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In der Schlacht bei Lubeck trafen am 6 November 1806 im Vierten Koalitionskrieg Truppen Preussens und Frankreichs aufeinander Schlacht bei LubeckTeil von Vierter KoalitionskriegSchlacht bei LubeckDatum 6 November 1806Ort LubeckAusgang Sieg der FranzosenKonfliktparteienFrankreich 1804 Frankreich Preussen Konigreich PreussenBefehlshaberFrankreich 1804 Joachim Murat 1 Preussen Konigreich Gebhard von BlucherTruppenstarke53 000 Soldaten 21 000 SoldatenVerlusteEtwa 3000 Tote 5000 GefangeneVierter Koalitionskrieg 1806 07 Schleiz Saalfeld Jena und Auerstedt Lubeck Grosspolen Czarnowo Golymin Pultusk Dirschau Allenstein Preussisch Eylau Ostrolenka Stolp Danzig Kolberg Guttstadt Heilsberg Friedland Inhaltsverzeichnis 1 Vorangehende Ereignisse 2 Bluchers Eintreffen in Lubeck 3 Die Schlacht bei Lubeck 4 Die Kapitulationsurkunde 5 Angaben zu den Kriegsgefangenen 6 Plunderung Lubecks 7 Literatur 8 Weblinks 9 FussnotenVorangehende Ereignisse BearbeitenNach der Schlacht bei Jena und Auerstedt gelang es General Gebhard Leberecht von Blucher sich mit einer rund 10 000 Mann starken Truppe von Brandenburg aus in Richtung Nordwesten abzusetzen In Mecklenburg stiessen die Einheiten des Herzogs Karl August von Weimar hinzu so dass Bluchers Streitmacht schliesslich etwa 21 000 Soldaten umfasste Genaue Angaben uber die Starke von Bluchers Truppen fehlen jedoch aufgrund der chaotischen Zustande Bluchers Absicht war es starke franzosische Einheiten im Gebiet der Elbe so lange zu binden bis Verstarkung aus den ostlichen Provinzen Preussens eintraf zusammen mit der Armee des preussischen Verbundeten Russland Dieses Ziel stellte sich jedoch schnell als unerreichbar heraus da Bluchers Truppe von Gewaltmarschen erschopft kaum versorgt und sehr uneinheitlich zusammengewurfelt war Zudem waren die franzosischen Verfolger zahlenmassig weit uberlegen Marschall Soult alleine fuhrte bereits 26 000 Mann ins Feld hinzu kamen Marschall Bernadotte mit 18 000 und Marschall Murat mit nochmals 9 000 Mann Da es aussichtslos war die uberlegenen franzosischen Truppen in Feldschlachten verwickeln zu wollen entschied sich Blucher sein Heer stattdessen ins neutrale Lubeck zu fuhren um dort Schiffe zu requirieren und zumindest Teile seiner Armee nach Ostpreussen oder England zu bringen Sollte dieser Plan misslingen wollte er die Franzosen zu einer zeitaufwendigen Belagerung Lubecks verleiten um sie so zu binden Als sich Bluchers Streitmacht dicht verfolgt von den Franzosen von Suden her auf Lubeck zubewegte beunruhigte dies die schwedischen Militareinheiten im zum Kurfurstentum Hannover gehorigen Herzogtum Lauenburg die als Verbundete Englands dort stationiert waren Die schwedischen Verbande von insgesamt 1200 bis 1700 Mann zogen sich vor den heranruckenden Preussen und Franzosen gleichfalls in Richtung Lubeck zuruck Am 4 November erreichten die Schweden Lubeck und erzwangen sich gegen den Willen des Lubecker Rats gewaltsam Einlass in die Stadt indem sie die Torflugel des Muhlentors und Burgtors mit Artillerie zerstorten Ein Teil der schwedischen Truppen requirierte im Hafen liegende Schiffe fur die Uberfahrt nach Schweden das Gros der Schweden zog weiter nach Travemunde um dort weitere Schiffe zu beschlagnahmen Bluchers Eintreffen in Lubeck BearbeitenAm 5 November erschien um 14 Uhr ein Abgesandter Bluchers in Lubeck und verlangte dass die Stadt 8000 preussische Soldaten aufnehmen solle Da der Rat uber keinerlei Moglichkeit verfugte sich zur Wehr zu setzen das Lubecker Stadtmilitar war nur wenige hundert Mann stark und nicht fur ernsthafte kriegerische Handlungen geeignet wurde unter Protest zugesagt unter der Bedingung dass zur Betonung der fortbestehenden Souveranitat Lubecks das Rathaus auch weiterhin nur von Lubecker Soldaten bewacht werden sollte Blucher traf mit seinem Heer am Abend des 5 November in Lubeck ein Gemeinsam mit seinem Generalquartiermeister Oberst Gerhard von Scharnhorst nahm er zunachst die Befestigungsanlagen der Stadt in Augenschein Lubeck hatte nach dem Reichsdeputationshauptschluss von 1803 begonnen die Festungswalle zu beseitigen um die eigene Neutralitat zu unterstreichen Die Entfestigung war aber im Herbst 1806 noch nicht weit fortgeschritten so dass es den Preussen moglich war die Stadt innerhalb weniger Stunden zumindest provisorisch verteidigungsbereit zu machen Weiterhin entschloss Blucher sich seine Einheiten vornehmlich vor drei der Stadttore Burgtor Huxtertor und Muhlentor zu positionieren Diese eher schwachen Tore waren am meisten gefahrdet wahrend die weitaus starkeren Befestigungen des Holstentores keinen Anlass zur Besorgnis gaben Die Lage Lubecks das auf allen Seiten von Wasserlaufen umgeben ist begunstigte zudem den Verteidiger Es war Bluchers Plan den Kampf besonders an den drei Toren zu fuhren Die Schlacht bei Lubeck Bearbeiten nbsp Kampfe vor dem Burgtor nbsp Benjamin Zix Gefechte auf dem Burgfeld nbsp Kampfe auf dem Markt vor dem Rathaus nbsp Gedenktafel an die Gefechte am Burgtor am 6 November 1806 am Burgtor In der Nacht vom 5 zum 6 November erreichten die franzosischen Truppen Lubeck und schlossen die Stadt ein Der Angriff begann in den Morgenstunden des 6 Novembers Soult attackierte die Preussen am Muhlentor Murat am Huxtertor Der Schwerpunkt der Kampfe lag auf dem Burgfeld vor dem Burgtor wo Bernadotte Friedrich Wilhelm dem Herzog von Braunschweig Oels gegenuberstand Der Herzog hatte entgegen den ausdrucklichen Befehlen Bluchers und Scharnhorsts seine Infanterie zum Schutz einer Artilleriestellung auf einem Festungswall positioniert obwohl dieser Wall bereits durch einen Flusslauf geschutzt und fur Angreifer nicht erreichbar war Das Burgtor und die zugehorigen Festungsanlagen waren hingegen nahezu ungeschutzt Hinzu kam dass ein komplettes preussisches Bataillon auf dem Burgfeld stand und dadurch die eigene Artillerie am Feuern hinderte Bernadotte erkannte die Fehler des Herzogs und konzentrierte das Kampfgeschehen auf das Burgfeld Die Lage wurde fur die unterlegenen Preussen unhaltbar Blucher wies den Herzog an die Franzosen auf keinen Fall durch das Burgtor in die Stadt vordringen zu lassen doch auch das gelang nicht Als kurz nach 12 Uhr der Befehl zum Ruckzug hinter das Stadttor kam entstand eine ungeordnete Flucht daraus Zusammen mit den fluchtenden Preussen drangen die ersten Franzosen durch das Burgtor nach Lubeck ein Zugleich gelang es korsischen Jagern unbemerkt durch einen unbefestigten Abschnitt abseits des Burgtors uberraschend in die Stadt zu gelangen In der Stadt brachen Strassenkampfe aus Die Franzosen wurden mehrmals zuruckgedrangt konnten aber schliesslich den Besatzungen der anderen beiden Stadttore in den Rucken fallen so dass auch die Einheiten Soults und Murats in die Stadt vorstossen konnten Blucher konnte knapp entkommen Scharnhorst geriet in Gefangenschaft Der Herzog von Braunschweig Oels mied jede Teilnahme an den Nahkampfen setzte sich stattdessen mit einem Boot uber die Trave ab und schloss sich den Fluchtenden an Unter Bluchers Fuhrung gelang es einigen Tausend preussischen Soldaten Lubeck durch das Holstentor zu verlassen und in Richtung Schwartau zu entkommen wahrend die Franzosen bereits die Stadt zu plundern begannen Bluchers Flucht war jedoch aussichtslos da in Travemunde nach der Flucht der Schweden keine Schiffe mehr verfugbar waren In Stockelsdorf verwehrten ihm starke danische Verbande bereits den Weg auf neutrales danisches Gebiet 2 Zu weiteren Gefechten waren die Uberreste seiner Truppen nicht mehr in der Lage Am 7 November kapitulierte er im Pastorat von Ratekau mit den verbliebenen 8000 Mann seiner Streitmacht 3 Die Kapitulationsurkunde BearbeitenDieses Dokument weist zwei Besonderheiten auf Erstens wollte Blucher bereits im ersten Absatz erwahnen warum er kapitulieren musste Da es dem General von Blucher an Munition Brod und Fourage fehlt Damit wollte Blucher dokumentieren dass er nicht aufgrund einer Niederlage im Kampf kapitulierte sondern wegen ausbleibenden Nachschubs Diese Eingangsformel lehnte Murat jedoch ab 4 Es wurde Blucher jedoch freigestellt dies am Ende zu erwahnen was er auch tat neben seiner Unterschrift Zweitens verweigerten die Franzosen das Zugestandnis dass die Officiers sich auf ihr Ehrenwort in ihre Heimath begeben Somit erhielt die Kapitulationsurkunde an deren Aushandlung preussischerseits Karl von Muffling beteiligt war folgenden Wortlaut 5 Da Se Excellenz der General v Blucher sich hat in eine Capitulation einlassen wollen und da er durch die Lage worin er sich befindet dazu genothigt sieht so nimmt er die Bedingungen an welche im Namen der 3 Corps der grossen Franzosischen Armee gemacht worden namlich 1 dem Sr Kaiserl Hoheit des Grossherzogs von Berg 6 2 dem Sr Durchlaucht des Marschalls Prinzen von Ponte Corvo 7 3 dem Sr Excellenz des Marschalls Soult welche Capitulation im Namen der 3 Armee Corps von den Divisions Generalen Tilly und Rivaud unterzeichnet ist von denen jeder eine Division des ersten Armee Corps unter dem Marschall Prinzen v Ponte Corvo commandirt da sie sich der capitulirenden Armee am nachsten befanden Art I Die Truppen unter den Befehlen Sr Excellenz des Hrn Generals v Blucher sowohl Cavallerie als Infanterie und Artillerie und alle Detachements welche zu seinem Commando gehoren werden Kriegsgefangene seyn Art II Die Waffen Pferde Kanonen und Munition aller Art werden der Franzosischen Armee ubergeben werden Art III Die Hrn Officiers aller Grade nebst den Fahnjunkers werden ihre Waffen Pferde und Bagage behalten die Unterofficiers und Soldaten behalten ihre Tornister und Mantelsacke Art IV Die Herren Officiers werden sich auf ihr Ehrenwort als Kriegsgefangene ergeben und versprechen sich nach dem Ort zu verfugen der ihnen angewiesen wird Art V Die Kriegskasse und alle Fonds welche Sr Majestat dem Konig von Preussen zugehoren und zur Disposition des Generals v Blucher sind werden der Franzosischen Armee ubergeben werden Art VI Der Hr General v Blucher wird durch seinen Chef d Etat Major den Etat aller Corps und Detachements einreichen lassen welche unter seinen Befehlen stehen Art VII Das Armee Corps Sr Excellenz des Hrn Generals v Blucher wird um 12 Uhr mit allen Kriegs Ehren bewaffnet mit fliegenden Fahnen und brennenden Lunten vor der Franzosischen Armee defiliren und wenn es den linken Flugel passirt hat die Waffen niederlegen Doppelt ausgefertigt zu Ratkau den 7ten Nov 1806v Blucher Ich capituliere weil ich weder Munition noch Brod und Fourage habe Die Divisions Generale Tilly RivaudAngaben zu den Kriegsgefangenen BearbeitenIn den zeitgenossischen Quellen variieren die Angaben zur Zahl der preussischen Soldaten die in Kriegsgefangenschaft gerieten Bei der Kapitulation in Ratekau bestand Bluchers Armeekorps noch aus 5 Grenadier und 8 Infanterie Bataillonen mit zusammen ca 3750 Mann In Lubeck selbst wurden 8 Grenadier 4 Fusilier 2 Infanterie Bataillone sowie 6 Jager Kompanien mit ca 4800 Mann gefangen genommen Insgesamt gingen demgemass ca 8 550 preussische Soldaten in franzosische Kriegsgefangenschaft 8 Karl von Muffling zufolge gingen bei Ratekau 5 Grenadier und 4 Infanterie Bataillone sowie Reste von Jager und Fusilier Einheiten mit zusammen 4050 Mann in Gefangenschaft 9 Hinzu kamen 55 Eskadrons Reiter mit 3760 Soldaten zusammen also 7810 Mann Blucher selbst spricht in seinem Rechtfertigungsschreiben an den preussischen Konig von 9400 in Gefangenschaft geratenen Soldaten Die Herausforderung des Umgangs mit den 3000 Toten und ungezahlten Verletzten fuhrte zu einem Zusammenrucken der Lubecker Arzte und letztlich 1809 zur Grundung des Arztlichen Vereins zu Lubeck Plunderung Lubecks BearbeitenNach der Schlacht kam es zu mehrere Tage wahrenden Plunderungen Misshandlungen der Zivilbevolkerung und Massenvergewaltigungen durch die franzosischen Besatzungstruppen Die Ubergriffe konnten nur mit einiger Muhe durch die Armeefuhrung beendet werden Diese Ereignisse werden von Charles de Villers ausfuhrlich in einem Brief an Fanny de Beauharnais eine Napoleon nahestehende franzosische Salonniere geschildert Der Brief wurde publiziert und die Plunderung Lubecks wurde dadurch in ganz Europa bekannt und erregte Anteilnahme Literatur BearbeitenFrank Bauer Lubeck 6 November 1806 Bluchers Signal zum weiteren Widerstand Kleine Reihe Geschichte der Befreiungskriege 1813 1815 H 36 Edition Konig und Vaterland Potsdam 2011 Charles de Villers Brief an die Grafinn Fanny de Beauharnais enthaltend eine Nachricht von den Begebenheiten die zu Lubeck an dem Tage Donnerstag den 6ten November 1806 und folgenden vorgefallen sind Kunst und Industrie Comptoir Amsterdam 1807 3 Aufl 1808 http vorlage digitalisat test 1 3D 7B 7B 7B1 7D 7D 7D GB 3D XoAAAAAcAAJ IA 3D MDZ 3D 0A SZ 3D doppelseitig 3D LT 3D3 20Aufl 201808 PUR 3D Neudruck Lubeck 1981 Antjekathrin Grassmann Hrsg Lubeckische Geschichte Verlag Schmidt Romhild Lubeck 1988 ISBN 3 7950 3202 4 Helmut Stubbe da Luz Franzosenzeit in Norddeutschland 1803 1814 Napoleons Hanseatische Departements Edition Temmen Bremen 2003 ISBN 3 86108 384 1 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Schlacht bei Lubeck Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienFussnoten Bearbeiten Marcel Dupont Murat Wilh Gottl Korn Verlag Breslau S 267 Friedrich Carl Ferdinand Baron von Muffling Operationsplan der Preussisch Sachsischen Armee im Jahr 1806 Schlacht von Auerstadt und Ruckzug bis Lubeck Landes Industrie Comptoir Weimar 1807 S 115 Ein zeitnaher Bericht des damaligen Ratekauer Pastors Adolf Heinrich Schrodter findet sich in Johannes Eduard Busse Gerold erster Bischof von Lubeck und die Kirche zu Ratekau zur Gedachtnissfeier des 700jahrigen Bestehens dieser Kirche Lubeck 1856 S 55 60 google de Friedrich Carl Ferdinand Baron von Muffling Operationsplan der Preussisch Sachsischen Armee im Jahr 1806 Weimar 1807 S 131 Friedrich Carl Ferdinand Baron von Muffling Operationsplan der Preussisch Sachsischen Armee im Jahr 1806 Weimar 1807 Beilage H S 145 147 Den Titel eines Grossherzogs von Berg trug Joachim Murat seit August 1806 Von 1806 bis 1810 war Marschall Bernadotte zugleich Furst von Ponte Corvo Politisches Journal nebst Anzeige von gelehrten und andern Sachen herausgegeben von einer Gesellschaft von Gelehrten Jg 1806 2 Band S 1253 ff Friedrich Carl Ferdinand Baron von Muffling Operationsplan der Preussisch Sachsischen Armee im Jahr 1806 Weimar 1807 Beilage I S 148 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Schlacht bei Lubeck amp oldid 237730474