www.wikidata.de-de.nina.az
Als Mainlinie bezeichnet man in der deutschen Geschichte die Grenze zwischen der preussisch norddeutschen Hegemonie und den suddeutschen Staaten Bayern Wurttemberg Baden und Hessen Darmstadt die sich politisch an Osterreich orientierten Im Prager Frieden 1866 nach dem Preussisch Osterreichischen Krieg war vorgesehen dass Preussen nur nordlich der Mainlinie einen Bundesstaat grunden durfte Fur diese Begrenzung hatte Frankreich gesorgt Nach einer diplomatischen Niederlage im Spanischen Thronfolgestreit begann Frankreich im Juli 1870 den Deutsch Franzosischen Krieg Es wollte damit ein weiteres Erstarken Preussens und eine deutsche Vereinigung unter seiner politischen Fuhrung verhindern Durch die Novembervertrage von 1870 wahrend des Krieges traten die vier suddeutschen Staaten dem Norddeutschen Bund bei Am 30 November 1870 unterzeichnete der bayerische Konig Ludwig II von Bayern den sogenannten Kaiserbrief in dem er mit Zustimmung der ubrigen Fursten den preussischen Konig Wilhelm I um Annahme eines Kaisertitels bat Am 10 Dezember lag der Entschluss von Reichstag und Bundesrat vor den neuen Staat Reich und das Staatsoberhaupt Kaiser zu nennen Am 18 Dezember suchte die Kaiserdeputation des Reichstags den preussischen Konig Wilhelm I im deutschen Hauptquartier in Versailles auf und bat ihn um die Annahme des Kaisertitels womit das deutsche Kaiserreich entstanden war Deutsche Reichsgrundung Damit wurde die Mainlinie an sich uberwunden allerdings blieb sie weiterhin ein Symbol fur den Gegensatz des preussischen Nordens und dem Suden wo die grossten nichtpreussischen Gliedstaaten lagen Im geographischen Sinne wird die Mainlinie auch heute noch als Grenze zwischen Mitteldeutschland und Oberdeutschland verstanden Inhaltsverzeichnis 1 Beschreibung 1 1 Die okonomischen und ordnungsrelevanten Hemispharen 1 1 1 Zollvereine 1 1 2 Munzvereine 1 1 3 Masse 1 1 4 Zeitmessung im grenzuberschreitenden Schienenverkehr 1 1 5 Das grenzuberschreitendes Postwesen 2 Mainline fur das Konigreich Bayern 2 1 Triaspolitik Bayerns 3 Geschichte der Demarkationslinie 3 1 Franko preussische Demarkationslinie 1866 1871 4 Kultur 5 Verkehr und Identitat 6 Literatur 7 EinzelnachweiseBeschreibung BearbeitenAls solche verlief die Mainlinie nicht exakt entlang des Mains sondern von Ost nach West zunachst entlang der Nordgrenze des Konigreiches Bayern dann entlang des Mains bis zu dessen Mundung bei Mainz und schliesslich entlang der Westgrenze des Grossherzogtums Hessen Hessen Darmstadt und der bayerischen Pfalz bis zur franzosischen Grenze Damit lag das Grossherzogtum Hessen beiderseits der Linie Auch die seit 1866 zu Preussen gehorende Stadt Frankfurt am Main lag ebenfalls auf beiden Seiten des Mains jedoch gehorte die gesamte Stadt zum Norddeutschen Bund Die okonomischen und ordnungsrelevanten Hemispharen Bearbeiten Der Main trennte Deutschland in zwei okonomische und ordnungsrelevante Hemispharen die erst mit der Reichsgrundung uberwunden wurden Zollvereine Bearbeiten Die Mainline war ursprunglich die Grenze zwischen dem Mitteldeutschen Handelsverein und dem Suddeutschen Zollverein Das bedeutet dass fur den grenzuberschreitenden Waren und Guterverkehr es auch hier zu Zollkontrollen kam Munzvereine Bearbeiten Ferner war sie auch die Grenze zwischen dem Dresdner Munzvertrag und dem Munchner Munzvertrag Nordlich des Main zahlte man mit dem Vereinstaler sudlich davon mit dem Gulden Siehe dazu Deutsche Wahrungsgeschichte vor 1871 Masse Bearbeiten Die gleiche Trennung bestand bei den Massen sudlich des Main gab es Baden Bayern Hessen Osterreich Wahrend nordlich des Mains die folgenden Masse galten Braunschweig Hannover Hessen Preussen Sachsen Der Norddeutsche Reichstag beschloss 1868 das metrische System einzufuhren und zwar uber die Norddeutsche Mass und Gewichtsordnung Sie trat 1872 in Kraft Zeitmessung im grenzuberschreitenden Schienenverkehr Bearbeiten Der Schienenverkehr braucht eine simultane synchrone Zeitmessung Vor dem Einfuhren der Mitteleuropaischen Zeit gab es nur die lokale Zeit Daher hat man sich folgendermassen beholfen Die Bahnen in Preussen Mecklenburg Oldenburg Sachsen und Elsass Lothringen verwendeten im dienstlichen Betrieb die Berliner Zeit Diese Innerer Dienst genannte Zeit galt nur fur die Angestellten der Bahn und fur deren Uhren und Fahrplane der sogenannte Aussere Dienst der Bahn orientierte sich an den Ortszeiten also an den Bahnhofsuhren und den Uhren auf den Gleisen die die Lokalzeiten anzeigten Was fur den Bahnmitarbeiter bedeutete standig mit zwei Zeiten Uhren arbeiten zu mussen 1 Sudlich des Mains in Baden Bayern Wurttemberg Hessen und in der Pfalz galt die Ortszeit ihrer Hauptorte Karlsruhe Munchen Stuttgart Frankfurt bzw Ludwigshafen 1 Das grenzuberschreitendes Postwesen Bearbeiten Mit dem Deutsch Osterreichischen Postverein war es 1850 zwar gelungen ein gemeinsames deutschsprachiges Postwesen aufzubauen Der Deutsche Krieg und die damit verbundene Auflosung des Deutschen Bundes brachte jedoch wieder eine Trennung mit sich So wurde nordlich des Mains der Norddeutsche Postbezirk eingerichtet der bis zur Reichsgrundung Bestand hatte wahrend der Sudbund in die regionale Post zerfiel Mainline fur das Konigreich Bayern BearbeitenMaximilian von Montgelas begriff den Main als Grenzlinie des suddeutschen Liberalismus wohingegen Johann Georg von Aretin den Fluss sogar als eine Verteidigungsline Suddeutschlands gegen Angriffe aus den Norden und den Nordosten ansah weil es die kurzeste Line sei Bayern Osterreich und Bohmen zu verteidigen Entsprechend dieser Sichtweise fordert er die Bundesfestung Mainz fur Bayern 2 Bei diesen Uberlegungen muss berucksichtigt werden dass die Pfalz bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges zu Bayern gehorte siehe dazu Pfalz Bayern Triaspolitik Bayerns Bearbeiten Die Annahme dieser Demarkationslinie liegt im Deutschen Dualismus begrundet der im 19 Jahrhundert wieder virulent wurde Die Fokussierung auf diese Linie liegt in der Grundung des Preussisch Hessischen Zollvereins von 1828 begrundet Nachdem sich dieser bereits 1834 zum Deutschen Zollverein entwickelt hatte sah Osterreich seine Interessen in Nord und Mitteldeutschland bedroht So entwickelte man dort die Idee eines Dritten Deutschlands mit dem Ziel einen sogenannten Pufferstaat unter Fuhrung Bayerns zwischen den realisierenden Grossmachten zu etablieren In der Tat versuchte Bayern durch eine Pendeldiplomatie die deutschen Gegensatze zu uberbrucken wobei es jedoch Preussen immer naher stand als Osterreich Das Konzept der Mainline wurde massgeblich von Bismarck entwickelt Schon im April 1856 soll er gegenuber Ernst Ludwig von Gerlach und Otto Theodor von Manteuffel die Vorstellung geaussert haben die Etablierung einer solchen Demarkationslinie konne den unvermeidlichen Krieg hinauszogern 3 Geschichte der Demarkationslinie Bearbeiten Die Demarkationslinie im Gegensatz zur geographischen Grenze von Mitteldeutschland zu Oberdeutschland Der Main trennte Deutschland in zwei Hemispharen Frankfurt weiss noch nicht so recht und will mit Thalern und Gulden handeln Bei den Schonbrunner Gesprachen einigen Bismarck und Rechberg sich und stecken die Interessensspharen ab so im Kladderadatsch vom 11 September 1864 Triaspolitik Bayerns Ludwig von der Pfordten als Kerberos der den Weg zur dt Einheit versperrt Kladderadatsch Januar 1865 Der Kladderadatsch glaubt dass Bismarck 1866 23 April mit seinem Antrag 9 April zur Wahl eines Nationalparlamentes an der falschen Tur arbeite Preussen misten den Augias Bund aus d h Schlacht bei Koniggratz der Beginn Mainfeldzuges und Einnahme Frankfurts das Blatt bezieht sich auf Caroline von Hessen Homburg Kladderadatsch 15 Juli 1866 Der Kladderadatsch vom August 1866 bringt es auf den Punkt Entweder Mitmarschieren oder die Annexion Berliner Blau auf der Landkarte Konig Georg V Konig Johann und Friederich Wilhelm I Franko preussische Demarkationslinie 1866 1871 Bearbeiten Nach dem Ende des Krieges erfuhr die Mainlinie auf politischen Druck von Napoleon III im Prager Frieden 1866 eine formale volkerrechtliche Bestatigung 4 Napoleon der in Suddeutschland aufgewachsen und in Augsburg zur Schule gegangen war hatte im Grunde genommen Verstandnis fur eine Vereinigung der deutschen Staaten nach Beendigung des Deutschen Bundes So erwahnte Ernst II ein Gesprach dass er mit Vincent Benedetti im Vorfrieden von Nikolsburg gefuhrt habe So habe der Kaiser Napoleon III schon 1864 Bismarck zusicherte er werde sich nicht gegen eine Konstituierung Deutschlands entgegenstellten worauf Bismarck freiwillig und ohne jede Not zugesichert habe eine Ausdehnung Preussens uber die Mainline werde er niemals zugeben Die Mainline so schloss Benedetti sei daher eine preussische und keine franzosische Erfindung Ernst II behauptete daruber hinaus dass man von Seiten Preussens die Maingrenze vor Nikolsburg wegen des suddeutschen Elements grosse Bedenken entgegenbrachte und sie daher unvereinbar mit dem zugrundenden norddeutschen Bund hielt 5 6 Auf jeden Fall wollte Napoleon III diese Vereinigung von der Zustimmung Frankreichs abhangig machen wobei er davon ausging dass eine solche Zustimmung auch zu einem territorialen Zugestandnis im Sinne Frankreichs einhergehen musste Als Reaktion darauf schuf Bismarck mit den Augustvertragen eine Gegenmacht Am 29 August 1866 bot Vincent Benedetti Bismarck die Bundesunion an wenn Frankreich seine naturliche Grenze von 1814 zuruck erhalte oder zumindest dafur Belgien und bzw oder Luxemburg annektieren durfe 7 Ein Vorschlag der automatisch das Vereinigte Konigreich als Schutzmacht Belgiens auf den Plan rief Bismarck veroffentlichte die Vorschlage daher auch im Kriegsjahr 1870 um eine Intervention von Seitens Englands zu unterbinden Doch 1866 reagierte Bismarck nicht darauf sodass es zur Luxemburgkrise kam das Land aus den Bund aber nicht aus den Deutschen Zollverein loste und ihr die bis heute gultige Unabhangigkeit zuwies Die Mainlinie wurde Sudgrenze des Norddeutschen Bundes und die Nordgrenze des nie gegrundeten Suddeutschen Bundes Mit den Schutz und Trutzbundnissen von 1866 und mit der von Bismarck initiierten Zollparlamentswahl im Jahr 1868 wurde wiederum die Mainlinie durch ein gemeinsames Zollparlament zunehmend uberwunden Mit dem Deutsch Franzosischen Krieg und die sich anschliessenden Novembervertrage wurde der deutsche Zollverein fur die Anbindung Luxemburgs fortbestehend fur den innerdeutschen Handel praktisch uberflussig Mit der Deutschen Reichsgrundung von 1871 verlor die Demarkationslinie endgultig ihre politische Bedeutung Napoleon III geht nach dem Ende des Deutschen Krieges leer aus Bei der Luxemburgkrise ist Bismarck nicht kleinlich vermeidet den Krieg und hat Grosseres im Auge Kladderadatsch 1867 Mit dem Angebot auf das Zollparlament baut Bismarck einen Steg uber den Main Kladderadatsch 28 Juni 1868 im Hintergrund als Wolke Napoleon III Die franzosische Chirognomie sieht nun 7 Marz 1869 alles in Bismarcks Hand Deutlich zu erkennen die Mainline Die wahrhafte Mainbrucke Raupenhelm und Pickelhaube in Eintracht Bundnis zwischen Preussen und Bayern August 1870 Kladderadatsch Die Novembervertrage im Kladderadatsch Dezember 1870 Die Mainline vor dem Deutsch Franzosischen KriegKultur BearbeitenDie historisch politische Mainlinie wird noch heute haufig als Nordgrenze Suddeutschlands angesehen Alternativ dazu wird auch die linguistische Mainlinie auch Appelaquator genannt genutzt Die Tatsache dass die deutsche Einheit an dieser Line praktisch sieben Jahre lang stehen blieb wird wohl zu dem verballhornten Begriff des Weisswurstaquators gefuhrt haben obwohl es keine kulinarische Grenze war Mitunter taucht daher der Begriff auch in Sezessionsvostellungen der Bayernpartei auf Viele vor allem bayerische Patrioten haben sich nach der schmerzlichen Niederlage von 1866 damit trosten konnen dass man doch zumindest die Mainline gehalten hatte Verkehr und Identitat BearbeitenAuch wird die Mainline als Europaische Hauptwasserscheide angesehen die in Form der Donau Main Uberleitung uberwunden wurde Dadurch wurde Suddeutschland verkehrstechnisch an Mitteldeutschland und Norddeutschland angebunden Kulturelle Identitat langs eines Flusses verbindet So hat sich nach dem Wiener Kongress von 1815 relativ schnell und unkompliziert der Begriff des Rheinlands begrifflich festgesetzt obwohl dabei Lander und Grenzen uberwunden wurden die nie zuvor eine politische Einheit waren So spricht man historisch vom Herrschaftsbereich der Habsburger auch in Form der Donaumonarchie obwohl aus politischen und historischen Grunden dies seit 1871 nicht mehr der Fall ist Literatur BearbeitenMartin Siepmann Ulrike Ratay Reise entlang dem Main Von der Quelle bis zur Mundung Wurzburg 2017 ISBN 3 8003 4247 2 Etienne Francois Hagen Schulze Hrsg Deutsche Erinnerungsorte Band 1 Munchen 2003 ISBN 3 406 50987 8 Heinrich Ritter von Srbik Die Schonbrunner Konferenzen vom August 1864 Oldenburg 1936 Einzelnachweise Bearbeiten a b Carsten Schroeder Zeitchaos im Kaiserreich Interview Dr Caroline Rothauge AUDIO In Deutschlandfunk Deutschlandfunk 24 Oktober 2019 abgerufen am 24 Oktober 2019 Etienne Francois Herausgeber Hagen Schulze Herausgeber Deutsche Erinnerungsorte Band 1 Munchen 2003 ISBN 3 406 50987 8 S 478 480 Otto Pflanze Bismarck Der Reichsgrunder S 109 siehe Artikel IV des Prager Friedens Se Majestat der Kaiser von Oesterreich erkennt die Auflosung des bisherigen deutschen Bundes an und gibt Seine Zustimmung zu einer neuen Gestaltung Deutschlands ohne Betheiligung des osterreichischen Kaiserstaates Ebenso verspricht Se Majestat das engere Bundes Verhaltniss anzuerkennen welches Se Majestat der Konig von Preussen nordlich von der Linie des Mains begrunden wird und erklart Sich damit einverstanden dass die sudlich von dieser Linie gelegenen deutschen Staaten in einen Verein zusammentreten dessen nationale Verbindung mit dem norddeutschen Bunde der naheren Verstandigung zwischen beiden vorbehalten bleibt und der eine internationale unabhangige Existenz haben wird siehe fernerPrager Frieden Ottokar Lorenz Kaiser Wilhelm Und Die Begrundung Des Reichs 1866 1871 Nach Schriften Und Mitteilungen Beteiligter Fursten Und Staatsmanner Nabu Press 5 Februar 2010 ISBN 1 143 94900 5 S 568 Vgl Aus meinem Leben und aus meiner Zeit Von Ernst Herzog zu Sachsen Coburg Gotha Schmidt Weissenfels Der Herzog von Gotha und sein Volk A Ohorn Herzog Ernst II von Sachsen Coburg Gotha C Beyer Herzog Ernst II M Berbig Heil unserm Herzog u v a Otto Pflanze Bismarck Der Reichsgrunder S 376 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Mainlinie Politik amp oldid 233344046