www.wikidata.de-de.nina.az
Die Sumpfkruge Heliamphora sind eine Pflanzengattung in der Familie der Schlauchpflanzengewachse Sarraceniaceae Es sind prakarnivore Pflanzen SumpfkrugeHeliamphora chimantensis in Kultur SystematikEudikotyledonenKerneudikotyledonenAsteridenOrdnung Heidekrautartige Ericales Familie Schlauchpflanzengewachse Sarraceniaceae Gattung SumpfkrugeWissenschaftlicher NameHeliamphoraBenth Inhaltsverzeichnis 1 Beschreibung 1 1 Vegetativer Habitus 1 2 Blatter 1 3 Bluten Fruchte und Samen 2 Okologie 2 1 Karnivorie 3 Verbreitung 4 Evolution 5 Systematik 5 1 Botanische Geschichte 5 2 Arten 6 Literatur 7 Einzelnachweise 8 WeblinksBeschreibung Bearbeiten nbsp Illustration von Heliamphora nutans aus Flore des Serres et des Jardins de l Europe 1875 nbsp Eine vom Deckelrudiment angelockte Fliege nbsp Blute von Heliamphora pulchella nbsp Staubblatter und Griffel von Heliamphora nutansVegetativer Habitus Bearbeiten Die Arten der Gattung Heliamphora sind ausdauernde krautige Pflanzen Bis auf die bis zu 4 Meter hoch wachsende Heliamphora tatei bilden alle Arten bodenstandige Rosetten Das einfache oder verzweigte robuste Rhizom bildet horizontale Auslaufer und wachst dann aufwarts so entstehen weitere Wuchspunkte Ausgehend von einer einzelnen Pflanze konnen so insbesondere bei Heliamphora chimantensis uber Jahrzehnte umfangreiche Horste aus tausenden von Individuen entstehen die mehrere Quadratmeter gross sind Die faserigen braunen Wurzeln erreichen eine Lange von bis zu 25 Zentimetern Blatter Bearbeiten Alle Heliamphora Arten weisen einen altersabhangigen Blattdimorphismus auf was bedeutet dass die Blatter einer jungen Pflanze sich in der Form deutlich von jenen einer alteren unterscheiden Die jungen Blatter sind bei allen Arten annahernd gleich geformt die arttypischen Merkmale werden erst nach bis zu 4 Jahren ausgeformt Die drei bis zehn ganzlich aufrechten bis schwach zum Zentrum der Rosette gebogenen trichterformigen bis zylindrischen Blatter sind Fallen vom Fallgrubentyp und erreichen eine Hohe von 8 bis 10 Zentimetern bei Heliamphora minor und Heliamphora pulchella uber 20 Zentimetern bei Heliamphora nutans bis hin zu etwa einem halben Meter bei Heliamphora ionasii Die Fallen besitzen am ausseren Rand des Peristoms der Umrandung der Schlauchoffnung ein sehr kleines oft kontrastreich gefarbtes zipfel oder helmformig uber die Schlauchoffnung gebogenes aufrechtes Deckelrudiment Eine Ausnahme bildet hier die Art Heliamphora sarracenioides deren Deckel ahnlich einem Dach die gesamte Offnung seitlich und senkrecht zum Falleninneren uberdeckt und nur eine kleine Offnung zur Rosettenmitte hin ubrig lasst Die Aussenseite der Fallen ist haarlos die Innenseite des Trichters ist abschnittweise mit abwartsgerichteten Haaren bewachsen die die Flucht von hineingefallener Beute erschwert Die Form der Fallen verhindert ein Hinausfliegen hineingefallener Insekten da durch deren Flugelbewegung in den Fallen ein Abwartssog entsteht An der Vorderseite des Schlauches haben die Schlauche eine sogenannte Ala einen Flugel der dicht mit Nektarien besetzt ist Auf halber Hohe der Ala befindet sich eine kleine Offnung durch die uberschussiges Regenwasser ablaufen kann eine leichte Behaarung darin fungiert als Sieb und verhindert das Hinausgeschwemmtwerden von Beute Bluten Fruchte und Samen Bearbeiten An den langen aufrechten Blutenstandsschaften stehen die wenigen Bluten in einem traubigen Blutenstand Die zwittrigen Bluten sind radiarsymmetrisch Die zumeist vier selten funf oder sechs zugespitzt eiformigen Kronblatter sind weiss manchmal grun uberhaucht bis rot bei einigen Arten verfarben sie sich im Lauf der Anthese von weiss zu rot Es sind zehn bis zwanzig Staubblatter vorhanden Der Fruchtknoten ist oberstandig und dicht behaart Es ist nur ein Griffel vorhanden nbsp Strukturformel Sarracenin nbsp Strukturformel Cineron nbsp Verbreitungsgebiet der SumpfkrugeOkologie BearbeitenKarnivorie Bearbeiten Wege der Anlockung von Insekten sind zum einen die auffallige Ausfarbung der Blatter insbesondere des Deckelrudiments und zum anderen die Reflexion des UV Lichtes allein durch die innere Blattoberflache 1 die fur Insektenaugen die Fallenoffnung deutlich gegen die Umgebung und die Blattaussenseite abhebt Unterstutzt wird dies durch die Absonderung von Nektar durch Nektardrusen an der Ala sowie besonders stark am Deckelrudiment an dem auch weitere chemische Lockstoffe ausgeschieden werden Die Schlauche lassen sich in vier Zonen unterteilen Zone 1 ist das Deckelrudiment Zone 2 der oberste Schlauchabschnitt und die Zonen 3 und 4 die jeweils tieferliegenden Abschnitte des Schlauches Jede dieser Zonen hat dabei beim Beutefang eine spezielle Funktion fur die sie entsprechend unterschiedlich ausgestattet ist Die erste Zone das dicht mit Nektarien besetzte Deckelrudiment scheidet grossere Mengen an stark duftendem Nektar aus sowie Sarracenin ein antimikrobiell wirkendes und Fressfeinde abhaltendes Iridoid Cineron eine Insektizidvorstufe mehrere als Insektenpheromone wirksame Ester Phenylacetaldehyd eine Chemikalie zur Kommunikation unter Insekten Erucamid ein Gleitmittel das zum einen das Sekret flussig halt und zugleich den Fang der Insekten begunstigt zahlreiche Alkane sowie Xylol 2 Diese Stoffe dienen vielfach der Anziehung bzw dem Fang von Beuteinsekten haben aber moglicherweise auch weitere z B betaubende oder verklebende Wirkungen Insekten die die Pflanzen besuchen streben zum Deckelrudiment Bodeninsekten entlang der Ala Fluginsekten unmittelbar und sturzen entweder von dort in den Schlauch oder werden von weiteren Nektarien zum Schlauchinneren gefuhrt So gelangen sie in die dicht mit abwartsweisenden Haaren besetzte Zone 2 die nur mehr inselartig mit Nektardrusen besetzt ist Da die abwartsweisenden Haare den Weg zuruck zum Rand versperren kann sich das Insekt nur weiter abwarts bewegen bis es an den abrupt beginnenden Ansatz der Zone 3 gelangt dessen Oberflache unbehaart und glatt ist so dass das Tier den Schlauch hinabrutscht und in die Flussigkeit von Zone 4 sturzt wo die Verdauung stattfindet Nur von einer Sumpfkrugart Heliamphora tatei konnte bisher die Produktion von Enzymen durch die Pflanzen selbst nachgewiesen werden auch hier jedoch nur bei geschlossenen und jungen Schlauchen Tests bei einigen anderen Arten blieben erfolglos Damit ist mit eben der Ausnahme von Heliamphora tatei die Gattung nicht als karnivor im strengen Sinne sondern als prakarnivor einzustufen Auf welchem Weg genau die Verdauung der Beute geschieht ist bisher nicht gesichert zwei Hypothesen gelten dabei als wahrscheinlich Zum einen konnte eine in der Flussigkeit ansassige Bakterienfauna die Beutetiere zersetzen Zum anderen ware eine sogenannte Autolyse also eine Selbstauflosung der Beute moglich denn der Hauptanteil der Beute der Sumpfkruge besteht zu 80 bis 95 aus Ameisen mit einer haufig rauberischen Lebensweise die Verdauungsenzyme in ihrem Inneren mitbringen Da Enzyme katalytisch wirken sich also nicht verbrauchen und sich auch nicht zersetzen konnten sie sich akkumulieren und so zur Verdauung weiterer Beutetiere dienen die wiederum erneut Enzyme einbringen Moglich ist auch dass mehrere dieser Faktoren zusammenspielen Neben Ameisen vorzugsweise der Gattungen Linepithema Camponotus und Solenopsis erbeuten Sumpfkruge zu nennenswerten Anteilen auch Kafer Mucken Trauermucken Zweiflugler Hautflugler vereinzelt aber auch grossere Beutetiere wie Schmetterlinge Skorpione oder Steinfliegen Sumpfkruge bilden viele der Merkmale ihrer Karnivorie ausschliesslich an ausserst lichtintensiven Standorten aus die Uberschattung durch Vegetation oder Landschaftsmerkmale fuhrt neben einer relativ langsamen Wuchsgeschwindigkeit auch zum Ausbleiben der Nektarsekretion der starken Ausfarbung der Behaarung und zu nur schwach ausgepragten Deckelrudimenten Das hat zu der Vermutung gefuhrt dass Sumpfkruge die Karnivorie nur in Situationen gesteigerten Nahrstoffbedarfs z B im Falle schnellen Wuchses durch optimale Standortbedingungen als zusatzliche Nahrstoffquelle benotigen Verbreitung Bearbeiten nbsp Bluhende Heliamphora nutans auf dem Roraima TepuiDie Gattung Heliamphora ist fast ausschliesslich auf den sogenannten Tepuis den schwer zuganglichen Tafelbergen auf der Hochebene im Grenzgebiet zwischen Brasilien Venezuela und Guyana beheimatet Nur Heliamphora heterodoxa und Heliamphora sarracenioides sind auch in den tieferen Lagen dieser Region zu finden Evolution BearbeitenLange Zeit wurde Heliamphora wegen ihres einfachen Fallenbaus fur eine der ursprunglichsten fleischfressenden Pflanzen gehalten Neuere genetische und blutenbiologische Untersuchungen legen aber nahe dass Heliamphora wahrscheinlich eine lange Entwicklungsgeschichte hat und ihre einfache Form erst in jungerer Vergangenheit angenommen hat Systematik Bearbeiten nbsp Illustration von Heliamphora nutans aus George Bentham The Transactions of the Linnean Society of London 18 3 1840Botanische Geschichte Bearbeiten Die Gattung Heliamphora wurde 1840 durch George Bentham in Proceedings of the Linnean Society of London 1 S 53 aufgestellt 3 Die Typusart ist Heliamphora nutans die 1840 durch George Bentham anhand eines von Robert Hermann Schomburgk gesammelten Exemplars erstbeschrieben wurde Der Gattungsname Heliamphora ist aus den altgriechischen Bezeichnungen fur Sumpf ἕlos helos und Krug amforeys amphoreus zusammengesetzt Im englischen Sprachraum wurde der Gattungsname gelegentlich falschlicherweise mit Sun Pitcher vom griechischen helios ubersetzt Uber neunzig Jahre hinweg war die Gattung Heliamphora monotypisch bevor Henry Allan Gleason 1931 Heliamphora tatei Heliamphora tyleri und 1939 Heliamphora minor beschrieb Zwischen 1978 und 1984 bearbeiteten Julian Alfred Steyermark der bereits 1951 die Gattung um Heliamphora heterodoxa erganzt hatte und Bassett Maguire die Gattung weiter und beschrieben neben zahlreichen infraspezifischen Taxa auch zwei neue Arten Heliamphora ionasii und Heliamphora neblinae Seit 1999 hat resultierend aus mehrfachen Expeditionen sowie der Sichtung vorhandenen Herbarmaterials sich vor allem eine Gruppe deutsche Forscher bestehend aus Thomas Carow Peter Harbarth Joachim Nerz Andreas Wistuba und Andreas Fleischmann um die Gattung verdient gemacht und kontinuierlich neue Arten beschrieben die Beschreibung weiterer Taxa steht noch aus Arten Bearbeiten Bis 2010 wurden 19 Arten beschrieben damit ist Heliamphora die artenreichste Gattung der Sarraceniaceae Die genaue Taxonomie dieser Gattung ist noch nicht zweifelsfrei geklart vor allem der Status von Heliamphora tyleri und Heliamphora macdonaldae ist umstritten wobei sich bezuglich des Status von Heliamphora tyleri die Ansicht einer Synonymie zu Heliamphora tatei durchsetzt Heliamphora chimantensis Wistuba Carow amp Harbarth Heliamphora ciliata Wistuba Nerz amp A Fleischm Heliamphora elongata Nerz Heliamphora exappendiculata Maguire amp Steyerm Nerz amp Wistuba Heliamphora folliculata Wistuba Harbarth amp Carow Heliamphora glabra Maguire Nerz Wistuba amp Hoogenstr Heliamphora heterodoxa Steyerm Heliamphora hispida Wistuba amp Nerz Heliamphora huberi A Fleischm Wistuba amp Nerz Heliamphora ionasii Maguire Heliamphora macdonaldae Gleason Heliamphora minor Gleason Heliamphora neblinae Maguire Heliamphora nutans Benth Heliamphora pulchella Wistuba Carow Harbarth amp Nerz Heliamphora sarracenioides Carow Wistuba amp Harbarth Heliamphora tatei Gleason Heliamphora tyleri Gleason Heliamphora uncinata Nerz Wistuba amp A Fleischm Literatur BearbeitenWilhelm Barthlott Stefan Porembski Rudiger Seine Inge Theisen Karnivoren Biologie und Kultur fleischfressender Pflanzen Ulmer Stuttgart 2004 ISBN 3 8001 4144 2 Klaus Jaffe Fabian Michelangeli Jorge M Gonzalez Beatriz Miras Marie Christine Ruiz Carnivory in Pitcher Plants of the Genus Heliamphora Sarraceniaceae In The New Phytologist Band 122 Nr 4 1992 ISSN 0028 646X S 733 744 JSTOR 2557442 Francis Ernest Lloyd The Carnivorous Plants A New Series of Plant Science Books 9 ZDB ID 415601 8 Chronica Botanica Company Waltham MA 1942 Stewart McPherson Pitcher Plants of the Americas The McDonald amp Woodward Publishing Company Blacksburg VA 2007 ISBN 978 0 939923 74 8 Einzelnachweise Bearbeiten Daniel M Joel Barrie E Juniper Amots Dafni Ultraviolet patterns in the traps of carnivorous plants In The New Phytologist Bd 101 Nr 4 1985 S 585 593 JSTOR 2432892 Klaus Jaffe Murray S Blum Henry M Fales Robert T Mason Aivle Cabrera On Insect Attractants from Pitcher Plants of the Genus Heliamphora Sarraceniaceae In Journal of Chemical Ecology Band 21 Nr 3 1995 ISSN 0098 0331 S 379 384 doi 10 1007 BF02036725 Heliamphora bei Tropicos org Missouri Botanical Garden St Louis abgerufen am 29 August 2017 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Sumpfkruge Heliamphora Album mit Bildern Videos und Audiodateien Informationen zu den Erstbeschreibungen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Sumpfkruge amp oldid 238183511