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Die Geschichte der Juden in den Niederlanden beschreibt die Entwicklung des Judentums auf dem Gebiet der heutigen Niederlande Sie kann bis in die Zeit um Christi Geburt zuruckverfolgt werden und war haufig gepragt von Verfolgung und Unterdruckung In moderner Zeit stellte insbesondere der auch in den Niederlanden stattfindende Holocaust eine Zasur fur die judische Gemeinschaft dar Inhaltsverzeichnis 1 Anfange bis zum Mittelalter 2 Fruhe Neuzeit 3 Franzosische Zeit 4 Judische Emanzipation 5 Fluchtlingsmigration der 1930er Jahre 6 Holocaust 7 Nachkriegszeit 8 Literatur 9 Siehe auch 10 Weblinks 11 EinzelnachweiseAnfange bis zum Mittelalter Bearbeiten nbsp Judenverbrennung wahrend der Pestepidemie von 1349Es gilt als wahrscheinlich dass die ersten judischen Einwanderer die niederen Lande neben den Niederlanden auch das heutige Belgien etwa zur Zeit der romischen Eroberungen um die Zeitenwende erreichten Uber diese Menschen ist wenig bekannt es gilt jedoch als gesichert dass sie nicht in grosserer Zahl einwanderten Fur einige Zeit bestand die judische Prasenz daher aus kleinen isolierten Gemeinschaften und einzelnen versprengten Familien Belastbare Quellen datieren meist fruhestens aus dem 11 Jahrhundert als die heutigen Niederlande Teil des Heiligen Romischen Reiches waren Bereits aus dieser Zeit finden sich Berichte dass als Juden identifizierte Menschen sich regelmassig Verfolgung und Vertreibung ausgesetzt sahen Fruhe Quellen aus dem 11 und 12 Jahrhundert bezeugen Konflikte zwischen Christen und Juden sowie Konvertierungsversuche zum Christentum 1 Fur das Jahr 1164 ist in der Gegend von s Hertogenbosch die Ansiedelung einer Gruppe von Juden belegt die einige Jahre spater durch Verbrennung auf der Vughtse Heide ermordet wurden Dies stellte den ersten bekannten Massenmord an Juden in den niederen Landen dar 2 Ab dem 13 Jahrhundert lebten judische Menschen in den Herzogtumern Brabant und Limburg wo sie vor allem in den grosseren Stadten wie Brussel Leuven Tienen und Maastricht in nennenswerter Zahl ansassig waren 3 Quellen aus dem 14 Jahrhundert berichten auch von judischen Bewohnern in den Stadten Antwerpen und Mechelen sowie im nordlichen Teil des Herzogtums Geldern Im Jahr 1309 wurden im sudlimburgischen Born 110 judische Fluchtlinge aus Sittard und Susteren getotet die in einer dortigen Burg Zuflucht gesucht hatten Diese wurde in Brand gesteckt und die Fluchtlinge ermordet 4 Wahrend der Pestepidemie der Jahre 1347 bis 1349 beschuldigte man die Juden durch die Vergiftung offentlicher Brunnen fur den Ausbruch der Krankheit verantwortlich zu sein Die Juden waren verdachtig weil sie diese Wasserquellen auf Grund ihrer Glaubensvorschriften nicht nutzten Auch waren Juden deutlich seltener betroffen was vermutlich auf die durch ihre Religion vorgeschriebenen Reinigungsvorschriften zuruckzufuhren war Zur damaligen Zeit war jedoch der Zusammenhang zwischen mangelnder Hygiene und der Ausbreitung der Pest und anderer Krankheiten noch unbekannt Judische Menschen wurden wahrend der Pestzeit als Sundenbocke vertrieben oder getotet in einigen Stadten entlang der IJssel sowie in Arnhem Nijmegen und Utrecht wurden bis 1349 alle dort wohnhaften Juden lebendig verbrannt 5 Auf Grund der fur Juden geltenden besonderen Rechtslage im Heiligen Romischen Reich sie dienten offiziell keinem lokalen Fursten und gehorten direkt dem Kaiser konnten sie zur Ausubung bestimmter Tatigkeiten verpflichtet werden So wurden diese vielerorts eingesetzt um Steuern einzutreiben was zusatzlich zur Unbeliebtheit der Juden bei der ubrigen Bevolkerung beitrug Im 15 Jahrhundert verbesserte sich die Lage der Juden in den niederen Landen leicht Es wurden sogenannte Judenbriefe niederlandisch Jodenbrieven herausgegeben die es den Juden erlaubten sich als Kreditgeber zu betatigen 6 Im Gegensatz zu anderen europaischen Landern mussten in den heutigen Niederlanden Juden nicht in separaten Stadtteilen wohnen auch eine sichtbare Kennzeichnung mussten sie nicht tragen Dennoch mussten sie mit gewissen Einschrankungen leben So waren etwa viele Berufe fur Juden verboten Ebenso durften sie sich nicht uber das Christentum aussern und lediglich andere Menschen judischen Glaubens ehelichen Fruhe Neuzeit BearbeitenErst Ende des 16 Jahrhunderts begann die Migration grosserer Gruppen von Juden in die Niederlande Hierbei handelte es sich zunachst um Sephardim genannte Juden aus Spanien und Portugal die sich auf der Flucht vor der Spanischen Inquisition befanden die sie vor die Wahl stellte entweder zum Katholizismus zu konvertieren oder aber ihre Heimat zu verlassen Viele von ihnen siedelten nach Nordafrika oder in das Osmanische Reich um eine kleinere Anzahl von ihnen wandte sich jedoch auch nach Norden und fand zunachst vor allem in Amsterdam Zuflucht 7 Anfang des 17 Jahrhunderts wurden auch erste Stadte in Holland besiedelt Als erste hollandische Stadtverwaltung erliess der Rat der Stadt Alkmaar im Jahr 1604 offiziell eine sogenannte Judenregelung niederl jodenreglement und gestattete damit offiziell den Zuzug judischer Menschen Solange sich diese Einwanderer korrekt verhielten konnten sie ihren Glauben in Freiheit ausleben Es war ihnen jedoch verboten Christen zu heiraten oder zu versuchen Christen zum Judentum zu bekehren Ahnlich tolerante Regelungen wurden in den Folgejahren auch in Haarlem 1605 und Rotterdam 1610 festgelegt Aus dem streng calvinistischen Amsterdam kam jedoch scharfe Kritik an diesen Regelungen Ratspensionar Johan van Oldenbarnevelt trat an seinen Rotterdamer Amtskollegen Hugo de Groot den Verfasser der Rotterdamer Judenverordnung sowie an den Amsterdamer Pensionaris Adriaan Pauw heran mit dem Vorschlag gemeinsam eine judische Verordnung fur ganz Holland zu verfassen Dieser Versuch schlug jedoch fehl woraufhin die Stadt Amsterdam im Jahr 1616 ihre eigenen Vorschriften erliess In diesen wurde das Bekenntnis zur judischen Religion zwar geduldet jeder Ausdruck dieses Glaubens blieb allerdings verboten 8 nbsp Innenansicht der Portugiesisch Israelitischen Synagoge in Amsterdam Gemalde von Emanuel de Witte circa 1680 aus der Sammlung des Rijksmuseums AmsterdamDa ihnen der Beitritt zu einer Gilde und damit de facto das Ergreifen vieler Berufe noch immer verboten war betatigten sich im 17 Jahrhundert noch immer viele Juden als Handler und Kaufleute Durch zahlreiche Handelskontakte in ihre Herkunftslander Spanien und Portugal war ein gewisser Teil von ihnen wirtschaftlich gut aufgestellt So finanzierten Sepharden unter anderem Reisen der Niederlandischen Ostindien Kompanie und traten als Hausbankiers des Hauses Oranien in Erscheinung In dieser Position profitierten einige von ihnen erheblich von der als Goldenes Zeitalter bezeichneten kulturellen und wirtschaftlichen Blutezeit der Republik der Sieben Vereinigten Provinzen Dennoch waren viele weniger erfolgreiche Juden gezwungen sich als Hausierer oder Tagelohner durchzuschlagen Um das Jahr 1700 herum besass die Stadt Amsterdam mit etwa 10 000 Mitgliedern die grosste judische Gemeinschaft Westeuropas Die sephardische Abstammung vieler Juden war noch gut an Nachnamen wie Pereira Cardozo del Castilho Nunes De Pinto oder Vas Dias zu erkennen 9 Das 17 Jahrhundert erlebte mit dem Dreissigjahrigen Krieg 1618 1648 auch einen der Hohepunkte der Judenverfolgung in Europa Infolgedessen flohen viele Juden aus dem Heiligen Romischen Reich und Osteuropa in die sichereren Niederlande Diese als Aschkenasim bezeichneten Menschen waren meist armer als ihre sephardischen Glaubensgenossen und verdingten sich fortan vor allem als Tagelohner oder Torfstecher in landlichen Gebieten im Wanderhandel als Metzger oder Viehhandler Trugen sie zunachst noch Nachnamen wie Polak Hamburger Bremer Moszkowicz und Van Praag wahlten sie spater haufig neue Namen die sich regelmassig an Tiere oder Fruchte anlehnten Einige Beispiele sind etwa De Hond De Haan Schaap Appel oder Citroen 9 Beide Gruppen lebten zunachst weitgehend isoliert voneinander So gab es etwa in Amsterdam getrennte Synagogen fur Sepharden und Aschkenasim Franzosische Zeit BearbeitenZu Beginn des Jahres 1795 beendete eine Invasion der franzosischen Armee im Zuge des Ersten Koalitionskriegs die Existenz der Republik der Sieben Vereinigten Provinzen die daraufhin durch die von Frankreich abhangige Batavische Republik ersetzt wurde Nicht lange nach der Ankunft der Franzosen grundete eine kleine Gruppe von Juden angefuhrt von dem Kakaohandler Mozes Salomon Asser in Amsterdam einen sogenannten Patriotenclub Unter dem Namen Felix Libertate etwa Glucklich durch Freiheit propagierten sie die Gleichberechtigung aller judischer Burger in den Niederlanden Die Zeit war fur ein solches Unterfangen gunstig das das neue Regime bereits mit zahlreichen etablierten Traditionen gebrochen hatte Um entsprechende Aufmerksamkeit fur ihr Anliegen zu erreichen wandten sich die Libertate Mitglieder wiederholt mit Beschwerden an die Mitglieder der Nationalversammlung Diese stellte die Juden am 2 September 1796 den Mitgliedern anderer Konfessionen rechtlich in vollem Umfang gleich Sie legte fest dass keinem Juden die im Batavischen Burgerrecht festgeschriebenen Rechte verwehrt werden durften Noch im selben Jahr wurde das Verbot der Mitgliedschaft in einer Gilde aufgehoben Die Entscheidung der Nationalversammlung ist vor dem Hintergrund der franzosischen Einflussnahme zu sehen die die Gleichheitsideale der Franzosischen Revolution in Frankreichs Satellitenstaaten exportierte Die Verabschiedung dieses Dekrets stellte einen wichtigen Schritt im Emanzipationsprozess der niederlandischen Juden dar der damit aber keineswegs abgeschlossen war Die burgerliche Gleichstellung brachte vor allem ohnehin wohlhabenden und sozial bessergestellten mannlichen Juden weitere Vorteile An Frauen und der grossen Masse des sogenannten Lumpenproletariats gingen diese Verbesserungen fast vollig vorbei 10 Vor dem Gesetz waren Juden nun anderen Niederlandern gleichgestellt in der Praxis schlug sich dies aber noch langst nicht immer nieder Selbst in Amsterdam der einzigen westeuropaischen Stadt die schon vor der Franzosischen Revolution die Einwanderung judischer Menschen uneingeschrankt zugelassen hatte war die Ungleichbehandlung noch immer deutlich spurbar 11 Mindestens sechzig Prozent der Juden lebten ganz oder teilweise von der Armenhilfe Im Anschluss an die Umwandlung der Batavischen Republik zum kurzlebigen Konigreich Holland betrachtete dessen Konig Louis Bonaparte die Juden als Teil der niederlandischen Nation und somit nicht mehr als eigenstandige Gemeinde Im Jahr 1808 bundelte er die judischen Gemeinden durch die Errichtung eines sogenannten Oberkonsistoriums 12 Nach dem Ende des Konigreichs Holland und der Schaffung von dessen Nachfolgestaat dem Konigreich der Vereinigten Niederlande formte dessen Konig Wilhelm I dieses Konsistorium im Jahr 1814 zur Hauptkommission fur die Angelegenheiten der Israeliten Das Konsistorium wurde spater in eine getrennte niederlandisch israelitische fur die aschkenasischen Juden und eine portugiesisch israelitische Konfession fur die sephardischen Juden unterteilt Obwohl es immer noch eine gewisse Trennung zwischen Aschkenasim und Sepharden gab waren die Einkommensunterschiede zwischen den beiden Gruppen nun geringer geworden Nach dem Ende des Goldenen Zeitalters waren die Sepharden grundsatzlich armer und die Aschkenasim etwas reicher geworden Im 19 Jahrhundert gehorten die meisten Angehorigen beider Gruppen noch immer zur wirtschaftlich schwachsten Bevolkerungsschicht Sephardische und aschkenasische Juden interagierten nun mehr und begannen auch haufiger untereinander Ehen zu schliessen Seit dem Jahr 1811 bestand auch fur niederlandische Juden die Pflicht einen Nachnamen anzunehmen Dieser konnte grundsatzlich frei gewahlt werden ausgeschlossen waren jedoch Ortsnamen aus dem Heiligen Land Daruber hinaus wurde eine neue Bibelubersetzung in Auftrag gegeben die sowohl fur Juden als auch fur Christen akzeptabel sein sollte Um ihre Integration zu fordern wurde den Juden von der Verwendung des Jiddischen im Alltag abgeraten 13 Judische Emanzipation BearbeitenEinhergehend mit dem wirtschaftlichen und technologischen Fortschritt des 19 Jahrhunderts begann sich etwa ab 1850 eine judische Mittelschicht zu etablieren Ein bekanntes Beispiel war der polnisch stammige Unternehmer Abraham Icek Tuschinski der sich von einem einfach Schneider zum Besitzer mehrerer Kinos hocharbeitete 14 Um das Jahr 1900 begannen der aufkommende Sozialismus und die Gewerkschaftsbewegung viele Juden anzuziehen Insbesondere der Diamantenschleifer Henri Polak profilierte sich zu dieser Zeit als Grunder der niederlandischen Sozial Demokratischen Arbeiterpartei und langjahriger Vorsitzender der einflussreichen Gewerkschaft Algemene Nederlandse Diamantbewerkersbond Diese diente nach dem Zweiten Weltkrieg als Modell der modernen niederlandischen Gewerkschaftsbewegung 15 Auch die Communistische Partij van Nederland unter dem judischen Leiter Paul de Groot zog in diesen Jahren viele judische Mitglieder an Der Zionismus der die Grundung eines judischen Nationalstaates in Palastina forderte fand in den Niederlanden jedoch nur wenige Anhanger 16 Es gab allerdings verschiedene Ausbildungszentren fur Pionierarbeit in Palastina sowie eine zionistische Jugendorganisation Die direkte Beteiligung der Arbeiterbewegung beschleunigte den Emanzipationsprozess der grossen Gruppe verarmter Juden Die Einfuhrung des allgemeinen Wahlrechts fur Manner und Frauen im Jahr 1919 stellte den Abschluss dieses langen Prozesses dar 17 Fluchtlingsmigration der 1930er Jahre Bearbeiten source source Feier anlasslich des 300 Jubilaums der niederlandisch israelitischen Hauptsynagoge im Jahr 1935In Folge der Machtergreifung der Nationalsozialisten im benachbarten Deutschen Reich im Jahr 1933 und der Verabschiedung der antisemitischen Nurnberger Rassegesetze zwei Jahre spater begann ein kontinuierlicher Strom judischer Fluchtlinge in die Niederlande Bis 1935 verfolgten die Niederlande eine liberale Aufnahmepolitik die es Fluchtlingen ermoglichte recht einfach Asyl zu erhalten Im Angesicht dieses Fluchtlingsstroms verscharfte die Regierung jedoch die Anforderungen Nur noch wohlhabende judische Fluchtlinge wurden umstandslos aufgenommen wahrend andere nachweisen mussten dass sie sich durch eine Ruckkehr an ihren Wohnort einer unmittelbaren Gefahr fur ihr Leben ausgesetzt sehen wurden Dieser Nachweis war jedoch schwer zu erbringen so dass nur wenige deutsche Juden legal in das Land einreisen konnten Die Regierung unter Ministerprasident Hendrikus Colijn rechtfertigte ihre Zuruckhaltung vor allem mit der grassierenden Arbeitslosigkeit und der bereits ohne massenhafte Zuwanderung hohen Bevolkerungsdichte des Landes Des Weiteren spielte die Angst vor einer weiteren Befeuerung des auch in den Niederlanden aufkommenden Antisemitismus eine Rolle Im Vorfeld des Krieges verscharften die Niederlande die Zulassungsbedingungen noch weiter und die Grenze wurde endgultig fur judische Fluchtlinge geschlossen Der Anschluss Osterreichs an das Deutsche Reich im Jahr 1938 und die Novemberpogrome desselben Jahres fuhrten zu einem noch grosseren Zustrom judischer Fluchtlinge 18 Im Mai 1938 stellte Justizminister Carel Goseling fest dass Juden fortan als unerwunschte Auslander betrachtet wurden Trotz dieser Widrigkeiten gehen Schatzungen von etwa 35 000 bis 50 000 judischen Menschen aus die bis zum Beginn des Krieges in die Niederlande einwanderten 19 Im November 1938 brachte Anton Mussert Grunder und Vorsitzender der faschistischen Nationaal Socialistische Beweging kurz NSB einen Plan ins Gesprach eine neue Heimstatte fur Juden im sudamerikanischen Guayana zu schaffen 20 Obwohl er nicht umgesetzt wurde inspirierte der Plan in der Nachkriegszeit das gleichfalls erfolglose Saramacca Projekt vgl Saramaccaner der Freeland League for Jewish Territorial Colonization welches vorsah 30 000 judische Fluchtlinge in Suriname anzusiedeln 21 Holocaust Bearbeiten Hauptartikel Holocaust in den Niederlanden nbsp Niederlandische Juden werden aus dem Durchgangslager Westerbork in das KZ Auschwitz deportiert 1942 oder 1943 Wahrend des Zweiten Weltkriegs wurden die hoffnungslos unterlegenen Niederlandischen Streitkrafte von der deutschen Wehrmacht besiegt und das Land zur Kapitulation gezwungen Das Land wurde von deutschen Truppen besetzt und ab dem 29 Mai 1940 als Reichskommissariat Niederlande unter eine zivile Verwaltung gestellt Deren Leitung unter Reichskommissar Arthur Seyss Inquart begann bald darauf verschiedenste diskriminierende Massnahmen gegen die Juden einzuleiten darunter Berufs und Studienverbote sowie faktische Enteignungen Im Juli 1942 begannen die Besatzer schliesslich damit alle in den Niederlanden befindlichen Juden derer sie habhaft werden konnten uber das Durchgangslager Westerbork in die Vernichtungslager im Osten zu deportieren Um untergetauchte Juden aufzuspuren fuhrten die Deutschen ab 1942 regelmassig Razzien in Amsterdam und anderen grossen Stadten durch Unterstutzt wurden sie dabei von niederlandischen Kollaborateuren wie den Mitgliedern des deutschfreundlichen NSB Von den schatzungsweise 140 000 als Volljuden geltenden Menschen die im Mai 1940 in den Niederlanden gelebt hatten verloren ungefahr 101 800 bis zum Ende des Krieges ihr Leben Dies entspricht einem Anteil von etwa 73 der judischen Bevolkerung was im Vergleich zu anderen besetzten Landern Europas ausgesprochen hoch ist 22 Nachkriegszeit BearbeitenDie wenigen Juden welche nach dem Krieg aus den Konzentrationslagern zuruckkehrten waren haufig schwer traumatisiert Erschwerend kam hinzu dass sie nun meist mittellos und ihrer Besitztumer beraubt worden waren In vielen Fallen wurden ihre Vorkriegswohnungen mittlerweile von anderen Personen bewohnt daher mussten viele Juden zunachst in Auffanglagern unterkommen und sich eine neue Unterkunft suchen 23 Juristische Konflikte bezuglich des geraubten judischen Besitzes dauerten teilweise noch bis in das 21 Jahrhundert an 24 Eine Wiederaufnahme des Studiums oder eine Ruckkehr an den vorherigen Arbeitsplatz war oft nicht oder nur schwer moglich Unter diesen Umstanden entschloss sich ein erheblicher Teil der niederlandischen Juden zu einer Auswanderung in das neu gegrundete Israel nbsp Eines der zahlreichen Denkmaler zu Ehren der Opfer des Holocausts in den Niederlanden Winschoten Provinz Groningen Winschoten war vom Holocaust besonders schwer betroffen 88 der ansassigen Juden uberlebten den Krieg nicht Zahlenmassig konnte sich die judische Gemeinde nie von dem vernichtenden Einschnitt den der Holocaust darstellte erholen Eine Zahlung des Joods Maatschappelijk Werk aus dem Jahr 2000 stellte fest dass in den Niederlanden zwischen 41 000 und 45 000 Menschen judischer Abstammung lebten Hinzu kamen etwa 10 000 israelische Juden die sich fur ein Studium oder zum Arbeiten im Land aufhielten In diese Zahlung wurde jede Person einbezogen die mindestens einen judischen Elternteil besass Die judischen Glaubensgesetze nach denen nur Menschen mit einer judischen Mutter selbst als Juden gelten fanden hier keine Anwendung Auch ursprunglich andersglaubige Konvertiten wurden mitgezahlt 25 Auch heute noch kommt es in den Niederlanden gelegentlich zu antisemitischen Vorfallen Als Ausloser hierfur wird meist die kontroverse Politik des Staates Israel gesehen Die Stiftung Centrum Informatie en Documentatie Israel stellte in einer jahrlich durchgefuhrten Untersuchung eine allgemeine Zunahme antisemitischer Vorfalle in den letzten Jahren fest 26 Entsprechend hierzu geben einige glaubige Juden an sich insbesondere in der Hauptstadt Amsterdam wo der Grossteil der niederlandischen Juden lebt nicht mehr zu jeder Zeit sicher zu fuhlen 27 Literatur Bearbeitenin der Reihenfolge des Erscheinens Hendrik Brugmans Abraham Frank Hrsg Geschiedenis der Joden in Nederland van Holkema amp Warendorf Amsterdam 1940 Hans Blom Rena Fuks Mansfeld Ivo Schoffer Geschiedenis van de Joden in Nederland Balans Amsterdam 1995 ISBN 90 5018 296 8 Isaac Lipschits De kleine Sjoa Joden in naoorlogs Nederland Mets amp Schilt Amsterdam 2001 ISBN 90 5330 310 3 Jonathan Israels European Jewry in the age of mercantilism 1550 1750 Van Wijnen Franeker Franeker 2003 ISBN 90 5194 222 2 Ludo Abicht Geschiedenis van de joden van de Lage Landen J M Meulenhoff Amsterdam und Antwerpen 2006 ISBN 90 8542 042 3 Siehe auch BearbeitenListe der Gerechten unter den Volkern aus den NiederlandenWeblinks Bearbeiten nbsp Commons Judentum in den Niederlanden Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Website des Joods Historisch Museum in Amsterdam niederlandisch Webseite des CIDI zur Geschichte der Juden in den Niederlanden und Belgien Archivlink niederlandisch Einzelnachweise Bearbeiten Chris Quispel Anti Joodse beeldvorming en Jodenhaat Verloren Hilversum 2015 ISBN 978 90 8704 549 4 S 41 Rien Wols Joden in Brabant In bhic nl Brabants Historisch Informatie Centrum 11 Mai 2010 abgerufen am 22 Januar 2019 niederlandisch Roel Jacobs Een geschiedenis van Brussel 5 Auflage Lannoo Tielt 2006 ISBN 90 209 5269 2 S 63 Massamoord op joden in Born in 1309 In graetheidecomite nl Graetheide Comite abgerufen am 14 Mai 2019 niederlandisch Enne Koops De pest in Europa 1347 1352 In historiek net 21 November 2016 abgerufen am 14 Mai 2019 niederlandisch Joden in de Middeleeuwen Memento vom 6 Marz 2016 im Internet Archive abgerufen am 22 Januar 2019 niederlandisch Vierhonderd jaar Joden in Nederland In jck nl Joods Cultureel Kwartier abgerufen am 14 Mai 2019 niederlandisch W J M van Eysinga De Groots Jodenreglement In F M van Asbeck Hrsg Sparsa Collecta een aantal der verspreide geschriften van Jonkheer Mr W J M van Eysinga Sijthoff Leiden 1958 S 423 429 a b Frank Kromer Kleurrijke achternamen In niw nl Nieuw Israelietisch Weekblad 3 September 2013 abgerufen am 15 Mai 2019 niederlandisch Pierre Birnbaum Ira Katznelson Paths of Emancipation Jews States and Citizenship Princeton University 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zwischen 1933 und 1940 In Die Niederlande und das deutsche Exil 1933 1940 Athenaum Konigstein 1982 ISBN 978 3 7610 8173 0 S 73 90 Edwin Klijn Robin te Slaa Anton Mussert en de NSB In historischnieuwsblad nl Historisch Nieuwsblad Mai 2015 abgerufen am 15 Mai 2015 niederlandisch Alexander Heldring Freeland League In heldring com 25 November 2010 abgerufen am 15 Mai 2019 englisch Lucy Dawidowicz The War Against the Jews Bantam 1986 ISBN 978 0 553 34532 2 Terugkeer In joodsmonument nl Joods Cultureel Kwartier 27 April 2016 abgerufen am 13 November 2018 niederlandisch Joodse oorlogsgetroffenen krijgen ieder 14 000 gulden Memento vom 2 Mai 2009 im Internet Archive abgerufen am 14 Mai 2019 niederlandisch Joods Maatschappelijk Werk Memento vom 28 Februar 2008 im Internet Archive abgerufen am 14 Mai 2019 niederlandisch Aantal antisemitische incidenten in Nederland sterk gestegen Memento vom 13 April 2009 im Internet Archive abgerufen am 15 Mai 2019 niederlandisch Mirjam Remie Voelen joden zich 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