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Als Luxemburgkrise oder Luxemburger Krise bezeichnet man die Auseinandersetzungen um den beabsichtigten Kauf des Grossherzogtums Luxemburg durch die franzosische Regierung unter Napoleon III im Jahre 1867 Sie endete mit dem Zweiten Londoner Vertrag vom 11 Mai 1867 mit dem die Grossmachte die Neutralitat Luxemburgs vereinbarten Sie verscharfte die Spannungen zwischen Frankreich und Preussen die 1870 in den Deutsch Franzosischen Krieg mundeten Inhaltsverzeichnis 1 Ausgangssituation 2 Der versuchte Erwerb 3 Die Beschlusse des Zweiten Londoner Vertrages 4 Bedeutung und Folgen der Luxemburgkrise 5 Literatur 6 Siehe auch 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseAusgangssituation Bearbeiten nbsp Niederlande Belgien und Luxemburg um 1839 als die belgische Abspaltung besiegelt wurde 1 2 Niederlande 2 Herzogtum Limburg in Personalunion mit dem niederlandischen Konig Teil des Deutschen Bundes anstatt des Westteils Luxemburgs 3 4 Belgien 4 Der franzosischsprachige Westteil Luxemburgs der sich Belgien angeschlossen hatte 5 Der deutschsprachige Ostteil Luxemburgs der weiterhin als Grossherzogtum in Personalunion mit dem niederlandischen Konig Teil des Deutschen Bundes blieb Laut Artikel 67 der Wiener Kongressakte von 1815 war das Grossherzogtum Luxemburg dem Konig des Vereinigten Konigreichs der Niederlande nach 1839 Konigreich der Niederlande zugesprochen worden Titel und Herrschaft uber Luxemburg sollten den Verlust der niederlandischen Rechte an Nassau Dillenburg Siegen Hadamar und Diez kompensieren die an Preussen gefallen waren Wie zuvor bei diesen grossteils hessischen Herrschaften sollte der niederlandische Konig auch in Luxemburg seine Rechte en toute propriete et souverainete ausuben konnen das heisst unabhangig von seinem Anrecht auf den niederlandischen Thron den er erst seit 1814 innehatte Zwischen den damals vereinigten Niederlanden die heutigen Niederlande und Belgien und Luxemburg bestand also eine Personalunion Nach der Belgischen Revolution und der Londoner Konferenz verlor es 1830 erst 1839 vom Konigreich der Niederlande anerkannt den Franzosisch sprachigen Teil die Provinz Luxemburg Luxemburg war Mitglied des osterreichisch dominierten Deutschen Bundes seit 1842 auch des preussisch dominierten Deutschen Zollvereins Es hatte seit 1848 eine eigene Verfassung und eine eigene Regierung Die Stadt Luxemburg war daruber hinaus eine deutsche Bundesfestung Festung Luxemburg die Besatzung wurde mehrheitlich von Preussen gestellt Diese Garnison war einerseits bei der Bevolkerung unbeliebt andererseits von erheblicher wirtschaftlicher Bedeutung in dem erst wenig industrialisierten Luxemburg jener Tage Unter Napoleon III betrieb Frankreich eine imperiale Aussenpolitik die Gebietserweiterungen anstrebte und die sich in den 1860er Jahren verstarkte Napoleon versuchte durch Erwerb neuer Gebiete den Machtzuwachs Preussens nach dessen Sieg im Deutschen Krieg vom Sommer 1866 auszugleichen Nach diesem Krieg wurde der Deutsche Bund aufgelost und dafur der preussisch beherrschte Norddeutsche Bund gegrundet Mit der Auflosung des Deutschen Bundes fehlte dem Stationierungsrecht der preussischen Truppen in Luxemburg nun die Grundlage Sie verblieben jedoch zunachst in der Festung Der versuchte Erwerb Bearbeiten nbsp Der Versuch des Verkaufes von Luxemburg durch den niederlandischen Konig Wilhelm III wird von Preussen verhindertUnabhangig vom Kriegsgeschehen in Deutschland hatte Napoleon III seit langerem versucht sich Gebiete seiner Nachbarstaaten einzuverleiben Unter anderem interessierte er sich fur Belgien und Luxemburg Noch wahrend des osterreichisch preussischen Krieges verhandelten Frankreich und Preussen geheim Der preussische Ministerprasident Otto von Bismarck war durchaus verhandlungsbereit da er nicht wissen konnte wie Osterreich und dessen suddeutsche Verbundete sich verhalten wurden wenn es zum Krieg zwischen Frankreich und Preussen kame Bismarck machte zwar deutlich dass eine Abtretung deutscher Gebiete an Frankreich ausgeschlossen ware erkannte die Losung des Konfliktes durch franzosische Gebietserweiterungen aber prinzipiell an Wenn Frankreich sich aus dem Prozess der deutschen Einigung heraushalten wurde wurde Preussen keine Einwande gegen einen Gebietszuwachs Frankreichs auf Kosten Belgiens und Luxemburgs innerhalb der franzosischen Nation erheben Frankreich strebte sogar eine Militarallianz an um die Ziele der beiden Staaten auch gegen Dritte etwa Grossbritannien durchzusetzen Notizen des franzosischen Aussenministers diesbezuglich hat Bismarck spater nach Ausbruch des Deutsch Franzosischen Krieges 1870 auch veroffentlicht Zugleich handelte Bismarck mit den suddeutschen Staaten Schutz und Trutzbundnisse zur gegenseitigen Unterstutzung im Fall eines franzosischen Angriffs aus Von allen ins Auge gefassten Gebietserweiterungen schien der Erwerb Luxemburgs fur Napoleon III am leichtesten zu bewerkstelligen Eine Erwagung war dass Preussen Ostfriesland an die Niederlande abtreten sollte und Frankreich dafur Luxemburg bekame Realistischer erschien es dann dem niederlandischen Konig Wilhelm III fur Luxemburg funf Millionen Florins anzubieten Wilhelm III hatte zuvor versucht Luxemburg als Bundesstaat in den Norddeutschen Bund aufnehmen zu lassen um sich gegen die franzosischen Eroberungsabsichten zu schutzen Entsprechend seinen Geheimverhandlungen lehnte Bismarck dies aber ab Da sich Wilhelm III nun in Geldschwierigkeiten befand willigte er am 23 Marz 1867 in den Kaufvertrag ein nbsp Bei der Luxemburgkrise ist Bismarck nicht kleinlich vermeidet den Krieg und hat Grosseres im Auge Kladderadatsch 1867Inzwischen wurden die bis dahin geheim gehaltenen preussisch suddeutschen Bundnisse von 1866 bekannt und Wilhelm III der befurchtete in einen franzosisch deutschen Konflikt hineingezogen zu werden machte seine Einhaltung des Kaufvertrages nun von der offentlichen Zustimmung Bismarcks abhangig Dadurch wurde der Kaufversuch allgemein bekannt Die deutsche Offentlichkeit sprach sich vehement gegen eine Zustimmung aus Luxemburg als Heimatland der Dynastie der Luxemburger die funf romisch deutsche Konige und drei Kaiser gestellt hatten wurde als deutsches Land angesehen Bismarck konnte seine geheimen Zusagen an Napoleon III nicht mehr einhalten weshalb er Wilhelm III empfahl den Kauf ruckgangig zu machen Die franzosische Offentlichkeit reagierte ahnlich chauvinistisch ein Krieg schien sehr wahrscheinlich So mobilisierte Frankreich seine Truppen und Bismarck drohte mit einer norddeutschen Generalmobilmachung In Luxemburg selbst waren inzwischen franzosische Agenten aktiv geworden und hatten Zwischenfalle mit den preussischen Truppen provoziert Damals gab es in Luxemburg unterschiedliche Bewegungen Obwohl sie sich als deutsch einstuften hatten viele Luxemburger grosse Sympathien fur Frankreich viele ihrer armen Landsleute hatten dort Arbeit gefunden Andererseits gab es eine starke Bewegung die sich mit einer Petition an den Konig Grossherzog fur den bestehenden Zustand aussprach Damals wurde der Wahlspruch beliebt Mir welle bleiwen waat mir sinn Wir wollen bleiben was wir sind Insgeheim war diese Bewegung von Prinz Heinrich angeregt worden dem beim Volk sehr beliebten Statthalter in Luxemburg und Bruder des Konig Grossherzogs Die internationale Diplomatie wurde aktiv und richtete eine internationale Konferenz zur Luxemburgkrise in London aus Sie begann am 7 Mai Beide Seiten zeigten sich kompromissbereit und so schloss die Konferenz mit dem so genannten Zweiten Londoner Vertrag vom 11 Mai 1867 ab Die Beschlusse des Zweiten Londoner Vertrages BearbeitenFrankreich erwirbt Luxemburg nicht der Souveran bleibt der niederlandische Konig Dafur zieht Preussen seine Garnison aus der Festung ab und diese wird so weit wie vom Konig Grossherzog fur notig erachtet zerstort Luxemburg soll bei kunftigen Konflikten neutral bleiben Die Garantiemachte des ersten Londoner Vertrages Frankreich Grossbritannien Preussen Osterreich und Russland sollen auch dieses Mal uber die Einhaltung dieses Vertrages wachen Bedeutung und Folgen der Luxemburgkrise BearbeitenDie Spannungen zwischen Preussen und Frankreich wurden nicht ausgeglichen sondern verscharften sich weil Napoleon III sich von Bismarck betrogen fuhlte Die Luxemburgkrise wurde bereits von Zeitgenossen in Wurdigung des spateren tatsachlichen Verlaufs als ein Schritt zum Deutsch Franzosischen Krieg betrachtet von Militars oft als verpasste Chance Fur Luxemburg selbst kann die Bedeutung dieses Konfliktes gar nicht gross genug eingeschatzt werden Die Schleifung der Festung von den Luxemburgern weit starker betrieben als vom Londoner Vertrag verlangt ermoglichte der Stadt Wachstum und forderte die Industrialisierung erheblich Am wichtigsten war die internationale Stabilisierung Luxemburgs als eigenstandiger Staat Die Luxemburgkrise steht am Anfang dieses Emanzipationsprozesses der Luxemburger Von besonderer Bedeutung fur die gesamte wirtschaftliche Entwicklung Luxemburgs und die im Aufbau befindliche Stahlindustrie des Landes muss ein Nebenereignis des Kongresses angesehen werden Dem Luxemburger Regierungschef Baron Victor de Tornaco war es gelungen das Land trotz Neutralitat im Deutschen Zollverein zu belassen Nach A J P Taylor bot die Krise die letzte Chance auf einen friedlichen Ausgleich zwischen Frankreich und dem deutschen Nationalismus Noch wahrend der Beratungen in London hatte Bismarck angedeutet einen franzosischen Einmarsch nach Belgien decken zu konnen der in einen scharfen britisch franzosischen Konflikt gemundet hatte Der Londoner Vertrag stellte demnach den Wendepunkt im deutsch franzosischen Verhaltnis dar Die Moglichkeit einer Kooperation die bis dahin noch gegeben schien wich der Wahrscheinlichkeit der Konfrontation Die Gegnerschaft zwischen Preussen Deutschland und Frankreich war ein neues Element im europaischen System Ihren ersten Hohepunkt sollte sie wenige Jahre spater im Krieg von 1870 71 finden 1 Literatur BearbeitenChristian Calmes Danielle Bossaert Histoire du Grand Duche de Luxembourg De 1815 a nos jours Histoire contemporaine du Grand Duche de Luxembourg 13 Editions Saint Paul Luxemburg 1994 ISBN 2 87963 209 9 Martin Kroger Die Ruhe sichern Die kontrollierte Krise um Luxemburg 1867 In derselbe Jost Dulffer Rolf Harald Wippich Vermiedene Kriege Deeskalation von Konflikten der Grossmachte zwischen Krimkrieg und Erstem Weltkrieg 1865 1914 Oldenbourg Munchen 1997 ISBN 3 486 56276 2 S 167 187 Pierre Ruppert Le Grand Duche de Luxembourg dans ses relations internationales Recueil des traites conventions et arrangements internationaux et dispositions legislatives diverses concern Buck Luxemburg 1892 S 151 152 Siehe auch BearbeitenGeschichte Frankreichs 1814 1871 Von der Restauration zum Zweiten Kaiserreich Norddeutscher Bund Deutschland und Aussenpolitik Aussenpolitik des Norddeutschen BundesWeblinks BearbeitenLe Traite de Londres 1867 franzosisch Tractat vom 11 Mai 1867 zur Regelung der Verhaltnisse des Grossherzogthumes Luxemburg deutsch Einzelnachweise Bearbeiten Martin Kroger Die Ruhe sichern Die kontrollierte Krise um Luxemburg 1867 In derselbe Jost Dulffer Rolf Harald Wippich Vermiedene Kriege Deeskalation von Konflikten der Grossmachte zwischen Krimkrieg und Erstem Weltkrieg 1865 1914 Oldenbourg Munchen 1997 ISBN 3 486 56276 2 S 167 187 hier S 185 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Luxemburgkrise amp oldid 235158264