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Als Piscizid wird ein chemischer Stoff bezeichnet der fur Fische giftig ist und der absichtlich und gezielt zu deren Vergiftung eingesetzt wird Meist wird der Begriff als Unterkategorie fur ein gegen Fische gerichtetes Biozid gebraucht er wird aber auch in Zusammenhang mit Giftfischen mittels Toxinen verwendet Das Adjektiv piscizid wird ausnahmsweise und sehr selten auch zur Charakterisierung von fischgiftigen Stoffen im Allgemeinen verwendet haufiger ichthyotoxisch In der Biozid Verordnung der EU vgl unten wird im gleichen Sinne der Ausdruck Fischbekampfungsmittel verwendet Inhaltsverzeichnis 1 Giftfischen 2 Piscizide als Biozide 3 Einsatz von Pisciziden 3 1 USA 3 2 Europa 4 Siehe auch 5 EinzelnachweiseGiftfischen BearbeitenDas Fangen von Fischen mittels Betaubung durch ein in der Regel pflanzliches Toxin ist heute in den Industrielandern behordlich verboten es ist aber traditionell in zahlreichen indigenen Volkern rund um den Erdball ublich gewesen und wird auch heute noch praktiziert Allein aus Afrika sind 325 Pflanzenarten aus 183 Gattungen und 71 Familien zu diesem Zweck nachgewiesen 1 wobei Hulsenfruchtler s l und Wolfsmilchgewachse dominieren Aus Indien werden 112 Arten fur diese Verwendung angegeben 2 Am haufigsten verwendet werden neben den auch in Afrika ublichen Albizia Arten Unterfamilie der Mimosengewachse in der Familie der Hulsenfruchtler die Fruchte von Diospyros lanceaefolia Ebenholzgewachse aber auch die bis Europa verbreitete Walnuss Juglans regia wird dafur gebraucht wirksam nur unreife Fruchte in frischem Zustand 3 Die fur die Wirkung verantwortlichen sekundaren Pflanzenstoffe sind u a terpenoide Saponine und Rotenoide Di Tri und Sesquiterpene Furocumarine Phenylpropanoide und Chinone 4 Es werden dabei Pflanzenstoffe gewahlt die fur den Menschen beim Verzehr der Fische unschadlich sind Eine Ausnahme bildet dabei das Pikrotoxin das aus der Frucht der Scheinmyrte Anamirta cocculus gewonnen wird Piscizide als Biozide BearbeitenPiscizide werden in der Fischereiwirtschaft eingesetzt um unerwunschte Fischarten die in Konkurrenz zu okonomisch bedeutenden Arten stehen zuruckzudrangen oder lokal auszurotten oder um aus infizierten Bestanden entkommende kranke Fische an der Ausbreitung zu hindern 5 Manchmal werden sie eingesetzt um vor dem Besatz eines Teichs den ansassigen Raubfisch Bestand auszurotten Ein weiteres Anwendungsfeld ist die Bekampfung eingeschleppter neozoischer Fischarten wenn diese noch selten und lokal verbreitet sind aber eine rasche Ausbreitung befurchtet wird Obwohl eine Vielzahl von Stoffen getestet und zum Teil auch verwendet wurden ist das bei weitem bedeutsamste kommerziell weltweit eingesetzte Piscizid das aus den Wurzeln verschiedener tropischer Schmetterlingsblutler gewonnene Rotenon Rotenon ist in der Familie weit verbreitet und kann sowohl aus Pflanzenarten Ostasiens wie Sudamerikas gewonnen werden In Ostasien werden etwa die Wurzeln der Tubawurzel Derris elliptica eines in Borneo heimischen Schmetterlingsblutlers verwendet 6 in Amerika Deguelia utilis sowie Lonchocarpus und Tephrosia Arten die hier alle als Barbasco bezeichnet werden nach Verbascum den Konigskerzen deren Samen fruher in Europa als Fischgift dienten Rotenon wirkt indem es die Atmung behindert Es hemmt spezifisch den Komplex I der Atmungskette in Mitochondrien Rotenon wirkt auf Fischarten wie Hecht Flussbarsch oder Aal und Forelle in Konzentrationen von 0 05 Milligramm pro Liter Wasser Es ist auch fur Warmbluter giftig allerdings ist seine Giftigkeit geringer Die LD50 bei oraler Aufnahme fur Vogelarten wie Stockente liegt bei etwa 1 Gramm pro Kilogramm bei Kaninchen 1 5 Gramm beim Haushund drei Gramm Die Giftigkeit fur Amphibien liegt in derselben Grossenordnung wie bei den Fischen Im Gewasser ausgebracht wird Rotenon abhangig von der Temperatur in ca zwei Wochen abgebaut Der Abbau kann durch Zugabe von Permanganaten beschleunigt werden Beim Menschen werden letale Dosen von 300 bis 500 mg Kg fur Erwachsene und 143 mg Kg fur Kinder angegeben 7 Die Hauptgefahr besteht dabei fur den Anwender selbst der den als Pulver oder Spray eingesetzten Wirkstoff versehentlich einatmet 8 Ein weiteres verbreitetes Piscizid ist das erst spater entwickelte Antimycin A ein Antibiotikum das von Pilzen der Gattung Streptomyces synthetisiert wird Die Giftwirkung ist hier sehr von der Fischart abhangig von 0 8 Mikrogramm pro Liter z B bei Regenbogenforellen bis 100 Mikrogramm pro Liter z B beim Goldfisch 5 Uber die Wirkung von Pisciziden auf die Lebensgemeinschaft der Gewasser insbesondere die an der Basis der Nahrungsketten stehenden aquatischen Invertebraten ist nichts mit Sicherheit bekannt wobei Studien zum Langzeiteffekt ganz fehlen Die vorliegenden Studien stufen den Effekt im gesamten Spektrum zwischen vernachlassigbar bis starke signifikante Wirkungen ein 9 Einsatz von Pisciziden BearbeitenUSA Bearbeiten In den Vereinigten Staaten wird Rotenon haufig zum Fischereimanagement eingesetzt 10 In den letzten Jahrzehnten ist sein Einsatz vielfach kritisiert und lokal verboten worden Bei einer Umfrage uber die Jahre 1988 bis 1997 gaben 48 von 78 teilnehmenden Fischereiagenturen an Rotenon einzusetzen Sieben weitere hatten es fruher eingesetzt den Einsatz aber aufgrund neuer Gesetze oder Richtlinien eingestellt Allein in einem Stausee dem Strawberry Reservoir in Utah wurden dabei 20 000 Kilogramm des Wirkstoffs in einem Jahr 1990 eingesetzt Etwa die Halfte der Einsatze insgesamt erfolgte zu Gunsten der Sportfischerei 11 Europa Bearbeiten nbsp Folgende Teile dieses Absatzs scheinen seit 2013 nicht mehr aktuell zu sein Die Richtlinie 98 8 EG wurde durch Verordnung EU Nr 528 2012 aufgehoben ersetzt Bitte hilf uns dabei die fehlenden Informationen zu recherchieren und einzufugen Wikipedia WikiProjekt Ereignisse Vergangenheit 2013 In der Biozid Richtlinie der EU Richtlinie 98 8 EG des europaischen Parlaments und des Rates vom 16 Februar 1998 uber das Inverkehrbringen von Biozid Produkten 12 13 sind im Anhang V Biozid Produktarten unter Produktart 17 Fischbekampfungsmittel aufgefuhrt Die Richtlinie regelt die Zulassung und das Inverkehrbringen von Bioziden und damit auch Pisciziden Die Europaische Union kann zwar gemass Artikel 4 der Richtlinie Biozid Produkte bestimmen die nach Zulassung in einem Mitgliedsland in allen Mitgliedslandern zugelassen werden sollen hat dies aber im Falle von Pisciziden bisher nicht getan Damit ist fur diese weiterhin die nationale Zulassung massgeblich In Deutschland ist die einschlagige Rechtsvorschrift das Chemikaliengesetz Abschnitt IIa Nach 4 der Verordnung uber die Zulassung von Biozid Produkten und sonstige chemikalienrechtliche Verfahren zu Biozid Produkten und Biozid Wirkstoffen Biozid Zulassungsverordnung ChemBiozidZulV vom 4 Juli 2002 14 darf eine Zulassung fur Piscizide in Deutschland nicht erteilt werden Damit ist ihr Einsatz in Deutschland generell untersagt In der Schweiz wird die Zulassung im Chemikaliengesetz geregelt Nach der Biozidprodukteverordnung 15 werden nach Artikel 4 Fischbekampfungsmittel weder zugelassen noch registriert Ausnahmen zu Forschungs und Entwicklungszwecken sind moglich Einschlagige Rechtsgrundlage in Osterreich ist das Bundesgesetz zur Durchfuhrung der Biozidprodukteverordnung Biozidproduktegesetz Nach 14 Absatz 4 des Gesetzes ist die Zulassung von Fischbekampfungsmitteln hier unzulassig Siehe auch BearbeitenFischvergiftung BarbascoEinzelnachweise Bearbeiten H D Neuwinger Plants used for poison fishing in tropical Africa In Toxicon Band 44 Nr 4 2004 S 417 430 doi 10 1016 j toxicon 2004 05 014 englisch R N Chopra I C Chopra K L Handa L D Kapur Chopra s indigenous drugs of India 2 Auflage Dhur et Sons Calcutta 1958 S 395 R Dominic S N Ramanujam Traditional knowledge and ethnobotanical use of piscidal plants of Nagaland North east India In Indian Journal of Natural Products and Ressources Band 3 Nr 4 2012 S 582 588 englisch Jonathan G Cannon Robert A Burton Steven G Wood Noel L Owen Naturally Occurring Fish Poisons from Plants In Journal of Chemical Education Band 81 Nr 10 2004 S 1457 1461 englisch a b B R Morrison Use and effect of piscicides ITE symposium no 19 Proceedings of a symposium organized by the Scottish Freshwater Group and the British Ecological Society University of Stirling 30 October 1985 In P S Maitland A K Turner Hrsg Angling an wildlife in fresh waters Cambridge 1987 S 47 52 englisch Rotenone as a piscicid engl Krithika Muthukumaran Alyson J Laframboise Siyaram Pandey Herbicides and the Risk of Neurodegenerative Disease In Mohammed Naguib Abd El Ghany Hasaneen Hrsg Herbicides Mechanisms and Mode of Action InTech Rijeka 2001 ISBN 978 953 307 744 4 englisch Rotenone the fish killer by Dana Sackett The fisheries blog Mark R Vinson Eric C Dinger Deanna K Vinson Piscicides and Invertebrates After 70 Years Does Anyone Really Know In Fisheries Band 35 Nr 2 2010 S 61 712 doi 10 1577 1548 8446 35 2 61 englisch Rotenone Stewardship Program Memento des Originals vom 10 November 2007 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www fisheries org William McClay Rotenone Use in North America 1988 1997 In Fisheries Band 25 Nr 5 2000 S 15 21 englisch Biozide bis 1 September 2013 Zusammenfassung der Gesetzgebung In EUR Lex Amt fur Veroffentlichungen der Europaischen Union abgerufen am 28 Oktober 2021 Richtlinie 98 8 EG des Europaischen Parlaments und des Rates vom 16 Februar 1998 uber das Inverkehrbringen von Biozid Produkten Verordnung uber die Zulassung von Biozid Produkten und sonstige chemikalienrechtliche Verfahren zu Biozid Produkten und Biozid Wirkstoffen Biozid Zulassungsverordnung ChemBiozidZulV Verordnung uber das Inverkehrbringen von und den Umgang mit Biozidprodukten Biozidprodukteverordnung VBP Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Piscizid amp 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