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Der Begriff Inuit Kunst umschreibt die kunstlerischen Aktivitaten kanadischer Inuit die um die Mitte des 20 Jahrhunderts begannen und in der Folgezeit auf dem internationalen Kunstmarkt einen eigenen Sektor eroberten den Sektor Zeitgenossische kanadische Inuit Kunst Vor dieser Zeit von den Inuit geschaffene kunstlerische Gegenstande die uberwiegend als funktionsbezogene Kunst einzustufen sind werden dagegen im Allgemeinen der Ethnologie oder Volkerkunde zugeordnet und sie sind dementsprechend vor allem in deren Sammlungen zu finden Kellypalik Qimirpiq 1948 2017 Cape Dorset Gesichter 1997 Inhaltsverzeichnis 1 Funktionsbezogene Kunst 1 1 Skulpturelle Arbeiten 1 2 Zeichnerische Arbeiten 1 3 Kunsthandwerkliche Arbeiten 1 4 Umwelteinflusse 2 Zeitgenossische Kunst Anfange im 20 Jahrhundert 2 1 Skulpturen 2 2 Zeichnungen und Drucke 2 3 Wandbehange kunstlerische Puppen 3 Kunst als Faktor fur Wertschopfung 3 1 Generationen von Inuit Kunstlern 3 2 Zentren zeitgenossischer Inuit Kunst 3 2 1 Kunstzentrum Cape Dorset Kinngait 3 2 2 Baker Lake Qamanittuaq 3 2 3 Pangnirtung 3 2 4 Sonstige Inuit Siedlungen 4 Siehe auch 5 Literatur 6 WeblinksFunktionsbezogene Kunst BearbeitenSkulpturelle Arbeiten Bearbeiten nbsp Inuit Kunstler Tony Atsaniq 1960 mit Narwalzahn Qikiqtarjuaq 2001 Solange die Inuit als Nomaden lebten konnten sie sich kunstlerische Aktivitaten nur erlauben wenn diese keine Transportprobleme nach sich zogen Daher schufen sie praktisch keine Kunstgegenstande nur um der Kunst willen l art pour l art sie besassen auch kein Inuktitut Wort fur Kunst Wenn sie sich auf diesem Gebiet betatigten dann galt das meist dem Verzieren von Gegenstanden des taglichen Lebens mit asthetischen Dekorationen Diese Art von Design ist jedoch eher kunsthandwerklichem und weniger kunstlerischem Gestalten zuzurechnen selbst wenn die Inuit dabei neben traditionellem technischem Konnen auch gutes geschmackliches Gefuhl bewiesen Fur solche funktionsbezogene kunstlerische Arbeiten kamen bei den isoliert von der ubrigen Welt lebenden Inuit naturgemass nur in der Arktis vorhandene Materialien in Betracht also in erster Linie Serpentin Schlangenstein Steatinit und Serpentinit Serpentinschiefer seltener das sehr weiche Steatit Speckstein oder Talk Auch Materialien tierischen Ursprungs wie Karibugeweihteile und je nach Vorkommen der Tiere Elfenbein von Walrosszahnen und Narwalstosszahnen sowie Wal und Walrossknochen fanden Verwendung Tierfelle wurden durch Schabetechniken verziert Zeichnerische Arbeiten Bearbeiten Von der Zeit vor den ersten Begegnungen mit den Weissen im 16 Jahrhundert der Pra Kontakt Zeit bis weit ins 20 Jahrhundert liess ihre Kosmologie die Inuit an eine magische Kraft des Zeichnens glauben der zufolge aus einem Bild durch den Zeichenakt allein Realitat werden konnte Zeichnen im Schnee oder z B auf reifbedeckten Flachen war tabuisiert und demgemass Kindern streng verboten Offenbar hat jedoch die Aufforderung von Weissen bestimmte Fakten oder Zustande zeichnerisch darzustellen z B Landkarten zu skizzieren dieses Tabu durchbrochen zumal nun auch erstmals vollig neue Materialien Papier und Zeichenstifte zur Verfugung standen Erzahlendes Steinschnitzen und Zeichnen eine bis heute geubte Kunst des Erinnerns an personliche Erfahrungen des Kunstlers die eigentliche Kunst der Post Kontakt Zeit fand hier ihren Ursprung ohne allerdings sofort greifbare Realitat Schaffung von Kunstwerken zu werden Kunsthandwerkliche Arbeiten Bearbeiten nbsp Traditionelle Inuit Bekleidung links Amauti Frauen Parka aus Robbenfell rechts aus Karibufell Iglulik Region nbsp Rachel Uyarasuk 1914 Iglulik Inuit StiefelIn den Inuit Camps gehorte es bis weit in das 20 Jahrhundert hinein zu den typischen Aufgaben einer Frau Bekleidung auf traditionelle Weise aus Tierhauten und Fellen herzustellen in vielen Sommercamps wird diese Tradition noch heute gepflegt Um Farbdifferenzierungen zu erhalten wurden die Tierhaute unterschiedlichen Bearbeitungen unterworfen Durch Abschaben oder Schneiden der Fellhaare gelang es die gewunschte Wirkung noch hervorzuheben Bei Robbenfellen entstanden Schatten und Farbeffekte dadurch dass das Haar unterschiedlich kurz geschoren wurde Auch nahte man ausgeschnittene Lederteile auf das eigentliche Kleidungsstuck oder fugte sie in Aussparungen ein Auf gleiche Weise wurden allerlei Felltaschen verziert Mit den Walfangern Forschern und Missionaren waren spatestens seit der Wende zum 20 Jahrhundert Wolle und Baumwolle in die Arktis gelangt Als dann die Hudson s Bay Company HBC ihre Handelsposten einrichtete versetzte das die Inuit Frauen in die Lage alle moglichen Nahwaren im Tauschhandel zu erwerben Es dauerte nicht lange dann waren auf den Handarbeiten reiche Verzierungen mit bunten Wollfaden und Glasperlen zu finden das Stickereimaterial aus dem Suden hatte die Phantasie angeregt und ganz neue Impulse gesetzt Traditionelle Kleidungsstucke der Inuit waren bei Besuchern der Arktis sehr beliebt und sie fanden rasch Abnehmer Sie wurden nicht nur hier im Norden ihrem Zweck entsprechend getragen Ihre Besitzer brachten sie vor allem auch als Souvenirs mit in den Suden und sorgten so dafur dass Inuit Handarbeiten allgemein bekannt wurden Mit den Jahren in denen sich das Transportwesen in die arktischen Gebiete standig verbesserte wuchs auch das Interesse des breiten Handels an solchen Handarbeiten vor allem an Kamik Fellstiefeln Handschuhen und Amauti Frauen Parkas Auch Tragetaschen und Wandbehange aus Robbenhaut und kunstvolle Puppen aus verschiedensten Materialien wurden von den Frauen fur den Verkauf hergestellt und mit Glasperlenstickerei oder traditionellen Designs geschmuckt Umwelteinflusse Bearbeiten Welche Auswirkungen Umwelteinflusse auf das kunstlerische Verhalten der Inuit ausubten zeigt sich z B daran dass sich im Laufe des 19 Jahrhunderts mit dem Verschlechtern der klimatischen und damit zugleich der Uberlebensbedingungen auch die technischen Standards und jegliche Art kunstlerischer Ausdrucksweise der Inuit rucklaufig entwickelten Schnitzereien und Dekorationen an Gebrauchsgegenstanden wurden nun wesentlich seltener und deutlich weniger differenziert durchgefuhrt als zuvor Zeitgenossische Kunst Anfange im 20 Jahrhundert BearbeitenBei solcher Vorgeschichte nimmt es nicht wunder dass die heute als charakteristisch bekannte und allgemein ubliche Bildhauerkunst Steinschnitzerei engl carving der Inuit ihren Anfang erst gegen Ende der 1940er Jahre nahm zu der Zeit als die Inuit aus traditionellen Camps in feste Siedlungen zogen Zunehmende Kontakte mit Weissen Qallunaat in Inuktitut auch als Auftraggeber und gezielte Forderung durch die kanadische Bundesregierung der daran gelegen war den Inuit andere Einkommensquellen als nur das Jagen zu erschliessen gaben den Anstoss fur die neuartige Kunstrichtung nbsp Inuit Steinschnitzer in seiner Arbeitshutte Napatsi Ashuna Cape Dorset 1999 nbsp Kiugak Ashuna 1933 2014 Cape Dorset Iglu zerstorender Riese 1999 Wer sich mit den damals neu entfalteten Kunstformen auseinandersetzt ist beeindruckt von deren Ursprunglichkeit Detailgenauigkeit und Ausdruckstiefe Inuit haben ein fast unbegrenztes auf Erfahrung gegrundetes Vertrauen in ihre schopferischen Fahigkeiten und ihre Einfuhlsamkeit in technische Strukturen und Ablaufe ist fur Aussenstehende verbluffend Man mag zu Recht bedauern dass sich die Lebensweise der Inuit in den vergangenen Jahrzehnten unter eurokanadischem Einfluss wesentlich verandert hat und dabei kaum Zeit fur abfedernde Anpassung blieb Zudem mag man beklagen dass viele der betroffenen Menschen derzeit weder in der neuen Kultur noch in der ihrer Vorfahren heimisch sind Etwas Aussergewohnliches hat jedoch das Aufeinandertreffen der traditionellen Kultur der Inuit mit der einer westlichen Industrienation bewirkt eine ungeheure Dynamisierung auf kunstlerischem Gebiet einen Aufbruch mit ungeahnter Kraft Das wachsende Kaufinteresse an kunstlerischen Arbeiten mit typischem Inuit Charakter weckte zu Bemuhungen politischer insbesondere aber an der Vermarktung interessierter Kreise kunstlerische Talente in moglichst allen Inuit Siedlungen zu entdecken und zu fordern Kunst sollte zukunftig eine wichtige Rolle bei der wirtschaftlichen Wertschopfung ubernehmen Im Laufe der Zeit bildeten sich so infolge der verhaltnismassig abgeschiedenen Lage der einzelnen Siedlungsgebiete regionale Charakteristika heraus die insbesondere vom Vorhandensein bestimmter Rohmaterialien aber auch von Schulung und Beratung Geschmack und Verkaufserfolg der Kunstler gepragt wurden Den Bedurfnissen folgend entwickelt sich zunachst das herkommlich funktionsgebundene Gestalten weiter vor allem als Design fur traditionelle Gebrauchs und kunstgewerbliche Gegenstande Daneben entstehen jedoch bald auch nicht zweckgebundene echte Kunstwerke nbsp Qaunaq Mikkigak 1932 Cape Dorset Mann und Mutter mit Kind 2000 nbsp Annie Ainirlik Parr 1961 Cape Dorset Steinzeichnungen 1997 Skulpturen Bearbeiten nbsp Itulu Itidluie 1946 Cape Dorset Seetaucher 1998 Dieses neue kunstlerische Schaffen konzentrierte sich anfangs auf Skulpturen Als Rohstoffe dienen vor allem traditionell verwendete in der Arktis vorkommende Materialien Serpentin Schlangenstein und Serpentinit Serpentinschiefer sowie Marmor Kalziumkarbonat aber auch andere Gesteinsarten wie Dolomit Kalzium Magnesium Karbonat und Quarz Siliziumdioxid seltener der fur kunstlerische Figuren zu weiche Speckstein Steatit obwohl sich gerade diese Mineralienbezeichnung im Handel am ehesten durchgesetzt hat und sich bis heute halt Auch Materialien tierischen Ursprungs wie Karibugeweihteile und je nach Vorkommen der Tiere Elfenbein von Walrosszahnen und Narwalstosszahnen sowie Tierknochen finden nach wie vor verbreitet Anwendung Eine Besonderheit bilden die in Rankin Inlet ausgefuhrten keramischen Arbeiten die Tonminerale als Rohstoff benotigen eine importierte Technik Anfangs wurden die Skulpturen in Handarbeit mit Beil Meissel und Hammer ausgefuhrt inzwischen haben sich allgemein Elektrogerate durchgesetzt nur manche alteren Frauen arbeiten weiterhin ohne elektrisches Werkzeug Poliert wird mit Schleifpapieren verschiedenster Kornung Die Motive fur die Skulpturen sind durch Tradition und Alltag der Inuit bestimmt aber auch durch Verlockungen des Kunstmarkts Eisbaren finden derzeit besonderen Anklang und so uberwiegt zahlenmassig deren Darstellung in immer neuen Varianten Doch entstammen auch andere Motive der arktischen Tierwelt etwa Robben Karibus und Vogel Viele Skulpturen stellen Menschen dar Jager Fischer Mutter und Kind teils statisch realistisch teils narrativ z B Campszenen Breiten Raum nehmen Skulpturen ein die auf der traditionellen animistischen Religion der Inuit beruhen so die Darstellung von Schamanen oder von Verwandlungen Menschen in Tiere und umgekehrt Das bildhauerische Schaffen der Inuit unterscheidet sich in einer Hinsicht wesentlich von dem europaischer Kunstler Bei Europaern steht das Motiv im Vordergrund das Material Stein Bronze usw hat sich dem zu unterwerfen Inuit sehen sich dagegen den Stein genau an den sie zu einer Skulptur verarbeiten wollen um ihm das Motiv zu entlocken das in ihm verborgen ist sie lassen sich durch das Material und dessen Form inspirieren Wenn sie z B einen Gesteinsbrocken gefunden haben der in ihren Augen einen Eisbaren umschliesst dann entsteht unter ihren Handen eine entsprechende Skulptur Anders als europaische Kunstler halten Inuit Kunstler auch keines ihrer Werke bei sich vorratig die Skulptur wird unmittelbar nach Fertigstellung zur Kooperative oder zu einem ortsansassigen Handler gebracht damit sie sich so rasch wie moglich in barer Munze auszahlt Kunst dient dem Geldverdienen nicht der Selbstverwirklichung Zeichnungen und Drucke Bearbeiten Zu Anfang der 1950er Jahre waren die fur den allgemeinen Verkauf bestimmten Objekte hinsichtlich ihrer Art und Herstellungstechnik noch ganz traditionsgebunden und uberwiegend kunsthandwerklich Das andert sich in der zweiten Halfte des Jahrzehnts grundlegend Ein Projekt zur Herstellung von spezieller Inuit Druckgrafik das im fruhen Winter 1957 in Cape Dorset startete und rasch immer grossere Bedeutung gewann wurde nun von ganz neuen Elementen bestimmt Diese Kunst verdankt ihre Entstehung uberhaupt erst der Begegnung der Inuit mit der europaisch beeinflussten Kultur Kanadas ist also ebenfalls wie die Topferei nur moglich durch importierte Technik Wandbehange kunstlerische Puppen Bearbeiten nbsp Julia Pingushat 1948 Arviat Wandbehang 1995 nbsp Annie Manning 1953 Cape Dorset Inuit Puppe 1995 Erganzend zu den traditionellen Rohstoffen Fell und Leder brachte der Kontakt mit den Europaern den Inuit neue Materialien fur ihre Arbeiten vor allem Stoffe fur Besatz und Glasperlen als Schmuck Mit dem Umzug in Siedlungen entstanden erstmals kunstlerische Wandbehange Zierstucke dieser Art wurden ja im Camp bis dahin nicht gebraucht Ebenso wie die kunstvollen Puppen welche die Inuit Frauen gestalteten bestehen die Wandbehange uberwiegend aus Duffel und Filz mit verschiedenartigen Applikationen aus denselben Materialien oder auch aus dem traditionellen Leder oder Fell In der Siedlung Pangnirtung Panniqtuuq entwickelte sich eine ganz besondere Art von kunstlerischer Gestaltungsweise Nach eigenen traditionelles Kulturgut wiedergebenden Zeichnungsvorlagen weben Inuit Frauen an aus dem Suden eingefuhrten Webstuhlen wollene Wandteppiche die langst weltweit bei Sammlern auf grosses Interesse stossen Kunst als Faktor fur Wertschopfung BearbeitenZeitgenossische Inuit Kunst hatte sich auf dem Kunstmarkt wohl kaum ohne die Einrichtung von lokalen Kooperativen so durchsetzen konnen dass sie heute als bedeutender Wertschopfungsfaktor fur Nunavut gilt Diese meist unter dem Management von Weissen aus dem Suden stehenden Kooperativen verbanden erfolgreich wirtschaftliches Denken mit traditionellen Werten und Tatigkeiten Schon lange hat der Vertrieb von Serpentinskulpturen Grafik und Wandbehangen dem Handel mit Jagderzeugnissen Felle Geweihe Elfenbeinstosszahne den Rang abgelaufen die Jahresumsatze auf dem Handelssektor Kunst und Kunsthandwerk haben langst den zweistelligen Millionenbereich erreicht 2017 rund 30 Millionen Euro Vermutlich haben sich in nur wenigen Regionen auf der Erde Kunst und Kunsthandwerk anteilig zur Bevolkerung zu einem derart bedeutenden Wertschopfungsfaktor entwickelt wie in dem rund 30 000 Einwohner zahlenden Territorium Nunavut Generationen von Inuit Kunstlern Bearbeiten Gewohnlich bezeichnet man heute die Kunstlergeneration die sich gegen Ende der 1940er Jahre mit viel Schwung und grossem Engagement der Entwicklung einer aus der Tradition geborenen neuartigen Inuit Kunst verschrieb als 1 Generation zeitgenossischer Inuit Kunstler Eine strenge Abgrenzung besteht zwar nicht doch handelte es sich hierbei im Wesentlichen um Inuit die in den letzten Jahren des 19 Jahrhunderts und in den ersten drei Jahrzehnten des 20 Jahrhunderts geboren wurden sie waren 1950 zwischen 20 und 60 Jahren alt Als 2 Generation sieht man wiederum nur grob gefasst die Geburtsjahrgange zwischen 1935 und 1965 an Die spater Geborenen bilden die 3 Generation Hinsichtlich der zukunftigen Entwicklung muss sich noch erweisen ob Kreativitat und kunstlerische Ausdrucksstarke der Anfangsphase unvermindert erhalten bleiben sich selektiv ausformen oder in opportunistischen Modetrends versinken Zentren zeitgenossischer Inuit Kunst Bearbeiten Kunstzentrum Cape Dorset Kinngait Bearbeiten Eine herausragende Rolle bei der eruptiven Entwicklung kunstlerischen Gestaltens in der Arktis spielte die Siedlung Cape Dorset Nunavut Region Qikiqtaaluk mit einer grossen Zahl von Kunstlern welche die Geschichte der zeitgenossischen Inuit Skulptur mit formal meist dramatischen Arbeiten die heroische elegante und spielerische Zuge annehmen konnen wesentlich beeinflusst haben Kaum eine andere Siedlung liess sich so intensiv wie Cape Dorset von der neuen Kunst gefangen nehmen und gab so starke Impulse an andere Kommunen weiter Dabei glich die Situation in Cape Dorset an der Sudwestkuste der Baffininsel anfangs durchaus der auf der gegenuberliegenden Seite der Hudsonstrasse d h der im arktischen Teil der Provinz Quebec dem heutigen Nunavik Das Schnitzen von Skulpturen aus Stein war Mannerarbeit sie dabei allenfalls gelegentlich beim Polieren der Oberflache von Kindern und Frauen unterstutzt Die Frauen trugen dagegen mit Naharbeiten und dem Flechten von Korben zur Einkommensverbesserung bei Lange sollte das jedoch nicht so bleiben und auch die Frauen wandten sich der Kunst des Steinschnitzens zu nbsp Pallaya Qiatsuq 1965 Cape Dorset Angakkuq Schamane 1999 nbsp Qiatsuq Shaa 1971 1998 Cape Dorset Einen Moschusochsen zahmender Mann 1997 nbsp Qiatsuq Shaa 1971 1998 Cape Dorset Tanzende Gans 1997 nbsp Tytusie Tunnillie 1974 Cape Dorset Transformation 1996 Den Grundstock fur die Bedeutung der Siedlung Cape Dorset auf dem Kunstsektor legte James A Houston der das ungewohnlich grosse Potenzial an kunstlerischer Begabung und Kreativitat bei den Inuit erkannte und sich mit seiner Frau Alma 1951 als Regierungsbeauftragter in Zusammenarbeit mit der Canadian Art Guild fur ein Jahrzehnt hier niederliess Mit dem Ziel den seither nur vom Jagen lebenden Inuit neue Aufgaben zu stellen die ihnen wenigstens einen gewissen Grad von wirtschaftlicher Unabhangigkeit gewahren sollten forderte Houston zunachst das Gestalten ausdrucksvoller Skulpturen wobei als Rohstoffe vor allem Serpentin Serpentinit und Marmor dienten die in nahe gelegenen Steinbruchen mit primitiven Mitteln im Tagebau gewonnen wurden daneben Materialien tierischen Ursprungs wie Teile von Karibugeweihen und gelegentlich Walross Elfenbein nbsp Kirchenfenster der John Bell Chapel des Appleby Colleges in Oakville bei Toronto 2004 von Kenojuak Ashevak entworfen nbsp Annie Ainirlik Parr 1961 Cape Dorset Mannliche und weibliche Puppe 1998 Ende der funfziger Jahre wurde den Inuit der Zugang zur Technik grafischen Arbeitens erschlossen Die fur sie neue Kunst der Lithografie oder richtiger des dem Linolschnitt ahnelnden Steinschnitts fand bei ihnen rasch grossen Anklang und liess diesen Kunstzweig auf nicht geahnte Weise erbluhen zunachst in Cape Dorset doch breitete sich dessen Kenntnis rasch in den gesamten Nordwest Territorien heute Nunavut und restliche Nordwest Territorien sowie im Gebiet von Nunavik Provinz Quebec aus Initiator war auch hierbei James Houston der die Bewohner von Cape Dorset unter unermudlichem personlichem Einsatz vor allem mit dem Zeichnen auf Papier und mit den aus Europa und Japan stammenden Techniken vertraut machte Solche Papierzeichnungen die in der Folgezeit als Grundlage fur Steinschnitte und Radierungen dienten fanden zwar bei den ersten Drucken auch schon Anwendung In erster Linie boten sich jedoch die kontrastreichen und eindrucksvollen Dekorationen handgearbeiteter Karibu und Robbenfelltaschen und die traditionellen Schmuckzeichnungen auf Elfenbeingegenstanden fur das Umsetzen in Grafiken auf Papier an Neben den ehedem als Jager und Fischer tatigen mannlichen Kunstlern beschaftigten sich nun auch viele Frauen mit den fur sie neuen Tatigkeiten worin sie einen Weg erkannten zum Unterhalt der Familie beizutragen In den bearbeiteten Themen schlug sich vielfach der ganze Schatz mundlich uberlieferter Erzahlungen und Mythen nieder es entstanden sowohl narrative als dekorativ kunstlerische Dokumente der Inuit Kultur In Cape Dorset entwickelte sich auf diese Weise ein hervorragendes Kunstzentrum fur Steinskulpturen und Druckgrafik Den Vertrieb ubernahm anfangs die HBC die einzige Handelsgesellschaft am Ort ehe sie 1962 von einer den Inuit selbst gehorenden Vertriebsorganisation abgelost wurde der West Baffin Eskimo Co operative die von Terry Ryan als Nachfolger James Houstons mit grossem Erfolg bis zur Jahrtausendwende geleitet wurde Ihr verdanken die Kunstler dass sie sich auch international in namhaften Galerien durchsetzen konnten und dass heute ihre Werke in bedeutenden Museen auf der ganzen Welt zu sehen sind International anerkannte Kunstler aus Cape Dorset sind u a Generation Parr 1893 1969 Peter Pitsiulak 1902 1973 Pitsiulak Ashuna Ashoona 1904 1983 Itidluie Itidluie 1910 1981 Abraham Itungat 1911 2000 Pauta Saila 1916 2009 Padluq Pudlat 1916 1993 Usuituk Ipilie 1922 2005 Miaji Pudlat 1923 2001 Kenojuak Ashevak 1927 2013 Qaqaq Ashuna 1928 1996 Lukta Qiatsuq 1928 2004 Kiugak Ashuna 1933 2014 Generation Kananginak Putuguk Pootoogook 1935 2010 Aqjangajuk Shaa 1937 Napatsi Putuguk 1938 2002 Kellypalik Qimirpik 1948 2017 Umalluq Usutsiaq 1948 2014 Nuna Parr 1949 Uvilu Tunnillie 1949 2014 Uqituq Ashuna 1952 Arnaguq Ashevak 1956 2009 Qavavau Manumie 1958 Taqialuk Nuna 1958 Adamie Ashevak 1959 Pallaya Qiatsuq 1965 Generation Cie Putuguk 1967 Annie Putuguk 1969 Tunu Sharky 1970 Tytusie Tunnillie 1974 Baker Lake Qamanittuaq Bearbeiten nbsp Barnabus Arnasungaaq 1924 2017 Baker Lake Mann mit Kind 1999 nbsp Joy Kiluvigyuak Hallauk 1940 2000 Arviat Kopfe Niaquit 1994 Neben Cape Dorset nimmt die Siedlung Baker Lake in der Kivalliq Region einen hervorragenden Rang bezuglich der Gestaltung von Kunstobjekten ein Die Forderung der Kunstler und die Entwicklung spezieller Projekte hat hier etwas spater namlich in der Mitte der 1960er Jahre begonnen sich dann aber rasch sehr breit durchgesetzt Typisch fur die dort gefertigten Skulpturen ist graues oder schwarzes Serpentin Material dessen Struktur und grosse Harte Gestalt und Motive mit bestimmen Diese zeigen eher archaische Formen und zeichnen sich durch Dynamik und charakteristische figurative Strukturelemente aus uberflussige Details sind kaum zu finden Sehr verbreitet ist das Moschusochsen Motiv wofur die Arbeiten von Barnabus Arnasungaaq beispielhaft sind Grafisches Arbeiten nahm 1970 seinen Anfang Zu dieser Zeit begannen auch Jack und Sheila Butler Textilkunst in erster Line Wandbehange zu fordern fur die Baker Lake heute sehr bekannt ist Auch in den unmittelbar an der Hudson Bay gelegenen Kivalliq Siedlungen Rankin Inlet Whale Cove und Arviat ehem Eskimo Point werden archaische Formen bevorzugt Anders als in Baker Lake tendiert die kunstlerische Darstellung aber wie verschiedene Autoren meinen mehr zur Abstraktion was allerdings fur Textilarbeiten Wandbehange nicht uneingeschrankt gilt und auch nicht fur Topferarbeiten aus Rankin Inlet International anerkannte Kunstler aus der Kivalliq Region sind u a Arviat Luke Anautalik 1932 2006 Martina Pisuyui Anui Anoee 1933 Lucy Tassiur Tutswituk 1934 2012 Joy Kiluvigyuak Hallauk 1940 2000 Julia Pingushat 1948 George Arluk 1949 Baker Lake Luke Anguhadluq 1895 1982 Jessie Unaq Oonark 1906 1985 Luke Iksiktaaryuk 1909 1977 Marion Tuu luuq 1910 2002 Barnabus Arnasungaaq 1924 2017 Janet Kigusiuq 1926 2005 Victoria Mamnguqsualak 1930 Simon Tukumi Tookoome 1934 2010 Tuna Iquliq 1935 Irene Avaalaaqiaq 1941 vor allem Wandbehange Rankin Inlet John Kavik 1897 1993 John Tiktak 1916 1981 Pangnirtung Bearbeiten nbsp Web Studio des Uqqurmiut Kunstzentrums in Pangnirtung 2001 Ein drittes Kunstzentrum entwickelte sich in der im sudostlichen Teil der Baffininsel gelegenen Siedlung Pangnirtung Nunavut Region Qikiqtaaluk wo vorzugsweise ausdrucksstarke Wandbehange im Uqqurmiut Zentrum fur Kunst und Kunsthandwerk gewebt werden aber auch bedeutende grafische Arbeiten neben kunsthandwerklichen Gegenstanden entstehen International anerkannte Kunstler aus Pangnirtung sind u a Elisapee Ishulutaq 1925 Annie Kilabuk 1932 2005 Andrew Qappik 1964 Sonstige Inuit Siedlungen Bearbeiten Weitere Siedlungen in Nunavut in denen talentierte Inuit Kunstler arbeiten sind Arctic Bay Gjoa Haven Sanirajak ehem Hall Beach Iglulik Iqaluit Kimmirut ehem Lake Harbour Kugaaruk ehem Pelly Bay Kugluktuk ehem Coppermine Pond Inlet Qikiqtarjuaq ehem Broughton Island Repulse Bay Sanikiluaq auf den Belcherinseln und Taloyoak ehem Spence Bay in den Nordwest Territorien liegen die durch Kunst bekannt gewordenen Siedlungen Paulatuk und vor allem Ulukhaktok in Nunavik dem arktischen Teil von Quebec sind drei Siedlungen hervorzuheben Inukjuaq Puvirnituq ehem Povungnituk und Salluit ehem Sugluk International anerkannte Kunstler aus diesen Siedlungen sind u a Gjoa Haven Judas Ullulaq 1937 1999 Iglulik Luke Airut 1942 2018 Germaine Arnaktauyuk 1946 jetzt in Yellowknife ansassig Taloyoak Maudie Rachel Ukittuq 1944 Ulukhaktok Helen Kalvak 1901 1984 Elsie Anaginak Klengenberg 1946 Paulatuk David Ruben Piqtukun 1950 jetzt in Toronto ansassig Abraham Anghik Ruben 1951 jetzt in Saltspring Island ansassig Puvirnituq Joe Talirunili 1899 1976 Davidialuk Alasua Amittu 1910 1976 Josie Pamiutu Puppy Papialuk 1918 1996 Siehe auch BearbeitenInuit KulturLiteratur BearbeitenMaria Bouchard An Inuit Perspective Baker Lake Sculpture 2000 ISBN 0 9687071 0 6 Lorraine E Brandson Carved from the Land Churchill MB 1994 ISBN 0 9693266 1 0 Richard C Crandall Inuit Art A History Jefferson NC 2000 ISBN 0 7864 0711 5 Maria von Finckenstein Hrsg Celebrating Inuit Art 1948 1970 Hull Gatineau 1999 ISBN 1 55263 104 4 Maria von Finckenstein Hrsg Nuvisavik The place where we weave Hull Gatineau 2002 ISBN 0 7735 2335 9 Carol Finley Art of the Far North Inuit Sculpture Drawing and Printmaking Minneapolis 1998 ISBN 0 8225 2075 3 Susan Gustavison Arctic Expressions Inuit Art and the Canadian Eskimo Arts Council Kleinburg ON 1994 ISBN 0 7778 2657 7 Susan Gustavison Hrsg Northern Rock Contemporary Inuit Stone Sculpture Kleinburg ON 1999 ISBN 0 7778 8564 6 Ingo Hessel Inuit Art New York 1998 ISBN 0 8109 3476 0 Gerhard Hoffmann Hrsg Im Schatten der Sonne Zeitgenossische Kunst der Indianer amp Eskimos in Kanada Stuttgart 1988 ISBN 3 89322 014 3 Alma Houston Hrsg Inuit Art An Anthology Winnipeg MB 1988 ISBN 0 920486 21 5 pa amp ISBN 0 920486 22 3 bd Odette Leroux Marion E Jackson amp Minnie Audla Freeman Hrsg Inuit Women Artists Vancouver 1994 ISBN 1 55054 131 5 Derek Norton Nigel Reading amp Terry Ryan Cape Dorset Sculpture Vancouver amp Seattle 2005 ISBN 0 295 98478 3 Jill Oakes amp Rick Riewe Die Kunst der Inuit Frauen Stolze Stiefel Schatze aus Fell Munchen 1996 ISBN 3 89405 352 6 George Swinton Sculpture of the Inuit Revised and Updated 3 Edition Toronto 1999 ISBN 0 7710 8366 1 Ansgar Walk Kenojuak Lebensgeschichte einer bedeutenden Inuit Kunstlerin Bielefeld 2003 ISBN 3 934872 51 4Weblinks Bearbeiten nbsp Wiktionary Inuit Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen nbsp Commons Inuit Kunst Album mit Bildern Videos und Audiodateien Galerie CreARTion Kunst aus der Arktis Memento vom 8 September 2019 im Internet Archive deutsch Canadian Arctic Gallery Auf kanadische Inuit Kunst spezialisierte Galerie deutsch englisch Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Inuit Kunst amp oldid 233412713