www.wikidata.de-de.nina.az
Das Oberamt Lindenfels war von 1737 39 bis 1803 ein Verwaltungsbezirk der Kurpfalz mit Sitz in Lindenfels im sudhessischen Kreis Bergstrasse Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Funktion 1 2 Kurpfalzische Zeit 1 3 Hessen 2 Gebiet des Amtes mit seinen Gerichten 2 1 Thal Zent 2 2 Neue Zent 2 3 Zent Waldmichelbach 2 4 Zent Hammelbach 3 Amtmanner 4 Literatur 5 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenFunktion BearbeitenIn Mittelalter und Fruher Neuzeit waren Amter eine Ebene zwischen den Gemeinden und der Landesherrschaft Die Funktionen von Verwaltung und Rechtsprechung waren hier nicht getrennt Dem Amt stand ein Amtmann vor der von der Landesherrschaft eingesetzt wurde Hauptartikel Amt historisches Verwaltungsgebiet Kurpfalzische Zeit Bearbeiten Bevor das Oberamt Lindenfels geschaffen wurde war es eine Vogtei die dem Oberamt Heidelberg unterstand Das Gebiet umfasste den kristallinen Odenwald am Rand der Weschnitzsenke und Teile im Ulfenbachtal Das Amt geht ursprunglich auf den Sitz der Lorscher Vogte zuruck und wurde bereits durch den Pfalzgrafen Konrad ca 1134 1136 1195 erworben Nach langen Streitigkeiten konnten die Pfalz und das Erzbistum Mainz sich Anfang des 14 Jahrhunderts uber das Erbe aus der Lorscher Abtei einigen und die Pfalzer Teile wurden durch das Amt Lindenfels verwaltet Danach gab es nur noch kleine Anderungen des Amtsgebietes Ein Gebietsaustausch mit dem Schenken von Erbach 1561 schuf die Grundlage der Neuen Zent die aber erst 1716 die Hohe Gerichtsbarkeit erhielt Vorher war der Oberhof das Zentgericht im kurpfalzischen Heppenheim Im Oberamt Lindenfels galt das Pfalzische Landrecht von 1582 erneuert 1610 als Partikularrecht Daruber hinaus galt das Gemeine Recht soweit das Pfalzische Landrecht fur einen Sachverhalt spezielle Regelungen nicht enthielt Dieses Sonderrecht behielt seine Geltung auch im gesamten 19 Jahrhundert wahrend der Zugehorigkeit des Gebietes zum Grossherzogtum Hessen 1 und wurde erst zum 1 Januar 1900 von dem einheitlich im ganzen Deutschen Reich geltenden Burgerlichen Gesetzbuch abgelost Hessen Bearbeiten Nachdem im Juni 1802 zwischen Frankreich und Osterreich ein Entschadigungsplan vereinbart wurde der auf dem 1801 geschlossenen Friedensvertrag von Luneville Art 7 fusste war klar dass das Oberamt Lindenfels an die Landgrafschaft Hessen Darmstadt fiel Vorher noch hatte Maximilian Joseph der letzte Kurfurst von Bayern versucht sich die Rechte am Oberamt zu sichern Der Vertrag kam aber nicht mehr zur Ausfuhrung und mit dem am 19 November 1802 in Munchen ausgestellten Patent entliess er die Untertanen des Oberamtes aus seinem Machtbereich und ernannte seinen Geheimrat von Lamezan zum Abtretungscommissar Landgraf Ludwig I von Hessen seinerseits ergriff durch das Patent vom 22 November 1802 und durch seinen Commissar den Regierungsrat von Gunderrode Besitz vom Oberamt Die Besitzergreifungs Commission war am 27 November 1802 in Lindenfels anwesend und die Hessischen Wappen wurden an diesem Tag in Gegenwart des Burgermeisters und des Oberamtsboten angeschlagen 2 1806 wurde aus der Landgrafschaft Hessen Darmstadt das Grossherzogtum Hessen Hessen behielt das Oberamt als Verwaltungseinheit zunachst bei Es fuhrte die Bezeichnung Landgraflich hessisches spater Grossherzoglich hessisches Oberamt Lindenfels Ihm wurden aber immer mehr Kompetenzen entzogen So wurde beim Ubergang zu Hessen ein eigenes Rentamt geschaffen und 1813 entstand ein neues Justizamt in Furth dem der Bezirk von Lindenfels jetzt unterstand Der letzte Amtsverweser war Wilhelm Morlock ein ehemaliger franzosischer Rittmeister Dieser war von Oberamtmann Graf von Latour eingesetzt und der eigentliche Amtsinhaber vor Ort Er wurde von Hessen ubernommen und fuhrt das Amt bis zu seinem Tode im Februar 1807 Danach wurde das Amt erst von der Amtsvogtei in Furth und spater von der Amtsvogtei in Heppenheim verwaltet 3 Mit der Veroffentlichung in der Grossherzoglich Hessischen Zeitung No 47 vom Jahr 1812 wurde das Amt Lindenfels dann aufgeteilt Danach gehorten zum Amt Furth 1 alle zur eigentlichen Zent Furth gehorigen Orte 2 aus dem Hardenroder Gerichte nur die Orte Aschbach Kocherbach und Litzelbach 3 die Stadt Lindenfels mit noch 22 andern Orten des vormaligen Oberamtes gleiche Namens zum Amt Waldmichelbach 1 die beiden Zenten Morlenbach und Absteinach 2 die noch ubrigen Orte des Hardenroder Gerichtes 3 aus dem Oberamte Lindenfels 12 Dorfer und Hofe zum Amt Bensheim die Orte Breitenwiesen Knoden Schannenbach und Seidenbug zum Amt Heppenheim die Orte Mitlechtern Mittershausen Scheuerberg Bonsweiher und Oberlaudenbach 4 1821 kam es zu einer Justiz und Verwaltungsreform mit der auch die Trennung der Rechtsprechung von der Verwaltung auf unterer Ebene umgesetzt wurde Die Amter wurden aufgelost ihre Aufgaben hinsichtlich der Verwaltung neu gebildeten Landratsbezirken die erstinstanzliche Rechtsprechung Landgerichten ubertragen Die Aufgaben wurden nun von dem Landratsbezirk Dieburg und dem Landgericht Furth wahrgenommen 5 Gebiet des Amtes mit seinen Gerichten Bearbeiten1784 hatte das kleine kurpfalzische Oberamt 4 414 Einwohner und bestand aus der Stadt Lindenfels 31 Dorfern und sechs Weilern und Meierhofen Die Burg und die Stadt Lindenfels hatten spatestens mit der Stadtrechtsverleihung im Jahr 1336 ihre eigene Gerichtsbarkeit einschliesslich der Blutgerichtsbarkeit Die Zenten hatten ihre eigenen Nieder und Hochgerichte Wahrend das Kurpfalzer Unteramt in Lindenfels seinen Sitz hatte wurde dort viermal im Jahr ein Hohes Gericht das auch fur die Zehnten tatig war in Beisein eines Vertreters des Oberamtes Heidelberg gehalten 6 Das Oberamt bestand aus vier Zenten mit folgenden Orten Thal Zent Bonsweiher Eulsbach Ellenbach Erlenbach Glattbach Lauten Weschnitz Linnenbach seit 1509 Schlierbach Seidenbach mit Seidenbuch und Winkel Neue Zent Breitenwiesen Knoden Mitlechtern Mittershausen Ober Laudenbach Schannenbach und Scheuerberg Zent Wald Michelbach Hornbach Kreidach Ober Mumbach Ober Schonmattenwag Reisen Siedelsbrunn Vockelsbach und Wald Michelbach Zent Hammelbach Affolterbach Gras Ellenbach Hammelbach Ober Scharbach Unter Scharbach und Wahlen Thal Zent Bearbeiten Die Orte der Thal Zent teilten weitgehend die gleiche Geschichte wie Lindenfels Dessen Zentgericht wird erst in Glattbach spater in Ellenbach und zuletzt in Schlierbach abgehalten Es hatte gemeinsam mit Lindenfels eine Richtstatte in den Faustenbacher Hecken auf dem Buhel Fur deren Unterhaltung musste die Thalzent die Halfte der Kosten tragen In seinem Siegel fuhrte das Zentgericht ein Schild mit 3 Feldern Im ersten Feld befand sich der Pfalzische Lowe im zweiten die bayrischen Rauten und im dritten untersten ein Knabe auf einem Hugel uber dessen Kopf eine Kugel schwebte 7 Neue Zent Bearbeiten Die zu Neu Zent gehorigen Orte und zwei Hauser zu Scharbach wurden am 4 Juni 1561 vom Kurfurst Friedrich III von den Grafen zu Erbach Georg Eberhard und Valentin gegen Lautern Gadernheim und Raidelbach Reidelbach welche zur Pfalz und der Thal Zent gehorten sowie gegen den Pfalzischen Anteil an Reichenbach ertauscht Die Erbacher Schenken hatten diese Orte als Pfalzisches Lehen besessen Die Hohe Gerichtsbarkeit lag aber noch bis 1714 auf dem Landberg bei Heppenheim Das Zentgericht befand sich in Mittershausen und das Siegel des Gerichts fuhrt einen Pelikan mit seinen Jungen an der Brust 8 9 Zent Waldmichelbach Bearbeiten Uber die Zent Wald Michelbach schreibt Johann Goswin Widder Zent ist die betrachtlichste im Oberamte Sie liegt sudwarts von Lindenfels und begranzet zum Theil die Kellerei Waldeck Es gehoren acht Dorfer auch verschiedene Hofe dazu und derselben Gerichtsbarkeit erstrecket sich auf mehrere umliegende Orte die zum Theil Kurpfalzische Lehen sind Die Zent hat ihre besondere Freiheiten und Gerechtigkeiten Das Gericht halt seine Zusammenkunfte zu Wald Michelbach und bestehet aus einem Schultheise und 4 Schoffen Die Richtstatte der ganzen Zent war nahe bei diesem Dorfe Der darauf gestandene Galgen aber ist in gegenwartigem Jahrhundert zerfallen und bisher nicht wieder anfgebauet worden 10 Zent Hammelbach Bearbeiten Die niedere oder vogteiliche Gerichtsbarkeit uber die eigentliche Pfalzischen Orte war meistenteils zu Lehen begeben Die Hohe Gerichtsbarkeit des Zentgerichts erstreckte sich nicht nur uber die Dorfer der Zent sondern erstreckte sich uber weitere umliegende Dorfer Das Zentgericht setzte sich aus einem Schultheissen und vier Schoffen zusammen Das Siegel des Gerichts und der Zent Hammelbach war der Pfalzische aufrecht stehender Lowe Der Name der Zent wechselt mit dem Ort an dem das Zentgericht gehalten wurde Anfangs Affolderbacher danach Wahlheimer Eicher Gerichtsort war eine gefallten Eichen an der Strasse zwischen Lutzelbach und Grasellenbach und zuletzt in Hammelbacher Zent Den Oberhof bildete das Hofgericht zu Heidelberg und die Richtstatte war der Galgen am Hammelberg Urkundlich erwahnt wurde die Zent 11 12 1430 Zentgericht im Dorf Affolderbach bei der Linde 1504 ergibt sie Musterung der Zent 53 Mann die weder Harnisch Wagen noch Ochengefahrt haben 1564 hat die Kurpfalz die hohe und niedere Gerichtsbarkeit 1568 muss die Zent dem Pfalzgrafen einen gerusteten Wagen mit vier Pferden und zwei Knechten stellen 1568 wird das Malefizgericht vom Zentrichter an einer gefallten Eichen an der Strasse zwischen Lutzelbach und Grasellenbach gehalten daher der Name Eicher Zent 1613 wird das Zentgericht in Hammelbach gehalten der Oberhof ist das Hofgericht zu HeidelbergAmtmanner Bearbeiten1604 Philipp Knebel von Katzenelnbogen 1650 Friedrich Landschad von Steinach 1652 Johann Martini Amtmann zu Lindenfels 1654 Abraham Wolfgang Bohn 1674 Christoph Andreas von Wollzogen 1699 Wilhelm Anton von Berlichingen 1737 Johann Heinrich Adam Ueberbruck von Rotenstein Oberamtmann 1756 Franz Graf von Hohensbroich 3 1783 Graf von Latour 1803 von Hessen ubernommen und gleichzeitig pensioniert 3 Literatur BearbeitenC F M L Marchand Lindenfels Ein Beitrag zur Ortsgeschichte des Grossherzogthums Hessen Gust Jonghaus Darmstadt 1858 online bei google books Johann Goswin Widder Versuch einer vollstandigen Geographisch Historischen Beschreibung der Kurfurstl Pfalz am Rheine Erster Theil Frankfurt Leipzig 1786 OCLC 1067855437 S 483 510 Einzelnachweise Bearbeiten Arthur Benno Schmidt Die geschichtlichen Grundlagen des burgerlichen Rechts im Grossherzogtum Hessen Curt von Munchow Giessen 1893 S 109 Christoph Friedrich Moritz Ludwig Marchand Lindenfels Ein Beitrag zur Ortsgeschichte des Grossherzogthums Hessen Darmstadt 1858 S 110 Online bei google books a b c Christoph Friedrich Moritz Ludwig Marchand Lindenfels Ein Beitrag zur Ortsgeschichte des Grossherzogthums Hessen Darmstadt 1858 S 79 ff Online bei google books Konrad Dahl Historisch topographisch statistische Beschreibung des Furstenthums Lorsch oder Kirchengeschichte des Oberrheingaues Darmstadt 1812 S 248 Online bei Google Books Die Eintheilung des Landes in Landraths und Landgerichtsbezirke betreffend vom 14 Juli 1821 In Grossherzoglich Hessisches Ministerium des Inneren und der Justiz Hrsg Grossherzoglich Hessisches Regierungsblatt 1821 Nr 33 S 403 ff Online bei der Bayerischen Staatsbibliothek Christoph Friedrich Moritz Ludwig Marchand Lindenfels Ein Beitrag zur Ortsgeschichte des Grossherzogthums Hessen Darmstadt 1858 S 71 ff Online bei google books Christoph Friedrich Moritz Ludwig Marchand Lindenfels Ein Beitrag zur Ortsgeschichte des Grossherzogthums Hessen Darmstadt 1858 S 75 Online bei google books Christoph Friedrich Moritz Ludwig Marchand Lindenfels Ein Beitrag zur Ortsgeschichte des Grossherzogthums Hessen Darmstadt 1858 S 40 f Online bei google books Widder S 510f Widder S 511ff Wilhelm Muller Hessisches Ortsnamenbuch Starkenburg Darmstadt 1937 Seite 294f Widder S 521ff Oberamter der Kurpfalz Alzey Bacharach Boxberg Bretten Germersheim Heidelberg Kreuznach Ladenburg Lauterecken Lautern Lindenfels Mosbach Neustadt Oppenheim Otzberg Simmern Starkenburg Stromberg Umstadt Veldenz Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Oberamt Lindenfels amp oldid 221917889