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Die Geschichte der Reformation im Markgraflerland folgt weitgehend der Geschichte der Reformation in der Markgrafschaft Baden Durlach und erreicht ihren Hohepunkt mit der Einfuhrung einer neuen Kirchenordnung durch Markgraf Karl II am 1 Juni 1556 Titelblatt der Kirchenordnung von 1556 Inhaltsverzeichnis 1 Abgrenzung 2 Fruhe Einflusse aus der Nachbarschaft 3 Die Einfuhrung der neuen Kirchenordnung 1556 3 1 Basel drangt auf die Reformation in Lorrach 3 2 Katholische Inseln in der evangelischen Markgrafschaft 3 3 Der Pralatenstreit 3 4 Die Organisation der Kirche im Markgraflerland 3 5 Die Sakularisation der Kloster 3 6 Die Volksschule ein Kind der Reformation 3 7 Die Visitationen als Mittel im Kampf gegen Sekten 4 Der Disput um die Konkordienformel 5 Die Abkehr von Basel 6 Literatur 6 1 Die Kirchenordnung von 1556 6 2 Konkordienbuch 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseAbgrenzung BearbeitenUnter Markgraflerland werden hier nur die fruher zur Markgrafschaft Baden Durlach gehorigen der Herrschaften Rotteln und Badenweiler sowie der Landgrafschaft Sausenburg verstanden Innerhalb dieses Gebietes gab es jedoch einige Dorfer mit katholischer Grundherrschaft in denen auch nach Einfuhrung der neuen Kirchenordnung das katholische Bekenntnis bestehen blieb Fruhe Einflusse aus der Nachbarschaft BearbeitenDer Franziskaner Monch Bernardin Samson forcierte in grossem Stil den Ablasshandel in der Schweiz wo er das Pendant zu Johann Tetzel in Deutschland bildete Der Rat der Stadt Basel untersagte ihm die Tatigkeit in der Stadt Bereits 1517 wurden Luthers Schriften auch in Basel durch Johann Froben mit grossem Erfolg gedruckt und verbreitet Da Basel das stadtische Zentrum fur das Markgraflerland war ist anzunehmen dass die Bevolkerung bereits fruh mit den neuen Gedanken in Beruhrung kam 1521 1522 war Wilhelm Reublin ein fuhrender Kopf der Schweizer Taufer in Basel tatig 1522 erbaten Burger von Freiburg im Breisgau vom Konstanzer Bischof ohne Erfolg die Erlaubnis das Abendmahl auch nach evangelischem Bekenntnis feiern zu durfen 1 1522 liess sich Johannes Oekolampad in Basel nieder Auch in Strassburg wo Martin Bucer 1523 Asyl fand fasste die Reformation fruh Fuss Schriften wie der Reformationsdialog Karsthans 2 fanden am Oberrhein Verbreitung Der spatere Mitreformator Berns Franz Kolb stammte aus Inzlingen das zur Markgrafschaft gehorte Der Reformator Johann Eberlin von Gunzburg war 1523 fur vier Wochen in Rheinfelden das er auf Intervention der ortlichen Geistlichen wieder verlassen musste 1524 schloss sich Waldshut mehrheitlich der Reformation an 1525 setzte sich unter Balthasar Hubmaier die tauferisch gesinnte Richtung durch Thomas Muntzer hielt sich Ende 1524 einige Wochen in der Klettgau Gemeinde Griessen auf nachdem er zuvor in Basel Oekolampad besucht hatte 3 So wurden auch radikale Gedanken in der oberen Markgrafschaft bekannt und fanden ihren Weg in die Kopfe der Bauernschaft die sich 1525 in ihren Artikeln auch auf diese Gedanken stutzte In den 12 Artikeln der Bauernschaft die auch von den Markgraflern angenommen wurden war auch die Forderung enthalten Freie Wahl und Absetzbarkeit des Pfarrers der das Evangelium ohne menschlichen Zusatz predigen solle es wurde also auch eine Forderung der Reformatoren aufgenommen 1527 wurde Konstanz reformiert und trat in der Folge dem Schmalkaldischen Bund bei Nach einem Zunftaufstand trat Basel 1529 zur Reformation uber Die Einfuhrung der neuen Kirchenordnung 1556 BearbeitenMarkgraf Ernst hob 1521 das Kloster Sulzburg wegen der dort herrschenden Missstande auf 1522 gewahrte er dem evangelischen Pfarrer von Kenzingen Jakob Otter Asyl Sein Hofprediger Jakob Truckenbrot war Anhanger der lutherischen Lehre Nach dem Passauer Vertrag 1552 fuhrten eine Anzahl von weltlichen Herrschaften im Sudwesten Deutschlands die Reformation ein Auch Markgraf Ernst von Baden Durlach soll Plane dazu gehabt haben schreckte aber vor einem moglichen Konflikt mit dem Regenten des katholischen Vorderosterreich Erzherzog Ferdinand zuruck der wieder seine Anspruche auf Gebiete des badischen Oberlandes anmeldete 4 Markgraf Karl II wie sein Vetter Markgraf Philibert von Baden Baden setzte sich auf dem Reichstag sehr fur den Augsburger Religionsfrieden von 1555 ein der es den weltlichen Reichsstanden freistellte die Reformation einzufuhren Mit dieser Absicherung und auf Drangen von Herzog Christoph von Wurttemberg wagte es Karl dann die Reformation auch in der Markgrafschaft Baden Durlach durch den Erlass einer neuen Kirchenordnung per 1 Juni 1556 einzufuhren Einige in der Markgrafschaft Baden Durlach tatige Reformatoren nbsp Jakob Andreae nbsp Johann Brenz nbsp Jacob Heerbrand nbsp Simon Sulzer Die Vorbereitung der Reformation und die Abfassung der Kirchenordnung wurde einer Kommission unter Vorsitz des Kanzlers der Markgrafschaft Baden Pforzheimer Teil Martin Achtsynit ubertragen Mitglieder der Kommission waren der Tubinger Theologen Jacob Andreae die sachsischen Theologen Maximilian Morlin und Johann Stossel sowie der Heidelberger Hofprediger Michael Diller 5 Nebst den Theologen gehorten der Kommission die markgraflich badischen Hofrate Johann Sechel und Georg Renz an 6 Achtsynit wurde auch erster Direktor des Kirchenrates Karl selbst war Landesbischof der evangelischen Kirche und trat damit die Nachfolge der bisher jeweils fur Teile seiner Herrschaft zustandigen Bischofe von Strassburg Speyer und Konstanz an Die Zerrissenheit innerhalb des evangelischen Bekenntnisses beeintrachtigte auch die Arbeit der Kommission 7 Letztlich ubernahm man aus politischen Grunden weitgehend die Kirchenordnung Wurttembergs die von Johannes Brenz 1553 konzipiert wurde Fur die noch im Herbst 1556 durchgefuhrte erste Kirchenvisitation stellte Wurttemberg auch noch Jacob Heerbrand zur Verfugung der auch an der Schlussredaktion der Kirchenordnung beteiligt war Fur das badische Oberland ernannte Karl den Baseler Theologen Simon Sulzer zum Generalsuperintendenten Als die Reformation in der Markgrafschaft Baden Durlach eingefuhrt wurde hatte er grossen Anteil daran Er ordinierte evangelische Prediger fur dieses Gebiet und fuhrte 1556 KirchenVisitationen durch Thomas Grynaeus wurde 1558 als Pfarrer in Rotteln und Superintendent der Diozese Rotteln eingesetzt Durch haufige Visitationen sollte sichergestellt werden dass nur noch lutherische Pfarrer tatig waren und die Kirchenordnung eingehalten wurde Zahlreiche katholische Pfarrer wurden ausgewiesen Der Eifer den Karl bei der Einfuhrung der Reformation entwickelte trug ihm im Volk auch den Beinamen der Fromme ein Im Jahre 1561 bekannte sich der Markgraf zur unveranderten Augsburger Konfession anlasslich einer von Kurfurst August von Sachsen veranstalteten Zusammenkunft der Protestanten in Naumburg Die Bevolkerung nahm den vorliegenden Nachrichten nach zu urteilen die von oben verordnete Reformation weitgehend passiv hin Weder nennenswerter Widerstand noch Begeisterung sind uberliefert Fur die Anhanger Zwinglis und die Taufer war die Situation kaum besser als in katholischen Gebieten Basel drangt auf die Reformation in Lorrach Bearbeiten Nachdem die Stadt Basel das Kloster Alban ubernommen hatte stand ihr auch die diesem Kloster gehorige Kollatur fur die Pfarrstelle in Lorrach zu Nachdem diese Pfarrstelle anfangs 1556 frei geworden war veranlasste der Antistes der Basler Kirche Simon Sulzer dass sein Schwager der Pfarrer und Professor Huldreich Koch genannt Coccius im Januar 1556 die erste evangelische Predigt in Lorrach hielt also vor Einfuhrung der neuen Kirchenordnung Erster evangelischer Pfarrer in Lorrach wurde dann noch 1556 Paul Strasser 8 Katholische Inseln in der evangelischen Markgrafschaft Bearbeiten Innerhalb der Markgrafschaft gab es einige Dorfer mit katholischer Grundherrschaft in denen auch nach Einfuhrung der neuen Kirchenordnung das katholische Bekenntnis bestehen blieb InzlingenDer Basler Burgermeister Heinrich Reich von Reichenstein 1403 erhielt 1394 die Hohe Gerichtsbarkeit uber Inzlingen als Lehen von Markgraf Rudolf III von Hachberg Sausenberg ubertragen Die Reich von Reichenstein hatten auch Lehen der Habsburger und des Furstbistums Basel und verblieben beim katholischen Glauben den damit auch die Bewohner ihres Dorfes beibehalten mussten Es sind keine Streitigkeiten mit den Markgrafen hieruber bekannt Ballrechten DottingenEine Sonderstellung hatten auch Ballrechten 9 und Dottingen 10 die 1458 von Markgraf Karl I von Baden den Herren von Staufen als Mannlehen ubergeben wurden Die Herren von Staufen die zu den vorderosterreichischen Landstanden gehorten blieben beim katholischen Bekenntnis und dementsprechend auch ihre Dorfer Erst nachdem die Herren von Staufen 1602 ausgestorben waren zogen die Markgrafen das Lehen wieder an sich und beide Orte wurden zusammen mit der alten Herrschaft Badenweiler verwaltet wobei sie weiterhin katholisch blieben Lorrach StettenDas Dorf Stetten gehorte dem Damenstift Sackingen das als vorderosterreichischer Landstand bei der katholischen Konfession blieb Wahrend in den vorgenannten Fallen keine Streitigkeiten uber die Religionszugehorigkeit bekannt sind kam es im Fall Stetten zu einem Konflikt Markgraf Rudolf III von Hachberg Sausenberg erlangte 1409 die hohe Gerichtsbarkeit uber Stetten 11 Die Grund und Leibherrschaft verblieben jedoch beim Stift Sackingen und die niedere Gerichtsbarkeit lag bei den Herren von Schonau Die Markgrafen von Baden Durlach als Erben des Hauses Hachberg Sausenberg beanspruchten aufgrund der hohen Gerichtsbarkeit auch die Landeshoheit uber Stetten Das Haus Habsburg als Schirmvogt des Damenstifts wehrte diesen Anspruch jeweils ab Die Gemengelage von Rechten gewann nach der Reformation in der Markgrafschaft Baden Durlach an Brisanz Agatha Heggenzer von Wasserstelz war erst 1550 zur Abtissin gewahlt worden und ubernahm das Stift in einem desolaten Zustand Nachdem der Schirmvogt Kaiser Karl V 1558 gestorben war sah Markgraf Karl II eine Gelegenheit die Landeshoheit zu gewinnen Im Dezember 1559 erging ein Schreiben des Markgrafen an die Abtissin in dem mitgeteilt wurde dass die Einsetzung eines evangelischen Pfarrers beabsichtigt sei Die vorderosterreichische Regierung in Ensisheim bestritt Karl im Januar 1561 das Recht hierzu da er nicht Landesherr sei Als Karl im Februar 1561 dennoch einen evangelischen Pradikanten nach Stetten schickte stand dieser vor verschlossener Kirchentur Im April 1561 vereinbarten der durlachische Kanzler Martin Achtsynit und der vorderosterreichische Kanzler Johann Ulrich Zasius den Status quo und damit das katholische Bekenntnis in Stetten vorerst beizubehalten eine Losung im Pralatenstreit war zu diesem Zeitpunkt wichtiger Im Fruhjahr 1564 kundigte der Markgraf erneut die Einsetzung eines evangelischen Pfarrers an und im November 1564 wurde auch der erste evangelische Gottesdienst gehalten der katholische Pfarrer verliess den Ort Auf dem Augsburger Reichstag 1566 kam es zu einem Kompromiss zwischen Kaiser Maximilian II und dem Markgrafen Wahrend dem Markgrafen Steuereinnahmen zugestanden wurden setzte sich der Kaiser bzgl des Glaubensbekenntnisses durch Im Dezember 1566 setzte die Sackinger Abtissin wieder einen katholischen Priester ein womit das zweijahrige reformatorische Zwischenspiel endete Die Frage der Landeshoheit blieb ungeklart Der Pralatenstreit Bearbeiten Die Reformation hatte zur Folge dass im Herrschaftsgebiet des Markgrafen von Baden Durlach nur noch lutherische Pfarrer zugelassen waren Der Kirchensatz war jedoch vielfach im Besitz von katholischen Klostern 12 und Orden 13 die nun einen lutherischen Pfarrer bestellen und bezahlen sollten was naturlich Widerstand hervorrief Im Augsburger Religionsfrieden war dieser Fall eigentlich klar geregelt Sie durften einerseits ihre Besitzungen in evangelischen Gebieten behalten und nutzen mussten jedoch fur den Unterhalt der evangelischen Pfarrer aufkommen Aufgrund von Hoheitsanspruchen der Habsburger auf die oberbadischen Herrschaften glaubten die Pralaten jedoch die Unterhaltspflicht fur Pfarrer und Kirchen in der evangelischen Markgrafschaft nicht wahrnehmen zu mussen Den Kirchenzehnt jene Abgabe die fur den Unterhalt der Pfarrer gedacht war wollten sie gleichwohl behalten Karl beschlagnahmte daher die Guter der Pralaten und finanzierte daraus den Unterhalt von Pfarrern und Kirchen Johann Ulrich Zasius handelte mit Baden Durlach einen Kompromiss aus nach dem die beschlagnahmten Guter freigegeben die fur die Pfarrbesoldung notigen Mittel aber einbehalten werden durften Die osterreichischen Behorden in Innsbruck anerkannten diesen Vertrag jedoch nicht und eskalierten die Auseinandersetzung Nachdem sich einige Pralaten mit Baden Durlach bilateral geeinigt hatten wurden die allgemeinen Verhandlungen auch wieder aufgenommen und fuhrten am 24 April 1561 zum Vertrag von Neuenburg am Rhein der im Wesentlichen dem bereits von Zasius ausgehandelten Vertrag folgte 14 Die Organisation der Kirche im Markgraflerland Bearbeiten Das badische Oberland hatte einen eigenen General Superintendenden dem die vier Diozesen und deren Spezial Superintendenden unterstanden Zum Markgraflerland gehorten die drei Diozesen Rotteln Schopfheim und Badenweiler 15 Die kirchliche Gliederung folgte jener der Verwaltungseinheiten Herrschaft Rotteln Herrschaft Badenweiler und Landgrafschaft Sausenburg 16 Die Sakularisation der Kloster Bearbeiten Im Markgraflerland gab es zum Zeitpunkt der Reformation 1556 keine bedeutenden Kloster Das bereits 1521 von Markgraf Ernst aufgehobene und 1548 nochmals aufgelebte Benediktinerinnen Kloster Sulzburg 17 wurde wieder aufgehoben Die Ableger des Klosters St Blasien in Burgeln 18 Sitzenkirch 19 Weitenau und Gutnau 20 waren seit den Zerstorungen im Bauernkrieg nicht wieder aufgelebt oder bedeutungslos geblieben und stellten lediglich noch Guter des Klosters dar die sich dieses durch seinen Vertrag vom 8 Juli 1860 mit dem Markgrafen auch weiter sicherte 21 Bereits Markgraf Ernst zog das von Markgraf Karl I 1456 gestiftete Antoniterkloster in Nimburg 22 1545 ein nachdem das Kloster verarmt und die Monche weggezogen waren Er liess dort ein Spital einrichten Die Volksschule ein Kind der Reformation Bearbeiten Das Volksschulwesen in Baden wird als Schopfung der Reformation angesehen 23 Schulen wurden aus dem Kirchzehnten finanziert Lehrer waren vielfach die Sigristen und die Aufsicht oblag den Pfarrern Artikel IV der durlachischen Kirchenordnung verpflichtete die Pfarrer jeden Sonntag den Katechismus zu lehren und zu erklaren Die Kinder sollten ihn auswendig lernen und verstehen Der Katechismus ist der geschichtliche Ausgangspunkt des Volksschulunterrichts gewesen 24 Dementsprechend war die Volksschule zunachst eine rein kirchliche Angelegenheit Die Lehrinhalte wurden von der Kirche vorgegeben und kontrolliert die Finanzierung des Schulwesens erfolgte hauptsachlich aus Mitteln der Kirche Die Visitationen als Mittel im Kampf gegen Sekten Bearbeiten Die vormundschaftliche Regierung 25 verfugte bereits 1577 dass in allen Herrschaften jahrlich eine Generalvisitation abzuhalten sei Die Visitationsprotokolle sollten von Theologen zeitnah gesichtet und sektiererische Tendenzen gemeldet werden Insbesondere Taufer und Schwenkfeldianer sollten aufgespurt und zum lutherischen Bekenntnis zuruckgefuhrt oder ausgewiesen werden Speziell in der Diozese Rotteln gab es aufgrund der Kontakte zum nahen Basel relativ viele Taufer 26 Der Disput um die Konkordienformel BearbeitenDer Herzog von Wurttemberg hatte das Zustandekommen der Konkordienformel gefordert und war nun als Mitglied der durlachischen Vormundschaftsregierung auch daran interessiert dass dieses Furstentum die Formel auch annahm Im durlachischen Unterland und en Diozesen Hachberg und Badenweiler konnte das bei den Pfarrern auch rasch durchgesetzt werden wahrend es in den Diozesen Rotteln und Schopfheim erheblichen Widerstand gab Simon Sulzer hatte sich insbesondere in der Auffassung vom Abendmahl der Lehre Luthers angeschlossen und sich und die Basler Kirche damit von der reformierten Kirche der Schweiz entfernt In der Diskussion uber die Annahme der Konkordienformel 27 in Basel und in der Markgrafschaft traf Sulzer auf den energischen Widerstand von Johann Jakob Grynaeus der in der Frage des Abendmahls die zwinglianische Auffassung vertrat Aufgrund dieses Disputs kam es wahrend der Synode der Diozese Rotteln am 29 Oktober 1577 zu keiner Entscheidung fur die Konkordienformel Stattdessen wurde in einer Petition an die verwitwete Markgrafin Anna eine neue Formel vorgeschlagen Die von den Pfarrern verlangte Zusendung des Buches mit der Konkordienformel Solida Declaratio erfolgte nicht und in der neu anberaumten Synode vom 29 Oktober 1577 drohte der Superintendent der Diozese Hochberg Ruprecht Durr dass jeder der die Formel nicht unterschreibe in der Markgrafschaft nicht mehr geduldet werde Obwohl die Anfuhrer der Opposition nicht anwesend waren und angesichts der Drohungen leisteten die Pfarrer nur eine bedingte Unterschrift 28 unter die Konkordienformel und 10 Pfarrer unterzeichneten gar nicht 29 Bei der Kirchenvisitation im Mai 1578 gelang es Johann Herbrand eine Anzahl Pfarrer zu einer unbedingten Unterschrift zu uberreden und die Fursprache des Basler Burgermeisters schutzte die bei der bedingten Unterschrift verbleibenden weitgehend vor negativen Folgen Zu diesen gehorte auch der Binzener Pfarrer und Dichter Paul Cherler der seine anfanglich oppositionelle Haltung aber mit der Einbusse von Karrierechancen bezahlte Von den Verweigerern jeder Unterschrift ist bekannt dass der Pfarrer von Maulburg eine neue Anstellung in Riehen bekam Der Schopfheimer Superintendent Christoph Eichinger wanderte aus und fand im elsassischen Mulhausen eine neue Stelle 30 Es fehlte wohl an hochster Stelle der Wille zu einer konsequenten Durchsetzung da auch die beiden alteren Sohne von Markgraf Karl Ernst Friedrich und Jakob die Unterschrift verweigerten was dem Einfluss des Hofpredigers Georg Hanfeld und dessen Nachfolger Pistorius zugeschrieben wird der spater wegen seiner reformierten Ansichten entlassen wurde 31 Die Vormunder handelten fur die Prinzen die jedoch auch 1584 bei der Regierungsubergabe an sie die Konkordienformel fur sich nicht akzeptierten obwohl sie formal alle Handlungen der Vormundschaftsregierung sanktionierten Die Konversion von Markgraf Ernst Friedrich der sich 1599 zum Calvinismus bekannte liess das badische Oberland unberuhrt da Ernst Friedrich 1595 seine vormundschaftliche Regierung fur den jungsten Bruder Georg Friedrich beendet hatte und Georg Friedrich der die Oberlande geerbt hatte immer fest beim lutherischen Bekenntnis blieb Nach dem Ubertritt seines Bruders Ernst Friedrich zum Calvinismus errichtete der strenge Lutheraner Georg Friedrich in seiner kleinen Residenz Sulzburg sogar ein eigenes Gymnasium 32 um bei der Ausbildung der Pfarrer von dem nunmehr reformierten Gymnasium in Durlach unabhangig zu sein Unter Georg Friedrich wurde auch die Konkordienformel durchgesetzt und von der lutherischen Linie abweichende Pfarrer wurden entlassen Die Abkehr von Basel BearbeitenAnalog zur politischen Abkehr der Freien Reichsstadt Basel vom Heiligen Romischen Reich und ihrer Zuwendung zur Schweiz 1503 Beitritt von Basel zur Eidgenossenschaft erfolgte auch auf religiosem Gebiet nach dem Tod von Simon Sulzer 1585 unter Jakob Grynaus eine Hinwendung zur reformierten Kirche der Schweiz die mit dem Beitritt Basels zur Zweiten Helvetischen Konfession 1589 ihren Abschluss fand und zu einer Abgrenzung zur Markgrafschaft Baden Durlach fuhrte Bereits vor Sulzers Tod war der Einfluss von Grynaus gestiegen und die Uberzahl der schweizerischen Theologiestudenten an der Universitat Basel sowie ein Anteil der Professoren waren Zwinglianer Die baden durlachische Vormundschaftsregierung sandte daher die Theologiestudenten aus der Markgrafschaft schon seit 1579 nicht mehr nach Basel sondern nach Tubingen Damit waren die religiosen Bande zwischen Markgraflerland und Basel gekappt Literatur BearbeitenRudolf Burger Die Reformation im Markgraflerland Weil am Rhein 1984 Rudolf Burger Die Einfuhrung der Reformation im Markgraflerland vor 450 Jahren In Das Markgraflerland Heft 2 2006 S 90 115 Digitalisat der UB Freiburg Karl Friedrich Vierordt Geschichte der evangelischen Kirche in dem Grossherzogthum Baden 1 Band Karlsruhe 1847 S 420 441 Digitalisat Joseph Elble Die Einfuhrung der Reformation im Markgraflerland und in Hochberg 1556 1561 in Freiburger Diozesan Archiv Band 42 1914 S 1 110 online bei der Uni Freiburg Karl Seith Das Markgraflerland und die Markgrafler im Bauernkrieg des Jahres 1525 Karlsruhe 1926 Heinrich Schreiber Der deutsche Bauernkrieg gleichzeitige Urkunden Teil I Freiburg 1863 S 179 184 Digitalisat Gottlieb Linder Ambrosius Kettenacker und die Reformation in Riehen Bettingen Ein neuer Beitrag zur Basler Reformationsgeschichte Basel 1883 Gottlieb Linder Simon Sulzer und sein Antheil an der Reformation im Lande Baden Sowie an den Unionsbestrebungen Heidelberg 1890 Internet Archive J R Lindner Lebensabriss des Simon Sulzer In Zeitschrift fur die gesammte lutherische Theologie und Kirche 30 1869 S 666 689 online bei der UB Tubingen Paul Tschackert Sulzer Simon In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 37 Duncker amp Humblot Leipzig 1894 S 154 f Erich Wenneker SULZER Simon In Biographisch Bibliographisches Kirchenlexikon BBKL Band 11 Bautz Herzberg 1996 ISBN 3 88309 064 6 Sp 252 255 Artikel Artikelanfang im Internet Archive Realenzyklopadie fur protestantische Theologie und Kirche Bd 19 S 159 162 A Baumhauer Die Einfuhrung der Reformation in der oberen Markgrafschaft In Badische Heimat 35 1955 S 214 220 online bei der Badischen Heimat PDF 769KB abgerufen am 18 April 2019 Karl Hammer Die Reformation im Markgraflerland 1556 1981 In Das Markgraflerland Heft 1 1983 S 109 114 Digitalisat der UB Freiburg Klaus Schubring Reformation von unten oder Reformation von oben das Beispiel des Markgraflerlandes In Zugange zu Martin Luther Frankfurt am Main 1997 S 183 203 Christian Martin Vortisch Gedanken zum Bildersturm in der Reformation In Das Markgraflerland Heft 1 1984 S 92 93 Digitalisat der UB Freiburg Christian Martin Vortisch Die programmatische Erklarung der Markgrafler Landschaft im Bauernkrieg 1525 wohl im April In Das Markgraflerland Heft 1 1985 S 163 165 Digitalisat der UB Freiburg Friedrich Holdermann Vorboten der Reformation Aus Aus der Geschichte von Rotteln In Das Markgraflerland Band 1 2001 S 74 78 Gerhard Moehring Otto Wittmann Ludwig Eisinger Geschichtsverein Markgraflerland e V Hrsg 1250 Jahre Rottler Kirche 751 2001 Uehlin Schopfheim 2001 ISBN 3 932738 17 9 Digitalisat der UB Freiburg Ludwig Eisinger Zur Kirchengeschichte unserer Heimat In Das Markgraflerland Band 1 2001 S 79 133 Gerhard Moehring Otto Wittmann Ludwig Eisinger Geschichtsverein Markgraflerland e V Hrsg 1250 Jahre Rottler Kirche 751 2001 Uehlin Schopfheim 2001 ISBN 3 932738 17 9 Digitalisat der UB Freiburg Gerhard Moehring Der Streit zwischen Simon Sulzer und Johann Jacob Grynaus In Das Markgraflerland Band 1 2001 S 211 217 Gerhard Moehring Otto Wittmann Ludwig Eisinger Geschichtsverein Markgraflerland e V Hrsg 1250 Jahre Rottler Kirche 751 2001 Uehlin Schopfheim 2001 ISBN 3 932738 17 9 Digitalisat der UB Freiburg Heinrich Julius Holtzmann Das Jahr 1556 Reformationsjahr in den Landern welche jetzt das Grossherzogtum Baden bilden 1856 Stefan Suter Warum Inzlingen nach der Reformation katholisch blieb In Das Markgraflerland Band 2 1999 S 20 29 Digitalisat der UB Freiburg Karl Muhlhausser Die Volksschule in der ehemaligen Markgrafschaft Baden Durlach In Zeitschrift fur die Geschichte des Oberrheins Band 23 1871 S 67 89 und S 205 262 Google Digitalisat Paul Rothmund Reformation in Baden Durlach In Lorrach 1982 S 216 220 Karl Herbster Basel und die Reformation in Lorrach In Karl Herbster Lorracher geschichtliche Erinnerungen Rebmann Verlag Lorrach 1948 S 25 31 Internet Archive Eduard Martini Einige bisher noch wenig bekannte Aktenstucke zur Geschichte der Reformierung der Herrschaft Badenweiler In Zeitschrift der Gesellschaft fur Beforderung der Geschichts Alterthums und Volkskunde von Freiburg dem Breisgau und den angrenzenden Landschaften Erster Band Freiburg im Breisgau 1869 S 253 298 online in der Google Buchsuche Udo Wennemuth Hrsg 450 Jahre Reformation in Baden und Kurpfalz Kohlhammer Stuttgart 2009 ISBN 978 3 17 020722 6 Die Kirchenordnung von 1556 Bearbeiten Kirchenordnung wie die inn der Marggraveschafft Baden Pfortzheimer theils auch and Marggrff Carlins soll gehalten werden Tubingen 1556 online bei Bayerische Staatsbibliothek digitalKonkordienbuch Bearbeiten J T Muller Die symbolischen Bucher der evangelisch lutherischen Kirche deutsch und lateinisch Gutersloh 1876 4 Auflage Digitalisat der BSB Munchen Concordia christliche widerholete einmutige Bekentnus nachbenanter Churfursten Fursten und Stende Augspurgischer Confession und derselben Theologen Lere und Glaubens Mit angeheffter in Gottes Wort als der einigen Richtschnur wohlgegrundter Erklerung etlicher Artickel bey welchen nach Martin Luthers seligen absterben Disputation und Streit vorgefallen Konkordienbuch Ausgabe 1580 in der Google BuchsucheWeblinks BearbeitenThomas K Kuhn Sulzer Simon In Historisches Lexikon der Schweiz Eintrag Martin Achtsynit im Stadtwiki Pforzheim abgerufen am 25 Juni 2013 Reformation Markgraflerland auf Leo bw Thomas Muntzer im Klettgau PDF 282 7 kB abgerufen am 29 Juni 2013Einzelnachweise Bearbeiten s Heinrich Schreiber Geschichte der Stadt und Universitat Freiburg im Breisgau IV Lieferung Freiburg unter seinen Grafen 1857 online bei der Uni Freiburg online in der Google Buchsuche 1 Thomas Muntzer im Klettgau PDF 282 7 kB abgerufen am 29 Juni 2013 s auch Vierordt I S 202 206 s Burger S 24 s Vierordt S 429 s Burger S 27 s Burger S 27 s Baumhauer S 217 218 s Ballrechten auf leobw s Dottingen auf leobw Regesten der Markgrafen von Baden und Hachberg 1050 1515 herausgegeben von der Badischen Historischen Commission bearbeitet von Richard Fester Innsbruck 1892 Band 1 Urkundennummer h913 online z B St Blasien Allerheiligen St Peter Schuttern Tennenbach Waldkirch z B der Deutschritterorden s Burger S 65 70 die vierte Diozese war Hochberg Emmendingen dieser entsprach die Diozese Schopfheim s Eintrag auf kloester bw s Benediktinerpropstei Burgeln in der Datenbank Kloster in Baden Wurttemberg des Landesarchivs Baden Wurttemberg und Eintrag Schloss Burgeln in der baden wurttembergischen Ortsdatenbank auf Landeskunde entdecken online leobw s Benediktinerinnenkloster Sitzenkirch in der Datenbank Kloster in Baden Wurttemberg des Landesarchivs Baden Wurttemberg und Eintrag auf Landeskunde entdecken online leobw s Benediktinerpropstei Gutnau in der Datenbank Kloster in Baden Wurttemberg des Landesarchivs Baden Wurttemberg und Eintrag auf Landeskunde entdecken online leobw s Elble S 97 s Antoniterhaus Nimburg in der Datenbank Kloster in Baden Wurttemberg des Landesarchivs Baden Wurttemberg s Eberlin S 37 s Muhlhausser S 69 der dies nicht nur fur Baden Durlach sondern generell feststellt und Sudwest Deutschland eine Vorreiterrolle zuschreibt Seit dem Tod seines Vaters hatte eine Vormundschaftsregierung mit seiner Mutter Anna Kurfurst Ludwig VI von der Pfalz bis 1583 Herzog Philipp Ludwig von Pfalz Neuburg und Herzog Ludwig von Wurttemberg der Fromme die Regierungsgeschafte wahrgenommen Siehe Werner Baumann Ernst Friedrich von Baden Durlach Stuttgart 1962 S 13 lateinisch Formula Concordiae Text der Koncordienformel Epitome deutsch es gibt eine Kurzfassung der Formula Concordiae lateinisch Epitome und die ausfuhrliche Fassung lateinisch Solida Declaratio einmutige Erklarung der Zusatz den sie hinzufugten enthielt den Satz Andersdenkende verdammen wir nicht womit der Dialog mit den Reformierten offengehalten werden sollte s hierzu auch Karl Tschamber Friedlingen und Hiltelingen Ein Beitrag zur Geschichte der Odungen im badischen Lande Huningen 1900 S 131 133 s August Eberlin Geschichte der Stadt Schopfheim Nachdruck der Ausgabe von 1878 Schopfheim 1983S 34 Werner Baumann Ernst Friedrich von Baden Durlach Stuttgart 1962 S 17 s Gothein S 50 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Geschichte der Reformation im Markgraflerland amp oldid 232039130