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Der Aufschlag ist bei der militarischen Uniform der Besatz am unteren Ende des Armels des Waffenrocks meistens in der Farbe des Kragens Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Grundformen 3 Beispiele historischer und nationaler Aufschlagsformen 4 Aufschlagsformen des deutschen Heeres im Jahre 1914 4 1 Brandenburgische Aufschlage 4 2 Schwedische Aufschlage 4 3 Polnische Aufschlage 4 4 Neu f chateler bzw Franzosische Aufschlage 4 5 Deutsche Aufschlage 4 6 Ungarische Knoten 5 LiteraturGeschichte BearbeitenBereits mit Beginn der Uniformierung von militarischen Verbanden zwischen dem Ende des Dreissigjahrigen Krieges und dem Ausklang des 17 Jahrhunderts begann man die zunachst der damaligen Zivilmode entsprechenden grossdimensionierten Armelauf beziehungsweise umschlage in der Abzeichenfarbe des jeweiligen Verbandes zu halten Im Laufe der Zeit kristallisierten sich in verschiedene Armeen landestypische Gestaltungsformen heraus Es wurden teils andersfarbige Patten uber die Aufschlage gelegt die Anzahl und das Anbringungsschema der Knopfe variierten auch die Form selbst war von Wandlungen betroffen Manchmal erhielt Aufschlag bzw Patte eine andersfarbige Paspelierung manchmal war der Aufschlag von der Rockfarbe und nur andersfarbig paspeliert Mit dem Anwachsen der Streitkrafte wurden diese Varianten zunehmend auch genutzt um Verbande innerhalb des gleichen Heeres bzw sogar der gleichen Waffengattung unterscheidbar zu machen So teilten sich bei der Linieninfanterie Osterreich Ungarns zwei Regimenter die gleiche Kombination von Knopf und Abzeichenfarbe waren jedoch u a durch unterschiedliche Armelaufschlage als Verband aus dem cis oder transleithanischen Teil der Donaumonarchie erkennbar Egalisierung Die Uniformstile militarisch erfolgreicher Staaten wurden gerne kopiert so dass am Ende die meisten Aufschlagsformen auch ausserhalb des Ursprungslandes Verbreitung fanden Auf das preussische Vorbild zuruckgehen mag etwa die Beliebtheit der alt brandenburgische Armelaufschlage in der kurhannoverschen Infanterie 1731 1765 und der englischen Armee ca 1742 1768 In der letzteren hiess dieser Aufschlag mit V formigen Seitenschlitz slash and frame Schlitz und Einfassung Die zugehorige Patte war seit den 1740er Jahren oft auf englische Art reich bortiert siehe Abb unten 45th Regiment of Foot England 1750 Die alt brandenburgischen Aufschlagen wichen solchen von runder geschlossener Form mit zwei bis drei aufgesetzten Litzen samt Knopf In Preussen selbst waren die alt brandenburgischen Aufschlage bereits 1740 mit dem Regierungsantritt Friedrichs des Grossen aus der Mode geraten Nur noch die bis dahin aufgestellten alten Regimenter und die Artillerie trugen sie Bis zu Friedrichs Ableben erhielten neu formierte Regimenter meist schwedische Aufschlage Eine andere Modeerscheinung stellte der Einzug der spitzen polnischen Aufschlage in die Heere Europas dar Als man sich zu Beginn des 19 Jahrhunderts zunehmend fur Lanzenreiter und leichte Reiterei begeisterte hielt mit den nach Art der polnischen Ulanen bzw ungarischen Husaren kampfenden Truppen auch deren Bekleidung Einzug Teilweise wurden auch andere Gattungen der leichten Kavallerie und sogar die leichte Infanterie mit polnischen Aufschlagen oder ungarischen Knotenschnuren bedacht Bis etwa zum Beginn des Ersten Weltkrieges blieben Armelaufschlage fester Bestandteil der buntfarbigen Friedensuniformen der meisten Armeen Auch bei den Felduniformen wurden sie oftmals noch verwendet wenn auch in stark vereinfachter Form Nach dem Ersten Weltkrieg behielt man die Armelaufschlage aus Traditionsgrunden noch in einigen Streitkraften bei so z B bei der deutschen Wehrmacht Auch heute noch sind sie bei einigen Armeen in Verwendung jedoch nur mehr bei formelleren Anzugarten nicht mehr bei Arbeits oder Feldanzug Grundformen BearbeitenBei der Gestalt der Armelaufschlage bildeten sich etwa drei Haupttypen heraus innerhalb derer es zahlreiche kleinere Unterschiede gab gerade Stulpumschlage ohne Patten schwedisch oder deutsch genannt gerade Stulpumschlage mit Patten franzosisch oder brandenburgisch genannt nach oben spitz zulaufende Stulpumschlage polnisch genannt Bei Aufschlagen mit vertikaler Knopfanordnung war zwischen oben offenen Aufschlagen und unten offenen Aufschlagen zu unterscheiden Bei den oben offenen Aufschlagen sass die Knopfreihe zum Offnen des Aufschlags mittig auf dem Armel zwischen beiden Armelnahten bspw die brandenburgischen Aufschlage Bei den unten offenen Aufschlagen sassen die Knopfe nahe der hinteren Armelnaht bsp deutsche Aufschlage Obwohl im 19 Jahrhundert bei den Husaren und ahnlich uniformierten Truppen einiger Staaten die Abzeichenfarben und damit der Aufschlag im eigentlichen Sinn an Dolman bzw Attila entfielen behielt man die den Aufschlag umgebende kleidsame Verschnurung in Ungarn Vitez Kotes genannt bei oder ubernahm sie sogar fur eigentlich von vorneherein aufschlagslose Uniformen Die Armelaufschlage waren mit senkrechten und waagerechten Knopfreihen verziert dazu wurden funktionslose Knopflocher mit und ohne Borten angebracht Im Laufe der Jahrzehnte verringerten sich die Dimensionen der Aufschlage immer mehr bis sie zu Ende des 19 Jahrhunderts ihre endgultige Grosse erreicht hatten Aus Ersparnisgrunden bestanden sie auch nur noch aus aufgesetzten Stoffstreifen und waren keine Aufschlage im eigentlichen Sinne des Wortes mehr Beispiele historischer und nationaler Aufschlagsformen Bearbeiten nbsp Kurfurstliches Leib Regiment zu Fuss Bayern 1701 nbsp Royal Carabiniers Frankreich 1700 nbsp Regiment Royal Roussillon Frankreich 1720 nbsp Gensdarmes de la Garde Frankreich 1724 nbsp 45th Regiment of Foot England 1750 nbsp Regiment Royal Hesse Darmstadt Frankreich 1786 nbsp k k ungarischer Grenadier 1798 nbsp Jager des Regiments Olivera Spanien 1811 nbsp Garde Grenadiere des Konigreichs Westphalen 1812 nbsp Gendarmes d Elite der Kaisergarde Frankreich 1865 nbsp k k Deutsche Uniform Osterreich Ungarn 1867 nbsp k u k Ungarische Uniform Osterreich Ungarn 1914 nbsp Ausgehuniform der deutschen WehrmachtAufschlagsformen des deutschen Heeres im Jahre 1914 BearbeitenBrandenburgische Aufschlage Bearbeiten unter anderem Infanterie der Gardegrenadiere und der Fussartillerie Diese Aufschlagsform gliedert sich in alt brandenburgische und neu brandenburgische Aufschlage Bei ersteren gab ein seitlicher V formiger Schlitz den Blick auf die darunter liegende Armelpatte frei Die Patte war haufig speziell bei Unteroffizieren oder bspw den Bombardieren der preussischen Artillerie betresst oder bortiert vgl Abb oben 45th Regiment of Foot England 1750 Gegen Ende des 18 Jahrhunderts ging daraus der neu brandenburgische Armelaufschlag hervor Dort sass die Patte auf dem inzwischen geschlossenen Aufschlag und war damit der Endform des franzosischen Aufschlags sehr ahnlich Nachdem im preussischen Heer zeitweise schwedische Aufschlage dominiert hatten fand im Zuge der Napoleonischen Kriege die neu brandenburgische Variante vermehrt ihren Weg ins preussischen Heer In gewisser Weise war dies ein re Import Die franzosische Armee fuhrte seit 1791 fast ausnahmslos neu brandenburgische Aufschlage und dies zur bunten Friedensuniform noch bis in die 1930er Jahre hinein Die Aufschlage mit vertikal aufgesetzter Patte waren eine Weiterentwicklung der sog offenen Aufschlagen die in Frankreich seit 1775 1779 fur das Gros der Linientruppen Vorschrift gewesen waren Ein ahnlicher Entwicklungsprozess hatte sich gleichzeitig auch in Preussen abgespielt war aber offenbar durch das franzosische Beispiel zusatzlich befeuert worden Merkmal drei Knopfe ubereinander auf der Armelpatte nbsp Mannschaften Hess Garde Rgt 115 nbsp Offiziere Hess Garde Rgt 115 nbsp mit gruner Paspelierung Mannschaften Linie nbsp Mannschaften Garde nbsp mit gelber Paspelierung Unteroffiziere LinieSchwedische Aufschlage Bearbeiten Teile der Infanterie der Garde zu Fuss Pioniere Jager Feldartillerie Dragoner Kurassiere sowie der Jager zu Pferde Auch die preussischen Militarbeamten hatten durchweg schwedische Aufschlage Merkmal parallellaufend mit der unteren Offnung des Armels und zwei Knopfe nebeneinander nbsp mit gelben Knopfen Mannschaften Linie nbsp Mannschaften Garde nbsp mit weissen Knopfen Unteroffiziere Linie nbsp Gardes du Corps Unteroffiziere nbsp Kurassiere UnteroffizierePolnische Aufschlage Bearbeiten Ulanen und GendarmenMerkmal nach oben in eine Spitze auslaufend und in dieser einen einzelnen Knopf nbsp Mannschaften Garde nbsp MannschaftenNeu f chateler bzw Franzosische Aufschlage Bearbeiten Gardeschutzen und die 2 Garde MG Abteilung Der Name dieser Aufschlagsform mit geschweiften Patten verweist auf das ehemalige Furstentum Neuenburg frz Neuchatel heute der Schweizer Kanton Neuenburg Dort wurden 1814 die ersten Gardeschutzen rekrutiert Landesherren waren damals Preussens Konige die Neuenburg Neu f chatel von 1707 bis 1806 und wieder von 1814 bis 1857 in Personalunion regierten Neben den Gardeschutzen fuhrten diese Aufschlage nur noch das II Bataillon des Mecklenburgischen Grenadier Regiments Nr 89 Merkmal drei Knopfe ubereinander auf einer geschweiften Armelpatte mit drei Spitzen nbsp Deutsche Aufschlage Bearbeiten nur fur die sachsischen TruppenteileDie deutschen Aufschlage waren sog runde Aufschlage ohne Schlitze Merkmal parallellaufend mit der unteren Offnung des Armels ein Knopf auf dem Aufschlag ein Knopf auf dem Armel nbsp Ungarische Knoten Bearbeiten Husaren Sie besassen keine Aufschlage im eigentlichen Sinne mehr sondern trugen am unteren Armel eine Schnurverzierung nbsp Literatur BearbeitenLiliane und Fred Funcken Historische Uniformen Napoleonische Zeit 18 Jahrhundert und 19 Jahrhundert Munchen 1989 Liliane und Fred Funcken Historische Uniformen 18 Jahrhundert Franzosische Garde und Infanterie Britische und preussische Infanterie Munchen 1978 Liliane und Fred Funcken Historische Uniformen 18 Jahrhundert Franzosische britische und preussische Kavallerie Infanterie Kavallerie und Artillerie der ubrigen europaischen Lander Munchen 1978 Reinhold Muller Die Armee Augusts des Starken Militarverlag der DDR Berlin 1984 Georg Ortenburg Ingo Promper Preussisch deutsche Uniformen von 1640 1918 Orbis Verlag Munchen 1991 ISBN 9 783572 087853 Friedrich Schirmer Die Uniformierung der kurhannoverschen Infanterie 1744 1803 in Zeitschrift fur Heereskunde 1970 Heft Nr 229 S 89 93 Nr 231 147 149 Nr 232 193 197 1971 Nr 233 22 25 Nr 234 78 79 Nr 235 118 120 Nr 237 171 172 Nr 238 214 217 1972 Nr 239 25 27 Nr 240 70 75 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Aufschlag Uniform amp oldid 231776334