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Die Anhaltische Motorwagenfabrik war ein deutscher Automobilhersteller Anhaltische MotorwagenfabrikRechtsformGrundung 1895Auflosung 1898Sitz Dessau DeutschlandLeitung Friedrich LutzmannMitarbeiterzahl etwa 20Branche Automobilhersteller Fabrikgebaude im Jahre 2009Lutzmann von 1895Lutzmann Pfeil 1 Inhaltsverzeichnis 1 Unternehmensgeschichte 2 Fahrzeuge 2 1 Konstruktionsmerkmale 2 2 Motor 2 3 Modellversionen 3 Lutzmann Motorwagen in Grossbritannien 4 Die erste Internationale Automobilausstellung 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseUnternehmensgeschichte BearbeitenFriedrich Lutzmann fertigte 1893 1 2 sein erstes Fahrzeug und grundete 1895 1 das Unternehmen in Dessau zur Produktion von Automobilen Der Markenname lautete Lutzmann 1898 endete die Produktion in Dessau 2 Opel aus Russelsheim ubernahm die Maschinen und stellte Friedrich Lutzmann als Direktor fur die Motorwagenproduktion ein Fahrzeuge Bearbeiten1893 entstand ein Dreirad mit hinterem Einzelrad das auch gelenkt wurde Ein Einzylinder Viertaktmotor mit 1 5 PS trieb die Vorderachse an Der Fahrer sass hinten auf einem Sattel Vorne war eine Bank fur einen Passagier Das Fahrzeug war 200 cm lang und 115 cm breit Das Leergewicht war mit 150 kg angegeben 3 Vermutlich im Mai 1894 das genaue Datum ist nicht bekannt und damit gut ein Jahr nach Lutzmanns erster Begegnung mit dem Benz Motorwagen verliess das erste eigene strassentaugliche Fahrzeug die Fabrikhalle Abgesehen von der zeitublichen allgemeinen Kutschenform und der ebenfalls noch ublichen Kraftubertragung uber Riemengetriebe und Ketten unterscheiden sich beide Fahrzeuge vom technischen Standpunkt erkennbar So verfugt der Lutzmann nicht nur uber eine andersartige Lenkung Lutzmanns eigene Erfindung Patent Nr 79039 und eine an das Fahrrad angelehnte Vorderradaufhangung Auch der Motor unterschied sich in seiner Konstruktion deutlich vom Benz Neben den goldenen Verzierungen auf schwarzen Lack und rot abgesetzten Felgen fielen vor allem die schmiedeeisernen Ornamente auf die als Lampenhalter dienten Das elegante Erscheinungsbild auch im Vergleich zu eher plumpen Kutschen der Konkurrenz machte deutlich dass Lutzmann gelernter Kunstschlosser war Noch im selben Jahr erwarb der Fabrikant F A Schreiber aus Kothen einen Lutzmann fur 4 000 ℳ Ein weiterer Lutzmann Motorwagen wurde sogar ins arabische Aden exportiert wie das Bernburger Wochenblatt im August 1895 berichtete Im Laufe der Jahre wurden Lutzmann Automobile auch nach Grossbritannien die Niederlande und zahlreiche andere Lander exportiert Lutzmann beschaftigte in seiner Dessauer Fabrik nur etwa 20 Arbeiter deutlich weniger als etwa die Konkurrenten Daimler und Benz Das Unternehmen selbst firmierte erst ab Dezember 1898 unter dem Namen Anhaltische Motorwagenfabrik Konstruktionsmerkmale Bearbeiten Gegenuber der Konkurrenz von Benz und Daimler hatte der Motorwagen von Lutzmann einen gewichtigen Vorteil Lutzmann verwendete Kugellager fur Achsen und Antriebswellen sowie die Lenksaule was den Reibungswiderstand des Automobils wesentlich verringerte Bei eher bescheidenen Motorleistungen von 3 bis 4 PS wirkte sich diese Massnahme in einer merklichen Erhohung der Endgeschwindigkeit aus Die Kugellager stellte Lutzmann in der eigenen Werkstatt her da die fur Fahrrader erhaltlichen Varianten nicht ausreichend dimensioniert waren Ein besonderer Schwerpunkt der Konstruktion lag bei der Gewichtsminimierung 1895 liess Lutzmann sich zudem ein Riemengetriebe patentieren Pat 87231 93843 109473 das mit nur einem Hebel auskam und spater in allen Lutzmann Motorkutschen eingesetzt wurde Dies fuhrte zu einer wesentlichen Bedienungsvereinfachung Gegen Aufpreis gab es auch einen Ruckwartsgang Zudem verfugten die Fahrzeuge uber eine patentierte Freilaufvorrichtung fur die Hinterrader die demselben Zweck diente wie spater bei kardangetriebenen Fahrzeugen das Differential Wie auch bei den Benz Motorwagen dieser Zeit kamen die Riemengetriebe ohne Kupplung aus Die wohl bedeutendste Verbesserung aber war wohl ein fahrtwindgekuhlter Kuhlwasserbehalter Gebrauchsmusterschutz Nr 82841 der den Kuhlwasserbedarf der Lutzmann Automobile deutlich senkte was auch ein grosser Vorteil gegenuber der Konkurrenz war Ein Benzwagen dieser Zeit hatte auf 100 km einen Benzinverbrauch von 20 und einen Kuhlwasserverbrauch von 150 Litern ein grosser Schwachpunkt der Konstruktion mit einfacher Verdampfungskuhlung Im Laufe der Produktion wurden immer wieder Verbesserungen eingefuhrt Motor Bearbeiten Der Motor verfugte uber ein automatisches Einlassventil das durch Unterdruck gesteuert wurde Das Auslassventil hingegen wurde uber einen Nocken auf der Kurbelwelle gesteuert Beide Ventile wurden zwecks Vereinfachung in einem Bauteil zusammengefasst Pat Nr 93233 Alle Motoren waren Einzylinder mit einem Hubraum von 1500 bis 3500 cm3 Die Leistung lag bei etwa 1 5 bis 9 PS bei 400 500 min 1 Sie verfugten samtlich bereits uber eine fortschrittliche elektrische Zundung mittels Ruhmkorffschem Funkeninduktor Die Motorgehause wurden aus hochwertigem Schmiedestahl gefertigt wodurch eine uberdurchschnittlich hohe Qualitat und Langlebigkeit gewahrleistet war Die spateren Modelle mit einem platzsparend in den Benzintank integrierten Oberflachenvergaser erregten einiges Interesse bei Fachpresse und interessierten Laien die den Lutzmann Motor falschlich als vergaserlos bezeichneten Modellversionen Bearbeiten nbsp nbsp nbsp nbsp Von links nach rechts Pfeil A Pfeil 1 Pfeil 2 mit Halbverdeck Pfeil 5 und Pfeil 4 Insgesamt wurde der Lutzmann Motorwagen in mindestens 14 verschiedenen Varianten angeboten von denen die meisten den Beinamen Pfeil fuhrten Von jedem dieser Modellvarianten wurde mindestens ein Exemplar tatsachlich gebaut Das kleinste Modell war der relativ leichte und einfache Pfeil A beziehungsweise seine Weiterentwicklung der Pfeil 0 die auch als leichte Jagdwagen bezeichnet wurden Eine Nummer grosser waren der Zweisitzer Pfeil 1 und der Viersitzer Pfeil 2 die im Gegensatz zu den kleineren Modellen uber eine Achsgabellenkung verfugten Als Pfeil 1 B wurde eine besonders elegante Ausfuhrung des zweisitzigen Modells mit Drahtspeichenradern anstelle der schweren Holzspeichenrader bezeichnet Wegen seines geringeren Gewichtes erreichte dieses Fahrzeug eine Hochstgeschwindigkeit von 30 km h Der Pfeil 3 war ein ebenfalls mit der Lutzmann typischen Achsgabellenkung ausgestatteter Sechssitzer Exotischere Modellvarianten waren der Pfeil 4 ein postkutschenartigen Achtsitzer der Pfeil 5 der an eine Strassenbahn der damaligen Zeit erinnerte und 12 Passagiere befordern konnte und der Lieferwagen Pfeil 6 Bei spateren Modellen dieses Typs liess sich der Frachtkasten abnehmen sodass der Wagen auch privat genutzt werden konnte Nicht unter die Pfeil Nomenklatur fielen das Kombinationsfahrzeug Break ein offener Achtsitzer mit pritschenartig angeordneten Sitzbanken und zwei verschiedene auf Kundenwunsch gebaute Autobusse fur 14 respektive 16 Personen Der damaligen Mode entsprechend baute Lutzmann auch ein Motor Dreirad Lutzmann Motorwagen in Grossbritannien Bearbeiten nbsp nbsp John Adolphus und Kathleen Koosen Die ersten Besitzer eines Lutzmann in Grossbritannien waren John Adolphus Koosen und seine Frau Kathleen aus Southsea in der Grafschaft Hampshire Noch 1895 bestellte Mr Koosen einen Pfeil 1 nachdem die beiden auf einer Urlaubsreise in Deutschland Lutzmanns Dessauer Pfeile kennengelernt hatten Um sein Fahrzeug jedoch uberhaupt in Gang bringen zu konnen musste Mr Koosen bei einer chemischen Fabrik ein 200 Liter Fass Benzin kaufen weil weder Apotheken noch Drogerien es in ausreichender Menge verkauften 1896 kaufte Mr Koosen einen zweiten Lutzmann diesmal einen Viersitzer Dieser ist heute in Besitz des Berliner Museums fur Verkehr und Technik Mit ihrem Arrow 1 legten die Koosens uber 100 000 Meilen ca 160 000 km zuruck Mr Koosen gebuhrt auch die zweifelhafte Ehre den wohl ersten Strafzettel der Welt erhalten zu haben Nach dem Locomotive Act of 1865 war das Fahren mit Dampfwagen auf offentlichen Strassen namlich verboten In der Gerichtsverhandlung erklarte zwar ein sachverstandiger Ingenieur dass es sich bei dem Motorwagen nicht um eine Dampf sondern um eine Gasmaschine handele der Richter verhangte aber dennoch eine eher symbolische Strafe von einem Shilling Daraufhin reichte Mr Koosen eine Petition beim britischen Parlament ein Seine Bemuhungen trugen massgeblich zur Lockerung der Gesetzgebung in Grossbritannien bei Aus diesem Grund widmete ihm das Magazin The Autocar am 4 Januar 1896 ein Gedicht betitelt Ode to J A K Then in peace and quiet J A K in his autocar shall drive and thanks to his great efforts the autocar shall thrive 4 Ab 1896 wurde J A Koosen ausserdem offizieller Vertragshandler fur Grossbritannien und Irland In dieser Funktion zeigte er seinen Motorwagen am 1 Mai 1896 unter anderem neben Daimler De Dion Bouton und einem Motorrad von Hildebrand und Wolfmuller bezeichnet als Wulf Muller New Main Bicycle auf einer Ausstellung im Crystal Palace in London Von dieser Ausstellung und dem dort gezeigten Lutzmann berichtete sogar der Scientific American in New York Die erste Internationale Automobilausstellung Bearbeiten Hauptartikel Geschichte im Artikel Internationale Automobil Ausstellung Das Unternehmen stellte auf der ersten Automobilausstellung in Deutschland die am 30 September 1897 begann zwei Fahrzeuge aus einen Pfeil 0 und einen Pfeil 1 Daneben wurden lediglich funf andere Autos prasentiert 3 Benz 1 Daimler und 1 Elektroauto von Kuhlstein Literatur BearbeitenHarald H Linz Halwart Schrader Die Internationale Automobil Enzyklopadie United Soft Media Verlag Munchen 2008 ISBN 978 3 8032 9876 8 George Nicholas Georgano Hrsg The Beaulieu Encyclopedia of the Automobile Band 2 G O Fitzroy Dearborn Publishers Chicago 2001 ISBN 1 57958 293 1 englisch Manfred Riedel Friedrich Lutzmann Ein Pionier des Automobilbaus Anhaltische Verlagsgesellschaft Dessau 1999 ISBN 3 910192 61 0 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Anhaltische Motorwagenfabrik Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten a b Harald H Linz Halwart Schrader Die Internationale Automobil Enzyklopadie United Soft Media Verlag Munchen 2008 ISBN 978 3 8032 9876 8 a b George Nicholas Georgano Hrsg The Beaulieu Encyclopedia of the Automobile Band 2 G O Fitzroy Dearborn Publishers Chicago 2001 ISBN 1 57958 293 1 englisch Michael Wolff Metternich 100 Jahre auf 3 Radern Deutsche Dreispur Fahrzeuge im Wandel der Zeiten Neue Kunst Verlag Munchen ISBN 3 929956 00 4 S 214 dt gedeihenDeutsche Pkw Automobilmarken bis 1918 Aachener AAG ABAM Adler Aegir Alliance Allright Altmann AMG Andreas Anker Ansbach Apollo Argus Asdomobil Askulap Attila Audi Autognom Beckmann BEF Behr Benz Berger Bergmann Metallurgique Berolina Blitz BMF Boes Brandt Braun Brennabor Bugatti C Benz Sohne Chatel Jeannin Cito Cloumobil Colibri Corona COS Coswiga Cudell Cyklon Daimler De Dietrich Deka Der Dessauer Dessavia Deutschland Deutz Dixi Dreyhaupt Ducommun Durkopp Dux Dynamobil EBM Ehrhardt Ehrhardt Decauville Einrad Ekamobil Electra Elite EMW Engelhardt Erdmann Excelsior Mascot Express FAF Fafnir Falke Favorit FEG Feldmann Fiedler Fischer 1902 1905 Fischer 1912 1913 Flocken Foth Fulgura Fulmina Gaggenau Geha Goricke Gottschalk Hammonia Hansa Hartmann Heilbronn Heinle amp Wegelin Helios Henschel Hermes Simplex Hexe Hille Horch Huttis amp Hardebeck Immermobil Imperator Kamper KAW Kayser Kempten KEW Kliemt Klingenberg Kolner Motorwagen Komnick Kondor Krieger Krupkar Kruse Kuhlstein Lerche Liliput Lloyd Loreley Loutzky LUC Lueders Lutzmann Lux MAF Magdeburger Magnet Mars Martinot et Galland Mathis Maurer Union Maxwerke Mayer Mercedes Meyrel Miele MMB Mono MWD Nacke NAG NAIG Neuss Noris NSU Opel Orient Express Oryx Panther Pasing Patria Pekrun Pfluger Phanomen Piccolo Planet Podeus Polymobil Presto Priamus Primus Progress Protos Rabe Mobil RAW Record Regent Reissig Rex Simplex SAF Scheele Scheibler Schilling Schuckert Schulz Seidel 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