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Das Amt Nidda auch Oberamt Nidda war eine Verwaltungseinheit im Spatmittelalter und in der fruhen Neuzeit in der Landgrafschaft Hessen der Landgrafschaft Hessen Darmstadt und zuletzt im Grossherzogtum Hessen bis 1821 Das Amt ging aus der Grafschaft Nidda hervor die ab 1450 landgraflich hessischer Besitz war Der Amtssitz befand sich in der Stadt Nidda im dortigen Schloss Das Schloss in Nidda war Sitz der Amtmanner des Amts Nidda Inhaltsverzeichnis 1 Gliederung 1 1 Gericht Nidda 1 2 Gerichte am Vogelsberg 1 3 Gerichte in der Fuldischen Mark in der Wetterau 2 Geschichte 3 Verwaltung 4 Literatur 5 EinzelnachweiseGliederung BearbeitenDas Amt Nidda erstreckte sich uber Teile der Wetterau bis in den hohen Vogelsberg hinein Organisatorisch gliederte es sich in drei Bezirke und insgesamt zehn Gerichte Die Organisation des Amtes geht nach dem Wortlaut der Belehnungsurkunden wohl noch in die Zeit der Zugehorigkeit zu den Grafen von Ziegenhain zuruck Der Amtsbereich umfasste 1 Gericht Nidda Bearbeiten Das Gericht Nidda mit Schloss und Stadt Nidda und den Dorfern Kohden Unter Schmitten Ober Schmitten Eichelsdorf Rauna Bellmuth Wallernhausen Michelnau und Glashutten sowie dem Hof Finkenloch Gerichte am Vogelsberg Bearbeiten Das Gericht Rodheim mit den Dorfern Rodheim Langd Steinheim und Rabertshausen sowie der Muhle zu Reinhausen Das Gericht Stornfels mit den Dorfern Stornfels Ulfa Borsdorf Ober Widdersheim und Unter Widdersheim Das Gericht Burkhards mit den Dorfern Burkhards Kaulstoss Herchenhain Hartmannshain Busenborn Eschenrod Wingershausen Eichelsachsen und Sichenhausen Das Gericht Crainfeld mit den Dorfern Crainfeld Grebenhain Bermuthshain und Ilbeshausen Gerichte in der Fuldischen Mark in der Wetterau Bearbeiten Das Gericht Dauernheim mit den Dorfern Dauernheim und Blofeld Das Gericht Bingenheim mit den Dorfern Bingenheim und Leidhecken Das Gericht Echzell mit den Dorfern Echzell und Gettenau Das Gericht Berstadt mit dem Dorf Berstadt Das Gericht Fauerbach mit den Dorfern Fauerbach Ober Lais und Unter Lais Geschichte BearbeitenMit dem Tod des letzten Grafen von Ziegenhain und Nidda Johann II im Jahre 1450 fiel die Grafschaft Nidda an den hessischen Landgrafen Ludwig I Erbanspruche des Hauses Hohenlohe wurden zuruckgewiesen Der Streit wurde auf dem Wormser Reichstag von 1495 zugunsten Hessens beigelegt Nach dem Tod Ludwigs I wurde die Landgrafschaft Hessen unter seinen Sohnen Ludwig II Niederhessen und Heinrich III Oberhessen aufgeteilt und das in der Nachfolge der Grafschaft stehende hessische Amt Nidda fiel dabei an Heinrich III Dessen Sohn Wilhelm III kam am 17 Februar 1500 bei einem Sturz vom Pferd wahrend der Jagd ums Leben und hinterliess keinen legitimen Erben Hierdurch fiel Oberhessen und damit auch das Amt Nidda an seinen niederhessischen Vetter Wilhelm II Unter Landgraf Philipp I dem Grossmutigen erfolgte in den Jahren 1537 und 1555 eine Neuaufnahme und Feststellung des landgraflichen Besitzstandes im Amt Nidda in mehreren Salbuchern 2 Bei der Teilung Hessens nach dem Tod Philipps I am 31 Marz 1567 fiel das Amt Nidda an seinen Sohn Ludwig IV von Hessen Marburg Da dieser ohne Erben blieb kam es 1604 an seinen Neffen Ludwig V und somit an die Landgrafschaft Hessen Darmstadt Vom Dreissigjahrigen Krieg 1618 1648 wurde das Amt zuerst im Juni 1622 beim Durchzug der Truppen von Christian von Braunschweig Wolfenbuttel in Mitleidenschaft gezogen Es kam zu massiven Ubergriffen auf die Bevolkerung und zu Plunderungen und Brandschatzungen Der materielle Schaden in der gesamten Grafschaft Nidda belief sich auf uber 344 000 Gulden 3 Ab 1634 rissen Truppendurchzuge Einquartierungen und Plunderungen kaum noch ab 1648 waren weite Teile des Amts Nidda verwustet Im Ehevertrag des Erblandgrafen Ludwig VI von 1649 waren Schloss Stadt und Amt Nidda vorubergehend als Wittum fur seine Gemahlin Marie Elisabeth vorgesehen 4 Der in Finanznoten steckende Landgraf verpfandete die Grafschaft Nidda ab 1668 69 zeitweise an Herzog Ernst I von Sachsen Gotha Altenburg 5 Erst sein Sohn Ernst Ludwig konnte 1692 die Pfandschaft wieder ablosen Wahrend des Pfalzischen Erbfolgekrieges suchte der landgrafliche Hof zeitweise in Nidda Zuflucht weshalb hier am 17 Juni 1693 Prinz Karl Wilhelm von Hessen Darmstadt geboren wurde 6 Die Jagdleidenschaft Landgraf Ernst Ludwigs und seines Sohnes Ludwig VIII fuhrte zur zeitweiligen Nutzung der Schlosser in Nidda und Bingenheim als Jagdschlosser 7 Eigens fur die aufwendigen Parforcejagden entstand 1723 das Jagdschloss Zwiefalten bei Eichelsachsen im Gericht Burkhards Noch zusatzlich belastet wurden die landgraflichen Untertanen im Amt Nidda durch die zeitweilige Besetzung durch franzosische Truppen im Siebenjahrigen Krieg 1756 1763 und die von diesen erzwungenen Fouragelieferungen Erst mit dem Regierungsantritts Ludwigs IX 1768 fand der kostspielige landgrafliche Jagdbetrieb im Vogelsberg ein Ende Kurz zuvor erfolgte eine Massenauswanderung in das Russische Kaiserreich Wolgadeutsche darunter allein 52 Personen aus dem Bereich der heutigen Stadt Nidda 8 Durch die von Friedrich Karl von Moser geleitete Landkommission wurde 1774 fur die zusammengefassten Amter Nidda und Lissberg eine Zahl von 2 327 Haushaltungen erfasst 9 Der Verbesserung der Wirtschaftslage diente unter anderem der Ausbau der Saline in Salzhausen 1776 1786 Weitere Fortschritte wurden durch den Beginn der Koalitionskriege zunichtegemacht 1792 kam es zum Durchmarsch preussischer Truppen 1794 1795 bezogen osterreichische Truppen Winterquartier Im September 1796 marschierte die franzosische Sambre und Maas Armee auf ihrem Ruckzug vor den Osterreichern durch die Amter Nidda und Lissberg Die Stadt Nidda wurde geplundert Glashutten und Lissberg als Reaktion auf Gegenwehr aus der Bevolkerung in Brand gesteckt 10 1797 war das Amt teilweise von franzosischen und osterreichischen Truppen besetzt Die Erhebung der Landgrafschaft Hessen Darmstadt zum Grossherzogtum und der Austritt des Landes aus dem Heiligen Romischen Reich Deutscher Nation am 12 August 1806 tangierte das Amt Nidda nicht das zunachst weiter bestehen blieb Erst nach dem Wiener Kongress 1815 kam es zu einer grundlegenden Neuordnung der Verwaltung des Grossherzogtums Hessen das am 17 Dezember 1820 eine eigene Verfassung erhalten hatte Am 14 Juli 1821 erging die Bekanntmachung uber die Landeseinteilung des Grossherzogtums Hessen in Landratsbezirke und Landgerichte Damit wurde auch das Amt Nidda aufgelost An seiner Stelle wurde der Landratsbezirk Nidda gebildet allerdings mit einem veranderten Gebietszuschnitt Fur die Rechtsprechung zustandig war nunmehr das Landgericht Nidda Sitz eines hessischen Landrats war Nidda noch bis zum 1 Juli 1874 als der Kreis Nidda aufgelost wurde Erhalten blieb zunachst die Funktion als Gerichtssitz Erst zum 1 Januar 2012 wurde dann auch das Amtsgericht Nidda aufgelost Verwaltung BearbeitenAn der Spitze der Verwaltung des Amtes Nidda stand der vom Landgrafen bestallte Amtmann 11 Er entstammte in der Regel dem Adel Oft hatten die Amtmanner noch weitere landgrafliche Amter inne Nicht selten waren sie infolge der Heranziehung zu militarischen oder diplomatischen Diensten fur langere Zeit abwesend Der Amtmann war beritten und wurde von einer Schar Reisiger begleitet Ihm oblag der Schutz des Amtes nach aussen einschliesslich der Regelung von Grenzkonflikten und die Sicherstellung der Botmassigkeit der Untertanen im Innern Fur die wirtschaftliche Verwaltung des Amtes zustandig war der Rentmeister der bei Abwesenheit des Amtmanns auch dessen Kompetenzen wahrnahm 11 Insbesondere erhob er die landgraflichen Einkunfte in Geld und Naturalien wie die Bede die Gerichtsbussen die Zollgelder oder den Weinkauf und auch die Reichssteuern wie den Gemeinen Pfennig oder die Turkensteuer Ausserdem beaufsichtigte er die landgraflichen Besitzungen und Rechte wie Guter Muhlen und Waldschmieden Zur Unterstutzung waren dem Rentmeister die Rentschreiber und die Amtsknechte beigegeben 12 Zu diesen zahlten die Reisigen und die Landknechte die Zollner die Schlagbaumwarter die Forster und die Huhnervogte Den einzelnen Gerichten standen die Schultheissen vor den Dorfern die Dorfvorsteher oder Heimburgen Literatur BearbeitenKarl Ernst Demandt Das hessische Verwaltungszentrum Nidda im 15 und 16 Jahrhundert in Otto Dascher Nidda Die Geschichte einer Stadt und ihres Umlandes Nidda 2003 S 83 122 Jurgen Rainer Wolf Zwischen Jagdvergnugen und Kriegsgefahr Stadt und Amt Nidda im 17 und 18 Jahrhundert in Otto Dascher Nidda Die Geschichte einer Stadt und ihres Umlandes Nidda 2003 S 141 165Einzelnachweise Bearbeiten Demandt Das hessische Verwaltungszentrum Nidda S 85 Demandt Das hessische Verwaltungszentrum Nidda S 85 Wolf Zwischen Jagdvergnugen und Kriegsgefahr S 142 Wolf Zwischen Jagdvergnugen und Kriegsgefahr S 144f Wolf Zwischen Jagdvergnugen und Kriegsgefahr S 147 Wolf Zwischen Jagdvergnugen und Kriegsgefahr S 149 Wolf Zwischen Jagdvergnugen und Kriegsgefahr S 151 Wolf Zwischen Jagdvergnugen und Kriegsgefahr S 156 Wolf Zwischen Jagdvergnugen und Kriegsgefahr S 157 Wolf Zwischen Jagdvergnugen und Kriegsgefahr S 158f a b Demandt Das hessische Verwaltungszentrum Nidda S 86 Demandt Das hessische Verwaltungszentrum Nidda S 88 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Amt Nidda amp oldid 227919738