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Die Gesetzlose Gesellschaft zu Berlin ist ein Gesellschaftsclub dessen ausschliesslich mannliche Mitglieder prominente Personlichkeiten der geistigen kunstlerischen und militarischen Elite ihrer jeweiligen Zeit waren und der am 4 November 1809 in Berlin gegrundet wurde Die auch heute noch existierende Gesellschaft versteht sich als Tragerin der Tradition der Kultur und der Wissenschaft Menukarte der Gesetzlosen Gesellschaft mit Wappen aus Anlass des 100 jahrigen Jubilaums 1909 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Zwingherren Vorsitzende 3 Bedeutende Mitglieder Auswahl 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenBerlin erlebte im Zeitalter der Aufklarung vor allem in der Spataufklarung einige Grundungen von Debattierclubs Lesezirkeln sowie Gesprachs und Gesellschaftskreisen Montagsklub 1749 1936 45 Berliner Mittwochsgesellschaft auch Gesellschaft von Freunden der Aufklarung 1783 1798 Fesslersche Mittwochsgesellschaft auch Fesslersche Lesegesellschaft Literarische Mittwochsgesellschaft 1795 1806 So kam es auch am 3 August 1806 durch Karl vom Stein zum Altenstein Friedrich Delbruck Friedrich Eichhorn Ernst Ludwig Heim Heinrich Menu von Minutoli Karl Asmund Rudolphi und andere zu einer ersten Grundung einer Gesetzlosen Gesellschaft Diese bestand in ihrem Wesen bis 1914 fort nannte sich aber ab 1809 Gesetzlose Gesellschaft Nr 1 und ab 1826 Zwanglose Gesellschaft um sich von der mittlerweile eigentlichen und bekannteren sowie bis heute fortbestehenden neuen Gesetzlosen Gesellschaft im Namen zu unterscheiden Diese zweite Gruppierung die sich Gesetzlose Gesellschaft zu Berlin nannte wurde am 4 November 1809 unter anderen von dem Philologen Philipp Buttmann und dem Astronomen Christian Ludwig Ideler gegrundet und bestand anfangs aus 14 Mitgliedern Sie verstand sich als geistiger Mittelpunkt der Berliner Aufklarung und ahnelte einer Literarischen oder Gelehrtengesellschaft ohne sich deren Strukturen und Verpflichtungen aufzuerlegen Zwischen den beiden gesetzlosen Gesellschaften bestand offensichtlich keine Verbindung ausser dass in der ersten Zeit einige Mitglieder beiden Gesellschaften gleichzeitig angehorten Man kann eher feststellen dass von der Gesetzlosen Gesellschaft zu Berlin Verbindungen zur Berliner Griechischen Gesellschaft Graeca bestanden einem erlauchten Kreis der 1804 ebenfalls von Philipp Buttmann gegrundet worden war bis zur Zeit des Zweiten Weltkrieges bestand und sich vornehmlich der Lekture griechischer Schriftsteller widmete Ebenso profitierte die Gesetzlose Gesellschaft zu Berlin im Jahr 1817 von einer Einverleibung eines Grossteils der Mitglieder des parlamentarischen Pairsschub und nannte sich inoffiziell vorubergehend Gesetzlose Gesellschaft Belle Alliance Ihre Blutezeit hatte die Gesellschaft Mitte bis Ende des 19 Jahrhunderts Zu diesem Zeitpunkt gab es auch mehrere ideelle thematische und personelle Uberschneidungen mit der exclusiven Herrenrunde Club von Berlin Die Gesellschaft wurde mit dem Anspruch gegrundet ohne Statuten und Regelungen auszukommen abgesehen von Regeln fur die Zulassung ihrer Mitglieder und eines Vorsitzenden der sich sinnigerweise als Zwingherr titulierte Die Mitglieder deren Anzahl in den Folgejahren zwischen 40 und 70 Personen schwankte gehorten vorwiegend der aufgeklarten politischen kulturellen und spater auch zunehmend der militarischen Elite an Es konnten neue Gaste eingefuhrt werden die in das Protokollbuch eingetragen wurden und durch einen Kreis von zunachst 13 in spateren Jahren nur noch von sechs durch Abstimmung sorgsam ermittelten Vorwahlern einer ersten Auswahl unterzogen wurden Dieser Kreis an Vorwahlern die von Buttmann auch als Kurfursten oder Wahlherren bezeichnet wurden bildete einen so genannten Wohlfahrtsausschuss und sie entschieden letztendlich uber den Neuzugang nachdem dieser jeweils die Gesetzlosigkeit per Unterschrift anerkannt hatte Eine Ablehnung hatte aber keine Auswirkung man konnte als Gast jedes Mal erneut eingefuhrt werden Ebenso erfolgten in der Regel keine Austritte da sie wegen der fehlenden Regeln formal nicht moglich sind Lediglich ein Fernbleiben auf Zeit oder auf Dauer war und ist moglich Die Mitglieder trafen sich zu ihren Gesprachsrunden einschliesslich eines ausgiebigen und exklusiven Mahls in Form einer Tafelrunde meist alle zwei Wochen an dem jeweiligen Samstag zu ihren Sitzungen anfangs im Kempers Lokal am Kemperplatz spater im Englischen Haus in der Mohrenstrasse im Hotel Savoy im Stammhaus des Clubs von Berlin in der Jagerstrasse oder im Schlosshotel Steglitz Gutshaus Steglitz und an vielen anderen Statten Dabei gab es keine festgelegte Tagesordnung und das allgemein nicht zugangliche Protokollbuch weist lediglich die Namen der Teilnehmer auf Nur am Jahrestag der Grundung hielt ein Mitglied einen Vortrag zu einem frei zu wahlenden Thema 1 Der Club wurde im Verlauf seines mittlerweile zweihundertjahrigen Bestehens inhaltlich wie personell ein Spiegelbild der deutschen Geschichte und ihrer Eliten In dieser traditionell und preussisch sicherlich auch in gewisser Hinsicht monarchistisch aber politisch ansonsten weitestgehend nationalliberal bis neutral eingestellten Vereinigung kam es bis zum heutigen Tage trotz mancher gegebenenfalls inhaltlich und thematisch bedingter Differenzen unter ihren Mitgliedern oder durch Verpflichtungen auf Grund ihrer teilweise hohen Positionen in Politik und Militar weder zu Auflosungserscheinungen noch zu zwingenden politischen Abhangigkeiten Zwingherren Vorsitzende Bearbeiten1809 1829 Philipp Karl Buttmann Philologe und Bibliothekar 1829 1829 Friedrich Casimir Elias Eichler von Auritz Major 1829 1834 Friedrich Schleiermacher ev Theologe und Philosoph 1834 1840 Friedrich August von Staegemann Geh Staatsrat 1840 1851 Karl Lachmann Philologe und Germanist 1851 1874 Carl Gustav Homeyer Geh Obertribunalrat und Rechtshistoriker 1874 1879 Lauchlan MacLean Geh Oberregierungsrat im Handelsministerium 1879 1894 Gustav Homeyer Staatsanwalt und Unterstaatssekretar im Staatsministerium 1894 1899 Hermann Riem Geh Justizrat 1900 1904 Eduard Droop Ministerialdirektor im Justizministerium 1904 1912 Theodor Hemptenmacher Regierungsrat 1912 1915 Justus Hermes Ministerialdirektor 1915 1931 Fritz Timann Generalarzt und Sanitatsinspekteur 1931 1937 Friedrich Schrader Vizeadmiral 1937 1948 Carl Semper Prasident der preussischen Zentralgenossenschaftskasse 1948 1960 Hans von Meibom Verwaltungsjurist in der Provinz Posen 1960 1962 Fritz Mussehl bis 1933 Staatssekretar im Reichsernahrungsministerium und Vizeprasident des Rechnungshofes des Deutschen Reiches 1962 1966 Ferdinand Freiherr von Nordenflycht Direktor beim Bundesrechnungshof 1966 1976 Rudolf Weber Lortsch Bundesrichter 1976 1990 Konrad Schmidt Torner Prasident der Bundesdruckerei 1990 2002 Olaf Bergmann seit dem 27 April 1970 Prasident des Oberverwaltungsgerichts Berlin seit 2002 Herbert Voss StudiendirektorBedeutende Mitglieder Auswahl BearbeitenCarl Alberti 1763 1828 Achim von Arnim 1781 1831 Hermann Ludwig von Balan 1812 1874 Robert Lucius von Ballhausen 1835 1914 Felix von Bendemann 1848 1915 August Ferdinand Bernhardi 1769 1820 Georg Beseler 1809 1888 Johann Erich Biester 1749 1816 Johann Elert Bode 1747 1826 August Boeckh 1785 1867 Carl Andreas von Boguslawski 1758 1817 Franz Bopp 1791 1867 Hermann von Boyen 1771 1848 Johann Georg Emil von Brause 1774 1836 Christoph August von Bredow 1780 1844 Leopold von Buch 1774 1853 Friedrich Bury 1763 1823 Peter von Cornelius 1783 1867 Ernst Curtius 1814 1896 Rudolf Ludwig Decker 1804 1877 Siegismund Dittmar 1759 1834 Johann Gustav Droysen 1808 1884 Hans Egidi 1890 1970 Christian Gottfried Ehrenberg 1795 1876 Johann Franz Encke 1791 1865 Paul Erman 1764 1851 Ludwig Frege 1884 1964 Karl Friedrich Friccius 1779 1856 Friedrich Gedike 1754 1803 Heinrich Gentz 1766 1811 August Neidhardt von Gneisenau 1760 1831 Justus von Gruner 1777 1820 Carl Hagens 1838 1924 Friedrich Hammacher 1824 1904 Georg Wilhelm Friedrich Hegel 1770 1831 Ludwig Friedrich Heindorf 1774 1816 Carl Heinrici 1876 1944 Wilhelm Heinroth 1842 1925 Aloys Hirt 1759 1837 Johann Gottfried Hoffmann 1765 1847 E T A Hoffmann 1776 1822 Wilhelm von Humboldt 1767 1835 Johann Erdmann Hummel 1769 1852 August Wilhelm Iffland 1759 1814 Bernhard Karnatz 1882 1976 Dietrich Ludwig Gustav Karsten 1768 1810 Clemens August Carl Klenze 1795 1838 Wilhelm Anton von Klewiz 1760 1838 Alexander von Kluck 1846 1934 Gottlob Johann Christian Kunth 1757 1829 Karl Richard Lepsius 1810 1884 Konrad Levezow 1770 1835 Hinrich Lichtenstein 1780 1857 Heinrich Friedrich Link 1767 1851 Leopold von Lutzow 1786 1844 Heinrich Meyer 1767 1828 Theodor Mommsen 1817 1903 Karl Mullenhoff 1818 1884 Barthold Georg Niebuhr 1776 1831 August Ludwig von Nostitz 1777 1866 Otto von Oehlschlager 1831 1904 Ignaz von Olfers 1793 1872 Wilhelm Pfeil 1783 1859 Ernst von Pfuel 1779 1866 Albert Poensgen 1881 1976 Friedrich von Raumer 1781 1873 Georg Andreas Reimer 1776 1842 Friedrich von Ribbentrop 1768 1841 Carl Ritschl 1783 1858 Friedrich Philipp Rosenstiel 1754 1832 Karl Asmund Rudolphi 1771 1832 Friedrich Carl von Savigny 1779 1861 Wilhelm von Scharnhorst 1786 1854 Karl Friedrich Schinkel 1781 1841 Karl Wilhelm Ferdinand Solger 1780 1819 Christian Friedrich Bernhard Steltzer 1778 1848 Karl Streckfuss 1779 1844 Johann Wilhelm Suvern 1775 1829 Hermann von Thile 1812 1889 Alfred von Tirpitz 1849 1930 Johann Georg Tralles 1763 1822 Friedrich Adolf Trendelenburg 1802 1872 August Twesten 1789 1876 Alexander von Uhden 1798 1878 Wilhelm Uhden 1810 1835 Ludwig von Vincke 1774 1844 Kurt Wachsmann 1886 1944 Leo Wehrmann 1840 1919 Christian Samuel Weiss 1780 1856 Wilhelm Martin Leberecht de Wette 1780 1849 Friedrich Wilken 1777 1840 Karl Wilhelm von Willisen 1790 1879 Carl von Winterfeld 1784 1852 Job von Witzleben 1783 1837 Ludwig von Wolzogen 1773 1845 Carl Friedrich Zelter 1758 1832 Ernst Heinrich Zettwach 1787 1857 Literatur BearbeitenAndreas Arndt Wolfgang Virmond Hegel und die Gesetzlose Gesellschaft Ein neu aufgefundenes Dokument Hegel Studien Band 20 1985 ISSN 0073 1587 S 113 116 Die Gesetzlose Gesellschaft zu Berlin Gegrundet am 4 November 1809 Festschrift zum 150jahrigen Bestehen Gesetzlose Gesellschaft Berlin 1959 Walther Boeckh Ernst Moritz Arndt und sein Berliner Freundeskreis aus der Gesetzlosen und Griechischen Gesellschaft In Zeitschrift des Vereins fur die Geschichte Berlins Nr 3 1937 S 83 86 zlb de Die Gesetzlose Gesellschaft zu Berlin Festschrift zum 100jahrigen Bestehen 1809 1909 Borussia Berlin 1909 Clemens August Carl Klenze Ph Buttmann und die Gesetzlosen Am 4 November 5 Dezember 1834 Statt Handschrift fur die Mitglieder der gesetzlosen Gesellschaft Gedruckt bei Reimer Berlin 1834 archive org Karl Hermann Leukert Gesetzloser auf Lebenszeit Altester Berliner Herrenclub Memento vom 13 Marz 2016 im Internet Archive In Berliner Zeitung 2 August 2013 Weblinks BearbeitenOffizielle Website Sebastian Panwitz Die Berliner Vereine 1786 1815 berliner klassik de 2002 Einzelnachweise Bearbeiten Auszugsweise Vortragliste der Gesetzlosen GesellschaftNormdaten Korperschaft GND 5213905 0 lobid OGND AKS VIAF 140404832 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Gesetzlose Gesellschaft zu Berlin amp oldid 237993277