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Das Moorschneehuhn Lagopus lagopus ist eine Vogelart die in der Familie der Fasanenartigen Phasianidae zu den Raufusshuhnern Tetraoninae gehort Die Art ist in Nordeuropa Nordasien und im Norden von Nordamerika vertreten Das europaische Brutareal wird auf mehr als 3 Millionen Quadratkilometer geschatzt 1 Es werden mehrere Unterarten unterschieden MoorschneehuhnMoorschneehuhn Lagopus lagopus SystematikOrdnung Huhnervogel Galliformes Familie Fasanenartige Phasianidae Unterfamilie PhasianinaeTribus Raufusshuhner Tetraonini Gattung Schneehuhner Lagopus Art MoorschneehuhnWissenschaftlicher NameLagopus lagopus Linnaeus 1758 MoorschneehuhnMoorschneehuhn in AlaskaNest des MoorschneehuhnsMoorschneehuhn in SchwedenDie IUCN stuft das Moorschneehuhn als ungefahrdet least concern ein da das Verbreitungsgebiet sehr gross ist und bislang nur ein moderater Bestandsruckgang festzustellen ist Der Weltbestand wird auf etwa 40 Millionen geschlechtsreife Individuen geschatzt 1 Inhaltsverzeichnis 1 Erscheinungsbild 2 Fortbewegung 3 Verbreitungsgebiet 4 Wanderungen 5 Lebensraum 6 Uberwinterung 7 Nahrung 8 Fortpflanzung 9 Naturliche Todesursachen 10 Moorschneehuhn und Mensch 11 Belege 11 1 Literatur 11 2 Einzelbelege 12 WeblinksErscheinungsbild BearbeitenDas Moorschneehuhn ist mit einer Korperlange von 35 bis 43 Zentimetern 2 etwas grosser als sein naher Verwandter das Alpenschneehuhn Lagopus muta Die Flugelspannweite betragt zwischen 55 und 65 Zentimeter Das Gewicht variiert zwischen 500 und 700 Gramm 3 Obwohl es sich bevorzugt am Boden aufhalt ist das Moorschneehuhn verhaltnismassig kurzbeinig und hat vergleichsweise lange Flugel Hahn und Henne tragen ein rotbraunes Sommerkleid welches durch dunkle Querwellen abgesetzt ist Die Unterseite sowie die Beine sind weiss Das Wintergefieder ist vollstandig weiss abgesehen von den schwarzen ausseren Schwanzfedern Auffallend sind die leuchtend roten Rosen uber den Augen Mannchen konnen von den Weibchen unterschieden werden weil sie im Fruhjahr eine geschlossene rotbraune Farbung des Kopfes und der oberen Brust aufweisen die scharf mit dem Weiss des ubrigen Gefieders kontrastiert 4 In freier Natur kann das Moorschneehuhn bei sympatrischem Vorkommen mit dem Alpenschneehuhn verwechselt werden Wahrend der Balz ist das Mannchen des Alpenschneehuhns jedoch am weissen Korpergefieder und der kleinen Anzahl dunkler Kopffedern zu erkennen Im Winter unterscheiden sie sich durch den schwarzen Streif an den Kopfseiten In der ubrigen Zeit sind sowohl die Mannchen als auch die Weibchen im freien Feld fast nicht zu unterscheiden Fortbewegung BearbeitenMoorschneehuhner halten sich vorzugsweise am Boden auf und bewegen sich dort mit schnellem Schritt fort Der Flug ist raufusshuhntypisch mit einem Wechsel schneller Flugelschlage und einem Gleiten auf ausgebreiteten und nach unten durchgebogenen Flugeln Verbreitungsgebiet BearbeitenDas Verbreitungsgebiet des Moorschneehuhns erstreckt sich von Skandinavien bis tief nach Sibirien und weiter nach Nordamerika Den grossten Teil des Verbreitungsgebietes nimmt das nordostliche Asien ein Die nordliche Verbreitungsgrenze fallt meist mit der Kustenlinie des Nordlichen Eismeers zusammen Von den arktischen Inseln werden unter anderem Kolgujew Nowaja Semlja die Neusibirischen Inseln und eine Reihe der arktischen Inseln Kanadas wie beispielsweise King William Island besiedelt Im Bereich des Atlantiks besiedelt das Moorschneehuhn sowohl Neufundland als auch die britischen Inseln Auf letzteren ist als Unterart das Schottische Moorschneehuhn Lagopus lagopus scotica vertreten Bis in das 17 Jahrhundert war das Moorschneehuhn auch ein Brut und Standvogel Mitteleuropas und kam im Nordwesten des heutigen Polens vor Rezente Brutvorkommen sind allesamt auf Aussetzungsaktionen zuruckzufuhren Langerfristig erfolgreiche Aussetzungsversuche gab es bis jetzt jedoch nur im Hohen Venn im Grenzgebiet zwischen Belgien und Deutschland 5 Nach Meliorationsmassnahmen und Wiederaufforstungen ging der Bestand jedoch wieder zuruck und ist vermutlich Ende der 1960er Jahre erloschen Die Verbreitungsgebiete von Alpenschneehuhn und Moorschneehuhn uberlappen sich teilweise Die beiden Arten koexistieren im Winter bilden jedoch keine gemischten Schwarme Wahrend der Fortpflanzungszeit konkurrieren die beiden Arten um geeignete Brutreviere 6 Wanderungen BearbeitenMoorschneehuhner sind im grossten Teil ihres Verbreitungsgebietes Standvogel die sich auch im Winterhalbjahr im Bereich ihrer Brutreviere aufhalten Nur die nordlichsten Populationen wandern im Winterhalbjahr etwas weiter nach Suden Der jahrliche Zeitpunkt des Wegzugs aus der Tundra hangt von der dortigen Bildung einer geschlossenen Schneedecke und ihrer zunehmenden Tiefe ab 7 So geht in einem weniger schneereichen und warmen Herbst der Wegzug langsam vonstatten Moorschneehuhner verweilen dann oft langer an geeigneten Futterplatzen Sie nutzen wenige okologische Zugstrassen nach Suden In der Regel verlauft der Zug entlang von Flussen deren Ufergebiete reiche Strauchvegetation anbieten Die Flusse Petschora Seida Workuta Ob Jenissei Lena und Kolyma sind dafur bekannt dass man in ihrer Nahe an einigen Tagen wahrend des Zuges ununterbrochen grosse Trupps bestehend aus 100 bis 300 Moorschneehuhnern beobachten kann die in einer Hohe von 50 bis 200 Metern voruberziehen 8 Der Fruhjahrszug zuruck in die Brutgebiete geht ebenfalls langsam vonstatten Auf der Taimyrhalbinsel dauert er bis zu 2 Monate an und verlauft zeitgleich mit der Massenwanderung der Rentiere Zahlreiche Trupps von Moorschneehuhnern begleiten die nach Nordwesten strebenden Rentierherden und laufen zwischen den Nahrung aufnehmenden Rentieren umher 8 Lebensraum BearbeitenDas Moorschneehuhn kommt in einem breiten Biotopspektrum vor das von kahlen arktischen Tundren bis hin zu sumpfigen Strauchdickichten und Kiefernwaldern reicht Die wichtigsten Biotope sind Tundra Hochmoore in der Waldzone Waldsteppe sowie Wald und Strauchdickichte des subalpinen Gurtels in den Gebirgen Da Weiden und Birken die Hauptnahrung im Winterhalbjahr darstellen mussen diese immer vorhanden sein 9 In einigen Gebieten Skandinaviens kommen einzelne Populationen des Moorschneehuhns auch auf Heidekrautflachen vor Bei diesen Populationen spielt das Heidekraut auch eine wichtige Rolle in der Ernahrung Wald stellt nur im Norden Skandinaviens auf der Halbinsel Kola und in Karelien ein Hauptbiotop dar Intensiv genutzt werden diese Biotope nur wahrend der Brutzeit In der ubrigen Zeit leben Moorschneehuhner als Strichvogel die sich im Herbst auf verschiedenen Flachen mit Beerenstrauchern und im Winter uberall an offenen Stellen mit reicher Strauchvegetation einfinden 9 Uberwinterung Bearbeiten nbsp Moorschneehuhn im SchneeIm grossten Teil ihres Verbreitungsgebietes leben Moorschneehuhner unter Winterbedingungen die durch standige tiefe Temperaturen Sturme und eine kurze helle Tageszeit sowie tiefen Schnee gekennzeichnet sind 10 Sie verbringen in dieser Zeit den grossten Teil des Tages in kleinen Trupps von funf bis 15 Vogeln in Schneekammern Mit Sonnenaufgang verlassen sie diese Schneekammern und begeben sich sofort auf Nahrungssuche Dafur legen sie in der Regel eine kurze Strecke fliegend zuruck Meist bewegt sich der gesamte Trupp von Strauch zu Strauch wo sie die Knospen und Endtriebe von den unteren Zweigen fressen Typisch fur Platze an denen sich im Winterhalbjahr Moorschneehuhner zum Fressen aufgehalten haben sind 30 bis 50 Meter breite Streifen im Schnee die aus sich uberschneidenden Spuren bestehen Die Nahrungsaufnahme im Winter ist nur in den ersten Dammerungsstunden intensiv wahrend der Tagesmitte ruhen die Vogel fur zwei bis drei Stunden entweder in den Schneekammern oder bei gunstigen Witterungsbedingungen in Oberflachenvertiefungen Dem folgt eine weitere Phase intensiver Nahrungsaufnahme in der Dammerung Die Schneekammern eines Schwarmes liegen in der Regel sehr dicht nebeneinander Meist betragt der Abstand zwischen zwei Schlafkammern nur ein bis 1 5 Meter Die Kammern sind zwischen 14 und 21 Zentimeter hoch 17 bis 18 Zentimeter breit und 25 Zentimeter lang Der Tunnel der zur Schneekammer fuhrt ist im Schnitt 0 5 Meter lang Er erreicht in Ausnahmefallen aber auch eine Lange von bis zu zwei Metern 11 Nahrung BearbeitenDie Winternahrung des Moorschneehuhns besteht fast ausschliesslich aus den Endtrieben und Knospen von Weiden und Birken sowie in geringerem Masse von Erlen Die Vogel sind im Verlauf des Winters durch Erschopfen der Ressourcen gezwungen immer dickere Triebe zu fressen Deren Nahrwert ist geringer und der Energieeinsatz zum Abbeissen und Verdauen hoher 12 Schneefreie Flachen werden von ihnen genutzt um auch Blatter und uberwinterte Beeren von Preiselbeere und Krahenbeere sowie Schachtelhalmstengel und Blatter der Rosmarinheide und ahnlicher Pflanzenbestandteile aufzunehmen 13 Im Sommer besteht die Nahrung ausgewachsener Moorschneehuhner aus grunen Pflanzenteilen Beeren Samen sowie Moosen und Pilzen Auch Insekten werden in dieser Zeit gefressen Bei den Kuken dagegen uberwiegen in den ersten Lebenstagen Insekten Spinnen und kleine Mollusken Kuken beginnen jedoch sehr fruh auch Pflanzenkost zu sich zu nehmen Fortpflanzung Bearbeiten nbsp Moorschneehuhneier nbsp Dunenjunge des MoorschneehuhnsMoorschneehuhner gehen in der Regel eine monogame Paarbeziehung ein die uber mehrere Fortpflanzungsperioden Bestand haben kann 6 Bindeglied des Paares ist das Revier Bei Verlust eines Partnervogels stellt sich ein anderes Mannchen oder Weibchen als Partner ein Bei hoher Populationsdichte und unter gunstigen Biotopbedingungen grenzen die einzelnen Brutreviere fast aneinander Das Revier wird jeweils vom Hahn ausgewahlt der es besetzt und verteidigt Die Reviergrosse ist abhangig vom Mikrorelief des jeweiligen Gebietes von der Vegetation der Lage der Gewasser und in einem hohen Masse auch von der jeweiligen Populationsdichte In der Tundra variiert die Reviergrosse zwischen 0 23 und 7 Hektar und betragt bei hoher Bestandsdichte 0 86 Hektar 14 Die Balzzeit dauert uber zwei Monate an und setzt mit dem ersten Erscheinen der Federn des Fruhjahrskleides ein Dies kann noch auf dem Zug zu den Brutplatzen der Fall sein Zum Balzritual des Mannchens gehort der Balzflug mit dem Balzgesang und in unmittelbarer Nahe des Weibchens ein Umwerben mit gerecktem Hals gefachertem Schwanz und hangenden Flugeln 15 Das Nest wird moglichst in dichter Deckung errichtet Zum Nestbau wird eine flache Mulde in den Boden gescharrt Zur Polsterung benutzt die Henne Pflanzenteile aus der Umgebung Anfang Mai werden 6 bis 11 Eier gelegt aus denen nach etwa 25 Tagen die Kuken schlupfen Es brutet allein das Weibchen Es verlasst in der Regel das Nest nur drei bis sechsmal in 24 Stunden um fur jeweils funf bis 48 Minuten Nahrung aufzunehmen 16 Der Hahn verweilt wahrend der Brutperiode im Revier und halt dabei haufig Wache in der Nahe des Nestes Stets begleitet er das Weibchen wahrend der Nahrungssuche Andere Mannchen oder Raubtiere die in der Nahe des Nestes auftauchen attackiert er auf dem Erdboden oder auch in der Luft 16 Die Dunenjungen schlupfen gewohnlich morgens wobei die Schalen schon am Vorabend angepickt werden konnen Es sind Nestfluchter die bereits am ersten Tag umherstreifen und sich dabei immer weiter vom Nest entfernen Mit dem Schlupf der Kuken erlischt die Territorialitat der Mannchen vollstandig 16 Beide Elternvogel futtern und fuhren die Kuken allerdings werden sie allein von dem Weibchen wahrend der ersten Lebenstage gehudert Die Jungvogel sind mit 30 bis 35 Tagen flugge konnen aber bereits ab einem Alter von 12 Lebenstagen fliegen Sie sind mit einem Jahr geschlechtsreif 6 Naturliche Todesursachen BearbeitenDas Moorschneehuhn ist Beutetier einer Reihe sehr verschiedener Raubtiere Kuken werden auch von Raubmowen sowie Eis und Silbermowen gefressen Fur den Gerfalken und den Eisfuchs stellt das Moorschneehuhn ein wesentliches Beutetier dar lediglich der Eisfuchs hat jedoch Einfluss auf den Moorhuhnbestand insbesondere in Jahren nach einer Lemminggradation Der Gerfalke ist dagegen zu selten um eine Auswirkung auf den Bestand zu haben 17 Widrige Witterungsbedingungen wahrend der Schlupfphase der Kuken haben eine grosse Wirkung auf den Bestand Kalte und spate Fruhjahre fuhren ausserdem nach schneereichen Wintern dazu dass die meisten Weibchen nicht zur Brut schreiten Auch eine hohe Bestandsdichte die regional zu einem Mangel an Winternahrung fuhrt kann dazu fuhren dass sich die Mehrzahl der Moorschneehuhner nicht fortpflanzt Moorschneehuhn und Mensch BearbeitenDas Moorschneehuhn ist in Teilen seines Verbreitungsgebietes ein Jagdwild Ublich ist die Jagd im Zeitraum September bis Oktober wenn sich die Vogel zu Trupps zusammenfinden und der Ernahrungszustand der Vogel noch gut ist Bis in die erste Halfte des 20 Jahrhunderts wurden Moorschneehuhner auch noch mit Netzen gefangen 18 In den 2000er Jahren erfreute sich die Computerspielserie Moorhuhnjagd bei dem die User virtuelle Moorhuhner am Computer abschossen grosser Beliebtheit Belege BearbeitenLiteratur Bearbeiten Hans Gunther Bauer Einhard Bezzel und Wolfgang Fiedler Hrsg Das Kompendium der Vogel Mitteleuropas Alles uber Biologie Gefahrdung und Schutz Band 1 Nonpasseriformes Nichtsperlingsvogel Aula Verlag Wiebelsheim Wiesbaden 2005 ISBN 3 89104 647 2 Otto E Hohn Die Schneehuhner 3 Auflage Westarp Wissenschaften Hohenwarsleben 2004 ISBN 3 89432 245 4 R L Potapov V E Flint Hrsg Handbuch der Vogel der Sowjetunion Band 4 Galliformes Gruiformes Aula Verlag Wiesbaden 1989 ISBN 3 89104 417 8 Richard Sale A Complete Guide to Arctic Wildlife Verlag Christopher Helm London 2006 ISBN 0 7136 7039 8 Einzelbelege Bearbeiten a b Factsheet auf BirdLife International Lars Svensson Text Karten Killian Mullarney Dan Zetterstrom Illustrationen und Bildlegenden Der Kosmos Vogelfuhrer alle Arten Europas Nordafrikas und Vorderasiens 2 Auflage Kosmos Stuttgart 2011 ISBN 978 3 440 12384 3 S 270 f schwedisch Fagelguiden Ubersetzt von Peter H Barthel Sale S 160 Potapov amp Flint 1989 S 151 Bauer et al S 167 a b c Sale S 161 Potapov amp Flint 1989 S 156 a b Potapov amp Flint 1989 S 157 a b Potapov amp Flint 1989 S 158 Potapov amp Flint 1989 S 163 und S 164 Potapov amp Flint 1989 S 164 Potapov amp Flint 1989 S 165 Potapov amp Flint 1989 S 166 Potapov amp Flint 1989 S 160 Potapov amp Flint 1989 S 161 a b c Potapov amp Flint 1989 S 163 Potapov amp Flint 1989 S 166 und S 167 Potapov amp Flint 1989 S 167 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Moorschneehuhn Lagopus lagopus Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Lagopus lagopus in der Roten Liste gefahrdeter Arten der IUCN 2008 Eingestellt von BirdLife International 2008 Abgerufen am 31 Januar 2009 Moorschneehuhn Lagopus lagopus auf eBird org Federn des Moorschneehuhns Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Moorschneehuhn amp oldid 236253997