www.wikidata.de-de.nina.az
Die evangelische Kirche St Petri in der Hansestadt Buxtehude ist eine gotische Backsteinkirche im Landkreis Stade in Niedersachsen Sie gehort zur Kirchengemeinde St Petri Buxtehude im Kirchenkreis Buxtehude der Evangelisch lutherischen Landeskirche Hannovers Sie pragt mit ihrem hohen neugotischen Turm das Stadtbild von Buxtehude und besitzt eine reiche teils kunstlerisch wertvolle Ausstattung St Petri Buxtehude Sechsteilige Mittelschiffsgewolbejoche Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Architektur 2 1 Kunstgeschichtliche Stellung 2 2 Inneres 3 Ausstattung 3 1 Altare 3 2 Weitere Ausstattung 3 3 Epitaphien und ehemalige Ausstattungsstucke 4 Orgeln 4 1 Hauptorgel 4 2 Chororgel 4 3 Truhenorgel 5 Siehe auch 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenDie Kirche St Petri in Buxtehude ist eine dreischiffige gewolbte Backstein Basilika die aus einem vierjochigen Langhaus dem Chorjoch mit leicht unregelmassigem funfseitigem Schluss und dem machtigen Westturm besteht Eine Grundsteinlegung im Jahr 1285 ist vermutlich auf den durch Grabungen nachgewiesenen Vorgangerbau zu beziehen der nach einem Ablass im Jahr 1296 aufgegeben und durch den bestehenden Bau ersetzt wurde welcher um 1320 vollendet war Zahlreiche Altarstiftungen im 14 und 15 Jahrhundert sind uberliefert Der Turm wurde im Jahr 1853 durch Blitzschlag zerstort und anschliessend nach Planen von J Wimmel aus Hamburg mit neuem Oktogon und abschliessendem Spitzhelm wiederhergestellt Bei einer Restaurierung in den Jahren 1898 99 wurden nach Planen von Karl Borgemann die Seitenschiffe der Chor das Brauthaus und die Sakristei abgebrochen und in enger Anlehnung an den ursprunglichen Bestand neu errichtet Der Obergaden wurde mit neuen Backsteinen verkleidet das Fenstermasswerk nach Spuren rekonstruiert und Strebepfeiler an den Seitenschiffen hinzugefugt fur die es keine Anhaltspunkte gab Der Obergaden im Mittelschiff wurde wie im Mittelalter ohne Strebepfeiler belassen Das Brauthaus im zweiten Joch von Westen auf der Sudseite des Schiffs wurde 1898 99 in frei erfundenen Formen neu erbaut der Vorgangerbau stand auf der Nordseite und stammte aus dem Jahr 1754 Die Sakristei auf der Sudseite des Chores wurde von Borgemann neu gestaltet der mittelalterliche Bau lag mit dem nordlichen Seitenschiff unter einem Dach und war im Innern zweigeschossig Ein Modell von 1842 im Buxtehude Museum fur Regionalgeschichte und Kunst gibt den Zustand des Turmes vor dem Brand von 1853 wieder Architektur BearbeitenKunstgeschichtliche Stellung Bearbeiten Die besondere kunstgeschichtliche Stellung der Petrikirche ergibt sich aus der in Niedersachsen seltenen Anwendung der Basilika und ihrer Verbindung mit den Formen der Hallenkirchen aus Backstein in und um Hamburg und Luneburg Die kantonierten Rundpfeiler des Mittelschiffs sind eine Umformung der Pfeiler der Marburger Elisabethkirche und kommen gleichzeitig in der Marienkirche Uelzen und in der Johanniskirche in Luneburg vor Die sechsteiligen Gewolbe im Mittelschiff und die funfteiligen Gewolbe des Seitenschiffs in Kombination mit zwei Fensterachsen pro Joch kommen bald nach 1274 im Magdeburger Dom erstmals vor und werden in Backstein um 1320 in der Petrikirche in Hamburg im Stendaler Dom und weiteren Kirchen der Altmark rezipiert Die das Portal und das Fenster umgreifende Westnische in der Turmhalle hat die Kirche in Buxtehude ebenfalls mit der Hamburger Petrikirche gemeinsam Die Datierung der Kirche war langere Zeit zwischen 1285 und 1296 und dem spaten 14 Jahrhundert umstritten Der ergrabene Vorgangerbau und die Verwandtschaft mit der Hamburger Petrikirche deuten auf eine Datierung zwischen 1296 und 1320 hin Inneres Bearbeiten Trotz der fast vollstandigen Erneuerung hat das Innere seinen ursprunglichen Charakter weitgehend bewahrt In den Jahren 1986 90 wurde eine Restaurierung des Innenraums durchgefuhrt seitdem tritt die architektonische Gliederung deutlich hervor Die Mittelschiffswande sind in zwei nahezu gleich hohe Geschosse gegliedert im unteren Teil die vier weitgespannten Spitzbogenarkaden auf kraftigen Rundpfeilern mit je vier im Querschnitt kleeblattformigen Dienstbundeln Im Obergaden ist die Anzahl der Achsen verdoppelt deshalb wurden sechsteilige Gewolbe uber einem Joch im Mittelschiff ausgefuhrt Das Schiff ist durch kraftige Wandpfeiler vertikal gegliedert In jedem Wandfeld ist ein steiles spitzbogiges Blendenpaar angeordnet daruber jeweils ein Obergadenfenster Im Chor findet sich ein zweigeschossiger Wandaufbau mit jeweils zwei Reihen Fenstern und Blenden ubereinander Die langsrechteckigen Seitenschiffsjoche werden von funfteiligen Gewolben uberspannt dementsprechend haben die Seitenschiffsjoche jeweils zwei Fensterachsen Zwischen den Fenstern stehen schlanke Dienstbundel mit dem Querschnitt eines Vierpasses Im zweiten Joch jeder Seite des Schiffs ist ein Spitzbogenportal angeordnet das sudliche erhielt ein neugotisches Gewande Bis auf die reichen Profile der Arkaden wurden alle architektonischen Einzelformen bei der Restaurierung 1898 99 erneuert Das Mittelschiff war ursprunglich in voller Hohe zum Turmraum hin geoffnet die heutige Abschlusswand wurde nach dem Brand 1853 erbaut Ausstattung BearbeitenAltare Bearbeiten nbsp Hauptaltar nbsp Seitenflugel des Halepagen AltarsHauptstuck der Ausstattung ist ein hohes barockes Altarretabel das 1710 von dem Meister Hans Hinrich Romers aus Hamburg geschaffen wurde Der zweigeschossige Aufbau ist mit Gemalden Figuren Saulenrahmung und Akanthusornament ausgestattet Uber dem Abendmahlsgemalde in der Sockelzone ist das grosse Mittelbild mit der Geburt Christi und im Obergeschoss ein vollplastischer Kruzifix vor gemalter Landschaft angeordnet Oberhalb des gebrochenen Segmentbogengiebels ist der Aufbau bekront vom Auferstandenen zwischen Engeln mit den Leidenswerkzeugen seitlich neben den Saulen stehen Statuen der vier Evangelisten Das kunstlerisch wertvollste Ausstattungsstuck ist der Halepagen Altar im nordlichen Seitenschiff ein spatgotischer Flugelaltar mit gemalten Passionsszenen der nach dem Stifter Gerhard Halepaghe benannt ist Das Gemalde der Predella wurde 1641 mit der Anbetung der Konige und Hirten ubermalt moglicherweise ist darunter noch das mittelalterliche Bild erhalten Die Haupttafel zeigt eine Darstellung der Kreuztragung Christi auf den Innenseiten der Flugel finden sich Darstellungen der Geisselung und Dornenkronung rechts und der Kreuzigung und Grablegung links Die Aussenseiten sind mit lebensgrossen Darstellungen von Paulus und Hieronymus bemalt Der kniende Geistliche neben Paulus wird als Stifterbild des Gerhard Halepaghe angesehen dessen Wappen und Namensumschrift am heute verschwundenen steinernen Altartisch angebracht waren Die Haupttafel und Teile der Flugel Aussenseiten gelten als ein Werk des nach diesem Altar benannten Hauptmeisters moglicherweise Wilm Dedeke der vor 1500 in Lubeck anschliessend in Hamburg und um 1510 hier in Buxtehude tatig war Die anderen Gemalde wurden um 1520 von einem jungeren Maler geschaffen Weitere Ausstattung Bearbeiten nbsp KanzelDie prachtvolle fruhbarocke Kanzel von 1674 ist in kraftigen betont plastischen Formen gestaltet und wird von der Halbfigur eines Atlanten getragen Sie besitzt einen schalenformigen mit geflugelten Puttenkopfen verzierten Konsolboden und tragt an der Brustung des Korbes und am Treppenaufgang Apostelstatuen zwischen gewundenen Saulen Die Tur zum Kanzelaufgang ist durch ornamentierte Pilaster gerahmt uber dieser ist ein giebelartiger Aufsatz mit Knorpelwerk angeordnet Der mehrstockige reich ausgestattete Schalldeckel ist mit Putten mit den Leidenswerkzeugen versehen und zeigt dazwischen unter einem von gedrehten Saulen gerahmtem Baldachin eine spatgotische Christusfigur vom Anfang des 16 Jahrhunderts Als Bekronung des Schalldeckels dient eine Statue von Christus mit der Siegesfahne von 1673 74 Aus der Zeit um 1400 sind Reste eines mittelalterlichen Chorgestuhls erhalten deren ostliche Abschlusswangen und einige Sitze gegen Ende des 19 Jahrhunderts erganzt wurden An den westlichen Wangen sind figurliche Reliefs unter Kielbogenblenden angebracht die nach aussen sitzende Prophetenfiguren an der Innenseite des nordlichen Gestuhls den kreuztragenden Christus und einen Priester mit Kelch und an den Stirnseiten weibliche Heilige darstellen Am neuen Gestuhl wurden mehrere geschnitzte Gestuhlswangen aus der Zeit um 1500 um 1550 sowie 1545 und 1546 datierte Wangen wiederverwendet Im sudlichen Seitenschiff ist ein lebensgrosser wohlgestalteter Kruzifixus aus der Zeit um 1470 vermutlich das fruhere Triumphkreuz erhalten Der westliche Kronleuchter im Mittelschiff stammt von 1589 die beiden anderen aus der Zeit nach 1650 Ein Sakristeischrank mit reichen spatgotischen Eisenbeschlagen entstand um 1500 Das Altargerat besteht unter anderem aus zwei wertvollen gotischen Kelchen von 1468 und 1518 sowie einem silbernen Altarkreuz von 1680 Das Gelaut besteht aus drei Glocken die im Jahr 1973 von der Glockengiesserei in Heidelberg gegossen wurden Es besteht aus drei Glocken mit dem Ton d 1380 kg g 710 kg und a 500 kg 1 Epitaphien und ehemalige Ausstattungsstucke Bearbeiten nbsp Epitaph fur Anna HautoMehrere Epitaphien sind aus dem 16 und 17 Jahrhundert erhalten Hier ist das Epitaph fur den Burgermeister und Dichter Martin Moller 1583 an der Nordwand des Chorpolygons zu nennen das innerhalb eines holzernen Rahmens mit Hermen Pilastern und einem plastisch hervortretenden Gesims ein auf 1585 datiertes Kreuzigungsgemalde mit Stifterfamilie zeigt Daneben hangt ein grosses Gemalde mit der Darstellung des Salvator mundi von 1635 Auf der Sudseite des Chorpolygons findet sich ein namenloses Epitaph mit kannelierten Saulen flachem Dreiecksgiebel und Kreuzigungsgemalde aus der Zeit um 1600 Das Epitaph fur Anna Hauto 1634 am mittleren Pfeiler der Nordseite stammt aus der fruheren Klosterkirche Altkloster in Buxtehude die Inschrifttafel mit Marmorrahmung ist von 1634 und die Stuckaturen wurden 1770 nach der Umsetzung hinzugefugt Das Epitaph fur den Hofmusikus Michael Uhlich 1673 befindet sich an der Ostwand des sudlichen Seitenschiffes und zeigt ein Brustbild des Verstorbenen in uppigem Akanthus Rahmen mit musizierenden Putten Das Sandstein Epitaph der Familie Radeleves von 1567 hangt aussen an einem nordlichen Strebepfeiler des Chores und zeigt einen Saulenrahmen mit Inschrift und Wappen Der beruhmte Buxtehuder Altar eine Arbeit aus der Werkstatt des Bertram von Minden aus der Zeit um 1400 wurde 1904 als Dauerleihgabe an die Hamburger Kunsthalle gegeben seine Herkunft aus der mittelalterlichen Petrikirche ist jedoch nicht gesichert Eine fotografische Kopie des Altars kann seit 1990 im sudlichen Seitenschiff besichtigt werden 2 Daneben steht ein Diorama in einer Vitrine das die mittelalterliche Baustelle der St Petri Kirche im Modell veranschaulicht Der Passionsaltar vermutlich der ehemalige Hauptaltar der Kirche gelangte in das Buxtehude Museum Von ihm sind die Predella der Schrein und das bemalte Flugelpaar des erhohten Mittelteils erhalten Es handelt sich um eine sudniederlandische Arbeit aus der Zeit um 1470 und um eines der wenigen Beispiele derartiger Altare aus dem Herzogtum Brabant Orgeln Bearbeiten nbsp Furtwangler Orgel von 1859Erstmals ist eine Orgel im Jahr 1545 nachgewiesen Das Instrument von Arp Schnitger III P 36 aus den Jahren 1699 1701 fiel 1853 dem Turmbrand zum Opfer Hauptorgel Bearbeiten Die heutige Orgel mit neugotischem Prospekt ist ein Werk von Philipp Furtwangler aus dem Jahr 1859 mit 52 Registern auf drei Manualen und Pedal 3 Furtwangler integrierte 25 Pfeifen von Schnitger die erhalten geblieben waren Das romantisch disponierte Werk ist eine der grossten Orgeln Furtwanglers mit etwa 3300 Pfeifen Die Restaurierung in den Jahren 1982 1984 durch Alfred Fuhrer rettete die Orgel vor dem drohenden Abriss In diesem Zuge wurden zehn Register rekonstruiert Eine weitere Restaurierung 2004 2006 fuhrte Rowan West durch der alle sieben gemischten Stimmen rekonstruierte Alle anderen 35 Register sind original erhalten Die Disposition lautet wie folgt 4 I Manual C f3Bordun 16 Principal 8 Gemshorn 8 AFRohrflote 8 AFQuintaton 8 AFQuinte 5 1 3 AFOctav 4 Gemshorn 4 Rohrflote 4 Quinte 2 2 3 Octav 2 Cornett III V 1 1 3 WMixtur IV 2 WCymbel III 1 2 WTrompete 16 II Manual C f3Quintaton 16 Principal 8 AFHohlflote 8 Gamba 8 Gedact 8 Octav 4 Viola 4 Gedact 4 Spitzquinte 2 2 3 Octav 2 AFMixtur IV 2 WScharf III 2 WSpitzig II 1 WTrompete 8 AF III Manual C f3Gamba 16 Geigenprincipal 8 Spitzflote 8 Flote 8 AFRohrflote 8 Salicional 8 Dolceflote 8 Octav 4 Spitzflote 4 Gedactflote 4 AFSalicet 4 Waldflote 2 AFHarmonia II W Pedal C d1Forte PedalPrincipalbass 16 Subbass 16 Quintenbass 10 2 3 Principal 8 Octav 4 Posaunenbass 16 Trompete 8 Piano PedalViolonbass 16 Violoncello 8 Bordun 8 Koppeln I Octavant I II I III I P Forte Pedal Piano PedalW Rowan West 2006 AF Alfred Fuhrer 1984 Chororgel Bearbeiten nbsp Chororgel von 1974Das Gehause der Chororgel von Paul Ott im Stil von Arp Schnitger war auf der Sudseite des Mittelschiffs aufgestellt Das Instrument mit sieben Registern wurde 1949 bis 1974 als Ruckpositiv der Orgel von St Cosmae in Stade benutzt Die Chororgel wurde 1974 1975 von den Gebrudern Hillebrand in Altwarmbuchen im barocken Stil erbaut Eine Erweiterung durch Rowan West auf folgende Disposition war fur 2022 geplant die sechs neue Register zwei Transmissionen vier Register auf Wechselschleifen und zwei Extensionen umfassen sollte Durch die Flutkatastrophe 2021 wurde jedoch die Orgelwerkstatt von Rowan West samt der Chororgel vollstandig zerstort 5 I Hauptwerk C f3Principal 8 Gedeckt 8 Octave 4 Spitzflote 4 neuNasat 3 Gemshorn 2 Sesquialtera II neuMixtur IV neuTrompete 8 II Positiv C f30Gedeckt 8 Trans Octave 4 WS Spitzflote 4 Trans Nasat 3 WS Gemshorn 2 WS Sesquialtera II WS Vox humana 8 neu Pedal C d1Subbass 16 neuOctavbass 8 neuOctave 4 Ext Posaune 16 neuTrompete 8 Ext Truhenorgel Bearbeiten Harm Dieder Kirschner baute 2006 eine kleine Truhenorgel mit sieben Registern die seit 2010 in St Petri steht Siehe auch BearbeitenListe der Baudenkmale in BuxtehudeLiteratur BearbeitenGeorg Dehio Handbuch der Deutschen Kunstdenkmaler Bremen Niedersachsen Deutscher Kunstverlag Munchen Berlin 1992 ISBN 3 422 03022 0 S 331 335 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons St Petri Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Website der Kirchengemeinde St Petri Buxtehude St Petri Kirche im Denkmalatlas NiedersachsenEinzelnachweise Bearbeiten Informationstafel in der Kirche siehe unter Wikimedia Commons Kunstschatze in St Petri Buxtehude Abgerufen am 29 April 2018 Informationen zu den Orgeln auf den Seiten der Kirchengemeinde Buxtehude Abgerufen am 13 Januar 2019 Furtwangler Orgel auf NOMINE e V abgerufen am 13 Januar 2019 Nachruf Rowan West 1953 2023 abgerufen am 5 Juli 2023 Normdaten Geografikum GND 4442267 2 lobid OGND AKS LCCN n98067827 VIAF 127532637 53 477128 9 700825 Koordinaten 53 28 37 7 N 9 42 3 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title St Petri Buxtehude amp oldid 235203935