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Salomon Carlebach geboren am 28 Dezember 1845 in Heidelsheim heute Stadtteil von Bruchsal gestorben am 12 Marz 1919 in Lubeck war ein orthodoxer deutscher Rabbiner Lehrer Autor und konservativer Politiker Salomon Carlebach 1910 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Ehrungen 3 Kinder und Enkel 4 Werke 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseLeben BearbeitenSalomon Carlebach war der Sohn von Joseph Zwi Carlebach 1802 1881 und seiner Frau Cilly geborene Stern 1811 1883 Er hatte acht Geschwister Sein alterer Bruder Nathan Carlebach 1844 1912 verheiratet mit Lina Schwab 1857 1922 begrundete die in Frankfurt am Main ansassige Linie der Carlebachs die zumeist kaufmannisch tatig war Dessen Enkel war der Journalist Emil Carlebach Salomon Carlebachs Vater Joseph Zwi Carlebach arbeitete als Viehhandler in Heidelsheim Salomon das sechste der neun Kinder besuchte das Grossherzogliche Gymnasium in Bruchsal die beiden Schuljahre vor dem Abitur das er 1865 ablegte verbrachte er am Lyzeum in Karlsruhe 1866 nahm er sein Studium an der Universitat Wurzburg auf wechselte 1867 nach Berlin und wurde 1868 an der Eberhard Karls Universitat in Tubingen zum Doktor der Philosophie promoviert Seine Dissertation verfasste er uber die Entwicklung des deutschen Dramas bis Lessing mit besonderer Berucksichtigung der deutschen Fastnachtsspiele und deren hebraischer Bestandteile Anschliessend kehrte er nach Berlin zuruck wo er seine Rabbinatsausbildung absolvierte 1869 erhielt er das Rabbinatsdiplom Er gehorte zu den ersten akademisch gebildeten und orthodoxen Rabbinern Deutschlands 1 In der Adass Jisroel in Berlin war er mit einem Angehorigen der Israelitischen Gemeinde zu Lubeck in Kontakt gekommen Auf dessen Anregung bewarb er sich auf die seit dem Tod des Rabbiners Alexander Sussmann Adler 1816 1869 freie Stelle als Rabbiner Der 24 Jahrige wurde am 10 Juni 1870 gewahlt und trat sein Amt in Lubeck am 4 Juli 1870 an Bei seiner Amtseinfuhrung forderte er Treue zur Vaterreligion ebenso wie das unbedingte Bekenntnis zum geliebten deutschen Vaterland 1 1871 verlobte er sich mit Esther Adler die am 12 Juni 1853 in Moisling geboren worden war Sie war die Tochter seines Vorgangers Alexander Sussmann Adler und dessen Frau Hanna Fischl Joel 1820 1889 Esther Adlers Grossvater Ephraim Fischl Joel 1795 1851 war Rabbiner in Moisling gewesen Das Paar heiratete am 10 Januar 1872 Salomon und Esther Carlebach hatten zwolf Kinder und nahmen weitere Kinder zum Teil fur Jahre als Pensions Knaben in ihren Haushalt auf Die Enkelin von Salomon und Esther Carlebach Miriam Gillis Carlebach beschrieb das religiose und kulturelle Umfeld in dem ihr Vater Joseph Carlebach und seine Geschwister aufwuchsen Wohltatigkeit und Warme judische und deutsche Kultur sowie strenge Wurde und Feierlichkeit bei genauer Erfullung der Religionsgesetze alles das zusammen pragte die Atmosphare dieses lebhaften Elternhauses an dem grossen Familientisch gehorten Belehrungen uber die judischen Gebote gewurzt mit verehrter deutscher Literatur zum taglichen Tischgesprach Nichtsdestoweniger war Vater Salomon seinen Sohnen gegenuber preussisch punktlich und streng jedoch mit einem Anflug von Mitgefuhl wenn er Strafen fur unerlasslich fand 2 Esther Carlebach die die Ernestinenschule in Lubeck besucht hatte beschrankte sich nicht auf Aufgaben in Haushalt und Familie Sie veroffentlichte Aufsatze und Gedichtbande wie Der Tochter Zions Liebe und Leben 1895 der zwei Auflagen erfuhr sowie den Ratgeber Wegweiser fur das judische Haus ubernahm Aufgaben im judischen Frauenverein in Lubeck erteilte von 1869 bis 1872 Unterricht an der judischen Elementarschule in Lubeck und organisierte Theaterauffuhrungen Ab 1916 war sie gesundheitlich durch ein Herzleiden beeintrachtigt Nach ihrem Tod am 14 Februar 1920 in Lubeck wurde sie mit einem Nachruf in der Zeitung Der Israelit gewurdigt 3 Dass sie als Frau kein Talmudstudium aufnehmen konnte gramte sie bis an den Rest ihres Lebens berichtete ihre Tochter Bella Carlebach 4 Salomon Carlebach war neben seinem Rabbineramt als Lehrer und Autor tatig Er veroffentlichte theologische Schriften eine Geschichte der Juden in Lubeck und Moislingen sowie Ratgeberliteratur wie die Schrift Ratgeber fur das judische Haus Ein Fuhrer fur Verlobung Hochzeit und Eheleben die er Esther Carlebach der treuen Gefahrtin meines Lebens widmete 1 Von 1877 bis 1895 war er Abgeordneter der Lubecker Burgerschaft dem Parlament der damals noch Freien und Hansestadt 5 Ausserdem gehorte er dem Vorstand der Freien Vereinigung fur die Interessen des orthodoxen Judentums in Frankfurt an Seine betont vaterlandisch und deutsch eingestellte Haltung vertrat er in Reden und Schriften etwa in der Rede Das Heerwesen und die judische Erziehung 6 Der Ausgang des Ersten Weltkriegs bekummerte ihn tief nbsp Einweihungsfeier des Israelitischen Heims zu Lubeck am 27 September 1904In die Amtszeit Carlebachs fiel 1880 die Fertigstellung der Lubecker Synagoge in der St Annen Strasse Das Gebaude im maurischen Stil mit einer Kuppel uberstand die Zeit des Nationalsozialismus und den Luftangriff vom 28 29 Marz 1942 auch wenn es ab 1939 als so genannter Ritterhof zweckentfremdet und umgebaut wurde und erst im Juni 1945 wieder fur judische Gottesdienste genutzt werden konnte Die grosse Carlebach Familie bezog das Obergeschoss der Synagoge und lebte dort in the top of the shop wie es Salomon Carlebachs Enkel Felix F Carlebach bezeichnete 7 Neben der Synagoge wurde das Israelitische Heim gebaut das im September 1904 fertiggestellt wurde Kontakte zwischen der Landeskirche und der judischen Gemeinde waren selten Die Beisetzung des an den Folgen eines Schlaganfalls gestorbenen Rabbiners Carlebach auf dem bis heute bestehenden Judischen Friedhof in Moisling wo bereits seine vor ihm gestorbenen Sohne Alexander und David bestattet worden waren im Marz 1919 war eine solche Begebenheit Hauptpastor Christian Reimpell und Senior Johannes Evers waren als deren Vertreter erschienen 8 Auch Carlebachs im Jahr darauf verstorbene Frau Esther fand hier ihre letzte Ruhestatte Ehrungen BearbeitenAls im Jahr 2005 das 125 jahrige Bestehen der Lubecker Synagoge gefeiert wurde hielt Salomon Carlebachs Enkel der New Yorker Rabbiner Salomon Peter Carlebach 1925 2022 die Festansprache Im selben Jahr wurde der Carlebach Park im Lubecker Hochschulstadtteil eingeweiht der an die Rabbinerfamilie und ihren Begrunder Salomon Carlebach erinnert Aus diesem Anlass war Esther Carlebach 1920 eine Enkelin Carlebachs aus Israel angereist um die Gedenktafel zu enthullen An Carlebachs Frau wird in Lubeck in einer Wanderausstellung uber Frauen in der Lubecker Geschichte und einer dazu veroffentlichten Broschure erinnert An seinen Sohn Simson Carlebach und dessen Frau erinnern Stolpersteine in der Lubecker Sophienstrasse 10 Barbara Kowalzik berichtet dass Thomas Mann in seinem Roman Doktor Faustus Salomon Carlebach ob seiner Gelehrsamkeit und seines religiosen Scharfsinns wie seines gesellschaftlichen Verkehrs uber Glaubensgrenzen hinweg ruhmte 1 Kinder und Enkel BearbeitenSalomon Carlebach ist der Stammvater einer der angesehensten Rabbinerfamilien in Deutschland Funf seiner Sohne wurden Rabbiner drei der Tochter heirateten promovierte Rabbiner Von ihm abstammende Rabbiner waren oder sind in Deutschland Grossbritannien den USA und Israel vertreten Die zwolf Kinder von Salomon und Esther Carlebach waren Alexander Carlebach 1872 1925 der Bankier in Lubeck war Emanuel Carlebach 1874 1927 Rabbiner in Memel und Koln sowie Feldrabbiner im Ersten Weltkrieg Simson Carlebach 1875 1942 im Lager Jungfernhof Bankier Bella Carlebach 1876 1960 die den Rabbiner Leopold Rosenak Bremen Feldrabbiner im Ersten Weltkrieg heiratete Ephraim Carlebach 1879 1936 Rabbiner und Grunder der Hoheren Israelitischen Schule in Leipzig Sara Carlebach 1880 1928 verheiratet mit Moritz Stern Moses Carlebach 1881 1939 Fabrikant in Leipzig Joseph Zwi Carlebach 1883 1942 Rabbiner in Lubeck Altona und Hamburg Cilly Carlebach 1884 1968 verheiratet mit dem Rabbiner Leopold Neuhaus David Carlebach 1885 1913 Rabbiner und Religionspadagoge Mirjam Carlebach 1886 1962 verheiratet mit dem Bankier Wilhelm Cohn und Hartwig Naphtali Carlebach 1889 1967 Rabbiner in Berlin Baden bei Wien und New York Bedeutende Enkel Carlebachs sind der Rabbiner und Lubecker Ehrenburger Felix F Carlebach 1911 2008 der singende Rabbi Shlomo Carlebach 1925 1994 und sein Zwillingsbruder der Rabbiner Eli Chaim Carlebach 1925 1990 die Erziehungswissenschaftlerin Miriam Gillis Carlebach 1922 2020 der langjahrige Rektor der Hochschule fur Judische Studien in Heidelberg Julius Carlebach 1922 2001 der New Yorker Rabbiner Salomon Peter Carlebach 1925 2022 der New Yorker Kunsthandler Julius Carlebach sowie der Grunder und Chefredakteur der israelischen Tageszeitung Maariw Ezriel Carlebach 1909 1956 Werke BearbeitenGeschichte der Juden in Lubeck und Moisling dargest in 9 in dem Junglings Verein Chevras Haschkomoh zu Lubeck gehaltenen Vortragen Lubeck 1898 9 Sittenreinheit Ein Mahnwort an Israels Sohne und Tochter Vater und Mutter Druck H Itzkowski Berlin 1917 Ratgeber fur das judische Haus Ein Fuhrer fur Verlobung Hochzeit und Eheleben Verlag Hausfreund Berlin 1918 Beth Josef Zebi Verlag Hausfreund Berlin vierteilig 1910 1912 1915 1927Literatur BearbeitenMoritz Stern Festschrift zum 40jahrigen Amtsjubilaum des Herrn Rabbiners Dr Salomon Carlebach in Lubeck Verlag Hausfreund Berlin 1910 Sabine Niemann Redaktion Die Carlebachs eine Rabbinerfamilie aus Deutschland Ephraim Carlebach Stiftung Hrsg Dolling und Galitz Hamburg 1995 ISBN 3 926174 99 4 Peter Guttkuhn Dr Carlebach Ein Rabbiner zu Lubeck In Israel Nachrichten Nr 7387 vom 16 Juni 1995 Tel Aviv Peter Guttkuhn Judische Neo Orthodoxie 1870 bis 1919 in Lubeck Zur religios geistigen Situation der Juden wahrend des Rabbinats von Salomon Carlebach In Erich Muhsam und das Judentum Schriften der Erich Muhsam Gesellschaft Heft 21 Lubeck 2002 ISBN 3 931079 28 7 Peter Guttkuhn Der Senat will gebildete Burger haben Judischer Religionsunterricht 1867 bis 1914 im Staate Lubeck In 200 Jahre Ernestinenschule Lubeck 1804 bis 2004 Lubeck 2004 ISBN 3 00 013239 2 Seite 29 40 Michael Brocke Julius Carlebach Die Rabbiner der Emanzipationszeit in den deutschen bohmischen und grosspolnischen Landern 1781 1871 Walter de Gruyter 2004 S 220 211 Nr 0228 Digitalisat Carlebach Salomon In Lexikon deutsch judischer Autoren Band 4 Brech Carle Hrsg vom Archiv Bibliographia Judaica Saur Munchen 1996 ISBN 3 598 22684 5 S 448 452 Nadine Garling Einfach orthodox Salomon Carlebachs Ratgeber Pele Jo ez und der erzieherische Anspruch des Lubecker Rabbiners In Medaon 11 2017 20 online Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Salomon Carlebach Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten a b c d Barbara Kowalzik Das judische Schulwerk in Leipzig 1912 1933 Bohlau Verlag Koln 2002 ISBN 978 3 412 03902 8 S 36 f Miriam Gillis Carlebach Frommigkeit judischer Frauen aus Zeit und Weitperspektive Die vier Tochter der Carlebachschen Rabbiner Familie In Miriam Gillis Carlebach Barbara Vogel Hrsg und so zogen sie aus ein jeder bei seiner Familie und seinem Vaterhaus Die Vierte Joseph Carlebach Konferenz Familie im Spannungsfeld zwischen Tradition und Moderne Dolling und Galitz Verlag Hamburg 2000 ISBN 978 3 933374 66 0 S 20 f zitiert bei Barbara Kowalzik Das judische Schulwerk in Leipzig 1912 1933 S 38 Esther Carlebach In Der Israelit Ein Centralorgan fur das orthodoxe Judentum Jg 61 Nr 7 26 Februar 1925 7 Adar 5680 S 9 http compactmemory de Zitiert auf der Ausstellungstafel Esther Carlebach der vom Frauenburo der Hansestadt Lubeck kuratierten Wanderausstellung PDF 43 3 kB Frauen in der Lubecker Geschichte S 11 PDF 2 3 MB Albrecht Schreiber Wegweiser durch die Geschichte der Juden in Moisling und Lubeck Lubecker Nachrichten GmbH Lubeck 1984 S 67 f Hansjorg Buss Entjudete Kirche Die Lubecker Landeskirche zwischen christlichem Antijudaismus und volkischem Antisemitismus 1918 1950 Schoningh Paderborn 2011 ISBN 978 3 657 77014 4 S 73 Sabine Niemann Redaktion Die Carlebachs Eine Rabbinerfamilie aus Deutschland Herausgegeben von der Ephraim Carlebach Stiftung Leipzig Dolling und Galitz Hamburg 1995 ISBN 3 926174 99 4 S 19 Hansjorg Buss Entjudete Kirche Die Lubecker Landeskirche zwischen christlichem Antijudaismus und volkischen Antisemitismus 1918 1950 Schoningh Paderborn 2011 ISBN 978 3 506 77014 1 S 172 Verfugbar in der Universitats Bibliothek Frankfurt am MainNormdaten Person GND 140204970 lobid OGND AKS LCCN nr99000164 VIAF 31913571 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Carlebach SalomonKURZBESCHREIBUNG deutscher RabbinerGEBURTSDATUM 28 Dezember 1845GEBURTSORT BruchsalSTERBEDATUM 12 Marz 1919STERBEORT Lubeck Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Salomon Carlebach amp oldid 232267111