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Das St Annen Kloster in Lubeck ist ein ehemaliges Kloster der Augustinerinnen das heute als Museumsquartier St Annen einer der Standorte des Lubecker Museums fur Kunst und Kulturgeschichte ist Es liegt unweit der Aegidienkirche in der sudostlichen Lubecker Altstadt neben der Synagoge Blick in die St Annen Strasse von Norden 1900 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Kloster 1 2 Armenhaus 2 Bauten 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenKloster Bearbeiten Das Kloster und die dazugehorige Kirche die aufgrund der beengten Grundstucksverhaltnisse einen eigenstandigen Baustil aufweisen wurden von 1502 bis 1515 im spatgotischen Stil errichtet Auf Vorschlag des Lubecker Bischofs Dietrich II Arndes unter dem am 20 August 1502 der Grundstein gelegt worden war wurden Kloster und Kirche der Heiligen Anna geweiht einer um 1500 besonders beliebten Heiligen Der Baumeister war Vinzenz Sisinnius Hesse aus Braunschweig Die Kosten fur den Bau und Betrieb des Klosters brachten vor allem Lubecker Burger auf deren unverheiratete Tochter dort untergebracht werden sollten Die Wappen der Stifter wohlhabende Lubecker Ratsherren und Fernkaufleute sind an den Konsolen des Kreuzgewolbes des Kapitelsaals angebracht die Namen auf einem Schriftband seitlich der Wappen aufgemalt Zu diesen Stiftern gehorten Berend Bomhover Thomas von Wickede Harmen Meyer Fritz Grawert Godart Wigerinck und Johann Salige Auch in Testamenten wurde das Kloster besonders in der Bauphase reichlich bedacht Insgesamt sind fast 300 Vermachtnisse aus den Jahren 1502 bis 1531 zu Gunsten des Klosters erhalten 1 Im Gegenzug sollten die Nonnen fur die Verstorbenen beten Gefordert wurde die Spendenbereitschaft durch Ablasse wie den der 1503 von dem Kardinal Raimund Peraudi verkundet wurde 2 nbsp Wappen und Name von Fritz Vritze GrawertBereits kurz nach der Grundsteinlegung begannen die Gottesdienste in einer holzernen Kapelle auf dem Bauplatz 3 1508 weihte Bischof Wilhelm Westphal den Chor der Klosterkirche den Kreuzgang und die Glocken 1515 waren die Gebaude dann bezugsfertig Als erste Nonnen wurden Augustiner Chorfrauen aus dem Stift Steterburg geholt das sich der Windesheimer Kongregation angeschlossen hatte Auch die Lubecker Stiftsdamen lebten nach dieser strengen Regel Das Einkaufsgeld betrug 300 Gulden Da etliche reiche Lubecker genau diesen Betrag oder das Doppelte stifteten lasst annehmen dass die meisten Nonnen aus dem Kreis der wohlhabenden Lubecker Kaufmannsfamilien stammten 4 Wie viele Nonnen insgesamt im Kloster lebten und welchen Beschaftigungen sie neben dem Gebet nachgingen ist aufgrund der schlechten Quellenlage nicht bekannt Es sind aber zwei Gebetbucher fur den gottesdienstlichen Gebrauch erhalten die von Nonnen des Klosters geschrieben wurden Namentlich bekannt ist Margarethe Buxtehude deren Vater Werner zu den Initiatoren der Klostergrundung gehorte einer der sieben Vorsteher des Klosters war und 1504 2000 Lubsche Mark oder 1000 Gulden fur das Gewolbe der Kirche und ein Kirchenfenster stiftete 5 Schon in den 1520er Jahren nahm die Bereitschaft fur das Kloster zu spenden stark ab Die letzte testamentarische Verfugung zugunsten des Klosters stammt von Gotthard van Hoveln kurz nach dessen Wahl zum Burgermeister 1531 6 als die Reformation in Lubeck bereits beschlossene Sache war Wenig spater wurde das Kloster geschlossen 1532 sorgte Johann Wigerinck dessen Vater zu den Stiftern des Klosters gehort hatte dafur dass sieben Nonnen aus dem Mutterkloster nach Steterburg zuruckgebracht wurden 7 Die verbliebenen Lubecker Nonnen lehnten die neue Lehre ab weigerten sich aber in das einzige andere Frauenkloster in Lubeck das Zisterzienserinnenkloster St Johannis uberzusiedeln obwohl dieses dank eines Privilegs bei seinen alten Gebrauchen bleiben durfte Da der Rat ihnen ernsthafte Religionsausubung und Lebensfuhrung bescheinigte durften sie zunachst bleiben 8 Nachdem die Gebaude 1538 in den Besitz der Stadt ubergegangen waren verliessen die letzten vier Nonnen das Kloster 1542 nbsp Brand des St Annen Klosters 1843Armenhaus Bearbeiten Nach der Sakularisation wurde die Klosterkirche zunachst als Lager verwendet 1601 entstand in den Raumen ein Armenhaus in dem die arbeitsfahigen Armen zur Arbeit angehalten wurden Es war eins der ersten kombinierten Armen und Werkhauser die nach englischem Vorbild in Deutschland eingerichtet wurden 9 Die Leitung oblag Prazeptoren wie beispielsweise Nathanael Schlott oder Johann Nicolaus Pouget die auch fur die seelsorgerische Betreuung der Insassen und die Erziehung der Kinder zustandig waren Fur die Armenhausbewohner wurden der Chor und die vorderen Joche der Kirche wieder fur die gottesdienstliche Nutzung hergestellt Das nordliche Seitenschiff und der westliche Teil der Kirche beherbergten Werkstatten und Lagerraume Am 12 Juni 1639 uberliess der Rat fur die Beisetzung der Insassen des Armenhauses und anderer Armen Land vor dem Muhlentor Auf dem St Annen Kirchhof wurden die Bedurftigen unentgeltlich und anonym bestattet Dabei wurden jeweils drei Sarge ubereinander gestapelt Spater wurden weitere Teile der ehemaligen Klosterraume als Zuchthaus genutzt wofur 1778 auf bisher unbebauten Flachen des Grundstucks ein weiterer Flugel das Spinnhaus errichtet wurde Armenpflege und Strafvollzug befanden somit sich unter einem Dach Zusatzlich befand sich im Annen Kloster die Ausgabestelle fur die Armenspeisung und finanziellen Unterstutzung fur weitere in der Stadt ansassige Bedurftige Im Armen und Werkhaus wurden auch Waisenkinder untergebracht um zu nutzlichen Gliedern der Gesellschaft erzogen zu werden 1697 wurden vom Annen Kloster aus 800 Bedurftige mit dem Notigsten versorgt 10 1836 waren es uber 1000 Menschen 11 Im Winter 1828 29 brach im Kloster eine Typhus Epidemie aus deren Opfer auch der Klosterarzt Heinrich Grabau wurde Nachdem bereits 1835 ein Feuer im Backhaus ausgebrochen war durch das ein Teil der Wirtschaftsraume in Mitleidenschaft gezogen wurde brannten 1843 der sogenannte Kinderhof und die eng zwischen den ubrigen Gebauden eingezwangte Kirche aus 12 Wahrend die Klostergebaude wiederhergestellt wurden wurde die Kirche 1875 bis auf Fragmente abgerissen die als Ruine stehen blieben Bis 1908 wurden die Gebaude noch als Zuchthaus verwendet Danach wurden sie der Gesellschaft zur Beforderung gemeinnutziger Tatigkeit uberlassen die den Umbau zu einem Ausstellungsort fur die von Carl Julius Milde aus abgerissenen Kirchen zusammengetragenen mittelalterlichen Kunstschatze und weitere Sammlungen betrieb Das St Annen Museum wurde 1915 eroffnet Bauten BearbeitenDie meisten Raume im Erdgeschoss des Klosters sind noch original aus der Erbauungszeit erhalten der Kreuzgang die Refektorien der Remter der grosste Raum des Klosters wahrscheinlich Arbeits und Tagesraum der Nonnen seit 1733 Esssaal des Armenhauses der Kapitelsaal und die Sakristei der Klosterkirche In der Sudwestecke des Kreuzgangs befindet sich die Warmekammer das Kalefaktorium Von der dreischiffigen Klosterkirche mit flachgedecktem Schiff und einem Chor mit Kreuzgewolbe und polygonalem Abschluss hat sich der untere Teil der zur St Annen Strasse ausgerichteten Fassade mit einem prachtigen Portal das heute als Eingang in den Vorhof des Museums dient und dem Treppenturm mit einer doppellaufigen Wendeltreppe erhalten Chor und Seitenschiffe sind teilweise noch einstockig erhalten Der heutige moderne Eingangsbereich Museumsbau nimmt exakt die Formen der Kirche auf 13 Galerie nbsp Der Chor der Kirchenruine 1843 nbsp Das Innere der Kirchenruine um 1870 nbsp Die Fassade der Kirchenruine vor 1875 nbsp Das zur Anlage gehorende um 1800 errichtete Haus des Chirurgen um 1900 nbsp Grundriss des Erdgeschosses der Anlage 1733 nbsp Grundriss des Erdgeschosses der Anlage 1883Literatur BearbeitenTh Albrecht Das Lubecker St Annen Kloster Lubeck 2003 Johannes Baltzer Friedrich Bruns Hugo Rahtgens Die Bau und Kunstdenkmaler der Hansestadt Lubeck Band IV Die Kloster Die kleineren Gotteshauser der Stadt Die Kirchen und Kapellen in den Aussengebieten Denk und wegekreuze und der Leidenweg Christi Lubeck Nohring 1928 Faksimile Nachdruck 2001 ISBN 3 89557 168 7 S 281 345 Heinrich Dormeier Grundung und Fruhgeschichte des Lubecker St Annenklosters im Spiegel der testamentarischen Uberlieferung ZVLGA 91 2011 Digitalisat S 29 69 Ortwin Pelc Grundliche Nachricht des St Annen Armen und Werckhauses in Lubeck von 1735 Lubeck 1990 ISBN 3 7950 3106 0 Thorsten Rodiek Kunsthalle St Annen in Lubeck Hrsg Herbert Perl Junius Verlag Hamburg 2003 ISBN 3 88506 537 1 Karl Schaefer Fuhrer durch das Museum fur Kunst und Kulturgeschichte zu Lubeck 1915 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons St Annen Kloster Lubeck Album mit Bildern Videos und Audiodateien Literatur von und uber St Annen Kloster im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek St Annen MuseumEinzelnachweise Bearbeiten Heinrich Dormeyer Grundung und Fruhgeschichte des Lubecker St Annenklosters im Spiegel der testamentarischen Uberlieferung ZVLGA 2011 S 29 69 S 34 39 Heinrich Dormeyer Grundung und Fruhgeschichte des Lubecker St Annenklosters im Spiegel der testamentarischen Uberlieferung ZVLGA 2011 S 29 69 S 48 St Annen Kirche Heinrich Dormeyer Grundung und Fruhgeschichte des Lubecker St Annenklosters im Spiegel der testamentarischen Uberlieferung ZVLGA 2011 S 29 69 S 54ff Heinrich Dormeyer Grundung und Fruhgeschichte des Lubecker St Annenklosters im Spiegel der testamentarischen Uberlieferung ZVLGA 2011 S 29 69 S 71 Heinrich Dormeyer Grundung und Fruhgeschichte des Lubecker St Annenklosters im Spiegel der testamentarischen Uberlieferung ZVLGA 2011 S 29 69 S 81 Heinrich Dormeyer Grundung und Fruhgeschichte des Lubecker St Annenklosters im Spiegel der testamentarischen Uberlieferung ZVLGA 2011 S 29 69 S 68 Heinrich Dormeyer Grundung und Fruhgeschichte des Lubecker St Annenklosters im Spiegel der testamentarischen Uberlieferung ZVLGA 2011 S 29 69 S 43 Ortwin Pelc Grundliche Nachricht des St Annen Armen und Werckhauses in Lubeck von 1735 Lubeck 1990 S 7 Johann Gerhard Kruger Die begluckte und geschmuckte Stadt Lubeck D i Kurtze Beschreibung der Stadt Lubeck 1697 S 197 500 Jahre Kloster 100 Jahre Museum St Annen Frauke Berghorn Kontrast oder Verschmelzung Bauen mit Ruinen heute Berlin 2013 S 61f Frauke Berghorn Kontrast oder Verschmelzung Bauen mit Ruinen heute Berlin 2013 S 77f 53 862383333333 10 689647222222 Koordinaten 53 51 44 6 N 10 41 22 7 O Normdaten Korperschaft GND 1095775421 lobid OGND AKS LCCN no93026390 VIAF 141008968 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title St Annen Kloster Lubeck amp oldid 238649224