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Die Synagoge Lubeck heute auch Carlebach Synagoge genannt liegt in der Lubecker Altstadt St Annen Strasse 13 zwischen der evangelisch lutherischen Aegidienkirche und dem benachbarten St Annen Kloster das heute ein stadtisches Museum ist Sie ist das einzige vollstandig erhaltene judische Gotteshaus in Schleswig Holstein und wurde nach ihrem ersten Rabbiner Salomon Carlebach 1845 1919 benannt wiedereroffnete Synagoge in Lubeck 2021Die Synagoge in Lubeck 2007Synagoge in Lubeck 1930Das Innere zum 25 jahrigen Bestehen der SynagogeEinweihungsfeier des Lubecker Israelitischen Heims am 27 September 1904 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Ort 1 2 Baugeschichte 1 3 Gemeinde 1 4 Brandanschlage 2 Siehe auch 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenOrt Bearbeiten Auf dem Areal auf dem spater die Synagoge errichtet werden sollte befand sich im 14 Jahrhundert der grosste Ackerhof Lubecks der spater als Ritterhof bezeichnet wurde Von 1786 bis 1811 befand sich dort die konigliche Post des Kurfurstentums Hannover Die judische Gemeinde erwarb das Grundstuck 1862 und liess die darauf stehenden Gebaude abreissen 1 Baugeschichte Bearbeiten Mit dem Bau der Synagoge wurde am 15 Juli 1878 begonnen Die Bauleitung oblag dem Lubecker Architekten Ferdinand Munzenberger 1846 1924 im Buro Munzenberger und Dalmer Munzenberger der sich auf grosse offentliche Bauten spezialistert hatte und auch das Haus Konigstrasse 1 3 der Lebensversicherungsgesellschaft sowie das Postgebaude am Markt entwarf errichtete die Synagoge im maurischen Stil mit einer Kuppel Die Innenausmalung ubernahm der Maler C Feldmann Am 10 Juni 1880 nahm der gesamte Lubecker Senat an der Einweihung teil und der prasidierende Burgermeister Heinrich Theodor Behn vollzog die Eroffnung des Hauses Bei dem seinerzeit gebildeten feierlichen Festzug trat eine ausserplanmassige komische Episode ein Diesem schritt ein Madchen mit einem Atlaskissen auf dem der eigens angefertigte vergoldete Schlussel getragen werden sollte voran Nachdem der Burgermeister in einem Gedicht 2 gebeten worden war den Tempel zu erschliessen war der Schlussel nicht zur Hand Man hatte in der Aufregung vergessen den Schlussel auf das Kissen zu legen 3 Seit 1904 bereicherte das Israelitische Heim in unmittelbarer Nachbarschaft die Stadt 4 Am Sonnabend dem 1 Juli 1905 feierte die israelitische Gemeinde den nach judischem Kalender 25 Jahrestag der Einweihung Die Synagoge die im vorhergehenden Jahr durch den Malermeister Both neu ausgemalt worden war wurde zu diesem Zweck mit Blumen Blattpflanzen und Girlanden festlich ausgestattet und war trotz einer grossen Hitze in fast allen Raumen gefullt Die etwa einstundige Festpredigt wurde von dem schon vor 25 Jahren im Amt befindlichen Rabbiner Salomon Carlebach dessen Namen die Synagoge heute tragt gehalten Er knupfte an den gerade zur Verlesung gelangten Wochenabschnitt aus dem Pentateuch an der Bericht der Kundschafter bzw das Aufbegehren des Volkes 4 Mos 13 14 EU dem Mose die Hauptschuld beimass an jenem fur die Israeliten in der Wuste so verhangnisvollen Ereignis und zog daraus die Lehre dass allerorten die Haupter die Verantwortung tragen fur die von ihnen gebilligten oder nicht verhinderten Massnahmen die hiesige Israelitengemeinde aber sich glucklich preisen konne dass in ihr in den abgelaufenen 25 Jahren stets Einvernehmen zwischen der Gemeinde und seiner Leitung herrschte Ein Hamburger Mazen der Gemeinde und Freund des Rabbiners hatte einen neuen prachtvollen Thora Rollen Schmuck gestiftet der bei der Feier eingeweiht wurde Des Weiteren spendete er 100 Mark zur sofortigen Verteilung an die Armen der Gemeinde 3 In der Pogromnacht 1938 wurde die Synagoge zwar geschandet aber nicht angezundet da sie bereits zum Verkauf an die Stadt Lubeck vorgesehen war 5 6 Offiziell galt die dichte Bebauung der Innenstadt und der Nachbarschaft zum St Annen Museum als Grund dafur dass sie nicht in Flammen aufging Stattdessen wurde sie nur in ihrem Inneren zerstort Danach wurde sie in eine Sporthalle umgewandelt Ihre neue Fassade wurde nach Planen des damaligen Stadtbaudirektors und obersten Denkmalpflegers Lubecks Hans Pieper umgebaut So wurden in den Jahren von 1939 bis 1941 die prachtigen maurischen Stilelemente sowie die Kuppel entfernt Die Sporthalle besass eine schlichte Backstein Fassade Seit der Nachkriegszeit weisen ein Davidstern im Giebel und der Psalmvers 67 4 in hebraischer Sprache Es danken dir Gott die Volker Ps 67 4 EU auf die erneute Funktion als Synagoge hin Der Innenraum wurde entsprechend dem fruheren Zustand wiederhergestellt Durch das Aufschieben grundlegender Sanierungsarbeiten geriet die Synagoge in einen schlechten baulichen Zustand 7 Der Beginn der Sanierung wurde durch einen 2012 aufgekommenen Streit verzogert ob die historische Fassade der Erbauungszeit wiederhergestellt werden soll oder nicht 8 9 nbsp Inneres wahrend der Restaurierung 2018 2014 wurde mit der Sanierung der Synagoge begonnen der Abschluss der Arbeiten war fur Ende 2016 vorgesehen Die veranschlagten Kosten in Hohe von 6 3 Millionen Euro trugen der Bund das Land Schleswig Holstein sowie Stiftungen 10 Wegen Geldmangels musste zwischenzeitlich die Arbeit eingestellt werden Im November 2016 genehmigte der Haushaltsausschuss des Bundestags fur weitere Rekonstruktionsarbeiten 2 5 Millionen Euro 11 Ein Jahr nach Abschluss der Sanierungsarbeiten wurde die Carlebach Synagoge mit einem Festakt am 12 August 2021 mit circa 100 geladenen Gasten offiziell wiedereroffnet Es nahmen unter anderem der Prasident des Zentralrats der Juden in Deutschland Josef Schuster Kulturstaatsministerin Monika Grutters CDU Ministerprasident Daniel Gunther CDU Dov Levi Barsilay Landesrabbiner der Judischen Gemeinschaft Schleswig Holstein und Armin Mueller Stahl Ehrenburger Schleswig Holsteins teil Die eigentliche Eroffnungsfeier war im Jahr 2020 aufgrund der COVID 19 Pandemie abgesagt worden 12 Gemeinde Bearbeiten Der Gemeinderabbiner war seit 1870 Salomon Carlebach Nach seinem Tode folgte ihm zuerst sein Sohn Joseph Carlebach und 1921 David Alexander Winter im Amte Der Letztgenannte verblieb bis 1938 in dem Amt und sollte dort fur 77 Jahre der Letzte gewesen sein Die Judische Gemeinde Lubeck e V hatte 2010 rund 800 Mitglieder von denen mehr als 95 Prozent aus der ehemaligen Sowjetunion stammen 7 Sie ist seit dem 1 Januar 2005 selbststandig und gehort der Judischen Gemeinschaft Schleswig Holstein K d o R Landesverband der Judischen Gemeinden Lubeck Kiel und Region sowie Flensburg an Seit dem 20 November 2005 gehort der Landesverband dem Zentralrat der Juden in Deutschland an Mit dem in Jerusalem geborenen Yakov Yosef Harety erhielt die Gemeinde 2015 wieder einen hauptamtlichen Rabbiner Harety der aus einer Rabbinerfamilie stammt absolvierte sein Studium in Israel verbrachte als junger Rabbiner ein Jahr in Russland und spricht deswegen Russisch Seit 2003 lebt er in Deutschland und leitete vor seinem Wechsel nach Lubeck Gemeinden in Hannover Furth und Wolfsburg 13 Brandanschlage Bearbeiten Hatte man es 1938 vermieden die Synagoge niederzubrennen wurde es in den 1990er Jahren zweimal versucht Am 25 Marz 1994 wurde der erste Brandanschlag auf eine Synagoge in Deutschland seit der Pogromnacht im Jahr 1938 verubt Es wurde hierfur ein Molotowcocktail verwendet Wegen des weltweiten Aufschreis uber das rechtsextremistische Attentat zog die Bundesanwaltschaft die Ermittlungen an sich und konnte die vier Tater ermitteln Diese wurden durch Urteil des Oberlandesgerichtes Schleswig vom 13 April 1995 zu Freiheitsstrafen zwischen zweieinhalb und viereinhalb Jahren verurteilt 14 Etwa ein Jahr spater am 7 Mai 1995 kam es zu einem weiteren Brandanschlag auf die Synagoge Der in Brand gesteckte angrenzende Schuppen brannte hierbei vollstandig aus Die Ermittlungen erbrachten keine Hinweise auf mogliche Tater und wurden im August 1997 eingestellt 15 Siehe auch BearbeitenListe der im Deutschen Reich von 1933 bis 1945 zerstorten Synagogen Liste alter Synagogen in Schleswig HolsteinLiteratur BearbeitenPeter Guttkuhn Als eine Welt zerbrach Erinnerungen an die Reichskristallnacht in Lubeck In Lubecker Nachrichten Lubeck 6 November 1988 Peter Guttkuhn Lubecks judische Gemeinde gewinnt einen Rechtsstreit Intoleranz Im Weinrancken In Schleswig Holsteinische Anzeigen 1996 S 98 100 ISSN 1860 9643 Peter Guttkuhn Hansestadt Lubeck 125 Jahre Synagoge Lubeck 2005 ISBN 3 7950 4818 4 Peter Guttkuhn Bei Kaiserwetter wurde die Synagoge eingeweiht In Lubeckische Blatter 2005 Heft 11 S 157 162 ISSN 0344 5216 Albrecht Schreiber Wegweiser durch die Geschichte der Juden in Moisling und Lubeck Lubecker Nachrichten Lubeck 1984 OCLC 247881227 David Alexander Winter Geschichte der judischen Gemeinde in Moisling Lubeck Mit einer Biographie des Verfassers von Hans Chanoch Meyer Lubeck 1968 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Synagoge Lubeck Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien eGuide zur Synagoge Festakt mit Ehrengasten Carlebach Synagoge wiedereroffnetEinzelnachweise Bearbeiten Vor einem Jahr startete die Sanierung der Synagoge In Lubecker Nachrichten 19 Juli 2015 S 15 zwei Strophen aus dem Gedicht So offne die Pforte Du erster im Rate Erschliesse das Haus und verkunde es laut Dass wie er auch glaube in unserem Staate Der Burger im Burger den Bruder nur schaut a b Die Feier des 25jahrigen Bestehens der Synagoge In Vaterstadtische Blatter No 29 1905 16 Juli 1905 S 117 Einweihung des israelitischen Heims In Vaterstadtische Blatter vom 16 Oktober 1904 Wir sanieren unsere historische Synagoge Judische Gemeinde Lubeck abgerufen am 1 September 2016 Menupunkt Zeitreise Synagoge zu Lubeck Lubeck Schleswig Holstein Aus der Geschichte der judischen Gemeinden im deutschen Sprachraum abgerufen am 12 September 2016 a b Marlies Bilz Leonhardt Einsturzende Altbauten In Judische Allgemeine 4 Marz 2010 abgerufen am 6 April 2015 Marlies Bilz Leonhardt Streit um NS Fassade In Judische Allgemeine 28 Juni 2012 abgerufen am 6 April 2015 Marlies Bilz Leonhardt Streit um Synagogenfassade In Judische Allgemeine 7 Februar 2013 abgerufen am 6 April 2015 Vor einem Jahr startete die Sanierung der Synagoge In Lubecker Nachrichten 19 Juli 2015 S 15 Heike Linde Lembke Synagoge Lubeck Weiterbau jetzt moglich Bundestag bewilligt 2 5 Millionen Euro fur Sanierung In Judische Allgemeine vom 15 November 2016 Sanierte Lubecker Synagoge wiedereroffnet In zeit de 12 August 2021 abgerufen am 13 August 2021 Kai Dordowsky Lubeck hat wieder einen Rabbiner In Lubecker Nachrichten 19 Juli 2015 S 15 Klaus Pflieger Gegen den Terror Erinnerungen eines Staatsanwalts Verrai Stuttgart 2016 Abschnitt Lubeck am 25 4 1994 erster Synagogenbrand nach der Reichskristallnacht S 281 291 Anschlagserie in Lubeck noch unaufgeklart Memento des Originals vom 1 Marz 2014 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www berliner zeitung de In Berliner Zeitung 25 Marz 1999 abgerufen am 25 Oktober 2012 53 863027777778 10 689555555556 Koordinaten 53 51 46 9 N 10 41 22 4 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Synagoge Lubeck amp oldid 231424459