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Alpenflora bezeichnet alle Pflanzenarten die im Bereich der Alpen oberhalb der Baumgrenze vorkommen Da diese Grenze regional schwankt werden auch Arten hinzugerechnet die im Gebirge ihr Hauptverbreitungsgebiet besitzen aber schon in der Tallage gedeihen Pflanzenvielfalt auf uber 2000 m HoheDas Edelweiss Leontopodium alpinum gilt als Wahrzeichen der Alpen Auch manche Enzian Arten hier Clusius Enzian Gentiana clusii mit intensiver blauer Farbe sind als typische Alpenpflanzen bekannt Nach geographischer Lage und naturgeschichtlichen Einwanderungswegen ist die Zusammensetzung der Flora sehr unterschiedlich manche Arten kommen nur punktuell vor Die Zusammensetzung ist uberdies von der Hohe abhangig die in verschiedene okologische Hohenstufen oft mit gleitenden Ubergangen unterteilt wird Im Ubrigen spielen Bodenstruktur und Bodenzusammensetzung eine wichtige Rolle Auf Kalk und Dolomit herrscht ein anderer Artenkomplex vor als auf Silikat wo Kalk und Silikat aufeinandertreffen entsteht meist eine grosse Artenvielfalt Als typische bluhende Almwiesen gelten die Pflanzengesellschaften Borstgrasweide Nardetum und Blaugras Horstseggenrasen Seslerio Semperviretum Alpenpflanzen die von Bachen und Flussen in tiefere Lagen verbracht werden bezeichnet man als Alpenschwemmlinge Inhaltsverzeichnis 1 Entstehung der Alpenflora 2 Anpassung an alpine Lebensbedingungen 2 1 Auswirkung von Schnee im Hochgebirge 2 2 Klima und Mikroklima 2 3 Wasserbilanz 2 4 Vegetationsperiode 2 5 Allgemeine Bodenbeschaffenheit 2 6 Chemische Bodenbeschaffenheit 2 7 Bestaubung 3 Vegetationsstufen 4 Alpenflora und der Mensch 4 1 Erforschung der Alpenflora 4 2 Wirtschaftliche Nutzung 4 3 Naturschutz 4 4 Einfluss auf Kultur und Zivilisation 4 5 Pflanzen und Mythologie 5 Literatur 6 WeblinksEntstehung der Alpenflora Bearbeiten nbsp Der Himmelsherold Eritrichium nanum uberlebte die Eiszeit auf eisfreien Gipfeln Nach dem Ruckzug des Urmeeres Tethys vor ca 60 Millionen Jahren herrschte im mitteleuropaischen Raum ein feuchtes und subtropisches Klima mit einer Jahresmitteltemperatur von 22 C Dieses rief einen artenreichen vorwiegend immergrunen Bewuchs mit Palmen Magnolien Mammutbaumen epiphytischen Bromelien und Sumpfzypressen hervor Die nachfolgende Klimaverschlechterung und die Auffaltung der Alpen im jungen Tertiar fuhrten zur Verdrangung dieser Tropengewachse Kleinwuchsige Verwandte der damaligen Vegetation finden sich jedoch noch immer im Alpenraum etwa die Schneeheide die Hauswurzen und der Frauenmantel Das neu entstandene Hochgebirge wurde in der Folgezeit auf vermutlich drei Wegen von bisher hier nicht vorkommenden Pflanzenarten besiedelt Einwanderung und Anpassung von Tieflandgewachsen aus den Ebenen nordlich der Alpen z B Habichtskraut Zuwanderung aus anderen Gebieten mit alpinem Klima vor allem aus Zentralasien Altai Himalaya Hierzu zahlen Steinbrecharten Akeleien Mannsschildarten Alpenrosen manche Enzianarten Alpen Mohn Zuwanderung und Anpassung von Pflanzen aus dem Mittelmeerraum Krokusse Narzissen Knabenkrautgewachse Glockenblumen und andere Weitere einschneidende Veranderungen brachte die anschliessende Epoche der Eiszeiten Pflanzen wurden zum einen aus den Alpenhohen in tiefere Lagen zum anderen aus dem arktisch skandinavischen Raum in den warmeren Suden verdrangt Die Tieflandflora starb weitestgehend aus Die Alpenflora wurde vom nachruckenden Eis ins Vorland gedrangt Im Extremfall betrug die eisfreie Zone zwischen den alpinen und den skandinavischen Gletschern nur einige hundert Kilometer wodurch eine intensive Vermischung der Flora zustande kam Die Verbreitung von z B Weisse Silberwurz Dryas octopetala Krautweide Salix herbacea und Gamsheide Loiseleuria procumbens wird daher als arktisch alpin bezeichnet Die Verdrangung vom Alpenhauptkamm nach Norden und Suden hatte uberdies den Effekt dass noch vorhandene Restbestande subtropischer Pflanzen vor allem subtropische Baumarten wegen naturlicher Barrieren Mittelmeer im Suden skandinavische Gletscher im Norden ausstarben Auf eisfreien Inseln so genannten Nunataks innerhalb des alpinen Bereichs etwa in den Tessiner Alpen den Bergamasker Alpen oder den Julischen Alpen hatten manche Pflanzenarten die Moglichkeit zum Uberdauern der Kalteperiode Diese Refugien sind daher noch heute besonders reich an alten Pflanzenarten deren Ursprunge im Tertiar zu suchen sind Tertiarrelikte sind z B der Spinnweb Steinbrech Saxifraga arachnoidea im Gardasee Gebiet und die Karntner Wulfenie Wulfenia carinthiaca am Gartnerkofel In der Nacheiszeit erfolgte eine Ruckwanderung der Vegetation in die zuvor vergletscherten Gebiete Aus jener Zeit stammen die grossen Waldbestande in den Alpen wobei die Waldgrenze zeitweise um 300 bis 400 Meter hoher lag als heute Anpassung an alpine Lebensbedingungen BearbeitenAlpenpflanzen sind gezwungen sich an die besonderen Lebensbedingungen der Gebirgshohen anzupassen Dazu haben sie verschiedene Verhaltensweisen entwickelt die sie von verwandten oder sogar von gleichen Arten in ausseralpinen Regionen unterscheiden Auswirkung von Schnee im Hochgebirge Bearbeiten nbsp Rostblattrige Alpenrose Belalp Wallis Das Vegetationsmuster in der waldfreien Stufe wird durch das lokale Relief gepragt Dauer Machtigkeit und Dichte der Schneebedeckung sind bestimmende Faktoren fur das Pflanzenwachstum Durch Schneeverwehungen wird z B Schnee von den Kuppen weggeblasen in den Mulden hingegen gesammelt weshalb sich in Mulden und auf Kuppen unterschiedliche Gesellschaften ansiedeln Positiv ist dass eine Schneedecke als Isolationsschicht wirkt wobei Neuschnee infolge hoheren Luftanteils besser isoliert als komprimierter Altschnee Sie bietet auch Schutz vor einer Austrocknung die Pflanzen mit wintergrunen Blattern deshalb besonders gefahrdet weil sie Wasser zur Photosynthese benotigen das ihnen der gefrorene Boden verweigert Auch schutzt die Schneedecke die grunen Blatter vor der starken Strahlung im Gebirge indem sie durch Reflexion an den Schneekristallen das Licht zuruckwirft Vorteilhaft fur die Pflanzen ist ausserdem der Schutz vor Wintersturmen mit Eiskristallen welche die Pflanzen verletzen konnten Negativ wirkt sich aus dass Winter und Schneefall die Vegetationszeit der Pflanzen verkurzen Die Pflanzen sind gezwungen in begrenzter Zeit zu bluhen und sich fortzupflanzen sowie Winterreserven anzulegen Ausserdem halt die schneebedingte relativ hohe Bodentemperatur um 0 C Pflanzen aktiv und sie veratmen gespeicherte Zuckervorrate Negativ zu werten ist auch der Schneedruck der auf den Pflanzen lastet und die Gefahr dass die Pflanzen durch rutschenden Schnee aus der Bodenverankerung gerissen werden nbsp Bewimperte Alpenrose Totes Gebirge Nordliche Kalkalpen Diese Umweltsituation hat zu verschiedenen Verhaltensweisen gefuhrt Einige Pflanzenarten werfen die Blatter ab doch sind sie im Fruhling dann gezwungen neue auszubilden Andere behalten ihre Blatter und fugen im Fruhling nur wenige neue hinzu wodurch sich die Photosyntheseleistung beschleunigt Einige Pflanzenarten keimen vollig neu sobald der Schnee schmilzt Beispiel AlpenrosenDie Alpenrosen Rhododendron hirsutum und Rhododendron ferrugineum haben sich an diese Bedingungen angepasst indem sie bereits bei einem Drittel der maximalen Lichteinstrahlung die volle Photosyntheseleistung erbringen und zwischen 5 und 25 C 80 des Stoffgewinnes erzielen Ihre lockere Wuchsform bietet dem Wind wenig Widerstand und halt damit die Temperatur im optimalen Bereich Dafur besteht jedoch die Gefahr der Austrocknung Im Unterschied zu anderen Pflanzen die dichte Polster bilden wie etwa der Gamsheide Loiseleuria procumbens muss die Wasserzufuhr aus dem Boden uber die Wurzeln unbedingt gewahrleistet bleiben Gegen ein Erfrieren hilft der Pflanze der Schneeschutz So dominiert in Silikatgebieten die fur Arvenwalderunterwuchs typische Rostblattrige Alpenrose Rhododendron ferrugineum an Stellen wo die Schneedecke fur Zirbelkiefer Pinus cembra zu lange anhalt und uberdies auch auf Flachen wo die Zirbelkiefer zur Weidelandgewinnung in alten Zeiten gerodet wurde Entsprechend kommt in Kalkgebieten die Kalk liebende Bewimperte Alpenrose Rhododendron hirsutum entweder in Kombination mit Bergkiefer Pinus mugo ssp mugo oder an lange schneebedeckten Stellen dominierend vor Ausserdem findet man sie auch auf Blockschutthalden wo sie massgeblich an der Stabilisierung und Bodenbildung beteiligt ist Klima und Mikroklima Bearbeiten nbsp Im Polster des Clusius Fingerkrauts Potentilla clusiana herrscht ein spezifisches Mikroklima Die klimatischen Bedingungen sind ausschlaggebend dafur welche Pflanzenarten in einer Region vorherrschen Das gilt insbesondere fur die sehr unterschiedlichen Verhaltnisse in den Alpen In den tieferen Lagen sind die Temperaturen und die UV Intensitat gemassigter als im Hochgebirge die Nord und Westseite der Alpen erhalten mehr Niederschlage als die Gebirgszuge im Suden und Osten Nordhange haben eine geringere Sonneneinstrahlung als solche die nach Suden ausgerichtet sind Diese uberregionalen Auswirkungen werden haufig von sehr unterschiedlichen Mikroklimazonen uberlagert die auf engstem Raum aneinander stossen So haben etwa angrenzende Nord und Sudhange aufgrund der unterschiedlichen Sonneneinstrahlung oft vollig verschiedene Vegetationen Beeinflusst wird die Vegetation auch durch die unterschiedlichen Licht und Windverhaltnisse auf Wiesen am Waldrand und im Wald selbst Um diesen Bedingungen zu trotzen haben sich bei vielen alpinen Pflanzen unterschiedliche Abwehrmechanismen entwickelt Polster bzw Rosettenwuchs Stangelloses Leimkraut Dichte Behaarung Himmelsherold Gedrungener Wuchs Mannsschild Wachsartige Uberzuge Mehlprimel Diese Mechanismen dienen vor allem zum Schutz vor Austrocknung der insbesondere fur nivale Pflanzen wichtig ist Der Polsterwuchs ist insofern bemerkenswert als hierdurch ein eigenes Mikroklima entsteht Die Temperatur an der Oberflache wird erhoht und im Polster werden Humus und Wasser gespeichert Gedrungener Wuchs verringert im Allgemeinen die Angriffsflache fur Wind Ein weiterer Anpassungsmechanismus ist das gut ausgebildete Feinwurzelsystem der Gebirgspflanzen Es ist bis zu funfmal langer als das der Talpflanzen Dadurch bedingt konnen sie die eher sparlichen Nahrstoffe besser aufnehmen Wachstum und Stoffwechsel funktioniert bei alpinen Pflanzen ebenfalls besser als bei den Talpflanzen da sie mit geringeren Temperaturen und starken Temperaturschwankungen besser umgehen konnen Wasserbilanz Bearbeiten Generell gilt der Alpenraum als ein Vegetationsgebiet mit uberdurchschnittlich hoher Wasserversorgung Allerdings gibt es vereinzelt Lagen in denen nur geringe Niederschlagsmengen auftreten Ausserdem kann die Wasserspeicherung durch verschiedene Einflusse negativ beeinflusst sein Starker Wind beschleunigt die Verdunstung Geroll und humusarmer Boden verhindern ein langeres Speichern von Wasservorraten Daher haben einige Arten auch Wasser speichernde Blatter ausgebildet wie die Hauswurz Sempervivum und der Mauerpfeffer Sedum Vegetationsperiode Bearbeiten Als Folge der kurzen Vegetationsperiode in 2000 Metern Hohe hochstens zweieinhalb Monate in 3000 Metern Hohe nur einige Wochen halten sich in den Alpen meist nur mehrjahrige Pflanzen Als Ausnahmen sind jedoch zu nennen Dunkler Mauerpfeffer Sedum atratum Schnee Enzian Gentiana nivalis und Zwerg Augentrost Euphrasia minima Auch bilden einige Pflanzenarten die in der Ebene einjahrig sind in hoheren Lagen ausdauernde Formen aus etwa das Rispengras Poa annua Manche Pflanzen wehren sich gegen Frostgefahren indem sie Kohlenhydrate anreichern Dadurch sind sie fahig mit grunen Blattern zu uberwintern und unmittelbar nach der Schneeschmelze auszutreiben Beispiele dafur sind viele Polsterstauden und Zwergstraucher Andere bilden ihre Blutenknospen bereits im Spatsommer und bluhen gleich nach dem Abschmelzen des Schnees Typische Beispiele hierfur sind der Fruhlings Krokus Crocus vernus die Schneerose Helleborus niger und der Fruhlingsenzian Gentiana verna Auch bei der Vermehrung haben sich Zeit und Energie sparende Verhaltensformen entwickelt Manche Arten verzichten etwa auf eine geschlechtliche Fortpflanzung und vermehren sich durch Brutsprosse z B der Knollchen Knoterich Persicaria vivipara oder durch Auslaufer Die kurze Vegetationsperiode hat uberdies Auswirkungen auf das Wachstum von Holzgewachsen An exponierten Standorten weisen manche Arten nur minimalen jahrlichen Zuwachs auf so liegt beispielsweise die Starke der Jahresringe bei der Bergkiefer oder dem Zwergwacholder unter 0 5 Millimetern Weitere Beispiele fur sehr langsamen Wuchs Gletscher Hahnenfuss Ranunculucs glacialis ist die hochststeigende Pflanze der Alpen Allerdings braucht er fur den Blutenwuchs mehrere Jahre Die heranwachsende Blute muss zweimal uberwintern Im ersten Sommer wird die Blutenknospe angelegt die sich im zweiten Sommer voll entwickelt und erst im dritten Jahr entfaltet Dies ist anders als beim Scharfen Hahnenfuss Ranunculus acris welcher sich im Tal ansiedelt Er braucht fur die gesamte Pflanzenentwicklung von der Samenkeimung uber die Bildung und Entfaltung der Blute bis zum Samenausfall nur sechs Monate Die Krumm Segge Carex curvula besteht aus so genannten Wanderhorsten Diese wenigen Zentimeter langen Spross Systeme sind ca 15 20 Jahre alt und ihre Triebe sind hintereinander gestaffelt Die Krumm Segge marschiert mit einer Wuchsgeschwindigkeit von etwa 0 9 mm pro Jahr durch den Boden An der Spitze wachsen neue Triebe hinzu am Ende sterben die altesten ab Allgemeine Bodenbeschaffenheit Bearbeiten nbsp Das Alpen Leinkraut Linaria alpina eine typische Schuttpflanze am Standort in den Schweizer NordalpenEine bedeutende Rolle spielt naturlich auch der Boden und seine allgemeine Beschaffenheit Die Bodenqualitat wird vom mineralischen Untergrund und von der Zufuhr organischer Stoffe bestimmt Beide Komponenten unterliegen im Gebirge extremen Unterschieden denn die Erosionskrafte greifen das offenliegende Gestein an Die abgehenden Wasser Schnee und Eismassen lassen den Fels sprode werden Die Kohlensaure des Wassers lost Kalkstein auf chemischem Wege Das Eis wirkt mechanisch auf den Fels ein In den Alpen ist an vielen Stellen wenig Humus vorhanden dafur viel Steinschutt Schuttvegetation und Fels Abhangig davon lassen sich verschiedene Vegetationstypen unterscheiden Auf Felsen und Steinblocken sind Algen die ersten Pionierpflanzen die sich ansiedeln vor allem Blaualgen Sie verleihen den Felsen oft einen grunen braunen rostroten oder schwarzen Farbton Die Algen sammeln das Oberflachenwasser das uber die Felsen abwarts rinnt und ernahren sich von den minimalen Mengen ausgeschwemmter Mineralstoffe Auch Flechten finden bald genug Nahrstoffe und Angriffspunkte um den Fels zu uberziehen Weit verbreitet sind vor allem Landkartenflechten und Tintenflechten auf sauren Boden sowie Lederflechten auf kalkigem basischem Grund Sobald erste Humusspuren vorhanden sind werden diese von Moosen besiedelt Diese entziehen dem Gestein weitere Mineralien sodass die Humusbildung verstarkt wird Sie sind im Ubrigen hervorragende Wasserspeicher Nach diesen Vorentwicklungen sind hohere Pflanzen wie Graser und Blutenpflanzen in der Lage sich anzusiedeln Chemische Bodenbeschaffenheit Bearbeiten Die chemische Bodenbeschaffenheit variiert in den Alpen sehr und ist abhangig vom Grundgestein Saure Boden z B auf Gneis und basische Boden z B auf Kalkstein und Dolomit sind meist deutlich ausgepragt Viele Pflanzenarten konnen ausschliesslich auf einem dieser Bodentypen gedeihen Daneben kommen Mischformen vor So bildet der Clusius Enzian Gentiana clusii auf Kalk mit dem Kochschen Enzian Gentiana acaulis auf Silikat ein so genanntes vikariierendes Artenpaar Der Grund fur derartige Bevorzugung ist die Versorgung der Pflanze mit Mineralstoffen So ist z B der Stickstoffnachschub bei sauren Boden wesentlich geringer als bei Kalkboden Besonders deutlich wird dies wenn man die Flora auf Lagerplatzen von Wild oder Weidevieh zum Vergleich heranzieht Dort gedeihen Pflanzenarten die in den weniger gut gedungten Gebieten nicht lebensfahig sind etwa der Weisse Germer Veratrum album und der Alpen Ampfer Rumex alpinus Auch Jahrzehnte nach Beendigung der Almbewirtschaftung sind diese Pflanzen noch anzutreffen Manche Pflanzenarten sind ubrigens in der Lage uberschussigen Kalk auszuscheiden so z B der Rispen Steinbrech Saxifraga paniculata oder der Blaugrune Steinbrech Saxifraga caesia Bestaubung Bearbeiten Pflanzen die auf die Bestaubung durch Insekten angewiesen sind haben in Abhangigkeit von der Standorthohe besondere Anlockmethoden entwickelt Bienen sind in Hohen von uber 1 500 Metern nur noch selten anzutreffen hier spielen Schmetterlinge Hummeln und Schwebfliegen die wichtigste Rolle bei der Blutenbestaubung Um deren Aufmerksamkeit auf sich zu lenken haben alpine Pflanzenarten haufig besonders farbenprachtige stark duftende Bluten mit hoher Nektarproduktion ausgebildet Bei der Farbgebung spielt auch das UV Licht eine wichtige Rolle das von vielen Insekten wahrgenommen werden kann Im Hochgebirge nimmt zudem der Anteil der windbestaubten Arten prozentual stark zu Vegetationsstufen BearbeitenDie Vegetation der Alpen wird in verschiedene Hohenstufen eingeteilt fur die jeweils bestimmte Pflanzenarten typisch sind Hugelstufe kolline Stufe bis 500 m sie reicht vom Tiefland bis zur oberen Grenze des Weinbaus und umfasst alpine Tallagen Untere Bergstufe submontane Stufe bis 1 000 m Waldstufe mit Buchen Linden Eichen Kastanien Obere Bergstufe hochmontane Stufe bis 1 500 m Nordalpen bis 1 400 m Zentralalpen bis 1 500 m Sudalpen bis 1 800 m Waldstufe mit Bergwald aus Buchen Fichten Tannen Fohren Subalpine Stufe bis 2 000 m Nordalpen bis 1 900 m Zentralalpen bis 2 400 m Sudalpen bis 2 000 m Waldgrenze Krummholz und Alpenrosenzone Larchen Zirben Alpine Stufe bis 2 500 3 200 m oberhalb der Baumgrenze Zwergstrauch u Grasheidenzone Latsche Strauchbuchen Straucherlen Schneestufe nivale Stufe ab 2 500 3 000 m Pionierrasen Moose FlechtenDie Hohenangaben sind durchschnittliche Werte die je nach Klima und Mikroklima deutlichen lokalen Schwankungen unterliegen Siehe auch Alpen FloraAlpenflora und der Mensch BearbeitenErforschung der Alpenflora Bearbeiten nbsp Albrecht von Haller beschrieb in seinem Gedicht Die Alpen die Schonheit der AlpenfloraSchon Leonardo da Vinci 2 Halfte des 15 Jahrhunderts erkannte dass sich die Alpenflora nach dem Vorkommen auf einzelnen Hohenstufen mit jeweils charakteristischen Pflanzenarten gliedern lasst Erste genauere Aufzeichnungen daruber legte Francesco Calzolari vor der um 1550 eine Besteigung des Monte Baldo dokumentierte Die erste wissenschaftliche Beschaftigung mit der Pflanzenwelt der Alpen geht auf den Zurcher Naturforscher und Arzt Conrad Gessner 2 Halfte des 16 Jahrhunderts zuruck Bei seiner Besteigung des Pilatus im Jahr 1555 fertigt er Beschreibungen von ca 40 Pflanzen an darunter Enzianarten einige Steinbrechgewachse Weisser Germer und Silberdistel Auch stellt er generell fest dass sich die Pflanzen der Berge von jenen der Ebene durch ihr Aussehen unterscheiden wobei er insbesondere auf kleinere und gedrungenere Blatter hinweist Aus derselben Zeit stammt ein Pflanzenverzeichnis der Berge rund um Chur von Johann Schmid das erstmals das Edelweiss unter dem Namen Wullblume enthalt In den Ostalpen und hier vor allem in den Nordlichen Kalkalpen ist zur gleichen Zeit Charles de l Ecluse tatig In seiner Historia seltener Pflanzen beschreibt er viele Pflanzen wie Gamsheide Stangellosen Enzian Silberwurz und ebenfalls das Edelweiss Seine Versuche Alpenblumen im Hausgarten anzusiedeln sind von zahlreichen Misserfolgen begleitet was ihn zu einigen Schlussen uber die besonderen Lebensbedingungen der Pflanzen veranlasst Er legt in Wien das erste Alpinum an Noch heute begegnen wir seinem latinisierten Namen Clusius bei den wissenschaftlichen Bezeichnungen einiger Kalk liebender Pflanzen z B Clusius Enzian Clusius Fingerkraut oder Clusius Primel In den folgenden 200 Jahren verliert sich das Interesse an der Alpenflora Erst der in Gottingen lebende Schweizer Arzt und Botaniker Albrecht von Haller der 1768 das Buch Historia stirpium Helvetiae uber die Flora der Schweiz veroffentlicht setzt einen neuen Akzent Neben detaillierten Pflanzenbeschreibungen mit vielen Abbildungen vergleicht er erstmals die Hohenstufen der Alpen mit den Vegetationsgurteln Europas von Norden nach Suden Zu Ehren Hallers sind ebenfalls einige Pflanzen benannt wie Hallers Primel Hallers Teufelskralle oder Hallers Kuchenschelle Ende des 19 Jahrhunderts folgt als weiteres Weg bereitendes Werk das Pflanzenleben der Donaulander von Anton Kerner von Marilaun Darin wird erstmals die Abhangigkeit der Vegetation von Klima Mikroklima und Boden untersucht Die erste umfassende Zusammenstellung der Alpenflora erfolgt durch Gustav Hegi dessen Buch Alpenflora 1905 in erster Auflage erscheint Mit der touristischen Erschliessung der Alpen wird auch das Wissen um die Alpenflora immer mehr zum Allgemeingut Das zeigt sich durch eine unuberschaubare Anzahl von popularwissenschaftlichen Buchern zu diesem Thema Die botanische Forschungsarbeit hat sich in neuerer Zeit vor allem in den molekularen und genetischen Bereich verlagert Das betrifft sowohl die Klassifizierung der Pflanzen wie die Untersuchung der genetischen Ursachen fur die Anpassung an die extremen Lebensbedingungen Wirtschaftliche Nutzung Bearbeiten Siehe Holzwirtschaft und Almwirtschaft Naturschutz Bearbeiten Siehe Naturschutz Schutzgebiete in Natur und Landschaftsschutz und Rote Liste gefahrdeter Arten Einfluss auf Kultur und Zivilisation Bearbeiten Dass sich die Alpenflora in Alpenlandern vielfach im taglichen Leben widerspiegelt ist nicht verwunderlich In Osterreich sind z B auf den Ruckseiten der 1 2 und 5 Cent Munzen typische Pflanzen der Alpen abgebildet Auch Briefmarken geben Bilder wieder Viele bayrische osterreichische und Schweizer Hotels sind nach Edelweiss oder Alpenrose benannt oft finden sich diese Pflanzennamen auch im Titel von Heimatfilmen und sie erscheinen im Liedgut Eine grossere Zahl von Alpenpflanzenarten sind Bestandteil unterschiedlichster Krauterlikore Aus den starkehaltigen Wurzeln des Gelben Enzians Gentiana lutea wird z B Enzianschnaps gebrannt Pflanzen und Mythologie Bearbeiten Vielen alpinen Pflanzen wurden fruher Zauberkrafte zugeschrieben Einige wurden als so genannte Berufkrauter genutzt Diese Pflanzen wurden gegen das Berufen Verzaubern Verhexen genutzt Dazu wurden Waschungen oder Raucherungen durchgefuhrt Auch legte man den Kindern Krauter in die Wiege oder gab sie zum Futter fur das Vieh Markantestes Beispiel sind die Berufkrauter Erigeron die entsprechend benannt wurden Viele Pflanzennamen gehen auf alten Aberglauben und oder Heilwirkungen zuruck Der Allermannsharnisch Allium victorialis soll etwa den Trager unverwundbar machen Einigen Pflanzen werden auch Unheil anziehende Wirkungen nachgesagt Der Fruhlingsenzian darf z B nicht mit ins Haus genommen werden da er Blitze anzieht Das Gegenteil wird von der Hauswurz gesagt Auf Dacher gepflanzt soll sie Blitze abhalten Literatur BearbeitenNorbert Griebl Alpenpflanzen Freya Linz 2017 ISBN 978 3 99025 185 0 online D Aeschimann K Lauber D M Moser J P Theurillat Flora Alpina Ein Atlas samtlicher 4500 Gefasspflanzen der Alpen 3 Bande Haupt Verlag Bern 2004 ISBN 3258066000 Aichele Schwegler Blumen der Alpen Franckh Kosmos Verlags GmbH Stuttgart 1999 ISBN 3 440 07841 8 Xaver Finkenzeller Steinbachs Naturfuhrer Alpenblumen entdecken und erkennen Eugen Ulmer Stuttgart 2010 ISBN 9783800159802 Claude Favarger Paul Andre Robert Alpenflora Hochalpin Kummerly Frey Geographischer Verlag Bern 1958 1 Claude Favarger Paul Andre Robert Alpenflora Subalpin Kummerly Frey Geographischer Verlag Bern 1959 2 Wolfgang Adler Karl Oswald Raimund Fischer Exkursionsflora von Osterreich Hrsg Manfred A Fischer Ulmer Stuttgart Wien 1994 ISBN 3 8001 3461 6 Gustav Hegi Alpenflora Die verbreitetsten Alpenpflanzen von Bayern Osterreich und der Schweiz J F Lehmanns Verlag Munchen 1905 25 erw Aufl herausgegeben von Herbert Reisigl Parey Verlag Berlin 1977 Dieter Hess Alpenblumen Erkennen verstehen schutzen 280 Artbeschreibungen Franckh Kosmos Verlags GmbH Stuttgart 2001 ISBN 3 800 13243 5 Christian Korner Alpine Plant Life Functional Plant Ecology of High Mountain Ecosystems Springer Berlin 1999 ISBN 3540654380 Konrad Lauber Gerhart Wagner Flora Helvetica Flora der Schweiz Haupt Verlag Bern 1996 ISBN 3 258 05405 3 Elias Landolt Unsere Alpenflora 8 Auflage SAC Verlag Bern 2012 ISBN 3 85902 369 1 Pflanzenbilder aus den Alpen nach Aquarellen von Ferdinand Gotting Ostmarken Verlag Wien 1938 3 Herbert Reisigl Richard Keller Alpenpflanzen im Lebensraum Alpine Rasen Schutt und Felsvegetation ISBN 3 437 20397 5 Elfrune Wendelberger Alpenpflanzen Blumen Zwergstraucher Graser BLV Munchen 1993 ISBN 3 405 12868 4 Manuel Werner Welche Alpenblume ist das Franckh Kosmos Verlags GmbH Stuttgart 2011 ISBN 9783440125762 Weblinks BearbeitenDas Erlebnis Alpenblumen Online Exkursionsflora der Alpen und angrenzender Gebiete Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Alpenflora amp oldid 231420629