Der Frühlings-Krokus (Crocus vernus), auch Frühlings-Safran genannt, ist eine Pflanzenart aus der Gattung der Krokusse (Crocus) innerhalb der Familie der Schwertliliengewächse (Iridaceae).
Frühlings-Krokus | |||||||||||
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Frühlings-Krokus (Crocus vernus subsp. albiflorus) | |||||||||||
Systematik | |||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | |||||||||||
Crocus vernus | |||||||||||
Hill |
Beschreibung und Ökologie Bearbeiten
Vegetative Merkmale Bearbeiten
Der Frühlings-Krokus wächst als ausdauernde krautige Pflanze und erreicht Wuchshöhen von 5 bis 15 Zentimetern. Dieser Geophyt bildet Knollen als Überdauerungsorgane aus. Die Pflanze bildet jedes Jahr eine neue kugelige Knolle, die der alten jeweils aufsitzt. Dieser Fortpflanzungsprozess erfolgt in drei Schritten. Zuerst existiert sie als Knospe in der Schale der Mutterknolle. Im darauffolgenden Jahr bildet sie sich zur selbstständigen Knolle weiter, während die Mutterknolle nach und nach abstirbt. Nach drei Jahren treibt sie selbst Blüten und hinterlässt neue Knospen.
Die Laubblätter sind grundständig und grasartig schmal mit einem weißen Mittelnerv und nach unten gerollten Rändern. Diese sind zur Blütezeit meist noch nicht voll entwickelt. Die Laubblätter haben eine Bohrspitze aus verdickten Zellen zum Durchstoßen der Schneedecke.
Generative Merkmale Bearbeiten
Die aufrechten Blüten reagieren schon auf Temperaturschwankungen von 0,2 °C und schließen schon bei größeren vorbeiziehenden Wolken und haben nur ein häutiges Hochblatt. Die Blütenfarbe ist weiß bis violett, teils mit violetten Streifen (Albiflorus- und Sarplaninae-Gruppe), teils mit dunkler Markierung der Perigonspitzen (Heuffelianus- und Sarplaninae-Gruppe, selten Crocus tommasinianus). Die Blütenhüllblätter sind am Grund röhrig verwachsen und bilden einen 2 bis 5 Zentimeter langen Trichter. Der Frühlings-Krokus besitzt drei Staubblätter mit gelbem Blütenstaub sowie einen Griffel mit drei Narbenlappen (selten kopfig bei Crocus albiflorus), der Griffel ist meist länger, nur bei Crocus albiflorus meist kürzer als die Staubblätter. Die Blütezeit ist von März bis Juni, in Schneetälchen selten bis Anfang August.
Systematik Bearbeiten
Unterarten nach Mathew Bearbeiten
Nach Brian Mathew 1982 werden zwei Unterarten unterschieden:
- Die Unterart Crocus vernus subsp. vernus hat meistens violette Blüten und die Staubblätter überragende Griffel.
- Die Unterart Crocus vernus subsp. albiflorus (Kit. ex Schult.) Ces. besitzt weiße bis violette, oft gestreifte Blüten mit von den Staubblättern überragten Griffeln.
Brian Mathew selbst gibt an, dass die „Art“ Crocus vernus vermutlich zu weit gefasst ist und aus mehreren „guten“ Arten besteht, allein Morphologie und Karyologie seien nicht unter einen Hut zu bringen.
Teilgruppen nach Dietrich Bearbeiten
Gregor Dietrich 2002 kommt zu dem Schluss, dass die bisher von Crocus vernus abgegrenzte Art Crocus tommasinianus in die Artengruppe einer Sammelart miteinzubeziehen ist, die in vier gleichwertige Teilgruppen zerfällt. Genetische Analysen, die seine Thesen bestätigen, fehlen jedoch zurzeit noch:
Östliche Gruppe Bearbeiten
Merkmale: dunkle Markierung an den Tepalenspitzen (Heuffelianus-Zeichnung, vermutlich altes Merkmal (Plesiomorphie), tritt auch bei Crocus veluchensis auf, was immer wieder zu Verwechslungen geführt hat), keine Aderung, Knollen mit basalen, kurzen „Ausläufern“, Chromosomenbasiszahl x = 5, anscheinend alte Gruppe innerhalb des Aggregats. Arten:
- Crocus heuffelianus – Heuffel- oder Eichenwald-Safran: Blüten groß, Markierungen sehr kontrastreich, Blätter sehr breit (7–14 mm), n=x=5, 2n=10, diploid
- Crocus sp. 'Cakor Pass': Blüten klein, Markierungen sehr kontrastreich, Blätter schmal (2 mm), n=x+1=6, 2n=12, aneuploid (hyperploid)
- Crocus discolor (Crocus scepusiensis, Tatra-Safran): Blüten groß, Markierungen meist wenig kontrastreich, Blätter schmal bis mittelbreit (2–5 mm), n=2x-1=9, 2n=18, hypoautotetraploid (aneuploid-tetraploid)
- Crocus exiguus (Crocus vittatus, Crocus veluchensis auct., Crocus uniflorus, Crocus napolitanus auct., Illyrischer oder Pontischer Krokus, Illyrien-Safran): Blüten groß, Markierungen meist mäßig kontrastreich, Blätter schmal bis mittelbreit (2–7 mm), n=x+y=9, 2n=18 (n=x+y+1=10, 2n=20), allotetraploid (amphidiploid)
Westliche Gruppe Bearbeiten
Merkmale: Blüten ohne Spitzenmarkierung, aber oft dunkler geadert, ohne Ausläufer; Chromosomenbasiszahl y=4, vermutlich junge Gruppe, da karyologisch relativ instabil
- Crocus purpureus (Crocus napolitanus, Neapel-Safran): Blüten mittelgroß, violett, meist schwach geadert, Griffel die Staubblätter meist überragend, Pollen regulär, n=y=4, 2n=8, diploid, regulär aber variabel (C-Bänderung etc.)
- Crocus albiflorus (Alpen-Safran): Blüten klein, weiß bis violett, häufig dunkler geadert, sehr variabel, Griffel meist von den Staubblättern überragt (langgriffelige Populationen etwa im Burgenland und östlicher Steiermark), Pollen irregulär (Ausnahme: „Crocus vilmae“ aus Sarajevo, violett blühend), autogam, Blüten die Laubblätter weit überragend, n=y=4, 2n=8, diploid, variabel, meist irregulär: 4. Chromosomenpaar ungleich
Die ökologischen Zeigerwerte nach Landolt & al. 2010 sind in der Schweiz: Feuchtezahl F = 3w (mäßig feucht aber wechselnd), Lichtzahl L = 4 (hell), Reaktionszahl R = 4 (neutral bis basisch), Temperaturzahl T = 2+ (unter-subalpin und obermontan), Nährstoffzahl N = 4 (nährstoffreich), Kontinentalitätszahl K = 3 (subozeanisch bis subkontinental).
- Crocus siculus (Sizilien-Safran): Blüten klein, weiß bis violett, mitunter dunkler geadert, Griffel von den Staubblättern überragt, Pollen regulär, vermutlich autogam, Laubblätter mehr als halb so lang wie die Blüten bis diese überragend, n=y=4, 2n=8, diploid, regulär
- Crocus vernus s. str. (Crocus napolitanus auct., Garten- oder Frühlings-Safran): Blüten groß, weiß bis violett, manchmal geadert, Griffel die Staubblätter überragend, Pollen regulär (Ausnahme: aneuploide Individuen/Gartensorten), n=2y=8, 2n=16, tetraploid, regulär, aber Neigung zur Aneuploidie (sehr großblütige Gartensorten), nicht direkt von einer rezenten diploiden Sippe abstammend (Chromosomenmorphologie einzigartig).
Balkanische Gruppe Bearbeiten
- Crocus tommasinianus (Elfen-Krokus): Blüten mittelgroß, violett, meist ohne Zeichnung, nur Perigonröhre heller als die Perigonzipfel, diese selten mit Heuffelianus-Zeichnung (Introgression von Crocus exiguus?); n=2y=8, 2n=16, tetraploid
Südliche Gruppe Bearbeiten
- Crocus „sarplaninae“ nom. nud.: Blüten mittelgroß, violett, äußere Tepalen mit Heuffelianus-Zeichnung, innere etwas geadert, 2n = 22 (hexaploid?)
Hybriden Bearbeiten
Hybridschranken Bearbeiten
Weder am Naturstandort noch bei eingebürgerten Populationen noch im Kreuzungsversuch in Kultur konnte Crocus vernus s. str. × Crocus albiflorus nachgewiesen werden. Diese genetische Barriere von Crocus vernus gilt wohl auch gegenüber Crocus purpureus und Crocus siculus.
Naturhybriden Bearbeiten
- Crocus ×fritschii = Crocus exiguus × Crocus albiflorus: In gemischten Populationen regelmäßig bis häufig (auf der Ucka in Istrien etwa 50 % der Croci), trotz 2n = 13 in der F1 fertil, durch häufige Rückkreuzungen alle morphologischen Übergänge.
- Sarplanina-Hybride: morphologisch Crocus exiguus gleichende Pflanze, zwischen Crocus „sarplaninae“ gefunden, mit 2n=23, ohne homologe Chromosomenpaare. Eltern fraglich, Einzelexemplar dokumentiert.
Dem Areal nach mögliche, bisher nicht nachgewiesene Naturhybriden:
- Crocus heuffelianus × Crocus discolor: durch ökologische Trennung unwahrscheinlich;
- Crocus heuffelianus × Crocus exiguus: scheint möglich;
- Crocus purpureus × Crocus albiflorus: natürliche Hybriden sind möglich, sie wurden in Niederösterreich bei einer angesalbten Population beider Arten gefunden (etwa 1 % der gemischten Population). Zumindest im Velebit (Typusfundort von Crocus albiflorus) kommen beide gemeinsam vor.
- Crocus exiguus × Crocus tommasinianus: entstehen etwa Crocus tommasinianus mit Heuffelianus-Zeichnung (etwa 'Pictus’) durch Introgression von Crocus exiguus?
- Crocus exiguus × Crocus „sarplaninae“, Crocus tommasinianus × Crocus „sarplaninae“
Kulturhybriden Bearbeiten
- Crocus vernus × Crocus tommasinianus: mehrfach entstanden, als Sorte etwa die triploide 'Vanguard'
Trivialnamen Bearbeiten
Für den Frühlings-Krokus bestehen bzw. bestanden auch die weiteren deutschsprachigen Trivialnamen Bischoffskrokus, Blümischken (Kärnten im Mölltal), Brennwürzli (Schweiz, Entlibuch), Burzigebeln (Zillertal), Burzigackeln (Zillertal), Burzigagelar (Zillertal), Burzigageln (Zillertal), Fuatterreif (Graubünden bei Davos), Guggasli (St. Gallen im Rheintal), Hutreif (Schweiz), Kälberschissen (Berner Oberland), Krokasli (St. Gallen), Krokusle (Berner Oberland), Leffrat, Leifrat (Jura), Saferntblümli (Berner Oberland), Wald Saffer (Siebenbürgen), Saffran, Schneeblümel (Österreich, Kärnten, Pinzgau, Pongau), Schneeglöcklein (Graubünden), Schneekatherl (Österreich), Schneekraut (Berner Oberland), Vater und Mutter (Kärnten im Gailtal) und Kleine Zeitlose (St. Gallen bei Sargans).
Siehe auch Bearbeiten
Literatur Bearbeiten
- Xaver Finkenzeller, Jürke Grau: Alpenblumen. Erkennen und bestimmen (= Steinbachs Naturführer). Mosaik, München 2002, ISBN 3-576-11482-3.
- Manfred A. Fischer, Wolfgang Adler, Karl Oswald: Exkursionsflora für Österreich, Liechtenstein und Südtirol. 2., verbesserte und erweiterte Auflage. Land Oberösterreich, Biologiezentrum der Oberösterreichischen Landesmuseen, Linz 2005, ISBN 3-85474-140-5.
- Brian Mathew: The Crocus 1982
- Gregor Dietrich: Beiträge zur Biosystematik der Crocus vernus-Gruppe. – Diplomarbeit an der Universität Wien 2002.
Einzelnachweise Bearbeiten
- Frühlingserwachen im Pustertal
- Crocus albiflorus Kit. In: Info Flora, dem nationalen Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora. Abgerufen am 17. März 2021.
- Mike Thiv, Arno Wörz: Die neue Identität des Zavelsteiner Krokus als Crocus neglectus nach DNA-Untersuchungen. In: Jahreshefte der Gesellschaft für Naturkunde in Württemberg, Stuttgart 2015, Band 171, S. 163–172. ISSN 0368-2307
- Georg August Pritzel, Carl Jessen: Die deutschen Volksnamen der Pflanzen. Neuer Beitrag zum deutschen Sprachschatze. Philipp Cohen, Hannover 1882, S. 118 f. (online).
Weblinks Bearbeiten
- Crocus vernus subsp. vernus
- Crocus vernus subsp. albiflorus
- Die Giftpflanze Crocus vernus
- Crocus vernus (L.) Hill, Frühlings-Krokus. FloraWeb.de
- Crocus albiflorus Kit., Weißer Krokus. FloraWeb.de
- Steckbrief und Verbreitungskarte für Bayern. In: Botanischer Informationsknoten Bayerns.