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Das Lubecker Stadtmilitar war vom spaten 17 Jahrhundert bis zum 23 Februar 1811 das stehende Heer Lubecks Uniformen des Lubecker Stadtmilitars 1809Lubecker Grenadiere 1750 und 1796Wachtparade des Lubecker Stadtmilitars vor Dom und Zeughaus im Jahre 1797 Zeichnung von Johann Marcus DavidLubecks bekanntester Stadtkommandant Chasot Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Zusammensetzung 3 Starke 4 Aufgaben 5 Uniformierung 6 Sonstiges 7 Literatur 8 Siehe auch 9 WeblinksGeschichte BearbeitenWahrend des Mittelalters und bis zum Beginn des Dreissigjahrigen Kriegs unterhielt die Stadt Lubeck keine standige Truppe von Berufssoldaten Soldner wurden nur bei Bedarf und fur relativ kurze Zeitraume in Dienst genommen Anfallende militarische Routineaufgaben wie die Bewachung der Stadttore oder die Sicherung der offentlichen Ordnung wurden von stadtischen Bediensteten oder bewaffneten Burgeraufgeboten wahrgenommen Mit dem Ausbau der Lubecker Stadtbefestigung im Verlauf des 17 Jahrhunderts wurde jedoch die Einrichtung professioneller militarischer Verbande notig Der genaue Beginn der Existenz des Lubecker Stadtmilitars lasst sich nicht festlegen jedoch spatestens 1691 bestand die Truppe als dauerhafte standig besoldete Einheit Das Lubecker Stadtmilitar existierte das gesamte 18 Jahrhundert 1796 musste der Burgermeister Hermann Georg Bunekau mit Hilfe der Lubecker Burgerkompanien den Soldatenaufstand des Lubecker Stadtmilitars beilegen der durch ausstehende Soldzahlungen ausgelost worden war Zwei Anfuhrer des Aufstands wurden standrechtlich erschossen Das Stadtmilitar wurde auch nach der franzosischen Okkupation der Stadt im Jahre 1806 nicht aufgelost sondern nahm weiterhin Sicherungs und Ordnungsaufgaben gemeinsam mit der franzosischen Besatzungsmacht wahr Erst mit der Eingliederung Lubecks in das franzosische Kaiserreich am 1 Januar 1811 horte das Stadtmilitar zu bestehen auf Die Garnison wurde am 23 Februar offiziell aufgelost die Soldaten entlassen und nach festgestellter Tauglichkeit zum Teil in die franzosische Armee oder in die Zolltruppe Garde des Cotes de Lubeck ubernommen Nach der Befreiung Lubecks von der franzosischen Besatzung 1813 wurde das Stadtmilitar in seiner alten Form nicht wiederbelebt An seine Stelle trat das neue Lubecker Militar das bis zum Abschluss der Militarkonvention mit dem Konigreich Preussen am 27 Juni 1867 mit der Lubeck seine Wehrhoheit abtrat Bestand hatte Zusammensetzung BearbeitenDas eigentliche Lubecker Stadtmilitar war eine reine Infanterietruppe die sich bis 1750 aus Musketieren zusammensetzte vorubergehend hatte es von 1713 bis 1718 eine Kompanie Grenadiere gegeben Erst 1751 wurde erneut eine Grenadierkompanie aufgestellt die Grenadiermutzen mit Vorderschild aus Messingblech erhielt Die Bemannung der Geschutze auf den Befestigungswallen gehorte nicht zu den Aufgaben des Stadtmilitars sondern der Artilleristen Sie waren verwaltungstechnisch und organisatorisch vom Militar getrennt und unterstanden nur im Kriegsfalle dem Oberkommando des Stadtkommandanten obgleich General von Chasot wiederholt Anstrengungen unternahm die Artillerie in das Stadtmilitar einzugliedern Eine eigene Kavallerieeinheit unterhielt die Stadt Lubeck nicht sondern nur eine Anzahl berittener Ratsdiener die jedoch neben Kurier und Eskortdiensten gelegentlich auch Ordnungsaufgaben wahrzunehmen hatten Chasots Forderung nach Aufstellung einer zeitgemassen Dragonereinheit nach Hamburger Muster wurde nicht stattgegeben Starke BearbeitenDie Starke des Lubecker Stadtmilitars schwankte im Verlaufe seiner Existenz erheblich je nach Finanzlage sowie aussen und innenpolitischer Situation Zeitweise standen im fruhen 18 Jahrhundert nur knapp 300 Soldaten verteilt auf drei Kompanien im Dienst der Stadt Bis zur Mitte des Jahrhunderts stieg die Mannschaftsstarke bis sie unter Chasot 1762 den Hochststand von etwa 600 Mann in funf Kompanien erreichte Danach folgte eine Reduktion indem die Stellen von Soldaten die aus dem Dienst geschieden waren nicht neu besetzt wurden 1797 standen nur noch 460 Mann unter Waffen Die bewaffnete Truppe wurde erganzt durch eine Anzahl Militarmusiker ziviles Verwaltungspersonal und einen Militarchirurgen Die personelle Starke lasst keinerlei Ruckschlusse auf die Kampfkraft des Stadtmilitars zu da die Soldaten zum Teil ein hohes Alter aufwiesen und deswegen nur bedingt einsatzfahig waren Im Jahre 1772 etwa waren 32 Soldaten uber 70 Jahre alt Aufgaben BearbeitenDas Stadtmilitar hatte an den Stadttoren den Warenverkehr zu uberwachen um die Einfuhr verbotener Guter zu unterbinden Daruber hinaus fuhrten die Soldaten Personenkontrollen durch mit denen unerwunschte Personen aus der Stadt ferngehalten oder gesuchte Straftater ergriffen werden sollten Zudem nahm das Stadtmilitar polizeiliche Aufgaben wahr darunter der Schutz der offentlichen Ordnung die Strafverfolgung die Brandbekampfung die Kontrolle von Auslandern und die Niederschlagung von Unruhen In Travemunde ubernahm eine Garnison des Stadtmilitars die Kontrolle der einlaufenden Schiffe und in den Lubecker Exklaven wie Bergedorf waren kleinere Kontingente als Ausdruck hoheitlicher Gewalt stationiert Die Sicherung der Durchlasse der Lubecker Landwehr und die Durchfuhrung von Kontrollen an den Schlagbaumen oblag ebenfalls dem Stadtmilitar wie auch die Verfolgung unerwunschter Personen oder fluchtiger Straftater sowie die Aufrechterhaltung der Ordnung auf dem gesamten Lubecker Territorium Uniformierung BearbeitenWahrend des 18 und fruhen 19 Jahrhunderts waren die Lubecker Soldaten in Weiss und Rot den Wappenfarben der Stadt gekleidet Sie trugen weisse Beinkleider und rote Rocke mit weissen Aufschlagen und Rabatten Als Kopfbedeckung trugen die Infanteristen einen schwarzen Dreispitz die Grenadiere erhielten Grenadiermutzen Die unabhangig organisierten Artilleristen trugen im Unterschied hierzu grune Rocke Sonstiges BearbeitenObwohl es sich beim Lubecker Stadtmilitar wie zu jener Zeit ublich um angeworbene Freiwillige handelte stammte ein Drittel der Soldaten aus Lubeck selbst viele besassen das Lubecker Burgerrecht Eine Unterbringung in Kasernen bestand in Lubeck nicht eben sowenig eine Einquartierung bei den Bewohnern Es wurde von den Soldaten erwartet dass sie eine eigene Wohnung unterhielten In einigen Fallen waren Soldaten selbst Hausbesitzer Die Ausrustung lag im Zeughaus Literatur BearbeitenSchlurmann Jan Das Militar der Freien und Hansestadt Lubeck 1623 1867 in Handbuch zur nordelbischen Militargeschichte Heere und Kriege in Schleswig Holstein Lauenburg Eutin und Lubeck 1623 1663 67 hrsg von Eva S Fiebig und Jan Schlurmann Husum 2010 S 165 204 Thomas Schwark Lubecks Stadtmilitar im 17 und 18 Jahrhundert Untersuchungen zur Sozialgeschichte einer reichsstadtischen Berufsgruppe Herausgegeben vom Archiv der Hansestadt Lubeck Schmidt Romhild Lubeck 1990 ISBN 3 7950 0456 X Veroffentlichungen zur Geschichte der Hansestadt Lubeck B 18 Zugleich Hamburg Univ Diss 1989 Siehe auch BearbeitenLubecker Burgergarde Bremer Stadtmilitar Hamburger BurgermilitarWeblinks Bearbeiten nbsp Commons Lubecker Stadtmilitar Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Lubecker Stadtmilitar amp oldid 194645435