www.wikidata.de-de.nina.az
Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig Weitere Bedeutungen sind unter Qilakitsoq Begriffsklarung aufgefuhrt Qilakitsoq ist eine gronlandische verlassene Siedlung und eine bedeutende archaologische Statte Es wurde als Fundort von acht mumifizierten Leichen aus der Zeit der Thule Kultur bekannt Die Inuit Mumien von Qilakitsoq eroffneten wichtige Einblicke in das Leben der Inuit vor ca 500 Jahren Qilakitsoq der nur wenig Himmel hat Kommune Avannaata KommuniaDistrikt UummannaqEinwohner 0Zeitzone UTC 3Besonderheiten archaologische FundstatteGeographische Lage 70 36 31 N 52 10 55 W 70 608611111111 52 181944444444 Koordinaten 70 36 31 N 52 10 55 WQilakitsoq Gronland Qilakitsoq liegt in Westgronland nahe der Stadt Uummannaq am Nordufer der Halbinsel Nuussuaq gronlandisch Grosses Kap an einer geschutzten Bucht des Uummannap Kangerlua Der gronlandische Name bedeutet Der nur wenig Himmel hat und bezieht sich vermutlich auf die umgebenden steilen Klippen und den hier sehr haufig auftretenden Nebel Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Funde 2 1 Die Grabstatte 2 2 Die Mumien 2 2 1 Grab I 2 2 2 Grab II 2 3 Kleidung 3 Andere Mumienfunde in Gronland 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenBereits vor ca 4300 Jahren wurde diese Gegend erstmals von Menschen der Saqqaq Kultur vermutlich uber Ellesmere Island besiedelt Eine spatere Migrationswelle aus Alaska uber Kanada nach Gronland um das Jahr 1000 n Chr hatte eine neuerliche Besiedlung der Region um Qilakitsoq zur Folge Zur Zeit dieser so genannten Thule Kultur die bis ca 1800 n Chr wahrte befand sich hier eine etwa 30 Einwohner zahlende Siedlung Als Jager und Fanger lebten sie hier hauptsachlich im Winter in Sodenhausern wahrend sie den Sommer auf ausgedehnten Jagdreisen in den umgebenden Fjorden in ihren Zelten verbrachten Diese Region gilt als sehr wildreich neben Robben und Walen wurden hier vermutlich auch Eisbaren Rentiere und Schneehuhner gejagt und Fischfang betrieben Die erste Beschreibung Qilakitsoqs das von den Europaern damals Killekitok genannt wurde stammt aus dem Jahre 1789 kurz nach der Grundung der Kolonie Uummannaq 1761 Zu dieser Zeit war Qilakitsoq ebenso wie andere ahnliche Siedlungen nur zeitweise im Winter bevolkert Die Lebensweise war damals der Thule Kultur zuzurechnen und mit der zu Lebzeiten der Mumien um das Jahr 1500 vergleichbar Die letzte Beschreibung einer bestehenden Besiedlung Qilakitsoqs stammt aus dem Jahr 1811 Kurz danach wurde die Siedlung offenbar von ihrer angestammten Bevolkerung verlassen Ein Grund hierfur konnte die Nahrungskonkurrenz mit den neu angekommenen Europaern gewesen sein die hier Robbenjagd mit Netzen in grossem Massstab betrieben 1 Funde BearbeitenBereits 1903 fand Qilakitsoq als archaologische Fundstatte Beachtung als der damalige Kolonialverwalter mehrere entdeckte Artefakte an das Danische Nationalmuseum sandte Darunter befanden sich Haushaltsgegenstande und Jagdwerkzeuge meist jungeren Datums 2 In Qilakitsoq gibt es mehrere Graber und bis heute kann man unter Steinhaufen menschliche Uberreste finden 3 Doch erst am 9 Oktober 1972 entdeckten die zwei Jager Hans und Jokum Gronvold aus Uummannaq als sie hier Schneehuhner jagten das Grab mehrerer Mumien Sie deckten sie wieder zu und setzten umgehend die Behorden in Kenntnis Trotzdem dauerte es bis zum Jahr 1978 ehe erste wissenschaftliche Untersuchungen der Grabstatte stattfanden und bald darauf die Mumien nach Kopenhagen zur Untersuchung uberfuhrt wurden In der Zwischenzeit waren bereits leichte Schaden durch unvorsichtige Besucher entstanden so hatten Hans und Jokum Gronvold mehrere Male die teilweise abgedeckten Graber wieder repariert 4 1982 wurden die Mumien im Zuge der Ruckfuhrung gronlandischer Kulturguter wieder nach Gronland zuruckgebracht An ihrem jetzigen Aufbewahrungsort im Gronlandischen Nationalmuseum Kalaallit Nunaata Katersugaasivia in der gronlandischen Hauptstadt Nuuk sind die vier besterhaltenen Mumien offentlich ausgestellt und stellen eine der grossten Touristenattraktionen Nuuks dar 5 Die Grabstatte Bearbeiten Das Grab der acht Mumien unterscheidet sich von den anderen Grabern Qilakitsoqs insofern als es als einziges ungefahr 200 m ausserhalb der Siedlung liegt und mehrere Leichname enthielt Es befindet sich unterhalb eines uberhangenden Felsens und besteht wie das aufgrund des Mangels an geeigneter Erde ublich war aus einer Aufeinanderhaufung grosser Steine Diese Anlage bot optimale Bedingungen fur eine naturliche Mumifikation Die Korper waren in kalter und trockener Atmosphare vor Witterungseinflussen und Tierfrass geschutzt und gut beluftet Die Leichname wurden hier in zwei Gruppen nur ungefahr einen Meter voneinander entfernt aufeinandergestapelt Sie waren vollstandig bekleidet und mit Robbenfellen flachen Steinen und Gras gepolstert und bedeckt Die Mumien Bearbeiten nbsp Vier der Mumien im Nationalmuseum in Nuuk 2022 Aufgrund von Hinweisen wie Lebensalter und Lage wurde lange Zeit von zwei miteinander nicht verwandten Familien ausgegangen spater konnten aufgrund von mtDNA Analysen Verwandtschaftsbeziehungen zwischen den Menschen in beiden Grabern nachgewiesen werden 6 Die Radiokohlenstoffdatierung der Mumien ergab als wahrscheinlichen Todeszeitpunkt das Jahr 1475 mit einem Messfehler von 50 Jahren 7 Die Untersuchung erfolgte moglichst schonend die vier besterhaltenen Mumien wurden weder entkleidet noch geoffnet Auch auf intensive Konservierungsmassnahmen wurde verzichtet Die Nummerierung der Mumien folgt der Einteilung der Erstuntersucher Hierbei wurden die Leichname nach Grabern getrennt von oben nach unten durchnummeriert 8 Grab I Bearbeiten nbsp Mumie I 1I 1 ca 6 Monate alter Junge Diese am besten erhaltene Mumie wurde anfanglich von den Entdeckern fur eine Puppe gehalten Vermutlich ist die besonders gute Konservierung auf den schnelleren Verlust von Korperwarme durch die geringere Korpergrosse zuruckzufuhren Er stammt wahrscheinlich von I 4 oder II 7 ab Es wird als moglich erachtet dass er nach dem Tod seiner Mutter lebendig begraben oder erstickt wurde wie dies mit Kindern bis zum zweiten Lebensjahr in solchen Fallen ublich war um sie nicht einem langsamen Verhungern auszusetzen I 2 vierjahriger Junge Auch bei diesem Jungen wahrscheinlich Sohn von I 3 liegt die Vermutung nahe dass er lebendig ausgesetzt wurde insbesondere deshalb da er vermutlich das Down Syndrom aufwies und das Aussetzen behinderter Kinder damals eine verbreitete Vorgangsweise war Fur das haufig vorkommende Erdrosseln als Todesursache gibt es jedoch keine Anzeichen Der Junge konnte aber auch an den mittelbaren Folgen seiner Krankheit gestorben sein Es gibt Hinweise dass zumindest diese Mumie nach dem Tod noch umgebettet wurde I 3 20 bis 30 jahrige Frau Hier handelt es sich vermutlich um die Tochter von II 6 oder II 8 und nicht wie ursprunglich angenommen um die Schwester von I 4 Auch diese Frau ist im Museum in Nuuk ausgestellt Mogliche Todesursachen sind ein Nierenstein oder ein Darmverschluss I 4 uber 30 jahrige Frau Auch diese Mumie ist gut erhalten und in Nuuk zu besichtigen Es konnte sich um die Schwester von II 7 handeln I 5 ca 50 jahrige Frau Diese Frau ist nach den Ergebnissen der DNA Analyse nicht mutterlicherseits verwandt mit irgendeiner der anderen Mumien Grab II Bearbeiten nbsp Verheiratete Gronlanderin im Jahr 1654 Die Tatowierung entspricht fast exakt jenen der erwachsenen Mumien in Qilakitsoq 9 II 6 ca 50 jahrige Frau Bei dieser gut erhaltenen Mumie die im Museum zu besichtigen ist handelt es sich vermutlich um die Schwester von II 8 Ihre Tatowierung unterscheidet sich auffallig von denen der anderen Frauen II 7 ca 20 jahrige Frau Diese Frau konnte die Schwester von I 4 gewesen sein Sie war als einzige der erwachsenen Frauen nicht tatowiert was auf ihren unverheirateten Familienstand hinweisen konnte 10 In ihrem Darm wurden Nahrungsreste entdeckt die Aufschluss uber ihre Ernahrung gaben Wie erwartet war der Anteil pflanzlicher Nahrung niedrig 11 uberraschenderweise fand man neben Pollen jedoch auch Reste immergrunen teilweise verbrannten Holzes das in dieser Region nicht vorkommt In ihrer Lunge wurde mehr Russ gefunden als bei heutigen Grossstadtbewohnern was vor allem auf die Tranlampen in den engen Behausungen zuruckzufuhren ist Die Mumie ist im Vergleich zu ihrer gut konservierten Kleidung verhaltnismassig schlecht erhalten Obwohl ihre inneren Organe grundlich untersucht wurden konnte kein Hinweis auf die Todesursache gefunden werden II 8 ca 50 jahrige Frau Diese Mumie ist sehr schlecht konserviert Es konnte sich um die Schwester von II 6 handeln Die Frau litt unter einem bosartigen Tumor im Endstadium der vermutlich Hor und Sehsinn beeintrachtigte sowie einem schlecht verheilten Schulterbruch Ihr schlechter Gesundheitszustand konnte eine der moglichen Todesursachen sein Wie bei allen alteren Frauen fehlten auch ihr mehrere Zahne Weiterhin zeigten bei allen alteren Mumien die Zahne deutliche Abnutzungserscheinungen die neben der zahen Nahrung vor allem der Beanspruchung der Zahne beim Enthaaren hier wurden die Felle meist zum Abschaben mit den Zahnen gehalten und Gerben von Leder zuzuschreiben sind Angesichts der schwer zu kauenden fleischlichen haufig auch rohen Nahrung waren schlechte Zahne bei den Inuit besonders gefahrlich Kleidung Bearbeiten Alle Mumien waren vollstandig bekleidet sodass nicht nur die Kleidung sondern auch ihre Verwendung hinreichend untersucht werden konnte Die Sitte Menschen bekleidet zu begraben leitet sich von der Vorstellung ab die Verstorbenen brauchten diese Kleidung auf ihrer Reise ins Land der Toten 12 Insgesamt wurden 78 Stuck Kleidung entdeckt Insbesondere sind die Kamit Singular Kamik zu erwahnen nahezu wasserdicht vernahte Stiefel aus Robbenfell die mit Heu gegen die Kalte isoliert waren Unter den Kamit wurden meist noch Socken getragen Grundsatzlich trugen die Mumien zwei Schichten Kleidung aussere und innere meist kurze Hosen und jeweils einen ausseren und einen inneren Anorak Mumie II 8 sogar drei Die inneren Anoraks bestehen zum Grossteil aus Vogelleder wobei fur einen Anorak bis zu funf verschiedene Vogelarten verarbeitet wurden die ausseren Schichten bestehen aus Robbenfellen Die Verwendung verschiedener Farben und ihre Anordnung lassen auf die bewusste Gestaltung nach asthetischen Gesichtspunkten schliessen 13 Andere Mumienfunde in Gronland BearbeitenAhnliche jedoch meist nicht so gut erhaltene Mumienfunde wurden etwa auf der Insel Uunartoq im Suden Gronlands und am Berg Pisissarfik in der Nahe von Nuuk gemacht Literatur BearbeitenJens Peder Hart Hansen Jorgen Meldgaard Jorgen Nordqvist Hrsg The Greenland Mummies British Museum Publications London 1991 ISBN 0 7141 2500 8 Jens Peder Hart Hansen Jorgen Meldgaard Jorgen Nordqvist The Mummies of Qilakitsoq In National Geographic Society Hrsg National Geographic Magazine Band 167 Nr 2 National Geographic Society Februar 1985 ISSN 0027 9358 Weblinks BearbeitenGreenland National Museum and Archives Gronlandisches Nationalmuseum Nuuk abgerufen am 24 Februar 2018 englisch Gronlandisches Nationalmuseum Northwest Passage The Adventure Continues Part 3 archiviert abgerufen am 24 Februar 2018 englisch Bilder vom Fundort M Thomas P Gilbert Durita Djurhuus Linea Melchior Niels Lynnerup Michael Worobey Andrew S Wilson Claus Andreasen Jorgen Dissing mtDNA Analysis of Qilakitsoq Mummies gif Abgerufen am 15 Marz 2008 englisch Grafische Darstellung der Verwandtschaftsbeziehungen zwischen den Mumien Einzelnachweise Bearbeiten H C Gullov Jorgen Meldgaard Inuit and Norsemen In Jens Peder Hart Hansen Jorgen Meldgaard Jorgen Nordqvist Hrsg The Greenland Mummies British Museum Publications London 1991 ISBN 0 7141 2500 8 S 22 26 H C Gullov Jorgen Meldgaard Inuit and Norsemen In Jens Peder Hart Hansen Jorgen Meldgaard Jorgen Nordqvist Hrsg The Greenland Mummies British Museum Publications London 1991 ISBN 0 7141 2500 8 S 34 Graves ourheritage net archiviert archiviert vom Original am 3 Juli 2010 abgerufen am 24 Februar 2018 englisch nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www ourheritage net Claus Andreasen HC Gullov JP Hart Hansen J Lyberth H Tauber The Find In Jens Peder Hart Hansen Jorgen Meldgaard Jorgen Nordqvist Hrsg The Greenland Mummies British Museum Publications London 1991 ISBN 0 7141 2500 8 S 39 Attractions Nuuk Tourism archiviert 15 Marz 2008 archiviert vom Original am 9 Juni 2010 abgerufen am 24 Februar 2018 englisch nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www nuuk tourism gl M Thomas P Gilbert Durita Djurhuus Linea Melchior Niels Lynnerup Michael Worobey Andrew S Wilson Claus Andreasen Jorgen Dissing mtDNA from hair and nail clarifies the genetic relationship of the 15th century Qilakitsoq Inuit mummies Hrsg American Journal of Physical Anthropology Band 133 Nr 2 Wiley Liss Inc 2007 ISSN 0002 9483 S 847 853 doi 10 1002 ajpa 20602 Jens Peder Hart Hansen Jorgen Meldgaard Jorgen Nordqvist The Mummies of Qilakitsoq In National Geographic Society Hrsg National Geographic Magazine Band 167 Nr 2 National Geographic Society Februar 1985 ISSN 0027 9358 S 193 T Ammitzboll S Ry Andersson J Bodenhoff M Eiken B Eriksen N Foged M Ghisler A Gotfredsen H E Hansen JP Hart Hansen J Jakobsen J Balslev Jorgensen T Kobayasi N Kromann K J Lyberth L Lyneborg F Mikkelsen J Mohl R Moller J Myhre P O Pedersen J U Prause O Sebbesen E Svejgaard D D Thompson V Frolund Thomsen L Vanggaard The People In The Greenland Mummies British Museum Publications London 1991 ISBN 0 7141 2500 8 S 34 Detail aus einem Gemalde eines unbekannten Kunstlers das vier von einer danischen Expedition unter David Dannell aus der Umgebung von Nuuk entfuhrte Menschen zeigt Es handelt sich um die erste bekannte Abbildung gronlandischer Inuit H Kapel N Kromann F Mikkelsen E Loytved Rosenlov Tattoing In Jens Peder Hart Hansen Jorgen Meldgaard Jorgen Nordqvist Hrsg The Greenland Mummies British Museum Publications London 1991 ISBN 0 7141 2500 8 S 115 Don S Lin William E Connor Fecal steroids of the coprolite of a Greenland Eskimo mummy AD 1475 a clue to dietary sterol intake In American Society for Clinical Nutrition Hrsg American Journal of Clinical Nutrition Band 74 2001 S 44 49 ajcn org PDF abgerufen am 15 Marz 2008 Rolf Gilberg Robert Petersen Death and Burial In Jens Peder Hart Hansen Jorgen Meldgaard Jorgen Nordqvist Hrsg The Greenland Mummies British Museum Publications London 1991 ISBN 0 7141 2500 8 S 58 T Ammitzboll M Bencard J Bodenhoff Rolf Gilberg A Johansson Jorgen Meldgaard Gerda Moller Rigmor Moller E Svejgaard L Vanggaard Clothing In Jens Peder Hart Hansen Jorgen Meldgaard Jorgen Nordqvist Hrsg The Greenland Mummies British Museum Publications London 1991 ISBN 0 7141 2500 8 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Qilakitsoq amp oldid 229319183