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Der Funkeninduktor auch als Ruhmkorff Spule bezeichnet ist ein historisches elektrisches Gerat zur induktiven Erzeugung von Hochspannungsimpulsen und wird in alterer Literatur auch als Induktorium bezeichnet 1 Vor dem Funkeninduktor stand nur Reibungselektrizitat in vielfaltigsten Variationen und durch Influenz getrennte Ladungen z B mit dem Elektrophor der Wimshurst Maschine oder dem Bandgenerator zur Verfugung Funkeninduktor aus dem Jahr 1920Das Gerat wurde insbesondere im 19 Jahrhundert und beginnenden 20 Jahrhundert vielfaltig eingesetzt um Hochspannungsimpulse bis etwa 250 kV zu erzeugen elektrische Entladungsvorgange auf hoherem Energieniveau durchfuhren zu konnen Vergleiche mit elektrostatischen Entladungen wie Blitzen anzustellen Inhaltsverzeichnis 1 Aufbau und Funktionsweise 2 Geschichte 3 Anwendung 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseAufbau und Funktionsweise Bearbeiten nbsp Zeitlicher Spannungs und Stromverlauf am Funkeninduktor ohne Kondensator nbsp Zeitlicher Spannungs und Stromverlauf am Funkeninduktor mit KondensatorDer Funkeninduktor besteht aus einem Transformator mit hohem Ubersetzungsverhaltnis also mit wenigen Windungen aus dickem Draht als Primarwicklung und mit vielen Windungen als Sekundarwicklung Der Stromfluss durch die Primarwicklung wird durch einen sogenannten Wagnerschen Hammer gesteuert Ein elektrischer Kontakt ist magnetisch mit dem Transformatorkern verbunden Bei geschlossenem Kontakt baut sich ein Strom i 1 displaystyle i 1 nbsp durch die Primarwicklung auf Das so erzeugte magnetische Feld offnet seinerseits den Kontakt wodurch der Stromfluss i 1 displaystyle i 1 nbsp in der Primarwicklung unterbrochen wird im Diagramm rechts blau dargestellt Das magnetische Feld im Transformatorkern baut sich ab der Kontakt im Wagnerschen Hammer fallt in seine Ausgangsposition zuruck und schliesst den Stromkreis wieder womit der Vorgang von neuem beginnt Beim Unterbrechen des Stromkreises sinkt der Stromfluss innerhalb kurzester Zeit auf null wodurch es zu einer starken Anderung des magnetischen Feldes kommt Gemass Induktionsgesetz kommt es daher beim Absinken von i 1 displaystyle i 1 nbsp in der Sekundarwicklung zu einem sehr hohen Spannungsimpuls im Diagramm ist der Verlauf u 2 displaystyle u 2 nbsp in rot dargestellt Die Hohe des Hochspannungsimpulses ist durch das Ubersetzungsverhaltnis und die Geschwindigkeit der Stromabschaltung gegeben Parallel zum Kontakt des Wagnerschen Hammers wird zur Optimierung auch ein Kondensator geschaltet in Form eines Snubbernetzwerkes welcher einerseits die Funkenbildung verringert und andererseits mit der Induktivitat der Primarspule einen Schwingkreis bildet der die gleiche Resonanzfrequenz wie die Sekundarspule zusammen mit ihrer parasitaren Kapazitat hat Auf diese Weise wird ein Resonanztransformator gebildet welcher die Energieubertragung vom Primar auf den Sekundarkreis optimiert Parallel zur Stromquelle werden Kondensatoren eingesetzt um die bei schliessendem Schalter auftretenden Stromstosse von der Stromversorgung fernzuhalten Der Wagnersche Hammer ist weder fur grossere Leistung geeignet da der Schaltkontakt dabei in kurzer Zeit abbrennt noch konnen damit bei kleinen Leistungen Schaltfrequenzen uber 200 Hz erreicht werden Fur grossere Leistungen kamen elektrolytische Wehnelt Unterbrecher oder Quecksilberschalter zum Einsatz welche vom magnetischen Kreis des Transformators getrennt waren und Schaltfrequenzen bis zu einigen kHz erlaubten In dieser Konfiguration geht die Funktion des Funkeninduktors zu den ersten drahtlosen Sendeeinrichtungen in Form der Loschfunkensender uber Geschichte BearbeitenDie geschichtliche Entwicklung ist durch eine Vielzahl von parallelen und einzelnen Entwicklungen von Details der Apparatur gekennzeichnet Der erste Funkeninduktor wurde nach Vorarbeiten von Michael Faraday im Jahr 1836 von dem irischen Geistlichen und Wissenschaftler Nicholas Callan am St Patrick s College in Maynooth entwickelt 2 Die Bauform entsprach nicht der spater ublichen zylindrischen Bauform sondern war in Form eines Hufeisens gestaltet Eine Verbesserung stellte der ein Jahr spater entwickelte Funkeninduktor von William Sturgeon dar welcher als Schaltkontakt ein Zahnrad nutzte welches von Hand angetrieben werden musste und so den elektrischen Stromkreis periodisch unterbrach Der elektrische Kontakt in Form des Wagnerschen Hammers wurde 1838 von den Iren James William MacGauley und unabhangig davon im Jahr 1839 von dem Deutschen Johann Philipp Wagner entwickelt 3 4 Im Jahre 1853 erfand der Franzose Hippolyte Fizeau die Verbesserung des zum Schaltkontakt parallel geschalteten Kondensators heute unter dem Begriff des Snubbernetzwerks bekannt 5 Heinrich Daniel Ruhmkorff gelang es den Aufbau der Sekundarwicklung durch eine Verlangerung zu verbessern um so mit ca 10 km Drahtlange Spannungsimpulse um die 100 kV aus einer Batterie mit 5 V Gleichspannung zu erzeugen 6 Ruhmkorff stellte seinen Funkeninduktor erstmals auf der internationalen Industrieausstellung in Paris 1855 aus nbsp Erster Funkeninduktor von Nicholas Callan 1836 nbsp Funkeninduktor von William Sturgeon 1837 mit einem Zahnrad zur Steuerung des Unterbrecherkontaktes nbsp Funkeninduktor von Charles G Page 1838 welcher eine Schale mit Quecksilber und eine darin befindliche Metallnadel als elektrischen Unterbrecherkontakt nutzt nbsp Funkeninduktor von Heinrich Daniel Ruhmkorff um 1850 Neben dem Wagnerschen Hammer nutzt dieser Funkeninduktor ebenfalls einen Unterbrecherkontakt aus Quecksilber nbsp Einer der weltweit grossten Funkeninduktoren 1877 von Alfred Apps gebaut Mit uber 350 km Drahtlange konnten Spitzenspannungen um die 1 MV erzielt werden Anwendung Bearbeiten nbsp Zundspulen aus dem KFZ Bereich die heutige Bauform des FunkeninduktorsNeben wissenschaftlichen Anwendungen durch Physiker dienten Funkeninduktoren im 19 Jahrhundert zur Volksbelustigung auf Jahrmarkten sowie als Kinderspielzeug in Form von Elektrisiermaschinen Weiterhin speisten Funkeninduktoren die ersten Sendeanlagen mit ihrer Hochspannung wurde eine Schwingkreis oder die Antennenkapazitat geladen bis die Zundspannung einer im Kreis oder der Antenne liegenden Funkenstrecke erreicht war Die abrupt gezundete Funkenstrecke wirkte wie ein plotzlich geschlossener Schalter uber den die Ladung sich oszillatorisch ausgleichen konnte und so gedampfte hochfrequente Schwingungen in Schwingkreisen und Antennen erzeugte Bereits Heinrich Hertz verwendete einen Funkeninduktor als Hochspannungsgenerator fur seinen Nachweis der elektromagnetischen Wellen die wegen ihrer ursprunglichen Erzeugungsart auch Funkwellen genannt werden Funkeninduktoren gehoren auch heute noch zur Ausstattung des Physikunterrichtes an Schulen Hochschulen und Universitaten werden aber aufgrund der Bremsstrahlung bei diesen Spannungen in Form von Rontgenstrahlung die beim Auftreffen der Elektronen auf die Anode frei wird nur noch selten eingesetzt Sie dienen der Demonstration von Entladungen hoher Spannungen z B auch der Speisung von Geisslerschen Rohren Der Entwicklungsweg des Funkeninduktors fuhrte zu den ebenso aufgebauten Zundspulen von Ottomotoren wie sie auch heute noch eingesetzt werden Der anstelle des Wagnerschen Hammers dort zunachst eingesetzte mechanische Zundunterbrecher wurde inzwischen durch Transistorschalter ersetzt Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Funkeninduktor Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Funkeninduktor und Fritter Koharer Einzelnachweise Bearbeiten Heinrich Hertz Ueber den Einfluss des ultravioletten Lichtes auf die electrische Entladung In Ann Phys Verlag J A Barth Leipzig 1887 Band 267 Heft 8 S 984 William Sturgeon Hrsg The Annals of Electricity Magnetism and Chemistry Vol 1 Sherwood Gilbert and Piper London 1837 S 229 230 J W McGauley Electro magnetic apparatus for the production of electricity of high intensity In Proceedings of the British Association for the Advancement of Science 7 Jahrgang BAAS 1838 S 25 Charles Grafton Page History of Induction The American Claim to the Induction Coil and Its Electrostatic Developments publisher Intelligencer Printing House Washington D C 1867 S 26 27 57 google com H Fizeau Note sur les machines electriques inductives et sur un moyen facile d accroitre leurs effets In Comptes rendus 36 Jahrgang Elsevier 1853 S 418 421 bnf fr abgerufen am 14 Februar 2013 R C Post Stray sparks from the induction coil The Volta prize and the Page patent In Proceedings of the IEEE 1976 64 9 S 1279 1286 Digitalisat Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Funkeninduktor amp oldid 237642575