatt a Solanine bei Sigma Aldrich abgerufen am 3 November 2016 PDF a b c d e J R Whitaker R E Feeney Toxicants occurring naturally in foods Hrsg National Research Council U S Food Protection Committee National Academy of Sciences 1973 ISBN 0 309 02117 0 Enzyme inhibitors in foods S 276 298 englisch 764 Solanine and chaconine WHO Food Additives Series 30 In inchem org Abgerufen am 8 Mai 2020 M Desfosses Extrait d une lettre a M Robiquet In Journal de Pharmacie Band 6 1820 S 374 37 franzosisch S S Ahmed K Muller Einfluss von Lagerzeit Licht und Temperatur auf den Solanin und a Chaconingehalt mit und ohne Keimhemmungsmittel behandelter Kartoffeln In Potato Research Band 24 Nr 1 1981 S 93 99 doi 10 1007 BF02362020 W Lepper Beitrag zur Solaninfrage Belichtung und Solaningehalt der Kartoffeln In Zeitschrift fur Lebensmitteluntersuchung und Forschung A Band 86 Nr 3 4 1943 S 247 250 doi 10 1007 BF01662686 a b W Schuphan Mensch und Nahrungspflanze Der Biologische Wert der Nahrungspflanze in Abhangigkeit von Pestizideinsatz Bodenqualitat und Dungung Springer Verlag 2013 171 Seiten Seite 43 a b c d e Speisekartoffeln sollten niedrige Gehalte an Glykoalkaloiden Solanin enthalten PDF 167 kB Bundesinstitut fur Risikobewertung Stellungnahme Nr 010 2018 vom 23 April 2018 Franzke C Allgemeines Lehrbuch der Lebensmittelchemie 3 Aufl Hamburg 1996 S 257f S 244 S Y Gao Q J Wang Y B Ji Effect of solanine on the membrane potential of mitochondria in HepG2 cells and Ca2 i in the cells In World Journal of Gastroenterology Band 12 Nr 21 Juni 2006 S 3359 3367 PMID 16733852 englisch wjgnet com abgerufen am 31 Mai 2009 Ursula Preiss Bayerisches Landesamt fur Gesundheit und Lebensmittelsicherheit 9 Juli 2004 Bayerisches Staatsministerium fur Umwelt Gesundheit und Verbraucherschutz 2004 Verbraucherzentrale Baden Wurttemberg e V 4 August 1992 in Grune Tomaten und gekeimte Kartoffeln Das naturliche Gift Solanin abgerufen am 21 April 2015 Gunter Vollmer Gunter Josst Dieter Schenker Wolfgang Sturm Norbert Vreden Lebensmittelfuhrer Inhalte Zusatze Ruckstande Teil 2 Fleisch Fisch Milch Fett Gewurze Getranke Lebensmittel fur Diat fur Sauglinge fur Sportler Band 1 Wissenschaft fur den Alltag Verlag John Wiley amp Sons 2009 ISBN 3 527 62589 5 S 141 Gefahrliche Schale Was die Kartoffel giftig macht Memento vom 13 Januar 2014 im Internet Archive stern TV 14 November 2007 Michael Murkovic Toxine in pflanzlichen Lebensmitteln Technische Universitat Graz Institut fur Lebensmittelchemie und technologie S 6 Executive Summary of Chaconine amp Solanine Memento vom 15 August 2006 im Internet Archive Bayerisches Staatsministerium fur Umwelt Gesundheit und Verbraucherschutz Solanin Glycoalkaloide in Kartoffeln Hellenas K E Nyman A Slanina P Loof L Gabrielsson J Determination of potato glycoalkaloids and their aglycone in blood serum by high performance liquid chromatography Application to pharmacokinetic studies in humans in Journal of Chromatography B 573 1992 S 69 78 PMID 1564109 DOI 10 1016 0378 4347 92 80476 7 Zitiert nach Bundesinstitut fur Risikobewertung Speisekartoffeln sollten niedrige Gehalte an Glykoalkaloiden Solanin enthalten Stellungnahme Nr 010 2018 vom 23 April 2018 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Solanin amp oldid 237621141