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Die Kobralilie Darlingtonia californica ist eine prakarnivore Pflanze und die einzige Art der monotypischen Gattung Darlingtonia aus der Familie der Schlauchpflanzengewachse Sarraceniaceae Sie ist eng mit den karnivoren Schlauchpflanzen Sarracenia verwandt KobralilieKobralilie Darlingtonia californica SystematikKerneudikotyledonenAsteridenOrdnung Heidekrautartige Ericales Familie Schlauchpflanzengewachse Sarraceniaceae Gattung KobralilienArt KobralilieWissenschaftlicher Name der GattungDarlingtoniaTorr Wissenschaftlicher Name der ArtDarlingtonia californicaTorr Inhaltsverzeichnis 1 Merkmale 1 1 Wurzel 1 2 Blatter Falle 1 3 Bluten 1 4 Frucht und Samen 1 5 Vegetative Vermehrung 2 Verbreitung 3 Habitate 4 Gefahrdung und Status 5 Lebensgemeinschaften 6 Systematik 7 Botanische Geschichte 8 Nachweise 9 Einzelnachweise 10 WeblinksMerkmale BearbeitenDie Kobralilie ist eine immergrune mehrjahrige krautige Pflanze mit einem Rhizom von ein bis zwei Zentimetern Durchmesser Sie wachst sehr langsam erst nach zwei bis drei Jahren nimmt sie ihre typische Gestalt an und nach sieben bis zehn Jahren bluht sie erstmals Wurzel Bearbeiten Die Pflanzen haben keine Hauptwurzel sondern bilden aus dem Rhizom heraus zahlreiche feine Haarwurzeln Blatter Falle Bearbeiten Das direkt aus dem Rhizom heraus treibende Blattwerk der Pflanzen besteht ausschliesslich aus den typischen Schlauchblattern die eine lose Rosette bilden Die Blatter sind schwach kegelformig und verbreitern sich von der Basis an Sie sind hohl und werden 60 bis 80 Zentimeter gelegentlich bis zu einem Meter hoch uber ihre gesamte Lange zieht sich auf der Vorderseite des Blattes eine Flugelleiste An ihrem oberen Ende sind sie von einer helmartigen Haube uberdacht an deren Vorderende ein umgedreht V formiges Anhangsel herabhangt Hinter dieser Schlangenzunge liegt eine kleine zum Boden zeigende Offnung die von einem Peristom umkranzt ist Die Blatter stehen entweder aufrecht oder wachsen fast waagerecht zum Boden sodass die Schlangenzunge den Boden beruhrt und anders als die aufrechten Blatter hauptsachlich bodenlebende Insekten anzieht Jedes Blatt ist bis zu 270 Grad in sich verdreht sodass Offnung und Schlangenzunge von der Rosette weg zeigen vermutlich um Beute besser anzulocken nbsp Zonen von Darlingtonia californicaDie Blatter werden in sechs Zonen unterteilt Zone 1 ist die Schlangenzunge Zone 2 das Peristom Zone 3 die Haube Zonen 4 bis 6 jeweils tiefer liegende Abschnitte des eigentlichen Schlauches Jede dieser Zonen hat beim Beutefang eine Funktion fur die sie entsprechend ausgestattet ist Zone 1 Die Schlangenzunge Sie ist meist auffallig rot eingefarbt und auf ihrer Ruckseite mit zahlreichen Nektarien versehen beides dient zur Anlockung der Beute Eine gerichtete Behaarung der Oberflache macht es dem Insekt dabei leichter zur Schlauchoffnung hin voranzugehen als sich von dieser abzuwenden Zone 2 Die Offnung Sie wird von einem Peristom gebildet das besonders grosse Mengen Nektar ausscheidet und so die Beute vom Anhangsel in den eigentlichen Schlauch lockt Zone 3 Die Haube Sie uberdacht den Schlauch und die hervorkragende Offnung wodurch sie ein Entweichen der Beute nach oben verhindert An ihrem hochsten Punkt ist sie gehauft mit chlorophyllfreien Flecken versehen die nahezu ungehindert das Aussenlicht passieren lassen und so wie Fenster wirken Gefangene Beutetiere versuchen nun durch diese Fenster die Falle zu verlassen bei diesen Fluchtversuchen sturzen sie nun in den aufrechten Schlauch Zone 4 Oberer Schlauchbereich Dieser sich direkt unterhalb der Haube befindende Abschnitt des Schlauches ist mit einer Wachsschicht und nach unten gerichteten Haaren versehen Beides zwingt die Beute weiter abwarts Zone 5 Mittlerer Schlauchbereich Hier befinden sich die abwarts gerichteten Haare in besonderer Dichte Wachsflecken finden sich kaum noch Zone 6 Unterer Schlauchbereich Diese Zone ist rein glatt und mit keinerlei Fangeinrichtung mehr ausgestattet sie dient allein der Verdauung In ihr befindet sich die Flussigkeit der Pflanze die fur die Verdauung sorgt diese wird von der Pflanze regelrecht in die Schlauche hineingepumpt verstarkt nach einem Beutefang Die Oberflache des Schlauches ist durch eine fehlende Kutikula fahig zur Aufnahme der Nahrstoffe die durch eine symbiotische Bakterienfauna aber auch durch Kommensalen gelost werden Trotz dieser aufwandigen Fallenkonstruktion ist die Kobralilie im Vergleich zu ihren Verwandten den Schlauchpflanzen kein besonders guter Beutefanger Auch ist sie selbst nicht zur Produktion von Verdauungsenzymen imstande sondern angewiesen auf die Zersetzung des Fangs durch Bakterien in der Losung Das Beutespektrum umfasst aufgrund der zwei verschiedenen Blattformen aufrecht stehend und am Boden liegend sowohl Flug als auch Bodeninsekten nbsp Blute der Kobralilie Ansicht von untenBluten Bearbeiten Der mit Hochblattern besetzte ab Mai sich ausbildende Blutenstand wird bis zu einem Meter hoch damit uberragt er fur eine Karnivore ungewohnlich die Fallen nur geringfugig zum Bluhzeitpunkt sind die Fallen allerdings noch nicht aktiv Die einzelne hangende selbstfertile jedoch schwach protandrische Blute ist ungewohnlich gebaut Die gelblich hellgrunen Kelchblatter sind etwas langer als die purpurnen Kronblatter 1994 wurde allerdings ein Vorkommen von rund 30 Individuen entdeckt bei dem die Kronblatter nicht purpurn sind sondern von gleicher Farbe wie die Kelchblatter Diese offnen sich nicht sondern bilden eine Art Kapsel die fur mogliche Bestauber nur durch kleine durch Einwolbungen der Kronblatter am Rand nahe der Spitze gebildete Offnungen zuganglich ist Fur welche Art von Bestaubern diese komplexe Blute gebildet ist ist jedoch trotz teils langjahriger Beobachtungen der Art immer noch nicht eindeutig bekannt vermutlich sind Spinnen daran beteiligt der fur Menschen unangenehme Duft der Blute lasst aber auch die Vermutung zu dass Fliegen beteiligt sind Frucht und Samen Bearbeiten Nach erfolgter Bestaubung hebt sich der Fruchtknoten allmahlich so dass die Kapselfrucht aufrecht steht Die ausgebildete Frucht ist umgekehrt eiformig und enthalt etwa zehn Wochen nach der Bestaubung mehrere hundert bis uber tausend sandfarbene behaarte Samen von zwei bis drei Millimetern Lange der Embryo ist recht gross Endosperm ist vorhanden Durch ihre Behaarung sind diese schwimmfahig und treiben mit der Stromung von der Mutterpflanze fort Bythisochorie Vegetative Vermehrung Bearbeiten Das Rhizom der Pflanzen bildet Auslaufer die mit zunehmendem Alter einer Kolonie grosse Geflechte bilden konnen Jede Nodie des Rhizoms wiederum kann eigenstandig neue Wurzeln und Blatter ausbilden An vielen Standorten ist die Vermehrungsrate durch Auslaufer erheblich hoher als die durch Samen An besonders nahrstoffarmen Standorten dienen die Rhizomgeflechte moglicherweise auch zum Nahrstoffaustausch zwischen den einzelnen Individuen einer Kolonie nbsp Kolonie am Botanical Trail NordkalifornienVerbreitung BearbeitenDie Art ist endemisch im Nordwesten der USA Sie findet sich nur in Westoregon und Nordkalifornien ein einzelnes Vorkommen am Chase Lake bei Seattle im Staate Washington gilt als angesalbt Hauptsachlich findet sie sich in Gebirgslagen Kaskadenkette Sierra Nevada Klamath Mountains Siskiyou Mountains Trinity Mountains auf bis zu 2500 m NN steigt aber in Oregon bei entsprechenden Bedingungen auch bis auf Meeresniveau unmittelbar an die Pazifikkuste herab z B in Florence Oregon wo sich mit dem nur sieben Hektar grossen Darlingtonia Botanical Wayside das einzige Naturschutzgebiet Oregons befindet das nur einer einzigen Art gewidmet ist Die Zahl der angegebenen Vorkommen schwankt dabei zwischen 200 und 250 die sich einigermassen gleichmassig auf Oregon und Kalifornien aufteilen Habitate Bearbeiten nbsp Naturstandort am Rocky Creek Trail Sud OregonKobralilien wachsen bevorzugt an Standorten mit felsigem Untergrund meist Serpentin geringem Nahrstoffangebot und hohem Schwermetallanteil dem gegenuber die Pflanzen tolerant sind Die Vorkommen sind haufig dicht und ausgedehnt das grosste bekannte Vorkommen in den Siskiyou Mountains umfasst mehrere Tausend Pflanzen Haufige Standorte sind Feuchtwiesen und Moore aber auch Flussufer oder Boden aus reinem kalkfreiem Sand in Kiefernwaldern Alle Standorte sind sudlich oder sudwestlich ausgerichtet und liegen in Zonen hoher Niederschlage 1000 bis 2000 mm Fur das Gedeihen der Pflanze ist ein hoher Spiegel kuhlen Grundwassers und reichlich fliessendes Wasser bei zugleich gut drainiertem Boden von Bedeutung welche fur die notwendige kuhle Wurzeltemperatur sorgen Ebenso wichtig sind offene und sonnige Standorte die im Verbreitungsgebiet eigentlich durch periodisch auftretende Brande gewahrleistet bleiben Diese Pflanzenart ist bedingt winterhart und liegt an einigen Standorten zu dieser Zeit unter Schnee und Eis Die Art findet sich in Gesellschaft unter anderem mit Torfmoosen dem Rundblattrigen Sonnentau dem Gemeinen Fettkraut Pinguicula macroceras ssp nortensis sowie Panther Lilien Lilium pardalinum Gefahrdung und Status BearbeitenSeit 1981 ist die Kobralilie im Anhang 2 des Washingtoner Artenschutzabkommens CITES gelistet wodurch der Handel mit Wildpflanzen genehmigungspflichtig und streng reglementiert ist Daruber hinaus unterliegt die Art auch unterschiedlichen Unterschutzstellungen auf staatlicher regionaler und lokaler Ebene all diesen ist gemeinsam dass sie die Art als nicht unmittelbar gefahrdet aber wegen ihres kleinen Verbreitungsgebietes und den speziellen Standortanforderungen als relativ verletzlich einstufen Als hauptsachlich gefahrdende Faktoren gelten Bergbauaktivitaten das Verbreitungsgebiet ist vielfach reich an Nickel Chrom und Cobalt Holzfallaktivitaten Strassenbau sowie Freizeit und Siedlungsdruck letzteres vor allem in Oregon wodurch ebenso Habitate zerstort werden wie mittelbar durch die Unterdruckung von Branden die als naturliche Mahd wirken Die bis in die 80er Jahre starkste Bedrohung war das Absammeln der Pflanzen durch Handler oder Sammler diese hat sich seither durch die diversen Unterschutzstellungen und das gestiegene Umweltbewusstsein von Sammlern erheblich verringert Immerhin einige Vorkommen befinden sich in Schutzgebieten und sind so als ungefahrdet anzusehen Lebensgemeinschaften BearbeitenZahlreiche Insektenarten leben in und an Kobralilien einige von ihnen in sehr enger Lebensgemeinschaft Haufige Kommensalen sind Metriocnemus edwardsii eine Fliege Eperigone trilobata eine Spinnenart sowie Sarraceniopus darlingtoniae eine Milbenart die ausschliesslich in den Schlauchen von Kobralilien vorkommt nbsp Kobralilien am Botanical Trail in NordkalifornienSystematik BearbeitenInnerhalb der Gattung gibt es nur die eine Art ohne weitere Unterarten oder Varietaten allerdings ist eine Albino Form bekannt Zur Abgrenzung von den eng verwandten Schlauchpflanzen dient neben morphologischen Merkmalen wie dem Blutenaufbau der Fahigkeit zur Regulierung des Standes der Verdauungsflussigkeit in den Schlauchen und der Prakarnivorie vor allem das von den Schlauchpflanzen im Osten und Suden der USA isolierte und betrachtlich entfernte Verbreitungsgebiet Letzteres wird auch als bestatigendes Merkmal der Klassifikation als eigene Gattung herangezogen Die Phylogenie der Familie ist nur wenig erforscht molekulargenetische Untersuchungen ergaben dass die Kobralilie ein Schwestertaxon der beiden anderen Gattungen der Familie darstellt 1 Wanzenpflanzen Roridula Kobralilie Darlingtonia Sumpfkruge Heliamphora Schlauchpflanzen Sarracenia Botanische Geschichte BearbeitenEntdeckt wurde die Pflanze erst 1841 in Feuchtwiesen sudlich des Mount Shasta durch William Dunlop Brackenridge Mitglied einer botanischen Expedition der US Regierung Die Erstbeschreibung erfolgte 1850 durch John Torrey wurde aber erst 1853 veroffentlicht der botanische Gattungsname den sie durch einen schonen Zufall mit einer Natterngattung im Tierreich teilt verweist auf den amerikanischen Arzt und Botaniker William Darlington 1782 1863 das Artepitheton auf den ersten Fund in Kalifornien 1871 wurde die Kobralilie in den Kew Gardens in Kultur genommen heutzutage findet sie sich in vielen Botanischen Garten und privaten Karnivorensammlungen vereinzelt auch in Alpin und Felsgarten In den 70er Jahren des 19 Jahrhunderts erforschte Rebecca M Austin als erste die Kobralilie Uber mehrere Jahre hinweg betrieb sie intensive Feldforschung und teilte von 1875 an bis 1877 ihre Ergebnisse brieflich dem Botaniker William Marriott Canby mit der sie darin unterstutzte und ermutigte Ihre Aufzeichnungen wurden allerdings bis heute nur auszugsweise veroffentlicht 1891 stellte sich heraus dass der Name Darlingtonia bereits 1825 von de Candolle fur ein Mimosengewachs vergeben worden war Dadurch war der Name ungultig woraufhin die Gattung von Greene in Chrysamphora umbenannt wurde Nachdem aber die nun als Darlingtonia gefuhrte Gattung 1954 in die Gattung Desmanthus eingegliedert wurde war quasi der Weg frei und eine ICBN Kommission erlaubte die Ruckbenennung der Chrysamphora californica in Darlingtonia californica weil dieser der etabliertere war nomen conservandum Nachweise BearbeitenWilhelm Barthlott Stefan Porembski Rudiger Seine Inge Theisen Karnivoren Biologie und Kultur fleischfressender Pflanzen Eugen Ulmer GmbH amp Co Stuttgart 2004 ISBN 3 8001 4144 2 Guido J Braem Fleischfressende Pflanzen Arten und Kultur 2 durchgesehene Auflage Weltbild Augsburg 2002 ISBN 3 426 66762 2 Christine Leigh Elder Reproductive Biology of Darlingtonia californica 1997 Arcata CA Humboldt State University Master s Thesis 1997 Digitalisat PDF 2 33 MB Aaron M Ellison Elizabeth J Farnsworth The Cost of Carnivory for Darlingtonia californica Sarraceniaceae Evidence from Relationships among Leaf Traits In American Journal of Botany Bd 92 Nr 7 2005 ISSN 0002 9122 S 1085 1093 JSTOR 4126151 Norman James Fashing Biology of Sarraceniopus darlingtoniae In Phytophaga Bd 14 2004 ISSN 0393 8131 S 299 305 online Website zur Kobralilie Ausfuhrliche Website zur Kobralilie in Englisch Informationen zur Pflanze vom U S Fish and Wildlife Service Darlingtonia californica in der Roten Liste gefahrdeter Arten der IUCN 2006 Eingestellt von Schnell D Catling P Folkerts G Frost C Gardner R et al 2000 Abgerufen am 12 Mai 2006 Einzelnachweise BearbeitenDie Informationen dieses Artikels entstammen zum grossten Teil den unter Nachweise angegebenen Quellen daruber hinaus werden folgende Quellen zitiert Randall J Bayer Larry Hufford Douglas E Soltis Phylogenetic Relationships in Sarraceniaceae Based on rbcL and ITS Sequences In Systematic Botany Bd 21 Nr 2 1996 ISSN 0363 6445 S 121 134 JSTOR 2419743 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Kobralilie Darlingtonia californica Album mit Bildern Videos und Audiodateien nbsp Dieser Artikel wurde am 10 Marz 2006 in dieser Version in die Liste der exzellenten Artikel aufgenommen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kobralilie amp oldid 237201548