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Die Orgellandschaft zwischen Elbe und Weser bezeichnet die Orgeln im Elbe Weser Dreieck also in den ehemaligen Herzogtumern Bremen und Verden Der Begriff Orgellandschaft allein nimmt Bezug auf die historisch bedingten regionalen Eigenheiten der Orgeln Rund 80 historische Orgeln vor 1900 sind zwischen den Unterlaufen der Weser und der Elbe vollstandig oder in Teilen seit dem 15 Jahrhundert erhalten und machen dieses Gebiet zu einer der bedeutendsten Orgellandschaften Fast alle Originalinstrumente konnten seit den 1970er Jahren restauriert werden sodass sie in ihrem ursprunglichen Klangbild zu horen sind Schnitger Orgel in Cappel Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte des Orgelbaus zwischen Elbe und Weser 1 1 Bis zum 17 Jahrhundert 1 2 Arp Schnitger 1 3 Schnitger Schule im 18 Jahrhundert 1 4 19 Jahrhundert 1 5 20 und 21 Jahrhundert 2 Erschliessung fur die Offentlichkeit 3 Siehe auch 4 Literatur 5 Diskografie 6 WeblinksGeschichte des Orgelbaus zwischen Elbe und Weser BearbeitenBis zum 17 Jahrhundert Bearbeiten nbsp Hus Schnitger Orgel in Stade St Cosmae nbsp Orgel in AltenbruchFur das Jahr 1322 ist die erste Orgel im Elbe Weser Gebiet belegt als Berthold fur St Wilhadi in Stade eine Orgel baute Die fruhsten erhaltenen Spuren finden sich in der Orgel in Altenbruch wo Johannes Coci 1497 1501 ein Instrument verfertigte das 1577 von Matthias Mahn umgebaut wurde Acht Register stammen aus dieser fruhen Zeit wobei sich nicht mit Sicherheit sagen lasst welchem dieser beiden Orgelbauer die einzelnen Register jeweils zuzuordnen sind Spater wurde das Werk mehrfach erweitert und umgebaut 1647 1649 von Hans Christoph Fritzsche 1698 1700 von Matthias Dropa und 1727 1730 von Johann Hinrich Klapmeyer Hans Scherer der Altere baute 1590 in Stade St Nicolai eine Orgel die spater eingreifend verandert wurde 1835 wurde sie nach Himmelpforten uberfuhrt wobei einige Register von Scherer bewahrt blieben wahrend das Ruckpositiv Gehause in Kirchlinteln erhalten ist Von Antonius Wilde ist neben Resten seiner Orgeln in Osterbruch und Otterndorf vor allem das Werk in Ludingworth aus den Jahren 1597 98 erhalten Es wurde 1682 1683 von Arp Schnitger erweitert der einen Grossteil der Register von Wilde ubernahm Hans Riege baute 1662 die Wilde Orgel in Otterndorf um von der trotz zweier Umbauten noch einige Register von Wilde und Riege beibehalten wurden Schnitgers Lehrmeister und Verwandter Berendt Hus war vor allem in Stade tatig Wahrend 1724 sein Werk in St Wilhadi III P 44 verbrannte blieb die Orgel in St Cosmae 1668 1688 an der Schnitger ebenfalls mitgewirkt hatte fast vollstandig erhalten III P 42 Arp Schnitger Bearbeiten nbsp Schnitger Orgel in Bulkau nbsp Schnitger Orgel in GrasbergVon besonderer Bedeutung sind die acht im Elbe Weser Gebiet erhaltenen Orgeln von Arp Schnitger dem fuhrenden Orgelbauer Nordeuropas Insgesamt sind zwischen Elbe und Weser 23 seiner Neubauten und grosseren Orgelumbauten nachgewiesen Schnitger mit dem der barocke Orgelbau in Norddeutschland seinen Hohepunkt erreichte hat die Orgelkultur zwischen Elbe und Weser wesentlich gepragt Neben den genannten Orgeln in Stade baute Schnitger 1680 eine Orgel fur die Hamburger Klosterkirche St Johannes die 1816 nach Cappel uberfuhrt wurde und als die besterhaltene Schnitgerorgel gilt Wahrend von Schnitgers Orgeln in Bulkau 1677 1679 Jork 1678 1679 Oederquart 1678 82 und Estebrugge 1702 nur die Prospekte geblieben sind sind die Instrumente in Steinkirchen 1685 87 Hollern 1688 1690 und Grasberg 1693 94 ursprunglich fur das Hamburger Waisenhaus sowie Dedesdorf 1697 98 gut erhalten Zumindest einige Register von Schnitger finden sich in den Orgeln in Mittelnkirchen 1688 moglicherweise auch in Borstel 1677 Freiburg Elbe 1677 und Beverstedt 1709 Schnitger Schule im 18 Jahrhundert Bearbeiten nbsp Gloger Orgel in Otterndorf nbsp Bielfeldt Orgel in Stade St WilhadiVon Schnitgers zahlreichen Schulern finden sich im 18 Jahrhundert zahlreiche Umbauten und beachtliche Orgelneubauten im Gebiet zwischen Elbe und Weser So baute der Schnitger Schuler Matthias Dropa 1698 1700 in Altenbruch die Orgel um wovon heute noch vier Register zeugen Sein Schuler wiederum war Erasmus Bielfeldt der moglicherweise auch direkt bei Schnitger gelernt hatte Bielfeldt errichtete ab 1730 seine Werkstatt in Stade Von hier aus baute er in Bremervorde 1733 eine Orgel von der noch der Prospekt geblieben ist Bedeutende und weitgehend erhaltene Werke Bielfeldts sind in Scharmbeck St Willehadi 1731 34 45 und Stade St Wilhadi 1731 1735 zu finden und wurden fachkundig restauriert Bielfeldts Schuler Dietrich Christoph Gloger 1773 schuf in Otterndorf 1741 1742 Neuhaus Oste 1744 1745 und Cadenberge 1758 1763 beachtliche Orgelwerke Jacob Albrecht 1715 1759 der bei dem Schnitger Gesellen Lambert Daniel Kastens den Orgelbau erlernt hatte arbeitete an der Orgel in Mittelnkirchen und in Cadenberge schloss aber beide Projekte nicht ab Heute erhalten sind von Albrecht noch das Gehause der Pedalturme in Bremervorde 1746 und der Prospekt in Osten Oste 1756 Johann Matthias Schreiber 1716 1771 der bei Albrecht und Gloger Geselle war vollendete den Erweiterungs Umbau in Mittelnkirchen 1750 1753 Von ihm stammt der Orgelprospekt in Dorum 1765 1770 Seine Arbeiten an der Orgel in Loxstedt 1767 1771 wurden von Johann Georg Wilhelm Wilhelmy 1781 1786 und Johann Wolfgang Witzmann 1789 vollendet Vom Schnitger Schuler Christian Vater blieb im Kloster Zeven nur der Prospekt erhalten Georg Wilhelm Wilhelmy liess sich 1781 in Stade nieder und war ganz dem Stil seines Vorbilds Schnitger verpflichtet Von seinen Orgeln sind nur noch Prospekte in Belum 1786 Gnarrenburg 1792 und Selsingen 1796 1798 zu bewundern Sein Sohn Johann Georg Wilhelm Wilhelmy fuhrte 1781 bis 1858 die Werkstatt in Stade fort Von Wilhelmy sind die Orgeln in Kehdingbruch 1816 1818 Oerel 1831 und Steinau 1839 erhalten Wie sein Vater stand auch er in der Schnitger Tradition 19 Jahrhundert Bearbeiten nbsp Rover Kemper Orgel in LamstedtErnst Wilhelm Meyer reparierte 1844 Schnitgers Orgel in Buxtehude und sein Sohn Eduard Meyer baute 1850 in Intschede eine neue Orgel II P 16 Die einzige von Christian Bethmann nahezu vollstandig erhaltene Orgel befindet sich heute in Posthausen 1832 1833 II P 18 Ursprunglich wurde sie fur Hameln gebaut 1881 aber von Posthausen erworben Philipp Furtwangler strebte im Gegensatz zu Wilhelmy einen fortschrittlichen Baustil und modernen Orgelklang an Weitgehend erhaltene Orgelwerke von ihm finden sich in Geversdorf 1843 Buxtehude St Petri 1858 1859 Twielenfleth 1861 und Brockel 1869 wahrend in Krautsand 1849 und Blender 1852 spater eingreifende Umbauten erfolgten Im Dom zu Verden baute Johann Friedrich Schulze 1850 eine neue Orgel von der noch der Prospekt erhalten ist P Furtwangler amp Hammer schufen hier 1916 ein neues Orgelwerk und auch die Orgel in Wittlohe 1894 stammt von ihnen Johann Hinrich Rover wirkte ab 1863 von Stade aus Von ihm finden sich Neubauten in Ahausen 1863 Kirchwistedt 1863 Mulsum Kutenholz 1870 Oberndorf Oste 1879 und Bevern 1880 Von seinen Sohnen Carl Johann Heinrich und Friedrich Wilhelm Ernst Rover findet sich noch eine Orgel in Lilienthal St Marien 1883 Anschliessend gingen die Sohne getrennte Wege Ernst Rover ubernahm 1886 die Firma von Adolf Reubke und baute in Nordleda 1889 1892 und Lamstedt 1907 pneumatische Werke Carl Johann Heinrich Rover 1851 1929 fuhrte den Familienbetrieb bis 1926 fort und schuf die Orgeln in Neuenwalde 1887 Horst 1892 und Drochtersen 1895 Die Gebruder Peternell bauten Orgeln in Wremen 1865 in Osten Oste 1890 hinter dem historischen Prospekt und in Mulsum Kutenholz 1895 20 und 21 Jahrhundert Bearbeiten nbsp Ahrend Orgel in der Worpsweder Zionskirche 2012 Das 20 Jahrhundert zeichnet sich durch eine wechselvolle Geschichte und gegensatzliche Intentionen aus Auf der einen Seite ist durch Um und Neubauten ein Substanzverlust historischer Instrumente zu beklagen Andererseits wurden alte Orgeln teils restauriert oder rekonstruiert Zu Beginn des 20 Jahrhunderts erhielt die Orgelbewegung Impulse durch den reichen Bestand historischer Orgeln in Nordwestdeutschland Dazu gehort die Arbeit des Orgelbauers Jurgen Ahrend Orgelbau aus Leer Loga dessen Restaurierungen und Neubauten ab 1954 weltweit Aufsehen erregt und im Orgelbau vielfach eine Ruckkehr zu den traditionellen handwerklichen Prinzipien und den klassischen Klangidealen des Orgelbaus bewirkt haben Die Ahrend Orgel der Worpsweder Zionskirche von 2012 lehnt sich an das Vorgangerinstrument von Dietrich Christoph Gloger 1762 an Um den Erhalt und die Restaurierung historischer Orgeln haben sich auch die Firmen Rudolf von Beckerath Orgelbau Hamburg Alfred Fuhrer Wilhelmshaven Martin Haspelmath Walsrode Gebr Hillebrand Altwarmbuchen Rudolf Janke Bovenden und Paul Ott verdient gemacht die aber auch neue Orgeln bauten vielfach hinter historischen Prospekten Eine stilistische Erganzung der Orgellandschaft bieten der Orgelneubau von Gerald Woehl in Cuxhaven St Petri 1993 III P 49 der die Darstellung symphonischer Orgelmusik auf angemessene Weise ermoglicht und die Orgel von Klais in Rotenburg Stadtkirche 1983 II P 36 die insbesondere fur franzosisch romantische Musik konzipiert ist Erschliessung fur die Offentlichkeit BearbeitenWesentliche Impulse fur die Forderung der Orgellandschaft zwischen Elbe und Weser heute gehen von der Arbeit der Orgelakademie Stade unter der kunstlerischen Leitung von Martin Bocker aus Die Akademie arbeitet eng mit dem Organeum in Weener und der Hochschule fur Kunste Bremen zusammen Als Orgelzentrum veranstaltet die Orgelakademie Konzerte Fuhrungen Meisterkurse Fortbildungen und touristische Exkursionen Unterstutzt durch NOMINE Norddeutsche Orgelmusikkultur in Niedersachsen und Europa e V werden organologische Publikationen zur Erforschung der norddeutschen Orgelkultur auf den Weg gebracht Siehe auch BearbeitenListe von Orgelbauern Liste der Orgeln zwischen Elbe und Weser Orgellandschaft Oldenburg Orgellandschaft OstfrieslandLiteratur BearbeitenGustav Fock Arp Schnitger und seine Schule Ein Beitrag zur Geschichte des Orgelbaues im Nord und Ostseekustengebiet Barenreiter Kassel 1974 ISBN 3 7618 0261 7 Gustav Fock Hamburgs Anteil am Orgelbau im niederdeutschen Kulturgebiet In Zeitschrift des Vereins fur Hamburgische Geschichte Nr 38 1939 S 289 373 uni hamburg de vgl die engl uberarb Fassung Hamburg s Role 1995 Peter Golon Karl Wilhelm Kroncke Historische Orgeln im Landkreis Stade Schaumburg Stade 1983 ISBN 3 87697 009 1 Walter Kaufmann Die Orgeln des alten Herzogtums Oldenburg Stalling Oldenburg 1962 Konrad Kuster Hans Tegtmeyer Hrsg Gott allein die Ehre Der Orgelreichtum im Alten Land Landschaftsverband Stade Stade 2007 ISBN 978 3 931879 31 0 Katalog zur Ausstellung vom 7 Juni 26 August 2007 Ibo Ortgies Die Praxis der Orgelstimmung in Norddeutschland im 17 und 18 Jahrhundert und ihr Verhaltnis zur zeitgenossischen Musikpraxis Goteborgs universitet Goteborg 2007 gbv de PDF 5 2 MB Erstausgabe 2004 Gunter Seggermann Wolfgang Weidenbach Denkmalorgeln zwischen Elbe und Weser Merseburger Kassel 1986 ISBN 3 87537 193 3 Harald Vogel Gunter Lade Nicola Borger Keweloh Orgeln in Niedersachsen Hauschild Bremen 1997 ISBN 3 931785 50 5 Diskografie BearbeitenOrgellandschaften Eine musikalische Reise zu 17 Orgeln zwischen Elbe und Weser 2011 NOMINE e V LC 08973 Orgeln in Borstel Buxtehude Cappel Cuxhaven Fintel Harsefeld Intschede Kehdingbruch Lilienthal Ludingworth Mittelnkirchen Osten Osterholz Scharmbeck Rotenburg Wumme Stade Cosmae Stade Wilhade Verden Arp Schnitger in Niedersachsen 2 Auflage 2014 Musikproduktion Dabringhaus und Grimm 1831 2 2 CDs Samtliche zwolf Schnitger Orgeln in Niedersachsen prasentiert von einem internationalen Team junger Organisten unter der kunstlerischen Gesamtleitung von Harald Vogel Orgellandschaft zwischen Elbe und Weser 1999 Classico CR 990901 CD Orgeln in Steinkirchen Stade St Wilhadi Verden Cuxhaven Vollstandigkeit anstrebende Diskografie der Schnitger Orgeln Shop der Orgelakademie Stade Weblinks BearbeitenNOMINE Norddeutsche Orgelmusikkultur in Niedersachsen und Europa e V abgerufen 1 Dezember 2009 Orgelakademie Stade abgerufen am 24 November 2009 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Orgellandschaft zwischen Elbe und Weser amp oldid 237828876