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Erythrin veraltet auch als Kobold Bluthe Kobaltblute und Cobaltum rubrum sowie als Farbpigment Kobaltviolett bekannt ist ein eher selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der Phosphate Arsenate und Vanadate mit der chemischen Zusammensetzung Co3 AsO4 2 8H2O 4 und ist damit chemisch gesehen ein wasserhaltiges Cobaltarsenat ErythrinGruppe von nadeligen radialstrahligen Erythrinkristallen aus Agoudal Bou Azzer Tazenakht Provinz Ouarzazate Souss Massa Draa Marokko Sichtfeld 8 cm Allgemeines und KlassifikationIMA Symbol Ery 1 Andere Namen Arseniksaures Kobalt bzw Arseniksaures Kobaltoxyd Coboltum rubrum oder auch Cobaltum rubrum 2 Flos Cobalti Kobold Bluthe bzw Kobaltblute Koboltbeslag 2 bzw Kobaltbeschlag Rhodoit 3 Roter ErdkobaltChemische Formel Co3 AsO4 2 8H2O 4 Mineralklasse und ggf Abteilung Phosphate Arsenate und VanadateSystem Nummer nach Strunz 8 Aufl Lapis Systematik nach Strunz und Weiss Strunz 9 Aufl Dana VII C 13 VII C 13 070 8 CE 40 40 03 06 03Kristallographische DatenKristallsystem monoklinKristallklasse Symbol monoklin prismatisch 2 m 5 Raumgruppe Nr C2 m Nr 12 Vorlage Raumgruppe 12 4 Nr 12 Gitterparameter a 10 25 A b 13 45 A c 4 76 Ab 105 0 4 Formeleinheiten Z 2 4 Haufige Kristallflachen 001 010 100 110 2 21 6 Physikalische EigenschaftenMohsharte 1 5 bis 2 5 7 Dichte g cm3 gemessen 3 06 berechnet 3 135 7 Spaltbarkeit vollkommen nach 010 undeutlich nach 100 und 102 7 Bruch Tenazitat unebenFarbe karminrot pfirsichrot pink hellrosa farblos bis weissStrichfarbe hellrot bis pinkTransparenz durchsichtig bis durchscheinendGlanz Glasglanz PerlmuttglanzKristalloptikBrechungsindizes na 1 626 bis 1 629 8 nb 1 662 bis 1 663 8 ng 1 699 bis 1 701 8 Doppelbrechung d 0 073 8 Optischer Charakter zweiachsig positivAchsenwinkel 2V 85 bis 90 gemessen 88 bis 90 berechnet Pleochroismus X hellpink bis hellrosa Y hellviolett bis hellrosa violett Z tiefrot 7 Weitere EigenschaftenBesondere Merkmale dehydratiertes Erythrin farbt sich lavendelblauErythrin kristallisiert im monoklinen Kristallsystem und entwickelt meist kleine prismatische tafelige und nadelige Kristalle in haarformigen buscheligen oder radialstrahligen Mineral Aggregaten sowie kugelig nierige Formen und pulvrige Anfluge Das Mineral ist durchsichtig bis durchscheinend und uberwiegend von charakteristischer Pfirsich bluten roter oder pinker Farbe findet sich aber auch in dunklerem Karminrot oder hellerem Rosa Auch farblose bis weisse Erythrine sind bekannt aber sehr selten Auf der Strichtafel hinterlasst er einen hellroten bis pinken Strich Sichtbare Kristallflachen weisen einen glasahnlichen Glanz auf Spaltflachen schimmern dagegen eher perlmuttartig Mit Annabergit Ni3 AsO4 2 8H2O 4 und Hornesit Mg3 AsO4 2 8H2O 4 bildet Erythrin jeweils eine luckenlose Mischkristallreihe 7 Inhaltsverzeichnis 1 Etymologie und Geschichte 2 Klassifikation 3 Kristallstruktur 4 Eigenschaften 5 Bildung und Fundorte 6 Verwendung 7 Siehe auch 8 Literatur 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseEtymologie und Geschichte BearbeitenBenannt wurde Erythrin 1832 durch den franzosischen Mineralogen Francois Sulpice Beudant nach dem griechischen Wort ἐry8ros erythros fur rot Beudant gibt zusatzlich als Synonyme cobalt arseniate und Arseniksaurer Kobalt an 9 Eine erste schriftliche Erwahnung des Minerals wenn auch ohne Beschreibung oder Fundortangabe findet sich allerdings schon rund 150 Jahre fruher in dem 1683 erschienenen anonymen Werk Mvsaevm Brackenhofferianvm unter der Bezeichnung Coboltum rubrum bzw rother Kobolt 10 Erst im 1719 von Georg Gottfried Richter publizierten Sammlungskatalog werden verschiedenen Mineralproben der Kobold Bluthe auch Fundorte zugeordnet Die Proben stammten demnach aus verschiedenen Regionen des Erzgebirges wie unter anderem Schwarzenberg Erzgeb fruher civitas Swartzenberg Schneeberg die Grube Beschert Gluck bei Freiberg und St Veit nahe Wolkenstein in Sachsen Blankenburg und der Stollen Charlotte Aufrichtigkeit am Roten Berg bei Saalfeld in Thuringen sowie Jachymov deutsch Joachimsthal und die Grube Glucksburg bei Horni Blatna deutsch Bergstadt Platten im heutigen Tschechien 11 Weitere bekannte Synonyme fur Erythrin sind unter anderem Flos Cobalti nach Johann Theodor Eller 1723 2 und Roter Erdkobalt nach Werner 12 Die Bezeichnung Kobaltbeschlag ist dagegen nicht mehr gebrauchlich da dieser nach moderner Mineraldefinition aus einem Gemenge von Erythrin und arseniger Saure besteht 13 Die bisher fruheste bekannte chemische Analyse des Minerals stammt von Christian Friedrich Bucholz der sie 1810 anhand von Material aus Richelsdorf Deutschland durchfuhrte Etwa zeitgleich analysierte auch Laugier eine Probe aus Allemont Frankreich Jons Jakob Berzelius berechnete aus der Analyse von Bucholz die chemische Formel Co3 AsO4 2 6 H2O wahrend die Analyse von Laugier eine Formel mit 9 H2O ergab Eine weitere Probe aus Schneeberg ergab dagegen einen Kristallwassergehalt von nur 5 H2O Die widerspruchlichen Ergebnisse veranlassten schliesslich den Chemiker Carl Kersten zu einer weiteren und sorgfaltigen Analyse mit ausgesuchtem sauberem Material aus den Schneeberger Gruben Wolfgang Maassen und Rappold aus dessen Ergebnis die bis heute gultige Formel Co3 AsO4 2 8H2O stammt Bei einem Vergleich mit der Zusammensetzung von Annabergit und Vivianit Fe3 PO4 2 8H2O stellte Kersten zudem die enge Verwandtschaft der Minerale fest in deren Formel sich die Elemente Cobalt Erythrin Nickel Annabergit und Eisen Vivianit gegenseitig vertreten 2 Im Mai 1969 brachte die Deutsche Post der DDR eine Serie Sonderbriefmarken mit dem Thema Minerale aus den Sammlungen der Bergakademie Freiberg heraus in der auch der Erythrin vertreten ist Klassifikation BearbeitenIn der mittlerweile veralteten aber noch gebrauchlichen 8 Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehorte der Erythrin zur Mineralklasse der Phosphate Arsenate und Vanadate und dort zur Abteilung der Wasserhaltigen Phosphate ohne fremde Anionen wo er zusammen mit Annabergit Arupit Baricit Bobierrit Cattiit Hornesit Kottigit Manganohornesit Parasymplesit und Vivianit die Vivianit Gruppe mit der System Nr VII C 13 bildete Die seit 2001 gultige und von der International Mineralogical Association IMA verwendete 9 Auflage der Strunz schen Mineralsystematik ordnet den Erythrin ebenfalls in die Klasse der Phosphate Arsenate und Vanadate und dort in die Abteilung der Phosphate usw ohne zusatzliche Anionen mit H2O ein Diese Abteilung ist allerdings weiter unterteilt nach der Grosse der beteiligten Kationen und dem Stoffmengenverhaltnis von Phosphat Arsenat bzw Vanadat Komplex RO4 zu Kristallwasser H2O so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung Mit ausschliesslich mittelgrossen Kationen RO4 H2O 1 2 5 zu finden ist wo es zusammen mit Annabergit Arupit Baricit Ferrisymplesit Hornesit Kottigit Manganohornesit Pakhomovskyit Parasymplesit Santabarbarait und Vivianit die Vivianit Gruppe 8 CE 40 bildet Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebrauchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Erythrin in die Klasse der Phosphate Arsenate und Vanadate und dort in die Abteilung der Wasserhaltigen Phosphate etc ein Hier ist er zusammen mit Vivianit Baricit Annabergit Kottigit Parasymplesit Hornesit Hornesit und Pakhomovskyit in der Vivianit Gruppe mit der System Nr 40 03 06 innerhalb der Unterabteilung der Wasserhaltigen Phosphate etc mit A2 3 XO4 2 x H2O zu finden Kristallstruktur Bearbeiten nbsp Tafelige Erythrinkristalle in sichtbar monokliner Ausbildung aus Agoudal Bou Azer Ouarzazate Marokko Sichtfeld 3 3 cm Erythrin kristallisiert isotyp mit Vivianit 6 im monoklinen Kristallsystem in der Raumgruppe C2 m Raumgruppen Nr 12 Vorlage Raumgruppe 12 mit den Gitterparametern a 10 25 A b 13 45 A c 4 76 A und b 105 0 sowie 2 Formeleinheiten pro Elementarzelle 4 Eigenschaften BearbeitenBeim Erhitzen farbt sich Erythrin unter Abgabe von Wasser und Arsen III oxid blau Mit Sauren bildet er rote Losungen 14 Bildung und Fundorte Bearbeiten nbsp Haarformiger Erythrin aus der Mountain Cobalt Mine im Selwyn District Queensland Australien Grosse 1 6 0 9 0 6 cm nbsp Erythrin und Stellerit aus der Sara Alicia Mine San Bernardo Municipio de Alamos Sonora Mexiko Gesamtgrosse der Probe 19 0 9 8 8 0 cm nbsp Druse mit fast farblosen Erythrinkristallen umgeben von grunem Brochantit aus Wheal Edward Bergbaurevier St Just Cornwall UK Grosse des Hohlraums 2 mm 1 5 mm Erythrin ist ein typisches Sekundarmineral und bildet sich durch Oxidation vor allem aus Skutterudit Speiskobalt Nickel Skutterudit und Cobaltit aber auch anderen arsenhaltigen Cobalterzen in Cobalt Nickel und Uran Lagerstatten Je nach Stoffmengenverhaltnis von Cobalt und Nickel entstehen Uberzuge aus Erythrin oder Annabergit 15 Begleitminerale sind unter anderem Adamin Cobaltit Anorthoroselith ehemals Roselith b Malachit Morenosit Pharmakosiderit Retgersit Skorodit Skutterudit und Symplesit 7 Als eher seltene Mineralbildung kann Erytrhin an verschiedenen Fundorten zum Teil reichlich vorhanden sein insgesamt ist er aber wenig verbreitet Als bekannt gelten bisher Stand 2012 rund 700 Fundorte 8 Bedeutende Fundorte sind neben den Erstfunden im sachsischen und tschechischen Erzgebirge sowie in Thuringen unter anderem noch Bou Azzer Bou Azzer nahe Tazenakht in der marokkanischen Provinz Ouarzazate wo bis zu 6 cm lange tafelige Kristalle gefunden wurden 16 Weitere deutsche Fundstatten liegen auch im Schwarzwald Baden Wurttemberg im hessischen Odenwald und Taunus im Harzgebirge von Niedersachsen uber Sachsen Anhalt bis Thuringen sowie im Bergischen Land und Sauerland in Nordrhein Westfalen im Siegerland und der Eifel von Nordrhein Westfalen bis Rheinland Pfalz In Osterreich trat das Mineral bisher vor allem in Karnten Friesach Huttenberg Gailtaler und Karnische Alpen Gurktaler Alpen Salzburg Hohe Tauern Radstadter Tauern Schwarzleograben Leogang der Steiermark Liesing Palten Tal Schladming Nordtirol und im Vorarlberg Montafon auf In der Schweiz sind bisher nur wenige Fundorte im Kanton Wallis bekannt wie unter anderem Saint Luc VS Mont Chemin und das Turtmanntal Weitere Fundorte liegen unter anderem in Argentinien Australien Aserbaidschan Bolivien Chile China Demokratische Republik Kongo Frankreich Griechenland Indien Iran Irland Italien Japan Kanada Korea Mexiko Norwegen Polen Portugal Rumanien Russland Schweden der Slowakei Spanien Sudafrika im Vereinigten Konigreich Grossbritannien und den Vereinigten Staaten von Amerika USA 17 Verwendung BearbeitenAls Cobalterz ist Erythrin eher unbedeutend auch wenn er bei lokaler Anhaufung zusammen mit anderen Cobalterzen bergmannisch abgebaut wird um als Rohstoff in den Blaufarbenwerken zum Pigment Kobaltviolett verarbeitet zu werden Aufgrund seiner auffalligen Farbe ist das Mineral allerdings bei der Prospektion von Cobalt Lagerstatten ein guter Indikator unter anderem fur primare Cobalt Arsenide wie Skutterudit und Cobaltit 6 Siehe auch BearbeitenListe der MineraleLiteratur BearbeitenHans Jurgen Rosler Lehrbuch der Mineralogie 4 durchgesehene und erweiterte Auflage Deutscher Verlag fur Grundstoffindustrie VEB Leipzig 1987 ISBN 3 342 00288 3 S 653 Friedrich Klockmann Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie Hrsg Paul Ramdohr Hugo Strunz 16 Auflage Enke Stuttgart 1978 ISBN 3 432 82986 8 S 643 Erstausgabe 1891 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Erythrin Erythrite Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Kobaltblute In Meyers Konversations Lexikon 4 Auflage Band 9 Verlag des Bibliographischen Instituts Leipzig Wien 1885 1892 S 892 Mineralienatlas Erythrin und Mineralienportrait Erythrin Wiki RRUFF Database of Raman spectroscopy Erythrite englisch American Mineralogist Crystal Structure Database Erythrite englisch Einzelnachweise Bearbeiten Laurence N Warr IMA CNMNC approved mineral symbols In Mineralogical Magazine Band 85 2021 S 291 320 doi 10 1180 mgm 2021 43 englisch cambridge org PDF 320 kB abgerufen am 5 Januar 2023 a b c d Thomas Witzke Die Entdeckung von Erythrin bei www strahlen org A Himmelbauer R Koechlin A Marchet H Michel O Rotky J E Hibsch Mineralogisches Taschenbuch der Wiener Mineralogischen Gesellschaft 2 Auflage Springer Wien 1928 S 53 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche a b c d e f g Hugo Strunz Ernest H Nickel Strunz Mineralogical Tables Chemical structural Mineral Classification System 9 Auflage E Schweizerbart sche Verlagsbuchhandlung Nagele u Obermiller Stuttgart 2001 ISBN 3 510 65188 X S 481 Webmineral Erythrite englisch a b c Helmut Schrocke Karl Ludwig Weiner Mineralogie Ein Lehrbuch auf systematischer Grundlage de Gruyter Berlin New York 1981 ISBN 3 11 006823 0 S 636 637 a b c d e f Erythrite In John W Anthony Richard A Bideaux Kenneth W Bladh Monte C Nichols Hrsg Handbook of Mineralogy Mineralogical Society of America 2001 handbookofmineralogy org PDF 65 kB a b c d e Mindat Erythrite F S Beudant Erythrine cobalt arseniate in Traite Elementaire de Mineralogie 2 Auflage Paris 1832 S 596 bis 597 PDF 88 7 kB Anonym 1683 Mvsaevm Brackenhofferianvm Das ist Ordentliche Beschreibung Aller so wohl naturlicher als kunstreicher Sachen Welche sich in Weyland Hrn Eliae Brackenhoffers gewesenen Dreyzehners bey hiesiger Statt Strassburg Hinterlassenem Cabinet befinden Strassburg Gedruckt und verlegt durch Johann Welpern PDF 141 3 kB Georg Gottfried Richter erschienen unter dem Kurzel G G R Gazophylacium sive Catalogus Rerum Mineralium et Metallicarum ut et tam domesticorum qvam exoticorum varia rudera urbium fructicum qvo praesentantium una cum qvibusdam petrifactis et lapidibus ad regnum minerale spectantibus qvas summa industria et labore collegit Mineralien Cabinet Oder Beschreibung der furnehmsten Ertze darunter viele in Sachsen befindlich wie auch andere Auslandische ingleichen unterschiedene in Stein verwandelte Sachen Welche Mit grosser Muhe Fleiss und Unkosten zusammen getragen Freiberg 1719 PDF 192 2 kB Hans Luschen Die Namen der Steine Das Mineralreich im Spiegel der Sprache 2 Auflage Ott Verlag Thun 1979 ISBN 3 7225 6265 1 S 213 253 Kobaltblute Mineralienatlas Varietaten Synonyme und veraltete Namen von Erythrin Friedrich Klockmann Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie Hrsg Paul Ramdohr Hugo Strunz 16 Auflage Enke Stuttgart 1978 ISBN 3 432 82986 8 S 643 Erstausgabe 1891 Martin Okrusch Siegfried Matthes Mineralogie Eine Einfuhrung in die spezielle Mineralogie Petrologie und Lagerstattenkunde 7 vollstandige uberarbeitete und aktualisierte Auflage Springer Verlag Berlin u a 2005 ISBN 3 540 23812 3 S 41 Petr Korbel Milan Novak Mineralien Enzyklopadie Dorfler Natur Nebel Verlag Eggolsheim 2002 ISBN 978 3 89555 076 8 S 177 Mindat Localities for Erythrite Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Erythrin amp oldid 239246164