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Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig Weitere Bedeutungen sind unter Hydrophobie Begriffsklarung aufgefuhrt Der Begriff hydrophob stammt aus dem Altgriechischen ὕdwr hydor Wasser sowie fobos phobos Furcht 1 und bedeutet wortlich Wassermeidend Nach IUPAC Definition ist die Hydrophobie der Zusammenschluss unpolarer Gruppen oder Molekule in einer wassrigen Umgebung aufgrund der Tendenz von Wasser unpolare Gruppen oder Molekule auszuschliessen 2 Mit diesem Fachausdruck aus der Chemie werden Substanzen charakterisiert die sich nicht mit Wasser mischen Oberflachen aus hydrophobem Material lassen Wasser meist abperlen Ist eine Oberflache sehr stark wasserabweisend wird auch von Superhydrophobie gesprochen Die hydrophobe Oberflache von Gras lasst das Wasser abperlen Inhaltsverzeichnis 1 Eigenschaften 2 Prazisierung des Begriffs 3 Hydrophober Effekt 3 1 Entropie 3 2 Wasser Netzwerk 4 Systematische Erfassungsmoglichkeiten 5 Einflusse 6 Siehe auch 7 EinzelnachweiseEigenschaften BearbeitenUnpolare Stoffe wie Fette Wachse Alkohole mit langen Alkylresten also mit Ausnahme von Methanol Ethanol und Propanol Alkane Alkene usw sind hydrophob Beim Losen von hydrophoben Stoffen in Wasser tritt generell ein sogenannter hydrophober Effekt auf und bei manchen kleinen hydrophoben Spezies wie Methan oder Xenon bilden sich sogar entropisch ungunstige Klathrat Strukturen Deshalb ist generell die Loslichkeit dieser Stoffe in Wasser gering Hydrophilie ist das ungefahre Gegenteil der Hydrophobie Das Mass fur den Auspragungsgrad der Hydrophobie von Stoffen meist Proteinen ist die Hydrophobizitat Hydrophobe Stoffe sind so gut wie immer lipophil das heisst sie losen sich gut in Fett und Ol auf Hydrophobie ist jedoch nicht immer mit Lipophilie gleichzusetzen denn manche Stoffe sind gleichzeitig hydrophob und lipophob 3 z B Fluorcarbone Silikone und manche ionische Flussigkeiten wie z B BMIIm welche in der Regel weder wasser noch fettloslich sind Diese Stoffe werden amphiphob genannt 4 Molekule die sowohl lipophile hydrophobe als auch hydrophile Strukturteile besitzen werden als amphiphil bezeichnet Diesen Effekt nutzen waschaktive Substanzen wie beispielsweise Tenside oder Alkalisalze von Fettsauren Na Salz Kernseife und K Salz Schmierseife Indem diese sich an der Grenzflache zwischen hydrophobem Schmutz und Wasser an beide Substanzen gleichermassen anhaften kann der Schmutz im Wasser gelost werden nbsp Unterschiedliche Oberflachen und zugehorige Kontaktwinkel fur WasserDie Grosse des Kontaktwinkels zwischen Flussigkeit und Feststoff hangt ab von der Wechselwirkung zwischen den Stoffen an der Beruhrungsflache je geringer diese Wechselwirkung desto grosser der Kontaktwinkel Man bezeichnet die Oberflache bei geringen Kontaktwinkeln ca 0 Bild a als hydrophil wasserliebend bei Winkeln um 90 Bild b als hydrophob wasserabweisend bei Winkeln uber 90 Bild c als superhydrophob Letzteres wird bei sehr hohen Winkeln ca 160 auch als Lotuseffekt bezeichnet und entspricht einer extrem geringen Benetzbarkeit Hydrophobe Oberflachen bestehen in der Regel aus hydrophoben Substanzen Beispiele sind die Beschichtung von Oberflachen mit PTFE Teflon oder die Impragnierung von Isolierstoffen und Textilien mit hydrophoben Stoffen wie Wachs oder Paraffin Ein Extrembeispiel fur eine hydrophobe Oberflache ist die Oberflache von Blattern und Bluten des Lotos Diese ist rau und zusatzlich mit hydrophoben Substanzen bedeckt Durch diese Besonderheit weist sie Kontaktwinkel von uber 160 auf sodass Tropfen auf ihr fast rund sind Von solchen Oberflachen perlt Wasser sehr gut ab Aufliegende Schmutzpartikel werden sehr leicht weggespult Dieser Effekt wird Lotuseffekt genannt Prazisierung des Begriffs BearbeitenEntgegen der verbreiteten Vorstellung existieren zwischen ungeladenen Molekulen keine abstossenden Wechselwirkungen Selbst zwischen der sehr hydrophoben Oberflache von Teflon und Wasser existiert eine anziehende Wirkung 5 Ohne eine solche konnten keine Wassertropfchen an der Unterseite von hydrophoben Oberflachen haften sondern wurden herunterfallen Der Grund fur hohe Kontaktwinkel gegenuber Wasser ist dass Wassermolekule untereinander starkere Wechselwirkungen Wasserstoffbruckenbindungen eingehen als mit der hydrophoben Oberflache mit welcher nur Van der Waals Bindungen moglich sind Deshalb ist bei hydrophoben Stoffen eine annahernd kugelformige Gestalt von Wassertropfen energetisch am gunstigsten Hydrophober Effekt BearbeitenDieser Abschnitt bedarf einer grundsatzlichen Uberarbeitung Enthalpischer Betrag Oberflachenenergie wird unterschlagen unklar ob entropischer Beitrag eine Hypothese ist bezieht sich der Abschnittstitel nur auf Proteine Bitte hilf mit ihn zu verbessern und entferne anschliessend diese Markierung Dieser Artikel oder nachfolgende Abschnitt ist nicht hinreichend mit Belegen beispielsweise Einzelnachweisen ausgestattet Angaben ohne ausreichenden Beleg konnten demnachst entfernt werden Bitte hilf Wikipedia indem du die Angaben recherchierst und gute Belege einfugst nbsp Schematische Darstellung des hydrophoben Effekts bei der Proteinfaltung mit polaren Bereichen blau und unpolaren hydrophoben Bereichen rot in wassriger Umgebung und ungefaltetem links und gefaltetem rechts Zustand Der hydrophobe Effekt entsteht wenn sich unpolare und elektrisch ungeladene Atome Molekule oder Molekulgruppen als Teile von grosseren Molekulen in wassriger Losung befinden 6 Er bezeichnet unter anderem die dann mogliche Zusammenlagerung hydrophobe Assoziation von unpolaren Molekulen im Wasser und wassrigen Losungen wie sie z B bei Doppellipidschichten und bei Mizellen auftritt Im Grunde beschreibt der hydrophobe Effekt dass sich beispielsweise Wasser und Ol unter normalen Bedingungen nicht mischen Eine besondere Bedeutung hat der hydrophobe Effekt fur die Faltung von Proteinen wie erstmals von John Kendrew bei der Strukturanalyse des Myoglobins erkannt wurde 7 So befinden sich in den meisten Proteinen die hydrophoben Aminosauren im Inneren wahrend sich die hydrophilen Aminosauren an der Oberflache befinden 8 Das Ausmass des hydrophoben Effekts eines Molekuls in Wasser wird durch die Hydrophobizitat beschrieben Die genauen Ursachen fur den hydrophoben Effekt sind Gegenstand wissenschaftlicher Diskussionen und nicht abschliessend geklart Im Folgenden werden einige der vermuteten Ursachen beschrieben Entropie Bearbeiten Der hydrophobe Effekt wurde erstmals von Walter Kauzmann mit einer Verringerung der Entropie des Wassers in Verbindung gebracht Das Hauptargument ist die Vermutung dass sich die Wassermolekule in der direkten Nachbarschaft zu einem unpolaren Molekul zu dem sie keine Wasserstoffbruckenbindungen bilden konnen untereinander etwas starker binden als im freien Wasser Diese angrenzenden Wassermolekule sind also leicht hoher geordnet und deshalb eingeschrankter in ihrer translatorischen und rotatorischen Bewegung Es handelt sich aber wie unten beschrieben insgesamt nicht um eine dramatische Einschrankung der lokalen Wasserbeweglichkeit wie fruher vermutet wurde Im Zusammenhang mit dieser besonderen Solvatsphare wird auch von der hydrophober Hydratation der inerten Spezies Weil nach dem 2 Hauptsatz der Thermodynamik die Entropie in einem abgeschlossenen System nie abnehmen kann lagern sich mehrere hydrophob hydratisierte unpolare Molekule zusammen Das verringert die Oberflache zum Wasser und damit die Anzahl der geordneteren Wassermolekule im Medium Dadurch steigt die Entropie Diese hydrophobe Assoziation ist bei bestimmten z B langlichen Molekulen die Grundlage der Biomembranbildung Generell gilt also Die Entropie steigt durch die Freisetzung der Losungsmittelmolekule an aber es resultiert auch ein Enthalpiegewinn durch starkere Wechselwirkungen zwischen den freigesetzten Losemittelmolekulen bei Wasser vor allem Dipol Dipol Wechselwirkungen Es gibt damit einen entropischen und einen enthalpischen Anteil am hydrophoben Effekt Es gibt demnach keine inner energetische hydrophobe Kraft der Effekt basiert auf der Besonderheit des Wasserstoffbrucken gebundenen Losungsmittels Wasser Allerdings lasst sich der hydrophobe Effekt durch die Wirkung einer entropischen Kraft verstehen 9 Da Druck und Temperatur z B einen Einfluss auf Zahl und Lebensdauer von Wasserstoffbrucken und damit auf die Struktur des Wassers haben ist der entropische Anteil am hydrophoben Effekt auch von Druck und Temperatur abhangig er nimmt z B bei hoheren Temperaturen ab In der Solvathulle von kleinen unpolaren Teilchen betragt die Verlangsamung der Wassermolekule aufgrund der starkeren Wechselwirkung mit anderen Wassermolekule bei Zimmertemperatur einige 10 zum Beispiel beim Edelgas Xenon 30 10 Bei grosseren unpolaren Molekulen kann eine Verlangsamung der Rotation und Diffusion des Wassers in der Solvatsphare auch um einen Faktor 2 bis 4 vorkommen Das bedeutet z B dass die Umorientierungskorrelationszeit des Wassers bei 25 C von 2 Picosekunden auf 4 bis 8 Picosekunden ansteigt Es wird vermutet dass bei der Proteinfaltung der hydrophobe Effekt ebenfalls eine wichtige Rolle spielt hydrophober Kollaps Denn obwohl die Entropie des Proteins durch dessen Faltung stark abnimmt S Protein Protein ungefaltet gt S Protein Protein gefaltet displaystyle S text Protein text Protein ungefaltet gt S text Protein text Protein gefaltet nbsp uberwiegt vermuteter Weise der Entropiegewinn im umgebenden wassrigen Medium S Wasser Protein ungefaltet S Wasser Protein gefaltet displaystyle S text Wasser text Protein ungefaltet ll S text Wasser text Protein gefaltet nbsp Daher ist die Gesamtentropieanderung D S D S Wasser D S Protein S Wasser Protein ungefaltet S Wasser Protein gefaltet S Protein Protein ungefaltet S Protein Protein gefaltet lt 0 displaystyle Delta S Delta S text Wasser Delta S text Protein left S text Wasser text Protein ungefaltet S text Wasser text Protein gefaltet right left S text Protein text Protein ungefaltet S text Protein text Protein gefaltet right lt 0 nbsp womit fur den entropische Beitrag T D S T D S gt 0 displaystyle T Delta S T Delta S gt 0 nbsp gilt Somit geht die Faltung spontan von selbst und bedarf keiner weiteren Energiezufuhr Wasser Netzwerk Bearbeiten Eine andere vermutete Erklarung fur den hydrophoben Effekt ist dass das Netz von Wasserstoffbrucken zwischen Wassermolekulen durch die hydrophoben Teilchen stark gestort wird Systematische Erfassungsmoglichkeiten BearbeitenWesentliche Erkenntnisse uber die Wasserstruktur um hydrophobe Teilchen und damit uber die Ursachen des hydrophoben Effektes werden aus molekulardynamischen Computersimulationen erhalten 11 12 Der hydrophobe Effekt kann durch die Bestimmung der Verteilungskoeffizienten von unpolaren Teilchen zwischen Wasser und unpolaren Losungsmitteln quantifiziert werden Die Verteilungskoeffizienten konnen im NPT Ensemble in die freie Uberfuhrungsenthalpie DG DH TDS uberfuhrt werden die aus der enthalpischen Komponente DH und der entropischen Komponente TDS besteht Diese beiden Komponenten konnen kalorimetrisch gemessen werden Einflusse BearbeitenSchwachung des hydrophoben Effektes durch Temperatur und oder Druckveranderung kann zur Denaturierung von Biomolekulen fuhren Werden Zusatzstoffe z B Salze in die wassrige Losung gebracht so wird der hydrophobe Effekt ebenfalls verandert Er kann sowohl verstarkt als auch verringert werden 13 Die Zugabe von z B grosseren Mengen an Harnstoff fuhrt zu einer Denaturierung von Proteinen Die Starke des Einflusses von Salzen und damit von im Wasser gelosten Ionen auf den hydrophoben Effekt wird durch die sogenannte Hofmeister Reihe charakterisiert eine schon seit dem 19 Jahrhundert empirisch ermittelte und damit bekannte Ionen Reihenfolge welche aber bis heute noch nicht vollstandig theoretisch verstanden ist Uber kernmagnetische Relaxationszeitmessungen zeigte sich dass Anionen eine Attraktion an die hydrophobe Grenzflache erfahren wahrend dies fur die Kationen nicht gilt Dieser Effekt kann moglicherweise Einzelheiten in der sogenannten Hofmeister Reihe erklaren Siehe auch BearbeitenPolaritat Grenzflachenspannung HydrophobietransferEinzelnachweise Bearbeiten Wilhelm Gemoll Griechisch Deutsches Schul und Handworterbuch Munchen Wien 1965 Eintrag zu Hydrophobicity In IUPAC Hrsg Compendium of Chemical Terminology The Gold Book doi 10 1351 goldbook HT06964 Version 2 3 3 Maurizio Galimberti Rubber Clay Nanocomposites Science Technology and Applications John Wiley amp Sons 2011 ISBN 978 1 118 09288 0 S 46 Glas das sich selbst reinigt In mpg de Max Planck Gesellschaft abgerufen am 20 Februar 2016 Kai Uwe Goss Rene P Schwarzenbach Rules of Thumb for Assessing Equilibrium Partitioning of Organic Compounds Successes and Pitfalls In Journal of Chemical Education Band 80 Nr 4 1 April 2003 doi 10 1021 ed080p450 W Blokzijl J B F N Engberts Hydrophobe Effekte Ansichten und Tatsachen In Angew Chemie 105 1993 S 1610 1648 Carl Branden John Tooze Introduction to Protein Structure 1 Auflage Garland Publishing Inc New York amp London 1991 ISBN 0 8153 0270 3 S 12 Donald Voet Judith G Voet Charlotte W Pratt Lehrbuch der Biochemie 2 Auflage Wiley VCH Verlag Weinheim 2002 ISBN 978 3 527 30519 3 S 161 A D Buckingham A C Legon S M Roberts Hrsg Principles of Molecular Recognition Blackie Academic amp Professional 1993 ISBN 0 7514 0125 0 S 4 und 5 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche R Haselmeier M Holz W Marbach H Weingartner Water Dynamics near a Dissolved Noble Gas In J Physical Chemistry 99 1995 S 2243 2246 N Galamba Water s Structure around Hydrophobic Solutes and the Iceberg Model In J Physical Chemistry B 117 2013 S 2153 2159 M Schauperl M Podewitz BJ Waldner KR Liedl Enthalpic and Entropic Contributions to Hydrophobicity In Journal of Chemical Theory and Computation 12 Jahrgang Nr 9 S 4600 4610 doi 10 1021 acs jctc 6b00422 PMID 27442443 M Holz M Mayele Influence of Additives on Hydrophobic Association in Polynary Aqueous Mixtures In DFG Research Report Thermodynamic Properties of Complex Fluid Mixtures Wiley VCH 2004 S 150 183 ISBN 3 527 27770 6 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Hydrophobie amp oldid 237573553