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Die St Aegidien Kirche auch Aegidienkirche ist die kleinste und ostlichste der Lubecker Innenstadtkirchen und dem heiligen Agidius geweiht Sie war das Zentrum des Viertels der Handwerker das auf dem ostlichen Abhang des Innenstadthugels in Richtung Wakenitz angesiedelt war In diesem Viertel lebten in Umgebung der Kirche seit jeher viele Menschen die der sozialen Fursorge bedurften Die verbliebenen Gebaude der Beginenkonvente werden wie der Aegidienhof heute zum Wohnen genutzt das St Annen Kloster als Museumsquartier St Annen Zusammen machen sie heute das Aegidien Viertel der Lubecker Altstadt aus Turm der Aegidienkirche von SudenAegidien aus Westen von der Konigstrasse gesehenWestseite der Aegidienkirche Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Baugeschichte 1 2 Seitenkapellen 1 3 Kriegseinwirkungen 1 4 Trivia 2 Ausstattung 2 1 Orgel 2 2 Glocken 3 Personen 3 1 Bedeutende Prediger und Pastoren 3 2 Bedeutende Organisten 4 Gemeinde 4 1 Heutige Bedeutung 4 2 Veranstaltungen 5 Literatur 6 Weblinks 7 Quellen und AnmerkungenGeschichte Bearbeiten1227 wurde St Aegidien das erste Mal urkundlich erwahnt Nicht belegbar aber aufgrund der fur Norddeutschland ungewohnlichen Namensgebung vermutet wird die ursprungliche Errichtung einer Holzkirche bereits zwischen den Jahren 1172 und 1182 unter Bischof Heinrich I von Brussel der zuvor Abt des Benediktinerklosters St Aegidien in Braunschweig gewesen war St Aegidien fuhrt ein T in seinem Wappen ein Verweis auf den plattdeutschen Namen der Kirche Tilgenkark von St Tilgen oder St Illigen in Anlehnung an St Giles den englischen und franzosischen Namen des Heiligen In die Regelungen des Vergleichs des Jahres 1286 uber die Besetzung der Pfarrstellen zwischen dem Rat der Stadt Lubeck und dem streitbaren Bischof Burkhard von Serkem wurde die aufgrund der wenig wohlhabenden Gemeinde nicht mit eintraglichen Pfrunden versehene Aegidienkirche nicht einbezogen Sie blieb daher bis zur Reformation unter der ausschliesslichen Kontrolle des nahen Domkapitels das auch den Pfarrherrn stellte und die Prediger bestimmte Im Zusammenhang mit den Anfangen der Reformation in Lubeck spielte diese Kirche jedoch eine Vorreiterrolle Nachdem sich ihre Pastoren Andreas Wilms und Wilhelm Antoni als erste in Lubeck zur neuen Lehre bekannten wurde kurz nach Ostern 1530 hier das erste Abendmahl unter beiderlei Gestalt gefeiert 1 und der Pastor Johann by der Erde war der erste Geistliche Lubecks der sich in demselben Jahre verehelichte Baugeschichte Bearbeiten Ausserlich weist die ursprunglich einschiffige spater durch Seitenkapellen erganzte dreischiffige Hallenkirche die typischen Merkmale der Backsteingotik auf Im Turmbereich finden sich romanische Spuren der 1227 erwahnten ersten steinernen Kirche Das Mittelschiff hat bei einer Hohe von 15 3 Metern bis zum Scheitelpunkt eine Breite von etwa 8 5 Metern die beiden Seitenschiffe sind bei einer Hohe von 11 3 Metern mit 3 5 Metern im Verhaltnis zu den anderen Lubecker Altstadtkirchen sehr schmal Die ersten drei Joche des Mittelschiffs sind fast quadratisch das letzte Joch vor dem Chor ist bereits zum Trapez gestaucht da der schrag im Baufeld liegende Baukorper durch die dahinter liegende Strasse beschrankt wird Die Seitenschiffe werden neben dem Chor durch Kapellen abgeschlossen deren Grundrisse aufgrund der Lage zur Strasse ebenfalls nicht symmetrisch sind sondern eine Trapezform von unterschiedlicher Grosse aufweisen 2 An die Seitenschiffe sind aussen sowohl auf der Sudseite als auch auf der Nordseite Kapellen angefugt Durch die im Verhaltnis zu den Kirchenschiffen niedrige Hohe der Fenster der Seitenkapellen wird die Belichtung der Kirche insgesamt erschwert Der westlich in ganzer Breite vor dem Hauptschiff stehende Turm ist 92 m hoch Er bildet bautechnisch im Ursprung mit dem Kirchenschiff keine Einheit und entstand in zwei Bauabschnitten den beiden Untergeschossen und drei Obergeschossen Die Untergeschosse des Turms standen bereits als Mittelschiff und Seitenschiffe daran angebaut wurden Die Aufstockung des Turmes um die drei Obergeschosse erfolgte hingegen als das Mittelschiff und die Seitenschiffe bereits standen 3 Daraus wird unter anderem geschlossen dass er ursprunglich an drei Seiten frei von Anbauten vor der ursprunglichen einschiffigen Halle gestanden haben muss die mit einem Giebel abgeschlossen war Die einschiffige Aegidienkirche wird aufgrund gleichartiger Befunde an der Basilika Altenkrempe und den Fundamentresten der Kirche des St Johannis Klosters auf die erste Halfte des 13 Jahrhunderts datiert Die aufgestockten Geschosse des Turmes ahneln mit dem Kleeblattfries denen der Marienkirche und werden der ersten Halfte des 14 Jahrhunderts zugeordnet so dass das heutige Mittelschiff mit den beiden Seitenschiffen zeitlich vorher zu Anfang des 14 Jahrhunderts entstanden sein muss 4 Beim Schiff ist zunachst von der Erstellung der ersten drei Joche des Mittelschiffs und den dazugehorigen Seitenschiffen auszugehen Der Chor wurde vermutlich in der ersten Halfte des 15 Jahrhunderts zusammen mit der gherwekammer der Sakristei von 1437 errichtet und um 1446 fertiggestellt 5 nbsp Scharbau Kapelle nbsp Singechor von 1587 Ostseite nbsp Detail nbsp Wickede EpitaphSeitenkapellen Bearbeiten Am sudlichen Seitenschiff angebaut befinden sich benannt nach den in ihnen gelegenen Begrabnissen die Woltersen Kapelle 6 und die Darsow Kapelle 7 auf Hohe und in voller Ausdehnung des zweiten bzw dritten Jochs Sudwestlich auf Hohe des Turms sind die Marientiden oder Ahlefeldt Kapelle 8 sowie zwischen dieser und dem Turm an der Innenseite der Westfassade die Holstein Kapelle 9 gelegen Die spater so benannte Woltersen Kapelle ist wohl die alteste der Kapellen und muss aufgrund der Baubefunde zunachst allein bestanden haben 1392 wird fur ihren Altar bereits eine Vikarie gestiftet 10 An der Nordseite der Aegidienkirche befindet sich in entsprechender Lage wie die Holsteinkapelle auf der Sudseite die Breitenau Kapelle 11 Auf Hohe des zweiten Joches der Kirchenschiffe dann die jochbreite Vorrade oder Calven Kapelle 12 gefolgt von der Gerwekammer und schliesslich der Scharbau Kapelle 13 am Ende des vierten Jochs rechtwinklig zur Aussenkante des nordlichen Seitenschiffes beim nordlichen Wendelstein Siehe auch Hauptartikel Kapellen der Aegidienkirche in Lubeck Kriegseinwirkungen Bearbeiten Die Kirche hat alle kriegerischen Auseinandersetzungen uberstanden In der Schlacht bei Lubeck zu Beginn der Lubecker Franzosenzeit erhielt sie zwar 1806 den Treffer einer Haubitzgranate ins Gewolbe Dieser Blindganger zundete jedoch nicht Eine Kanonenkugel im Mauerwerk beim Nordportal erinnert heute an diese Beinahekatastrophe Beim Luftangriff auf Lubeck im Marz 1942 blieb die Kirche trotz schwerer Schaden in der naheren Umgebung Wahmstrasse und Krahenstrasse von grosseren Schaden verschont 14 allerdings wurden durch die Druckwelle einer Luftmine alle Fenster und damit die Glasmalereien auch die neueren von Curt Stoermer zerstort Insgesamt jedoch gibt sie ahnlich wie die Jakobikirche innen einen weitgehend von Kriegszerstorungen unbeeintrachtigten Gesamteindruck Trivia Bearbeiten Friedrich Wilhelm Murnau hatte fur seinen Film Nosferatu Eine Symphonie des Grauens eigentlich neben dem Aegidienkirchhof auch die Aegidienkirche als Kulisse verwenden wollen Da der Lubeckische Senat hierfur jedoch seine Zustimmung verweigerte wahlte Murnau als Ersatz fur diese unter anderen die Marienkirche in Wismar Diese Drehorte hatten so heisst es den numerischen Ausschlag fur den Namen der Hafenstadt des Filmes gegeben Die Anzahl der dortigen Drehorte gegenuber der der lubeckischen war nun hoher und somit hiess die Hafenstadt Wisborg Ausstattung Bearbeiten nbsp AltarDer innere Zustand der Kirche ist nach Fertigstellung des Baukorpers auch durch regelmassige Erneuerungen und Renovierungen uber die Jahrhunderte beeinflusst und verandert worden von denen eine der altesten uberlieferten 1645 unter dem Lubecker Burgermeister Anton Kohler stattfand Das alteste erhaltene Ausstattungsstuck der Kirche ist ein spatromanisches Relief eines thronenden segnenden Christus wohl aus der zweiten Halfte des 13 Jahrhunderts Der ursprungliche gotische Hochaltar der Kirche aus der Zeit um 1430 wurde 1701 aus Anlass der Aufstellung des heute noch vorhandenen barocken Hochaltars entfernt und dann der Kapelle des Siechenhauses in Klein Gronau geschenkt Von dort gelangte er 1913 in die Sammlung des St Annen Museums Der flamische Kunstler dieses Meisterwerks gotischer Schnitzkunst ist namentlich nicht bekannt und wird daher in der Kunstgeschichte mit dem Notnamen Meister des Gronauer Altars bezeichnet Seine Werkstatt wird in Brugge vermutet 15 Es ist einer von zwei erhaltenen gotischen Hochaltaren aus den Lubecker Kirchen und der einzige der sich in Lubeck befindet Das Triumphkreuz wurde von Walter Paatz zunachst auf 1495 1500 datiert und einem von ihm erdachten Kunstler mit dem Notnamen Meister der lubeckischen Triumphkruzifixe zugeschrieben Der barocke Hochaltar von 1701 vermutlich aus der Werkstatt Hassenberg nimmt in Holz die Formsprache des von Thomas Quellinus kurz zuvor fur die Marienkirche geschaffenen marmornen Fredenhagen Altars auf Uber einer gemalten Predella mit einer Darstellung des letzten Abendmahls erhebt sich zwischen Saulen eine lebensgrosse Hauptgruppe mit dem Gekreuzigten zwischen Maria und Johannes im Mittelfeld flankiert von Allegorien des Glaubens und der Liebe Den oberen Abschluss bildet eine Darstellung des Auferstandenen zwischen zwei Engeln Die Kanzel des Bildhauers Hans Freese wurde 1706 08 aus Mitteln der Stiftung des Lubecker Kaufmanns Lorenz Russe 1584 geschaffen der auch schon 1560 die vorhergehende Kanzel der Kirche geschenkt hatte Lorenz Russe und sein Testament waren der uberragende und die Ausstattung des Innenraums pragende Mazen dieser Kirche Den Innenausbau dominiert der Singechor oder Lettner des Bildschnitzers Tonnies Evers d J 1587 Er geht ebenfalls auf die Stiftung von Lorenz Russe aus seinem Testament zuruck und ersetzte einen fruheren Lettner 16 Die Gemalde werden dem Maler Gregor von Gehrden zugeschrieben Die Sitzanordnung des 1702 entstandenen Kastengestuhls ist als lutherische Predigtkirche um die Kanzel gruppiert nbsp das TaufbeckenBemerkenswert ist das auf 1453 datierte Taufbecken von Hinrich Gerwiges dessen schmuckende Reliefs allerdings im Laufe der Zeit verloren gingen 17 Die barocke Ausstattung der Taufe mit Taufdeckel Unterbau und schmiedeeisernem Prunkgitter geht wiederum auf eine Stiftung der Testamentsverwalter des Lorenz Russe aus dem Jahr 1710 zuruck Die Kirche zahlt mehrere Epitaphien die alle aus Holz gefertigt sind mit Ausnahme des von Hieronymus Hassenberg in schwarzem und weissem Marmor ausgefuhrten Epitaphs des Burgermeisters Thomas von Wickede 1716 nbsp Orgelprospekt um 1880 nbsp und 20063 Glasfenster fur die Kirche schuf Professor Alexander Linnemann aus Frankfurt wie sich aus einem Werkverzeichnis aus dem Jahr 1902 ergibt Sie sind nicht erhalten und wurden vermutlich durch die Druckwelle einer Luftmine 1942 zerstort Orgel Bearbeiten St Aegidien als die kleinste der Lubecker Kirchen war auch die einzige die immer nur uber eine Orgel verfugte Eine erste Orgel wurde um 1451 eingebaut Das Gehause der heutigen Orgel 1624 1626 stammt aus der Werkstatt des Orgelbauers Hans Scherer des Jungeren Der machtige Hamburger Prospekt entsprach einem Prospekttypus den Scherer 1624 auch in St Stephan zu Tangermunde baute Der Lubecker Prospekt wurde von Michael Sommer Fassade und Baltzer Winne Intarsien und Schnitzereien gefertigt und zwar weitaus aufwendiger als das Pendant in Tangermunde 1642 fugte Friedrich Stellwagen ein neues Brustwerk hinzu das die Anzahl der Stimmen auf 42 vergrosserte 1714 reparierte Hans Hantelmann die Orgel der bei dieser Gelegenheit auch die Prospektpfeifen in hochwertigem Zinn erneuerte welche heute noch erhalten sind Im 19 Jahrhundert erfuhr die Orgel Umbauten im Sinne der Zeit vor allem 1853 54 durch Johann Friedrich Schulze der das Ruckpositiv und die Windversorgung massgeblich veranderte 1916 erhielt der Lubecker Orgelbauer Emanuel Kemper den Auftrag zu einem kompletten Neubau bei dem der historische Prospekt erhalten blieb Das Instrument verfugte uber 47 Register auf drei Manualen und Pedal mit pneumatischer Traktur und Taschenladen Die Prospektpfeifen wurden stumm Schon kurz nach der Fertigstellung wurde diese Orgel die eigentlich ein Muster spatromantischen Orgelbaus war im Sinne der Orgelbewegung verandert und 1939 1940 von Karl Kemper durchgehend umgebaut Die Rohrenpneumatik wurde durch eine mechanische Traktur mit Schleifladen ersetzt Einige der von Kemper eingelagerten historischen Pfeifen sollen von ihm angeblich in die Arp Schnitger Orgel von St Pankratius in Hamburg Neuenfelde eingebaut worden sein dies wurde bei den Untersuchungen vor der Restaurierung 2015 2017 dieser Orgel durch die Orgelwerkstatt Wegscheider nicht bestatigt Probleme der Statik und der schadhafte Zustand von Pfeifen und Spielanlage liessen in den spaten 1970er Jahren den Plan zu einem abermaligen Neubau reifen der 1982 durch die Firma Johannes Klais durchgefuhrt wurde Gleichzeitig wurden Prospekt und Gehause restauriert Das dreimanualige Instrument im alten Prospekt und mit den klingenden Prospektpfeifen von 1714 hat 42 Register Die Spieltrakturen sind mechanisch Diese Orgel wurde 2003 uberholt und mit einer grosseren Setzeranlage versehen 18 I Ruckpositiv C g31 Prinzipal 8 2 Rohrflote 8 3 Quintadena 8 4 Octave 4 5 Blockflote 4 6 Octave 2 7 Quinte 1 1 3 8 Sesquialtera II 2 2 3 9 Scharff IV10 Cromorne 8 Tremulant II Hauptwerk C g311 Prinzipal 16 12 Bordun 16 13 Octave 8 14 Spitzflote 8 15 Octave 4 16 Nachthorn 4 17 Quinte 2 2 3 18 Octave 2 19 Cornett V 8 20 Mixtur V 2 21 Trompete 8 Zimbelstern III Brustwerk C g322 Bordun 8 23 Salicional 8 24 Vox coelestis ab c0 8 25 Prinzipal 4 26 Rohrflote 4 27 Nazard 2 2 3 28 Waldflote 2 29 Terz 1 3 5 30 Sifflet 1 31 Cymbel IV 2 3 32 Doucaine 16 33 Hautbois 8 Tremulant Pedal C f134 Prinzipal 16 35 Subbass 16 36 Gedackt 8 37 Octave 8 38 Octave 4 39 Hintersatz V 2 2 3 40 Posaune 16 41 Trompete 8 42 Clarine 4 Koppeln I II III I I P II P III P Spielhilfen elektronische Setzeranlage duales Registrierwerk mechanisch und elektrisch Glocken Bearbeiten Im holzernen Glockenstuhl hangen an Holzjochen vier Kirchenglocken aus vier Jahrhunderten 2016 wurde die Glockenstube saniert Die Stahljoche wurden durch holzerne ersetzt und die alten Kloppel durch neue ersetzt 19 Die alteste Glocke im Turm ist die Pulsglocke und nach alter Sitte wurde sie nur zu besonderen Anlassen Feierlichkeiten und Begrabnissen gelautet Ihrer Bedeutung entsprechend ist sie mit vier Wappen verziert darunter eins von dem lubschen Doppeladler St Aegidien verfugt zwar uber das kleinste Gelaut der Hauptkirchen jedoch ist die Pulsglocke das grosste erhaltene Werk von dem Ratsgiesser Matthias Benningk Mit der Sermonisglocke welche von dem Enkel Albert Benningk im Jahr 1682 aus einer alteren Glocke von 1326 umgegossen wurde bildet sie das letzte Zeugnis des originalen Gelautes Das originale Gelaut war mit sechs Laute und zwei Zeichenglocken sehr umfanglich 1905 erfuhr der Bestand jedoch eine einschneidende Veranderung als vier Glocken die Burger 1412 Fest 1654 Toten 1561 und die Beierglocke 1630 umgegossen wurden Die Giesserei M amp O Ohlsson fertigte in der Zweigstelle in Lubeck eine grossere Lauteglocke cis1 und eine Schlagglocke Nur die beiden grossen Glocken des alten Gelautes Puls und Sermonisglocke beliess man im Turm Bereits wenige Jahre spater wurde als Metallspende im 1 Weltkrieg die cis1 abgegeben spater folgten die beiden Zeichenglocken nach ein tragisches Schicksal Dass die beiden Benningk Glocken noch erhalten sind ist dem Umstand zu verdanken dass St Aegidien bei dem Bombenangriff an Palmarum 1942 grosstenteils verschont geblieben ist und dass die Glocken kurz vor dem Ende des 2 Weltkriegs nicht eingezogen wurden Dass die Abendglocke aus Danzig entgegen einiger Behauptungen nicht zur Originalausstattung gehoren kann beweist vor allem das Fehlen in der Lubecker Glockenkunde Ausserdem deutet ihre Inschrift auf ihre Herkunft die unter anderem den Namen Johann Wahl tragt ein ehemaliger Burgermeister von Danzig Erst nach Kriegsende fand sie wohl als Leihglocke ihren Weg nach Lubeck Als resultat unsachgemassen Transportes entwickelte sich in der Glocke ein Riss dieser wurde 2015 so gross dass sie stillgelegt werden musste 20 2016 wurde sie dann in der Giesserei Rincker im hessischen Sinn geschweisst und dem Gelaut wurde eine vierte Glocke aus derselben Giesserei hinzugefugt Samstags um 19 und 20 Uhr sowie Sonntags um 10 Uhr erklingt das Vollgelaut An Werktagen lautet um 12 und um 18 Uhr Glocke 2 21 Nr Name Gussjahr Giesser Gussort Durchmesser mm Gewicht kg Nominal HT 1 16 1 Pulsglocke 1591 Matthias Benningk Lubeck 1698 3000 h0 92 Kleine Sermonisglocke 1682 Albert Benningk Lubeck 1399 1864 dis1 83 Abendglocke 1748 Johann Gottfried Anthony Danzig 1165 900 e1 04 Johannesglocke 2017 Glockengiesserei Rincker Sinn 1145 940 fis1Personen BearbeitenBedeutende Prediger und Pastoren Bearbeiten nbsp Hinrich ScharbauAndreas Wilms Prediger der Reformationszeit und Namensgeber des Gemeindehauses Brictius thom Norde Diakon 1548 1557 Georg Bart 1557 1595 Pastor Verfasser von Kirchenliedern Heinrich Menne 1541 1621 Pastor seit 1596 ab 1614 zugleich Senior Heinrich Santmann 1612 Prediger Johannes Reiche Pastor 1617 1662 Pastor 1685 zugleich Senior Michael Vermehren 1689 Prediger 1694 Archidiaconus 1711 1718 Hauptpastor Samuel Gerhard von Melle 1718 Prediger 1721 1733 Archidiaconus Heinrich Scharbau 1733 1759 Hauptpastor vermachte seine 6 000 Bande umfassende Privatbibliothek der Stadtbibliothek nach ihm ist dort der Scharbau Saal benannt Heinrich Christian Zietz 1809 1827 Archidiakonus 1827 1833 Hauptpastor verfasste 1821 die Ansichten der Freien Hansestadt Lubeck und ihrer Umgebungen Johann Carl Lindenberg 1827 1833 Archidiakonus 1833 1889 Hauptpastor ab 1846 Senior Carl Wilhelm Niemeyer 1804 1842 1831 1833 Diaconus 1833 1842 Archidiaconus Paul Lutge 1889 1914 Pastor 1914 1921 Hauptpastor Wilhelm Jannasch 1888 1966 1914 Pastor 1922 Hauptpastor in der Bekennenden Kirche aktiv und daher 1934 zwangsweise in den Ruhestand versetzt nach 1945 Professor fur Praktische Theologie und Grundungsdekan der Fakultat fur Evangelische Theologie der Universitat Mainz Willi Marxsen 1949 1953 Vikar und anschliessend Pastor an St Aegidien spater Professor fur Neutestamentliche Einleitungswissenschaft und Theologie an der Westfalischen Wilhelms Universitat Munster Begrunder der exegetischen Methode Redaktionsgeschichte Bedeutende Organisten Bearbeiten Joachim Christoph Mandischer war von 1791 fur uber 60 Jahre bis 1856 Organist an St Aegidien und zugleich der letzte Ratsmusiker in Lubeck Der Kirchenmusiker Manfred Kluge 1971 pragte von 1957 bis 1968 als bekannter Aegidienorganist das Musikleben der Gemeinde Zur Fertigstellung der Restaurierung des Lettners schrieb er 1962 eins seiner Hauptwerke die Kantate De Salvatore Mundi nach Bildern und Inschriften des Lettners fur Tenor und Sopransolo gemischten Chor und Harfe funf Holzblaser und tiefe Streicher Klaus Meyers geb 1943 war von 1974 bis 2008 Kirchenmusiker an St Aegidien Mit seinem Lubecker Bach Chor pragte er eine lange Ara der Musik an dieser Kirche Er hat eine sehr grosse Zahl chorsymphonischer Werke aus allen Epochen aufgefuhrt Schwerpunkte seines Repertoires waren selten aufgefuhrte Werke und Opern fur den Kirchenraum Viel beachtet war die Urauffuhrung seiner eigenen Opernkomposition Der Sundenfall 1983 Partitur und Auffuhrungsmaterial in der Stadtbibliothek Lubeck Grossen Wert legte er auf die musikalische Arbeit mit Kindern und Jugendlichen Klaus Meyers war jahrzehntelang Dozent der Musikhochschule Lubeck fur das Fach Instrumentalensembleleitung Gemeinde BearbeitenDas historische Gemeindegebiet umfasste nach einer Beschreibung von 1890 auf der Sudseite der Huxstrasse vom Hause Nr 90 an durch die Schlumacherstrasse die Westseite derselben ausgenommen untere Fleischhauerstrasse langs der Mauer vom Schlachthause bis zur Duvekenstrasse nordliche Seite dieser Strasse westliche Seite der St Annenstrasse von Nr 16 an langs derselben und der Sudseite der Schildstrasse bis zum Hause Nr 2 auf der Ecke von der Sudseite der unteren Wahmstrasse langs derselben hinunter die nordliche Seite wieder hinauf bis Nr 22 durch die Balauerfohr bis zum Hause Nr 92 in der Huxstrasse sowie die Hauser am Huxterdamm ferner die Hauser vom Huxtertor bis Wakenitzstrasse Nr 9 die drei Fischerbuden der Kaninchenberg die an der Wakenitz belegenen sechs Horsten und Muggenbusch 22 Heutige Bedeutung Bearbeiten Die Gemeinde ist heute ein soziales Zentrum Lubecks mit Verbindung zu Stadtteil und Obdachlosenarbeit Die Gemeinde steuert mit Musik und Chorarbeit insbesondere durch den Lubecker Bachchor bis vor kurzem unter Leitung von Kirchenmusikdirektor Klaus Meyers ihren Teil zum kulturellen Leben der Hansestadt bei und ihre Pastoren fuhren auf neuen Wegen Menschen an den Glauben heran Die kleinste der funf Lubecker Altstadtkirchen hat heute mit rund 4 700 Mitgliedern die grosste Gemeinde Veranstaltungen Bearbeiten Zur Adventszeit findet in St Aegidien seit Begrundung der Tradition durch Paul Brockhaus 1921 das Krippenspiel in niederdeutscher Sprache statt die Darsteller um die Weihnachtskrippe sind samtlich Schuler des Katharineums Literatur BearbeitenUwe Albrecht Jorg Rosenfeld Christiane Saumweber Corpus der Mittelalterlichen Holzskulptur und Tafelmalerei in Schleswig Holstein Band I Hansestadt Lubeck St Annen Museum Ludwig Kiel 2005 ISBN 3 933598 75 3 Uwe Albrecht Ulrike Nurnberger Jan Friedrich Richter Jorg Rosenfeld Christiane Saumweber Corpus der Mittelalterlichen Holzskulptur und Tafelmalerei in Schleswig Holstein Band II Hansestadt Lubeck Die Werke im Stadtgebiet Ludwig Kiel 2012 ISBN 3 933598 76 1 Rainer Andresen Lubeck Geschichte Kirchen Befestigungen Band 1 S 45 Johannes Baltzer Friedrich Bruns Die Bau und Kunstdenkmaler der Freien und Hansestadt Lubeck Herausgegeben von der Baubehorde Band III Kirche zu Alt Lubeck Dom Jakobikirche Agidienkirche Verlag von Bernhard Nohring Lubeck 1920 S 451 548 Unveranderter Nachdruck 2001 ISBN 3 89557 167 9 Jurgen Fick Das Lubecker Krippenspiel In Festschrift zum 475 jahrigen Bestehen des Katharineums zu Lubeck Lubeck 2006 S 57 61 Peter Guttkuhn Hrsg 750 Jahre St Aegidien St Jacobi und St Petri Festschrift Vaterstadtische Blatter 28 Jg Lubeck 1977 Lutz Wilde Die Aegidienkirche Lubeck Grosse Baudenkmaler Heft 253 4 Auflage Munchen Berlin 1982 Dietrich Wolfel Die wunderbare Welt der Orgeln Lubeck als Orgelstadt 2 neu uberarb und erw Aufl Schmidt Romhild Lubeck 2004 ISBN 3 7950 1261 9 S 36 46 Heinrich Christian Zietz Ansichten der Freien Hansestadt Lubeck und ihrer Umgebungen Frankfurt a M 1822 Friedrich Techen Die Grabsteine der lubeckischen Kirchen Rahtgens Lubeck 1898 S 108 116 Digitalisat Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Aegidienkirche Lubeck Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Offizielle Homepage der ev luth Kirchengemeinde St Aegidien zu Lubeck Bachchor LubeckQuellen und Anmerkungen Bearbeiten Zietz S 88 Baltzer Bruns S 454 Baltzer Bruns S 456 Baltzer Bruns S 462 Baltzer Bruns S 462 ff Benannt nach dem spateren Erbbegrabnis des Ratsherrn Cordt Wolters 1591 Benannt nach dem Ratsherrn Bernhard Darsow 1479 fertiggestellt 1485 Erbaut zwischen 1506 und 1509 geweiht 1515 von Bischof Johannes VIII Grimholt 1717 als Erbbegrabnis an Wulf Christian von Ahlefeldt 1722 Erworben 1743 von dem danischen Kammerherrn Karl von Holstein 1767 er war Schwiegersohn v Ahlefeldts Baltzer Bruns S 464 Beide sind etwa baugleich mit der nachstehenden Vorrade Kapelle entstanden benannt nach dem Begrabnis der Familie des Christoph Gensch von Breitenau 1715 Benannt nach dem Ratsherrn Dietrich Vorrade 1385 erbaut von seiner Witwe bis 1410 1441 ubergegangen an den Lubecker Burgermeister Wilhelm von Calven Erworben am 8 Februar 1759 von der Witwe des zwei Tage zuvor verstorbenen Seniors und Pastors M Heinrich Scharbau Der Retter von St Aegidien wird 90 Albrecht 26 S 114 122 Erste Erwahnung eines Lettners in Aegidien im Jahr 1420 Gustav Lindtke Lubecker Bronzetaufen des Mittelalters In Der Wagen 1966 S 53 62 Ev Luth Kirchenkreis Lubeck Lauenburg Orgel in St Aegidien Abgerufen am 22 August 2018 Videoaufnahme der beiden kleineren Glocken im Turm 01 00 auf YouTube Lubeck HL Glocken der ev luth Aegidienkirche Abgerufen am 11 Juli 2022 deutsch Videoaufnahme des Vollgelauts 00 31 auf YouTube Die Freie und Hansestadt Lubeck ein Beitrag zur deutschen Landeskunde Lubeck Dittmer 1890 S 176 Normdaten Geografikum GND 7711898 4 lobid OGND AKS 53 863905555556 10 689772222222 Koordinaten 53 51 50 1 N 10 41 23 2 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Aegidienkirche Lubeck amp oldid 236624791