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Die Kleudelburg war ein Jagdschloss der Landgrafen von Hessen Darmstadt nordlich von Dodenau einem heutigen Stadtteil von Battenberg Eder im Landkreis Waldeck Frankenberg in Hessen An ihrer Stelle befindet sich heute ein 1884 erbautes Forsthaus mit Nebengebauden Die Kleudelburg Gemalde von Johann Georg Stockmar 18 Jhdt Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Geschichte 2 1 Bau und Nutzung 2 2 Ende 3 Heutiger Zustand 4 Literatur 5 Weblinks 6 Anmerkungen und EinzelnachweiseLage BearbeitenDie Kleudelburg befand sich auf 438 m Hohe im Dodenauer Forst am sudostlichen Abhang des Kleudelbergs etwa 5 km nordwestlich von Battenberg zwischen dem Kuhwiesenberg 536 m im Nordwesten und der Lindenhardt 469 m im Sudosten Von der Battenberger Oberstadt ist das heutige Forsthaus zu sehen 1 Die Kleudelburg war und ist noch immer auf drei Seiten von Wald umgeben nur nach Sudosten offnet sich der Blick auf Battenberg und in das Tal der Eder Geschichte Bearbeiten nbsp Das Gelande des Jagdschlosses in einer spateren Lithografie von 1850 C F Gunther und Jakob Meinrad Bayrer Bau und Nutzung Bearbeiten Die ausgedehnten Waldgebiete des hessischen Hinterlands bei Battenberg das 1627 an die Landgrafschaft Hessen Darmstadt gefallen war waren bekannt fur ihren Wildreichtum Um die Wende zum 18 Jahrhundert wahrend der Herrschaft von Landgraf Ernst Ludwig 1667 1739 begann auch in Hessen Darmstadt in Nachahmung des luxuriosen Lebensstils des franzosischen Konigshofs und Hochadels die hohe Zeit des hofischen Jagdwesens Ernst Ludwigs uberaus grosse Jagdleidenschaft kam in der Anlage von vielen neuen Jagdschlossern zum Ausdruck 2 Um 1703 wurde im Battenberger Forst dessen Rotwildbestand zu dieser Zeit als der beste in ganz Oberhessen galt etwa 1 5 km nordlich von Battenberg am Nordufer der Eder der Jagdhof Neu Jagersdorf die heutige Kroge erbaut In den Jahren 1721 22 erhielt der dazugehorige Jagdbezirk mit dem Bau des Jagdschlosses Kleudelburg etwa 3 km weiter nordwestlich sein Prunkstuck Baudirektor war Oberst Helfrich Muller 1686 1759 aus Giessen der fur viele Jagdhauser verantwortlich zeichnete Dabei wurde auch auf Bausubstanz in Neu Jagersdorf zuruckgegriffen so wurde im Juli 1722 ein dort abgebrochener Stall zur Kleudelburg gebracht und dort neu errichtet Die Kleudelburg basierte auf dem Konzept des Maison de plaisance einem Stil der ab dem 17 Jahrhundert in Frankreich entwickelt wurde Dazu gehorten die Lage in freier Natur die Auflosung des geschlossenen Baukorpers und die strikte Trennung der Wohngebaude von denen des Okonomiebereiches Ebenso typisch waren das franzosische Mansardwalmdach und die Vermeidung von sichtbarem Fachwerk Ahnlich dem Schloss Wolfsgarten oder dem Jagdschloss Monchbruch diente die Anlage der Parforcejagd die vom Landgrafen 1709 aus Frankreich eingefuhrt worden war Diese erforderte Jagdanlagen die fur Reiter und schnelle Ritte geeignet waren mit moglichst ebenem Gelande und vielen vom Schloss ausgehenden Schneisen Die im Laufe mehrerer Jahre noch bis 1732 erweiterte Anlage bestand aus einer Anzahl von Wohngebauden Stallungen Remisen und verschiedenen Nebengebauden Hauptbau war das Schloss selbst mit einem Hauptgeschoss auf dem Kellersockel und einem Dachgeschoss im Mansardwalmdach Hinzu kamen mehrere Kavalierhauser ein Jagdzeughaus zwei Marstalle sowie Kuche Waschhaus Schlachthaus Marketenderhauschen Wildbretshauschen Wachthaus Kohleschuppen Hundezwingerhaus usw Eine Pferdetranke befand sich im Tal unterhalb der Kleudelburg Der Kleudelburg etwa 4 bis 5 km westlich bis nordwestlich vorgelagert war eine Kette ehemals befestigter Schutz und Jagdhofe die bereits von Landgraf Philipp dem Grossmutigen auf der letzten Gebirgskette des Rothaargebirges auf hessischem Gebiet entlang der Grenze zur Grafschaft Sayn Wittgenstein Berleburg errichtet worden waren Zu diesen gehorten die heutigen Hofe Burbach Rudolfsgraben Burghelle Binsenbach und Fallgrube sowie das alte Zollgehoft Ohelle Die Landgrafen Ernst Ludwig und Ludwig VIII kamen im Abstand von jeweils einigen Jahren auf die Kleudelburg um dort insbesondere Rotwild zu jagen Ernst Ludwig kam im Oktober 1730 und im Oktober 1734 Ludwig VIII in den Jahren 1742 und 1747 3 Teilweise noch erhaltene Jagdsteine erinnern an von den Landesherren erlegte Kapitalhirsche und besonders prachtvolle Geweihe hangen heute im Jagdschloss Kranichstein in Darmstadt eine Leihgabe von dort befindet sich im Hinterlandmuseum in Biedenkopf Ende Bearbeiten Landgraf Ludwig IX hatte kein Interesse an der Jagd Auch war er sich dessen bewusst dass die hofische Jagd mit erheblichen Kosten verbunden war und dass insbesondere die Parforcejagd der Landwirtschaft erheblichen Schaden verursachte Aus diesem Grund und im Hinblick auf die zerrutteten Staatsfinanzen schaffte er nahezu unmittelbar nach seinem Regierungsantritt 1768 die Parforcejagd ab und leitete den Verkauf der meisten Jagdschlosser ein Unter anderem befahl er am 7 Oktober 1769 die inzwischen recht baufallig gewordene Kleudelburg zum Verkauf auf Abbruch freizugeben Das Mobiliar war entweder nach Darmstadt zu bringen oder zu verkaufen Die Tapeten die inneren Fenstervorhange das kupferne Kuchengeschirr und die englische Wanduhr sollten in Giessen bei der dortigen fur Oberhessen zustandigen Rentkammer abgeliefert werden Die Ofen wurden verkauft 4 Eine Anzahl der Gebaude wurde ab 1770 versteigert sorgfaltig abgebaut und an anderen Orten wieder aufgebaut Mehrere Hauser darunter zwei Marstallgebaude das fur 430 Gulden ersteigerte Haus mit den zwei Flugeln worinnen ehedem die furstlichen Livree Bedienten logierten und das Hundezwingerhauschen wurden von dem Stadthauptmann Stapp aus Biedenkopf gekauft und bei dem von ihm und dem Regierungsrat Klingelhofer 1773 gegrundeten Auhammer 5 einem Eisenhammerwerk in der Flussaue der Eder bei Battenberg neu errichtet eines dieser Gebaude steht dort noch heute 6 Das Jagdzeughaus wurde vom Grafen von Sayn Wittgenstein Berleburg gekauft und in Berleburg als Marstall aufgebaut Das Kavalierhaus auch Pagenwohnung wurde vom reitenden Forster Hartmann gekauft der es zu seinem Wohnhaus machte Das Kuchengebaude wurde als Wohnhaus in Dodenau aufgebaut Das Bedientenhaus und mehrere Wohnhauser wurden von Jacob Seipp aus Battenberg dem Kaufer der Kroge gekauft und auf der Kroge verwendet Der Uberlieferung nach schenkte Landgraf Ludwig VIII den Hauptbau von Kleudelburg dem fur den Kupferbergbau im Ittertal verantwortlichen Oberberginspektor Ludwig Balthasar Muller 1746 in Thalitter der es im dortigen Meierhof als das Grosse Haus wieder errichten liess 6 Dies berichtet z B C F Gunther in seinem 1853 erschienenen Werk Bilder aus der Hessischen Vorzeit 7 Allerdings heisst es beim Geschichtsverein Itter Hessenstein dass das Grosse Haus nicht von der Kleudelburg ins Ittertal versetzt sondern nach dendrochronologischen Untersuchungen bereits 1679 mit Holz aus jener Zeit 8 und in Thalitter fur Georg III von Hessen Darmstadt zu Itter erbaut worden sei In der Tat passt das Grosse Haus stilistisch nicht zu dem ab 1721 errichteten Gebaudeensemble von Kleudelburg und der Kaufbrief aus dem Jahre 1718 weist eindeutig aus dass es zu diesem Zeitpunkt bereits in Thalitter stand Als Landgraf Ernst Ludwig 1719 das Bergwerk in Thalitter besuchte wohnte er in diesem Haus Es ist moglich aber angesichts seiner Grosse wenig wahrscheinlich dass das Haus vor dem 1721 beginnenden Ausbau der Kleudelburg zum grossen Jagdhof dort stand aber dann wegen der wirtschaftlich bedeutenden Entwicklung im Ittertal nach Thalitter transferiert und einem finanziell eintraglicheren Zweck zugefuhrt wurde Heutiger Zustand BearbeitenDie letzten Gebaude wurden soweit sie nicht bereits verfallen waren 1779 auf Abbruch verkauft In der Mitte des 19 Jahrhunderts bestand an der Stelle des einstigen Jagdschlosses ein Bauernhof mit einstockigem Wohnhaus aus Holz einer Scheune mit Stallung einem Brunnen und einem Backhaus Heute sind von der ursprunglichen Anlage nur noch der Brunnen sowie unter der im Jahre 2004 renovierten Scheune ein Wildkeller mit Tonnengewolbe erhalten Das heutige Forsthaus wurde 1884 erbaut Der 2009 eingeweihte etwa 12 km lange Wanderweg Lindenhardt in Dodenau Markierung gelbes L auf blauem Spiegel Gehzeit ca 3 Stunden fuhrt vom Wildgehege Dodenau hoch zur Kleudelburg dann an einem Hirschstein vorbei hinab ins Edertal und wieder zuruck auf den Bergrucken von Dodenau 9 51 0437 8 5898 Koordinaten 51 2 37 N 8 35 23 OLiteratur BearbeitenC F Gunther Bilder aus der Hessischen Vorzeit Jonghaus Darmstadt 1853 S 212 215 und Tafel XVIII S 509 Jens Friedhoff Burgen Schlosser und Adelssitze im Hessischen Hinterland Herausgeben vom Hinterlander Geschichtsverein 2018 S 171 Klaus Bohme Jagd und Jagdbauten der Landgrafen von Hessen Darmstadt im ehemaligen Amt Battenberg Battenberger Geschichtsblatter Nr 39 Geschichtsverein Battenberg Battenberg 2013Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Kleudelburg Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Jagdschloss Kleudelburg Gemeinde Battenberg Eder Burgen Schlosser Herrenhauser Stand 23 Oktober 2018 In Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen LAGIS Hessisches Institut fur Landesgeschichte abgerufen am 25 Februar 2019 Geschichte von Dodenau und Umgebung Waldgeschichte im Forstamt Frankenberg C F Gunther Bilder aus der Hessischen Vorzeit Tafel XVIII Die Kleudelburg Bild der KleudelburgAnmerkungen und Einzelnachweise Bearbeiten Heutige Ansicht von der Battenberger Oberstadt Die Ausgaben dafur und fur die Jagd selbst waren so belastend dass der Landgraf von seiner Beamtenschaft und von Theologen gezwungen wurde die Parforcejagd 1718 aufzugeben Gunther Bilder aus der Hessischen Vorzeit S 213 Gunther Bilder aus der Hessischen Vorzeit S 214 Das Hammerwerk Auhammer wurde 1773 von dem Salzinspektor und Regierungsrat Friedrich Christian Klingelhofer und dem Posthalter Gastwirt und Stadthauptmann Philipp Andreas Stapp beide aus Biedenkopf gegrundet a b Webseite Gemeinde Dautphetal Burgen und Jagdschlosser Kleudelburg Memento vom 12 Mai 2005 im Internet Archive Abgerufen am 8 Februar 2016 C F Gunther Bilder aus der Hessischen Vorzeit Jonghaus Darmstadt 1853 S 212 215 Uber Hintergrunde des Kupferbergbaus im Ittertal bei HNA de 17 September 2010 Eroffnung neuer Premiumwanderwege im Ederbergland Memento vom 1 Marz 2013 im Internet Archive Burgen und Schlosser in Hessen im Landkreis Waldeck Frankenberg Burg Adorf Residenzschloss Arolsen Neues Schloss Arolsen Aulesburg Burg am Backofen Alte Burg Battenberg Neuburg Battenberg Schloss Bergheim Burg Braunsen Burg Bring Burg Brobeck Burg Buhlen Schloss Christiansburg Burg Deisfeld Ehrenburg Burg Eifa Schloss Eilhausen Burgruine Eisenberg Wasserburg Ellershausen Burg Esbeck Burg Eschenbeck Fetzgesburg Burg Freienhagen Schloss Friedrichstein Jagdschloss Friedrichsthal Burg Freundetrost Burg Furstenberg Burg Furstenstein Burg Gemunden Wohra Burggut Gemunden Wohra Junkernhof Gemunden Wohra Burg Geppenhagen Wasserschloss Gershausen Burg Goddelsheim Burgring Goddelsheim Grosses 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