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Als Inuit Inuktitut Menschen bezeichnen sich diejenigen Volksgruppen die im arktischen Zentral und Nordostkanada sowie in Gronland leben Wissenschaftlich werden sie auch als Neo Eskimos bezeichnet Aussagen zur Kultur der Inuit beschranken sich dementsprechend im Wesentlichen auf diese Regionen immer wieder ergeben sich dabei jedoch auch Parallelen zu anderen im hohen Norden lebenden Volksgruppen Sibiriens die gewohnlich als Eskimos bezeichnet werden Qulliq zur Feier der Errichtung des Nunavut Territoriums am 1 April 1999 entzundetDas traditionelle Leben der Inuit ist von extremen klimatischen Verhaltnissen bestimmt und ihre wesentlichen Ressourcen lagen im Jagen und Fallenstellen Aufgrund der in nordlichen Breiten herrschenden Umweltbedingungen war Landwirtschaft das heisst Ackerbau Agrikultur und Viehzucht auf dem Millionen von Quadratkilometern umfassenden Gebiet der Tundren und eisigen Kusten des asiatischen Sibirien des amerikanischen Nordens und Gronlands zu keiner Zeit moglich Dementsprechend hat sich bei den Inuit der Zentral und Ostarktis ein Lebensstil ausgeformt in dem Jagd zum Kern von Kultur und Kulturgeschichte wurde Und so spiegelt der Lebensalltag in den erst vor wenigen Jahrzehnten entstandenen modernen Inuit Siedlungen nach wie vor die sich uber Tausende von Jahren erstreckende Entwicklung einer typischen Jagdkultur wider die es den Inuit und ihren Vorfahren ermoglichte mit der Besiedlung der Arktis eine der aussergewohnlichsten menschlichen Leistungen zu erbringen In der Kultur der Inuit gibt es Erzahlungen uber fruhere Menschen die sie legendar als Tunit bezeichnen und die in der Forschung lange als Mythos galten Neuere Forschungen bestatigen jedoch die Existenz einer als Paleo Eskimo bezeichneten Bevolkerung die vor rund 700 Jahren weitestgehend von den Inuit verdrangt wurde und ausstarb Man nimmt heute an dass der Kontakt zu den Inuit oder sogar zu den Wikingern Krankheiten ubertrug und so ihr Aussterben beschleunigte Die letzten Nachfahren dieser Tunit die man als Sallirmiut Menschen von Salliq bezeichnete lebten auf Southampton Island Inuktitut Salliq einer grossen Insel am Nordrand der Hudson Bay und der benachbarten Insel Coats Island bis weit in die Neuzeit Sie starben an einer von Walfangern eingeschleppten Magen und Darm Infektion im Jahr 1903 64 Kilometer sudostlich der Siedlung Coral Harbour sind noch Reste einer Camp Region der Sallirmiut erhalten Inhaltsverzeichnis 1 Kulturgeschichtlicher Uberblick 1 1 Pra Dorset Kultur der Fruhzeit 3000 bis 500 v Chr 1 1 1 Independence I Kultur 2300 bis 1500 v Chr 1 1 2 Saqqaq Kultur 2400 bis 900 v Chr 1 1 3 Independence II Kultur 1400 bis 400 v Chr 1 2 Dorset Kultur 500 v Chr bis 1000 n Chr 1 3 Thule Kultur 1000 bis 1800 1 3 1 Technische und kulturelle Weiterentwicklung 1 3 2 Wanderungswelle der Neo Eskimos 1 3 3 Thule Behausungen 1 3 4 Kunstlerische Aktivitaten 1 3 5 Ubergangsphase ab 1300 2 Historische Periode der Inuit ab 1800 2 1 Kontakt mit Europaern 2 2 Gesellschaftsstruktur und Lebensweise im 19 Jahrhundert 2 3 Nomadenleben in der ersten Halfte des 20 Jahrhunderts 3 Ubergang ins 21 Jahrhundert 3 1 Grundlegender Umbruch der Lebensbedingungen 3 2 Wandel von nomadischer zu sesshafter Lebensweise 3 2 1 Brauchtum 3 2 1 1 Heirat 3 2 1 2 Familienleben 3 2 1 3 Geburt 3 2 1 4 Tod 3 2 2 Herausforderungen durch veranderte Lebensumstande 3 3 Umstellung auf Lebensbedingungen in einem modernen Industriestaat 3 4 Erfolgsrezept Kooperativen 4 Aktuelle Entwicklungen 4 1 Nunavut 4 2 Abkommen fur Nunavut 4 3 Regelung von Landanspruchen und Eigentumsrechten 5 Traditionelle Inuit Kultur und selbstbestimmtes Leben 5 1 Erhaltung und Pflege von Tradition und Kultur 5 1 1 Zeitgenossische Literatur 5 1 2 Traditionelle und zeitgenossische Musik 5 1 3 Zeitgenossische bildende Kunst 5 2 Wertschopfung in der Arktis 6 Literatur 7 Filme 8 Weblinks 9 QuellenKulturgeschichtlicher Uberblick BearbeitenPra Dorset Kultur der Fruhzeit 3000 bis 500 v Chr Bearbeiten Die archaologische Forschung sieht als gesichert an dass sich die Vorfahren der um 1300 n Chr ausgestorbenen Eskimos ursprunglich im Gebiet um Tschukotka und die Beringstrasse die Amerika und Asien trennt entwickelt haben und somit lange nach den ersten Indianern auf den amerikanischen Kontinent einwanderten Aus Uberresten ehemaliger Lagerstatten lasst sich ableiten dass diese Palao Eskimos um circa 3000 v Chr die Beringstrasse vermutlich auf dem Wintereis wie auch die Aleuten Inseln uberquerten Aus dieser als Pra Dorset bezeichneten Kultur gingen sowohl die weiter nordostlich lebende Independence I wie auch die Saqqaq Kultur hervor die regionale Unterschiede ausbildeten Eine teilweise Vermischung mit alteren Ureinwohnern Indianern ist in einigen Kustengruppen durchaus nachweisbar Archaologische Funde lassen ferner darauf schliessen dass die Palao Eskimos offensichtlich recht unvermittelt um etwa 2300 v Chr als das arktische Klima um einige Grade warmer als heute war vom Sudwesten Alaskas in die kanadische Hohe Arktis bis zum Nordosten Gronlands in die Gegend des Independence Fjords vordrangen und dort den jagdbaren Tieren folgend als Nomaden lebten Neuste Forschungen deuten darauf hin dass Pra Dorset Menschen erneut die Beringsee uberquerten und etwa 1000 Jahre auf der Halbinsel Tschukotka lebten wo sie sich mit den dortigen paleosibirischen Volkern vermischten bevor sie sich kulturell weiterentwickelt erneut uber die Beringsee wagten So folgten vor rund 1500 Jahren eine neue Besiedlungswelle die Vorfahren der heutigen Inuit deren Spuren bis auf die aus Sibirien stammende Birnirk Kultur in Far North um Nome herum Sudl Alaska zuruckgehen Palao Eskimos und Inuit unterscheiden sich sowohl genetisch als auch in ihrer Kultur zum Beispiel der Jagdtechnik wesentlich Anthropologische und genetische Forschungen der Universitat Kopenhagen weisen auf eine seit 4000 Jahren stark isolierte DNA was nahelegt dass die Palao Eskimos aus kulturellen Grunden keine Ehe mit Inuit eingingen Dieser Umstand uberraschte die Wissenschaftler um Eske Willerslev und die Molekularbiologin Maanasa Raghavan Der letzte genetische Kontakt fand also wahrend der Zeit der Einwanderung womoglich noch in Sibirien statt 1 Die Einwanderungswellen der wesentlich alteren Pra Dorset Independence Saqqaq Kultur und der viel jungeren Thule Birnirk Kultur sind daher klar unterscheidbar Die modernen Inuit sind damit keine direkten Nachfahren der Palao Eskimos 2 Spekulationen uber eine Vermischung von Wikingern am Ende der Dorset Kultur stutzen sich auf Legenden der Inuit welche die Tunit als altere und jungere Gruppe darstellen Zeitlich ist ein Aufeinandertreffen von Wikingern und der Dorset Kultur moglich dies ist jedoch eine Auslegung der Mythen und genetisch bisher nicht nachgewiesen nbsp Zeltring aus der Thule Zeit am Fluss Meliadine bei Rankin Inlet Damit setzten sich auf den Inseln des kanadischen Archipels und im nordlichen Teil des Festlands sowie in Nordgronland Palao Eskimos fest die man wissenschaftlich dem Kulturkreis der Pra Dorset Eskimos 2500 bis 500 v Chr zurechnet Die Bezeichnungen Pra Dorset und Dorset leiten sich vom Namen der Insel und Siedlung Cape Dorset heute Kinngait ab nachdem der Anthropologe Diamond Jenness dort 1925 Uberreste einer bis dahin unbekannten Kultur auffinden konnte und sie seither als Dorset Kultur bezeichnete Die Palao Eskimos mussten unter wesentlich schwierigeren Bedingungen als ihre Nachkommen auskommen ohne Boote ohne Harpunierausrustung vermutlich ohne Schlittenhunde als Zug und Lasttiere ohne stabilere Behausungen als fellbedeckte Zelte ohne andere Warmequellen als kleine Feuerstellen mit wenig geeignetem Brennmaterial In der zentralen kanadischen Arktis lebten die Pra Dorset Eskimos uberwiegend von der Jagd mit dem Speer und vom Fischfang in Flussen und Seen mit widerhakigen Fanggeraten Im engeren Kustenbereich lebende Volksgruppen jagten Robben Walrosse und kleinere Wale mit Handharpunen die sie von der Kuste oder vom Meereseis aus schleuderten Am Kap Krusenstern an der Westkuste Alaskas wurde eine vom Beginn der Besiedlung bis in das 20 Jahrhundert uber fast 5000 Jahre andauernde Siedlungskontinuitat nachgewiesen Die archaologische Untersuchung der Funde erlaubt wesentliche Einblicke in die Kultur der Bewohner Independence I Kultur 2300 bis 1500 v Chr Bearbeiten Nach den am Independence Fjord gefundenen Spuren einer grosseren Siedlung wird die Kultur dieser den Palao Eskimos zugehorigen Menschen als Independence I bezeichnet Ihre Behausungen zeigten einen elliptischen Grundriss und verfugten uber eine zentrale aus senkrecht aufgestellten Steinplatten errichtete Feuerstelle die mit Treibholz Knochen Moschusochsenexkrementen Moos und dem mageren Holzwerk niedriger arktischer Weiden bestuckt wurde Ungeklart ist noch ob Feuer mit Hilfe von Feuerstein entzundet wurde oder durch das Drillen und Aneinanderreiben von Weidenstocken mit Hilfe von Sehnen wie dies Jahrhunderte spater ublich wurde Auch der Mittelgang der Behausungen zu dessen beiden Seiten sich die Schlaf und Liegestatten befanden bestand aus aufrechten Steinplatten Das Dach wurde vermutlich aus Moschusochsenfellen mit Treibholzstreben und Weidengezweig hergestellt Zur Nahrungsbeschaffung wurden offenbar Robben Moschusochsen Polarhasen Polarfuchse Schneehuhner verschiedene Ganse Enten und Mowenarten gejagt und Seesaiblinge harpuniert Als Werkzeugmaterialien dienten Knochen und Stein Flint woraus unter anderem Nadeln Schaber Stichel Pfeil und Lanzenspitzen gefertigt wurden Um etwa 1500 v Chr erlosch die Independence I Kultur die Ursache des Verschwindens ist bislang unklar Saqqaq Kultur 2400 bis 900 v Chr Bearbeiten nbsp Jagdplatz der Saqqaq Eskimo Kultur an der Diskobucht Hauptartikel Saqqaq Kultur Im Westen und im sudlichen Teil der Ostkuste von Gronland entwickelte sich um etwa 2400 v Chr die etwa 1500 Jahre wahrende Saqqaq Kultur Ihr Zentrum lag an der Disko Bucht nahe dem Ort Saqqaq der der Kultur den Namen gab und erstreckte sich entlang der Fjorde und Kusten Die Kultur der Saqqaq Menschen weist Ahnlichkeit mit der in der kanadischen Arktis als Pra Dorset bezeichneten Kultur auf die sich etwa gleichzeitig entwickelte Daher wird vermutet die Menschen der Saqqaq Kultur seien weit im Norden uber die Ellesmere Insel nach Gronland eingewandert und dann weiter nach Suden gezogen allerdings wird wissenschaftlich auch erwogen die Saqqaq Kultur konnte aus der Independence I Kultur hervorgegangen sein Ein Forschungsteam der Humangenetiker Eske Willerslev und M Thomas P Gilbert von der Universitat Kopenhagen entdeckte beim Untersuchen der von mutterlicher Seite weitergegebenen Mitochondrien im Haarbuschel eines vor etwa 4000 Jahren im Westen der Insel Gronland lebenden mannlichen Angehorigen der fruhen Saqqaq Kultur den seltenen genetischen Marker D2a1 Ein Datenabgleich ergab dass dieser Marker heute offenbar nur noch bei einer Gruppe von Menschen in ostlichen Teilen Sibiriens und auf den Aleuten nachzuweisen ist die andere Gebiete in der Arktis besiedelt hat Obwohl es sich nur um ein einziges Fallbeispiel handelt leiten sich hieraus moglicherweise zusatzliche Aspekte zur ersten Besiedlung Gronlands ab So vermuten die Forscher dass Menschen der Saqqaq Kultur zunachst aus dem Osten Sibiriens uber die Aleuten nach Alaska vordrangen und von dort weiter bis nach Gronland zogen Von wissenschaftlichem Interesse ist dabei auch die Feststellung dass der Marker D2a1 weder im Erbgut von Indianern noch in dem der Menschen der Thule Kultur und der von diesen abstammenden heutigen Inuit nachweisbar ist Weitere Erkenntnisse daruber woher die vaterliche Linie bei der fruhesten Immigration nach Gronland kam erhoffen die Forscher sich aus der noch ausstehenden Aufschlusselung des Kerngenoms des Haarbuschels und damit des Gewinns eines ersten vollstandigen Bildes des genetischen Materials einer ausgestorbenen Menschengruppe wobei sich durchaus herausstellen konnte dass die vaterliche Linie von einem vollig anderen Ort stammt 3 4 Hauptnahrungsquelle dieser Kustenbewohner waren Meeressauger Ein Wohnrelikt an der sudlichen Disko Bucht das aus der Zeit von etwa 2400 bis 1400 v Chr stammen durfte enthielt zahlreiche Gegenstande aus Serpentinit Stichel Schaber Messerklingen und Pfeilspitzen und organischem Material holzerne Pfeil und Lanzenschafte Schopfkellen und Messergriffe Ausser diesen Werkzeugen fanden sich auch Knochen verschiedener Robben und kleiner Walarten sowie von Eisfuchsen Fischen und Vogeln Ahnlich den Behausungen der Independence I Kultur hatten die der Saqqaq Kultur eine zentrale Feuerstelle und einen steinernen Mittelgang Offenbar kannten die Menschen der Saqqaq Kultur bereits steinerne Tranlampen als Licht und Warmequelle Als sich das Klima um 1000 v Chr merklich abkuhlte verschwand auch die Saqqaq Kultur ahnlich wie die Independence I Kultur Independence II Kultur 1400 bis 400 v Chr Bearbeiten Der Norden Gronlands war aus klimatischen Grunden vermutlich rund 500 Jahre lang nicht besiedelt gewesen Man nimmt heute jedoch an dass noch vor dem Verschwinden der sudgronlandischen Saqqaq Kultur Menschen aus dem kanadischen Archipel dorthin einwanderten deren Kultur archaologisch gesehen merkliche Entwicklungsfortschritte aufwies Sie wird als Independence II Kultur bezeichnet und durfte sich aus der in Kanada nachgewiesenen Pra Dorset Kultur entwickelt haben Moglicherweise kamen diese Menschen in engen Kontakt mit der Saqqaq Kultur Das Verbreitungsgebiet der Independence II Menschen entsprach im Wesentlichen dem der Independence I Kultur Die altesten Funde werden auf 1400 v Chr datiert die jungsten auf etwa 400 v Chr Wissenschaftlich nicht gesichert ist bislang allerdings ob auch der ausserste Norden Gronlands in diesen 1 000 Jahren besiedelt war da nur etwa zehn Wohnplatze nachweisbar sind und sich die klimatischen Verhaltnisse zu jener Zeit zunehmend verschlechterten die warmste Klimaphase der Independence II Periode entsprach etwa der kaltesten Periode der Independence I Zeit Die archaologische Forschung vermutet derzeit Zeugnisse der Independence II Kultur seien wohl eher im noch wenig erforschten Nordostgronland zu suchen und nicht im extremen Norden der Insel bis etwa 83 n Br Tatsachlich wurden 1987 Relikte einer grosseren Independence II Ansiedlung auf der Ile de France vor Nordostgronland rund 78 n Br entdeckt Die Jager der Independence II Kultur stellten den gleichen Tierarten nach wie die fruherer Kulturen der Robbe und dem Moschusochsen doch erstmals auch dem Walross Die Behausungen aus der Zeit der Independence II Kultur ahneln denen der Independence I Kultur nur waren sie wesentlich komplexer bislang liess sich auch kein Zusammenhang zwischen beiden Kulturen nachweisen Independence II Werkzeuge erinnern vielmehr an die der Pra Dorset und auch der spater entwickelten Dorset Kultur Auch uber den Verbleib der Independence II Menschen ist bislang nichts bekannt eine Wanderung entlang der Ostkuste Gronlands nach Suden und ein Aufgehen in der Dorset Kultur gelten als moglich Dorset Kultur 500 v Chr bis 1000 n Chr Bearbeiten nbsp Thule Relikte auf Mallikjuaq Island bei Kinngait Aus der Zeit zwischen 500 v Chr und 500 n Chr liegen Nachweise einer bemerkenswerten technischen und kulturellen Weiterentwicklung der im Norden Kanadas und in Gronland lebenden Menschen des Dorset Kulturkreises vor einer heute als Dorset I bezeichneten Kulturphase wobei auch Ahnlichkeiten mit der Saqqaq Kultur festzustellen sind was auf eine Vermischung hindeutet Die in uberlieferten Mythen und Legenden als machtige in Steinhausern lebende Menschen oder gar Riesen erwahnten Tunit Einzahl Tuniq Tornit oder Tunirjuat sind vermutlich identisch mit den genannten Dorset Menschen wie wohl auch die Sallirmiut sie gelten bei den heutigen Inuit zwar als dumm jedoch auch als so stark dass sie muhelos gewaltige Felsblocke versetzen und tonnenschwere Walrosse heimschleppen konnten Dies entspricht durchaus den Lebensgewohnheiten paleosibirischer Volker die Meeressauger jagten Ihre Jagdmethoden waren wesentlich verbessert Vermutlich erfanden sie das Schneehaus Iglu Als festes Winterdomizil diente ihnen eine halbunterirdische Behausung mit Wanden aus Felsbrocken und Grasstucken Vorlaufer des spater ublichen Qarmaqs Grassodenhaus Licht und Warme spendete ihnen eine kleine Lampe aus Steatit Speckstein in der sich Ol entzunden liess das Qulliq Bemerkenswert ist dass sich die Dorset Kultur mit ihren stilistischen Merkmalen zwischen 500 und 1000 n Chr der Zeitspanne der als Dorset II bezeichneten Kulturphase auf einem Gebiet von der Victoria Insel im Westen bis Gronland im Norden und Neufundland im Osten ausbreitete was auf eine intensive Kommunikation uber Tausende von Kilometern hinweist Dazu beigetragen haben durfte eine Klimaerwarmung in jener Zeit die ein Siedeln im ganzen Norden also auch in hocharktischen Regionen ermoglichte Wikinger auf Gronland Die klimatischen Verhaltnisse jener Zeit hatten zur Folge dass die Skandinavier die beiden Inseln Gronland Grunland und Island Eisland mit Namen belegten die heute paradox erscheinen Auf Gronland wurden im Vergleich mit der Ellesmere Insel nur kleinere Dorset Siedlungen nachgewiesen nbsp IgluDie Menschen der Dorset II Kultur lebten vor allem von Meeressaugern Als Werkzeugmaterial wurde vor allem Flint gelegentlich aber auch je nach Vorkommen kalt gehammertes Meteoriteneisen fur Klingen und Waffenspitzen verwendet Schon aus der fruhen Dorset I Periode liegen geschnitzte Darstellungen von Menschen und Tieren als Nachweis kunstlerischer Aktivitaten vor in der spateren Dorset II Zeit nimmt solche kunstlerische Tatigkeit jedoch deutlich zu Menschliche Masken die Gestaltung von Tieren vor allem von Baren und Vogeln aber auch geschnitzte Amulette lassen vermuten dass diese Kunst vor allem schamanischen magischen oder auch jagerischen Ritualen diente Vermutlich resultiert dieser kulturelle Schub aus soziookonomischem Druck dem die Dorset Eskimos ausgesetzt waren Solch die Kultur fordernder Druck konnte sowohl durch die zu jener Zeit erfolgende klimatische Erwarmung und dadurch bedingte Veranderung der traditionellen Jagdbedingungen vom Eis aus als auch durch das Eindringen neuer Volksgruppen in angestammte Gebiete entstanden sein Ungewohnlich sind derartige Vermutungen keineswegs Soziale und okonomische Belastungen und Note suchen nicht selten Ventile in spirituellen also transzendentalen Bereichen und fordern dabei die Entwicklung kunstlerischer Ausdrucksmittel Thule Kultur 1000 bis 1800 Bearbeiten nbsp Ein Inuk erklart Thule Siedlungsrelikte Chesterfield Inlet In Alaska der Urheimat der Saqqaq Kultur der Pra Dorset Menschen war die Entwicklung in den 3 000 Jahren zwischen 2000 v Chr und 1000 n Chr deutlich weiter fortgeschritten als die der Dorset Menschen zumal dort ein weniger extremes Klima als im Nordosten des amerikanischen Kontinents herrschte Vermutlich gab es auch einen kulturellen Austausch mit palaosibirischen Volkern jenseits der Beringsee die ihrerseits von den Fortschritten in Ostasien nicht unberuhrt blieben Technische und kulturelle Weiterentwicklung Bearbeiten Bei den verschiedenen Volkern an der amerikanischen Nordwestkuste wurden ganz neue Techniken fur die Jagd und den Fischfang entwickelt Erfindungen die auch den Lebensstil der dort verbliebenen Verwandten der Dorset Eskimos wesentlich beeinflussten und grundlegend veranderten Hautbespannte Boote wie der Einmann Kajak Inuktitut Qajaq und der bis zu 20 Personen aufnehmende Umiaq plur Umiat ein grosses meist von Frauen benutztes Boot neuartige Lanzen und mit Gewichten und Schwimmern ausgestattete Harpunen eroffneten erfolgreichere Jagdmoglichkeiten vor allem auch auf Wale die wertvolle Nahrung unter anderem an Vitamin C reiche Walhaut mit Schwarte Maktaaq und ein erweitertes Rohstoffspektrum Walknochen und Haute als Baumaterialien Walol als Heizmittel lieferten Hundeschlitten Inuktitut Qamutik plur Qamutinik begunstigten das Reisen und den Transport in den Wintermonaten Verbesserte Wohnformen in winterfesten Behausungen mit Eingangstunneln als Kaltefalle forderten das Entstehen neuartigen sozialen Zusammenlebens und setzten rituelle religiose und kunstlerische Impulse Wanderungswelle der Neo Eskimos Bearbeiten Eine Klimaerwarmung im amerikanischen Norden in den Jahrhunderten um 1000 n Chr wie auch in Europa wo sich ein mittelalterliches Warmeoptimum ausbildete veranderte die Lebensbedingungen in der Arktis und zog wahrscheinlich eine Einwanderung mit starkem Bevolkerungswachstum nach sich Vermutlich war diese Entwicklung verbunden mit dem Weiterziehen der Jagdbeute zum Beispiel Moschusochsen und Karibus die mit Pfeil und Bogen bejagt wurden aber in den hoheren Breitengraden auch Gronlandwale Narwale und Robben Ebenso war wohl die Suche nach Eisen aus Meteoriten ausschlaggebend fur die Wanderung von Neo Eskimos aus Alaska in den Norden Kanadas und nach Gronland In der 2 Expansion drangen einige Gruppen auch in Richtung Suden vor und liessen sich an den Kusten der Hudson Bay nieder Wie aus Inuit Mythen hervorgeht wurden die in jenen Gebieten ansassigen Palao Menschen des Dorset Kulturkreises von den technisch uberlegenen Neo Eskimos verdrangt oder sie starben durch unbekannte Umstande aus Gegen 1000 erlosch somit die Dorset Kultur innerhalb kurzer Zeit weitestgehend fast in der ganzen Arktis Nur wenige Jahrhunderte langer hielt sie sich noch im Norden Labradors und in der Ungava Region bis etwa 1300 die an der Sudkuste der Southampton Insel und den beiden ihr vorgelagerten Inseln Coats Island und Walrus Island bis zum Beginn des 20 Jahrhunderts sehr isoliert lebenden Sallirmiut durften wohl die letzten Nachfahren der Dorset Menschen gewesen sein nbsp Relikte eines Thule Qarmaqs Ukkusiksalik Nationalpark Die zweite Welle sind die direkten Vorfahren der heutigen Inuit Ihre nachweislich rund um die Beringstrasse entstandene von etwa 1000 bis 1800 wahrende Kultur erhielt die Bezeichnung Thule Kultur nachdem entsprechende Siedlungsrelikte erstmals in der Gegend um Thule im nordwestlichen Gronland entdeckt wurden Eine Periode warmeren Klimas zwischen 1000 und 1200 ermoglichte den Thule Menschen lange Zeit das Beibehalten der aus ihrer Urheimat rund um die Beringstrasse tradierten Lebens und Verhaltensmuster die Land und Meerestierjagd und den Aufenthalt in dauerhaften Wintersiedlungen Sie waren ausgezeichnete Waljager die ausser dem kleineren Narwal und Weisswal auch den riesigen Gronlandwal zu erlegen wussten Von diesen gewaltigen Meeressaugern gewannen die Thule Eskimos Nahrung Heiz und Beleuchtungsol und Ausgangsmaterialien fur die Konstruktion von Booten Hausern und Werkzeugen Auch waren sie in der Lage nicht zuletzt unter Nutzung ihrer Hundeschlitten quer uber Nordkanada mit seltenen Rohstoffen wie Eisen Kupfer und Serpentin eine Art Handel zu treiben Thule Behausungen Bearbeiten nbsp Qarmaq mit rekonstruiertem Walknochengewolbe nahe ResoluteFur den Bau eines typischen Thule Hauses eines Qarmaq wurden grosse Rippenknochen von Walen als Rahmen zwischen Felsbrocken in den Tundraboden gesteckt und der Sockel mit Grasstucken bedeckt Dann uberspannte man den oberen Teil mit Tierhauten und dichtete mit Gras und Erdsoden ab aussen aufgebrachter Schnee verlieh noch zusatzliche Warmedammung Als zusatzliche Behausung und als Reiseunterkunft dienten im Winter Iglus im Sommer Zelte aus Tierhauten Kunstlerische Aktivitaten Bearbeiten Waren die kunstlerischen Aktivitaten der Dorset Menschen nahezu ausschliesslich durch rituelle oder mythische Brauche gepragt so sind solche Impulse in der Thule Kunst kaum nachweisbar Die vielfaltigen Funde von Gebrauchsgegenstanden in ihren vom Eis konservierten Winterhausern zeigen vor allem dekorative Elemente In verhaltnismassig geringer Zahl entstanden auch kleine figurliche Schnitzarbeiten in Form von weiblichen Gestalten Walen und Wasservogeln zuweilen mit Frauenkopfen und korpern nbsp Inunnguaq wie eine menschliche Gestalt Inuksuk Vor allem bei der kunstlerischen Gestaltung von Baren lasst sich ein bemerkenswerter Unterschied zwischen Palao und Neo Eskimos erkennen In der Dorset Kunst finden sich Baren ebenso in realistischer wie in stilisierter Darstellung die heute als Amulette und Wiedergaben von geisterhaften Helfern gegen aussere Bedrohung interpretiert werden Die Thule Kunst dagegen beschrankte sich auf die Darstellung von Barenkopfen zum Anbringen an Harpunenstricken ob dies dekorativen oder funktionalen Zwecken diente ist noch nicht geklart vermutlich gilt beides Eckzahne von Baren dienten den Thule Menschen als Amulette Schmuck oder auch nur als Jagdtrophaen Allgemein lasst sich aus den Zeugnissen der Thule Kultur schliessen dass diese Menschen besser als ihre Vorganger mit den Einflussen ihres naturlichen Umfelds zurechtkamen und sogar Zeit und Musse fanden Gegenstande des personlichen Lebens kunstlerisch zu verzieren Fur diese Art von Kunst war offensichtlich kein soziookonomischer die Kultur fordernder Druck notwendig Erwahnt seien auch die vielgestaltigen in grosser Zahl noch aus der Thule Zeit stammenden Inuksuit Landmarken wie ein Mensch die zum Teil eine beeindruckende kunstlerische Ausformung erfuhren Derartige Steinmannchen sind auch aus der inneren Mongolei Tibet und Sibirien bekannt und dienten Vorbeiziehenden nicht nur als Wegmarken sondern gelegentlich auch als Kultobjekte zur Opferung verbunden mit dem Wunsch um erfolgreiche Reisen oder Jagden Ubergangsphase ab 1300 Bearbeiten Zu Beginn des 14 Jahrhunderts kuhlte sich das Klima allmahlich wieder ab was sich vor allem auf dem kanadischen Archipel und entlang der mittleren Polarmeerkuste des Festlands auswirkte und auch die Aufgabe der Wikingersiedlungen in Gronland verursachte In der Zeit zwischen 1550 und 1850 der so genannten Kleinen Eiszeit herrschten im Norden Amerikas wie auch in Europa wesentlich niedrigere Temperaturen als heute mit einem kurzzeitigen Warmehoch um 1800 Der Einfluss dieses Temperaturruckgangs auf die von den Jagdbedingungen abhangigen Lebensverhaltnisse der Thule Menschen war erheblich Ganze Gebiete der Hohen Arktis wurden entvolkert teils durch Abwanderung teils aber auch infolge des Aussterbens ganzer Bevolkerungsgruppen durch Verhungern Nur in klimatisch gunstigeren Gebieten der sudlichen Arktis so in Sudwestgronland wo sich die Thule Kultur durch neue Siedlungs und Sozialstrukturen zur Inugsuk Kultur weiterentwickelte auf der sudlichen Baffin Insel und in Labrador liess sich die traditionelle Lebensweise aufrechterhalten In Gronland trat jedoch mit dem Auftauchen der ersten Walfangschiffe zu Anfang des 17 Jahrhunderts schlagartig eine Anderung ein In den folgenden 150 Jahren kreuzten jahrlich bis zu 10 000 Walfanger vor den gronlandischen Kusten und ubten auf die Kultur der Thule Menschen wesentlichen Einfluss aus Im Gefolge der neu entstehenden Handelsbeziehungen intensivierten sich auch die zwischenmenschlichen Beziehungen und so hatten schon nach wenigen Generationen die meisten Inuit keine rein indigene Abstammung mehr Historische Periode der Inuit ab 1800 BearbeitenDas 19 Jahrhundert gilt als Beginn der Historischen Periode der Inuit der Nachfahren der Thule Kultur und damit als Beginn der eigentlichen Inuit Kultur Bei den Inuit hat sich zwar die Thule Tradition mit Einschrankungen erhalten doch verschlechterten sich im kanadischen Norden die Uberlebensbedingungen im Vergleich mit denen ihrer Vorfahren zu Beginn des 2 Jahrtausends betrachtlich Die technischen Standards und die Art sich kunstlerisch auszudrucken um diesen wichtigen Kultur Parameter heranzuziehen entwickelten sich rucklaufig So sind zum Beispiel Schnitz und Dekorationsarbeiten seltener geworden und deutlich weniger differenziert Durch Klimawandel bedingt verschob sich das Vorkommen jagdbarer Tiere und die damit veranderte Nahrungssuche fuhrte dazu dass die in den Wintermonaten bislang relativ sesshafte Lebensweise aufgegeben werden musste Als Nomaden bauten die Inuit nun weniger aufwendige Winterbehausungen namlich zeltartige Hutten mit Windschutz aus Steinen Grasstucken und Schnee auch sie werden von ihnen wie die Thule Behausungen als Qarmaq bezeichnet Die Kenntnis uber den Bau von kuppelformigen Schneehausern den Iglus fand immer grossere Verbreitung und zunehmende Perfektion Kontakt mit Europaern Bearbeiten Eine weitere bedeutende Ursache fur Veranderungen der Inuit Kultur ist die Beruhrung mit Europaern Fruhe Kontakte mit Graenlendingar und spater mit Forschungsreisenden Fischern und Walfangern wirkten sich allgemein gesehen in Kanada anders als in Gronland weniger tief greifend und eher lokal aus da jene wohl nicht dauernd sesshaft werden konnten Allerdings hatten solche Kontakte verheerende Folgen fur die Inuit die Verbreitung von Geschlechtskrankheiten Tuberkulose und sonstigen Infektionen Ganz anders verhielt es sich mit dem Auftreten von Handlern Missionaren und Reprasentanten der kanadischen Staatsverwaltung die hier auf Dauer Fuss fassten und unmittelbar Einfluss auf das Leben der Ureinwohner ausubten Die ersten Verwaltungs und Polizeiposten wurden 1903 nahe den wichtigen Walfangstationen in Fullerton Harbour an der Hudson Bay und auf der Herschelinsel im Nordwesten des Mackenzie Deltas errichtet es ist das Jahr in dem der Norweger Roald Amundsen mit seinem Schiff Gjoa aufbrach die beruhmte Nordwestpassage auf einer sudlicheren Route als seine Vorganger zu durchschiffen dem kanadischen Festland entlang Seit Beginn des 20 Jahrhunderts vollzogen sich quer durch die Arktis grosse und fur die hier beheimateten Menschen tief greifende Veranderungen Gronland wurde immer haufiger von Forschungsexpeditionen besucht und erkundet zum Beispiel Alfred Wegener 1912 1913 Thule Expeditionen von Knud Rasmussen 1915 1924 1933 erkannte der Internationale Schiedsgerichtshof die Oberhoheit Danemarks uber ganz Gronland an was auch kulturpolitische und strukturelle Auswirkungen hatte In Kanada wurden selbst die Barrenlands der Kivalliq Region des bis dahin nahezu unberuhrten Gebiets im Westen der Hudson Bay von den immer weiter um sich greifenden Handelsaktivitaten der Hudson s Bay Company HBC erfasst Tiere wurden nun von den Inuit nicht mehr in erster Linie gejagt um Nahrung und Kleidung fur das Uberleben in der Arktis zu gewinnen Jetzt beherrschte das Beschaffen von Tauschhandelsgutern fur die Markte im Suden und in Europa vor allem von Polarfuchspelzen aber auch von anderen Fellen und von Elfenbeinzahnen der Walrosse und Narwale den Alltag der Inuit Mit ihrer Jagdbeute waren sie ja nun in der Lage die von der HBC angebotenen hoch geschatzten Waren einzuhandeln vor allem Waffen und Munition Eisenwaren Tabak Kaffee Tee Zucker und Mehl Um die Jager und Fallensteller an die Handelsposten zu binden wurden den Inuit leihweise Fallen uberlassen und Kredite gewahrt Vor allem diese neuartige Abhangigkeit von anderen Menschen stellte die Ureinwohner des Landes auf eine vollkommen andersartige ihnen vollkommen neue Lebensbasis und veranderte ihre traditionelle Kultur Gesellschaftsstruktur und Lebensweise im 19 Jahrhundert Bearbeiten nbsp Traditionelle Inuit Bekleidung links Amauti Frauen Parka aus Robbenfell rechts aus Karibufell Iglulik Region 1999 nbsp Maktaaq Delikatesse Schwarte eines Gronlandwals Die gesellschaftliche Grundstruktur der kanadischen Inuit bestand im 19 Jahrhundert aus schatzungsweise 50 Gruppen mit jeweils 200 bis 800 Mitgliedern die auf freiwilligem Zusammenschluss von weitgehend unabhangigen Grossfamilien basierten und ohne Ordnungsmacht ausubende Institutionen auskamen Diese Grossfamilien setzten sich ihrerseits aus den eigentlichen Grosseltern Eltern und Kinder umfassenden Familien zusammen Eine derart solidargemeinschaftliche Gesellschaftsstruktur die den einzelnen Familien autarkes Handeln zubilligte trug in Zeiten verminderten Nahrungsangebots wesentlich dazu bei die Uberlebenschancen zu erhohen Sie versetzte die Inuit in die Lage Land und Meeressaugetiere Vogel und Fische aller Grossen zu erlegen von der 20 Kilogramm schweren Robbe bis zum 50 Tonnen wiegenden Gronlandwal vom Niederwild bis zum Eis und Grizzlybaren Die Jagdbeute lieferte eine ausgewogene Ernahrung und nahezu alle wesentlichen Rohstoffe fur Kleidung fur Wohnung Haushalt und Heizung fur Boots und Schlittenbau Jagdwaffen Spielzeug und kunstlerische Gegenstande Ausgesuchte und entsprechend zugerichtete Felsmaterialien dienten zur Herstellung von nur wenigen allerdings wichtigen Gegenstanden Pfeil Lanzen und Harpunenspitzen Schabern Beilen und Messern Steatit Speckstein eignete sich als relativ weiches gut zu bearbeitendes Mineral fur die Herstellung von Ollampen und Kochgefassen Dagegen spielten pflanzliche Rohstoffe nur eine untergeordnete Rolle Holz war in der Arktis nur selten verfugbar allenfalls als gelegentliches Treibholz An seine Stelle traten Knochen Geweihe und Stosszahne gejagter Tiere Beeren wurden im Spatsommer intensiv gesammelt als Vitaminquelle waren sie jedoch bei weitem nicht ausreichend weshalb der hauptsachliche Vitaminbedarf durch den Verzehr von roher tierischer Nahrung Maktaaq Walschwarte Fleisch und Fisch gedeckt wurde Das Wohnen in Zelten wahrend des Sommers sowie in Iglus und Qarmait Einzahl Qarmaq warmen halb unterirdischen Hausern aus Felsblocken Walknochen und Grasabstichen im Winter folgte noch ganz der Thule Tradition Wichtiges Prinzip aller Hauskonstruktionen seien es Iglu oder Winterhausbau waren tiefer liegende Eingangstunnel wodurch der innere Wohnbereich hoher lag und die schwerere Kaltluft weniger leicht in den Wohnraum eindringen konnte Windfang und Kaltefalle Innerhalb des Iglus gespielte Fadenspiele hatten sowohl die Aufgabe der Vorbereitung auf den geschickten Umgang mit Nahzeug oder den zur Jagd benotigten Harpunenleinen als auch zum Teil eine rituelle Bedeutung Die Madchen der Chugacheskimos spielten es vorzugsweise im Herbst weil man glaubte damit die Strahlen der Herbstsonne einweben zu konnen und den Winterbeginn hinauszuzogern Die Entstehung der Geflechtfiguren wurde oft durch Reime oder Lieder begleitet in denen Geschichten Marchen und Legenden erzahlt wurden 5 Die Winterkleidung war so konstruiert dass die Korperwarme moglichst gut genutzt wurde praktisch gab es kaum Offnungen wodurch die Luft nach aussen entweichen konnte Als Material bevorzugt wurden neben Robbenfellen in erster Linie Karibufelle in Gronland Eisbarenfelle Sie wurden zum Erhalten einer Warmlufthulle weit geschnitten und fast uberall in zwei Schichten getragen innen mit der Haarseite nach innen aussen mit der Haarseite nach aussen im Sommer trug man nur die innere Schicht Charakteristisch war auch eine an der Innenschicht befestigte Kapuze die das Austreten von Warmluft am Hals verhinderte Den Muttern diente ein besonderer Kapuzenteil ihres Amauti Frauen Parka uberdies als Transportsack fur die Kleinkinder Nomadenleben in der ersten Halfte des 20 Jahrhunderts Bearbeiten nbsp In den spaten 1940er Jahren aufgegebene Siedlung Ikirasaq Sudbaffin Viele Elders Familienalteste Gemeindealteste erinnern sich noch der Zeit vor uber sechs Jahrzehnten Damals seien die Inuit sehr viel umhergezogen Abhangig von den nach alter Tradition bis zu sechzehn verschiedenen Jahreszeiten seien sie den Wanderungen der von ihnen fur Nahrung und Kleidung gejagten Tiere gefolgt Sie hatten ihre Lager daher immer wieder an andere Platze verlegen mussen und dabei ganz bestimmte Gewohnheiten uber Generationen genau eingehalten Um die Wende zum 20 Jahrhundert wohnten die Inuit Familien wahrend des Sommers noch uberwiegend in Tierhautzelten Vereinzelt hatten sie sich jedoch auch schon Leinwand oder Segeltuchzelte uber die HBC beschafft Das Zeltinnere wurde nach alter auch heute noch gepflegter Tradition in den hinteren meist durch Fellunterlagen erhohten Schlafsektor und den vorderen Wohn und Kochsektor eingeteilt Die Schlafstatte der Frau befand sich immer auf der Seite des Qulliq der meist aus Steatit gefertigten Ollampe die zum Leuchten Heizen und Kochen verwendet wurde Denn sie hatte die Feuerung von ihrem Lager aus zu uberwachen und zu bedienen Der Mann schlief auf der Seite der Jagdgerate und Waffen und die Kinder kuschelten sich in der Mitte zwischen den Eltern Inzwischen ist an die Stelle des Qulliq langst ein in der ganzen Arktis gebrauchliches modernes Industrieprodukt getreten der leicht zu transportierende mit Benzin und Naphtha betriebene Coleman Kocher nbsp Aufbereitung einer erlegten Ringelrobbe nbsp SeesaiblingfangIn den wenigen Sommermonaten wurden die Mundungen von Flussen als Platz fur das Lager bevorzugt weil es dort zum Beispiel an extra dafur angelegten kunstlichen Fischwehren am ehesten moglich war den vor allen anderen Fischarten bevorzugten Seesaibling zu fangen und die Eier von Seevogeln zu sammeln Fur Inland Inuit war das Karibu das wichtigste Jagdtier es gab ihnen Fleischnahrung Felle zur Bekleidung und Sehnen zur Seilfertigung Die unmittelbar an den Kusten lebenden Familien erlegten vor allem Robben und Walrosse sowie je nach Region Narwale und Weisswale naturlich verschmahten auch sie nicht die Karibus Die Robben lieferten Nahrung fur Mensch und Hund Ol fur das Qulliq und wesentliche Rohstoffe fur die alltaglichen Gebrauchsgegenstande wie Bekleidung Robbenfellstiefel Kamik pl Kamit Kajakbespannung Seile auch Zugseile fur Hundeschlitten und Hundepeitschen Die Winterzeit verbrachte man in einzelnen oder durch Tunnel miteinander verbundenen Iglus Diese Schneehauser zu deren Aufbau man auf Schnee einer ganz bestimmten Konsistenz angewiesen war erhielten im Prinzip die gleiche Einteilung wie die Zelte Wichtiges Element war ein gegenuber dem inneren Wohnbereich tiefer gelegter Eingangstunnel der als Windfang und Kaltefalle diente um die schwerere Kaltluft weniger leicht in den Wohnraum eindringen zu lassen Als zusatzlicher Schutz vor der Kalte wurde der Schlafbereich uberdies durch eine Schneeunterlage hoher als der Wohnsektor gelegt Zuweilen haben sich Familien die ihren Standort das Jahr uber nicht wechseln sondern in dauerhaften Lagern leben wollten ein halb unterirdisches Haus aus Felsblocken Walknochen Fellen und Grasabstichen gebaut das sog Qarmaq Das Anlegen derartiger Qarmaq Lager ruhrte zweifellos noch aus der Thule Tradition her Man verbrachte den Winter im Qarmaq wahrend man fur die sommerlichen Tage das luftigere Zelt bevorzugte nbsp Traditioneller Hundeschlitten Qamutik heute fast nur noch bei festlichem Anlass verwendetDie harten Witterungsverhaltnisse im Winter veranlassten die einzelnen Familien sich in dieser Zeit enger zusammenzuschliessen Gegenseitige Besuche zwischen an unterschiedlichen Jagdplatzen heimischen Gruppen dienten zwar auch dem Berichten von Erfahrungen und Neuigkeiten doch galten sie in erster Linie dem Austausch von Nahrung aus verschiedenen Quellen Im Winter reiste man mit dem Hundeschlitten ab und an wohl auch zu Fuss In den warmeren Jahreszeiten wurden Reisen vor allem mit dem Kajak oder dem meist fur Familien verwendeten grossen Umiaq oft als Frauenboot bezeichnet da meist von Frauen gerudert und uber Land naturlich zu Fuss unternommen Traditionelle Uberlandpfade verliefen zum Beispiel von der Wager Bay zur Repulse Bay im Norden zum Chesterfield Inlet mit dem angrenzenden Baker Lake im Sudwesten und zum Chantrey Inlet am Arktischen Ozean im Nordwesten Ubergang ins 21 Jahrhundert BearbeitenGrundlegender Umbruch der Lebensbedingungen Bearbeiten nbsp Blockhutte im Jahr 1997 mit erweiterndem Zelt Lager Iqalurajuk an der Andrew Gordon Bucht Sudbaffin nbsp Der Tradition folgendes Leben auf dem Land Lager Najutaqtujuq Nordbaffin 2002 In den 150 Jahren zwischen 1800 und 1950 haben sich Kultur und Lebensweise der kanadischen Inuit die zuvor keinerlei monetares System kannten grundlegend verandert Vollige Selbstandigkeit und Unabhangigkeit waren in weitgehende Abhangigkeit von nahezu allen Gutern westlicher Industrienationen umgeschlagen von Kleidung vielen Arten von Nahrungsmitteln Waffen Werkzeugen und technischer Ausrustung Wesentlich hat hierzu beigetragen dass sie als Jager und Fallensteller nur eine geringe Produktivitat entwickeln konnten der die ihnen oktroyierte neue Lebensweise finanziell nicht deckte ihre aus der Jagdbeute gewonnenen Produkte unterlagen uberdies viel zu sehr konjunkturellen und modischen Schwankungen von Artenschutz und Umweltproblemen ganz abgesehen Die spaten 1940er Jahre sind durch solchen Umbruch besonders gekennzeichnet Seit jener Zeit wurde der Norden in steigendem Masse in ein strategisches Verteidigungskonzept einbezogen es entstanden militarische Stutzpunkte und Radarstationen des militarischen Fern Fruhwarnsystems DEW Distant Early Warning Dies forderte zwar die Infrastruktur und liess moderne Arbeitsplatze entstehen fuhrte zugleich aber auch zu einer plotzlichen und nicht uberall verkrafteten Verstadterung Traditionelle Lebensweise wurde zunehmend durch den American Way of Life eingeschrankt und verdrangt ohne dass die notwendigen Voraussetzungen zum Ubergang auf neue Lebensformen vorlagen ausreichende Einkunfte und berufliche Bildung um nur zwei Beispiele zu nennen Die Ubergangsschwierigkeiten wurden noch dadurch gesteigert dass zum Beispiel uber die Kivalliq Region Ende der vierziger Jahre wegen des Auftretens schwerer Infektionskrankheiten wie Kinderlahmung eine Quarantane verhangt werden musste und dass zur selben Zeit der Karibubestand westlich der Hudson Bay nahezu vollig zugrunde ging und somit die dort lebenden Inuit ihre Ernahrungsgrundlage verloren Eine nicht unwesentliche Rolle spielte auch die zunehmende Bedrohung der meist noch in Lagern Lebenden durch Tuberkulose viele daran Erkrankte mussten in Sanatorien im Suden untergebracht werden Viele Inuit bemuhten sich ihr traditionelles Leben in den angestammten Gebieten unter Anpassung an die neuen Lebensbedingungen fortzusetzen Dennoch wurden sie immer mehr von staatlicher Sozialhilfe abhangig Waren die Interessen des kanadischen Staates an den Nordgebieten in der ersten Jahrhunderthalfte uberwiegend wissenschaftlicher Art so entstanden zu Beginn der funfziger Jahre drei neue Schwerpunkte Militarische Sicherheitsbedurfnisse das Entdecken wichtiger naturlicher Ressourcen fur wirtschaftliche Belange und zunehmende Sensibilitat fur die besonderen Belange der Inuit Sie verstarkten die Notwendigkeit zur Ausubung staatlicher Hoheitsrechte So lasst die Bildung eines Department of Indian Affairs and Natural Resources im Jahr 1953 erkennen welchen Rang der Staat seiner Verantwortung fur Menschen und Rohstoffe einraumte Die Einrichtung sozialstaatlicher Versorgung wie Arbeitslosenhilfe Sozialfursorge Kranken und Altersversorgung Kindergeld ausgedehnte Erziehungs und Wohlfahrtsprogramme der Industriegebiete Kanadas kamen nunmehr auch den Inuit und ubrigens gleichermassen den Indianern zugute und sollten den Sprung aus der Vergangenheit in die Gegenwart erleichtern Wandel von nomadischer zu sesshafter Lebensweise Bearbeiten nbsp Trommeltanzer in einem Lager nahe dem Fluss Meliadine mit einer qila die fruher als Schamanentrommel diente Fur die kanadischen Inuit begann schliesslich Mitte der 1950er Jahre ein einschneidender bis in die 1960er Jahre dauernder Prozess der zwar in den einzelnen Regionen wie den Nunavut Regionen Qikiqtaaluk Baffin Kivalliq oder Kitikmeot mit gewissen Unterschieden aber im Wesentlichen doch gleichartig verlief der weitgehende Wandel von der nomadischen zur sesshaften Lebensweise das heisst das unter dem Druck sich verschlechternder Lebensbedingungen oft freiwillige manchmal aber auch erzwungene Wegziehen der Inuit aus ihren Lagern in Siedlungen mit festen Hausern Das Nomadenleben war nun zu Ende und das Holzhaus ersetzte Iglu Qarmaq und ursprunglich aus Hauten gefertigtes Zelt Die Inuit bewohnen seither im Suden Kanadas vorgefertigte wegen des Permafrosts auf Stelzen errichtete Siedlungshauser Diese Hauser werden mit Olofen beheizt jedes Haus mit Heizolvorratstank Trinkwasser wird mit dem Tanklastwagen gebracht und das Abwasser wird ebenfalls mit Tanklastern abtransportiert Kochplatz mit Elektroherd Spule Gefrierschrank Waschraum mit Dusche und oder Badewanne und Spultoilette selbst Waschmaschine und Waschetrockner sind ublich Das TV Gerat lauft fast rund um die Uhr Korrespondenzen werden mit Hilfe von Fax Geraten und E Mail Anschlussen erledigt Brauchtum Bearbeiten Heirat Bearbeiten nbsp Kehlgesang Throat singing Die Kindheit der Inuit war in der 1 Halfte des 20 Jahrhunderts noch sehr kurz Vor allem die Madchen wurden fruh verheiratet Bevor die christlichen Missionare gekommen waren bestimmten meistens die Familien daruber welche Kinder Mann und Frau werden sollten Heiraten dienten oft dazu das Band zwischen zwei Familien zu festigen und Madchen hatten traditionell keinerlei Einfluss auf die Partnerwahl Zuweilen liess auch ein noch nicht versprochener junger Mann Verwandte bei den Eltern um deren Tochter anhalten er selbst war bei solchen Verhandlungen nicht anwesend Die Heirat fand generell ohne jegliche Zeremonie statt wie ubrigens auch Geburtstage Das anderte sich nach der Christianisierung nur insofern als jetzt die Paare auch christlich getraut wurden sobald ein Priester in die Gegend kam oft Monate nach der eigentlichen Heirat Als schliesslich eine staatliche Verwaltung eingerichtet war wurden die Eheschliessungen zudem administrativ erfasst zunachst durch Polizeibeamte danach durch die ortlichen Verwaltungsstellen Seit dem Umzug aus den Lagern in die Siedlungen bilden sich haufig Partnerschaften ohne Eheschliessung Man fuhlt sich so ungebundener und auch weniger verantwortlich Doch war es noch in den 1970er Jahren keineswegs ungewohnlich bereits fur Neugeborene Abmachungen hinsichtlich einer spateren Heirat zu treffen Allerdings wird das inzwischen also zwanzig dreissig Jahre spater fallige Einhalten solcher Eheversprechen immer weniger ernst genommen Die jungen Menschen setzen sich zunehmend uber die Tradition hinweg und erfullen sich ihre eigenen Wunsche Vor der Christianisierung war bei den Inuit auch Polygamie haufiger Vielweiberei seltener auch Vielmannerei nicht unublich Aussereheliche Beziehungen wurden vor allem auf den ausgedehnten Jagdreisen akzeptiert im Rahmen sogenannter Lampenloschspiele wurde auch ritueller Partnertausch praktiziert Einer popularen Theorie zufolge verminderten diese Traditionen die Gefahr von Inzucht und daraus folgender genetischer Verarmung in den kleinen isolierten Siedlungen Mit der Kolonisierung fuhrten diese Brauche allerdings zu grossen Konflikten Einerseits wurden solche Traditionen von Missionaren als sundhaft bekampft andererseits wurden sie als sexuelle Beliebigkeit missverstanden und ausgenutzt was haufig zu Prostitution und sexueller Ausbeutung fuhrte 6 Familienleben Bearbeiten nbsp Typisches Wohnhaus in einer Inuit Siedlung mit Heizoltank und Stutzen fur Trink und Brauchwasser deren Anlieferung und Abholung durch Tankwagen erfolgtTraditionell war im Norden Kanadas bis etwa Mitte des 20 Jahrhunderts also bis zur Zeit des Umziehens aus verstreuten Lagern in Siedlungen die Aufgabenverteilung zwischen Mannern und Frauen innerhalb der Familien und Familiengruppen ziemlich klar geregelt und recht unterschiedlich Die Manner waren fur die Nahrungsbeschaffung vor allem fur das Jagen und Fischen sowie fur die handwerklichen Arbeiten einschliesslich Iglu Qarmaq und Zeltbau verantwortlich Den Frauen oblagen uberwiegend die mehr innerfamiliaren Aufgaben so vor allem das Sorgen fur die Kleinkinder das Versorgen der Jagdbeute Konservieren von Fleisch Saubern der Felle u a das Nahen von Kleidung das Unterhalten des Feuers im Qulliq etc am Jagen und Fischen nahmen sie dagegen nur eingeschrankt teil Fiel der Mann als Ernahrer seiner Familie aus zum Beispiel durch Unfalltod so war diese ublicherweise auf die Unterstutzung durch andere Familien angewiesen nicht selten wurde die Witwe als Zweitfrau von einem nahen Verwandten des bisherigen Ernahrers ubernommen Mit dem Verlassen der Lager und dem Umzug in die Siedlungen was im Wesentlichen in den 1950er Jahren erfolgte traten in dieser Hinsicht bedeutende Veranderungen ein Die Inuit standen von nun an unmittelbar unter staatlicher Verwaltung und Versorgung unter anderem gab es jetzt Sozialhilfe Fur sie ganz neue Berufe zum Beispiel im Gesundheitswesen und in den ortlichen Verwaltungen aber auch in Kunst und Kunsthandwerk gaben den Frauen die Moglichkeit durch Geldverdienen zum Familienunterhalt wie die Manner beizutragen Heute sind die Aufgaben und Verantwortungsbereiche unter mannlichen und weiblichen Inuit entsprechend kanadischer Gesetzgebung nicht wesentlich anders als in den westlichen Industrienationen zu denen die Inuit ja zahlen An der Selbstverwaltung des Territoriums Nunavut sind beispielsweise Frauen und Manner ohne Unterschied als Parlamentsabgeordnete und Minister beteiligt den Inuit Siedlungen stehen weibliche und mannliche Burgermeister Mayor vor Geburt Bearbeiten nbsp Gesundheitszentrum in Chesterfield Inlet Kivalliq RegionIn den Lagern war es ublich dass erfahrene Frauen den Erstgebarenden wahrend der Schwangerschaft gute Ratschlage gaben und ihnen viele Vorsichtsmassregeln mitteilten das Kauen von Kaugummi fuhre zum Beispiel dazu dass das Kind mit einer klebrigen Schicht auf der Haut geboren werde oder beim Wolleflechten solle die Schwangere sich davor huten eine Schlinge zu machen sonst konnte sich das ungeborene Kind mit der Nabelschnur strangulieren Pranatale Tabus bestanden noch bis in die 1930er Jahre Damals blieb eine Frau in den Wehen allein und nur mit Wasser gegen den Durst versehen in einem Qarmaq oder Iglu das nur zu diesem Zweck gebaut worden war Sie gebar ihr Kind auf einem Karibufell band die Nabelschnur mit Karibusehnen ab und vergrub die Nachgeburt Zum Familienverband durfte sie nicht zuruckkehren bevor die Nabelschnur des Babys abgefallen war sie blieb mehrere Tage ganz sich selbst uberlassen Die nachste Generation musste sich solchen Brauchen nicht mehr unterziehen Nun standen den Gebarenden Frauen als Hebammen wahrend der Zeit der Wehen bei Heute gebaren die Frauen ihre Kinder mit der Hilfe von geschultem Personal in ihrem Siedlungshaus oder im Gesundheitszentrum der Gemeinde womoglich sogar in einer der wenigen in der Arktis vorhandenen Kliniken zum Beispiel in Iqaluit oder Manitoba Tod Bearbeiten nbsp Menschliche Uberreste an einem Strand nahe Bathurst Inlet nbsp Friedhof von Resolute an der Barrow Strait Parry Channel Solange die Inuit in Lagern oder nomadisch lebten besassen sie keine besonderen Grabplatze oder gar Friedhofe Vor der Bestattung wuschen die Frauen aus dem Lager den Korper des Verstorbenen und ordneten das Haar flochten zum Beispiel weiblichen Toten das Haar zu einem schon uber der Stirn beginnenden Zopf Dann hullten sie den Leichnam in eine grosse Karibufell oder Wolldecke und legten ihn weit draussen in der Tundra mit dem Gesicht zum Himmel nieder Anschliessend schichteten sie sorgfaltig einen Steinhugel zum Schutz gegen Tierfrass daruber Dennoch kann man in der Tundra immer wieder auf verstreute menschliche Knochen stossen Zeugnisse rauberischer Tiere Bestattungsriten ahnlicher Art lassen sich uber Jahrhunderte zuruck nachweisen so zeigen zum Beispiel die Funde der ca 500 Jahre alten Inuit Mumien von Qilakitsoq dass die Thule Eskimos die Vorfahren der heutigen Inuit ihre Toten auf ahnliche Weise einhullten und schutzten Die Inuit hielten die Polarlichter fruher fur sichtbare Zeichen der Dahingegangenen Kinder furchteten die Geister der langst Verstorbenen und pfiffen oft vor sich hin um die ubernaturlichen Wesen von ihren Handen wegzublasen In vormissionarischer Zeit war es ublich Neugeborenen den Namen eines unmittelbar zuvor verstorbenen nahen Verwandten zu geben der so in dem Kind eine Art Wiederkunft erfuhr Der Brauch hat sich bis heute erhalten wenn auch die traditionelle Religion aller Eskimovolker bis auf einige wenige Schamanisten in Ostgronland weitgehend dem Christentum gewichen ist Seit dem Umzug in Siedlungen werden die Toten auf Friedhofen bestattet An den stundenlangen Totenmessen in den Kirchen nehmen fast alle Siedlungsbewohner teil die Ortschaften wirken dann wie ausgestorben Die Begrabnisstatten sind wegen des Permafrosts meist nur von geringer Tiefe und mit Steinbrocken uberdeckt zuweilen lasst sich zwischen dem Gestein blaue Kunststofffolie erkennen Da und dort enthalt eine holzerne Kiste mit verglastem Deckel ein paar verblassende Kunstblumen und anderen Grabschmuck Die Grabkreuze stehen oft schief da es das Gestein nicht anders zulasst Die Inschriften zeigen dass noch immer viele Kinder und junge Menschen auf den Friedhofen ruhen Opfer von Unfallen oder Naturereignissen und auch Selbstmorder Nicht selten steht etwas abseits eine Holzhutte Hier werden die wahrend des Winters Verstorbenen in naturlicher Kalte verwahrt bis warmere Jahreszeit das Bestatten zulasst Herausforderungen durch veranderte Lebensumstande Bearbeiten Das Bewahren der eigenen Identitat und das Ruckbesinnen auf Geschichte und Vorfahren erwiesen sich bei solcher Veranderung der Lebensweise als ausserordentliche Herausforderung der viele nicht gewachsen waren Als besonders gravierend erwies sich dass wie ubrigens in allen nordpolnahen Gebieten verlorenes Selbstbewusstsein zu Alkohol und Drogenproblemen fuhrte Die Selbsttotungsrate stieg bei den Inuit auf das Vierfache der ubrigen kanadischen Bevolkerung Obwohl selbst heute die Sterberate noch immer hoch und die Lebenserwartung verhaltnismassig gering ist nahm die Bevolkerung in den vergangenen 40 Jahren deutlich zu Heute leben in ganz Kanada ungefahr 50 000 Inuit 1 6 der kanadischen Gesamtbevolkerung in rund 70 Siedlungen die teilweise kaum mehr als ein paar hundert Einwohner zahlen Moderne Technik trat in kurzester Zeit an die Stelle der seit Jahrhunderten uberlieferten Methoden das tagliche Leben zu meistern Schusswaffen ersetzten die Lanzen und Harpunen Schneemobile und Quads traten zunehmend an die Stelle von Hundegespannen Vor allem aber erfolgt nunmehr die tagliche Versorgung uber die Anlieferung von kauflichen Lebensmitteln und Konsumartikeln anstelle der Selbstversorgung durch Jagdbeute Inuit wurden zu Verbrauchern die ihren Lebensunterhalt durch Fischen Jagen Fallenstellen und Produzieren von Kunst und kunsthandwerklichen Erzeugnissen daneben auch durch Lohnarbeit bestreiten und haufig durch zusatzliche Sozialhilfe subventioniert werden mussen Nicht selten ist staatliche Sozialhilfe sogar die einzige Einkommensquelle die Zahl der Fursorgeempfanger liegt weit uber dem Landesdurchschnitt Auch ist der Anteil der im offentlichen Dienst Beschaftigten mit 20 30 gegenuber 7 im kanadischen Landesdurchschnitt noch immer ausserordentlich hoch und seit der Einrichtung des Territoriums Nunavut sogar steigend Heutzutage gibt es nur noch wenige Gebiete wo traditionelle Jagd und Fischfangmethoden in ihrer ursprunglichen Form erhalten sind Umstellung auf Lebensbedingungen in einem modernen Industriestaat Bearbeiten nbsp Square Dance aus der Zeit schottischer Walfanger wird heute von den Inuit in vielfach abgewandelter Form getanzt Den Inuit Kanadas und auch Alaskas bereitete die kapitalistische Denkweise des Sudens grossere Probleme Einschneidend war fur diese aus einer homogenen Lebensgemeinschaft stammenden Menschen die Erfahrung dass sich die Akzente in einer auf Verdienst ausgerichteten Leistungsgesellschaft hinsichtlich Autoritat Macht und Wohlstand wesentlich verschieben Waren sie zuvor in ihrer Lebensweise unabhangig so fuhlten sie sich jetzt in die Fesseln eines monetaren Systems gezwungen In der Folge bildeten sich neue Verhaltensmuster heraus die die familiaren Bindungen besonderen Belastungen aussetzten Die Umstellung auf vollig andere Lebensbedingungen dazu noch in neuartigen Verwaltungszentren die von ortsfremden kanadischen Staatsangestellten nach industriestaatlichen Regeln organisiert wurden fiel den Inuit verstandlicherweise schwer und viele Menschen haben die Veranderungen bis heute nicht bewaltigt Sie sind weder in der neuen Kultur noch in der ihrer Vorfahren heimisch Von umwalzender Bedeutung fur die kulturelle Entwicklung der Inuit war auch die in mancher Hinsicht nicht unkritisch zu betrachtende Missionierung durch die Anglikanische Kirche und die romisch katholische Kirche in der ersten Halfte des 20 Jahrhunderts Gilt die Arktis heute zwar als weitgehend christianisiert so scheint sich unterschwellig dennoch manches aus dem arktischen Schamanismus trotz seiner Verdammung durch die Missionare recht gut neben christlichem Gedankengut zu behaupten nbsp Kindertagesstatte Kinngait Am leichtesten fallt die Umstellung auf das Leben in einem modernen Industriestaat naturlich den jungen Menschen denen sich ganz neuartige Chancen eroffnen freilich auch mit all den Problemen gepaart die sich mit dem Schlagwort Fernsehkultur umschreiben lassen An die Stelle des traditionellen Meister Lehrling Verhaltnisses zwischen Eltern und Kindern das ohne Lesen und Schreiben auskam ist in den 1950er Jahren die allgemeine Schulpflicht getreten Inuit wurden als Lehrer und Geistliche ausgebildet allerdings in noch viel zu geringer Zahl Grundschulerziehung erfolgt heute in nahezu allen Siedlungen wahrend der ersten drei Schuljahre ist Inuktitut die massgebliche Unterrichtssprache und in vielen Schulen der Arktis vermitteln Elders das sind als erfahren anerkannte altere Siedlungsbewohner auf eigens dafur geplanten Veranstaltungen Kenntnisse uber Kultur Gebrauche und Lebensweise aus der Vorsiedlungszeit Trotz aller Anstrengungen ist jedoch generell die Zahl der Schulabbrecher wegen fehlender Motivation recht hoch nbsp Verteilung von gefrorenem fermentiertem WalrossfleischWeiterfuhrende Schulen zu besuchen ist in der Arktis nicht in jeder Siedlung moglich und verlangt daher meist ein Verlassen der Heimatorte wahrend des Schuljahres was vielen ausserordentlich schwerfallt Aus diesem Grund verfugen bislang auch nur wenige Inuit uber Hochschulbildung auch sie mussten ja wahrend der Studienzeit ihre Heimat verlassen Allgemeine Berufsausbildung wird erst seit kurzem angeboten jedoch von den jungen Menschen oft nicht angenommen da sie haufig Berufe und Fertigkeiten vermittelt die in der Arktis anscheinend noch nicht benotigt werden Es hat nicht an intensiven Bemuhungen gefehlt den Inuit Wege in eine weitgehend selbst gestaltete Zukunft zu ebnen und ihnen bei der Ruckbesinnung auf die eigenen Werte auf die personliche Identitat zu helfen Wichtig war es dabei zwischen Mann und Frau ein neues Rollenverstandnis zu vermitteln In der Vergangenheit war der Mann als Jager fur das Uber Leben der Familie verantwortlich wahrend der Frau die Aufgabe der Kinderbetreuung im Lager zufiel Nunmehr sind oft beide anders als dieser Prozess im europaischen Kulturraum verlief ganze Entwicklungsstufen uberspringend mit fur sie neuartigen Aufgaben befasst Nicht selten fallt auch der Frau allein die Rolle des Ernahrers zu wahrend der Mann arbeitslos ist Erfolgsrezept Kooperativen Bearbeiten Grosse Hoffnungen wurden auf die Einrichtung von Kooperativen gesetzt mit deren Hilfe den Inuit die Fahigkeit vermittelt werden sollte wertschopfende Aktivitaten zu organisieren um sich so eigenverantwortlich wieder selbst zu versorgen und zugleich ihre traditionelle Kultur zu bewahren In der Tat erwiesen sich diese Kooperativen meist unter dem Management von Qallunaat Nicht Inuit als sehr erfolgreich denn durch sie gelang auch in der Realitat wirtschaftliches Denken mit uberlieferten Tatigkeiten und Werten zu verknupfen Die Kooperativen entwickelten Aktivitaten auf den unterschiedlichsten Gebieten Sie betatigten sich bei der Versorgung mit Waren und Dienstleistungen etwa dem Handel mit Ol Gas Benzin und Baumaterialien dem Betrieb von Supermarkten mit Nahrungsmitteln Kleidung und technischen Gutern von Hotels und Restaurants der Errichtung und Organisation von Freizeit und Tourismuseinrichtungen Uberortlich betrieben die Kooperativen kommerziell organisierten Pelzhandel und Fischfang sowie die Gewinnung von Daunen und Vogelfedern nbsp Steinschnitzer vor seinem HausAuf kulturellem Gebiet widmeten sich die Kooperativen und ahnliche Zusammenschlusse intensiv der Forderung von kunstlerischen Neigungen die bei den Inuit ungewohnlich ausgepragt waren und noch sind Die Herstellung und der Vertrieb von Inuit Kunst genauer von Kunstobjekten und kunsthandwerklichen Gegenstanden vor allem von Skulpturen aus Serpentin Serpentinit Steatit Speckstein und Marmor bald darauf aber auch von Kunstgrafik Zeichnungen Steinschnitte Lithografien Radierungen und Textilkunst zum Beispiel Wandbehange zeitigten hervorragende wirtschaftliche und kulturelle Erfolge Im Laufe der vergangenen 50 Jahre erreichte dieser Geschaftszweig der Kooperativen ausserordentliche Bedeutung fur die Wertschopfung in den Inuit Regionen und steht weit vor dem Handel mit Jagderzeugnissen wie Fellen Geweihen oder Elfenbeinstosszahnen klar an erster Stelle allerdings mit dem wachsenden Problem einer Uberproduktion Ahnliches gilt ubrigens auch fur entsprechende Kunst aus Gronland etwa die aus Walross Elfenbein geschnitzten ostgronlandischen Tupilaks Lag der Umsatz des durch Inuit Kooperativen betriebenen Handels mit kunsthandwerklichen Gegenstanden und echter Kunst 1965 noch unter 100 000 kanadischen Dollar so war er in den folgenden zwei bis drei Jahrzehnten bereits auf 5 Millionen Dollar gestiegen jeweils zu Grossopreisen nicht erfasste Umsatze werden zusatzlich auf einige Millionen Dollar geschatzt Trotz mannigfacher Versuche die Tatigkeitsfelder auszuweiten findet echte Wertschopfung auch heute noch uberwiegend auf dem Konsumgutersektor und kaum im eigentlichen Produktionsbereich statt Aktuelle Entwicklungen BearbeitenIn einem funftausend Jahre umfassenden Zeitraum haben sich die eskimoischen Volksgruppen ethnisch immer mehr auseinanderentwickelt Die zunehmende Einbindung in ihnen fremde von der Arktis Besitz ergreifende Staatengefuge fuhrte nach dem Zweiten Weltkrieg jedoch zur Erkenntnis dass sie nur dann ihre kulturelle Identitat aufrechterhalten konnten wenn sie auf internationaler Ebene geeint auftraten So schlossen sich die eskimoischen Volksgruppen Kanadas mit ihren Verwandten in Alaska und Gronland nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion auch mit den sibirischen Tschuktschen in einer Pan Eskimo Bewegung zusammen Unterstutzt wird diese Bewegung von der 1977 nach vierjahriger Vorlaufzeit gegrundeten Inuit Circumpolar Conference zu der ihr Vorkampfer Eben Hopson North Slope Borough Alaska mit seiner Vision eingeladen hatte eine Einheit der Eskimo in einer selbstandigen Nation zu konstituieren Wahrend der 1980er und 1990er Jahre war durchaus ein nationalistischer Trend zu spuren und es fehlte nicht am Wunschdenken den Traum von zirkumpolarer Einheit zu verwirklichen Doch in der Realitat des alltaglichen Lebens setzte sich rationales nicht zuletzt auch finanzpolitisches Denken durch Nunavut Bearbeiten nbsp Nunavut Parlamentsgebaude in Iqaluit nbsp Regierungsgebaude in KinngaitBei allen Anstrengungen kulturelle Werte aus der Vergangenheit zu bewahren und zu pflegen wunschen sich die Inuit den Fortschritt den die moderne Industriegesellschaft bietet Sie zeigen sich besorgt uber Umweltgefahrdungen durch technische Prozesse bei der Erschliessung von Rohstoffen sind aber auch interessiert an einer Zukunft nach westlichem Modell Sie haben zugleich erkannt dass sie ihre Lebensbedingungen wesentlich besser nach eigenen Vorstellungen gestalten konnen wenn sie raumlich begrenzt sich auf gemeinsam zu verfolgende Ziele einigen Nicht anders als bei den kanadischen Indianern wuchs so bei den Inuit Kanadas das Verlangen nach kollektiven ethnischen Rechten und einem eigenen Territorium mit einer aus ihren Reihen gebildeten Regierung und Inuktitut als einer der Amtssprachen Auf Bundesebene erhielten die Inuit 1962 das Wahlrecht 1979 wurde erstmals ein Inuk Peter Ittinuar zum Parlamentsabgeordneten gewahlt 1976 erhob die Organisation Inuit Tapirisat Inuit Bruderschaft erstmals die Forderung zur Einrichtung eines eigenen Territoriums im Nordosten Kanadas Nach uber 15 jahrigen Verhandlungen wurde am 12 November 1992 zwischen Inuit Bundes und Territorialregierung schliesslich eine Vereinbarung der sog Nunavut Vergleich getroffen der festlegte dass ab 1 April 1999 der Norden Kanadas aus drei Territorien bestehen sollte Yukon Nunavut und restliche Nordwest Territorien Nunavut wurde von diesem Zeitpunkt an wie die beiden anderen Territorialgebiete direkt der kanadischen Bundesregierung unterstellt und erhielt zunehmend verwaltungstechnische Eigenstandigkeit Die Inuit verfugen uber nennenswerte lokale Kontrollrechte Wichtige Verwaltungspositionen darunter auch Polizei Rechts und Sozialhilfefunktionen werden durch sie mit wahrgenommen Als offizielle Regierungssprache gelten Inuktitut Englisch und Franzosisch In Kanada leisten die Inuit freiwilligen militarischen Dienst in den Canadian Rangers der Grossverband wird mit seinen Verbanden nur territorial eingesetzt Sein Hauptauftrag ist die militarische Prasenz und Uberwachung in entlegenen Gebieten Abkommen fur Nunavut Bearbeiten Eine Ubereinkunft Abkommen der Jamesbai und des Quebecer Nordens zwischen der kanadischen Bundesregierung der Provinz Quebec und Vertretern der Inuit brachte mit der Einrichtung einer Kativik Regionalregierung Administration regionale Kativik der Nunavik Region 1978 eine erweiterte politische Autonomie Danach wahlen zum Beispiel alle Bewohner der 14 Nunavut Siedlungen bei regionalen Wahlen ihre eigenen Abgeordneten Regelung von Landanspruchen und Eigentumsrechten Bearbeiten Ein wichtiges die Weiterentwicklung der Inuit Kultur pragendes Kapitel kanadischer Arktispolitik spiegelt sich in den Abkommen wider mit denen Landanspruche der Inuit gegenuber dem kanadischen Staat geregelt werden Mit der fortschreitenden Erschliessung der kanadischen Arktis und ihrer Bodenschatze kam es immer mehr zu Konflikten uber Landbesitz und Eigentumsrechte zwischen Vertretern der Inuit und der Bundesregierung Land das keinen Privateigentumer hat gilt zwar als Staatsbesitz doch erhoben die Inuit einen Besitzanspruch auf grosse Gebiete die sie seit so vielen Jahrhunderten bewohnen und nutzen Die aufgrund einer 1984 getroffenen Vereinbarung uber Landanspruche der Inuvialuit der Inuit Verwandten in der westlichen Arktis zur Verfugung gestellten Mittel verbesserten die Situation der in dieser Region lebenden Ureinwohner indem den 2 500 Inuvialuit 91 000 km Land sowie eine finanzielle Entschadigung Mittel fur die Verbesserung der Sozialstruktur Jagdrechte und mehr Einflussnahme auf den Umgang mit der Tierwelt auf Natur und Umweltschutz zugesichert wurden Das 1993 mit der Tungavik Federation of Nunavut erzielte Abschlussabkommen ist das umfassendste das je in Kanada getroffen wurde Danach erhalten rund 17 500 Inuit 350 000 km Land finanzielle Entschadigung Anteil an den Einnahmen die durch die Erschliessung der Bodenschatze erzielt werden Jagdrechte sowie grosseres Mitspracherecht bei Fragen zu Land und Umwelt Auch im Norden der Provinz Quebec wurden Landanspruche von Inuit Gruppen erfolgreich geregelt Und auch mit der Vereinigung der Inuit von Labrador die etwa 3 800 Inuit vertritt die im Landesinnern und an der Kuste von Labrador einem Teil der Provinz Newfoundland leben laufen Verhandlungen Traditionelle Inuit Kultur und selbstbestimmtes Leben Bearbeiten nbsp Traditionelles Spiel mit Steinen 1995 nbsp Inuit Kunstlerin Kenojuak Ashevak beim Billardspielen in einem Berliner Hotel 2004 Die Inuit erwarten viel von Selbstbestimmung und auch soweit es die Nordostarktis Kanadas betrifft von der Regierung des Territoriums Nunavut und dessen Parlament das keine Parteien hat sondern aus einer Personlichkeitswahl hervorgeht und sich zuletzt 2004 einer ersten Wiederwahl stellte Den Problemen des Territoriums entsprechend liegen auf den Gebieten Arbeit und Soziales Recht Gesundheit und Erziehung die grossten Herausforderungen Schwierige Verhaltnisse zeichnen sich zum Beispiel auf dem Gebiet der Rechtspflege ab wo traditionelle Auffassungen der Inuit dem Rechtssystem des kanadischen Staats gegenuberstehen Erhaltung und Pflege von Tradition und Kultur Bearbeiten Generell sieht die Regierung von Nunavut eine ihrer wichtigsten Aufgaben darin Tradition und Kultur der Inuit zu erhalten und zu pflegen So unternimmt sie gegenwartig grosse Anstrengungen das Wissen von Elders Altesten uber die Zeit vor dem Umzug der Inuit in Siedlungen mit modernen technischen Methoden zum Beispiel Aufnahme von Interviews auf Tontrager und Filme zu konservieren hierfur ist es hochste Zeit da Elders mit entsprechenden Kenntnissen naturgemass in immer geringerer Zahl zur Verfugung stehen Zeitgenossische Literatur Bearbeiten nbsp Inuit Sangerin Nellie Erkloo aus Pond Inlet nbsp Kenojuak Ashevak Kirchenfenster der John Bell Chapel des Appleby Colleges in Oakville bei TorontoZum jahrhundertealten Kulturerbe der Inuit zahlen auf besondere Weise Mythen und Legenden die allerdings ausschliesslich mundlich uberliefert wurden weil die Inuit uber kein Schreibsystem und dementsprechend auch uber keine eigene Literatur verfugten Die Aufgaben die in anderen Kulturkreisen dem Sektor Literatur zugewiesen waren fielen daher uberwiegend dem Erzahlen von Geschichten zu Den Inuit Familien gab der mundliche Vortrag tradierten Wissens vor allem das Gefuhl unmittelbarer Zusammengehorigkeit Zugleich verknupfte das Erzahlen Vergangenheit und Gegenwart da die wesentlichen Aussagen von Generation zu Generation moglichst unverandert weitergegeben und uneingeschrankt als Wahrheit akzeptiert wurden Selbst heute noch sind unter den Inuit keine Literaten im engeren Sinne zu finden Wer sich schriftstellerisch betatigt verfasst in erster Linie Berichte Uberblicke und Essays uber traditionelle Zusammenhange oder eigene Erlebnisse non fiction selten eigene meist hymnische Gedichte oder Lieder Zu den bekanntesten Inuit Autoren zahlen unter anderem der kenntnisreiche ehemalige Commissioner of Nunavut staatlich hochster Reprasentant des Territoriums Peter Irniq 1947 am Lyon Inlet Kivalliq Region geboren der Schriftsteller Dichter Cartoonist und Fotograf Alootook Ipellie 1951 in einem Lager nahe Iqaluit geboren 2007 in Ottawa gestorben oder der ebenfalls schriftstellerisch aktive ehemalige Prasident der Makivik Corporation Zebedee Nungak 1951 im Suden von Puvirnituq geboren Traditionelle und zeitgenossische Musik Bearbeiten Die Musiktradition der Inuit ist uralt war aber formenarm Man kannte Aya Yait das sind Lieder mit denen die Inuit Erfahrungen von Generation zu Generation weitergaben und deren Refrain aya ya ihnen ihre Bezeichnung verlieh Musikalisch handelte es sich um einfach strukturierte Kompositionen Das traditionelle Throat singing ein Kehlgesang und der rituelle Trommeltanz die Rahmentrommel war das einzige Instrument erheben keineswegs kompositorischen Kunstanspruch teils dienten sie der Unterhaltung teils mythisch religiosem Brauchtum was von den Missionaren bekampft wurde Charakteristisch fur den rezitativen Gesang waren der komplexe Rhythmus eine auf die Reichweite einer Sextine begrenzte ondulierende Melodie und die Verwendung der grossen Terz und der kleinen Sekunde 7 Europaische Weisen lernten die Inuit erstmals von Walfangern kennen durch diese lernten sie auch ein europaisches Streichinstrument kennen nach dem sie die Fiedel Tautirut bauten Von den Walfangern erlernten sie uberdies den Squaredance Die Herrnhuter Brudergemeine fuhrte im 19 Jahrhundert in Gronland den religiosen Chorgesang ein Im 20 Jahrhundert kam das bei den Inuit bis heute sehr beliebte Akkordeon hinzu In den letzten beiden Jahrzehnten setzte sich in der Arktis immer mehr eine Art Popmusik durch die die Inuit aus dem Suden ubernommen hatten und dann auf eigene Weise umformten Die derzeit wohl bekannteste Inuit Sangerin ist Susan Aglukark 1967 in Manitoba geboren und in Arviat aufgewachsen Die erste gronlandische Rockband Sume bildete sich 1972 im danischen Studienort Soro um Malik Hoegh und Per Berthelsen Ihr Debutalbum von 1973 Sumut war Ausdruck eines neuen gronlandischen Selbstbewusstseins Sume verband amerikanische und britische Rockmusik mit Elementen des traditionellen Trommeltanzes Die zornigen gronlandischen Texte waren vor allem gegen die kulturelle Uberfremdung durch Danemark gerichtet Sume trennten sich 1977 treten aber seit den 1990er Jahren immer wieder gemeinsam auf 8 9 Die Songs von Malik und Per gelten heute als moderne Klassiker Zeitgenossische bildende Kunst Bearbeiten Zeitgenossische bildende Inuit Kunst und Kunsthandwerk sind erst in der zweiten Halfte der 1950er Jahre als wichtige Quellen fur Wertschopfung entstanden Serpentin und Marmorskulpturen Kunstgrafik Wandbehange und teppiche letztere vor allem aus Arviat Baker Lake und Pangnirtung Schmuck Keramiken und Puppen geben heute einer grossen Zahl von Inuit Kunstlern und Kunstlerinnen aller Generationen neben Jagen und Fischen eine wesentliche Lebensgrundlage Wertschopfung in der Arktis Bearbeiten nbsp Moderne Inuit Jacht in einer Bucht von Qikiqtarjuaq fur Tourenfahrten zu entfernteren Fjorden und Gletschern an der Ostkuste der Baffin InselUberaus wichtig ist es fur die Territorialregierung zugleich nach Wegen zu suchen wie sich das Sozialprodukt des neuen Territoriums wesentlich steigern lasst was nicht zuletzt bedeutet die tief in den Inuit verwurzelte Bindung an ihre Tradition mit den Anforderungen der Moderne in Einklang zu bringen Jagen Fallenstellen und Fischen dienen im Wesentlichen der eigenen Bedarfsbefriedigung und tragen bei weitem nicht genugend zur erforderlichen Wertschopfung bei Der Handel mit den dabei gewonnenen hoherwertigen Produkten wie Robbenfellen oder Elfenbein von Narwal und Walross unterliegt zudem internationalen Einschrankungen Der Erlos aus kunstlerischer oder kunsthandwerklicher Arbeit obwohl wichtiger Wertschopfungsfaktor sichert nur wenigen Menschen ausreichenden Lebensunterhalt zumal meist grosse Familien mit unterhalten werden mussen Als Zukunft sichernder Erwerbszweig ist solche Arbeit naturgemass limitiert Genauso begrenzt ist die Ausweitung von Tourismus Gruppenreisen in die Arktis finden nur schwer eine ausreichende Teilnehmerzahl und Individualreisen bringen nur begrenzt Kapital ins Land am ehesten tragen Kreuzfahrtschiffe zur Wertschopfung bei Tradition und Moderne in Einklang zu bringen ist nach dem zuvor Ausgefuhrten die zentrale Aufgabe die die Fuhrung des Territoriums zu losen hat Ob das beispielhafte Selbstbestimmungsmodell Nunavut Erfolg haben wird hangt nicht zuletzt davon ab ob es in absehbarer Zeit genugend qualifizierte Inuit geben wird die in der Lage sind Fuhrungsaufgaben zu ubernehmen Der Nachholbedarf an Erziehung und Ausbildung ist noch immer erheblich Die Erwartungen gehen dahin dass es den fur Nunavut Verantwortlichen gelingt unter den Inuit ausreichend viele Fuhrungskrafte fur die zahlreichen Aufgaben zu schulen welche die Schaffung ihres selbstverwalteten Territoriums mit sich bringt Darin sieht man grosse Chancen fur die Inuit ihre traditionelle Kultur zu erhalten und dennoch dem Anspruch zu genugen Mitglieder einer Nation zu sein die mannigfaltige Kulturen gleichwertig in einem modernen Industriestaat zusammenfasst Literatur BearbeitenBryan amp Cherry Alexander Eskimo Jager des hohen Nordens Belser Stuttgart 1993 ISBN 3 7630 2210 4 Kai Birket Smith Die Eskimos Orell Fussli Zurich 1948 Fred Bruemmer Mein Leben mit den Inuit Frederking amp Thaler Munchen 1995 ISBN 3 89405 350 X Ernest Burch Jr Werner Forman The Eskimos University of Oklahoma Press Norman 1988 Macdonald Orbis London 1988 ISBN 0 8061 2126 2 Brian M Fagan Ancient North America Thames and Hudson London New York 1991 ISBN 0 500 27606 4 auch deutsch Das fruhe Nordamerika Archaologie eines Kontinents ubersetzt von Wolfgang Muller Verlag C H Beck Munchen 1993 ISBN 3 406 37245 7 Bernhard Hantzsch Leslie Neatby Hrsg My life among the Eskimos Baffinland journeys in the years 1909 to 1911 University of Saskatchewan Saskatoon 1977 Kenn Harper Kevin Spacey Give Me My Father s Body The Life of Minik the New York Eskimo Steerforth Press South RoyaltonVT 2000 ISBN 1 883642 53 1 Kenn Harper Minik Der Eskimo von New York Edition Temmen Bremen 1999 ISBN 3 86108 743 X Richard Harrington The Inuit Life as it was Hurtig Edmonton 1981 ISBN 0 88830 205 3 Gerhard Hoffmann Hrsg Im Schatten der Sonne Zeitgenossische Kunst der Indianer amp Eskimos in Kanada Edition Cantz Stuttgart 1988 ISBN 3 89322 014 3 Betty Kobayashi Issenman Sinews of Survival The Living Legacy of Inuit Clothing UCB Press Vancouver 1997 ISBN 0 7748 0596 X Robert McGhee Ancient People of the Arctic UBC Press Vancouver 1996 ISBN 0 7748 0553 6 David Morrison Georges Hebert Germain Eskimo Geschichte Kultur und Leben in der Arktis Frederking amp Thaler Munchen 1996 ISBN 3 89405 360 7 Maria Tippett Charles Gimpel Between Two Cultures A Photographer Among the Inuit Viking Toronto 1994 ISBN 0 670 85243 0 Ansgar Walk Im Land der Inuit Arktisches Tagebuch Pendragon Bielefeld 2002 ISBN 3 934872 21 2 Ansgar Walk Kenojuak Lebensgeschichte einer bedeutenden Inuit Kunstlerin Pendragon Bielefeld 2003 ISBN 3 934872 51 4 Filme BearbeitenNanuk der Eskimo Nanook of the North Robert J Flaherty 1922 Eskimo Peter Freuchen W S Woody Van Dyke II 1932 33 Der Fall Pauloosie Toosuk Trial at Fortitude Bay Victor Sarin 1994 Kikkik Martin Kreelak Ole Gjerstad Elisapee Karetak 2000 Atanarjuat Die Legende vom schnellen Laufer Atanarjuat The Fast Runner Zacharias Kunuk 2001 Minik Axel Engstfeld 2006 Weblinks Bearbeiten nbsp Wiktionary Inuit Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen nbsp Commons Inuit Kultur Album mit Bildern Videos und Audiodateien Geschichte der Inuit englisch Robert McGee Canadian Museum of Civilization The Arctic Memento vom 20 April 2008 im Internet Archive englisch Roger Uchtmann Die Geschichte vom Erloschen der Lampen Die Depolarisierung einer polaren Kultur Memento vom 29 Mai 2009 im Internet Archive Regierung von Gronland danisch inuktitut Regierung von Nunavut englisch inuktitut Regierung von Kativik Quebec englisch franzosisch inuktitut Inuit Kultur Abriss der Geschichte Lebensweise der Inuit fruher und heute im Vergleich Memento vom 5 Juni 2013 im Internet Archive The McDougall Sound Archaeological Research Project Memento vom 13 Marz 2015 im Internet Archive Quellen Bearbeiten M Raghavan M DeGiorgio A Albrechtsen I Moltke P Skoglund T S Korneliussen B Gronnow M Appelt H C Gullov T M Friesen W Fitzhugh H Malmstrom S Rasmussen J Olsen L Melchior B T Fuller S M Fahrni T Stafford V Grimes M A P Renouf J Cybulski N Lynnerup M M Lahr K Britton R Knecht J Arneborg M Metspalu O E Cornejo A S Malaspinas Y Wang et al The genetic prehistory of the New World Arctic In Science 345 Jahrgang Nr 6200 S 1255832 doi 10 1126 science 1255832 englisch Flegontov P Altinisik N E Changmai P Rohland N Mallick S Adamski N Bolnick D A Broomandkhoshbacht N Candilio F Culleton B J et al Palaeo Eskimo genetic ancestry and the peopling of Chukotka and North America In Nature Nr 570 2019 S 236 240 Von Sibirien in die neue Heimat Gronland In Epoc Jahrgang 2008 Heft 5 S 10 ISSN 1865 5718 Neuschreiben von Gronlands Immigrationsgeschichte Frederic V Grunfeld Hrsg Oker Spiele der Welt II Fischer Frankfurt am Main 1984 ISBN 3 596 23075 6 Heinz Baruske Gronland Kultur und Landschaft am Polarkreis DuMont Koln 1990 ISBN 3 7701 1544 9 Bruno Nettl Music in Primitive Culture Harvard University Press 1956 S 107 Sume totalt udsolgt danisch KNR 20 April 2011 abgerufen am 8 Januar 2018 Bilder eines Konzerts 2007 Sermitsiaq 12 Dezember 2007 abgerufen am 4 Januar 2012 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Inuit Kultur amp oldid 236131085