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Die Orgel von St Pankratius in Hamburg Neuenfelde wurde 1688 von Arp Schnitger erbaut und ist seine grosste zweimanualige Orgel Das Instrument verfugt uber 34 Register von denen etwa die Halfte noch original erhalten ist Der Ort Neuenfelde gehort zum Alten Land und wurde erst 1937 nach Hamburg eingemeindet Orgel von St Pankratius Neuenfelde AllgemeinesAlternativer Name Schnitger OrgelOrt St Pankratius Hamburg NeuenfeldeOrgelerbauer Arp SchnitgerBaujahr 1688Letzte r Umbau Restaurierung 2015 2017 durch WegscheiderEpoche BarockOrgellandschaft zwischen Elbe und WeserTechnische DatenAnzahl der Pfeifen 2068Anzahl der Register 34Anzahl der Pfeifenreihen 54Anzahl der Manuale 2Tontraktur MechanischRegistertraktur MechanischRechter Pedalturm Inhaltsverzeichnis 1 Baugeschichte 1 1 Neubau durch Schnitger 1688 1 2 Spatere Arbeiten 1 3 Restaurierungen 1 4 Restaurierung 2015 2017 2 Disposition seit 2017 1688 3 Technische Daten 4 Literatur 5 Aufnahmen Tontrager 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseBaugeschichte BearbeitenSchnitger war eng mit Neuenfelde verbunden Hier lernte er seine erste Frau kennen die er 1684 heiratete 1693 erwarb er den Hof seines Schwiegervaters Hans Otte in Neuenfelde und unterhielt neben Hamburg eine weitere Orgelwerkstatt den so genannten Orgelbauerhof Fruhestens ab 1705 bis zu seinem Tode im Jahr 1719 wohnte er in Neuenfelde erbaute in St Pankratius seinen Kirchenstuhl und wurde auch hier im Erbbegrabnis beigesetzt 1 Neubau durch Schnitger 1688 Bearbeiten Als 1682 die Kirche neu errichtet wurde lagerte Schnitger die alte Orgel aus und stellte sie im neuen Gotteshaus auf Erst 1672 1673 hatte Hans Christoph Fritzsche eine neue Orgel mit 14 Registern gebaut die nach Fritzsches Tod 1674 um ein selbststandiges Pedal erweitert werden sollte Anscheinend erwies sich das Instrument aber fur den neuen Raum als zu klein und unpassend sodass Schnitger 1683 den Auftrag fur einen Orgelneubau erhielt Aufgrund weiterer Innenarbeiten in der Kirche unter anderem Deckenmalereien konnte Schnitger erst 1688 mit dem Bau beginnen und stellte in 21 Wochen die neue Orgel auf einer fast sieben Meter hohen Westempore fertig Die alte Fritzsche Orgel uberfuhrte er in die Stader Pankratiuskirche und erweiterte sie dort um Pedalturme Das Neuenfelder Werk ist Schnitgers grosste zweimanualige Orgel Der Prospekt von Hauptwerk und Ruckpositiv ist funfachsig mit einem uberhohten polygonalen Mittelturm und seitlichen Spitzturmen Zweigeschossige Flachfelder die im Hauptwerk durch Kampferleisten getrennt sind vermitteln zwischen den Turmen Die Pfeifen in den oberen Flachfeldern sind stumm Insgesamt stehen 204 originale Pfeifen mit einem Zinnanteil von etwa 23 im Prospekt An das Hauptwerkgehause schliesst sich an beiden Seiten ein weiteres zweigeschossiges Flachfeld mit stummen Pfeifen an das die seitlichen Pedalturme in den Emporenbrustungen mit dem Manualgehause verbindet Die oberen und unteren Kranzgesimse sind profiliert und haben einen Fries Die Pfeifenfelder weisen oben und unten durchbrochenes Schnitzwerk aus Akanthusblatt mit Voluten auf Die Blindflugel sind relativ schmal 2 Spatere Arbeiten Bearbeiten 1750 erfolgte durch Jakob Albrecht Lamstedt eine kleine Veranderung der Disposition Albrecht entfernte Schnitgers Trichterregal im Ruckpositiv und platzierte an dessen Stelle das Krummhorn aus dem Hauptwerk Georg Wilhelm Wilhelmy hatte Ende des 18 und Anfang des 19 Jahrhunderts das Instrument in Pflege Er ersetzte die Klaviaturen und die beiden Zimbelsterne baute eine Schiebekoppel ein und schuf die bekronenden Urnen auf dem Gehause 2 Wesentlich eingreifender waren die Umbauten durch die Familie Rover Stade im 19 Jahrhundert Johann Hinrich Rover legte 1867 das Ruckpositiv still und integrierte in einem neuen Hinterwerk zwei oder drei Flotenstimmen von Schnitger Immerhin blieb die Schnitgersche Windlade erhalten 3 Carl Johann Heinrich Rover ersetzte 1886 mindestens funf Schnitger Register Mixturen und Zungenstimmen 1 Restaurierungen Bearbeiten nbsp Farbliche Fassung von 1956 bis 2016Das Instrument ubte einen grossen Einfluss auf die junge Orgelbewegung aus und wurde in mehreren Abschnitten restauriert 1926 setzten Hans Henny Jahnn und Karl Kemper das Ruckpositiv wieder instand wobei Kemper fehlende Schnitger Register uberwiegend durch Lagerbestande ersetzte Darunter sollen sich angeblich drei Register aus der Scherer Schule befunden haben die nach den Forschungen von Gustav Fock aus der abgetragenen Orgel der Aegidienkirche Lubeck von Hans Scherer dem Jungeren 1624 1625 stammen sollen 4 Die Forschungen von Kristian Wegscheider im Rahmen der 2017 abgeschlossenen Restaurierung ergaben dass nur einzelne Pfeifen von Scherer stammen der grosste Teil aber von Johann Friedrich Schulze ubernommen wurde 1938 fertigte der Orgelbauer Paul Ott Gottingen alle hohen Mixturen und Zungenstimmen neu an und reduzierte auf diese Weise den Originalbestand noch weiter 3 Durch Rudolf von Beckerath Orgelbau Hamburg erfolgten 1950 1951 eine Renovierung des Windwerks eine teilweise Erneuerung der Traktur und der Einbau einer neuen Vox humana 1 Grossere Restaurierungsarbeiten durch Ott fanden 1978 ihren Abschluss Die Veranderungen an der Traktur wurden ruckgangig gemacht die Balganlage von Schnitger wieder reaktiviert und das Pfeifenwerk bei erniedrigtem Winddruck neu intoniert Dennoch fiel die Uneinheitlichkeit einiger Register auf was durch die spateren Erganzungen und teils unsachgemassen Restaurierungen bedingt war Auch wurde das Klappern der Traktur als storend empfunden Im Laufe der Jahre traten zudem verstarkt Intonationsprobleme auf 5 Restaurierung 2015 2017 Bearbeiten nbsp Orgel auf der Westempore nbsp Vorkragendes RuckpositivEine umfassende nach strengen denkmalpflegerischen Grundsatzen und dem heutigen Kenntnisstand entsprechende Restaurierung wurde von 2015 bis 2017 durch die Orgelwerkstatt Wegscheider auf Initiative des Organisten Hilger Kespohl durchgefuhrt Wahrend dieser Zeit blieb das Gehause in der Kirche wo es etwas gerichtet und stabilisiert wurde Die Restaurierung des Orgelgehauses sowie die Freilegung und Restaurierung der Farbfassung fuhrte 2015 2017 das Restaurierungsatelier Wellmer Restaurierungen aus Himbergen Gross Thondorf aus Die Grundlage fur das Restaurierungskonzept bildeten Untersuchungen von Wellmer aus dem Jahr 2010 Bei der Untersuchung des Innenwerks zeigte sich dass viele Teile der Traktur und etliche originale Pfeifen nicht mehr an ihrem ursprunglichen Platz standen und mehr originale Substanz erhalten war als zunachst vermutet Alle verlorenen und spater ersetzten Pfeifen wurden rekonstruiert vor allem die gemischten Stimmen und die Zungenstimmen insgesamt 1301 Pfeifen 6 Die Windladen Schnitgers sind erhalten ebenfalls die Trakturen des Oberwerks wahrend Wegscheider die Trakturen von Ruckpositiv und Pedal rekonstruierte Die Klaviaturen von Wilhelmy einschliesslich seiner Schiebekoppel aus der Zeit um 1800 wurden ubernommen Winddruckversuche fuhrten bei einem relativ hohen Winddruck von 84 mmWS zu den besten Ergebnissen Die dreifache Zimbel ist eine Quartsext Zimbel wie sie Michael Praetorius in seiner Organographia 1619 beschreibt 7 Aus Bundesmitteln wurde 2014 ein Zuschuss von 300 000 Euro fur die gesamten Sanierungskosten von etwa 850 000 Euro bewilligt 8 Im Januar 2017 wurde anstelle der zuletzt sichtbaren grun roten Marmorimitation eine Mahagoni Fassung fertiggestellt Die neu konzipierte modifizierte mitteltonige Stimmung ist der Norder Stimmung der Orgel der Ludgerikirche in Norden vergleichbar und kommt ebenfalls ohne Wolfsquinte aus Sie basiert in Neuenfelde auf sechs um 1 5 pythagoreisches Komma verringerten Quinten auf F C G A E und H Die Quinte D A und die vier ubrigen Quinten sind rein Dis B ist um ein 1 5 Komma erweitert Die Wiedereinweihung der Orgel fand am 12 Juni 2017 durch Bischofin Kirsten Fehrs statt Disposition seit 2017 1688 BearbeitenI Ruckpositiv CDEFGA c3Principal 0 4 0 0 SGedact 0 8 S WQuintadena 0 8 S WPlockfloit 0 4 SQuintfloit 0 3 S WOctav 0 2 S WSiefloit 1 1 2 WSexquialt II WTertzian II WScharf IV VI WTrechter Regal0 0 8 W II Oberwerk CDEFGA c3Principal 0 8 SQuintadena 16 0 0 SRohrfloit 0 8 SOctav 0 4 SSpitzfloit 0 4 SNasat 0 3 S A 1 Octav 0 2 SSpielfloit 0 2 S A 1 Rauschpfeiff II0 SMixtur V VI WCimbel III WTrommet 0 8 S WKrummhorn 0 8 W Pedal CDE d1Principal 16 0 0 SOctav 0 8 SOctav 0 4 SFloit 0 4 SNachthorn 0 2 WRauschpfeiff II0 S WMixtur V VI WPosaun 16 WTrommet 0 8 WCornet 0 2 WKoppel Schiebekoppel I II Wi Tremulant S W 2 bronzene Cimbelsterne Wi Nachtigall W Anmerkungen a b Konisch S Arp Schnitger 1688 Wi Wilhelmy um 1800 W Kristian Wegscheider 2017 Technische Daten Bearbeiten34 Register 54 Pfeifenreihen Windversorgung 6 Keilbalge Schnitger Sperrventil fur Pedal Winddruck 84 mmWS Windladen Schnitger Traktur Klaviaturen Manuale Wilhelmy Pedal Wilhelmy Wegscheider Tontraktur Mechanisch Registertraktur Mechanisch Stimmung Modifiziert mitteltonige Stimmung Tonhohe ca 3 4 Ton uber a1 440 HzLiteratur BearbeitenDietrich Diederichs Gottschalk Mein Schall aufs Ewig weist Die Bildprogramme an Orgelemporen und Kirchenausstattungen in der St Bartholomauskirche Golzwarden und der St Pankratiuskirche Hamburg Neuenfelde im Kontext der Orgeln von Arp Schnitger Isensee Oldenburg 2017 ISBN 978 3 7308 1404 8 Cornelius H Edskes Harald Vogel Arp Schnitger und sein Werk 241 Veroffentlichung der Gesellschaft der Orgelfreunde 2 Auflage Hauschild Bremen 2013 ISBN 978 3 89757 525 7 S 38 39 162 163 Gustav Fock Arp Schnitger und seine Schule Ein Beitrag zur Geschichte des Orgelbaues im Nord und Ostseekustengebiet Barenreiter Kassel 1974 ISBN 3 7618 0261 7 S 77 79 Gustav Fock Arp Schnitgers Beziehungen zu Neuenfelde In Gustav Fock Hrsg 900 Jahre Neuenfelde vormals Hasselwerder Buchwitz Hamburg Neuenfelde Buxtehude 1959 S 45 52 Peter Golon Hilger Kespohl Dorothea Schroder Kristian Wegscheider Hamburg Neuenfelde St Pankratius Arp Schnitger Orgel Schnell amp Steiner Regensburg 2019 ISBN 978 3 7954 3461 8 Konrad Kuster Hans Tegtmeyer Hrsg Gott allein die Ehre Der Orgelreichtum im Alten Land Landschaftsverband Stade Stade 2007 ISBN 978 3 931879 31 0 Katalog zur Ausstellung vom 7 Juni 26 August 2007 Gunter Seggermann Alexander Steinhilber Hans Jurgen Wulf Die Orgeln in Hamburg Ludwig Kiel 2019 ISBN 978 3 86935 366 1 S 165 166 Aufnahmen Tontrager BearbeitenVollstandigkeit anstrebende Diskografie Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Orgel von St Pankratius Neuenfelde Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Arp Schnitger Orgel Datenbank Internetprasenz der Kirchengemeinde abgerufen am 3 Februar 2017 Orgel in Neuenfelde bei NOMINE e V abgerufen am 3 Februar 2017 Fotos und Infos zur Orgel abgerufen am 3 Februar 2017 Seite von H W Coordes abgerufen am 3 Februar 2017 Orgel Information zu Neuenfelde abgerufen am 3 Februar 2017 Orgelstadt Hamburg St Pankratius Neuenfelde NDR Kultur 25 August 2019Einzelnachweise Bearbeiten a b c Edskes Vogel Arp Schnitger und sein Werk 2 Aufl 2013 S 162 a b Edskes Vogel Arp Schnitger und sein Werk 2 Aufl 2013 S 38 a b Kuster Gott allein die Ehre 2008 S 33 Fock Arp Schnitger und seine Schule 1974 S 79 Orgel Information zu Neuenfelde abgerufen am 3 Februar 2017 schnitgerorgel de Disposition der Arp Schnitger Orgel der St Pankratiuskirche in Hamburg Neuenfelde abgerufen am 27 Oktober 2017 Michael Praetorius Syntagma musicum Bd 2 De Organographia 1619 Nachdruck Barenreiter Kassel 2001 ISBN 978 3 7618 1527 4 S 131 online abgerufen am 10 Juli 2017 Die Welt vom 14 November 2014 abgerufen am 3 Februar 2017 Erhaltene Orgeln von Arp Schnitger Bergstedt Blankenhagen Cappel Dedesdorf Eenum Faro Ganderkesee Godlinze Grasberg Aa kerk Groningen Martinikerk Groningen Pelstergasthuiskerk Groningen St Jacobi Hamburg Harkstede Hollern Ludingworth Mariana Mensingeweer Mittelnkirchen Moreira Maia Neuenfelde Nieuw Scheemda Noordbroek Norden Ochsenwerder Pellworm Sneek St Cosmae Stade Steinkirchen Uithuizen Weener 53 52071 9 81078 Koordinaten 53 31 14 6 N 9 48 38 8 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Orgel von St Pankratius Neuenfelde amp oldid 212202258