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Verdauungsenzyme sind Enzyme fruher als Fermente bezeichnete Katalysatoren chemischer Reaktionen die wahrend der Verdauung im Verdauungssystem unter anderem Nahrung in ihre Einzelteile zerlegen um sie so fur den Stoffwechsel verwertbar zu machen Die Aufgabe fast aller dieser Enzyme ist es langkettige Molekule Biopolymere wie Proteine Kohlenhydrate Fette und Nukleinsauren mit Wasser in einfachere niedermolekulare Verbindungen Aminosauren einfache Zucker Glycerin Fettsauren aufzuspalten Inhaltsverzeichnis 1 Eigenschaften 2 Geschichte 3 Verdauungsenzyme von Saugetieren 4 Verdauungsenzyme anderer Organismen 4 1 Verdauungsenzyme ausserhalb des Organismus 4 1 1 Fleischfressende Pflanzen 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseEigenschaften BearbeitenIm Mund wirkt zum Beispiel die Speichel Amylase Spater wenn die Nahrung in den Magen gelangt wirken Pepsin in Verbindung mit Salzsaure im Magensaft und im Zwolffingerdarm spaltet der Gallensaft weiter Im Dunndarm wirken fur Kohlenhydrate die Lactasen Maltase Saccharase und fur Fette die Darmlipasen Fur Proteine sind verschiedene Peptidasen zustandig darunter auch die Dipeptidylpeptidasen Die Bauchspeicheldruse stellt in den Azinuszellen viele Verdauungsenzyme her 1 darunter Trypsin Chymotrypsin Carboxypeptidasen Elastase a Amylase Ribo und Desoxyribonukleasen sowie Lipasen ohne die die Nahrung nicht verwertet werden kann Damit ihre Enzymaktivitat nicht bereits am Herstellungsort beginnt werden einige Verdauungsenzyme als Praprotein genauer als Zymogen hergestellt und erst am Wirkort durch Proteolyse in ihre aktive Form uberfuhrt beispielsweise Pepsinogen Trypsinogen Chymotrypsinogen Procarboxypeptidase und Proelastase Daneben wird im Pankreas von Rindern auch der Proteaseinhibitor Aprotinin gebildet welches eine Wirkung von Trypsin und Chymotrypsin im Pankreas hemmt 1 Im Pankreas erzeugte Verdauungsenzyme werden in den Dunndarm sezerniert 1 Sezernierte Proteine besitzen nach der Translation eine Signalsequenz die eine Sekretion ermoglicht und oftmals im Zuge der Sekretion abgespalten wird Eine unzureichende Produktion von pankreatischen Verdauungsenzymen wird als exokrine Pankreasinsuffizienz kurz EPI oder Bauchspeicheldrusenschwache bezeichnet die mit ausgepragten Verdauungsstorungen mit Gewichtsverlust oder mangelnder Gewichtszunahme einhergeht Die Bindungsspezifitat der Enzyme ergibt sich aus der Form des aktiven Zentrums im Enzym und den darum liegenden Bindungsstellen in denen das jeweilige Substrat des Enzyms gebunden wird Die Substratspezifitat von Verdauungsenzymen ist im Vergleich zu anderen Enzymen so gering dass sie genauer als Substratpraferenz bezeichnet werden kann 1 Die Spaltung durch Verdauungsenzyme ist eine Hydrolyse das heisst die Bindung wird durch Einschub eines Molekuls Wasser in die Bindung gespalten dabei erhalt eine Seite eine Hydroxygruppe OH und die andere Seite der gespaltenen Bindung ein Proton H Geschichte BearbeitenIn der Antike vermutete Empedokles dass der Mensch die aufgenommene Nahrung durch Faulnis umsetzt Die erste Unterteilung der Verdauungsfunktionen nahm Diokles von Karystos vor Spater unterschied Galen dann Magenverdauung Dunndarmverdauung und Verarbeitung durch die Leber voneinander Im 17 Jahrhundert entdeckte Johan Baptista van Helmont dass fur die Verdauung Fermente notig sind die er als ein dynamisches Naturprinzip ansah Sein Schuler Franciscus Sylvius entdeckte dass die Bauchspeicheldruse einen Saft abgibt der fur die Verdauung notig ist und dass die Speichelsekretion auch eine ahnliche Wirkung hat Aufbauend auf dieses Wissen gewann Regnier de Graaf den Pankreassaft aus einer kunstlichen Fistel und Johannes Bohn belegte dann dass dieser Saft nicht sauer reagiert Francois Magendie hingegen zeigte dann dass der Saft alkalisch ist 2 Rene Antoine Ferchault de Reaumur raumte dann endgultig mit der Annahme aus dass die Verdauung ein mechanischer Prozess sei sondern zeigte dass es ein chemischer Vorgang ist Daraufhin untersuchte Lazzaro Spallanzani den Magensaft genauer und zeigte seine proteolytische Eigenschaft auf Die Erkenntnis wurde von Jean Senebier auf andere Weise genutzt er behandelte schlecht heilende Wunden und Beingeschwure ausserlich mit dem Magensaft von Tieren 2 1697 vermutete Georg Ernst Stahl dass Speichel die Starke spalten kann konnte es jedoch nicht belegen Dies gelang dann 1831 Erhard Friedrich Leuchs Louis Mialhe 1807 1886 begann 1845 den Versuch die Amylase zu isolieren und 1863 setzte Julius Cohnheim diesen Versuch erfolgreich fort Gabriel Gustav Velentin fand heraus dass der Pankreassaft Zucker spalten kann und 1845 konnte Apollinaire Bouchardat dies auch belegen 1859 zeigte Heinrich Kobner dass der Darmsaft Saccharose spalten kann und 1899 entdeckte Rudolf Weinland wie die Lactose zerlegt wird 2 Verdauungsenzyme von Saugetieren BearbeitenPeptidasen Enzyme die Peptidbindungen in Proteinen oder Peptiden spalten konnen synonym Proteasen Pepsin dient dem Abbau von Proteinen im Magen und wird von der Magenschleimhaut gebildet 1 Pepsin schneidet vor allem Proteine nach den Aminosauren Leucin Phenylalanin Tyrosin oder Tryptophan sofern darauf kein Prolin folgt 1 Der optimale pH Wert fur Pepsin liegt bei pH 2 1 Trypsin bewirkt den Abbau von Proteinen im Dunndarm und wird im Pankreas gebildet 1 Es hat die grosste Spezifitat der Peptidasen der Verdauung d h es schneidet nur Proteine nach basischen Aminosauren wie Lysin oder Arginin sofern darauf kein Prolin folgt 1 Chymotrypsin bewirkt den Abbau von Proteinen im Dunndarm und wird im Pankreas gebildet 1 Chymotrypsin wirkt auch milchgerinnend Es schneidet vor allem nach Aminosauren mit einer grossen und hydrophoben Seitenkette wie Phenylalanin Tyrosin und Tryptophan sofern darauf kein Prolin folgt 1 Nach den Aminosauren Asparagin Histidin Methionin und Leucin spaltet Chymotrypsin langsamer 1 Chymosin synonym Rennin wird im Magen vor allem von Sauglingen gebildet und spaltet die Peptidbindung zwischen den beiden Aminosauren Phenylalanin und Methionin die im Milchprotein k Casein vorkommt 1 Pankreas Elastase bewirkt den Abbau von Proteinen im Dunndarm und wird im Pankreas gebildet 1 Sie schneidet vor allem nach kleinen ungeladenen Aminosauren wie Glycin Alanin Leucin und Valin sofern darauf kein Prolin folgt 1 Sie spaltet unter anderem Elastin woher der Name kommt Aminopeptidase N wird im Dunndarm gebildet und baut Proteine von ihrem N Terminus ausgehend ab Carboxypeptidase A baut Proteine von ihrem C Terminus ausgehend ab sofern es sich bei der C terminalen Aminosaure nicht um Arginin Lysin oder Prolin handelt und die davorliegende Aminosaure kein Prolin ist 1 Carboxypeptidase B baut Proteine ebenfalls von ihrem C Terminus ausgehend ab Glykosidasen Enzyme die Polysaccharide wie Starke in Monosaccharide wie Glucose spalten Speichel Amylase a Amylase wird in der Speicheldruse gebildet Sie beginnt mit Abbau von Starke im Mund Pankreas Amylase ebenfalls eine a Amylase fuhrt den Abbau von Starke fort wodurch Maltose Maltotriose und Dextrine entstehen 1 Sucrase Isomaltase kommt auf der Darmschleimhaut vor und spaltet Saccharose 3 Maltase Glucoamylase a Glucosidase ist ein Enzym auf der Dunndarmschleimhaut welches unverzweigte Zuckerketten abbaut und Disaccharide in Monosaccharide spaltet 3 Lactase spaltet Lactose in Glucose und Galactose 1 Sie wird vor allem von Sauglingen und Kleinkindern gebildet wahrend bei Erwachsenen gehauft eine Laktoseintoleranz auftritt 1 Lipasen Enzyme aus der Bauchspeicheldruse welche die Lipide im Dunndarm spalten insbesondere Gallensalz aktivierte Lipase auch Sterolesterase die Cholesterinester abbaut Pankreaslipase hydrolysiert Triglyceride zu Monoglyceriden Phospholipase A2 aus dem Pankreas spaltet Phospholipide 1 Nukleasen Enzyme die Nukleinsauren spalten Nukleasen spalten Nukleinsauren in Nukleotide eine weitere Zerlegung erfolgt durch Nukleosidasen und Nukleotidasen RNase A aus dem Pankreas zerlegt RNA 1 Verdauungsenzyme anderer Organismen BearbeitenBei manchen Arthropoden Heteroptera Coleoptera Crustacea und Acari werden als Verdauungsenzyme ungewohnlicherweise Peptidasen aus der Gruppe der Cathepsine gebildet die bei anderen Tieren nur innerhalb von Zellen auftreten 4 Verdauungsenzyme ausserhalb des Organismus Bearbeiten nbsp Aufsaugen von Pizza durch eine FliegeEinige Lebewesen fuhren die Verdauung teilweise ausserhalb ihres Korpers durch wie manche Bakterien Fliegen Webspinnen und fleischfressende Pflanzen Fliegen speicheln ihre Nahrung ein und saugen sie anschliessend auf Bei Webspinnen werden die Verdauungsenzyme in die Beute nach einem Biss eingespritzt und nach einiger Zeit wieder mit der verflussigten Nahrung aufgesaugt Bacillus subtilis und andere Arten der Gattung Bacillus sezernieren Subtilisin vermutlich zur Verdauung 1 Die a lytische Protease wird von Lysobacter enzymogenes vermutlich zur Verdauung sezerniert 1 Ebenso wurden Protease A und Protease B aus Streptomyces griseus beschrieben 1 Fleischfressende Pflanzen Bearbeiten Die meisten fleischfressenden Pflanzen produzieren ihre eigenen Verdauungsenzyme aber einige verlassen sich dabei auf die Hilfe von anderen Lebewesen 5 6 7 Heliamphora und die Kobralilie verlassen sich dabei komplett auf die Bildung von Verdauungsenzymen durch besiedelnde Bakterien 8 9 Genlisea Sarracenia die meisten Kannenpflanzen 10 Cephalotus 11 und manche Heliamphora Roridula verwenden zur Verdauung sowohl eigene als auch bakterielle Verdauungsenzyme 8 9 Pameridea Setocoris und Metriocnemus sind von Insekten besiedelt deren Exkremente von der Pflanze aufgenommen werden 8 12 Manche Kannenpflanzen nehmen die Exkremente von Vogeln auf 8 Literatur BearbeitenJeremy M Berg John L Tymoczko Lubert Stryer Biochemie 6 Auflage Spektrum Akademischer Verlag Heidelberg 2007 ISBN 978 3 8274 1800 5 Weblinks Bearbeiten nbsp Wiktionary Verdauungsenzym Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme UbersetzungenEinzelnachweise Bearbeiten a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t u v w x Donald Voet Judith G Voet Biochemistry 4 Auflage John Wiley amp Sons 2010 ISBN 978 1 118 13993 6 S 169 194 367 370 373 473 508 524 533 547 942 a b c Wolf Dieter Muller Jahncke Christoph Friedrich Ulrich Meyer Arzneimittelgeschichte 2 uberarb und erw Auflage Wiss Verl Ges Stuttgart 2005 ISBN 978 3 8047 2113 5 a b Jeremy M Berg John L Tymoczko Lubert Stryer Stryer Biochemistry 7 Auflage Springer Verlag 2010 ISBN 978 1 4292 2936 4 S 328 F J Fuzita M W Pinkse P D Verhaert A R Lopes Cysteine cathepsins as digestive enzymes in the spider Nephilengys cruentata In Insect biochemistry and molecular biology Band 60 Mai 2015 S 47 58 doi 10 1016 j ibmb 2015 03 005 PMID 25818482 W Adlassnig M Peroutka T Lendl Traps of carnivorous pitcher plants as a habitat composition of the fluid biodiversity and mutualistic activities In Annals of botany Band 107 Nummer 2 Februar 2011 S 181 194 doi 10 1093 aob mcq238 PMID 21159782 PMC 3025736 freier Volltext T Renner C D Specht Inside the trap gland morphologies digestive enzymes and the evolution of plant carnivory in the Caryophyllales In Current opinion in plant biology Band 16 Nummer 4 August 2013 S 436 442 doi 10 1016 j pbi 2013 06 009 PMID 23830995 PMC 3820484 freier Volltext R Ravee F Mohd Salleh H H Goh Discovery of digestive enzymes in carnivorous plants with focus on proteases In PeerJ Band 6 2018 S e4914 doi 10 7717 peerj 4914 PMID 29888132 PMC 5993016 freier Volltext a b c d The Carnivorous Plant FAQ How do carnivorous plants digest their prey In sarracenia com Abgerufen am 23 Juni 2018 a b Carnivorous Plant Digestion and Nutrient Assimilation ICPS In carnivorousplants org Abgerufen am 23 Juni 2018 englisch M Saganova B Bokor T Stolarik A Pavlovic Regulation of enzyme activities in carnivorous pitcher plants of the genus Nepenthes In Planta elektronische Veroffentlichung vor dem Druck Mai 2018 doi 10 1007 s00425 018 2917 7 PMID 29767335 K Fukushima X Fang D Alvarez Ponce H Cai L Carretero Paulet C Chen T H Chang K M Farr T Fujita Y Hiwatashi Y Hoshi T Imai M Kasahara P Librado L Mao H Mori T Nishiyama M Nozawa G Palfalvi S T Pollard J Rozas A Sanchez Gracia D Sankoff T F Shibata S Shigenobu N Sumikawa T Uzawa M Xie C Zheng D D Pollock V A Albert S Li M Hasebe Genome of the pitcher plant Cephalotus reveals genetic changes associated with carnivory In Nature ecology amp evolution Band 1 Nummer 3 Februar 2017 S 59 doi 10 1038 s41559 016 0059 PMID 28812732 B Anderson Adaptations to foliar absorption of faeces a pathway in plant carnivory In Annals of botany Band 95 Nummer 5 April 2005 S 757 761 doi 10 1093 aob mci082 PMID 15728666 PMC 4246731 freier Volltext Normdaten Sachbegriff GND 4426259 0 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Verdauungsenzym amp oldid 233924694