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Die Wakenitzhorste sind bzw waren Siedlungsstellen auf beiden Ufern der Wakenitz die ihren Ursprung zumeist aber nicht ausschliesslich in Wohnstatten von Fischern hatten Inhaltsverzeichnis 1 Begriff 2 Geschichte 3 Liste der Wakenitzhorste 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseBegriff BearbeitenHorst sowohl die mannliche als auch die weibliche Form sind korrekt obgleich im Lubecker Raum historisch die weibliche ublich war bezeichnet eine leicht erhohte herausragende und zumeist bewachsene Stelle in Feuchtgebieten Im Falle der Fischerhorste entlang der Wakenitz waren dies Stellen die in den sumpfigen Uferbereichen und Auwaldern des Flusses trockenen Grund boten auf dem sich Bauten errichten liessen und der Aufenthalt moglich war Geschichte BearbeitenBereits mit dem Barbarossa Privileg von 1188 hatte Lubeck unter anderem das Vorrecht der Fischerei auf der Wakenitz erhalten das im Reichsfreiheitsbrief von 1226 ausdrucklich bestatigt wurde 1291 kaufte die Stadt von Herzog Albrecht II von Sachsen die vollstandigen Besitzrechte am Fluss bis heute ist die Wakenitz von ihrem Beginn bei Rothenhusen an auf ganzer Lange Eigentum der Stadt Lubeck die somit auch die Fischereirechte innehat Spatestens im 14 Jahrhundert organisierten sich die Wakenitzfischer in einem eigenen Amt dessen alteste Amtsrolle mit diversen Bestimmungen zu Fang und Verkauf von Fischen 1399 verfasst wurde Ursprunglich hatten die Wakenitzfischer ihre Wohnsitze in der Stadt selbst fuhren morgens mit ihren Booten zum Fang flussaufwarts und kehrten abends zuruck Da dies viel taglichen Aufwand bedeutete und durch die zuruckzulegende Wegstrecke die zum Fischfang zur Verfugung stehende Zeitspanne erheblich eingeschrankt wurde gingen sie von einem nicht mehr erschliessbaren Zeitraum an dazu uber mit amtlicher Genehmigung an geeigneten Stellen entlang des Flusses dicht am Ufer einfache Hutten von wenigen Quadratmetern Grundflache zu errichten die zunachst nur der Ubernachtung dienten so dass der Fischfang auf zwei oder mehrere Tage ausgedehnt werden konnte und sich die Zahl der zeitraubenden Fahrten erheblich verringerte Zudem war es moglich in den von Land aus nicht zuganglichen Hutten der Wakenitzlauf wurde fast auf ganzer Strecke von einem breiten weglosen Gurtel aus dichten Auenwaldern und Sumpfen gesaumt die Ausrustung sicher und dauerhaft zu lagern Von der ersten Halfte des 17 Jahrhunderts an machten die Fischer die so entstandenen Fischerhorste zunehmend zu ihren standigen Wohnstatten wobei die Stelle der Hutten grossere Fachwerkhauser in der Art mecklenburgischer Bauernkaten einnahmen und traten den Weg in die Stadt nur noch zum Verkauf ihres Fangs an Ein rechtliches Problem ergab sich daraus nicht da das Westufer der Wakenitz bis auf Hohe von Gross Gronau Lubecker Territorium war und seit Schattin im Jahre 1300 an die Stadt gefallen war ihr auch das komplette Ostufer bis nach Rothenhusen am Ratzeburger See gehorte die Behausungen der Wakenitzfischer befanden sich also auf Lubecker Gebiet Rothenhusen selbst war nie ein Fischerhorst obgleich sich auch hier zeitweise ein Fischerbuden so der in Lubeck gebrauchliche Singular des Begriffs befand Die Fischer waren als Gegenleistung fur die Nutzung stadtischen Grundes fur jedes Haus mit Feuerstelle zu einer jahrlichen Naturalabgabe von einem halben Rauchhuhn verpflichtet 1846 wurde diese Leistung in eine Geldzahlung in Hohe von 5 Schilling umgewandelt mit der Wahrungsumstellung von 1871 dann in 15 Pfennig umgerechnet und 1914 schliesslich gegen eine einmalige Ablosezahlung aufgehoben da die Entrichtung des ausserst geringen Betrags von den Fischern haufig vergessen wurde was in jedem solchen Fall die aufwendige Eintreibung durch einen stadtischen Bediensteten notwendig machte Wahrend die meisten Wakenitzhorste ihren Ursprung in sogenannten Fischerbuden hatten gab es Ausnahmen Nadlershorst etwa ging aus einem Fahrhaus hervor und Ziegelhorst der einzige Wakenitzhorst der nie auf Lubecker Territorium lag aus einer Ziegelei Kirchlich gehorten die drei Fischerbuden der Kaninchenberg die an der Wakenitz belegenen sechs Horsten und Muggenbusch zum Gemeindegebiet der Aegidienkirche 1 Im 19 Jahrhundert begann die Bedeutung der Wakenitzfischerei zu schwinden die von der Stadt vorgegebene Hochstzahl von 11 aktiven Fischerhorsten wurde nicht mehr erreicht Mehrere Horste wurden zu Ausflugslokalen die zum Teil bis heute existieren andere fanden beispielsweise als Gartnereibetrieb oder als Kinderheim neue Verwendung Als Folge des Gross Hamburg Gesetzes fielen 1937 drei der vier Horste auf dem Ostufer der Wakenitz an das Land Mecklenburg wahrend die auf dem Westufer gelegene Nadlerhorst an die Gemeinde Gross Gronau uberging Alle Horste auf der Ostseite der Wakenitz verschwanden 1961 Drei wurden von den Grenztruppen der DDR in Zusammenhang mit den Zwangsaussiedlungen geschleift die auf Lubecker Gebiet liegende Huntenhorst wurde im selben Jahr abgebrochen Von den verbliebenen Horsten dient heute keiner mehr dem Fischfang seit der auf dem Goldberg ansassige letzte Wakenitzfischer 1975 die Fischerei aufgab An die heute nicht mehr existierenden Horste erinnern Strassennamen in Lubeck Eichholz Huntenhorster Weg Brunshorster Weg Stoffershorster Weg Liste der Wakenitzhorste Bearbeiten von Lubeck stromaufwarts Name Alternative Bezeichnungen Belegt seit Zerstort Beschreibung Lage AbbildungGoldberg 1844 Bis heute bewohnt Die der Stadt am nachsten gelegene Horst ist auch zugleich die jungste und diejenige die als letzte der Wakenitzfischerei diente Das 1844 errichtete Wohngebaude war ursprunglich als Sommerhaus vorgesehen gewesen wurde dann aber von der zuvor als Stadtfischer tatigen Familie Schmidt bezogen Die Sonderstellung dieser Horst zeigt sich auch darin dass sie nie einen Eigennamen trug Goldberg ist einfach nur der Flurname des Gelandes In den Lubecker Adressbuchern lautete die Ortsangabe lange Zeit unweit Noltingshof bezogen auf ein etwa 800 Meter westlich gelegenes Gehoft 1975 stellte der hier ansassige letzte Wakenitzfischer die Fischerei ein das nunmehr als reines Wohnhaus genutzte Gebaude befindet sich bis heute im Besitz der Familie nbsp nbsp Spieringshorst 1605 Godert von Hoevelens Horst 1595 Bis heute bewohnt Spieringshorst befindet sich auf der einzigen Insel der Wakenitz die nach der Fischerhorst gleichfalls diesen Namen tragt Allerdings standen die Fischer nicht am Anfang der Siedlungsgeschichte 1595 liess der Lubecker Burgermeister Gotthard V von Hoeveln der damalige Eigentumer der Insel hier ein befestigtes Anwesen mit zugehorigen Wirtschaftsgebauden errichten Teile der recht bald wieder aufgegebenen sogenannten Hoevelen Burge wurden weitergenutzt aus ihnen entstand die erste Fischerhorst die seit 1605 den Namen Godert von Hoevelens Horst trug Das noch originale Fachwerks und Mauerelemente der Hoevelenbug aufweisende erste Fischerhaus der Insel in seiner letzten Gestalt 1710 errichtet und noch bis 1951 reiner Fischerwohnsitz brannte am 10 Mai 2011 vollstandig ab Das zweite Fischerhaus der Insel nach der hier ansassigen Fischerfamilie Vollert Haus genannt wurde um 1715 erbaut und dient heute als Wohnhaus Das dritte und letzte der Spieringshorster Hauser war ursprunglich kein Fischerhaus sondern scheint seinen Ursprung im Gesinde und Kuchenhaus der Hoevelenburg zu haben ein aussergewohnlich grosser Kamin und die Unterteilung in mehrere Nutzraume lassen darauf schliessen Vom 17 bis ins ausgehende 18 Jahrhundert lebte hier die Wakenitzfischer Familie Spiering die fur die gesamte Insel namensgebend wurde Noch bis 1965 diente es als Fischerhaus und ist heute ein Wohnhaus nbsp nbsp Erster Fischerbuden um 1650 Bis heute bewohnt Seit 1832 wurde auf dem Ersten Fischerbuden neben der Fischerei auch eine Gastwirtschaft betrieben und die ursprungliche Kate 1877 durch einen grosseren Neubau ersetzt der sich zu einem beliebten Ausflugslokal entwickelte Die Fischerei wurde 1894 eingestellt das Lokal 1972 geschlossen und das Gebaude anschliessend im Rahmen einer umfassenden Restaurierung zu einem Wohnhaus umgebaut Vom Ersten Fischerbuden fuhrte eine Fahre zum Hof Kaninchenberg auf der Ostseite nbsp nbsp Zweiter Fischerbuden 1672 1910 Der Zweite Fischerbuden befand sich auf einer Landzunge die die Zufahrt zur Flussbucht Kleiner See flankierte Zu Beginn des 19 Jahrhunderts entstand hier eine Ausflugswirtschaft die sich grosser Beliebtheit erfreute nach einem Brand im Jahre 1830 wurde der Zweite Fischerbuden jedoch nicht wieder aufgebaut und aufgegeben 1870 wurde uber das Gelande die Bahnlinie nach Bad Kleinen gelegt 1910 erfolgte der Abbruch der letzten verbliebenen Gebaude so dass heute keine Spuren dieser Horst mehr vorhanden sind nbsp nbsp Dritter Fischerbuden ca 1670 Bis heute bewohnt Nach Einstellung der Fischerei verkaufte die Stadt den Dritten Fischerbuden 1844 an die neugegrundete Gesellschaft zur Rettung schwer erziehbarer Kinder die das wiederhergerichtete Wohnhaus ab 1845 als Rettungshaus nach Vorbild des Hamburger Rauhen Hauses nutzte Heute befindet sich dort in Nachfolge dieser Einrichtung das Kinder und Jugendheim Wakenitzhof nbsp nbsp Muggenbusch Eichenhorst Mustinhorst 1770 Bis heute bewohnt 1924 wurde das alte Fischerhaus vom damaligen Besitzer abgebrochen und durch eine Gastwirtschaft ersetzt die nach einem Brand 1928 neu errichtet wurde und mit mehreren Erweiterungsbauten bis heute in Betrieb ist nbsp nbsp Huntenhorst Hundtenhorst Oldenburghorst 1759 1961 Die Horst trug ihren Namen nach dem Wakenitzfischer Johann Hundt der hier 1759 ansassig war Nach dem Ersten Weltkrieg diente die Horst nicht mehr der Fischerei sondern erst als Forsthaus und spater als Behausung eines Schafers Der letzte Bewohner ein Schneider zog 1961 in eine Lubecker Neubauwohnung Da aufgrund des neu erlassenen Wasserschutzgesetzes eine Nachnutzung nicht mehr moglich war wurde das leerstehende Haus abgebrochen nbsp Brunshorst 1781 Flintenbude 1785 Mollershorst 1741 1961 Auf Brunshorst benannt nach dem hier 1805 1826 tatigen Wakenitzfischer Johann Heinrich Brun wurde durchgehend Fischerei betrieben 1937 fiel die Horst als Folge des Gross Hamburg Gesetzes von Lubeck an das Land Mecklenburg und 1950 floh der letzte Brunshorster Fischer Richard Runge 1900 1984 uber die Wakenitz in die Bundesrepublik 1961 wurde Brunshorst von den Grenztruppen der DDR geschleift nbsp Stoffershorst 1781 Mollers Buden Horst um 1750 1961 Stoffershorst wurde seit 1910 nicht mehr als Fischerhorst genutzt sondern entwickelte sich zu einer popularen Ausflugsgaststatte 1937 fiel sie durch das Gross Hamburg Gesetz von Lubeck an das Land Mecklenburg 1945 beanspruchte die sowjetische Besatzungsmacht Gebaude und Grundstuck 1961 wurde Stoffershorst von den Grenztruppen der DDR geschleift nbsp nbsp Absalonshorst 1709 Kempen Bude Lenschowerhorst 1832 Clasohms Horst Weidemannshorst 1669 Bis heute bewohnt Absalonshorst ist benannt nach dem hier ansassigen Fischer Hans Absalom Kempe 1698 1763 Als im 20 Jahrhundert die Ertrage der Wakenitzfischerei zuruckgingen wurde nach 1942 mit der zunachst noch bescheidenen Bewirtung von Gasten begonnen Nach dem Zweiten Weltkrieg existierte das gegenuber auf dem ostlichen Wakenitzufer gelegene zuvor sehr beliebte Ausflugslokal Stoffershorst nicht mehr und Absalonshorst ubernahm dessen Rolle Auch die Ausflugsschiffe machten nunmehr hier fest 1950 wurde die Fischerei ganzlich aufgegeben und Absalonshorst ist seitdem ausschliesslich Restaurant und Hotel nbsp nbsp Harbershorst Habershorst Fischerbude Falkenhusen um 1670 Bis heute bewohnt Benannt ist dieser Wakenitzhorst nach dem hier ansassigen Fischermeister Hans Joachim Habbersen 1700 1773 Um 1870 wurde die Fischerei hier aufgegeben und Habershorst stattdessen als Gartnerei genutzt Dazu erhielt das Gebaude wie ein Bauernhaus ein grosses Dielentor in einer Stirnseite ein Element das keine andere der Fischerkaten aufwies Die Ertrage blieben wegen ungeeigneten Bodens gering 1926 ging Harbershorst in den Besitz des Heiligen Geist Hospitals uber wechselte spater in private Hande und dient heute als Wohnhaus nbsp nbsp Nadlershorst 1669 2003 Nadlershorst war nie Fischerhorst sondern wurde als Fahrhaus mit Krugrecht eingerichtet Der Fahrbetrieb wurde 1926 nach Errichtung einer Brucke eingestellt die Gastwirtschaft bestand jedoch weiter 2003 wurde die Horst abgebrochen da das Gelande fur Renaturierungsmassnahmen vorgesehen war nbsp nbsp Bothenhorst Die kleine Horst Auf Bothens Horst 1646 1961 Bothenhorst ursprunglich Die kleine Horst genannt wird 1646 erstmals als Fischerhorst urkundlich erwahnt Die Fischerei wurde bereits fruhzeitig aufgegeben oder nur noch als Nebenerwerb betrieben die Bewohner waren Handwerker und Bauern 1838 lautet die Bezeichnung nach der Familie Both die seit spatestens dem fruhen 18 Jahrhundert bis 1857 hier ansassig war Auf Bothens Horst 1670 und 1850 erfolgten Erweiterungen des Haupthauses Die letzten Eigentumer wurden 1952 von den DDR Behorden zwangsumgesiedelt und Bothenhorst 1961 abgebrochen Uber das Grundstuck verlauft heute die Bundesautobahn 20 so dass ausser einigen verbliebenen Obstbaumen keine Uberreste der Horst erkennbar sind nbsp Ziegelhorst Tuschenbeker Horst Ziegelhof 1640 Bis heute bewohnt Die stadtfernste Horst etwa 1 3 Kilometer flussabwarts von Rothenhusen auf dem linken Wakenitzufer gelegen und als einziger der Wakenitzhorste zu keiner Zeit Teil des Lubecker Territoriums war nie Wohnsitz von Fischern Vielmehr ging sie aus einer Ziegelei hervor die 1640 erstmals in Schriftquellen greifbar wird da in jenem Jahr das zugehorige Krughaus Ziegeleikrug auch Zischenkrug und Zisekenkrug genannt in Dokumenten erwahnt wird Gegen 1720 endete die Ziegelherstellung die Horst war fortan Bauernhof 1964 uberliessen die letzten Eigentumer Ziegelhorst der Vorwerker Diakonie mit der Auflage dass der Hof von geistig Behinderten bewirtschaftet werden sollte was bis heute geschieht nbsp nbsp Literatur BearbeitenRolf Wegner Die Horste an der Wakenitz und deren Bewohner in Vaterstadtische Blatter 32 Jahrgang S 56 ff Lubeck 1981 Arbeitsgemeinschaft Lubecker Lehrer fur Heimatschule und Heimatforschung Hrsg Lubecker Heimathefte 1 2 Die Wakenitz Verlag Charles Coleman Lubeck 1926Weblinks BearbeitenPersonen und Familienforschung in der Hansestadt Lubeck und Umgebung Die Horste an der Wakenitz GenWiki Fischerhorste an der Wakenitz Lenschow in MemoriamEinzelnachweise Bearbeiten Die Freie und Hansestadt Lubeck ein Beitrag zur deutschen Landeskunde Lubeck Dittmer 1890 S 176 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Wakenitzhorst amp oldid 235899536