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Die Landesamter im Konigreich Bohmen gingen aus den Hofamtern der Krone hervor Ursprunglich besetzten die Konige diese Amter nach eigenem Belieben und die Inhaber hatten dem Monarchen bei der Besorgung seines Haushalts der Verwaltung der koniglichen Guter und der Regierung des Landes zu dienen Als die Macht des Konigtums infolge der hussitischen Revolution verfiel wandelte sich der Charakter dieser Amter sie wurden zu Landesamtern die der Konig nur mehr unter Berucksichtigung der Wunsche der Landstande besetzen konnte Die standischen Amtstrager agierten zunehmend unabhangiger vom Landesherren und die Landesamter wurden zu wichtigen Machtinstrumenten des bohmischen Adels vor allem des bohmischen Hochadels Die einzelnen Amter wurden in der so genannten Vladislavschen Landesordnung von 1500 benannt Dort ist auch verzeichnet welcher der beiden adeligen Stande Anspruch auf die Besetzung hatte Folgende Landesamter existierten im 15 und 16 Jahrhundert Landesamt Hauptaufgabe BesetzungOberstburggraf Verwaltung des Hradschin Mitglied des HerrenstandsBurggraf Hauptmann auf der Burg Karlstejn Mitglied des RitterstandsBurggraf von Glatz koniglicher Beamter bzw Statthalter des Konigs auf der Burg in Glatz haufig Mitglieder des hohen bohmischen Adels 1 Oberstkanzler Leitung der Hofkanzlei Mitglied des HerrenstandsVizekanzler Stellvertreter d Oberstkanzlers Herren oder RitterstandOberstlandkammerer Verwaltung des Kammerguts Bohmische Kammer Mitglied des HerrenstandsUnterkammerer Steuerwesen Mitglied des RitterstandsOberstlandhofmeister Verwaltung des konigl Haushalts Mitglied des HerrenstandsOberstlandrichter Vorsitz beim Landrecht Mitglied des HerrenstandsUnterlandrichter Stellvertreter des Oberstlandrichters Mitglied des RitterstandsOberstlandschreiber Vorsteher der Kanzlei des Landrechts Mitglied des RitterstandsOberstmarschallOberlandeshauptmann Statthalter des bohmischen Konigs in Schlesien bis 1741 Mitglied des FurstenstandesWie es fur das Mittelalter typisch war gab es keine klaren Aufgabenbeschreibungen und Kompetenzabgrenzungen zwischen den Landesamtern Es hing von den jeweiligen Amtsinhabern und der politischen Situation ab wie weit die Macht der einzelnen Amtstrager reichte So hatte Anfang des 16 Jahrhunderts der Oberstburggraf Zdeniek Lev von Rosental eindeutig die fuhrende Position wahrend in der zweiten Halfte des 16 Jahrhunderts der Oberstkanzler das grosste Gewicht hatte Die Inhaber der bohmischen Landesamter waren keine Behordenchefs oder Minister im modernen Sinne Das fur die Erfullung ihrer Aufgaben notwendige Personal mussten sie zum Teil selbst anstellen und besolden Nur die Hofkanzlei verfugte uber festes Personal und war wie eine Behorde organisiert Ebenso wenig bildeten die bohmischen Landesoffiziere wie man die standischen Amtstrager auch nannte ein kollegiales Regierungsorgan Vielmehr agierten sie ziemlich unabhangig voneinander Anderungen durch die Verneuerte Landesordnung BearbeitenAuch nach der Niederlage des bohmischen Standeaufstands im Jahr 1620 blieben die Landesamter in der Verneuerten Landesordnung weiter bestehen Nur wurden sie jetzt vom Konig nach Gutdunken mit seinen Parteigangern besetzt In der Auseinandersetzung mit den Standen fuhrte Konig Ferdinand I zusatzlich rein konigliche Amter bzw Behorden ein auf die nur er selbst Zugriff hatte Es waren dies seit 1527 die Bohmische Kammer mit einem Kammerprasidenten an der Spitze die fur die Finanzen der koniglichen Guter auf dem Gebiet Bohmens und der Lander der Wenzelskrone zustandig war 2 und seit 1547 der Statthalter der den Konig in Abwesenheit zu vertreten hatte Zudem verlegte er die Bohmische Hofkanzlei nach Wien Der Konig schrieb sich das Ernennungsrecht der obersten Amtstrager des Konigreichs Bohmen zu die laut Verfassung in Oberste Landesoffiziere im Konigreich Bohmen umtituliert und deren Amtszeit auf 5 Jahre beschrankt wurden Ausserdem wurden die bislang nicht zu den obersten Amtstragern zahlenden Prasidenten der einzigen ausgesprochen landesherrlichen Verwaltungsinstitutionen des Appellationsgerichts 3 4 und der bohmischen Kammer zu Oberstlandesoffizieren ernannt Damit erhohten sich die bisherigen zehn obersten Landesamter auf zwolf Ihrer Rangabstufung nach waren dies die des Oberstkanzlers Oberstburggrafen des Oberstlandhofmeisters Oberstlandmarschalls Oberstlandkammerers Oberstlandrichters Obersthoflehenrichters Oberstlandschreibers Landesunterkammerers und des Burggrafen von Koniggratz 5 Trotz dieser Versuche die Inhaber der obersten Landesamter nicht nur an den Landesherrn zu binden sondern diesem einen bestimmenden Einfluss auf sie zu ermoglichen blieb es bei der bisher herrschenden Observanz Gewohnheitsrecht die Chargen bestimmten bevorrechteten Geschlechtern vorzubehalten Der neue Adel hatte in der Regel erst dann die Chance in deren Stellungen einzurucken wenn ein altes Geschlecht ausstarb Selbst die koniglichen Landesamter wurden weiterhin mit standischem Adel besetzt denn in Bohmen gab es weder einen Beamtenadel noch kein Berufsbeamtentum und auch der geschulte Beamte fand erst ganz vereinzelt zunachst in den Wiener Zentralbehorden Eingang 5 Erst die Staatsreformen im 18 Jahrhundert unter der bohmischen Konigin Maria Theresia ersetzte die Landesamter durch moderne Behorden mit einer Professionalisierung der Beamtenschaft bei verstarkter Einbeziehung burgerlicher Akademiker anstatt adeliger Funktionstrager fur die bisher die leitenden Posten reserviert waren 6 Literatur BearbeitenOtto Peterka Rechtsgeschichte der bohmischen Lander in ihren Grundzugen dargestellt 2 Bde Reichenberg 1928 33 Geschichte des offentlichen Rechtes und die Rechtsquellen in vorhussistischer Zeit Band 1 1928 Google Books Geschichte des offentlichen Rechtes und die Rechtsquellen von der hussitischen Zeit bis zum theresianischen ZeitalterBand 2 1933 Google Books Eila Hassenpflug Elzholz Bohmen und die bohmischen Stande in der Zeit des beginnenden Zentralismus Eine Strukturanalyse der bohmischen Adelsnation um die Mitte des 18 Jahrhunderts Veroffentlichungen des Collegium Carolinum Band 30 Munchen 1982 ISBN 978 3 486 44491 9 Thomas Fellner Oberste bohmische Kanzler In Die osterreichische Zentralverwaltung Geschichtliche Ubersicht Anhang Verzeichnis der Inhaber der obersten Hofwurden und der Vorstande der Zentralbehorden Wien 1907 S 282Einzelnachweise Bearbeiten Ernst Maetschke Das Amt der Glatzer Burggrafen bis zum Anfang des 16 Jahrhunderts In Festschrift zu Dr Franz Volkmers 75 Geburtstag Glatzer Heimatschriften Band 5 Frankes Buchhandlung Habelschwerdt 1921 S 9 11 Stefan Albrecht Verwaltung in Bohmen in Online Lexikon zur Kultur und Geschichte der Deutschen im ostlichen Europa Eila Hassenpflug Elzholz 1982 Appellationsgericht S 84 Petr Kreuz Das Appellationsgericht in Prag 1548 1783 Forschung Quellen und historische Entwicklung in BRGO 2013 Beitrage zur Rechtsgeschichte Osterreichs a b Eila Hassenpflug Elzholz Die bohmische Adelsnation als Reprasentantin des Konigreichs Bohmen von der Inkraftsetzung der Verneuerten Landesordnung bis zum Regierungsantritt Maria Theresias In Bohemia Band 15 Nr 1 1974 S 76 77 Martin Mutschlechner Die maria theresianischen Reformen In Die Welt der Habsburger Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Bohmische Landesamter amp oldid 237505961