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Das Judentum in Liechtenstein geht bis ins Mittelalter zuruck Heute wird die Zahl der im Furstentum Liechtenstein lebenden Juden mit rund 20 bis 30 Personen angegeben 1 2 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Mittelalter 1 2 Judische Gemeinden 1 3 20 Jahrhundert 2 Gegenwart 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenMittelalter Bearbeiten Erste Juden durften das Gebiet des heutigen Liechtenstein als Durchreisende passiert haben Juden aus Feldkirch wo im 14 und 15 Jahrhundert eine Gemeinde existierte durften regen Kontakte im Gebiet gehabt haben Auch ab dem 16 Jahrhundert an entstanden judische Gemeinden in der Umgebung so in Tettnang Wasserburg Rheineck Langenargen und Hohenems von denen auch einzelne Handelsbeziehungen mit dem Gebiet Vaduz Schellenberg hatten Vom 16 bis ins 18 Jahrhundert hatten durchreisende Juden in Vaduz ihre Abgaben nach dem Wurfelzoll zu entrichten 3 Siehe auch Judisches Leben in Hohenems Judische Gemeinden Bearbeiten Ab 1632 fluchteten Juden wegen des Dreissigjahrigen Kriegs aus der Markgrafschaft Burgau in die Bodenseeregion Der Tiroler Landesfurst hatte ihnen Schutz gewahrt Ein Teil siedelte sich 1637 am Eschnerberg an Wahrend rund 14 Jahren bestand eine kleine judische Gemeinde aus rund 100 Personen in 20 Haushalten Sie lebten in Eschen Nendeln und Mauren wo sie in Popers auch uber eine Synagoge verfugten 3 Rabbiner war Abraham Neuburg aus Thannhausen 4 Die Juden waren als Handler tatig insbesondere mit Pferden Vieh Hauten Tuch und Silberwaren und verliehen in kleinem Umfange Geld Im Jahr 1649 hatten 281 Personen aus Vaduz Schellenberg bei ihnen Geld geliehen Nach verschiedenen Problemen und Spannungen mit der ortsansassigen Bevolkerung mussten die Juden 1651 das Gebiet verlassen Mit Juden aus Sulz und Hohenems wurde weiterhin Handel getrieben 3 1727 hielt sich in Vaduz ein getaufter Jud auf 5 Nachdem die Juden 1745 gewaltsam aus Sulz vertrieben worden waren fluchteten rund 50 von ihnen ins Furstentum Liechtenstein nach Vaduz Nendeln Schaan und Eschen Der Furst und die Dorfer erhielten Geld fur die Tolerierung der Juden 1748 siedelten sie nach Hohenems uber 1750 verbot Kaiserin Maria Theresia den Juden im Vorarlberg Handel zu treiben weshalb sie vermehrt im Furstentum Liechtenstein aktiv wurden Im Jahr 1760 verbot Furst Josef Wenzel den Juden in Liechtenstein Handel zu treiben Zeitgleich beglich er alle Schulden der Bevolkerung bei ihnen in der Hohe von 30 000 Gulden Trotz einer Erneuerung des Verbots im Jahr 1781 handelten Liechtensteiner weiterhin immer wieder mit Juden aus dem Vorarlberg 3 Einzelne Flurnamen in Eschen Mauren Gamprin Schaan und Planken erinnern noch heute an die Anwesenheit der Juden 3 Bis 1920 lebten im Furstentum keine Juden 3 Das judische Textilunternehmen Gebruder Rosenthal aus Hohenems erwarb 1869 eine mechanische Weberei in Vaduz und 1884 die Mechanische Weberei Vaduz 1916 mussten die Betriebe die zwischenzeitlich uber 1000 Personen beschaftigten stillgelegt werden 6 20 Jahrhundert Bearbeiten Siehe auch Liechtenstein in der Zeit des Nationalsozialismus nbsp Furstin ElsaElsa von Gutmann die 1929 Franz I von Liechtenstein heiratete und somit Furstin von Liechtenstein wurde stammte aus einer judischen Familie aus Wien Sie lebte nie in Liechtenstein besuchte aber das Land ofters und wurde im Familiengrab in Schaan beigesetzt Trotz der Furstin blieb das Furstenhaus grundsatzlich ablehnend bezuglich der Aufnahme judischer Fluchtlinge Auch flehentliche Ansuchen die sich direkt an die Furstin wandten und sich auf Beziehungen zu deren Familie beriefen erhielten nur einen ablehnenden Bescheid Zuflucht auf Raten Liechtenstein und die Juden 7 Die Volksdeutsche Bewegung in Liechtenstein zielte nicht nur auf die Angliederung Liechtensteins an Nazi Deutschland sondern wird auch beschuldigt Bombenanschlage gegen Juden verubt zu haben 8 Am 31 Oktober 1938 explodierte eine Bombe in Eschen vor dem Gasthaus Kreuz Dort wohnte der Jude Josef Strauss Am 18 November 1938 explodierte eine Bombe vor der Rheinischen Kleiderfabrik in Eschen Der Inhaber war der Jude Richard Graetz Dabei gingen 18 Scheiben zu Bruch In der Nacht vom 25 zum 26 November explodierte eine Bombe in Schaan Sie galt einem Haus in dem zwei judische Familien wohnten Am 28 November wurde ein Anschlag auf das Gasthaus Dux in Schaan verubt in dem judische Gaste logierten Am folgenden Tag erschutterte eine Bombe das Haus der Familien Fiori und Goldstaub Am 30 November explodierte wieder eine Bombe vor der Rheinischen Kleiderfabrik eine weitere vor dem Haus der Familie Schiftan Die Liechtensteiner Polizei errichtete nun Strassensperren und durchsuchte die Wohnungen der Volksdeutschen Jugend Nach einer Verhaftung und den Hausdurchsuchungen wurden keine weiteren Anschlage mehr durchgefuhrt Die meisten Bomben waren klein und richteten wenig Sachschaden an Verletzt wurde glucklicherweise niemand Die Regierung interpretierte die Anschlage als einen Protest gegen die judischen Fluchtlinge im Land 9 Im November 1938 fuhrte die Regierung eine Zahlung von Auslandern im Furstentum durch Dabei wurden 118 Personen mit judischem Glauben erfasst 64 davon lebten erst seit wenigen Monaten im Land 20 waren nach der Reichspogromnacht ins Land eingereist Am 1 Dezember beschloss die Landesregierung dass alle hangigen Einreisegesuche von Juden vorlaufig abgewiesen werden sollten Man begrundete dies mit um Ruhe und Ordnung zu gewahrleisten Damit war die Strategie der Gewalttater aufgegangen 10 In der Nacht des 24 Marz 1939 als die Volksdeutsche Bewegung den Anschlussputsch geplant hatte flohen die meisten Juden aus Liechtenstein in die Schweiz kehrten aber in den folgenden Tagen wieder zuruck 11 Nach der Unterzeichnung des Schweizerisch Liechtensteiner Postvertrags war die Schweizer PTT fur die Ausstellung von Rundfunksendekonzessionen zustandig Diese wollte keine privaten werbefinanzierten Radiosender Die Liechtensteiner Regierung wunschte aber eine Lizenz fur einen solchen Sender zu vergeben Ein leistungsstarker Mittelwellensender wurde der Regierung zwischen 200 000 und 300 000 Franken Jahreseinkommen bescheren Nach jahrelangen ergebnislosen Verhandlungen willigte Bern nach dem Anschluss Osterreichs am 16 Marz 1938 ein einen Liechtensteiner Sender zu genehmigen Die Konzession erhielt ein englisches Unternehmen die Roditi International Cooperation die dem britischen Juden William Kenmore gehorte Der Sender mit Namen Radio Liechtenstein ging im September 1938 auf Sendung und sendete bis September 1939 Nach Ausbruch des Krieges wurden die Sendungen aufgrund Drucks aus Deutschland eingestellt Die Deutschen hatten mit der Bombardierung des in judischem Besitz befindlichen Senders gedroht 12 Er wurde als britisch judischer Feindsender bezeichnet obwohl die Sendeleitung sich grosste Muhe gab die Deutschen nicht zu provozieren 1992 nahmen Israel und Liechtenstein diplomatische Beziehungen auf wobei die Schweiz das Furstentum in Liechtenstein vertritt und der Botschafter Israels in Bern fur Liechtenstein akkreditiert ist 3 Zu Beginn des 21 Jahrhunderts untersuchte eine Historikerkommission die Geschichte des Furstentums in Bezug auf Juden 1 Sie stellte fest dass Liechtenstein kein bedeutender Finanzplatz keine Devisendrehscheibe kein Hort fur NS Raubgut kein Verschiebeplatz fur NS Fluchtvermogen Historikerkommission 1 war Gegenwart BearbeitenIn Liechtenstein gibt es keine judische Gemeinde keine Synagoge und auch keinen judischen Friedhof 1 2016 gab es Bestrebungen von Anita Winter der in Zurich wohnhaften Ehefrau des Prasidenten des Schweizerischen Israelitischen Gemeindebunds Herbert Winter in Liechtenstein einen judischen Verein zu grunden 13 In den letzten Volkszahlungen fielen die Juden in die Kategorie andere Religionen Es wird aber angenommen dass keine drei Dutzend Juden im Furstentum leben 1 2 Die Juden oft verheiratet mit Christen treffen sich zum Teil um Feiertage zu begehen Einige sind Mitglieder der judischen Gemeinde in St Gallen andere beim Judischen Museum Hohenems beteiligt 1 Im Jahr 2001 wurde der Verein der Liechtensteiner Freunde von Yad Vashem gegrundet 14 2011 widmete sich eine Ausstellung den Juden im Furstentum Literatur BearbeitenKarl Heinz Burmeister Peter Geiger Juden In Historisches Lexikon des Furstentums Liechtenstein 31 Dezember 2011 abgerufen am 9 Juni 2019 Karl Heinz Burmeister Die judische Gemeinde am Eschenberg 1637 1651 In Historischer Verein fur das Furstentum Liechtenstein Hrsg Jahrbuch des Historischen Vereins fur das Furstentum Liechtenstein 89 Band Selbstverlag Vaduz 1991 S 144 ff Digitalisat Karl Heinz Burmeister Liechtenstein als Zufluchtsort der aus Sulz vertriebenen Juden 1745 47 In Historischer Verein fur das Furstentum Liechtenstein Hrsg Jahrbuch des Historischen Vereins fur das Furstentum Liechtenstein 86 Band Selbstverlag Vaduz 1986 S 327 ff Digitalisat Fritz Baum Nikolaus Hagen Johannes Inama Zuflucht auf Raten Liechtenstein und die Juden PDF Ausstellung im Kuefer Martis Huus 13 Mai 2010 bis 6 Februar 2011 Abgerufen am 9 Juni 2019 Weblinks BearbeitenVerein der Liechtensteiner Freunde von Yad VashemEinzelnachweise Bearbeiten a b c d e f Peter Bollag Klein am Rhein In Judische Allgemeine 4 Marz 2009 abgerufen am 9 Juni 2019 a b U S Department of State Liechtenstein 2017 International Religious Freedom Report Memento vom 15 Mai 2019 im Internet Archive PDF a b c d e f g Karl Heinz Burmeister Peter Geiger Juden In Historisches Lexikon des Furstentums Liechtenstein 31 Dezember 2011 abgerufen am 9 Juni 2019 Karl Heinz Burmeister Neuburg Abraham In Historisches Lexikon des Furstentums Liechtenstein 31 Dezember 2011 abgerufen am 9 Juni 2019 Karl Heinz Burmeister Liechtenstein als Zufluchtsort der aus Sulz vertriebenen Juden 1745 47 In Historischer Verein fur das Furstentum Liechtenstein Hrsg Jahrbuch des Historischen Vereins fur das Furstentum Liechtenstein 86 Band Selbstverlag Vaduz 1986 S 332 Digitalisat Johannes Inama Rosenthal In Historisches Lexikon des Furstentums Liechtenstein 31 Dezember 2011 abgerufen am 9 Juni 2019 Fritz Baum Nikolaus Hagen Johannes Inama Zuflucht auf Raten Liechtenstein und die Juden PDF Ausstellung im Kuefer Martis Huus 13 Mai 2010 bis 6 Februar 2011 Nicht mehr online verfugbar S 12 archiviert vom Original am 5 Oktober 2018 abgerufen am 9 Juni 2019 nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www kmh li Wilfried Marxer Volksdeutsche Bewegung in Liechtenstein VDBL In Historisches Lexikon des Furstentums Liechtenstein 31 Dezember 2011 abgerufen am 10 Juni 2019 Peter Geiger Krisenzeit Chronos Verlag Zurich 2000 Band 2 S 259 ff Peter Geiger Krisenzeit Chronos Verlag Zurich 2000 Band 2 S 263 Donat Buchel Anschlussputsch In Historisches Lexikon des Furstentums Liechtenstein 31 Dezember 2011 abgerufen am 10 Juni 2019 Peter Geiger Krisenzeit Liechtenstein in den Dreissigerjahren Chronos Verlag Zurich 2000 Band 2 S 287 293 Sebastian Albrich Von Dankbarkeit hin zum judischen Verein Liechtenstein In Liechtensteiner Volksblatt 31 Dezember 2016 abgerufen am 9 Juni 2019 Verein der Liechtensteiner Freunde von Yad Vashem In yadvashem org Abgerufen am 9 Juni 2019 Geschichte der Juden in Europa Judentum in Albanien Geschichte der Juden in Andorra Geschichte der Juden in Belarus Geschichte der Juden in Belgien Juden in Bosnien und Herzegowina Geschichte der Juden in Bulgarien Geschichte der Juden in Danemark Geschichte der Juden in Deutschland Geschichte der Juden in Estland Judentum in Finnland Geschichte der Juden in Frankreich Geschichte der Juden in Griechenland Geschichte der Juden in Irland Geschichte der Juden in Island Geschichte der Juden in Italien Judentum in Kasachstan Geschichte der Juden in Kroatien Geschichte der Juden in Lettland Judentum in Liechtenstein Geschichte der Juden in Litauen Geschichte der Juden in Luxemburg Judentum auf Malta Geschichte der Juden in 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