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Als Bombardiere bezeichnete man ursprunglich die Bedienungen eines Steine schleudernden Katapults spater aber jene von Steilfeuergeschutzen wie Bombarde bzw Morser und Haubitze Seit dem 18 Jahrhundert wandelte sich der Begriff in verschiedenen Heeren zu einer Dienstgradbezeichnung des Richtkanoniers Er rangierte dann meist zwischen dem Gemeinen Kanonieren und dem Korporal bzw Unteroffizier In einigen modernen Streitkraften ist Bombardier noch heute ein niederer Unteroffizier oder hoherer Mannschaftsdienstgrad der Artillerie Russische Bombardiere 1812 Gemalde von Nikolai Zaretsky 1911 Preussische Artillerie 1750 Bombardier Kanonier Offizier von links Inhaltsverzeichnis 1 Wortherkunft 2 Koniglich Preussische Armee 3 Commonwealth Armeen 4 Einzelnachweise 5 LiteraturWortherkunft BearbeitenIm 14 und 15 Jahrhundert wurden bestimmte Steine verschiessende Wurfgeschutze als Bombarden bezeichnet Das Wort leitet sich vom lateinischen bombus was dumpfes Gerausch bedeutet und dem gleichbedeutenden italienischen bomba ab Danach wurde in Frankreich zunachst die Waffe bombarde bezeichnet und schliesslich der Begriff auf die dazugehorige Mannschaft bombardien ubertragen 1 Koniglich Preussische Armee BearbeitenUnter dem Grossen Kurfursten wurden die Bedienungen der anfangs zu Belagerungszwecken spater aber bloss zur Reprasentation konzipierten Steinbuchsen als Bombardiere bezeichnet Hauptsachlich aber stellten sie im kurbrandenburgisch preussischen Heer die Mannschaften der fur extremes Steilfeuer geeigneten Geschutze Bombarde bzw Morser und Haubitze Der Umgang mit den Steilfeuergeschutzen mit denen auch verdeckte Ziele erreicht werden konnten setzte ein hoheres technisches Konnen voraus als der Umgang mit Flachfeuergeschutzen bzw Kanonen Darum genossen Bombardiere ein hoheres Ansehen als Kanoniere Das Artilleriekorps des Grossen Kurfursten bestand 1683 aus einer Bombardier und vier Kanonier Kompanien Konig Friedrich Wilhelm I loste 1713 die Bombardier Kompanien auf und teilte ihre Angehorigen den Kanonier Kompanien zu Die Bombardiere ubernahmen nun die Rolle als Richtkanoniere und standen im Rang uber den Kanonieren In der preussischen Armee rangierte der Bombardier zwischen den Dienstgraden Kanonier und Korporal Sold und Aufgabenbereich reichten an jene des Unteroffiziers Rechtlich zahlte er zu den sog Avancirten also den Unteroffizieren und war zuletzt auch in deren Gehaltsklasse eingereiht nach den Sergeanten und vor den Gefreiten Trotzdem blieb er immer noch von den Unteroffizieren geschieden Die in den 1820er bis Anfang der 1830er Jahre eingefuhrten Vizebombardiere bzw Bombardiere 2 Klasse zahlten dagegen eindeutig zu den Gemeinen Sie ersetzten die in der Artillerie zeitweise abgeschafften Gefreiten 2 3 Eine AKO vom 30 Juni 1859 beendete das Zwitterdasein der Bombardiere indem sie auf den Aussterbeetat gesetzt wurden Demnach waren ab dem 1 Juli 1859 keine neuen Beforderungen in diesen Dienstgrad mehr vorzunehmen 4 Die letzten Bombardiere verschwanden um 1862 entweder aufgrund einer Beforderung in den nachsthoheren Dienstgrad oder nach Ablauf ihrer Dienstzeit 5 In ihre Stellen ruckten sukzessive die eigens geschaffenen Obergefreiten ein die zu den Mannschaften zahlten Die Armelaufschlage waren mit gelber Tresse eingefasst ebenso die vertikale Knopfleiste unter dem Seitenschlitz des Aufschlags hier aber weniger reich als bei den Unteroffizieren Dazu die schwarz weisse Unteroffizierstroddel am Seitengewehr nicht aber den 1808 allgemein abgeschafften sog Korporalsstock der Unteroffiziere 6 Ab 1798 waren bei Bombardieren Unteroffizieren und Feuerwerkern auch die Schulterklappen mit Goldtresse eingefasst bei Bombardieren jedoch nicht der Kragen wie bei den vorherigen Die Schulterklappentresse entfiel allgemein 1808 7 Die Unteroffizier Sabeltroddel und Armeltressen wurden wahrscheinlich bis zur Abschaffung des Dienstgrades beibehalten wie eine AKO vom 21 April 1853 nahelegt Besagte AKO stellte die Operpioniere den Bombardieren gleich und gewahrte ihnen deren Abzeichen Von den Mannschaften und Unteroffizieren unterschieden sich die Bombardiere anfangs auch durch eine besondere Kopfbedeckung die 1731 eingefuhrt wurde eine mit schwarzem Wachstuch uberzogene und gelb beschlagene hohe Mutze nach Art der Fusiliere Das von 1787 bis 1798 vorgeschriebene Kaskett war bei den Bombardieren nach Art der Unteroffiziere mit Goldtresse eingefasst doch mit dem Puschel der Kanoniere 8 Seit Ende 1798 der einem Zweipitz ahnelnde Hut mit Tresseneinfassung der Unteroffiziere 9 doch vermutlich mit Seitenquasten und Puscheln der Mannschaften Ab 1808 der Tschako Czako der Mannschaften und ab Herbst 1842 den Helm mit Spitze seit 1844 mit Kugelspitze 10 Voraussetzung fur die Beforderung zum Bombardier waren im Jahre 1812 gute moralische Fuhrung Grosse mind 5 Fuss vier Zoll 1 67 m Alter zwischen 18 und 28 Jahren Lesen Schreiben und Rechnen bis zur Regeldetri Dreisatz Commonwealth Armeen BearbeitenBombardier abgekurzt Bdr und lance bombardier angekurzt LBdr oder L Bdr werden von der britischen Armee in der Royal Artillery und Royal Horse Artillery eingesetzt Auch in anderen Streitkraften des Commonwealth finden sich diese Range bis heute so z B in der Royal Australian Artillery der Royal New Zealand Artillery der South African Army Artillery und den Streitkraften von Malta In der Royal Canadian Artillery entsprechen die Range des master bombardier oder bombardier denen eines master corporal oder corporal Ursprunglich hatte die Royal Artillery nur corporals vergleichbar Unteroffizier OR 5 aber keine lance corporals vergleichbar Ober oder Hauptgefreiter OR 3 Im Gegensatz zu einem lance corporal war ein bombardier ein echter Unteroffizier Im Jahre 1920 wurde in der Royal Artillery der Dienstgrad corporal abgeschafft bombardiers wurden zum Aquivalent und erwarben die normalen zwei Chevrons Der Rang des lance bombardier entstand als Bezeichnung fur den Stellvertreter eines bombardier und wurde von einem einzelnen Chevron angezeigt Die Anrede wurde im Februar 1918 eingefuhrt und wurde ebenso wie lance corporal 1961 zu einem vollwertigen Rang Einzelnachweise Bearbeiten Wolfgang Pfeifer Etymologisches Worterbuch des Deutschen Ungekurzte durchgesehene Ausgabe 7 Aufl dtv Munchen 2004 S 157 Beutner Bd 1 1889 S 120 S 375 Justiz Ministerialblatt fur die preussische Gesetzgebung und Rechtspflege hrsg vom Bureau des Justiz Ministeriums zum Besten der Justiz Offizianten Wittwen Kasse sic 16 Jahrgang Berlin 1854 S 28 TRANSFELDT 1986 S 114 vgl Grosser Generalstab Preussische Heer 1812 Bd 1 1912 S 204 Jany Bd 1 1928 S 798 vgl Beutner Bd 1 1889 S 32 S 295 Zeichnung von Herbert Knotel in Merta Uniformierung 2001 S 92 vgl Beutner Bd 1 1889 S 70 Beutner Bd 1 1889 S 295 S 298Literatur BearbeitenFriedrich Wilhelm Beutner Die Koniglich Preussische Garde Artillerie insbesondere Geschichte des 1 Garde Feldartillerie Regiments und des 2 Garde Feldartillerie Regiments 2 Bde Verlag Mittler amp Sohn Berlin 1889 1894 Oskar Bluth Die preuss Bombardiermutze 1731 1781 in Zeitschrift fur Heereskunde 1953 Heft Nr 132 S 65 66 S 81 85 Curt Jany Geschichte der Koniglich Preussischen Armee bis zum Jahre 1807 4 Bde Berlin 1928 1933 Klaus Peter Merta Das Heerwesen in Brandenburg und Preussen von 1640 bis 1806 Die Uniformierung Aufnahmen von Jean Molitor Brandenburgisches Verlagshaus 2 Aufl Berlin 2001 ISBN 978 3 894880 17 0 Hans Peter Stein Oberstleutnant Hrsg TRANSFELDT Wort und Brauch in Heer und Flotte 9 uberarbeitete und erweiterte Auflage Spemann Stuttgart 1986 ISBN 3 440 81060 7 Das Preussische Heer im Jahre 1812 hrsg Grosser Generalstab Bd 1 Berlin 1912 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Bombardiere amp oldid 236522762