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Neu Jagersdorf auch die Kroge genannt war ein ab 1703 angelegtes herrschaftliches Jagdschloss und Jagdlager der Landgrafen von Hessen Darmstadt etwa 1 5 km nordlich von Battenberg Eder im Landkreis Waldeck Frankenberg in Hessen Bild von Johann Georg Stockmar betitelt Ansicht von Neujagersdorf der Kroge bei Battenberg Mitte 18 Jh 1 Inhaltsverzeichnis 1 Baugeschichte 2 Die Anlage 2 1 Detaillierter Anlageplan 3 Geschichte 4 Heutiger Zustand 5 Literatur 6 Weblinks 7 Anmerkungen und EinzelnachweiseBaugeschichte BearbeitenDie ausgedehnten Waldgebiete des hessischen Hinterlands das 1627 an die Landgrafschaft Hessen Darmstadt gefallen war waren bekannt fur ihren Wildreichtum 2 Um die Wende zum 18 Jahrhundert wahrend der Herrschaft von Landgraf Ernst Ludwig 1667 1739 begann auch in Hessen Darmstadt in Nachahmung des luxuriosen Lebensstils des franzosischen Konigshofs und Hochadels die hohe Zeit des hofischen Jagdwesens Ernst Ludwigs uberaus grosse Jagdleidenschaft kam in der Anlage von vielen neuen Jagdschlossern zum Ausdruck 3 Im Jahre 1703 begann man im Battenberger Forst dessen Rotwildbestand zu dieser Zeit als der beste in ganz Oberhessen galt etwa 1 5 km nordlich von Battenberg am Nordufer der Eder im Auftrag von Landgraf Ernst Ludwig mit dem Bau des Jagdhofs Neu Jagersdorf der sogenannten Kroge Die Anlage BearbeitenDie Anlage nur etwa 100 m vom orografisch linken an dieser Stelle nordostlichen Ederufer entfernt war architektonisch eigenartig eher einem militarischen als einem jagdlichen Anwesen entsprechend Der Jagdhof eine quadratische Anlage von 460 Fuss 132 5 m Seitenlange 4 die ringsum von einem Wall mit Brustwehr und einem 20 Fuss 5 75 m breiten Wassergraben umgeben war hatte drei Zugange jeweils mit einer Brucke uber den Graben Die Bebauung war vollkommen symmetrisch siehe den Grundriss der Anlage 5 und alle Gebaude 5 insgesamt 44 an der Zahl waren einstockig und aus Backstein mit schiefergedeckten Mansardwalmdachern und Dachgauben An den vier Langsseiten des Areals standen jeweils zwei elf Fensterachsen lange Bauten an der Nordostseite das Wohngebaude fur die Herrschaft und daneben das fur die fremde Herrschaft an der Nordwest und der Sudostseite jeweils ein Wohn und Speisegebaude fur Bediente und ein Pferdestall und an der der Eder zugewandten Sudwestseite zwei weitere Stallungen An jeder der vier Ecken stand ein quadratisches Haus die Kuche und die Logierung fur Grafen an der Nordostseite das Wohnhaus fur den Oberforster und das Backhaus an der Sudwestseite Um die Hofmitte lagen an allen vier Seiten zwei Reihen von kleineren Bauten insgesamt 32 12 im inneren Ring 20 im ausseren alle von gleicher Grosse und mit quadratischem Grundriss 5 Gaste und Wirtschaftshauschen Kanzlei und Silberkammer Waschhauser Wildbretwaage sowie Unterkunfte fur die Jagdbediensteten Offiziere Wachen den Hofprediger und den Leibarzt Uber die Eder wurde eine Brucke gebaut so dass man auf beiden Seiten des Flusses jagen konnte Detaillierter Anlageplan Bearbeiten Im Einzelnen bestand die Bebauung aus folgenden Gebauden ob alle geplanten Gebaude tatsachlich gebaut wurden ist nicht gesichert und man nimmt eher an dass die Anlage nie ganz fertiggestellt wurde An der Nordostseite die als einzige ohne Einfahrt und Brucke uber den Graben war befanden sich 1 das herrschaftliche Wohngebaude und links westlich daneben 2 das baugleiche Wohngebaude fur fremde Herrschaften Beide hatten eine Grundflache von 90 40 Fuss 26 11 5 m mit elf achsiger Langsseite zehn Fenster und ein Mittelportal und funf achsigen Giebelseiten Das Dachgeschoss war auf beiden Seiten durch neun Gauben gegliedert Im Erdgeschoss befanden sich um den grossen Vorsaal mit dem Portal vier Fenstern und Kamin gruppiert insgesamt elf Raume davon vier mit Kaminen Das Dachgeschoss uber zwei Treppenaufgange beiderseits des Vorsaals zu erreichen enthielt Raumlichkeiten fur Dienstpersonal und Vorrate An der Nordostecke der Anlage neben dem herrschaftlichen Wohnhaus stand 3 die Kuche Sie hatte wie alle vier Eckgebaude einen quadratischen Grundriss von 40 Fuss 11 5 m Seitenlange und war auf allen vier seiten funf achsig Das Mansardwalmdach war auf jeder Seite von drei Gauben durchbrochen An der Nordwestecke neben dem Wohnhaus fur fremde Herrschaften stand 4 das Logierhaus fur Grafen ausserlich baugleich mit dem Kuchenhaus mit funf Zimmern davon zwei mit Kamin im Erdgeschoss An das Kuchengebaude entlang der Ostseite anschliessend befand sich 5 eines der beiden 90 40 Fuss 26 11 5 m grossen Wohn und Speisehauser fur die Bedienten ausserlich baugleich mit den herrschaftlichen Wohnhausern Daran schloss sich nach Suden 6 das erste von vier grossen Stallgebauden an Es war 86 40 Fuss 24 8 11 5 m gross und enthielt Stallungen fur 42 Pferde sowie Unterkunfte fur die Pferdeknechte und Raume fur Zaumzeug Futtermittel usw im Dachgeschoss Zwischen Bedienstetenhaus und Stallung fuhrte eine 18 Fuss 5 2 m breite Einfahrt mit Brucke uber den Wassergraben in den Jagdhof Diese Seite des Jagdhofs wurde in der Sudostecke durch das Backhaus abgeschlossen das wiederum dem Kuchenhaus ausserlich baugleich war Dem Backhaus westlich benachbart folgten an der Sudwestseite der Anlage 8 und 9 zwei baugleiche Stallungen von jeweils 90 40 Fuss 26 11 5 m Grosse mit je 44 Pferdeboxen Ausserlich waren sie Spiegelbilder der beiden herrschaftlichen Wohnhauser auf der Gegenseite Zwischen den beiden fuhrte ein schmaler nur 6 Fuss 1 73 m breiter Zugang mit Brucke aus dem Hof Die Sudwestecke schliesslich wurde vom 10 Wohnhaus des Oberforsters eingenommen das ausserlich wiederum dem Grafenhaus glich Entlang der Nordwestseite folgten dann wieder 11 eine Pferdestallung mit 42 Boxen und 12 ein zweites Wohn und Speisehaus fur Bedienstete beide die genauen Gegenstucke zu den Bauten auf der gegenuberliegenden Hofseite Auch hier fuhrte eine 18 Fuss 5 2 m breite Einfahrt zwischen Bedienstetenhaus und Stallung in den Jagdhof Den Abschluss dieser Hofseite bildete 4 das Logierhaus fur Grafen Die 32 kleineren Gebaude im Inneren der Hofanlage massen alle 18 Fuss 5 2 m im Quadrat und waren jeweils 18 Fuss von ihren Nachbargebauden entfernt Sie umstanden in zwei Reihen einen freien Platz von 90 Fuss Seitenlange in der Mitte Diese Hauschen waren 1 das Waschhaus fur herrschaftliche Wasche 2 das Waschhaus fur gemeine Wasche 3 und 4 zwei Logierhauschen fur einen Korporal und sechs Garde Reiter 5 und 6 zwei Logierhauser fur Jagerburschen 7 8 und 9 drei Hauschen fur unbestimmte Zwecke 10 das Schlachthaus 11 und 12 zwei Logierhauschen fur fremde Lakaien 13 und 14 zwei Wachhauschen fur das Corps de Garde 15 und 16 zwei Logierhauschen fur herrschaftliche Lakaien 17 ein Logierhaus fur Kuchenpersonal 18 das Logierhaus fur die Trompeter 19 und 20 zwei Logierhauser fur die hoheren Offiziere 21 das Logierhaus fur den Kuchenmeister und den Schreiber 22 die Silberkammer fur das Tafelbesteck 23 ein Logierhauschen fur zwei Buchsenspanner 24 das Logierhaus fur den Hofprediger 25 die Kanzlei 26 ein zweites Logierhaus fur herrschaftliche Lakaien 27 die Wildbretwaage 28 bis 31 vier Logierhauschen fur Kavaliere und 32 das Logierhauschen fur den Leibarzt Jedes Logierhauschen hatte ein Zimmer ein Kabinett und einen Abtritt Geschichte BearbeitenLandgraf Ernst Ludwig Regent von 1668 bis 1739 und sein Sohn Ludwig VIII hielten sich mehrfach in Neu Jagersdorf auf aber mit dem 1721 22 begonnenen Bau des Jagdschlosses Kleudelburg nur etwa 3 km weiter nordwestlich begann bereits die allmahliche Vernachlassigung von Neu Jagersdorf Eines der Stallgebaude wurde schon im Juli 1722 abgebrochen und auf der Kleudelburg wieder errichtet Andere Gebaude wurden in der Folgezeit ebenfalls abgebrochen oder waren nie fertiggestellt worden Beim Regierungsantritt des Landgrafen Ludwig IX im Jahre 1769 waren nur noch 28 der kleinen Gebaude Teile der Stallungen und das Oberforsterhaus erhalten Er befahl 1770 ihren Verkauf zum Abbruch Der Ratsschoffe Seipp aus Battenberg kaufte die verbliebene Anlage fur 600 Gulden verausserte einen Teil der Hauschen als Wohngebaude und installierte auf dem Gelande eine Fabrik fur die er auch noch mehrere Gebaude von der ebenfalls zum Abbruch versteigerten Kleudelburg hinzukaufte und auf die Kroge versetzen liess Er verkalkulierte sich jedoch und musste 1784 den Teil den er nicht weiterverkauft hatte zur Begleichung seiner restlichen Kaufschulden der landgraflichen Regierung zuruckgeben Die zwolf noch verbliebenen Hauschen und Teile der Stallgebaude wurden dann 1788 89 weiterverkauft 1830 bestand auf dem Gelande des einstigen Jagdhofes nur noch eine kleine Siedlung mit 13 Hausern und 62 Einwohnern 1850 waren es nur noch vier Hauschen eins davon im Besitz der Zigeunerfamilie Ludwig deren Vorfahre den Landgrafen Ludwig VIII vor einem Mordanschlag gewarnt und dafur Haus und Wohnrecht in der Kroge erhalten haben soll Heutiger Zustand BearbeitenDie Kroge ist heute ein kleiner zu Battenberg gehoriger Weiler unmittelbar ostlich der L 3382 die dort dem Edertal folgend von Battenfeld nach Dodenau verlauft Der quadratische Grundriss und Konturen der Umwallung sind noch heute erkennbar 51 02845 8 6363 Koordinaten 51 1 42 N 8 38 11 OLiteratur BearbeitenC F Gunther Bilder aus der Hessischen Vorzeit G Jonghaus Darmstadt 1853 S 209 212 Gisela Siebert Jagdhauser der Landgrafen von Hessen Darmstadt auf Bildern des 18 und 19 Jahrhunderts Darmstadt 2000 S 49 Jens Friedhoff Burgen Schlosser und Adelssitze im Hessischen Hinterland Herausgeben vom Hinterlander Geschichtsverein 2018 S 186 Klaus Bohme Jagd und Jagdbauten der Landgrafen von Hessen Darmstadt im ehemaligen Amt Battenberg Battenberger Geschichtsblatter Nr 39 Geschichtsverein Battenberg Battenberg 2013Weblinks BearbeitenJagdschloss Neu Jagersdorf Gemeinde Battenberg Eder Burgen Schlosser Herrenhauser Stand 1 Oktober 2018 In Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen LAGIS Hessisches Institut fur Landesgeschichte abgerufen am 25 Februar 2019 Ansicht von Neujagersdorf der Kroge bei Battenberg 18 Jahrhundert Historische Ortsansichten Plane und Grundrisse Stand 3 April 2007 In Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen LAGIS Hessisches Institut fur Landesgeschichte abgerufen am 15 November 2012 Ansicht und Grundriss vom Neujagersdorf der Kroge bei Battenberg 18 Jahrhundert Historische Ortsansichten Plane und Grundrisse Stand 3 April 2007 In Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen LAGIS Hessisches Institut fur Landesgeschichte abgerufen am 15 November 2012 Anmerkungen und Einzelnachweise Bearbeiten Einige der grosseren Gebaude entlang der Sud und Westseite sind entweder bereits wieder abgerissen oder waren nie errichtet worden Webseite Gemeinde Dautphetal Burgen und Jagdschlosser Kleudelburg Memento vom 12 Mai 2005 im Internet Archive Abgerufen am 8 Februar 2016 Die Ausgaben dafur und fur die Jagd selbst waren so belastend dass der Landgraf von seiner Beamtenschaft und von Theologen gezwungen wurde die Parforcejagd 1718 aufzugeben 1 Darmstadter Fuss 28 814 cm a b c Ansicht und Grundriss vom Neujagersdorf der Kroge bei Battenberg 18 Jahrhundert Historische Ortsansichten Plane und Grundrisse In Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen LAGIS Burgen und Schlosser in Hessen im Landkreis Waldeck Frankenberg Burg Adorf Residenzschloss Arolsen Neues Schloss Arolsen Aulesburg Burg am Backofen Alte Burg Battenberg Neuburg Battenberg Schloss Bergheim Burg Braunsen Burg Bring Burg Brobeck Burg Buhlen Schloss Christiansburg Burg Deisfeld Ehrenburg Burg Eifa Schloss Eilhausen Burgruine Eisenberg Wasserburg Ellershausen Burg Esbeck Burg Eschenbeck Fetzgesburg Burg Freienhagen Schloss Friedrichstein Jagdschloss Friedrichsthal Burg Freundetrost Burg Furstenberg Burg Furstenstein Burg Gemunden Wohra Burggut Gemunden Wohra Junkernhof Gemunden Wohra Burg Geppenhagen Wasserschloss Gershausen Burg Goddelsheim Burgring Goddelsheim Grosses Haus Thalitter Burg Grimmenstein Burg Hartenstein Burg Hatzfeld Burg Helmighausen Burg Hessenstein Hockelsburg Haus 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