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Verfassungsvereinbarung heisst der Vorgang bei dem zwei oder mehr Machte in einem Staat sich auf eine Verfassung verstandigen Der Begriff stammt aus der Zeit des Konstitutionalismus bzw der konstitutionellen Monarchie vor allem im 19 Jahrhundert In der Regel handelt es sich bei den Machten um den Monarchen einerseits und die Volksvertretung andererseits Das Gegenteil einer vereinbarten auch paktierten Verfassung ist eine oktroyierte Verfassung Sie wird vom Monarchen einseitig in Kraft gesetzt Inhaltsverzeichnis 1 Art der Vereinbarung 2 Verfassungen des deutschen Nationalstaates 3 Siehe auch 4 BelegeArt der Vereinbarung BearbeitenDer Unterschied zwischen einer vereinbarten und einer oktroyierten Verfassung ist im historischen Ruckblick nicht immer ganz trennscharf gewesen So konnte eine Verfassung bereits zwischen beiden Seiten ausgehandelt worden sein die Inkraftsetzung aber ohne formelle Zustimmung einer Seite geschehen sein Eventuell war der Vereinbarungspartner des Monarchen kein modernes Reprasentativparlament sondern eine altstandische Landesversammlung Eine Verfassung konnte im Konstitutionalismus aber auch als vereinbart angesehen werden wenn das Volk spater an Wahlen teilnahm und sie damit durch konkludentes Verhalten anerkannte 1 Die Liberalen waren der Meinung dass eine Verfassung vereinbart sollte sein die Demokraten fanden dass aufgrund der Volkssouveranitat die Volksvertretung allein entscheiden sollte Politischer Hintergrund der Verfassungen im 19 Jahrhundert war ein Kompromiss zwischen Monarch und Liberalen laut Huber mit der Absicht die uberlieferte monarchische Herrschaftsgewalt mit burgerlichen Freiheits und Mitbestimmungsrechten zu vereinen Die Verfassungen gingen auch nicht von demokratischer Gleichheit der Untertanen aus Grundbesitzende Adelige erhielten besondere Mitspracherechte uber die Ersten Kammern reiche Burger uber ein ungleiches und ungleiches Wahlrecht zu den Zweiten Kammern 1 Hatte ein Monarch eine Verfassung oktroyiert oder einer vereinbarten Verfassung zugestimmt so war er an sie gebunden Verfassungsanderungen mussten nach dem Wege zustande kommen wie er in der Verfassung selbst beschrieben wurde Hob der Monarch eine Verfassung einseitig wieder auf verlor er in der Gesellschaft stark an Ansehen Im demokratischen Staat ist es auch denkbar dass eine Verfassung zunachst von einer Versammlung ausgearbeitet und dann vom Volk in einer Volksabstimmung bestatigt wird bevor sie in Kraft tritt Das war der Fall in Frankreich 1946 und der Verfassung der Funften Franzosischen Republik 1958 sowie bei einigen Verfassungen deutscher Bundeslander Ein Problem eigener Art besteht darin dass in einem verfassungslosen Staat oft auch keine Volksvertretung existiert mit der die Verfassung vereinbart werden konnte In so einer Situation kann der Monarch eine vorlaufige Volksvertretung wahlen lassen und mit dieser die Verfassung vereinbaren In manchen Fallen wie in Mecklenburg Schwerin gab es bereits eine standische Versammlung die man nicht ubergehen konnte Eine solche Standevertretung war aber eventuell nicht bereit einer modernen Reprasentativverfassung zuzustimmen und damit sich selbst abzuschaffen Verfassungen des deutschen Nationalstaates BearbeitenAnlass bzw Einigungsversuch Vorvertrag oder andere Grundlage verfassungsvereinbarende oder verfassungsgebende Versammlung weitere Partner der Verfassungsgebung Entwurf Vorlage oder Vorbild Verfassung AnmerkungenDeutsches Reich 1848 1849 vorlaufige Verfassungsordnung Bundeswahlgesetz Marz April 1848 Frankfurter Nationalversammlung Anerkennung des Reichsverwesers durch Bundestag Zentralgewaltgesetz Juni 1848 fuhrte zur Provisorischen Zentralgewalt und ReichsgesetzgebungDeutsches Reich 1848 1849 Reichsverfassung Bundeswahlgesetz Marz April 1848 Frankfurter Nationalversammlung Zustimmung durch u a Note der Achtundzwanzig Siebzehnerentwurf Frankfurter Reichsverfassung vom 28 Marz 1849 durch Widerstand der grosseren Staaten nicht wirksam gewordenErfurter Union Dreikonigsbundnis Erfurter Unionsparlament Regierungen vertreten im Verwaltungsrath Frankfurter Reichsverfassung Erfurter Unionsverfassung Unionsvorstand Konig Friedrich Wilhelm IV setzte trotz Verfassungsgebung keine Unionsorgane einNorddeutscher Bund Augustbundnis konstituierender Reichstag verbundete Regierungen kein formelles Gremium Verfassung des Norddeutschen Bundes StaatsgrundungDeutsches Kaiserreich Novembervertrage Norddeutscher Reichstag Bundesrat Landtage der betroffenen Staaten Verfassung des Deutschen Bundes keine Staatsgrundung nur Beitritt SuddeutschlandsWeimarer Republik Wahlordnung des Rates der Volksbeauftragten 30 November 1918 Weimarer Nationalversammlung Einbindung und Zustimmung des Staatenausschusses Entwurfe von Innenminister Hugo Preuss Weimarer Reichsverfassung Reform der ReichsverfassungBundesrepublik Deutschland Frankfurter Dokumente Rittersturz Konferenz Parlamentarischer Rat Landtage der betroffenen Staaten Zustimmung der drei westalliierten Militargouverneure Verfassungskonvent auf Herrenchiemsee Bonner Grundgesetz Neukonstituierung auf einem Teil des StaatsgebietesVereintes Deutschland Einigungsvertrag Bundestag Volkskammer der DDR Anderungen des Grundgesetzes keine Staatsgrundung nur Beitritt OstdeutschlandsIm Jahr 1848 liess der Bundestag die Vertretung der Einzelstaaten im Deutschen Bund eine konstituierende Nationalversammlung wahlen Sie sollte einen Verfassungsentwurf erarbeiten und mit den Einzelstaaten vereinbaren Diese aber etablierte bereits eine vorlaufige Verfassungsordnung aus eigenem Recht und wahlte einen Reichsverweser als Ersatz Monarchen Ebenso war die Nationalversammlung der Auffassung dass sie allein die endgultige Reichsverfassung vom 28 Marz 1849 in Kraft gesetzt hatte 28 Regierungen nahmen die Verfassung an Die Monarchen der grosseren Gliedstaaten wie Preussen aber bestanden auf der Verfassungsvereinbarung 2 nbsp Die Frankfurter Nationalversammlung 1848Der preussische Konig lehnte Kaiserkrone und Reichsverfassung aus Frankfurt ab Mit dem Dreikonigsbundnis vom Mai 1849 stellte er einen konservativeren Verfassungsentwurf vor Dieser Einigungsversuch erhielt spater den Namen Erfurter Union Der Plan war es dass die beteiligten Regierungen ein Unionsparlament wahlten das den Verfassungsentwurf annahm Dies geschah im Fruhjahr 1850 Doch der Konig hatte das Interesse an der Union verloren und hielt die Verfassung immer noch fur zu liberal Anstatt eine Regierung einzusetzen machte er die Grundung der Union plotzlich davon abhangig dass die ubrigen Staaten der Verfassung noch einmal formal zustimmten In der Herbstkrise 1850 gab Preussen die Union endgultig auf nbsp Der konstituierende Norddeutsche Reichstag grundete zusammen mit den verbundeten Regierungen den Norddeutschen Bund Als 1867 der Norddeutsche Bund zum Bundes Staat wurde liessen die Einzelstaaten zunachst einen konstituierenden Reichstag wahlen Diese Versammlung sollte allein der Diskussion und Annahme der Verfassung dienen Mit ihr vereinbarten die verbundeten Regierungen der Einzelstaaten Bismarcks Verfassungsentwurf Zusatzlich nahmen die Landtage den Entwurf an Die Bundesverfassung war also doppelt vereinbart zwischen den Einzelstaatsregierungen und der gesamtstaatlichen Volksvertretung und zwischen der gesamtstaatlichen Volksvertretung sowie dem Volk in den Einzelstaaten Danach galt der Bund als gegrundet und die Bundesorgane wurden eingesetzt Der preussische Konig ernannte als Bundesprasidium entsprechend der Bundesverfassung einen Bundeskanzler die Exekutive und liess im August den ersten ordentlichen Reichstag wahlen das Parlament Keine Vereinbarung stand an der Wiege der Weimarer Verfassung Die Weimarer Nationalversammlung 1919 gewahlt nach Revolutionsrecht beschloss die Verfassung aus eigener Macht heraus am 30 Juli 1919 Allerdings galt bei der Gesetzeszitierung nicht dieses Datum sondern der 11 August als Reichsprasident Friedrich Ebert die Verfassung unterzeichnete Dies war in der Verfassung nicht vorgesehen sondern ein kleines Stuck monarchische Tradition so Stefan Danz 3 Das Grundgesetz von 1949 wurde wiederum vereinbart Zunachst hatte es einen Auftrag der westlichen Besatzungsmachte gegeben eine Verfassung zu erarbeiten Die Landtage der westdeutschen Lander entsandten Abgeordnete in den Parlamentarischen Rat Dieser diskutierte uber einen Verfassungsentwurf und nahm ihn an Die Besatzungsmachte stimmten dem Entwurf zu Schliesslich entschieden die Landtage es reichte aus dass mehr als zwei Drittel der Landtage das Grundgesetz annahmen jedoch zunachst nur in den betreffenden Landern Siehe auch BearbeitenDualismus Politik Belege Bearbeiten a b Ernst Rudolf Huber Deutsche Verfassungsgeschichte seit 1789 Band II Der Kampf um Einheit und Freiheit 1830 bis 1850 3 Auflage W Kohlhammer Stuttgart u a 1988 S 318 Ralf Heikaus Die ersten Monate der provisorischen Zentralgewalt fur Deutschland Juli bis Dezember 1848 Diss Peter Lang Frankfurt am Main 1997 S 370 f Stefan Danz Rechtswissenschaft und Revolution Kontinuitat von Staat und Rechtsordnung als rechtswissenschaftliches Problem dargestellt am Beispiel der Novemberrevolution von 1918 in Deutschland Verlag Dr Kovac Hamburg 2008 S 164 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Verfassungsvereinbarung amp oldid 228606913