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Der Herrenstand tschechisch Pansky stav war ein Teil der bohmischen Standeordnung Wegen seiner staatsrechtlichen Stellung unterschied sich der Herrenstand vom ubrigen titulierten Adel im Heiligen Romischen Reichs Diese Adligen wurden zunachst als satrape nobiles primates und im 14 Jahrhundert als barones bezeichnet 1 Sitzung des Bohmischen Landtags im Jahre 1564 unter dem Landesherrn Maximilian II Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Einfluss der Magnaten unter den Premysliden 3 Entwicklungen 4 Neuzeit 5 Banner 6 Bedeutung 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenIn schriftlichen Quellen des 9 und 10 Jahrhunderts erscheint in Bohmen und Mahren eine Gruppe vermogender Personen welche die moderne Geschichtswissenschaft als Magnatenaristokratie bezeichnet hat 2 Die vornehmste Sippe stellte den Fursten der Rucksicht auf die Anfuhrer anderer edler Sippen nehmen musste und damit nicht ganz autonom herrschen konnte 3 Diese Gesellschaftsschicht ubertraf besitzmassig die ubrigen Bewohner des Landes Ihre exklusive Stellung versuchte sie in der Regel durch das Verbot von Heiraten mit niedriger gestellten Personen zu bewahren Mit der Zeit gelang es einem Teil dieser Magnaten sowie anderen fahigen Personen wichtige Posten im bewaffneten Gefolge des Landesherrn oder in der Verwaltung der landesfurstlichen Burgen einzunehmen 2 Aus dem Umfeld des Landesherrn aus der Dynastie der Premysliden zu denen diese Gefolgschaftsaristokratie in einem zuweilen auch erblichen Dienstverhaltnis stand bildete sich seit dem 11 Jahrhundert mit seinem Einverstandnis aus wenigen Individuen der Adel heraus dessen Aufstieg zunachst mit dem Militardienst fur den Landesherrn verbunden war 2 Ab der Wende vom 11 zum 12 Jahrhundert verlieh der Landesherr seinen Gefolgsleuten ausserdem fur ihre Tatigkeit in der Hof und Landesverwaltung und fur Kriegsdienste auch Grundbesitz den er ihnen zur personlichen Nutzung uberliess Zu den moralischen Anforderungen eines Adeligen des Fruhmittelalters gehorte die Treue gegenuber dem Landesherrn die Nutzlichkeit des Dienstes Tapferkeit und Mut Die Herkunft von adeligen Eltern musste noch nicht unbedingt ein vorrangiges Merkmal eines Adeligen sein Mehr als die vornehme Herkunft trugen personlicher Reichtum und Macht zur Distinktion von den ubrigen Bevolkerungsgruppen bei Ohne grossere Schwierigkeiten konnten auch vermogende Manner die auf keine altehrwurdigen Ahnenreihen zuruckblicken konnten in den Adelsrang aufsteigen Diese einflussreichen und wohlhabenden Manner in den Diensten des Landesherrn umgaben sich mit kleinen Gefolgschaften mittelloser Personen die ihnen zur Durchsetzung ihrer Macht und Vermogensinteressen in Gebieten helfen sollten die ihnen der Landesherr fur treue Dienste als Einflusssphare zugewiesen hatte In spaterer Zeit wuchs gerade aus dieser weniger einflussreichen und weniger vermogenden Schicht der kunftige Niedere Adel 2 Einfluss der Magnaten unter den Premysliden BearbeitenObwohl ab der Mitte des 11 Jahrhunderts in der Premyslidendynastie eine Erbfolgeordnung galt sind in der Umbruchszeit des 11 und 12 Jahrhunderts sich wiederholende Kampfe um den Prager Furstenthron zu beobachten Die Schlusselrolle spielte dabei die relativ kleine Gruppe bohmischer Magnaten die uber das Wahlrecht verfugte Der Kreis der moglichen Kandidaten fur den Furstenthron war jedoch auf Angehorige der Premyslidendynastie beschrankt wobei die Wahlen oft nur den Charakter einer Akklamation hatten Die wiederholten Wahlen und Entthronungen standen im Zusammenhang mit dem Machtkampf innerhalb der Premyslidendynastie der furstlichen Gefolgschaften der einzelnen Kandidaten und einzelner bohmischer Magnatengruppen 4 Am Beginn der Entwicklung des Adels stand die premyslidische Gefolgschaft tschechisch druzina deren fuhrende Mitglieder ab dem 10 Jahrhundert furstliche Beamte wurden und einen Teil der staatlichen Einnahmen erhielten Diese Grossen Magnaten velmozi wie sie von einem Teil der gegenwartigen tschechischen Geschichtswissenschaft genannt werden verfugten uber praktisch keinen politischen Einfluss Ihre Rolle habe sich vielmehr auf Ausserungen der Zustimmung zur Politik des Herrschers beschrankt 5 Die sogenannten Grossen hatten ursprunglich keinen eigenen freien Grundbesitz gehabt da sich alles Land im Obereigentum des Fursten befunden habe Allenfalls besassen sie kleinere Hofe mit einer familia aus Sklaven oder Unfreien Ab dem spaten 12 Jahrhundert sollen diese Grossen oder Benefiziarier sich an der faktischen Privatisierung des Staates beteiligt und den Boden des Herrschers usurpiert haben der die Ausstattung ihrer Benefizien bildete So entwickelten sie sich nach und nach zu grossen Grundeigentumern 5 Entwicklungen BearbeitenErst die Erblichkeit der Eigentumsverhaltnisse und die Zugehorigkeit zum Umfeld des Herrschers erlauben es die bohmische und mahrische Elite des 10 bis 13 Jahrhunderts als Erbadel zu klassifizieren Im 13 Jahrhundert kam es zu einer grosseren Territorialisierung des Adels was nicht nur mit einer Umstrukturierung der Besitzverhaltnisse innerhalb des Landes sondern auch mit einer Ubernahme der Standards der Ritterkultur vor allem in der Form privater Residenzen Burgen verbunden war 6 Die starke Institutionalisierung der adeligen Mitherrschaft im Lande wurde durch die chaotischen Verhaltnisse nach dem Tode des Konigs Premysl Otakars II 1278 erleichtert da der Adel zum ersten Mal als politischer Faktor hervortrat Seine Befriedungs und staatserhaltenden Bemuhungen hatten jedoch unmittelbar eine weitere wesentliche Einschrankung der Herrschergewalt in Form der Beherrschung des Landesgerichtes und der Durchsetzung der Landtafeln als ewige Garantien fur das freie Eigentum des Adels zur Folge Die neuen Institutionen sicherten im Verein mit dem wachsenden politischen Einfluss des Adels bei den Landtagen der fruher nur informellen Landesgemeinde das unifizierende Skelett fur das Landrecht 7 Das faktische machtpolitische Gewicht des Adels zeigte sich nachhaltig nach dem Aussterben der Pfemysliden im Jahre 1306 Die Fuhrer der Landesgemeinde setzten nicht nur eine echte Wahl des Konigs sondern auch ihre eigenen Forderungen in Form der Wahlkapitulationen durch 8 In seinen Wahlkapitularien musste Konig Johann dem einheimischen Adel 1311 zugestehen dass Amter nur mit Bohmen und Mahrern besetzt werden durften Darin druckten sich der Machtgewinn des Adels und die Herausbildung eines bohmischen Nationalgefuhls aus Im letzten Drittel des 13 Jahrhunderts konnte jeder Adelige der im Land ein Allodialgut besass und dessen Besitz vor dem Landgericht durch die Eintragung in die Landtafeln diese offentlichen beim Landgericht gefuhrten Bucher entstanden nach 1260 nachzuweisen vermochte zu einem vollberechtigten Mitglied der adeligen Landesgemeinde werden Im Gegensatz dazu unterlagen Adelige die auf lehensrechtlicher Basis ein Gut besassen und nutzten nicht dem Landgericht 9 Mit der Thronbesteigung Johanns von Luxemburg in Bohmen sind die so genannten Inauguraldiplome das heisst zu Gunsten der bohmischen und mahrischen Adeligen erlassene Privilegien verbunden Die ursprungliche Version des Privilegiums formulierten wahrscheinlich die Adeligen im Laufe des Landtages im Dezember 1310 in Prag 10 Im Lauf des 14 und 15 Jahrhunderts grenzte sich der Adel von der ubrigen Bevolkerung zunehmend scharfer ab Damit naherte er sich in steigendem Masse jenem Ganzen an das oben beschrieben ist Die edle Geburt also die Herkunft von adeligen Eltern und Voreltern wurde immer starker zum entscheidenden Ausweis adeliger Existenz 11 Obwohl die Angehorigen des Niederen Adels versuchten in den Herrenstand einzudringen schloss sich dieser spatestens nach der hussitischen Revolution definitiv ab Ganz abgeschlossen konnte er allerdings nicht sein aus demographischen und politischen Grunden nahm der Herrenstand immer neue Personen und damit Familien auf 12 siehe Entstehung der LandstandeErste Anlasse zu einer rechtlich kodifizierten inneren Gliederung des Adels in einen hoheren Herren und einen niederen Ritter Stand stellten die Macht und Religionskampfe der Zeit nach den Hussitenkriegen dar Bei der Besetzung der Stellen im erneuerten Landesgericht trat erstmals 1435 unter den Beisitzern der weniger vornehme Kriegeradel auf Wahrend des langwierigen Konfliktes begannen sich die beiden Schichten der Adeligen die sich voneinander im Hinblick auf die vornehme Herkunft das Vermogen und den politischen Einfluss im Land unterschieden abzuschliessen und zwischen sich fur lange Zeit fast unuberwindbare rechtliche und politische Barrieren zu errichten 13 Es ist kennzeichnend fur den Hochadel des 15 Jahrhunderts dass zur Neuaufnahme in den Herrenstand Reichtum und Macht nicht genugten Adelige die eine Aufnahme anstrebten suchten meist nachzuweisen dass schon ihre Vorfahren zu diesem Stand gehort hatten So berief sich z B Benes von Veitmil Weitmuhl darauf dass Karl IV schon bei dessen Vorfahren Benesch von Weitmuhl fur gewohnlich einen Herrentitel benutzte Andere Kandidaten beriefen sich auf ihr Wappen das mit dem Wappen einer Herrenfamilie gleich oder ihm ahnlich sei In einigen Fallen schreckten die Adeligen auch vor Urkundenfalschungen nicht zuruck um den Herrenrang ihrer Vorfahren zu beweisen Die Stosch von Kaunitz Stosove z Kounic z B liessen sogar ein Epos verfassen das in seiner Form der sogenannten Dalimil Chronik ahnelte Damit wollten sie beweisen dass ihre Vorfahren im 12 Jahrhundert namhafte Grosse gewesen seien 14 Damit wird belegt dass damals der edle Ursprung beim Herrenstand als das bedeutendste Kriterium galt Zudem ist bezeichnend dass einige reiche und machtige Ritterfamilien in Bohmen beispielsweise die Trcka von Lipa Trckove z Lipy in Mahren die Ritter von Ojnic zu dieser Zeit nicht einmal versuchten in den Herrenstand aufzusteigen 14 Dem Hoheren Adel gelang es wahrend der Hussitenkriege die Macht des Landesherrn zu beschranken und den Boden fur die kunftige Standemonarchie zu bereiten Der Hohere Adel bemachtigte sich eines grossen Teils des Kirchenguts der Kleriker und des Kronguts des bohmischen Konigs Zum Niederen Adel zahlten zu Beginn der Hussitenkriege in Bohmen und Mahren etwa 3000 Geschlechter unter denen jedoch deutliche Unterschiede in Hinblick auf Besitz militarische Starke sowie auf die Moglichkeiten zur Durchsetzung ihres Einflusses herrschten Der Kriegsdienst brachte vielen niedrigeren Adeligen wahrend der Hussitenzeit einen Zuwachs an Grundbesitz 15 Noch vor dem Ende des 15 Jahrhunderts setzen die hoheren Adeligen durch dass in den Sitzungen des Landtags die endgultige Entscheidung daruber wem auf Empfehlung und nach einer grundsatzlichen Zustimmung des Konigs der Aufstieg in den Herrenstand erlaubt sein sollte nun bei ihnen lag In den Jahren 1479 1480 legten die mahrischen Herren die Regeln des Aufstiegs von Niederen Adeligen in ihren Stand fest Die Regelung dieser Angelegenheit oblag den Vertretern von 15 alten und acht jungeren mahrischen Herrenstandsgeschlechtern deren Namen im Tobischauer Rechtsbuch Tovacovska kniha 16 erfasst wurden das eine Zusammenstellung des traditionellen Landrechts in der Markgrafschaft Mahren darstellte 13 Neuzeit Bearbeiten1497 beschlossen die bohmischen Herren uber die Aufnahme neuer Mitglieder in den Herrenstand stets auf dem Landtag abzustimmen Ein neuer Herr musste die vornehme Herkunft seines Geschlechtes nachweisen und die Landrichter ersuchen Aufzeichnungen seines freien Besitzes zu den Landtafeln zu nehmen 17 Diese Anforderungen wurden im Jahre 1500 in der Wladislawschen Landesordnung rechtlich verankert in der daruber hinaus 47 Herrengeschlechter namentlich genannt wurden denen die hochsten Amter im Lande vorbehalten sein sollten 17 Zugleich wurde eine Rangfolge bestimmt 18 Der fuhrende Platz gleich hinter dem Konig gehorte im Konigreich Bohmen dem Regenten des Witigonischen Familienzweig der Herren von Rosenberg 17 Allerdings hatte sich Ulrich II von Rosenberg diesen Status nebst Landereien durch Urkundenfalschung und falschen Eintrag in der Landtafel verschafft 19 In dieser altesten bohmischen Herrenstandsordnung vom 18 Marz 1500 wurde festgelegt dass niemand in den Herrenstand aufzunehmen sei der nicht den Ritterstand seiner Familie uber vier Generationen nachweisen konnte Daneben musste nicht nur der Konig sondern zusatzlich auch die alten Herrenstandsfamilien selbst einer moglichen Aufnahme zustimmen Zu diesem Zeitpunkt gab es nur 30 solcher alten Herrenstandsfamilien in Bohmen 18 die im Bohmischen Landtag die Geschicke des Landes lenkten Fur die bohmischen Lander war die Zeit um 1515 vor allem durch die Abwesenheit des Herrschers gepragt Konig Vladislav II besuchte diese und Prag wahrend seiner Herrschaft in Buda Ofen nur selten Daher sank der Einfluss des bohmischen Adels am Hof wahrend sein Einfluss in den Landesinstitutionen und in der Regierung des Landes deutlich starker wurde Im Jahr 1502 teilten die Herren die Landesamter untereinander auf ohne dass der Herrscher in die Wahl eingreifen konnte Erst nach ihrer Absprache baten sie ihn um Zustimmung Der Adel handelte eigenmachtig In den Diarii des Marin Sanudo aus dem Jahr 1512 wird erwahnt dass im Land nicht der Konig sondern der Konigliche Rat herrsche Da die Kompetenzen des Koniglichen Rats nicht deutlich abgegrenzt wurden gewann er bei Abwesenheit des Konigs an Macht 20 Der energisch auftretende Konig Ferdinand I reg 1526 1564 drangte die Aristokratie in die Defensive Ihr bis dahin eher isolationistisches Verhalten gegenuber Standesgenossen aus Nachbarlandern begann in dieser Zeit aufzuweichen etwa durch die allmahliche Offnung des Heiratsmarkts oder die zunehmenden Kontakte an den habsburgischen Hofen 21 Trotz der Reformversuche Ferdinands I die zur Machtbeschrankung des Adels auf die Regierung und die Landesverwaltung fuhrten wuchs nach wie vor dessen Position im Rahmen der Stande die sich an der Verwaltung des Landes beteiligten Die Herren erlitten nach dem Standeaufstand von 1547 nicht so hohe politische und okonomische Verluste wie die Stadte deren Position radikal verfiel 20 Manche der bohmischen Geschlechter profitierten von diesen Umwalzungen sie wurden gegraft oder gefurstet nutzten den Ausverkauf der Rebellenguter verschwagerten sich mit dem auslandischen Adel ubernahmen wichtige Posten am Wiener Hof und dominierten weiterhin die Bohmischen Landesamter 22 Heinrich IV von Plauen den der Konig zugleich in den Geheimen Hofrat berief gelangte an die Spitze der Bohmischen Hofkanzlei Dies fuhrte zu einem Rangstreit mit Wilhelm von Rosenberg der die festgelegte Vorrangstellung der Rosenberger in Gefahr sah 23 Die Verbindung des hochsten Amtes in der koniglichen bohmischen Kanzlei mit der Mitgliedschaft im Geheimen Rat wurde auch spater beibehalten als Joachim von Neuhaus 1554 und nach ihm Vratislav von Pernstein 1566 das Amt des bohmischen Oberstkanzlers ubernahmen 24 ebenso wie Zdenek Vojtech Popel von Lobkowitz 1599 und Wilhelm Slavata 1628 25 Besonders die Stellung des Hochadels blieb ausserordentlich einflussreich Die neue Aristokratie die aus den Umgruppierungen in und nach den 1620er Jahren hervorging behauptete die wirtschaftliche und soziale Starke der alten bohmischen Fuhrungsschicht Sie war im 17 und 18 Jahrhundert eine der glanzendsten hochadligen Eliten Europas 22 Die politischen Veranderungen nach der Schlacht am Weissen Berg 1620 ermoglichten es dem Konig die Einflussnahme der alten Geschlechter abzuschwachen Mit der Verneuerten Landesordnung vom 10 Mai 1627 26 wurde zugleich eine neue Standepyramide in Bohmen geschaffen An der Spitze stand die hohe Geistlichkeit der Erzbischof von Prag die ubrigen Bischofe usw Es folgte der Herrenstand der neben den Freiherren und Grafen nun auch die Herzoge und Fursten einschloss dann der Ritterstand mit Landbesitz und schliesslich die Koniglichen Stadte Zur Aufnahme in den Herrenstand genugte jetzt die Verleihung eines Freiherren Grafen oder Furstentitels durch den Konig von Bohmen oder das Inkolat an eine entsprechende auslandische Familie Das Mitspracherecht der bisherigen Herrenstandsfamilien war entfallen Wahrend bis dahin die Stande uber die Aufnahme von Mitgliedern in ihren Reihen entschieden hatten nahm jetzt der Landesherr die Inkolatserteilung uber die Bohmische Hofkanzlei vor und entzog sie der Kompetenz der Landtage Hierdurch stand grundsatzlich der Weg offen die bohmischen Stande mit konigstreuen Auslandern zu durchsetzen Ebenso machte er Standeserhebungen und erhohungen zu einem koniglichen Regal Dies waren zwar empfindliche Eingriffe in die standische Autonomie die jedoch abgesehen von einer momentanen quantitativen Umstrukturierung nach der Schlacht am Weissen Berg nur den gesellschaftlichen Einflussen der Zeit entsprechende Anderungen in der qualitativen Zusammensetzung der bohmischen Adelsnation herbeifuhrten 27 Ein betrachtlicher Teil des neuen bohmischen und mahrischen Adels nach der Schlacht auf dem Weissen Berg stammte aus Deutschland Italien Frankreich und Spanien ein geringerer Teil aus Polen oder Ungarn Spater kamen vereinzelt irische und schottische Familien sowie judischer Adel hinzu 28 Infolge des multinationalen Charakters war spatestens jetzt der Adel aus den bohmischen Landern kein soziales Gebilde sondern eine amorphe Konstruktion mit heterogenen Inhalten und unklaren Grenzen 29 Artikel Aa 7 der VLO besagte dass sich der Herrenstand aus Fursten Grafen und Herren zusammensetzt Zudem wurde den Hohertitulierten der Vorrang eingeraumt Da die Herren in den Quellen jetzt als Freiherren bezeichnet in die unterste Gruppe innerhalb des Herrenstandes absanken wurde nun der bisher nicht ubliche bohmische Grafenstand popular Ein bohmischer Furstentitel wurde nicht verliehen Die in Bohmen ansassigen Fursten gehorten dem Reichsfurstenstand an 30 Gleich zu Beginn der Herrschaft der Habsburger 1526 hatte sich der Schwerpunkt der regionalen politischen Macht in den Adelsdominien konzentriert Ausserhalb von diesen standen die koniglichen Stadte und die sich allmahlich vergrossernde Kammerherrschaft Auf diese Basis ging dann die entscheidende Stellung der reichsten Grossgrundbesitzer zuruck der Angehorigen des Herrenstandes und einiger weniger Ritter in Bohmen und in Mahren der Fursten in Schlesien und der Freiherren in der Ober und Niederlausitz und auch auf hoheren Ebenen des politischen Systems 31 An der Wende vom 16 zum 17 Jahrhundert begann sich der Herrenstand zunehmend gegenuber neureichen Rittern einigen fahigen Landesbeamten aus den Reihen der Niederen Adeligen und schliesslich auch fur Auslander die Grundbesitz in Bohmen und Mahren erworben hatten zu offnen Die neu aufgenommenen Herren nahmen die Stellen langsam aussterbender altehrwurdiger Geschlechter ein Die letzten mannlichen Vertreter aussterbender Geschlechter bemuhten sich um die Verherrlichung ihrer Vorfahren und deren Platz in der Geschichte des Landes Davon zeugt nicht nur ihr ausgepragter Hang zum Historizismus sondern auch der Bedarf an prunkvollen Mitteln zur Reprasentation ihrer Geschlechter 32 Wer nur dem Ritterstand angehorte erhielt zunachst die Aufnahme in den Bohmischen Freiherrenstand Erst drei Generationen spater erfolgte die Verleihung des Alten Herrenstandes oder auch der Titel Alter bohmischer Freiherr Von dieser Wartefrist befreit waren jene Familien die bereits zuvor zumindest eine Stammlinie den Freiherren oder Grafenstand nachweisen konnten Die besondere Stellung des bohmischen Herrenstandes endete mit der Auflosung der Standeordnung und mit der Landesverfassung fur das Konigreich Bohmen von 1849 33 34 Allerdings sahen sich ehemalige Mitglieder noch bis 1918 als Bewahrer und Huter der Rechte des Landes Bohmen Banner Bearbeiten nbsp Wappen des Konigreichs BohmenBezuglich der ausserlichen Zeremonial und Ehrenrechte fuhrte der Bohmische Herrenstand als gemeinsames Symbolzeichen ein eigenes Banner das bei der Kronung bohmischer Konige und den damit verbundenen Feierlichkeiten vom Oberst Erbpanier des Herrenstandes Negwyssj korauhewnik stawu panskeho zu Fuss oder zu Pferde dem Konig vorangetragen wurde und bei Erbhuldigungen und Belehnungen an der rechten Seite des Thrones postiert war Es zeigt an weiss rot quergestreifter Stange mit vergoldeter Bronzespitze mit dem jeweils eingravierten Namenszug des Konigs und der Jahreszahl der Kronung zu welchem Anlass die Spitze daher stets neu angefertigt werden musste auf geschlitztem in zwei ungleiche Wimpel auslaufendem von breiter Golddrahtstickerei und goldenen Fransen eingefassten rot seidenen Fahnenblatt auf der einen Seite die bunt gestickte Gestalt des Landesheiligen Wenzel mit Furstenkrone und Heiligenschein in der Rechten eine Lanze mit der Adlerfahne senkrecht haltend die Linke auf einen ovalen unten eingebogenen Schild mit demselben schwarzen Wenzelsadler gestutzt auf der anderen den grossen Wappenschild von Bohmen unter der Wenzelskrone flankiert von den Wappen Mahrens und Schlesiens 35 Bedeutung BearbeitenBis in die ersten Jahrzehnte des 17 Jahrhunderts durften neun der dreizehn hochsten Staatsamter im Konigreich Bohmen nur mit Mitgliedern des Herrenstandes besetzt werden Dazu gehorte das Amt des Oberstburggrafen von Prag des Oberstlandhofmeisters oder des Oberstlandmarschalls Der Betreffende gehorte dem Landtag an unterstand einer privilegierten Gerichtsbarkeit genoss personliche Steuerfreiheit und anderes Diese Elite im Konigreich Bohmen erhielt eine staatsrechtliche Stellung die weit uber der des vergleichbaren Adels in anderen Landern lag Letztmals ist unter Leopold I die Zugehorigkeit zum bohmischen alten Herrenstand als verfassungsgemasse Voraussetzung zur Erlangung der neun obersten Landesamter im Konigreich Bohmen im K K Hofdekret vom 12 August 1791 anerkannt worden 36 Die neue Aristokratie die aus den Umgruppierungen in und nach den 1620er Jahren hervorging behauptete die wirtschaftliche und soziale Starke der alten bohmischen Fuhrungsschicht Sie war im 17 und 18 Jahrhundert eine der glanzendsten hochadligen Eliten Europas 37 Der Grossgrundbesitz des Adels blieb ein massgebender Faktor der gesellschaftlichen Ordnung Bohmens bis zur Mitte des 19 Jahrhunderts Vor allem die Stellung der Hochadels blieb ausserordentlich einflussreich 37 Literatur BearbeitenRoman Frhr von Prochazka Genealogisches Handbuch erloschener bohmischer Herrenstandsfamilien Munchen 1973 S 15 19 Roman von Prochazka Die staatsrechtliche Stellung und kulturpolitische Bedeutung des historischen bohmischen Herrenstandes In Bohemia Band 22 Nr 1 1981 S 112 122 Vaclav Buzek Bohmen Entstehung und Entwicklung des Adels in den bohmischen Landern seit dem Mittelalter bis zur Mitte des 17 Jahrhunderts In Residenzforschung Herausgegeben von der Residenzen Kommission der Akademie der Wissenschaften zu Gottingen Band 15 IV Teilband 1 herausgegeben von Werner Paravicini bearbeitet von Jan Hirschbiegel Anna Paulina Orlowska und Jorg Wettlaufe ISBN 978 3 7995 4525 9 S 41 48 Vaclav Buzek Jan Libor Grubhoffer Wandlungen des Adels in den bohmischen Landern In Bohemia Band 54 Nr 2 2014 Vaclav Buzek Pavel Kral Zdenek Vybiral Der Adel in den bohmischen Landern 1526 1740 Stand und Tendenzen In Anzeiger der Philosophisch historischen Klasse 137 Jg 1 Halbband 2002 S 55 98 ISBN 978 3 7001 3192 2 Publikation der Osterreichischen Akademie der Wissenschaften Vaclav Buzek Wege des Adels aus den bohmischen Landern zu den habsburgischen Hofen im 16 und zu Beginn des 17 Jahrhundert In Istvan Fazekas Anna Fundarkova Hrsg Institut fur Ungarische Geschichtsforschung in Wien Die weltliche und kirchliche Elite aus dem Konigreich Bohmen und Konigreich Ungarn am Wiener Kaiserhof im 16 17 jahrhundert Wien 2013 ISBN 978 615 5389 08 5 S 15 36 Karl Josef Demuth Geschichte der Landtafel im Markgrafthume Mahren Brunn 1857 August von Doerr Der Adel der bohmischen Kronlander ein Verzeichnis derjenigen Wappenbriefe und Adelsdiplome welche in den bohmischen Saalbuchern des Adelsarchives im K K Ministerium des Innern in Wien eingetragen sind Prag Rivnac 1900 PDF Frantisek Graus Adel Land und Herrscher in Bohmen vom 10 bis 13 Jahrhundert In Nachrichten der Giessener Hochschulgesellschaft 35 1966 S 131 153 Eila Hassenpflug Die bohmische Adelsnation als Reprasentantin des Konigreichs Bohmen von der Inkraftsetzung der Verneuerten Landesordnung bis zum Regierungsantritt Maria Theresias In Bohemia Band 15 Nr 1 1974 Eila Hassenpflug Elzholz Bohmen und die bohmischen Stande in der Zeit des beginnenden Zentralismus Oldenbourg Wien 1982 August von Doerr Der Adel der bohmischen Kronlander ein Verzeichnis derjenigen Wappenbriefe und Adelsdiplome welche in den bohmischen Saalbuchern des Adelsarchives im K K Ministerium des Innern in Wien eingetragen sind Rivnac Prag 1900 Adalbert Kral von Dobra Voda Der Adel von Bohmen Mahren und Schlesien Prag 1904 Frantisek Smahel Das bohmische Standewesen im hussitischen Zeitalter Machtfrage Glaubensspaltung und strukturelle Umwandlungen In Schriften des Historischen Kollegs Kolloquien Band 16 Die Anfange der standischen Vertretungen in Preussen und seinen Nachbarlandern Herausgegeben von Hartmut Boockmann unter Mitarbeit von Elisabeth Muller Luckner Oldenbourg Munchen 1992 S 219 246 Dalibor Janis Stande versus Herrscher Widerstandsrecht und Landrechte in den bohmischen Landern In Opera Historica 2010 Band 14 Nr 1 Ein Bruderzwist im Hause Habsburg 1608 1611 2010 Frantisek Vlasak Der altbohmische Adel und seine Nachkommenschaft nach dem dreissigjahrigen Kriege Verlag der Buchhandlung von Bedrich Styblo Prag 1866 Rudolf Johann von Meraviglia Crivelli Der Bohmische Adel Nurnberg 1866 Ivan Hlavacek Politische Integration der Bohmischen Krone unter den Luxemburgern Zum Andenken an Ferdinand Seibt In Vortrage und Forschungen Fragen der politischen Integration im mittelalterlichen Europa Band 63 2005 Jaroslav Panek Der Adel in der bohmisch mahrischen Gesellschaft und Kultur der fruhen Neuzeit In Opera Historica 1992 Band 2 Heft 1 Spojujici a rozdelujici na hranici Verbindendes und Trennendes an der Grenze Anton Schimon Der Adel von Bohmen Mahren und Schlesien ein alphabetisch geordnetes Verzeichniss Bohmisch Leipa 1859 Alternativprasentation bei Google Buchsuche Winfried Eberhard Konfessionsbildung und Stande in Bohmen 1478 1530 Veroffentlichungen des Collegium Carolinum Band 38 Oldenbourg Munchen u a 1981 ISBN 3 486 49531 3 Digitalisat bereitgestellt von Bayerischer Staatsbibliothek Winfried Eberhard Monarchie und Widerstand Zur standischen Oppositionsbildung im Herrschaftssystem Ferdinands I in Bohmen Veroffentlichungen des Collegium Carolinum Band 54 Oldenbourg Munchen 1985 ISBN 3 486 51881 X Zugleich Bochum Universitat Habilitations Schrift 1982 Digitalisat bereitgestellt von Bayerischer Staatsbibliothek Jaroslav Meznik Der bohmische und mahrische Adel im 14 und 15 Jahrhundert In Bohemia Band 28 Nr 1 1987 S 69 91 Marcin R Pauk Der bohmische Adel im 13 Jahrhundert Zwischen Herrschaftsbildung und Gemeinschaftsgefuhl In Ivan Hlavacek Alexander Patschowsky Hrsg Vortrage und Forschungen Bohmen und seine Nachbarn in der Premyslidenzeit Vortrage und Forschungen des Konstanzer Arbeitskreises Band 74 Ostfildern 2011 ISBN 978 3 7995 6874 6 S 247 287 Petr Mat a Wandlungen des bohmischen Adels im 17 Jahrhundert und der Aufstieg des Hauses Sachsen Lauenburg in Bohmen Kontinuitat und Diskontinuitat im bohmischen Adel In Michael Wenger Annemarie Roder Hrsg Barockes Erbe Markgrafin Sibylla Augusta von Baden Baden und ihre bohmische Heimat Stuttgart 2010 Buchauszug S 4 27 bereitgestellt durch Osterreichische Akademie der Wissenschaften Petr Mat a Der Adel aus den bohmischen Landern am Kaiserhof 1620 1740 Versuch eine falsche Frage richtig zu losen In Opera Historica 2003 10 1 S 191 233 Petr Mat a Svet ceske aristokracie 1500 1700 Prag 2004 Petr Mat a Aristokratisches Prestige und der bohmische Adel 1500 1700 In Fruhneuzeit Info 10 1999 43 52 Karl Richter Adel und Herrschaft im mittelalterlichen Bohmen in der Darstellung der tschechischen Historiographie In Bohemia Band 9 Nr 1 1968 S 307 322 Till Janzer Zeit des Niedergangs der bohmische Adel im 20 Jahrhundert Radio Praha International vom 27 Dezember 2008 Frantisek Vlasak Der altbohmische Adel und seine Nachkommenschaft nach dem dreissigjahrigen Kriege Prag 1866 Digitalisat Thomas Winkelbauer Ein neues Standardwerk zur Geschichte der bohmischen Aristokratie im 16 und 17 Jahrhundert In Gudrun Gersmann und Michael Kaiser Hrsg Selbstverstandnis Selbstdarstellung Selbstbehauptung Der Adel in der Vormoderne zeitenblicke 4 2005 Nr 2Weblinks BearbeitenHerrenstandsordnung vom Jahre 1501Einzelnachweise Bearbeiten Frantisek Graus S 136 a b c d Vaclav Buzek S 41 Karl Richter S 313 nach Josef Pekar Dejiny ceskoslovenske deutsch Tschechoslowakische Geschichte fur die hochsten Klassen der Mittelschulen S 71 Dalibor Janis S 278 a b Buzek Jan Grubhoffer Wandlungen des Adels S 273 Buzek Jan Grubhoffer Wandlungen des Adels S 281 Frantisek Smahel S 220 Frantisek Smahel S 221 Vaclav Buzek Bohmen Entstehung und Entwicklung des Adels S 42 Dalibor Janis S 285 Jaroslav Merznik S 73 Jaroslav Meznik S 78 a b Vaclav Buzek Bohmen Entstehung und Entwicklung des Adels S 43 In Residenzforschung a b Jaroslav Meznik S 79 Vaclav Buzek Bohmen Entstehung und Entwicklung des Adels S 43 Kniha Tovacovska aneb Pana Ctibora z Cimburka a z Tovacova zemskeho hejtmana markrabstvi Moravskeho Edition Karl Josef Demuth Brunn 1858 a b c Buzek Jan Grubhoffer Wandlungen des Adels S 290 a b Roman von Prochazka Bohemia S 112 113 Vaclav Buzek A ROSENBERG in Hofe und Residenzen im spatmittelalterlichen Reich Grafen und Herren Residenzforschung Band 15 IV Teilband 2 hrsg von Werner Paravicini S 1226 1232 a b Antonin Kalous Der Adel 1490 Der Adel 1515 Der Adel 1530 In Wiener Kongress 1515 Zentraleuropa zwischen Jagiellonen und Habsburgern Petr Mat a Wandlungen des bohmischen Adels im 17 Jahrhundert S 6 a b Petr Mat a Wandlungen des bohmischen Adels im 17 Jahrhundert S 8 Thomas Winkelbauer Ein neues Standardwerk zur Geschichte der bohmischen Aristokratie im 16 und 17 Jahrhundert In Gudrun Gersmann und Michael Kaiser Hrsg Selbstverstandnis Selbstdarstellung Selbstbehauptung Der Adel in der Vormoderne zeitenblicke 4 2005 Nr 2 Vaclav Buzek Wege des Adels S 16 Susanne Gmoser Bearb Chronologische Liste der Reichshofrate nach Oswald von Gschliesser Wien Juni 2014 pdf reichshofratsakten de Der Rom Kai auch zu Hung und Bohaimb et c Konigl Maj Ferdinandi dess Andern et c Vernewerte Landes Ordnung Deroselben Erb Konigreichs Bohaimb Wien 1627 Digitalisat Eila Hassenpflug S 77 Petr Masek Schlossbibliotheken in Bohmen Mahren und Schlesien In Bernhard Fabian Hrsg Handbuch der historischen Buchbestande in Deutschland Petr Mat a Der Adel aus den bohmischen Landern am Kaiserhof 1620 1740 S 195 Eila Hassenpflug S 77 78 Jaroslav Panek S 56 Vaclav Buzek Bohmen Entstehung und Entwicklung des Adels S 46 In Residenzforschung Landesverfassung fur das Konigreich Bohmen vom 30 Dezember 1849 Landesverfassung fur das Konigreich Bohmen vom 30 Dezember 1849 siehe 11 Roman von Prochazka S 117 Roman von Prochazka S 116 a b Petr Mat a Wandlungen des bohmischen Adels Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Herrenstand Bohmen amp oldid 237666170