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Johann Eberlin von Gunzburg um 1470 in Kleinkotz bei Gunzburg Oktober 1533 in Leutershausen bei Ansbach war ein reformatorischer deutscher Theologe und sozialer Reformer in Franken Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Wirken 1 1 Kindheit und Jugend 1 2 Wanderjahre und reformatorische Wende 1 3 Johann Eberlin als Reformator in der Stadt und Grafschaft Wertheim 1526 1530 1 4 Tod 2 Wurdigung 3 Sein Denken 4 Werke 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseLeben und Wirken BearbeitenKindheit und Jugend Bearbeiten Eberlin verlor schon fruh seine Eltern Trotz Hilfe seiner Verwandten erlebte er seine Jugend in schweren Verhaltnissen Durch die Harten des Lebens bekam er schon fruhzeitig ein Gefuhl dafur was es heisst in der Not das Leid zu teilen und so hilfsbereit gegenuber den Leidenden zu sein Seine Forderer erkannten alsbald die Fahigkeiten des jungen Mannes und ermoglichten ihm ein Studium an der Universitat Ingolstadt Nach dem Erwerb des Baccalaureats wurde er zunachst Priester in Augsburg Im Sommer 1489 nahm er erneut ein Studium an der Universitat Basel auf wo er im darauf folgenden Jahr den akademischen Grad eines Magisters erwarb Auf Wanderschaft gelangte er nach Heilbronn wo er auf Anraten seiner Verwandten in das Franziskanerkloster eintrat und mit Vehemenz die alte katholische Lehre vertrat Wanderjahre und reformatorische Wende Bearbeiten 1519 wechselte er als Lesemeister und Prediger nach Tubingen und erhielt durch den dortigen Humanistischen Kreis ersten Kontakt zu den reformistischen Ideen Martin Luthers Nachfolgend wurde er Lesemeister und Prediger in Freiburg im Breisgau In gleicher Funktion wurde er Anfang 1521 in Ulm tatig und begann im lutherischen Sinne zu predigen Dies wiederum rief seine Ordensbruder auf den Plan die ihn vehement anfeindeten Aufgrund der Auseinandersetzungen zog er die Konsequenz und verliess den Orden Er begab sich auf Wanderschaft nach Lauingen Baden nach Augsburg und Bern Wahrend dieser Zeit sah er es als seine Aufgabe sich in Predigten und Flugblattern fur den reformatorischen Glauben einzusetzen So erschien in Bern seine erste Schrift Funfzehn Bundesgenossen Seine Tatigkeit in der Schweiz befriedigte ihn jedoch nicht wirklich sodass er sich nach Wittenberg dem Ursprungsort der Reformation begab Eingetragen in die Matrikel der Universitat Wittenberg erlebte er eine Zeit in der die Wittenberger Bewegung durch den Einfluss Luthers abklang Dies beruhigende Umfeld wirkte sich auch auf Eberlin aus Massgeblich von Luther Philipp Melanchthon und Andreas Bodenstein gepragt wurden seine Schriften massvoller In seinen Schriften wandte er sich zwar noch gegen die Zeremonien der katholischen Kirche und feindete das Klosterleben an jedoch drangte sich dabei sein volksnaher Betrachtungssinn zum rational erlebbaren Stil Im Sommer 1523 begab er sich wiederum auf Wanderschaft nach Ulm Basel Rheinfelden und Rothenburg ob der Tauber Jedoch wurde er nirgends heimisch Dies schien sich erst zu andern als er 1524 in Erfurt heiratete und daselbst eine Anstellung als Prediger fand Eberlin besass eine sehr feine Beobachtungsgabe und ein ausgepragtes Empfinden fur soziale Bedurfnisse Diese Gaben ermoglichten es ihm wahrend der Unruhen des Deutschen Bauernkrieges in Erfurt und Ilmenau die offentliche Volkserregung zu besanftigen Johann Eberlin als Reformator in der Stadt und Grafschaft Wertheim 1526 1530 Bearbeiten 1526 folgte Johann Eberlin einem Ruf des Grafen Georg II von Wertheim nach Franken In Wertheim verfasste er seine bedeutenden Schriften Getreue Verwarnung an die Christen in der burgauischen Mark und die deutsche Ubersetzung der Germania des Tacitus Als Theologe verfasste er 1527 28 eine Kirchenordnung fur die Grafschaft Wertheim die Graf Georg II an Martin Luther und Philipp Melanchthon schickte die diese wie Johannes Brenz und Andreas Althamer bestatigten 1 In der Grafschaft Wertheim war er der erste reformatorische Superintendent und wurde mit dem Titel Doktor angesprochen und episcopus Werthemensis genannt 2 Jedoch konnte er die Fruchte seines Erfolges nicht mehr geniessen denn am 17 April 1530 starb Georg II und sein Vater Michael II 1531 ubernahm fur ein Jahr die Regentschaft die dann nach seinem Tod die Ehefrau von Georg II Barbara von Wertheim 1561 als vormundschaftliche Regentin fortsetzte Mit seiner Kritik von der canzel an Amtmann Schultheiss Burgermeister und Rat hatte Johann Eberlin sich ausreichend Feinde geschaffen so dass der Amtmann Eberhard Hund von Wenkheim in einem Brief sich wunscht der allmechtige werde mir zeit und gluck mich an ihm zu rechen verleyen 3 Anders als seine Vorganger in diesem Amt wurde Eberlin nicht wegen theologischen Differenzen entlassen Seine unumstrittene positive Leistung bezeugt ein Brief von Graf Michael II von Wertheim der dabei betont dass wir nichtz args von euch wissen Seine Entlassung umschreibt der Graf als auss treflichen warnungen und ursachen Diese konnen nicht von seinen Amtskollegen kommen denn Dr Andreas Hoffrichter der ihm auf Wunsch von Graf Michael II als Superintendent folgt schrieb gemeinsam mit anderen neun Geistlichen bereits am 6 Mai 1530 einen Brief in dem sie sich fur Johann Eberlin einsetzen und vom Grafen verlangten diesen im Amt des Superintendenten zu lassen Sie beanstanden dass Eberlin ohne ein ordentliches rechtliches Verfahren verjagt werden soll 4 Eberlins Gegner wie u a Eberhard Hund von Wenkheim erzwangen seine Absetzung und verfolgten ihn mit Verleumdungen auch in seinem neuen Pfarramt in Leutershausen Seine Kirchenordnung blieb in der Grafschaft erhalten wie Eberlin selbst in einem Brief 1531 darauf hinweist dass sowohl Michael II als auch die Witwe Georgs II Barbara von Wertheim befohlen hatten dass diese ernstlich zuhalten biss auf diesen Tag sei 5 Tod Bearbeiten Als Georg II 17 April 1530 starb wurde Eberlin aus dem Dienst entlassen Deshalb nahm er eine Stelle als Pfarrverweser in Leutershausen an Hier fasste er jedoch nicht mehr recht Fuss da seine Harte in der Kirchenzucht auf Widerstand stiess Nach einer Erkrankung verstarb er im Oktober 1533 Wurdigung BearbeitenEberlin galt neben Luther als der sprachgewandteste und sprachgewaltigste Theologe der beginnenden Reformationszeit Die sozialen Gedanken die er in seiner Predigt in den 20er Jahren des 16 Jahrhunderts mit grosser Kraft verkundigte machen diesen schwabischen Reformator zu einer der interessantesten und anziehendsten Erscheinungen seiner Zeit Eberlin stand auch in brieflichen Kontakt mit Frauen der Reformation wie Susanna Truchsess und Argula von Grumbach So gehorte es zu seiner Uberzeugung dass Gott zu eym ehrlicheen werckzeug erwelt hat die Edlen frawen Argula von Gumbach wobei er die Tapferkeit bewunderte mit der sie wie andere Frauen der Reformation auch ihre Uberzeugungen offentlich vertrat 6 Sein Denken BearbeitenIm Blick auf den Zolibat hat Eberlin sehr klar Position bezogen Eine Schrift von 1522 tragt den vielsagenden Titel Wie gar gefahrlich es sei wenn ein Priester keine Ehefrau hat Er greift dort mit biblischen und historischen Grunden den Zolibat an und schildert dessen offentliche Schadlichkeit Er appelliert an die Bischofe ihren Widerstand gegen die Priesterehe aufzugeben Werke Bearbeiten15 Bundsgenossen Gengenbach Basel 1521 Digitalisat Wider die schender der Creaturen gottes durch Weyhe n oder segnen des Saltzs Wasser Palmen kraut wachss fewr ayer Fladen et c 1521 Digitalisat Sybenn frum m aber trostlose pfaffen klagen jre not ainer dem andern vnd ist niemant der sy troste 1521 Digitalisat Wie gar gfarlich sey So Ain Priester kain Eeweyb hat Wye Unchristlich und schedlich aim gmainen Nutz Die menschen seynd Welche hindern die Pfaffen Am Eelichen stand Ramminger Augsburg 1522 Digitalisat Ain fraintlich trostliche Vermanung an alle frummen Christen zu Augspurg Am Leech Darin n auch angezaygt wurt wazu der Doc Martini Luther von Gott gesandt sey Oeglin Augsburg 1522 Digitalisat Ain Biechlin Darin auff iij Frag e n geantwurt wirt 1 Warumb das Ewangelion so ain klainen furgang hab 2 Warumb so vil vnruw vnd leyden durch das ewangelion erweckt wirt 3 Ob man warten sol sollich neuwe rleeren als man sy nen n t antzunemen biss das sy bewerdt werd e n durch ain Concilium oder durch ain reychstag Ramminger Augsburg 1523 Digitalisat Die ander getrew vermanung Joannis Eberlin von Guntzburg an den Rath der loblichen stadt Ulm warzunhemen in was unsaglichnn schadnn sy gefurt seint von den welt verfurern den Munchen und wie man solchem ubel entrinnen muge Ramminger Augsburg 1523 Digitalisat Klag vnd antwort von Lutherischen vn d Bebstischenn pfaffen vber die Reformacio n so neulich zu Regenspurg der priester halben aussgange n ist im Jar MDxxiiij 1524 Digitalisat Mich wundert das keyn gelt im Land ist 1524 Sigitalisat Wider den vnfursichtigen vnbeschayden aussganng viler der Klosterleut auss jren Klostern darin n sie villeicht wol on gottes schmahe hatten mugen wonen Steiner Augsburg 1524 Digitalisat Wie sich eyn diener Gottes wortts ynn all seynem thun halten soll vnd sonderlich gegen denen wilchen das Euangelion zuuor nicht geprediget ist das sie sich nicht ergern Rhau Grunenberg Wittenberg 1525 Digitalisat Wie sich eyn diener Gottes wortts ynn all seynem thun halten soll vnd sonderlich gegen denen wilchen das Euangelion zuuor nicht geprediget ist das sie sich nicht ergern Wittenberg 1525 Digitalisat Ein getrewe warnung an die Christen in der Burgawischen marck sich auch furohin zu huten vor aufrur vnnd vor falschen predigernn 1525 Digitalisat Ein zamengelesen buochlin von der teutschen Nation gelegenheit Sitten vnd gebrauche durch Cornelium Tacitum vnd etliche andere verzeichnet 1526 7 Literatur BearbeitenMonographienGeoffrey Dipple Antifraterialism and anticlericalism in the German Reformation Johann Eberlin von Gunzburg and the campaign against the friars Scolar Press Aldershot 1996 ISBN 1 85928 267 9 ISBN 978 1 85928 267 0 zugl Dissertation Kingston Canada Queen s Univ Christian Peters Johann Eberlin von Gunzburg ca 1465 1533 Franziskanischer Reformer Humanist und konservativer Reformator Quellen und Forschungen zur Reformationsgeschichte 60 Gutersloher Verlagshaus Gutersloh 1994 ISBN 3 579 01686 5 zugl Dissertation Universitat Munster 1990 Gunther Heger Johann Eberlin von Gunzburg und seine Vorstellungen uber eine Reform in Reich und Kirche Schriften zur Rechtsgeschichte RG 35 Duncker amp Humblot Berlin 1985 ISBN 3 428 05818 6 zugl Dissertation Universitat Heidelberg 1984 Lothar Noack Johann Eberlin von Gunzburg um 1460 1533 und seine Flugschriften in der deutschsprachigen Flugschriftenliteratur der Jahre 1520 1524 Dissertation Leipzig 1983 Bernhard Riggenbach Johann Eberlin von Gunzburg und sein Reformprogramm Ein Beitrag zur Geschichte des 16 Jahrhunderts Tubingen 1874 Nachdruck Verlag B de Graaf Nieuwkoop 1967 LexikonartikelFriedrich Wilhelm Bautz Johann Eberlin von Gunzburg In Biographisch Bibliographisches Kirchenlexikon BBKL Band 1 Bautz Hamm 1975 2 unveranderte Auflage Hamm 1990 ISBN 3 88309 013 1 Sp 1444 1446 Artikel Artikelanfang im Internet Archive Johann Eberlin von Gunzburg In Robert Stupperich Reformatorenlexikon Verlag Max Mohn Gutersloh 1984 ISBN 3 579 00123 X Ernst Wolf Eberlin von Gunzburg Johann In Neue Deutsche Biographie NDB Band 4 Duncker amp Humblot Berlin 1959 ISBN 3 428 00185 0 S 247 Digitalisat Theodor Kolde Eberlin Johann von Gunzburg In Realencyklopadie fur protestantische Theologie und Kirche RE 3 Auflage Band 5 Hinrichs Leipzig 1898 S 122 125 Bernhard Riggenbach Eberlin von Gunzburg Johann In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 5 Duncker amp Humblot Leipzig 1877 S 575 f AufsatzeMarinus A van den Broek Das Sprichwort in den Schriften Johan Eberlins von Gunzburg In Proverbium Yearbook of international proverb scholarship Band 10 1993 S 37 50 ISSN 0743 782X Martin Brecht Johann Eberlin von Gunzburg in Wittenberg 1522 1524 In Wertheimer Jahrbuch 1983 Hrsg vom Historischen Verein Wertheim in Verbindung mit dem Staatsarchiv Wertheim Wertheim 1985 S 47 54 Hermann Ehmer Johann Eberlin von Gunzburg in Wertheim In Wertheimer Jahrbuch 1983 Hrsg vom Historischen Verein Wertheim in Verbindung mit dem Staatsarchiv Wertheim Wertheim 1985 S 55 71 Erich Langguth Dr Johann Eberlin Graf Michael II Dr Andreas Hoffrichter Der Wechsel im Wertheimer Pfarramt 1530 In Wertheimer Jahrbuch 1983 Hrsg vom Historischen Verein Wertheim in Verbindung mit dem Staatsarchiv Wertheim Wertheim 1985 S 73 102 Weblinks Bearbeiten nbsp Wikisource Johann Eberlin von Gunzburg Quellen und Volltexte Literatur von und uber Johann Eberlin von Gunzburg im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Literatur von und uber Eberhard von Gunzburg bei der Staatsbibliothek zu Berlin Werke von Johann Eberlin von Gunzburg bei Zeno org Einzelnachweise Bearbeiten Christian Peters Johann Eberlin von Gunzburg ca 1465 1533 Franziskanischer Reformer Humanist und konservativer Reformator In Quellen und Forschungen zur Reformationsgeschichte Band 60 Gutersloh 1994 S 298 Erich Langguth Einmutig in der neuen Lehre Dr Johann Eberlin Graf Michael II Dr Andreas Hoffrichter Der Wechsel im Wertheimer Pfarramt 1530 In Historischer Verein Wertheim in Verbindung mit dem Staatsarchiv Wertheim Hrsg Wertheimer Jahrbuch 1983 Verlag des Historischer Vereins Wertheim e V Wertheim 1985 S 73 102 Erich Langguth Einmutig in der neuen Lehre Dr Johann Eberlin Graf Michael II Dr Andreas Hoffrichter S 81 Erich Langguth Einmutig in der Lehre Dr Johann Eberlin Graf Michael II Dr Andreas Hoffrichter S 85 Christian Peters Johann Eberlin von Gunzburg S 299 Argula von Grumbach Schriften In Peter Matheson Hrsg Quellen und Forschungen zur Reformationsgeschichte Band 83 Heidelberg 2010 S 50 1986 neu herausgegeben von Achim Masser als Band 30 der Innsbrucker Beitrage zur Kulturwissenschaft Germanistische Reihe ISBN 978 3 85124 114 3Normdaten Person GND 118681540 lobid OGND AKS LCCN n85124093 VIAF 175256456 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Eberlin von Gunzburg JohannALTERNATIVNAMEN Eberlin Johann Eberlein Johann Eberl Johann Apriolus JohannKURZBESCHREIBUNG deutscher TheologeGEBURTSDATUM um 1470GEBURTSORT Kleinkotz bei GunzburgSTERBEDATUM Oktober 1533STERBEORT Leutershausen bei Ansbach Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Johann Eberlin von Gunzburg amp oldid 232771576