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Die Orgel von St Cosmae et Damiani in Stade wurde in den Jahren 1669 bis 1673 von Berendt Hus und seinem Gesellen und Neffen Arp Schnitger gebaut und gilt als eine der bedeutendsten Barockorgeln Norddeutschlands Sie verfugt uber 42 weitgehend original erhaltene Register auf drei Manualen und Pedal Orgel von St Cosmae et Damiani Stade AllgemeinesAlternativer Name Schnitger OrgelOrt St Cosmae et Damiani Stade Orgelerbauer Berendt Hus Arp SchnitgerBaujahr 1669 1688Letzte r Umbau Restaurierung 1993 1994 durch AhrendEpoche BarockOrgellandschaft zwischen Elbe und WeserTechnische DatenAnzahl der Register 42Anzahl der Pfeifenreihen 61Anzahl der Manuale 3Windlade Schleiflade SpringladeTontraktur MechanischRegistertraktur MechanischSonstigesBedeutende Organisten Vincent Lubeck 1674 1702 Martin Bocker seit 1987 linker Pedalturm Inhaltsverzeichnis 1 Baugeschichte 1 1 Vorgangerorgeln 1 2 Neubau 1669 1688 durch Hus und Schnitger 1 3 Spatere Arbeiten 1 4 Restaurierungen 1 4 1 Temperatur 2 Disposition seit 1975 1688 3 Technische Daten 4 Literatur 5 Aufnahmen Tontrager 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseBaugeschichte BearbeitenVorgangerorgeln Bearbeiten Nachweislich ist in St Cosmae et Damiani fur das Jahr 1493 eine Orgel bezeugt Nachdem Hans Scherer der Altere zwar mit einem Neubau beauftragt wurde diesen aber nicht durchfuhrte baute sein Geselle Antonius Wilde 1606 1607 eine neue Orgel und erweiterte dieses Instrument 1608 auf 28 Register 1 1628 arbeitete Hans Scherer der Jungere an dem Instrument und 1635 ein unbekannter Orgelbauer Hans Riege aus Otterndorf fuhrte 1656 einen Umbau durch Mit der Kirche fiel diese Orgel dem grossen Stadtbrand von 1659 zum Opfer 2 Neubau 1669 1688 durch Hus und Schnitger Bearbeiten nbsp Ruckpositiv mit bekronenden FigurenNach dem Wiederaufbau der zerstorten Kirche wurde die Orgel von Hus unter Mitarbeit von Schnitger in Etappen gebaut 1669 errichtete man das Hauptgehause mit dem Balghaus 1670 erfolgten der Einbau der Spielanlage mit den Springladen und des Pfeifenwerks samt Intonation Vermutlich waren die doppelten Springladen im Oberwerk Hauptwerk Schnitgers Meisterstuck 3 Die anderen Werke sind mit Schleifladen ausgestattet 1670 1671 folgte das Ruckpositiv 1671 das Pedal und 1672 1673 das Brustpositiv Fur die einzelnen Bauabschnitte wurden vermutlich aus finanziellen Grunden aufgrund des Wiederaufbaus der Stadt einzelne Vertrage geschlossen 1673 wurde vermutlich Christian Flor aus Luneburg zur Orgelabnahme eingeladen 4 Womoglich wurde der Neubau erst 1675 vollstandig abgeschlossen 5 Vincent Lubeck der 1674 1702 Organist an St Cosmae war erwirkte im Jahr 1688 fur 400 Mark den Austausch einiger Register Trommet 16 und Cimbel III im Oberwerk sowie Krumphorn 8 und Schalmey 4 im Brustwerk durch Schnitger 6 Der Prospekt ist nach Art des Hamburger Prospekts aufgebaut Das funfteilige Ruckpositiv ist die verkleinerte Form des Oberwerks Auf den drei Turmen dieses Hauptgehauses stehen drei Frauenskulpturen welche die gottlichen Tugenden Glaube Kreuz Hoffnung Anker und Liebe Saugling symbolisieren Auf dem Mittelturm des Ruckpositivs steht der Harfe spielende Konig David der von zwei Engeln flankiert wird Als Vorbild fur die bekronenden Figuren diente offensichtlich die Stadtkirche Gluckstadt wo Hus 1661 1665 eine neue Orgel geschaffen hatte 7 Die beiden Manualgehause haben polygonale Mittelturme dem sich zweigeschossige Flachfelder anschliessen die zu den Spitzturmen uberleiten In den Obergeschossen der Flachfelder sind die Pfeifen stumm Zwei weitere Flachfelder mit stummen Pfeifen verbinden das Hauptwerkgehause mit den polygonalen Pedalturmen die von einer Volutenkrone mit Kugel verziert wird Von besonderer Klangqualitat sind die Holzfloten im Brustwerk und die neun original erhaltenen Zungenregister Die 16 Basis der Orgel verleiht dem Klang Gravitat und stellt einen Kontrast zu den brillanten Mixturen im Plenum dar 8 Spatere Arbeiten Bearbeiten Otto Diedrich Richborn Hamburg fuhrte 1727 1728 eine Reparatur durch ohne in die Disposition einzugreifen 1781 1782 wurde die Empore umgebaut und nach vorne erweitert In diesem Zuge geschah durch Georg Wilhelm Wilhelmy aus Stade ein Eingriff in die Disposition durch den Austausch zweier Register Die Empore wurde vergrossert damit kunftighin die Kirchen Musicken auf der Orgel gehalten werden konnen 9 Die Pedalturme wurden verkurzt und angehoben und durch Rundbogen die mit der Jahreszahl 1782 bezeichnet sind mit dem Manualgehause verbunden Ende des 18 Jahrhunderts wurde ein Glockenspiel mit 45 Schalenglocken eingebaut das vom Manual des Hauptwerks mittels einer Hammermechanik anspielbar ist Weitere Veranderungen erfolgten 1837 1841 durch Johann Georg Wilhelm Wilhelmy der die Pedalklaviatur tiefer in das Gehause verlegte die Manualklaviaturen erneuerte eine Koppel zwischen Hauptwerk und Ruckpositiv einbaute und einzelne schadhafte Pfeifen ersetzte Ein eingreifender Umbau erfolgte 1870 durch Johann Hinrich Rover der die Disposition und Tonhohe veranderte und das Ruckpositiv auf einer Kegellade ohne Gehause hinter die Orgel setzte Er erniedrigte die Stimmtonhohe um einen Ganzton 9 Die Empore wurde 1910 nochmals vergrossert und vor die Orgel gezogen 1917 mussten die Prospektpfeifen aus Zinn fur Kriegszwecke abgeliefert werden sie wurden 1919 durch Zinkpfeifen ersetzt Dank Rovers Umsetzung des Ruckpositivs ins Hauptgehause blieb der Principal 8 verschont 10 Restaurierungen Bearbeiten Paul Ott stellte 1948 die Disposition Schnitgers wieder her und platzierte das Ruckpositiv wieder vor das Hauptwerk allerdings in einem neuen Gehause mitten auf der 1910 vergrosserten Empore Durch die Erniedrigung des Winddrucks griff Ott zudem in die Klangsubstanz und Intonation ein 11 1956 wurden die fehlenden Basstone in den Manualwerken und im Pedalwerk mithilfe von Zusatzladen erweitert was zu Folgeschaden fuhrte Eine umfassende Restaurierung erfolgte 1972 1975 durch Jurgen Ahrend Leer Loga der den ursprunglichen Zustand von 1788 einschliesslich der Emporensituation wieder nach strengen denkmalpflegerischen Massstaben herstellte und die spater erneuerten Register rekonstruierte Ahrend stellte die alten Klaviaturumfange mit kurzer Oktav und das Ruckpositivgehause wieder her 9 Nach einer Kirchenrenovierung konnte Ahrend 1993 1994 die Orgel nachbearbeiten und das Hintergehause wiederherstellen wodurch verschiedene weitere Verbesserungen erzielt wurden D Wellmer Himbergen stellte 2007 die alte Farbfassung aus dem Jahr 1727 wieder her 12 Temperatur Bearbeiten Jurgen Ahrend legte 1975 eine modifiziert oder erweitert mitteltonige Temperatur die Harald Vogel fur diese Restaurierung entwickelte Sie erzielt ohne Wolfsquinte eine grosse Reinheit des Orgelklangs in den Tonarten mit wenigen Vorzeichen lasst aber auch das Spiel von mehr Tonarten zu als es in einer strikten mitteltonigen Temperatur gemeinhin fur akzeptabel angesehen wird Diese Temperatur der Stader Cosmae Orgel ist systematisch der modifiziert oder erweitert mitteltonigen Stimmung ahnlich die 1985 als Norder Stimmung durch die Restaurierung der Schnitger Orgel der Ludgerikirche zu Norden bekannt geworden ist und Verbreitung gefunden hat Struktur Sechs um 1 4 syntonisches Komma verengte Quinten von je 696 6 Cent C G D A E H Fis Zwei um ca 1 5 syntonisches Komma erweiterte Quinten von je 706 4 Cent 13 As Es B Vier reine Quinten zu je 702 Cent Fis Cis Gis und B F CIhr Kennzeichen ist ein Kern von drei mitteltonigen d h gleichartig guten Dur Akkorden auf C G und D Die grossen Terzen dieser drei Akkorde sind rein An diesen mitteltonigen Kern schliessen sich zu beiden Seiten des Quintenzirkels Tonarten an die mit zunehmender Vorzeichenzahl graduell immer gespannter klingen A E H Dur bzw F B und Es Dur vergleichbar einer wohltemperierten Stimmung Die restlichen Terzen der entlegensten Tonarten Fis Cis Des und As Dur sind zwar deutlich durch die beiden uberschwebenden Quinten gepragt die die in der Mitteltonigkeit ubliche Wolfsquinte aufteilen und weiter vermindern Sie sind aber je nach musikalischem Satz bzw Registrierung en passant verwendbar Terzen bzw Quinten uber c g d a e h fis cis des gis as es dis b fQuinte Cent Bruchteil synt K 14 696 6 1 4 696 6 1 4 696 6 1 4 696 6 1 4 696 6 1 4 696 6 1 4 7020 7020 706 4ca 1 5 706 4ca 1 5 7020 7020Grosse Terz Cent 386 3 386 3 386 3 391 7 397 1 406 8 416 6 416 6 416 6 406 8 397 1 391 7Kleine Terz Cent 289 7 299 5 304 9 310 3 310 3 310 3 310 3 304 9 299 5 289 7 285 3 285 3Disposition seit 1975 1688 BearbeitenI Ruckpositiv CDEFGA c30 1 Principal 0 8 HS A A 1 0 2 Rohrflot 0 8 HS A A 2 0 3 Quintadena 0 8 HS0 4 Octav 0 4 HS0 5 Sesquialter II A0 6 Waltflot 0 2 HS0 7 Sieflot 1 1 3 A0 8 Scharff V A0 9 Dulcian 16 0 0 HS10 Trechter Regal0 0 8 HS II Oberwerk CDEFGA c311 Principal 16 0 0 A A 3 12 Quintadena0 16 HS13 Octav 0 8 HS14 Gedackt 0 8 HS15 Octav 0 4 HS16 Rohrflot 0 4 HS17 Nassat 0 3 HS18 Octav 0 2 HS19 Mixtur VI HS A A 4 20 Cimbel III A21 Trommet 16 S22 Trommet 0 8 HS III Brustwerk CDEFGA c323 Gedackt 0 8 0 0 HS A 5 24 Querflot 0 8 HS A 6 25 Flot 0 4 HS A 7 26 Octav 0 2 HS27 Tertia 1 3 5 HS28 Nassat Quint0 1 1 2 HS A A 8 29 Sedetz 0 1 HS A A 9 30 Scharff III HS A A 10 31 Krumphorn 0 8 S32 Schalmey 0 4 S A A 11 Pedal CDE d133 Principal 16 0 0 HS A A 12 34 Sub Bass 16 HS A A 13 35 Octav 0 8 HS36 Octav 0 4 HS37 Nachthorn 0 1 HS38 Mixtur V VI0 HS39 Posaun 16 HS40 Dulcian 16 A41 Trommet 0 8 HS42 Cornet 0 2 A HSHS Hus unter Mitwirkung Schnitgers 1669 1673 S Schnitger 1688 A Ahrend 1975 Koppeln Schiebekoppel III II A Tremulant fur die ganze Orgel Glockenspiel vom II Manual spielbar spates 18 Jh 1983 restauriert Anmerkungen CDE kombiniert mit Rohrflot F c3 im Prospekt C H von Ahrend ab c von Hus Schnitger CDE kombiniert mit Quintadena F c3 im Prospekt Wenige Pfeifen rekonstruiert Eichenholz gedeckt Ab c1 Eichenholz offen Eichenholz offen Bass und oberste Oktave rekonstruiert Bass H Diskant A 37 Pfeifen rekonstruiert e2 c3 A Rest H C H im Prospekt A Rest innen H C Fis A Rest H Technische Daten Bearbeiten42 Register Traktur Klaviaturen Ahrend Tontraktur Mechanisch Registertraktur Mechanisch Windversorgung 80 mmWS Winddruck Sechs Keilbalge Schnitger vier restauriert Balgtretanlage Windladen Doppelte Springladen im Oberwerk Schnitger Schleifladen im Ruckpositiv Brustwerk und Pedal Schnitger Stimmtonhohe a1 493 Hz ein Ton uber normal Temperatur Modifiziert oder erweitert mitteltonig vgl Beschreibung im Abschnitt Temperatur Literatur BearbeitenCornelius H Edskes Harald Vogel Arp Schnitger und sein Werk 241 Veroffentlichung der Gesellschaft der Orgelfreunde 2 Auflage Hauschild Bremen 2013 ISBN 978 3 89757 525 7 S 18 22 171 f Martin Bocker Peter Golon Die Orgel Stadt Stade Weltberuhmte Orgeln und 600 Jahre Orgelbau Buch mit CD Orgelakademie Stade 2004 ISBN 3 931879 30 5 Harald Richert Arp Schnitger und Vincent Lubeck in unserer Heimat In Lichtwark Heft Nr 64 Hrsg Bezirksamt Bergedorf Bergedorf 1999 Siehe jetzt Verlag HB Werbung Hamburg Bergedorf ISSN 1862 3549 Harald Vogel Gunter Lade Nicola Borger Keweloh Orgeln in Niedersachsen Hauschild Verlag Bremen 1997 ISBN 3 931785 50 5 S 154 159 Gustav Fock Arp Schnitger und seine Schule Ein Beitrag zur Geschichte des Orgelbaues im Nord und Ostseekustengebiet Barenreiter Kassel 1974 ISBN 3 7618 0261 7 S 20 24 Helmut Winter Cor Cornelius H Edskes Heinz Meyer Bruck Die Huss Orgel in Stade St Cosmae Verlag der Musikalienhandlung Wagner Hamburg 1979 ISBN 978 3 921029 51 0 Aufnahmen Tontrager BearbeitenVollstandigkeit anstrebende Diskografie aller Schnitger Orgeln Virtuelle Umsetzung der Schnitger Hus Orgel fur die Software HauptwerkWeblinks Bearbeiten nbsp Commons Schnitger organ in St Cosmae Stade Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Kirchenmusik Stade Arp Schnitger Orgel Datenbank Seite von H W Coordes Orgel in Stade bei NOMINE e V Greifenberger Institut fur Musikinstrumentenkunde Stade Ss Cosmae et Damiani Orgeln der Kirche St Cosmae Stade Beitrag auf Orgel Verzeichnis St Cosmas und Damiani in Stade NDR Kultur 27 Januar 2019Einzelnachweise Bearbeiten Vogel Lade Borger Keweloh Orgeln in Niedersachsen 1997 S 154 Seite von H W Coordes abgerufen am 14 Februar 2017 Edskes Vogel Arp Schnitger und sein Werk 2 Aufl 2013 S 18 Fock Arp Schnitger und seine Schule 1974 S 20 Vogel Lade Borger Keweloh Orgeln in Niedersachsen 1997 S 156 Fock Arp Schnitger und seine Schule 1974 S 21 Edskes Vogel Arp Schnitger und sein Werk 2 Aufl 2013 S 20 Vogel Lade Borger Keweloh Orgeln in Niedersachsen 1997 S 159 a b c Edskes Vogel Arp Schnitger und sein Werk 2 Aufl 2013 S 172 Fock Arp Schnitger und seine Schule 1974 S 22 Vogel Lade Borger Keweloh Orgeln in Niedersachsen 1997 S 158 Orgel in Stade bei NOMINE e V abgerufen am 14 Februar 2017 Genau berechnet sind diese Quinten erweitert um die Summe aus 3 4 synt Komma 1 2 pyth Komma Angabe der Verkleinerung um den jeweiligen Bruchteil des syntonischen KommasErhaltene Orgeln von Arp Schnitger Bergstedt Blankenhagen Cappel Dedesdorf Eenum Faro Ganderkesee Godlinze Grasberg Aa kerk Groningen Martinikerk Groningen Pelstergasthuiskerk Groningen St Jacobi Hamburg Harkstede Hollern Ludingworth Mariana Mensingeweer Mittelnkirchen Moreira Maia Neuenfelde Nieuw Scheemda Noordbroek Norden Ochsenwerder Pellworm Sneek St Cosmae Stade Steinkirchen Uithuizen Weener 53 6018517 9 476292 Koordinaten 53 36 6 7 N 9 28 34 7 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Orgel von St Cosmae et Damiani Stade amp oldid 239197545